Es gibt Fragen, die kommen quasi jedem, der eine Gruppe gründen möchte, und dies zum ersten Mal macht. Wir haben hier die häufigsten notiert, und Antworten hinzugefügt. Sollte deine Frage nicht dabei sein, schick uns eine email an dash@angstselbsthilfe.de oder rufe uns während der Telefonzeit an. Wir vervollständigen die Liste dann Stück für Stück, damit es so einfach wie möglich wird, eine Gruppe zu gründen:
Rechtliches
Ich möchte eine Selbsthilfegruppe gründen, habe aber die Befürchtung, dass ich den Verwaltungsaufwand neben meiner Berufstätigkeit nicht bewältigen kann. Mit welchem Aufwand muss ich rechnen? Im Grunde hast du keinen Verwaltungsaufwand im engeren Sinne. Das tolle an Selbsthilfe ist ja, dass es im Prinzip relativ schnell und einfach zu organisieren ist. Unser Gründer hat 1989 in München einfach eine Anzeige in die Lokalzeitung gesetzt und die ersten Treffen in seinem Wohnzimmer organsiert. Um eine Selbsthilfegruppe zu gründen braucht es einen geeigneten Raum für die Treffen (Wohnzimmer würden wir heute nicht mehr empfehlen) Bei digitaler Selbsthilfe kann das auch eine Videokonferenz sein. Dann setzt du noch einen Termin und eine Uhrzeit fest und suchst Interessent:innen die mitmachen (mehr als 6 wären empfehlenswert). Unterstützung findest du bei Selbsthilfekontaktstellen (www.nakos.de oder bei uns). Verwaltungsaufwand kommt eigentlich erst hinzu, wenn man Fördergelder beantragt und/oder einen Verein gründet.
Gibt es eine Checkliste oder einen Schritt-für-Schritt Plan für die Gründung? Auf unserer Website erklären wir den Prozess in insgesamt fünf Videos. Zusätzliches Material steht dort zum Download bereit.
Muss ich einen Verein gründen oder ist eine andere Rechtsform sinnvoll oder sogar vorgeschrieben? Nein, im Gegenteil, man das ganz unkompliziert und informell angehen und sich einfach als Gruppe treffen.
Darf ich einen Beitrag erheben und wenn ja in welcher Höhe? Wem „gehört“ dieses Geld? Ein Beitrag wird bei Selbsthilfegruppen i.d.R. nicht erhoben. Eine Ausnahme von der Regel könnte darstellen, wenn man gemeinschaftlich die Kosten für eine Raummiete der Gruppe trägt. Dann würde ein:e Ansprechpartner:in der Gruppe das Geld treuhänderisch und für den gemeinsam vereinbarten Zweck (in diesem Fall die Raummiete) verwenden. Weitere Ausnahmen können sein, wenn man gemeinsam einen Referenten oder ein Sommerfest der Gruppe finanzieren möchte. Wichtig ist, dass Einnahmen und Ausgaben der Gruppe transparent besprochen werden. Bei institutionalisierter Selbsthilfe, wie der Angst-Hilfe München e.V., die auch ein hauptamtliches Team im Hintergrund der Gruppen beschäftigen, gibt es monatliche Gruppenbeiträge.
Brauche ich ein eigenes Konto? Nein, anfangs sicher nicht. Wenn die Gruppe regelmäßig Unternehmungen macht, die etwas kosten, kann es aber schon Sinn machen, dafür ein Konto einzurichten.
Muss ich einen behördlichen Antrag stellen und wenn ja, welche Behörde ist zuständig? Nein. Selbsthilfe kann ganz informell organisiert werden.
Welche Versicherungen muss ich abschließen und wer bezahlt diese? Keine.
Brauche ich einen Kassenwart? Nur wenn du einen Verein gründest.
Wie kann ich den Datenschutz sicherstellen? Wer ist verantwortlich? Datenschutz ist ein sehr wichtiges Thema. Viele Selbsthilfekontaktstellen bieten dazu umfassende Informationen an. Mustervereinbarungen zum Datenschutz stellen die Selbsthilfekontaktstellen auf Ihren Websites bereit. Zum Beispiel auf der SEite der SeKo Bayern. Die SEKO Bayern hat zudem einen Praxisleitfaden „Datenschutz in der Selbsthilfe“ Grundlagen und Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung veröffentlicht. Die Broschüre kann direkt beim Verlag als Sammelbestellung ab 5 Stück zu 2,00 Euro pro Stück zuzüglich Porto und Versand bezogen werden. Auch das Netzwerks Selbsthilfe Bremen-Nordniedersachsen e.V. bietet hierzu Informationen an.
Gewinnung von Gruppenmitgliedern
Wie und wo finde ich Gleichgesinnte? Ich möchte keine „falschen“ Leute anlocken. Über meine privaten Social-Media-Konten möchte ich keinen Aufruf starten, da ich mich nicht auf so großer Bühne outen möchte. Als erstes würde ich mich bei der lokalen Selbsthilfekontaktstelle erkundigen, ob da schon andere Interessent:innen bekannt sind. Dann kannst du – die Gruppensuche der DASH nutzen – einen kurzen Artikel für die daz.digital schreiben – uns einen Post für die Facebookseite der DASH schicken
Natürlich kann man auch in lokalen Zeitungen eine Anzeige unter Chiffre aufgeben. Wichtig ist dabei möglichst genau zu beschreiben, worum es dir geht. Zum Beispiel eine reine Angststörungsgruppe oder Angst und Depression? Im Umkehrschluss kann man auch andere Erkrankungen ausschließen: “Bitte keine Suchtkranken oder Psychotiker”. Das mag erstmal sehr direkt und ausgrenzend wirken. Aber ein Wirkfaktor in der Selbsthilfe ist, dass man sich über das gleiche Thema austauscht.
Können Interessierte einfach kommen und gehen? Oder muss man sich für länger „verpflichten“? I.d.R. ist Selbsthilfe ein freiwilliges Angebot. Jeder kann also solange teilnehmen wie er/sie möchte. Meistens bedarf es aber schon ein paar Treffen, um überhaupt einschätzen zu können, ob es zu einem unterstützenden Angebot werden kann. Als hilfreich hat sich auch erwiesen, vorher mit Interessenten ein kurzes Gespräch zu führen und zu prüfen, ob die Gruppe auch das passende Angebot ist. Je nach Gruppen- und Moderationsmodell, übernimmt diese Aufgabe der/die Gruppenleiter:in, Gruppensprecher:in oder jemand anderes aus der Gruppe.
Werde ich unangenehme Teilnehmende wieder los? Können Konflikte in der Gruppe dauerhaft nicht konstruktiv gelöst werden und/oder bricht jemand eklatant die vereinbarten Regeln, dann kann die Gruppe oder auch ein/e ernannte Gruppenleitung, Teilnehmer:innen aus der Gruppe ausschließen. Wichtig ist hierbei die Gruppe in die Entscheidung mit einzubeziehen. Wird die Entscheidung von einer Mehrheit der Gruppe nicht getragen und/oder verstanden bzw. von der betreffenden Person nicht akzeptiert, dann sollte sich dringend Hilfe von außen geholt werden. Fragt bei Eurer nächsten Selbsthilfekontaktstelle an, die haben ggf. eine/n Mediator:in oder kennen jemanden, der Euch da beraten und begleiten kann. Diese Möglichkeit könnt Ihr natürlich auch schon früher nutzen, wenn das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist.
Wie lange bleiben Teilnehmende üblicherweise in einer Gruppe? Ganz unterschiedlich, von wenigen Wochen bis hin zu mehr als 10 Jahren. Im Durchschnitt aber ca. 3 Jahre.
Was, wenn ein Teilnehmer Probleme macht? Geht den Konflikten nicht aus dem Weg. Sprecht in der Gruppe an, was das Verhalten des/der Anderen bei Euch auslöst. Geht es anderen in der Gruppe auch so bzw. wie empfinden sie das Geschehen? Vielleicht entsteht aus diesem Impuls ein klärender Prozess.
Ich möchte eine Gruppe nur für Frauen gründen. Darf ich das? Klar.
Wie erfahren andere von meiner Gruppe? Soll ich dafür Werbung machen? Mit welchen Kosten muss ich rechnen? Es gibt viele Möglichkeiten kostenlos für eine Gruppe zu „werben.“ Über die lokale Selbsthilfekontaktstelle, über die Deutsche Angst-Hilfe e.V., über Soziale Medien.
Ist es sinnvoll, Gruppenmitglieder von zuhause abzuholen, wenn sie aufgrund ihrer starken (sozialen) Ängste das Haus nicht mehr verlassen bzw. alleine keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können? Wenn es das Ziel verfolgt, dass dieses Gruppenmitglied den Weg in absehbarer Zeit auch alleine bewältigen kann: klares Ja. Wenn dadurch neue Abhängigkeiten entstehen, eher nicht.
Gibt es eine Checkliste oder einen Schritt-für-Schritt Plan für den Ablauf eines Treffens? Wir kalkulieren gern mit ca. 2 h, die wie folgt ablaufen: Blitzlicht – Themenfindungsrunde – Ein Thema nach dem Anderen – ggf. eine Pause zwischendurch – Abschlussblitzlicht.
Kann ich die Treffen (vorerst) in meiner eigenen Wohnung durchführen? Oder reihum bei den verschiedenen Gruppenmitgliedern? Das kann man machen. Um eine möglichst konzentrierte (Arbeits-)Atmosphäre herzustellen, eignet sich aber ein neutraler und gleichbleibender Raum erfahrungsgemäß besser.
Ist es möglich, dass sich zwei Personen die Moderation einer Gruppe teilen? Alleine traue ich es mir nicht zu. Ja.
Werden die Treffen protokolliert oder muss ich mir als Gruppenleitung Aufzeichnungen machen, damit ich bei einem Folgetreffen gezielt nachfragen kann? Nein, im Gegenteil, i.d.R. werden Inhalte der Treffen nicht aufgezeichnet.
Bin ich als Gruppenleitung/Moderator für die anderen Mitglieder verantwortlich? Nein, du stellst nur für den Rahmen her. In Selbsthilfegruppen steht die Selbstverantwortung jedes Einzelnen ganz oben. Wenn du dich unsicher fühlst, was dich erwartet, kannst du gern an einer unserer Schulungen teilnehmen. Informationen zur Buchung, Terminen und Inhalten findest du in unserem Shop.
Wen kann ich im Notfall kontaktieren, z.B. wenn es Probleme innerhalb der Gruppe gibt? Am besten erkundigst du dich bei deiner Selbsthilfekontaktstelle.
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