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Montag, 20. April 2020 | 20 Uhr

Wolfgang
Markus

Einen guten Abend,

wünschen Euch Wolfgang und Markus.

Die Weichen stehen auf Entspannung, ab heute lockert sich der Corona-Schraubstock in Deutschland. Wir liefern auch mit dieser Abendedition Fakten, Tendenzen, Hintergründe und hoffen: Angstfreies Surfen damit durch den Wochenanfang!

Und noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Einzelperson wirbt 26.500.000 Euro an Corona-Spenden ein

Yes, we can – I can and YOU can, too: Der erste Satzteil war Barack Obamas Wahlslogan, der 2008 seine erfolgreiche Präsidentschaftskampagne unterfütterte. Den zweiten Teil könnte der Brite Tom Moore hinzufügen, der mit einer Solo-Aktion umgerechnet 26,5 Millionen Euro (23 Mio britische Pfund) in Spenden für das wackelige englische Gesundheitssystem einwarb. Gestützt auf eine Gehhilfe, drehte der 99-Jährige, vom Alter arg Gebeugte, hundert Runden vor seinem Grundstück. Seitdem er sich die Hüfte gebrochen hat, kann er sich ohne Hilfsmittel alleine nicht mehr fortbewegen. Sein Ziel war, vor seinem 100. Geburtstag am 30. April mit seinem Geh-Event 1000 britische Pfund an Spenden bei seinen Mitbürger*innen einzusammeln und ihnen mit seinem Beispiel auch ein Vorbild zu sein.

England ist mit den USA eines der von der Pandemie am meisten betroffenen Länder der Welt. Auf die anrollende Infektionswelle hatte die Regierung zuerst nur sehr zögerlich reagiert. Wertvolle Zeit für effektive Eindämmungsmaßnahmen verstrich. Der britische Premier selbst war mit einer Corona-Infektion tagelang auf der Intensivstation und ist nach eigenen Worten dem Tode knapp entkommen. Das nationale Gesundheitssystem NHS ist mit dem Krisenmanagement sowie Bereitstellung von Tests und Schutzkleidung überfordert. Insofern ist Tom Moores Spende ein hochwillkommener Beitrag zur Stabilisierung der öffentlichen Gesundheit im schweren Corona-Sturm in unserem Nachbarland.

Die Bilder des alten gebeugten Mannes in seiner Kommandeursuniform aus dem Zweiten Weltkrieg gingen viral um die Welt, bewegten die Menschen, öffneten Geldbeutel und veranlassten großzügige Überweisungen. Seine Aktion zeige, so viele Kommentare, was ein Einzelmensch in Krisenzeiten vermag – mit Vorzeige- und Vorbildcharakter: dass wir uns nicht allein auf den Staat verlassen sollten, sondern individuelle Selbstverantwortung nicht minder wichtig und wirksam seien. Aktion und Bilder sorgen im Netz weiter für Aufsehen und helfen den Spendentopf weiter zu füllen. Es laufen erste Wetten darüber, ob er bis zu Moores Geburtstag in zehn Tagen vielleicht sogar die 30-Millionen-Pfund-Marke erreichen könnte.
→ BBC

Update: Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen

Kinder sind wahrscheinlich kein wesentlicher Faktor der Pandemie
Erste Datenanalysen weisen darauf hin, dass Kinder weniger vom Coronavirus Sars-CoV-2 betroffen sind als Erwachsene und damit auch nur unterdurchschnittlich zur Verbreitung des Virus beitragen. Forscher um Kári Stefánsson vom isländischen Unternehmen deCODE Genetics in Reykjavik hatten bei bevölkerungsbezogenen Tests rund 13.000 Personen untersucht. Dabei waren 0,6 Prozent der Frauen und 0,9 Prozent der Männer infiziert. Bei Kindern unter 10 Jahren gab es keinen einzigen positiven Befund, bei Menschen ab 10 Jahren waren es 0,8 Prozent, wie es im Fachjournal "New England Journal of Medicine" heißt.
→ n-tv

Maskenpflicht in Bayern kommt
Nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern hat nun auch Bayern eine Maskenpflicht beschlossen. Egal wie groß ein Geschäft ist - in Bayern gilt für alle Läden von kommender Woche an eine Verpflichtung zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz. Das Gleiche gilt für die öffentlichen Verkehrsmitteln. Das kündigt Ministerpräsident Markus Söder in einer Regierungserklärung an. Es gehe nicht um medizinische Masken - auch Schals seien ausreichend, wenn sie Mund und Nase bedeckten. "Man nennt das im allgemein auch eine Maskenpflicht", sagte Söder.
→ Tagesschau

Künstliche Organe helfen bei Medikamentenentwicklung
Rasch sollen Strategien her, um die aktuelle Pandemie einzudämmen. Vor allem Medikamente werden dringend gebraucht, um schwer kranken Covid-19-Patienten zu helfen. Um die Entwicklung neuer Wirkstoffe zu beschleunigen, hat ein internationales Forscherteam in einer aktuellen Studie künstliche Mini-Organe des Menschen im Labor verwendet. "Das ist ein wichtiger Ansatz, um zu verstehen, wie das Virus welche Zellen im Körper infiziert", sagt Anne Grapin-Botton, Direktorin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden.
→ Süddeutsche

Wiedereröffnung der Geschäfte
Nach dem Beschluss von Bund und Ländern dürfen ab heute, Montag, Geschäfte unter 800 Quadratmeter Fläche wieder öffnen. In NRW gibt’s keine Quadratmeterbegrenzung. Auch Einrichtungshäuser und Babymärkte öffnen dort wieder ihre Türen. In Bayern werden die Ausgangsbeschränkungen ein wenig gelockert. Sachsen verlangt eine Mundschutz-Tragepflicht in Bussen, Bahnen und Geschäften – ein Tuch reicht. Die Verordnungen von Bundesland zu Bundesland bleiben ebenso unterschiedlich wie widersprüchlich. Eine großes Fragezeichen, nicht nur für Bayern, über das Klarheit in den nächsten Tagen zu erwarten ist: Wird das Oktoberfest 2020 stattfinden?
→ DER SPIEGEL

Sicherheitsfaktor Bio-Labors
Eines hat die Coronakrise der Weltöffentlichkeit vor Augen geführt. Es gibt Labors in der Welt, in denen hochsensible mikrobiologische Versuche unternommen werden, die für die Umwelt sehr gefährlich werden können, wenn Versuchsobjekte nach außen dringen. So beschäftigt seit Tagen ein Verdacht die Nachrichtenmedien, dass das Coronavirus aus einem solchen Labor in China durch einen Unfall nach außen geraten sein könnte. Dazu hat der renommierte deutsche Journalist Wolfram Weimer, vormals Chefredakteur beim Nachrichtenmagazin Focus und Mitbegründer von Cicero, eine ausführliche Recherche mit zahlreichen Quellen vorgelegt unter dem Titel „Hat China Angst vor der Wahrheit?“

Darin beschreibt er, wie das Land schon seit langem periodisch ausbrechender Infektionskrankheiten und Epidemien Herr werden will (Sars, Mers, Schweinegrippe), die auch vom traditionellen Konsum von Wildtieren der Bevölkerung verursacht werden. Darin stellt Weimer unter anderem die Virologin Zheng-Li Shi vor, die an vorderster Front bei dieser Forschung steht und seit Jahren auf der Suche nach auswertbaren Materialien Höhlen von Fledermäusen inspiziert. Sie gelten als Verdächtige bei der Auslösung der Pandemie.

Dieser Einblick ist wissenschaftlich zum einen sehr aufklärerisch. Zum anderen fragt Weimer nach den Sicherheitsmaßnahmen in diesem Labor. Er beruft sich dabei auch auf renommierte Wissenschaftsmagazine wie Science, die bei den Erstinfizierten in China in vielen Fällen keinerlei Verbindung zum Tiermarkthandel in Wuhan entdeckten, wo die Pandemie ihren Ausgang genommen haben soll. Woher kam die Ansteckung, gab es ein Leck in diesem Labor unweit des Marktes? Und warum blockieren und zensieren die staatlich kontrollierten Medien Chinas sämtliche Recherchen und die Berichterstattung dazu?

Alle seriösen Nachrichtensender, die dieses Thema aufgegriffen haben, wie etwa CNN unterstreichen, dass sie keinerlei Verschwörungstheorien anheizen wollen, wie sie im Umfeld dieser Pandemie blühen. Aber dass nur durch umfassende Transparenz und eine offene Berichterstattung die Pandemie aufgeklärt werden könne, um damit auch eine zukünftige am Ausbruch zu verhindern. Damit wächst in der Öffentlichkeit die Frage nach den Schutzmaßnahmen rund um Bio-Labors. Müssten sie in der Sicherheitsstufe nicht den gleichen Rang wie Kernforschung und Kernkraftwerke haben und strengsten Kontrollen unterworfen werden, eventuell überwacht von internationalen Gremien?

Das Thema Coronavirus und sein Ursprung in China ist sensibel und verlangt einen diplomatischen Umgang damit. Die Medien berichten über Vorfälle von Diskriminierung gegenüber Chinesen. So wurde in Barcelona das Auto eines chinesischen Arztes mit xenophoben Parolen beschmiert. Auch Fledermäuse geraten unter Generalverdacht. Die zierlichen Tierchen sind wegen ihrer Körpergestalt und Lebensweise Vielen nicht geheuer. Venezuela versuchte sie mit Dynamit auszurotten. Tierschützer weisen darauf hin, dass es auf der ganzen Welt 1400 Arten dieser Spezies existieren. Und dass sie für das Ökosystem von enormer Bedeutung sind. Fledermäuse sind Samenverbreiter, damit für die Fruchtbarkeit hunderter Pflanzen essenziell.
→ n-tv

Krankschreibung per Telefon weiterhin möglich
Die Sonderregelung für Krankschreibungen bei Erkältung wird nun doch verlängert. Damit können sich Menschen, die Husten, Schnupfen oder andere leichte Atemwegserkrankungen haben, weiterhin krankschreiben lassen, ohne dafür eine Arztpraxis zu besuchen. Stattdessen reicht weiterhin ein Telefonat mit der Ärztin oder dem Arzt.
→ ZEIT

Plasma-Behandlung
Überall auf der Welt wird fieberhaft an einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht. Der dürfte noch bis 2021 auf sich warten lassen. Alternativ probieren Krankenhäuser erfolgversprechende andere Therapien aus. Etwa Erkrankte mit dem Blutplasma von Genesenen zu behandeln und mit den Antikörpern Resistenz zu vermitteln. Das kann helfen, ist aber medizinisch weiterhin noch nicht nachgewiesen.
→ PNAS

Zwischenruf: „Klimaerwärmung nicht vergessen!“
Der Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker ist Club of Rome Vize Präsident und einer von Deutschlands profiliertesten intellektuellen Umweltaktivisten. Er hat daran erinnert, über die Gesundheitskrise nicht die Klimakrise zu vergessen. Sie sei ein langfristigerer Gesundheitsfaktor als die derzeitige Pandemie. Die Klimakurve zu senken sei die Zukunftsaufgabe von Ingenieuren und Investoren, mit dem Ziel, einen hohen Lebensstandard bei niedrigem fossilem Verbrauch zu sichern. Aufgabe der Politik sei es, solche Technologien steuerlich attraktiv zu machen. Unternehmen müssten bei ihren Jahresabschlüssen ihr Augenmerk auf langfristige Nutzen richten.
→ YouTube

Virtueller Semesterbeginn
An diesem Montag hat an den meisten deutschen Hochschulen das Semester mit digitalen Veranstaltungen begonnen – und fast überall heißt es „Zoom“ oder „down“. Fünf Studenten schildern in der FAZ ihre ersten Eindrücke.
→ FAZ

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 141.672 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 20.4.2020 - 00:00 Uhr RKI). Das sind 1.775 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum, diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 640.350 Menschen sind weltweit wieder genesen, davon 91.500 in Deutschland (Stand 20.4.2020 - 19:31 Uhr).

Tipps des Tages

Was tun gegen Einsamkeit?
Das Coronavirus isoliert uns und macht uns zu Eigenbrötlern. Mit eineinhalb Metern Abstand ziehen wir durch die paar öffentlichen Orte, die wir noch betreten dürfen - immer darauf bedacht, niemandem zu nahe zu kommen. Aber Corona verändert nicht nur unser Leben da draußen: Jede dieser Regeln und Beschränkungen macht auch was mit unserem Innenleben. Viele vereinsamen. Im neuen NDR Doku Format Innenleben erzählen vier Menschen, wie sie die Einsamkeit an ihre Grenzen bringt.
→ NDR

Auch ver-rückt geworden?
Die Medienpsychologin Maren Urner findet, dass die Corona-Krise die Weltgesellschaft in ein Trauma gestürzt habe. Dies hätte uns ver-rückt, weil die bisher gültige Weltsicht nicht mehr gelte und wir uns eine neue suchen müssten. „Alles ist an eine andere Stelle gerückt.“ Die alten, nicht mehr geltenden Grenzen müssten wir jetzt überschreiten, um zu einer neuen zeitgemäßen Perspektive zu gelangen. Das sei vielleicht mühsam, aber auch eine große neue Kraftquelle.
→ Apple Pocasts

Was man über Schutzmasken wissen muss
Einige Bundesländer haben Maskenpflicht, ansonsten gilt die "dringende Empfehlung", in bestimmten Bereichen "Alltagsmasken" zu tragen. Was bedeutet das? Wo sollen sie getragen werden? Wo bekommt man sie? Ein Überblick der Tagesschau.
→ Tagesschau

Bestseller Ernährungskompass gratis
Bas Kast will mit „positiven Botschaften den Hiobsbotschaften“ entgegentreten. Bis zum 17. Mai 2020 stellt er seine wichtigsten Erkenntnisse aus „Der Ernährungskompass“ als eBook und PDF kostenlos zur Verfügung.
→ Hörbuch.com

Angst enttabuisieren
Sandra Strauß und ihr Projekt „Glücklicher Montag“ wollen Angst enttabuisieren. Dass Menschen über ihre Sorgen und Ängste offen reden, ist besonders wichtig in diesen Zeiten, worüber sich alle in den Medien dazu befragten Fachexperten, Psychologen und Psychiater einig sind. In #nichtgesellschaftsfähig, abgekürzt #ngf, kommen Erfahrungsexperten zu Wort, die mit Ängsten und Depressionen persönliche Erfahrung haben. Mit ihren Beiträgen versuchen sie eine Lanze pro-Angst, Akzeptanz, Toleranz, mentale Gesundheit und all ihren Störungen zu brechen.
→ Glücklicher Montag

Haare selbst schneiden
Die Friseure haben noch geschlossen. Doch manche wollen auf einen Haarschnitt vielleicht nicht länger verzichten. Hier gibt’s eine Anleitung zum Selberschneiden.
→ Mens Health

Körpersprache bei Tele-Konferenzen
Tele-Arbeit verlangt eine neue Mimik, Gestik, Körpersprache. Auch über den Einsatz unserer Stimme und deren Möglichkeiten sollten wir uns mehr bewusst werden. Die Trainerin und Theaterpädagogin Christine Eschlbeck führt durch einen Crashkurs.
→ Christine Eschlbeck Training

Von Mensch zu Mensch

24/7 als kreative Chance

Mit 9/11 wissen die meisten Menschen auf der Welt etwas anzufangen (11. September 2001, New York, Terroranschlag auf Twin Towers). Jetzt kursiert ein anderes Kürzel, was möglicherweise eine neue Zeitenwende andeutet: 24/7, 24 Stunden lang über 7 Tage in der Woche in der Wohnung bleiben, alleine oder mit der Familie, um das Corona-Virus draußen in der Welt keine Chance zu geben, durch Isolation auszuhungern. Das ist schwer für viele. Aber beim Durchbrechen täglicher Abläufe und Arbeitsroutinen ergeben sich neue Chancen. Tagebuchschreiben wie auch das Verfassen kleiner Geschichten ist in diesen Tagen weltweit sehr beliebt. In diesem Zusammenhang möge daran erinnert werden, dass viele große Kunstwerke der Welt in Isolation entstanden sind, oft erzwungener, aber auch freiwilliger. Isolation ermöglicht weniger Ablenkung, mehr Fokussierung und Konzentration auf sich und seine Arbeit.

Etwa William Shakespeare, der als größter Dichter und Dramaturg gilt, nicht nur in der westlichen Welt. Auch er war, wenn man so will, wie viele von uns in diesen Tagen, Opfer einer Seuche, der Pest, die England in seinen Tagen fest in ihrem Griff hatte. So massiv, dass zwischen 1603 und 1613 alle Theater schließen mussten und der damals 39-Jährige sich in Quarantäne zurückzog. In dieser Zeit entstanden einige seiner Meisterwerke wie Macbeth, König Lear, Antonio und Cleopatra. In „König Lear“ entdecken Wissenschaftler die Krankheit, die Angst und den Schmerz der Seuchenzeit, auch des Autors. Hundert Jahre zuvor war eines der bis heute maßgeblich politischen Lehrwerke im Exil entstanden. 1513 schrieb Machiavelli, von den Machthabern in Florenz, den Medici vertrieben, auf einem einsamen Bauernhof den „Fürst“.

Der Literaturklassiker „Frankenstein“ entstand, als 1816 die Engländerin Mary Wollstonecraft Shelley mit ihrem Partner Percey Shelley und Freunden sich in eine Villa am Genfer See zurückzogen. Vor Regen und Kälte, die der Vulkanausbruch des Tambora über Europa und weite Teile der Welt gebracht hatte. Um die Langeweile zu durchbrechen, beschlossen die Klimaflüchtlinge, Horrorgeschichten zu schreiben. Mary gelang nichts, bis sie einen Alptraum über einen sich gottgleich wähnenden Wissenschaftler hatte, der aus Leichen Menschen zusammenflickte. Diesen Horror schrieb sie sich von der Seele und zwei Jahre später erschien die sich zu einem Weltbestseller entwickelnde Story. Vincent van Gogh schuf sein Meisterwerk, das Selbstporträt mit dem verbundenen Ohr, 1886 in der Ruhe und Selbstisolation eines Spitals, in das er sich wegen seiner psychischen Probleme zurückgezogen hatte. Die Mexikanerin Frida Kahl war durch Unfälle und einer Polioerkrankung eine gebrechliche Frau. Auf ihren Malereien ist ihr körperliche und seelischer Schmerz darüber zu erkennen. Sie entstanden zum großen Teil im Bett.

Als die Beatles sich aufgelöst hatten, zog sich Paul McCartney 1969 auf ein Gut in Schottland zurück. Aus Depressionen und alkoholischen Exzessen fand er heraus, als er sein erstes Solo-Album komponierte. „McCartney“ wurde auch deshalb erfolgreich, weil der Künstler darin sich so ehrlich in seinen Emotionen zeigt. Manche Künstler und Autoren ließen sich sogar einschließen, um jede Ablenkung abzuwehren. So ein erfolgreicher Krimi-Autor, der jedes auf seiner Schreibmaschine getippte Manuskriptblatt unter der von außen verriegelten Tür seinem Verleger zuschob und im Gegenzug ein paar Geldscheine als Lohn empfing. Tagebücher, derzeit wieder so im Aufschwung, haben Bestsellerlisten erklommen und sich in der Ruhmeshalle der Weltliteratur verewigt. So das „Tagebuch der Anne Frank“, in ihrem Versteck in Amsterdam geschrieben, um der Deportation und Ermordung durch die Nazis zu entgehen. Sie starb 15-jährig im März 1945 im KZ Bergen-Belsen an einer Fleckfieber-Epidemie.

Diese Beispiele mögen dazu animieren, den eigenen kreativen Strömungen nachzufühlen und künstlerische Wünschen auszuleben.

→ Semana

daz - die angst zeitschrift

Dies & Das

Allein mit der Welle
Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner sitzt in Portugal fest. Eigentlich herrscht Surfverbot, doch der 34-Jährige hat eine Ausnahmegenehmigung. Ein Gespräch über leere Strände und Gelassenheit in der Coronakrise.
→ DER SPIEGEL

Baseball vor Zuschauerpuppen
Taiwans Rakuten Monkeys haben die Baseballsaison in einem menschenleeren Stadion eröffnet. Beim Live Streaming sorgten Zuschauerpuppen beim Publikum für die Illusion menschenbesetzer Ränge. Auch Cheerleader durften nicht fehlen. Ein Sportmanager der unabhängigen chinesischen Inselrepublik sagte, dass die Normalität mit allen Mitteln aufrechterhalten werden müsse, damit die Menschen weiterhin normal funktionieren könnten. Die Franzosen verschoben unterdessen die Tour de France auf den August. Ist das größte Radrennen der Welt ein Barometer für die Rückkehr zum regulären Sportgeschehen?
→ Daily News

Kontaktlose Behörden
Möglichst wenig das Haus verlassen, möglichst viel digital im Netz erledigen: Das ist derzeit in aller Welt angesagt. In einem europäischen Land sind bereits seit Jahren 99 Prozent aller staatlichen Verwaltungsleistungen im Netz und digitalisiert. Bis auf Eheschließungen, Scheidungen und Immobilienkäufe finden alle Interaktionen nur noch online statt. Mehr als 3000 Dienstleistungen von Behörden und Unternehmen lassen sich digital erledigen. Der Schlüssel ist eine Bürgerkarte, die gleichzeitig Ausweis, Führerschein und Versichertenkarte ist. Das Land ist Estland.
→ FAZ

Mundschutz originell
Während über die Notwendigkeit des Mundschutzes noch gestritten wird, hat er sich längst zu einem neuen Modeartikel gemausert. Mit Herzchen, Familienwappen, Gedicht …
→ Krone

Liebe in Zeiten der Cholera
Wie eine über 50 Jahre sich hinziehende platonische Liebe während einer Seuche sich endlich erfüllt, beschreibt Nobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez.
→ Wikipedia

There will be nothing normal about the new normal
Don Lemon, CNN Moderator
→ CNN

Damit verabschieden sich Wolfgang und Markus in einen für Euch hoffentlich entspannten Abend!

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.