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Montag, 27. April 2020 | 20 Uhr

Wolfgang
Markus

Mit einem schönen guten Abend,

begrüßen Euch Wolfgang und Markus zur Montagsabendausgabe in der letzten Aprilwoche. Mit Blick auf den vor der Tür stehenden Mai und auf das lange Maifeiertags-Wochenende dürfen wir ankündigen: Insgesamt werden die Corona-Aussichten sonniger, gleichwohl: Wo Sonne scheint – als Naturgesetz – auch Schatten fällt. Beides findet Ihr in dieser Edition, mit wie immer einem festen Unterton von Zuversicht, Mut – wie auch ein bisschen Humor.

Und wie immer freuen wir uns über Eure Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Friedensstifter Corona

Wir wissen nicht, was genau der Auslöser ist: Die immer noch anhaltende Schockstarre der Welt über die breite Corona-Spur von Infektionen – oder die Appelle des UN-Generalsekretärs wie auch des Papstes an Konfliktparteien in aller Welt: Haltet Frieden. Wie auch immer, die Botschaft ist angekommen. Wie das spanische Friedensforschungsinstitut „Escola de Cultura de Pau“, Universität Barcelona UAB, unter „Ceasefires in armed conflicts during Corona Virus Pandemic“ berichtet, schweigen die Waffen in dreizehn Ländern der Welt, in den Bürgerkriege herrschen oder in denen Rebellen gegen ihre Regierungen aufbegehren. In Afrika u.a. im Sudan und Nigeria, im Nahen Osten in Syrien, in Lateinamerika in El Salvador und Kolumbien (ELN), in Asien in Indonesien und Süd-Thailand. Sogar die Taliban in Afghanistan sollen ihre Operationen eingestellt haben. Jetzt wäre Zeit, die Zonen der bewaffneten Konflikte zu demilitarisieren und die freiwerdenden Kräfte zu nutzen, um die zivile Antwort auf die Pandemie zu verstärken, schreibt UAB.

→ UAB

Update: Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen

Regionalen Differenzierung
Die Corona-Fallzahlen sind in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Lockerungen sollen daher regional unterschiedlich schnell kommen, geht es nach dem Kanzleramt. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies am Montag darauf, dass sich das Virus in Deutschland „nicht gleichmäßig ausbreitet“. Dies könne bedeuten, „dass Beschränkungen in bestimmten Regionen aufrecht erhalten oder die zwischenzeitlichen Lockerungen wieder verschärft werden müssen“. Eine Entscheidung über Lockerungen stehe aber erst in der kommenden Woche an.
→ Welt

Wem die Bürger in der Krise vertrauen
Die Menschen wenden sich in der Coronakrise der Regierung zu - in Bund und Ländern. Wer gerade besonders weit oben in der Gunst des Wahlvolks steht zeigt der SPIEGEL in seiner Politikertreppe.
→ DER SPIEGEL

Experte der Universität Bayreuth fordert Öffnung der Kitas
Kitas, die wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind, sollen wieder in Betrieb gehen. Das fordert Professor Eckhard Nagel vom Lehrstuhl für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Uni Bayreuth. Seinen Appell untermauert er mit einer Studie aus Island. Von 13.000 dort getesteten Personen sei kein einziges Kind mit dem Coronavirus infiziert gewesen. Dabei gelten für die Bevölkerung in Island seit Mitte März ähnliche Bewegungseinschränkungen wie in Deutschland. Die isländischen Schulen und Kitas seien jedoch weitestgehend geöffnet geblieben. Folglich würden Schulen und Kitas nicht grundlegend zu einer Verbreitung des Virus beitragen.
→ BR24

Mehr Sorfalt in der Corona-Forschung
Experten beklagen Mangel an wissenschaftlicher Genauigkeit. Zum Coronavirus erscheint eine kaum zu überblickende Zahl an Studien. Dass nicht alle die Standards guter Wissenschaft einhalten, muss sich bald ändern, fordern Experten. Eile darf keine Rechtfertigung für wissenschaftliche Schludrigkeit sein – nicht einmal in einer medizinischen Notsituation wie der aktuellen Coronavirus-Pandemie. Das fordern nun zwei Ethiker im Wissenschaftsmagazin »Science«. Mit heißer Nadel gestrickte Studien, deren Ergebnisse häufig ohne Kontrolle oder Peer-Review-Prozess auf Preprint-Servern landen, könnten sogar kontraproduktiv sein.
→ Spetrum

Vorbereitet für den Ernstfall
Privathaushalte, Supermärkte, Krankenhäuser: In Krisenzeiten ist die Stromversorgung in diesen Bereichen wichtig. Die Energiebranche ist darauf vorbereitet und übt regelmäßig den Notfall. Das zahlt sich aktuell aus.
→ Deutschlandfunk

Rhesusäffchen – eine Impf-Hoffnung
Dutzende von Forschungsprojekten zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus laufen in aller Welt. Viele mutige Freiwillige haben sich für Testimpfungen zur Verfügung gestellt. Doch wann ein verlässlich getesteter Impfstoff zur Verfügung stehen wird, steht weiterhin aus – nach seriösen Schätzungen nicht vor 2021. Einen großen Fortschritt indes berichten Wissenschafts- und Ärztemagazine. Eine Population von Rhesus-Affen vom Typ Makaken zeigte nach den Impfungen die erwünschten Antikörper gegen das Virus. Sieben Tage nach der absichtlichen Infektion mit SARS-CoV-2 waren bei keinem der Tiere Viren u.a. in der Lunge nachweisbar.
→ Ärzteblatt

Künstler: 1000 Euro Bonus
In den kommenden drei Monaten erhalten freischaffende Künstlerinnen und Künstlern, die in der Künstlersozialkasse versichert sind, monatlich 1000 Euro. Bisher allerdings nur in Bayern.
→ BR

Home Schooling im Durchmarsch
Verena Pausder ist Expertin für digitale Schulbildung. In der Corona-Krise sieht sie eine Chance, die seit Jahrzehnten überfälligen Bildungsreformen anzupacken. Noch vor ein paar Wochen „wäre nichts radikaler gewesen, als flächendeckendes Home Schooling in Deutschland einzuführen“, sagt sie. „Wir hätten es uns schlicht nicht getraut. Und selbst wenn, hätten wir Jahre gebraucht, um es vorzubereiten.“ Corona sei die effektivste Fortbildungsmaßnahme, die unser Schulsystem je erlebt hat.
→ Verena Pausder

Welt im Versuchs- und Irrtums-Modus
Die Länder der Welt einschließlich Deutschland und die europäischen Nachbarn scharren derzeit laut und vernehmlich wie nervöse Rennpferde vor dem Start mit den Hufen. Keiner will abwarten, endlich wieder richtig loszulegen. Doch es gibt viele Warnungen, etwa von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Wir seien noch lange nicht überm Berg. Der deutsche Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt schreibt im Wissenschaftsmagazin Science, dass die jetzt eingeleitete Beendigung des Lockdowns ein „gefährlicher Prozess von Versuch und Irrtum“ sei. Auch Bundeskanzlerin Merkel hat dazu bemerkt, dass die Lage trügerisch sei. Worauf wir wirklich als Schutzmaßnahme bauen können: soziale Distanz. Möglicherweise bis ins Jahr 2021.
→ Science

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 155.193 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 27.04.2020, 00:00 Uhr RKI), das sind 1.018 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 900.334 Menschen sind weltweit wieder genesen, davon 114.500 in Deutschland (Stand 27.04.2020, 19:36 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

Corona-Zeitgeschenk
Über Ängste in Corona-Zeiten und den Umgang mit dem Angst-Virus spricht der Angstforscher Borwin Bandelow in der neuen daz. Was hilft? Nach vorne schauen und sich sagen, „dass es viele andere Gefahren gibt, die zum Teil häufiger sind, vor denen wir aber nicht ständig Angst haben“ (Verkehrsunfälle). Wie Isolation ertragen? Kontakt über die sozialen Medien halten und freie Zeit als Zeitgeschenk betrachten (Zeit für Partner, Kinder). Empfehlung der daz: Nicht nur soziale Distanz halten, sondern „Humor ist ein gutes Mittel, Distanz zu den Problemen und den eigenen Ängsten zu gewinnen“. Das Interview und viele andere Themen über Ängste am Arbeitsplatz, betriebliche Prävention, Angst vorm Sterben in der aktuellen daz.
→ daz

Radeln mit 10 Meter Abstand
Weltweit erlebt das Fahrradfahren einen Boom. Statt öffentliche Verkehrsmittel zu besteigen schwingen sich immer mehr Menschen auf ihre Fahrräder. Wünschenswert, wenn die städtischen Miet-Fahrräder gratis angeboten würden, um die Attraktivität noch weiter zu erhöhen. Allerdings auch für die Mobilität auf dem Stahlross gilt: nicht zu nah auffahren – Wissenschaftler empfehlen beim langsamen Radfahren bis zu zehn Meter.
→ DW

Wie Contact-Tracing-Apps funktionieren, was davon zu halten ist
Wie funktioniert das von Apple und Google vorgeschlagene Konzept für Corona-Apps? Kann es die Ausbreitung von COVID-19 eindämmen? Was ist mit PEPP-PT und DP3T? Alle, die etwas tiefer in die Materie einsteigen wollen klärt Heise auf!
→ Heise

Kultur der Offenheit
Deutsche Angst-Hilfe DASH Geschäftsführer Christian Zottl ist derzeit ein gefragter Interviewpartner. Im Deutschlandfunk hinterlegte er bundesweit: Offener und ehrlicher Austausch über Sorgen und Ängste beruhigt.
→ Deutschlandfunk

Von Mensch zu Mensch

Die Corona-Monomanie

von Wolfgang

Vor unseren sogenannten Leit-Medien stehen wir oft in Ehrfurcht, verweisen auf sie und sagen, „aber der/die/das … hat’s gesagt, geschrieben“. Und vergessen gerne darüber, dass auch die nur mit Wasser kochen, wie übrigens auch alle Wissenschaftler und Politiker in diesen Zeiten. Das Corona-Virus hat uns eine singuläre historische Situation in unserer historischen Neuzeit geworfen. Dieses Hinein-Geworfen-Sein aus relativ kuschliger Alltagsroutine mitten in den Braukessel des Schicksals verunsichert uns Alle, macht Vielen große Angst, lähmt – und ist deshalb auch die Stunde für Ermutigung (wie viele unserer Beiträge in dieser angstfrei-Rubrik) und vor allem auch die Stunde der Mutigen.

Hier möchte ich ausführlich den Medienforscher Stephan Russ-Mohl zu Wort kommen lassen, Zeit seines Lebens jemand, der voranging, den modernen deutschen Wissenschaftsjournalismus auf den Weg brachte und das mediale Zeitgeschehen kritisch begleitete. Sein Interview mit der Medienschelte über die „Corona-Monomanie“ schlug heftige Wellen in der deutschen Medienszene. Für uns war der tosende Info-Tsunami allerdings ein Glücksfall und die Geburtsstunde der „angstfrei.news“. Hier Passagen aus Russ-Mohls medialem Aufrüttler aus der Schweizer Medienwoche (auf den Link hatten wir Sonntagabend bereits hingewiesen, jetzt ausführlich):

Es „bleibt die Frage, ob manche Medien – mit dem Erkenntnisstand von heute – überreagiert haben. Anstatt Leichentransporte in Bergamo zu zeigen, hätten sie besser etwas aktiver recherchiert, ob sich das Virus nicht auch mit geringeren Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens erfolgreich bekämpfen ließe. Das hätte aber eben geschehen müssen, bevor die Massnahmen beschlossen wurden. Jetzt ist es zu spät. Jetzt sind wir eingesperrt und müssen schauen, wie wir wieder rauskommen und niemand weiß, wie das gelingen kann. Das einzige, was wir relativ sicher wissen, dass der Staat, wenn er weiterhin mit Milliarden um sich wirft, irgendwann pleite sein wird.“

„Anfänglich kamen sehr wenige Experten zu Wort, obwohl wir inzwischen wissen, dass das Spektrum auch unter den Virologen und Epidemiologen deutlich grösser war. Viele Medien in Deutschland und auch in der Schweiz hingen am Tropf der Regierungs-PR. Da hätte ich mir in der ersten Phase eben mehr Vielfalt gewünscht.“

„Haben die Medien möglicherweise durch ihre sehr einseitige Berichterstattung den Shutdown mit herbeigesendet und mit herbeigeschrieben? Über die wirkliche Gefährlichkeit des Virus tappen wir alle noch im Dunkeln, ausser dass wir wissen, dass es viele Tote gegeben hat. Ich würde mir eigentlich von allen Akteuren mehr Demut wünschen. Es gibt Dinge, die sind eben nicht machbar und steuerbar. Und wenn sich Politiker hinstellen und den Eindruck erwecken, dass sie alles im Griff hätten, dann müsste ein Aufschrei der Journalisten durchs Land gehen.“

Widerspruchsgeist und Kritik, Autoritäten in Frage stellen und Alternativen erdenken sind die Mutter von Demokratie und Wissenschaft. Vielen Dank, Stephan Russ-Mohl, für dieses Leit-Bild!

→ Medienwoche

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Deutscher Top-Virologe fühlt sich missverstanden
„Für viele bin ich der Böse, der die Wirtschaft lähmt“, sagt Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie am Charité-Krankenhaus in Berlin. Inzwischen ist in Deutschland ein bekannter Mann. Nicht zuletzt durch seinen Podcast, in dem er mehrmals in der Woche das neuartige Coronavirus erklärt. Der „Guardian“ sieht ihn als „Deutschlands führenden Covid-19-Experten“. In der britischen Zeitung spricht er über Merkels Führung, das „Präventionsparadoxon“ und die Anfeindungen, denen er ausgesetz ist.
→ Welt

Lachen in der Krise
Wir alle lachen anders und über andere Dinge, je nach Geschlecht oder sozialer Zugehörigkeit. Und nicht alle Comedians, Kabarettisten oder Dramatiker haben denselben Humor. Seit Urzeiten der Menschheit hat das Lachen für Stimmung wie für Missstimmung in der Gesellschaft gesorgt. Je nachdem, wer das Lachen auslöst, gegen wen es zielt und wen es schließlich trifft, kann es von Waffe bis zur Besänftigung fast alles sein. Bei Dieter Nuhr lachen andere als bei Jan Böhmermann, bei Shakespeare klingt es derber als bei Aristoteles. Vom erleuchtet-beseelten Lächeln des Heiligen bis zum Lachkrampf beim Slapstick, vom psychischen Befreiungsschlag bis zur vernichtenden Diskriminierung reicht das Spektrum. Und natürlich ist gerade in Krisenzeiten Lachen das beste Mittel, um Abstand und neue Perspektiven zu gewinnen.
→ Deutschlandfunk

“Kunst schafft Urvertrauen!“
Die Tempel der Kunst bleiben bis auf Weiteres erst mal geschlossen. Die Performance Künstlerin Mia Florentine Weiss plädiert deshalb für die Verlagerung der Kunst in den öffentlichen Raum. Gemälde, Skulpturen, Installationen – nach draußen: Outdoors. Kunst sei der älteste, kleinste gemeinsame Nenner, den wir haben“, sagt Weiss. „Solange Kreativität in der Luft liegt, atmen wir und ich habe ein ganz starkes Urvertrauen in diese ursprünglichste Kraft aller Kräfte.”
→ Mia Florentine Weiss

Corona-Kalauer
Kunst wie auch Humor sind Seelenfutter. Die Widersprüchlichkeiten unserer Tage finden sich in diesen drei Kalauern wieder, die nach Karl Valentin klingen:

  • Im Prinzip dürfen Sie das Haus nicht verlassen, aber wenn Sie es müssen, dann können Sie schon.
  • Masken sind nutzlos, aber Sie müssen eine tragen, sie kann nämlich Leben retten.
  • Die Läden sind geschlossen, mit Ausnahme derjenigen, die geöffnet sind.
    (Achten die darauf, das Betreten von geschlossenen Läden wird streng bestraft.)

Hiervon noch viel mehr und noch Skurrileres in Postillon!
→ Postillon

"Wann wird das Nobel-Komitee reagieren?"
Er sitze morgens vor dem Fernseher und komme erst mittags ins Büro. Das berichtet die "New York Times" über Donald Trump. Der will, dass den Journalisten nun Nobelpreise aberkannt werden. Wahrscheinlich meint er aber wohl Pulitzerpreise.
→ DER SPIEGEL

Hiermit wünschen Euch Wolfgang und Markus einen zugleich beschwingten, wie entspannten Abend!

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.