Macht | 10. Juli 2021
Liebe Leser:innen,
wer sich durchsetzen will, spricht ein Machtwort. Wir kennen die Macht der Gewohnheit und fürchten die dunkle Seite der Macht. „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht“, wird der ehemalige US-Präsident Abraham Lincoln zitiert.
Macht im Allgemeinen ist die Fähigkeit, etwas zu tun oder zu sein. Die Fähigkeit, die Führung über eine oder mehrere Personen zu haben und diese zu beeinflussen. Macht verbinden wir mit Herrschaft, Stärke und Einfluss und sie bringt unsere wahre Natur zum Vorschein. Es gibt viele verschiedenen Arten von Macht. Lehrer haben Macht über ihre Schüler. Eltern haben Macht über ihre Kinder. Vorgesetzte haben Macht über ihre Angestellten. Und allem voran die Politik und die Politiker. An erster Stelle treten sie durch das Ringen um Macht in Erscheinung. So gesehen treffen wir in allen Bereichen des Lebens auf soziale Macht.
Darüber hinaus dürfen wir die Macht der Worte nicht unterschätzen. Denn sie können liebevoll und zugleich zerstörerisch sein. Deshalb sollten wir gut überlegen, welche Worte wir aussprechen. Denn unüberlegte Worte können eine Menge Schaden verursachen. Worte können so stark sein, dass es nicht viele von ihnen braucht, um tiefes Glück oder tiefe Traurigkeit in jemandem hervorzurufen. Wir alle kennen toxische, manipulative Menschen, die ihre Worte auf eine bestimmte Weise nutzen, um zu bekommen, was sie wollen. Doch Worte sind nicht nur machtvoll, wenn sie verletzten. Es gibt auch die Kraft der liebevollen Worte. Sie bringen Mitgefühl, Liebe und Großzügigkeit zum Ausdruck. Auch verbinden sie Schönheit, Freundschaft, Solidarität und viele andere wunderbaren Dinge, durch die Sprache der Liebe. Denn gibt es etwas Schöneres als liebevollen Menschen zu sagen, wie viel sie uns wert sind?
Wir haben wieder allerlei Interessantes für Euch zusammengetragen: Laura schildert, welche Auswirkungen die Macht über ihre Gedanken hat, während Tina die Ausmaße und die daraus resultierenden Folgen eines machtvollen Gefühls beschreibt. Und Anne klärt uns politisch über die Macht der Mächtigen auf.
Im Schwarzbrot führt angstfrei.news ein vielversprechendes und lesenswertes Interview mit der sympathischen Physikerin und Psychologin Dagmar Birk. Sie unterstützt Menschen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Charmant und ehrlich beantwortet sie jede unserer Fragen.
Spannend geht es auch direkt in unserem Nachrichtenteil weiter. U.a. lest ihr, welche weiteren Corona-Varianten sich in Europa ausbreiten und welcher staatliche Druck in Russland auf Ungeimpfte ausgeübt wird.
Auch unsere Playlist kommt diese Woche nicht zu kurz, ganz im Gegenteil! Diese Woche steckt sie voller Power.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim stöbern und hoffen, dass Ihr nicht all zu viel Regenwetter abbekommt. Und falls doch, dann schnappt Euch einen Schirm … I’m singing in the rain …
Tina und das Team von angstfrei.news
Ganz wichtig: Was meint ihr zum neuen Konzept und zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.
Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com, oder über Instagram.
Die gute Nachricht der Woche
58% erstgeimpft, 41% vollständig in Deutschland geimpft
Die Impfquote steigt weiter. 41,5 Prozent der Bundesbürger:innen sind bereits vollständig geimpft. In der Altersgruppe 60+ liegt die Impfquote bei knapp 70 Prozent. Insgesamt 57,9 Prozent der Deutschen wurden bereits mindestens einmal geimpft, in der Altersgruppe 60+ liegt die Quote bei über 80 Prozent. Im Juni wurden täglich zwischen knapp 80.000 und rund 600.000 Dosen verimpft. In den meisten Fällen wurde der Impfstoff von BioNTech Pfizer verabreicht (68,8%), gefolgt von AstraZeneca (18,96%) und Moderna (8.122%). Die höchste Zahl Erstgeimpfter Menschen lebt in Bremen, mit 45 Prozent verzeichnet Sachsen den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohner:innen.
Laut RKI wird bis Herbst eine Impfquote von mindestens 75 Prozent benötigt, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Das langfristige Ziel von RKI und Bundesgesundheitsministerium ist eine Impfquote von 85 Prozent.
→ RKI
→ Welt
Schwarzbrot Interview: ,,Ein positives Ziel, das uns ein Lächeln ins Gesicht bringt’’
Dagmar Birk ist Physikerin und Psychologin. Mittlerweile unterstützt sie als Coach und Beraterin Menschen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Wie treffen wir Entscheidungen in Umbruchsituationen? Und wie gehen wir dabei mit Stress so konstruktiv und positiv wie möglich um? Über diese und weitere spannende Themen haben wir mit ihr im Interview gesprochen.
angstfrei.news: Hallo Frau Birk, ,,Chancen erkennen – Wandel gestalten ‘‘ so lautet das Motto Ihrer Arbeit. Ganz allgemein gefragt: Wie erkennt man Chancen?
Birk: Indem man bei der Betrachtung der Dinge möglichst viele unterschiedliche Perspektiven einnimmt und dabei den Blick aufs Positive lenkt. Dabei helfen vor allem immer wieder neue Gespräche mit Menschen, die über eine etwas andere Denkweise verfügen als man selbst.
angstfrei.news: Und wie lässt sich Wandel gestalten?
Birk: Man muss die Veränderung selbst proaktiv einleiten. Dabei müssen zunächst sehr häufig kleine Schritte unternommen werden, die anfangs vielleicht gar nicht als Veränderungschancen erkannt werden.
angstfrei.news: Wie definieren Sie Ihre Arbeit als Coach?
Birk: Als Hilfe zur Selbsthilfe. In meiner Arbeit als Coach unterstütze ich meine Klienten und Klientinnen dabei, durch bestimmte Methoden, Skills und Fragetechniken einen neuen Blickwinkel auf ihre Lebenssituation einzunehmen. Ziel ist es, dass sich die Menschen bei diesem Prozess ihren eigenen Weg aussuchen.
angstfrei.news: Welche Fragen helfen den Klienten und Klientinnen dabei, ihren eigenen Weg zu finden?
Birk: Eine Frage ist beispielsweise, was passieren muss, damit das Coaching einen positiven Abschluss für die Person findet, also welcher Prozess mit welchem Ergebnis stattgefunden hat. Beziehungsweise in welcher Situation befindet man sich nach dem Coaching und wie fühlt sich das dann an.
angstfrei.news: Wem raten Sie zu einem Coaching?
Birk: Vor allem für Menschen, die sich in Umbruchsituationen befinden, kann ein Coaching besonders hilfreich sein.
angstfrei.news: Welche Umbruchsituationen erleben Sie bei Klient:innen?
Birk: Umbruchsituationen können natürlich unabhängig vom Alter in jeder Lebensphase entstehen. Eine klassische Umbruchsituation stellen berufliche Veränderungen dar, oder der Übergang von Schule beziehungsweise Studium ins Berufsleben. Auch befinden sich manche meiner Klienten und Klientinnen in der sogenannten ,,Lebensmitte‘‘ und empfinden hier häufig einen Mangel an Perspektiven oder einen Stillstand. Für viele Menschen stellt auch der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand einen sehr starken Umbruch dar, da sich viele vorab keine sinnvolle Alternative für das Mehr an Zeit überlegt haben.
angstfrei.news: Auf welche Schwierigkeiten stoßen Menschen in solchen Umbruchsituationen?
Birk: Umorientierung bedeutet auch das Verlassen des gewohnten Terrains. Das macht vielen häufig Angst. Es geht dann letztlich um die Entscheidung für beziehungsweise gegen Weg A oder B. Ich erlebe bei vielen Menschen, dass sie sich stattdessen auf die Nicht-Entscheidung festlegen. In diesem Schwebezustand wird dann versucht, sich die beiden Optionen A und B offenzuhalten.
angstfrei.news: Wie intervenieren Sie dann?
Birk: Ich spreche diesen Schwebezustand erst einmal an und versuche der Ursache für die Schwierigkeiten in der Entscheidungsfindung auf den Grund zu gehen. Also welchen Einfluss hat das soziale Umfeld wie beispielsweise die Familie oder Freunde? Nicht selten spielen hierbei die Stimmen der eigenen Eltern, die einen von einer bestimmten Entwicklung oder Neuorientierung abhalten, eine entscheidende Rolle. Wenn das erst einmal offengelegt ist, fällt das gemeinsame Arbeiten im Coaching leichter. Generell ist das Thema Entscheidungen mit das größte im Bereich Coaching, vor allem in Bezug auf Familie und Karriere.
angstfrei.news: Gibt es konkrete Übungen, die Menschen bei der Entscheidungsfindung unterstützen können?
Birk: Eine gute Übung hierzu zum Beispiel ist die Arbeit mit Stühlen. Dabei repräsentiert jeder Stuhl eine Form der Entscheidung. Die Person setzt sich dann auf einen der Stühle und kann sich dabei in die Auswirkungen der jeweiligen Entscheidung einfühlen. Dabei gilt es, auf körperliche Signale zu achten, wie beispielsweise die Atmung, Muskelspannung oder auch ganz einfach die Sitzhaltung. Eine beengte Atmung, starke Anspannung oder der klassische Kloß im Hals können Anzeichen für negative Entscheidungsfolgen sein. Ein Lächeln oder eine sehr aufrechte und stolze Sitzhaltung deuten häufig darauf hin, dass sich die Person mit dieser Entscheidung sehr wohl fühlt und diese auch letztendlich trifft.
angstfrei.news: Sie geben unter anderem auch Seminare für Stressmanagement. Auf welche Arten lässt sich mit Stress in herausfordernden Zeiten, wie beispielsweise in Umbruchsituationen, positiv umgehen?
Birk: Generell gibt es drei grobe Arten des Stressmanagements. Man unterscheidet zwischen regenerativem, instrumentellem und mentalem Stressmanagement. Dabei ist für viele die regenerative Methode die naheliegendste, also beispielsweise Stress durch Entspannungsübungen, Yoga, Spazieren oder ein anderes Hobby zu regulieren. Beim instrumentellem Umgang mit Stress geht es darum, direkt an der Situation zu arbeiten und sie möglicherweise zu modifizieren, beispielsweise durch ein verbessertes Zeitmanagement oder indem man einen stressauslösenden Konflikt anspricht.
Besonders spannend und empfehlenswert finde ich die dritte Möglichkeit für den Umgang mit Stress, dem mentalen Stressmanagement. Hierbei geht es weniger um eine Veränderung der Situation, sondern vielmehr um die innere Haltung ihr gegenüber und dabei den Blick aufs Positive zu lenken. Diese Herangehensweise wird leider häufiger mit ,,sich etwas schönreden‘‘ verwechselt. Aber darum geht es hierbei nicht. Im Falle eines zwischenmenschlichen Konfliktes lässt sich der aufkommende Stress mental beispielsweise dadurch bearbeiten, dass man sich selbst reflektiert, seinen eigenen Anteil an der Konfliktsituation sucht und sich fragt, wieso man sich über etwas aufregt. Dadurch kann man die Situation neu bewerten, neue Handlungsoptionen finden und so den Blick aufs Positive lenken.
angstfrei.news: Wie hat sich Ihr Stresserleben während der Corona-Pandemie entwickelt?
Birk: Das war bei mir ein eher schleichender Prozess. Glücklicherweise hatte ich beruflich mit keinen großen Einschränkungen zu kämpfen, da ich viele Coachings auch online machen konnte. Die privaten Kontakteinschränkungen habe ich anfangs als nicht so schlimm empfunden, da ich mich öfter mit Freunden und Bekannten in Videocalls getroffen habe. Aber im Laufe der Zeit habe ich dann doch gemerkt, dass mir der virtuelle Kontakt nicht ausreicht und persönliche Treffen sehr fehlen.
angstfrei.news: Was haben die Einschränkungen der Corona-Pandemie mit Ihren Klient:innen gemacht?
Birk: Ich habe bei vielen Studierenden eine starke Verunsicherung hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft wahrgenommen, also welche Jobs beispielsweise wegfallen könnten. Außerdem sind viele Studierende aufgrund des Online-Studiums entweder gar nicht von daheim ausgezogen oder aufgrund der Einsamkeit in einer fremden Stadt wieder zu ihren Eltern zurückgezogen. Besonders belastend für Erwerbstätige ist auch für viele das Homeoffice in Verbindung mit dem Homeschooling. Und Führungskräfte hatten Sorge, durch das Homeoffice den Kontakt und auch die Kontrolle über ihre Mitarbeiter:innen zu verlieren.
angstfrei.news: Abschließend wollen auch wir noch einmal gemeinsam den Blick aufs Positive lenken. Wie können wir in schwierigen Zeiten trotz äußerer Einschränkungen neue Lösungswege finden?
Birk: Indem wir uns ein positives Ziel vor Augen halten, das uns ein Lächeln ins Gesicht bringt. Das Ziel muss meiner Ansicht nach auch nicht immer so konkret sein, wie es beispielsweise die SMART-Methode vorschreibt. An Zielen lässt sich auch durch Visualisierung und Imagination arbeiten, indem man sich vorstellt, wie man sich weiterentwickelt hat. Dabei können die Ziele unterschiedlichster Art sein: beispielsweise eine berufliche Umorientierung oder auch „nur“ der Vorsatz, achtsamer mit sich selbst und anderen umzugehen.
angstfrei.news: Vielen Dank Frau Birk für das Gespräch und die Einblicke in Ihre Arbeit. Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute!
Dieser Artikel ist Teil der losen Reihe von Basisinformationen zur COVID-19-Pandemie, in der wir etwas tiefer in die Nachrichtenlage der Woche einsteigen. Mal eher hintergründig, mal eher serviceorientiert recherchieren wir für euch selbst, statt wie im darunter folgenden Nachrichtenblock Nachrichten auszuwählen und in eine angstfreie Sprache zu übersetzen.
Nachrichten
angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.
Auffrischungsimpfungen und niedrigschwelliges Impfen
Bund und Länder bereiten sich auf mögliche Auffrischungsimpfungen vor. Grund dafür ist, dass laut Bundesgesundheitsministerium Auffrischungsimpfungen sechs Monate nach der vollständigen Impfung „aller Wahrscheinlichkeit nach“ nötig seien.
Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hingegen erklärten die Datenlage für eine solche Entscheidung noch als unzureichend. Die EMA geht bisher davon aus, dass die bisherige Impfung einen vollständigen Schutz biete. Vakzinhersteller BioNTech und Pfizer teilten allerdings in Hinblick auf Forschungsdaten aus Israel mit, dass die Schutzwirkung ihres Impfstoffs nach sechs Monaten nachlasse. Sie prüfen zurzeit die Zulassung einer Auffrischungsimpfung und reichen dafür in den nächsten Wochen Daten bei der US-amerikanischen Zulassungbehörde (FDA), der EMA und weiteren Zulassungsbehörden ein.
In Deutschland entwickeln einige Bundesländer gegen die derzeitige nachlassende Impfbereitschaft bereits Ideen. So sind Impfaktionen auf Parkplätzen, Veranstaltungen, Kirchen, Moscheen und Jobcentern geplant. Berlin und Brandenburg planen schon neue Impfkampagnen und mobile Impfteams: „Wir müssen in die Kieze reingehen, dorthin, wo möglichst viele Menschen sind“, so die Berliner Gesundheitssenatorin.
(Quelle: Tagesschau)
Impfzertifikat jetzt auch für Genesene mit einer Impfung
Seit Freitag (9.7.2021) erhalten auch Menschen, die eine COVID-19 Erkrankung überstanden und eine Impfdosis erhalten haben, einen digitalen Impfnachweis. Zuvor war das für diese Gruppe aus technischen Gründen nicht möglich. Ab sofort ist das Zertifikat wie für alle doppelt Geimpften kostenfrei in Apotheken erhältlich und wird über eine QR-Code bereitgestellt. Die neue Möglichkeit betrifft etwa 3,7 Millionen Bundesbürger:innen, die sowohl an Corona erkrankt waren als auch eine Impfdosis erhalten haben. Doppelt Geimpfte können sich bereits seit Mitte Juni mit dem digitalen Impfpass ausstatten. Insgesamt wurden bereits mehr als 20 Millionen Impf-Zertifikate ausgestellt.
→ FAQ des Bundesgesundheitsministeriums → tagesschau.de
Ganz Spanien wieder Risikogebiet, Zypern Hochinzidenzgebiet
Die Bundesregierung stuft Spanien wieder als Risikogebiet ein. Grund für die Hochstufung, die auch für Mallorca und die Kanaren gilt, ist der zuletzt landesweit auf 179 gestiegene Inzidenzwert. Für Reiserückkehrer:innen nach Deutschland ändert sich formal fast nichts. Sie müssen weiterhin einen negativen COVID-19-Test, einen Nachweis über eine vollständige Impfung oder über eine Genesung vorweisen, damit die Quarantänepflicht entfällt. Neu ist nur, dass Reisende eine digitale Rückreiseanmeldung vor der Rückkehr ausfüllen müssen. Eine Quarantänepflicht von fünf bis zehn Tagen gilt weiterhin nur für Hochinzidenzgebiete wie Zypern, wo der Inzidenzwert die 200 überschritten hat.
Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet nicht „Urlaubsverbot“, so ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. „Es ist aber das deutliche Zeichen: bitte aufpassen und bei der Rückkehr testen“. Die Hochstufung gilt ab Sonntag, 11. Juli.
→ DER SPIEGEL
→ Tagesspiegel
Lambda: Weitere Variante beginnt sich in Europa auszubreiten
Eine weitere Variante des Coronavirus beginnt sich auch in Europa auszubreiten. Die Variante Lambda trat bisher vor allem in Südamerika auf. Nun wurde sie auch in Spanien, dem Vereinigten Königreich und Deutschland nachgewiesen. In Südamerika dominiert die Variante, die erstmal im November 2020 in Argentinien entdeckt wurde, das Infektionsgeschehen. Aufgrund der Veränderungen in einem Oberflächenprotein ist sowohl eine höhere Ansteckbarkeit als auch ein schlechterer Impfschutz möglich. Aktuell stuft die WHO die Variante noch nicht als Bedrohungs-, sondern nur als Beobachtungsfall ein.
→ Spektrum.de
Kinderimpfungen in Südost-Asien
Mehrere südostasiatische Länder beginnen mit der Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen das Coronavirus. Hintergrund sind die stark steigenden Zahlen von Erkrankungen in der Altersgruppe zwischen 12 und 17 Jahren. Den stärksten Anstieg verzeichnet dabei Indonesien. Wegen insgesamt hoher Zahlen von Neuinfektionen wurde dort zuletzt der Lockdown auf das ganze Land ausgeweitet. Das Gesundheitssystem ist überlastet. Seit gut einer Woche werden nun die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und des chinesischen Herstellers Sinovac an Kinder und Jugendliche verimpft.
Auch Australien plant mit der Impfung von Kindern und Jugendlichen zu beginnen um die Herdenimmunität voran zu treiben. Trotz einer restriktiven Coronapolitik und konsequenten Zugangsbeschränkungen in das Land, verbreitet sich auch in Australien derzeit die Delta-Variante. Neben der geplanten Impfung von 12- bis 17-Jährigen hat die Regierung außerdem eine Impfpflicht für Altenpfleger:innen und Angestellte in Quarantäne-Hotels erlassen.
→ Tagesschau.de
Russland: Neue Maßnahmen für mehr Impfungen
Russland führt eine faktische Impfpflicht für verschiedene Berufsgruppen ein. Nach Lebensmittel-Prämien und Lotterien für Neuwagen oder Wohnungen versucht die russische Regierung so, die Impfquote zu erhöhen. Die neue Pflicht betrifft Beschäftigte im Einzelhandel, Gesundheitswesen, Bildung, Restaurants und anderen Dienstleistungsbranchen. Hintergrund ist die mangelnde Impfbereitschaft der Bevölkerung.
Etwa 60 Prozent der Russ:innen möchten sich Meinungsforschungsinstituten zufolge nicht gegen COVID-19 impfen lassen. Gründe sehen die Expert:innen im Misstrauen gegenüber dem Impfstoff Sputnik V sowie in einer geringen Risikoeinschätzung der Russ:innen gegenüber der Erkrankung. Den ursprünglichen Plan, bis Mitte Juni 30 Millionen Russ:innen gegen das Coronavirus zu impfen hat Russland um etwa dreißig Prozent verfehlt. Aktuelle Berichte lassen vermuten, dass die radikaleren Maßnahmen Wirkung zeigen. Zuletzt ist die Impfrate leicht gestiegen.
→ ZDF
→ DIE ZEIT
Doch keine Fans bei Olympia
Bei den olympischen Spielen in Tokio werden so gut wie keine Zuschauer:innen zugelassen werden. Das entschied das lokale Organisationskomitee am Mittwoch (08.07.21), da in Tokio wegen der steigenden Inzidenzen der Notstand gilt. Ausländische Fans waren schon im Frühjahr ausgeschlossen, nun gilt das Verbot auch für einheimische Fans. Bei einigen Sportarten wie zum Beispiel Fußball, die nicht in der Metropolregion ausgetragen werden, sind aber weiter Zuschauer:innen gestattet.
Japanische Ärzt:innenverbände, die sich lange für eine Absage der Spiele eingesetzt hatten, zeigten sich erleichtert von diesem Kompromiss. Die deutsche Athlet:innenvereinigung bedauerte das Fehlen der Fans, befürwortete aber ebenfalls die Entscheidung. Es wird das erste Mal in der Geschichte der olympischen Spiele sein, dass diese vor leeren Rängen stattfinden.
→ Tagesschau.de
→ Tagesschau.de
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).
Von Mensch zu Mensch
Die Fackel der Macht
„Macht ist wie Feuer; es kann Hilfreiches bewirken; es kann Spaß machen damit zu spielen und es zu sehen; aber es muss ständig überwacht und zurückgehalten werden; damit es nicht brennt und zerstört“ (Winter, 1973).
Dieses Zitat verdeutlicht für mich die gewaltige Kraft der Macht. Macht existiert in allen Lebensbereichen und spielt in allen Formen des menschlichen Zusammenlebens eine Rolle. In der Psychologie, speziell der Persönlichkeitspsychologie, ist oft die Rede von Motiven. Motive sind vereinfacht gesprochen die Grundlage der Motivation, beispielsweise ein bestimmten Verhalten auszuführen.
Welche Motivation hat mein Verhalten und welches Motiv liegt hier zugrunde. Ein Verhalten dient also der Befriedigung eines zugrunde liegenden Motivs. Habe ich zum Beispiel ein stark ausgeprägtes Leistungsmotiv, dann verschafft es mir Befriedigung für eine Prüfung zu lernen und diese dann zu schreiben. Nach McClelland, einem bedeutenden Forscher auf diesem Gebiet, erfüllt ein Motiv, sofern es durch Aufforderungsgehalte in der Umwelt angeregt worden ist, drei Funktionen: es energetisiert, orientiert und selegiert Verhalten, das für seine Befriedigung relevant ist. Er differenziert dabei drei Motive: das Leistungsmotiv, das Affiliationsmotiv bzw. Anschlussmotiv sowie das Machtmotiv.
Viele Menschen haben eine negative Assoziation zu Macht und verbinden mit ihr Begriffe wie Zwang, Ohnmacht, Unterdrückung, Herrschsucht, Gewalt oder Manipulation. Andere hingegen haben eine positive oder neutrale Einstellung zu Macht und assoziieren folgende Begriffe in Bezug auf das Motiv: Selbstverwirklichung, Führung, Verantwortung, Erziehung. Hier wird deutlich, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte des Motivs der Macht gibt.
Auf meiner persönlichen Ebene bedeutet Macht Kontrolle, Vorhersehbarkeit, Planbarkeit und Sicherheit. Es verschafft mir zum Beispiel inneren Frieden, die Macht über meine Gedanken zu haben. Das gelingt mir nicht immer. Häufig ist es auch so, dass sich meine Gedanken dieser Kontrolle entziehen und für Unruhe sorgen. Sie sorgen dafür, dass ich mich verloren fühle und das macht mir Angst. Die Macht über meine Gedanken zu haben verschafft, mir Sicherheit. Denn Sicherheit bedeutet: Ich habe alles im Griff. Ich brauche keine Angst haben, denn es passiert mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts unerwartetes.
Die Macht und die für mich damit gleichgesetzte Kontrolle abzugeben, fällt mir wahnsinnig schwer. Zieldurchsetzung ermöglicht es mir, auf mein Verhalten, meine Gedanken und meine Umwelt, in der ich mich bewege, Einfluss zu nehmen. Dass Gedanken und Angst jedoch manchmal meinen, sie seien mächtiger und wollten die Kontrolle übernehmen, habe ich bereits in einigen bisherigen Beiträgen schon erwähnt. Ich unterschätze häufig die Macht meiner sich verselbstständigen Gedanken, die als Futter der Angst dienen und somit Einfluss auf mein Verhalten nehmen. In Situationen von Unsicherheit, in Situationen, in denen ich scheinbar keine Kontrolle habe, ist die Angst groß und mächtig. Sie nimmt ungefragt das Zepter meiner Selbst und führt mich an.
Geleitet von der Angst bewege ich mich in einem engen Kreis aus Gedanken, negativen Glaubenssätzen und Sorgen, die mir klar machen wollen, sie seien die Realität. Ich fühl mich klein, denn die Fackel der Macht, die die Angst gezündet hat, sie brennt. Feuer hat etwas Mächtiges, Beängstigendes und Beeindruckendes zugleich. So ist es auch mit Macht. Das Machtmotiv in mir ist stark ausgeprägt, weshalb es mir wohl immer wieder gelingt, der Angst das Zepter zu entreißen und ihr Feuer zu löschen.
Ich lerne jedoch, dass ich nicht alles kontrollieren, vorhersehen und planen kann und versuche zu akzeptieren, dass so das Leben eben läuft. Dass ich nicht immer die Macht über mich und meine Gedanken habe. Doch wenn ich sie wieder einmal an die Angst verliere, dann weiß ich, dass ich sie wieder zurückgewinnen kann. Denn ich bin mächtiger als meine irrationalen Gedanken und mächtiger als meine Angst.
Die Macht der Angst
Ich konnte es noch nie ertragen, wenn jemand versuchte, Macht über mich auszuüben.
Doch dann kam ein Gefühl … ein ungefährliches Gefühl, dass sich lebensbedrohlich anfühlte. ANGST!!! Und ich hätte niemals gedacht, dass dieses harmlose Gefühl einmal meine Zukunft bestimmen würde.
Die Angst begleitet mich schon so viele Jahre, dass ich sagen könnte, dass ich gar nicht mehr weiß, wie sich ein Leben ohne Angst anfühlt. Doch ich weiß noch ganz genau, wie sich mein Leben vor meiner Angststörung anfühlte. FREI, einfach nur frei! Ich war voller Lebensfreude und Zukunftspläne. Aber in erster Linie war ich glücklich und freute mich neugierig auf die Zukunft. Was sie wohl für eine bunte Überraschungstüte für mich bereit hielt? Doch die war alles andere als bunt. Die Angst färbte meine bunte Welt in ein eintöniges Grau. Erst nach langer Zeit mischten sich unter das gnadenlose Grau wieder zarte Farbkleckse.
Wenn ich jetzt auf all die Jahre zurückblicke, hatte ich meiner Angst jegliche Entscheidungen überlassen. Denn ich ließ die wichtigsten Jahre meiner persönlichen Weiterentwicklung von einem Gefühl bestimmen, nur weil ich zu eingeschüchtert oder zu feige war, um meiner Angst konsequent die Grenzen aufzuzeigen.
Als junger Mensch steht die Welt offen. Da werden Weichen für die Zukunft gestellt, beruflich wie privat. Man erweitert seinen Horizont, speichert Wissen und ist offen für Neues. Aber vor allem sind die sozialen Kontakte mit unterschiedlichsten Menschen enorm wichtig und hilfreich für das Wachstum der Persönlichkeit.
Als meine ehemaligen Klassenkameraden und Kameradinnen damit befasst waren, ihre Karriere aufzubauen oder sich fortzubilden, war ich mit Anfang zwanzig damit beschäftigt, mich in meinen vier Wänden zu verschanzen. Die Angst war derart mächtig, dass sie meine Weiterentwicklung lähmte und die Individualität meiner persönlichen Note stoppte. Welche Karriereleiter ich wohl hinaufgeklettert wäre? Oder welche beruflichen Herausforderungen meine Persönlichkeitsentwicklung geprägt hätten? Was wäre gewesen, wenn ich die Angst nicht so überbewertet hätte? Doch stattdessen gab ich diesem Gefühl einen Nährboden zum Wachsen und Gedeihen.
Die Kommunikation mit anderen Menschen in den verschiedensten Situationen, sei es beruflich wie privat, ist fundamental und richtungsweisend für die Zukunft. Die Fähigkeiten der Sozialkompetenz im Umgang mit sich selbst blieben auf der Strecke. Eigenverantwortung, Selbstbewusstsein, Selbstdisziplin, all das lernte ich viel zu spät.
Und genau das ist es, was mich heute ärgert und zum Teil auch wütend macht. Aus mir wäre eine komplett andere Persönlichkeit geworden als ich es heute bin. Nicht, dass ich nicht gut wäre so wie ich heute bin. Ich würde sogar behaupten, dass ich menschlich ziemlich gut gelungen bin. Nur eben nicht so stark wie ich gerne wäre. Obendrein fehlt mir auch die ein oder andere Raffinesse, die man nur durch differenzierte Instanzen der Herausforderungen lernt. All das hätte ich mir gerne in jungen Jahren stufenweise erarbeitet. Aber stattdessen kämpfte ich mit einem Gefühl um meine Freiheit.
Mein Vater sagte oft zu mir: „Tina, du pflegst deine Angst.“ Er konnte nie verstehen, bzw. versteht es bis heute nicht, dass ich meine Ängste bisher nie ganz wegbekommen habe. Aber was bedeutet „seine Angst pflegen“? Sah er denn nicht, was ich schon alles geleistet habe? Welche harten Kämpfe ich schon ausgetragen hatte, um dort zu stehen, wo ich heute stehe? Wir haben inzwischen aufgehört, die Angst innerhalb der Familie zum Thema zu machen. Und darüber bin ich inzwischen auch sehr froh.
Klar habe ich mich schon des Öfteren gefragt, ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn ich in jungen Jahren direkt in eine Fachklinik für Angststörungen gegangen wäre. Vielleicht hätte ich sie mit einer knallharten Konfrontationstherapie tatsächlich komplett wegbekommen. Doch diese Form der Therapie war mir zu drastisch und zu angsterfüllt. Dafür fehlte mir der Mut. Deshalb entschied ich, mich stufenweise ins Leben zurückzukämpfen. Was zur Folge hatte, dass mich die Angst in einigen Situationen noch immer begleitet. Doch der Unterschied zu früher ist, dass ich heute mit meiner Angst umgehen kann, während ich in jungen Jahren unwissend mit der Situation völlig überfordert war. Und wenn ich mir die Frage stelle, ob ich heute anders handeln würde als damals, dann kann ich mit einem eindeutigen „nein“ antworten. Denn ich kenne die Macht der Angst. Ich weiß, wozu sie fähig ist. Aber inzwischen weiß ich auch, wozu ich fähig bin.
Tell me can you feel it
Ich muss vorwegnehmen, ich kann nicht anders als bei diesem Thema den Bogen zum Politischen, zum Gesellschaftspolitischen zu schlagen. Es geht einfach nicht anders, ich habe es wirklich versucht, aber meine Gedanken nehmen sofort, wann immer möglich, zur Not auch querfeldein, den Weg hin zur Politik. Also müsst ihr nun diesem Weg folgen oder den Text überspringen. Es liegt an Euch, ihr habt die Wahl.
So, immer noch dabei. Dann kann's ja losgehen. Macht, die Mächtigen, machtlos, Selbstermächtigung. Diese Worte springen wie ein Pingpongball durch mein Hirn bei diesem Thema. Und auch genau in der Reihenfolge, und diese ist nicht so wahllos und beliebig, wie sie zunächst scheint. Auch ich habe einen Moment gebraucht, den Moment, in dem meine Intuition klüger und schneller ist als mein nachdenkendes Hirn.
Von Macht zu den Mächtigen ist es nur ein kurzer Weg, den ich nicht weiter erläutern muss. Die Mächtigen, bei dem Wort kommen mir Politiker:innen, führende Wirtschaftsvertreter:innen, die großen Konzernbosse in den Sinn. Auf ihr Schalten und Walten haben wir kaum Einfluss, so scheint es, so fühlt es sich an. Wir sind ihrem Tun und ihren Entscheidungen machtlos ausgesetzt und können nur hoffen, dass sie ihre Entscheidungen klug fällen und begründen. Und schon sind wir bei dem Wort “machtlos”.
Aber sind wir das? Natürlich können wir nicht mal gerade anrufen und nachfragen: Was habt ihr euch so dabei gedacht? Ich fände diesen oder jenen Weg sinnvoller. Aber wir haben die Macht, ihre Entscheidungen zu hinterfragen und mit ihnen umzugehen. Und nun wird es schwierig. Wie können wir unsere eigene Macht in dem Zusammenhang nutzen, über das bloße Reagieren hin zum eigenen Agieren? Und hier wird es so kompliziert, wie es einfach ist. Jeden Tag sind wir mit Entscheidungen konfrontiert, die indirekt, oder manchmal auch direkt, Auswirkungen haben auf die da oben. Ein Kassenbon zum Beispiel ist schon ein kleines, feines Machtinstrument. Klar kann man jetzt sagen: Als ob es diesen oder jenen z.B. Lebensmittelkonzern juckt, dass ich nicht ihre Produkte kaufe? Das stört die überhaupt nicht. Stimmt, aber ich bin vielleicht nicht die Einzige. Aus der individuellen Entscheidung vieler wird so ein WIR, und dieses Wir hat Einfluss. Nur so kann ich mir erklären, warum in konventionellen Supermärkten der Anteil der Bio-, Fairtrade-, vegetarischen und veganen Produkte kontinuierlich steigt. Ich bezweifle, dass die Chefetage der Supermärkte auf einmal Nachhaltigkeit für sich entdeckt hat. Stattdessen wollen sie wirtschaften, wollen Gewinne generieren. Und schon sind sie es, die reagieren, auf eine veränderte Nachfrage. Uns diese “kleine” Macht bewusst zu machen hilft vielleicht manchmal, die Bequemlichkeit zu überwinden die unsere kleinen, alltäglichen Entscheidungen beeinflusst.
Und der Weg vom bloßen Reagieren hin zum Agieren führt zu meinem letzten Wort, welches ich zu Beginn aufgeführt habe - Selbstermächtigung. Ich verknüpfe mit diesem Wort auch ganz eng die Selbstwirksamkeit. Wir haben es hier schon das ein oder andere Mal erwähnt: durch Engagement verspüren wir Selbstwirksamkeit, verspüren wir, dass wir eben nicht machtlos sind, sondern Einfluss nehmen können. Häufig sind dies viele kleine Schritte eines langen Laufs, aber er lohnt sich. Auch, weil wir uns durch das Miteinander gegenseitig empowern, uns aufgefangen fühlen durch Menschen, denen es genauso ergeht wie uns.
Gerade in dieser Zeit ist mein ganzes Engagement in den Hintergrund gerückt und damit gewann das Gefühl der Machtlosigkeit an Macht. Wir, ein kleine Kölner Klimabewegung, konnten nicht mehr rausgehen und Treffen fanden nur digital statt. Stattdessen prasselten die Nachrichten auf mich ein. Hinzu kam die Situation des Lockdowns, und ich konnte nur noch reagieren. Reagieren auf das, was an Infos aus der Schule meiner Tochter kam, aus dem Kindergarten, an Auflagen im Betrieb. In dem ganzen Organisieren in einem immer enger gesteckten Rahmen verkrümelte sich die Selbstwirksamkeit unter dem Sofa. Doch dies hier, die angstfrei.news haben sie unter dem Sofa hervorgelockt, immer und immer wieder. Denn hier, in diesem Team von wunderbaren Menschen, haben wir gemeinsam auf die sich stetig verändernde Situation reagiert und agiert. Und nun? Nun sitzen Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit neben mir auf dem Sofa und wir machen es uns gemütlich. Das fühlt sich so halb gut an. Es fühlt sich an wie ein erster Schritt. Es fühlt sich an wie das Aufraffen zum Sport, wenn man schon Lust hat, aber nun gerade… Ihr wisst schon. Aber wir haben die Macht, vom Sofa hochzukommen.
Wer sich jetzt über die Überschrift wundert, den möchte ich an dieser Stelle noch aufklären. Denn während mir diese vier Worte - Macht, die Mächtigen, machtlos und Selbstermächtigung - in den Sinn kamen, spielte mein Kopf natürlich, wie sollte es anders sein, ein Lied ab:
“Power to the People
the People got the Power
Tell me can you feel it
Getting stronger by the hour”
→ XR Choir - Power to the People
Ich bin wirklich eine schlechte Sängerin, aber dieses Lied mit Menschen zu singen, die genauso empfinden und für die gleichen Dinge einstehen, das ist gesungenes Empowerment und reißt Selbstermächtigung, Selbstwirksamkeit und mich selbst beim ersten Ton vom Sofa.
Tipps der Woche
Tipps gegen Manipulation
Manipulation ist eine Form von Machtmissbrauch und kann im zwischenmenschlichen Bereich viel Leid verursachen. Das Portal Lernen.net hat daher sieben Tipps zusammengestellt, die Leser:innen dabei helfen können, bei sich zu bleiben und nicht in eine Manipulationsfalle zu tappen. Übertriebener Charme, ein Gespräch, das eher einem Interview ähnelt und fragwürdige Fakten und Rollenmuster wie der „Märtyrer“…all das kann ein Werkzeug zur emotionalen Beeinflussung sein. Nützliche Fragenlisten mit Fragen wie „Habe ich die Entscheidung allein getroffen?“, „Werde ich respektvoll behandelt“ oder „Unterliege ich bei der Entscheidung einem Druck von außen?“ helfen dabei, herauszufinden, ob wir ggf. manipuliert werden.
→ Lernen.net: Strategien gegen Einflussnahmen
Dies und Das
Filmfestival in Cannes eröffnet
Unter strengen Hygieneauflagen, aber trotzdem mit einer großen Portion Glamour: die 74. Filmfestspiele im südfranzösischen Cannes wurden nach einem Jahr Pause vergangenen Dienstag (6. Juli) eröffnet. Das Festival bietet laut der Zeitschrift „Filmdienst“ dieses Jahr eine ungewohnte Fülle an Filmen, die die gesamte Bandbreite der Filmkunst auslotet, vom strengen Arthouse-Kino bis zum „Fast & Furious 9“-Blockbuster. Mit einem großen Film- und Staraufgebot zeigt sich Cannes dieses Jahr besonders als mächtiger Verteidiger des Kinos -- leider mit nur vier unter weiblicher Regie gedrehten Filmen.
→ Video: Eröffnung mit Staraufgebot
→ Filmdienst: Cannes 2021 Auftakt
Eine machtvolle Playlist
Diese Woche dreht sich natürlich auch in unserer Playlist alles um Macht! Wir haben wieder Songs voller Power, Empowerment und wieder frei assoziiert zu allen Facetten der Macht. Möge die Macht mit Euch sein!
→ Patti Smith - People Have the Power
→ John Lennon - Power to the People
→ Queen - I Want To Break Free
→ Christina Aguileira – Can't hold us down
→ Aretha Franklin – Respect
→ Billie Eilish – Your Power
→ Pink Floyd – Another Brick in the Wall
Damit verabschiedet sich das gesamte Team von angstfrei.news in die Sommerpause. Ab dem 14. August sind wir wieder mit vollem Einsatz für Euch da! Bis dahin wünschen wir Euch eine gute und möglichst angtsfreie Zeit; bleibt uns gewogen …
Kleine Erinnerung
Wir freuen uns sehr, wenn ihr dieses neue Format mit einem Extra-Feedback bedenkt, nur so können wir lernen. Vielen Dank! Und wer Lust hat, täglich von uns zu hören und mit uns in Kontakt zu treten, der kann uns auf Instagram finden, folgen und Nachrichten schicken.
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