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Ostermontag, 13. April 2020 | 20 Uhr

Wolfgang
Markus

Einen schönen guten Abend!

Für manche schwingt im Ostermontag ein wenig Blues. Mittags wurden vielleicht noch die letzten Osterbratenreste verspeist. Nachmittags klopfte - nach dreieinhalb freien Tagen mit ersten Gedanken an den morgigen Arbeitstag - mitunter der Alltag wieder an. Wir wollen auch mit dieser Abendausgabe antizyklisch sein, diesen Oster-Blues vertreiben, die Spannungs- und Informationskurve hochhalten – vergewissert euch bitte selbst!

Herzlichst aus Medellín und München Euer Wolfgang und Markus und das ganze Team von angstfrei.news

Und noch etwas, was ihr an dieser Stelle schon kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Kommentare, Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Jane Goodalls Osterbotschaft über die Wiedergeburt des Lebens

Ostern ist die Zeit der Botschaften, nicht nur des Papstes, sondern auch der moralischen Autoritäten unserer Welt. Die englische Königin ermahnte die freiheits- und naturliebenden Briten noch einmal daran, Abstand zu halten und daheim zu bleiben, um Menschenleben zu schützen und zu retten auf der von hohen Infektionszahlen heimgesuchten Insel. Bundespräsident Steinmeiers Botschaft, „die Welt wird eine andere sein“, erntete in den sozialen Medien eher Spott, mit der Fußnote, dass man größeren Tiefgang von Deutschlands repräsentativem und anständig bezahltem Staatsoberhaupt erwarten dürfe.

Und dann war da noch die überkonfessionelle Osterbotschaft von Jane Goodall der bekannten britischen Verhaltensforscherin. Man hat sie die „Mutter der Schimpansen“ getauft, weil sie einen Großteil ihrer Forschungsarbeit den Primaten gewidmet hat. Aber noch mehr wissenschaftliche Verdienste hat die heute 86-Jährige durch ihr ganzheitliches Naturverständnis erworben. Ihre Osterbotschaft 2020 adressiert die Neugeburt des Lebens an Ostern. 3:57 Minuten, die sich lohnen, anzuhören, von einer Frau, die viele Katastrophen der Geschichte direkt miterlebt hat, etwa die Bombardements in Europa während des Zweiten Weltkriegs und 9/11 in New York 2001:

Jane Goodall wendet sich in ihrer Videobotschaft an alle, die derzeit deprimiert, traurig, verzweifelt sind wegen den vielfältigen Coronavirusgefahren oder die sich isoliert und eingeschlossen in ihren Wohnungen fühlen. In den Kreisläufen der Natur, tröstet sie, werde das Leben stets neugeboren. Sie hofft, dass wir künftig mehr Gemeinschaftssinn aufbringen. Die Pandemie hätten wir selber durch unsere Habsucht verursacht. Wenn wir es lernten, die Natur zu respektieren und akzeptieren, und dass wir ein Teil von ihr sind, könnten wir auf ein besseres Leben hoffen.
→ Instagram

Update: Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen

Politiker ziehen positive Osterbilanz
Die Osterfeiertage galten als Test: Halten sich die Menschen an die Corona-Maßnahmen? Mehrere Bundesländer äußerten sich zufrieden, nur einige Verstöße seien gemeldet worden. Der Reiseverkehr kam fast völlig zum Erliegen. Während in den Bergen nur wenige Wanderer unterwegs gewesen seien, hätten in den Naherholungsgebieten viele Menschen das Wetter genutzt, um an die frische Luft zu gehen - sei es für Spaziergänge oder Radfahren.
→ Tagesschau

56 Prozent der Deutschen würden Corona-App nutzen
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wollen Experten und Politiker auch auf eine Smartphone-App setzen. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland zeigt sich aufgeschlossen dafür, im Kampf gegen Corona eine Tracing-App auf ihrem Smartphone zu installieren: In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für BR24 gaben 56,1 Prozent der Frauen und Männer an, dass sie eine solche App freiwillig nutzen würden. Mehr als jeder Dritte (36,1) antwortete dabei mit "Ja, auf jeden Fall", jeder Fünfte (20,0 Prozent) mit "eher ja".
→ BR24

Konkreter Fahrplan für Ende der Kontaktsperren
In ihrem bislang letzten öffentlichen Auftritt kurz vor Ostern hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel klar formuliert, von welchem wissenschaftlichen Rat sie sich bei ihrem weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie leiten lassen will. "Für mich wird eine sehr wichtige Studie die der Nationalen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina sein", erklärte Merkel auf einer Pressekonferenz vergangenen Donnerstag. Es ginge darum, für die anstehenden Entscheidungen "auf festem Grund" zu stehen. Die Nationalakademie Leopoldina empfiehlt nun eine baldige Rückkehr zur Schule. Auch Geschäfte und Behörden sollen schrittweise eröffnen und Reisen erlaubt werden - aber unter Bedingungen.
→ DER SPIEGEL

Segen von ganz oben
Dieses Osterfest war bisher einmalig in der Kirchengeschichte. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus fanden weltweit keine regulären Gottesdienste statt. Der Petersdom in Rom, auf dem sich sonst Zehntausende Gläubige an Ostern drängen, um den traditionellen Segen des Papstes zu empfangen, war menschenleer. Doch viele Geistliche und Kirchenmitarbeiter fanden ungewöhnliche Wege, ihre Gemeindemitglieder dennoch zu erreichen. Ob via Liveübertragung, von Dächern herab oder mit einem Oster-Drive-in. Gläubige in aller Welt sind der Corona-Krise mit Einfallsreichtum begegnet. ZEIT Online zeigt die Bilder.
→ ZEIT Online

Infektions-Prävention: Weltweites Verbot für Wildtiermärkte gefordert
Es gibt viele Indizien, dass in der chinesischen Stadt Wuhan die Corona-Pandemie von Wildtiermärkten ausgegangen ist. Wildtiere wie Schlangen und Fledermäuse wurden dort frei verkauft. Daraus entstanden Speisen, die den Krankheitserreger auf den Menschen übertragen und damit die Übertragungskette ausgelöst haben könnten. Diesen immer wieder geäußerten Verdacht nimmt das UN-Referat für Biodiversität sehr ernst. Seit einigen Tagen fordert es ein weltweites Verbot von Wildtiermärkten. Dieses wird mittlerweile in den BBC Global News ausführlich diskutiert.

Wie dort eine UN-Mitarbeiterin im Interview aussagte, ist die weltweit ungebremste Abholzung von Waldgebieten (Deforestation) ein weiterer großer Risikofaktor. Dadurch werden Wildtiere in die Nähe menschlicher Siedlungen vertrieben. In der Nähe zu Menschen könnten sie diese mit fremdartigen Viren infizieren, gegen die der Mensch nicht immun ist und gegen die es keine Impfstoffe gibt, wie jetzt beim Covid-19 Virus. Die chinesischen Behörden sind sensibel für die UN-Warnungen und halten die Wildtiermärkte vorerst geschlossen.

Darüber hinaus haben chinesische Regierungsstellen erstmals eine Liste von genießbaren und ungenießbaren Tieren dekretiert, an die sich die Bürger*innen des Landes sowie Märkte und Gaststätten halten müssen. Als nicht genießbar werden danach eingestuft Hunde, Katzen wie auch Fledermäuse, deren Verzehr vielen Hinweisen zufolge der Auslöser der Pandemie gewesen sein könnte.
→ Guardian

Schweden: Wichtige Kontrollgruppe bei der Auswertung
Auch in dem liberalen skandinavischen Land steigen Infektions- und Todeszahlen. Die Behörden drohen, die Zügel anzuziehen, wenn die Schweden nicht mehr auf Distanz gehen. Für Wissenschaftler könnte Schweden aber zum Glücksfall werden: Nach der Pandemie könnten die dort gewonnenen Daten im Vergleich mit anderen Ländern und unterschiedlichen Präventionsmaßnahmen für die zukünftige Seuchenbekämpfung sehr hilfreich sein.
→ Haaretz

Wie andere Länder die Regeln lockern
Die Bundesregierung will vor Ostern nicht über die Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen reden, andere Staaten haben die Einschränkungen für Bevölkerung und Wirtschaft bereits aufgeweicht. Ein Überblick.
→ Tagesschau

Hildesheimer feiern Drive-in Gottesdienst
Das Autokino macht’s vor. Auf dem Hildesheimer Schützenplatz nahmen am Ostersonntag 400 Katholiken an einem Drive-in Gottesdienst teil. Die Gläubigen mussten in ihren Fahrzeugen bleiben und die Fenster geschlossen halten. Die Predigt erfolgte über das Radio.
→ Süddeutsche Zeitung

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 123.016 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 13.4.2020, 00:00 Uhr RKI), das sind 2.537 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum, diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 438.540 Menschen sind weltweit wieder genesen, davon 64.300 in Deutschland (Stand 19:38 Uhr). Das sind weltweit 14.812 Menschen mehr als gestern Abend.

Tipps des Tages

"In Isolation musst du Alleinzeit planen"
Jocelyn Dunn hat für eine Mars-Simulation der Nasa acht Monate in Isolation gelebt. Was wir von ihr lernen können? Ruhiges Atmen, gute Planung und den richtigen Rhythmus.
→ ZEIT Campus

Adoptiere eine Oma oder einen Opa
28.000 Menschen aus der ganzen Welt haben sich der Aktion „Großeltern-Adoptieren“ angeschlossen. Damit haben sie sich bereit erklärt, Menschen aus Altersheimen zur Seite zu stehen, mit einem Telefonanruf, einem Blumenstrauß – was die Nächstenliebe so hergibt.
→ Independent

Bindemittel
Für den US Psychologen Peter Coleman, Columbia Universität, hat die Corona-Krise eine einigende Wirkung. Sie polarisiert die Welt nicht, sondern festigt die Weltgemeinschaft. Über diese Kraft schreibt, doziert, debattiert er. Einige Mitmenschen haben ja schon selber festgestellt. Menschen lächeln sich mehr an in diesen Tagen.
→ Cross Camp

Corona und Sex – geht das noch?
In vier Folgen über die Feiertage sprechen die Sexualtherapeutin und Ärztin Melanie Büttner und der ZEIT-ONLINE-Vizeressortleiter Wissen und Digital Sven Stockrahm über Liebe, Sex und Social Distancing in Zeiten der Pandemie. In dieser vierten Folge geht es um unser Sexleben und vielleicht neue Möglichkeiten zu sich und dem Partner oder der Partnerin zu finden. Wir geben Rat und sagen, wo es Unterstützung vom Profi gibt.
→ ZEIT Podcast

Von Mensch zu Mensch

Lächeln in „verrückten“ Zeiten

Ich bin schon seit vielen Jahren mit Transformation im Sinn unterwegs. Die aktuellen Corona-Zeiten fühlen sich für viele wie ein unbeschriebenes Blatt an. Man wacht morgens auf und zupft sich am Ohr: Kann das alles wahr sein? Geht mir auch so. Aber ich finde es auch irgendwie wunderbar, denn ich liebe „leere Blätter“. Als ehemalige Journalistin und Werbefachfrau habe ich den Blick schon länger recht konsequent abgewendet von mit alten Zwängen vollgeschriebenen Manuskripten. Weil sie für unsere Zeit keine Antworten mehr geben können. Ich will darin nicht mehr herumkritzeln, denn diese degenerieren von allein.

Als Beraterin für interne und externe Kommunikation im Sozialbereich sehe ich die Dinge ganzheitlich. Die „Krone der Schöpfung“ hat Angst, dass ihr der Atem ausgeht, und so kann die Natur jetzt endlich mal Atem holen. Diese herrliche Ruhe auf den Straßen! Die Luft ist so viel klarer und die Tiere schauen uns erstaunt zu. Gerade tigert hier eine freche rote Katze vorbei … Zeit zum Nachdenken und noch wichtiger Nachfühlen, um die Blätter neu zu füllen: naturnah, achtsam, mitfühlend mit sich selbst und anderen, dissens-freundlich und konsens-bildend. Auch leisere Töne können jetzt gehört werden. Es wird nicht spurlos bleiben, wenn es gelingt, die Angst vor tieferem Wandel loszulassen. Er wohnt schon längst in uns. Wie die Erde uns nun so deutlich dort hinführt, hat mich auch überrascht. Sie erinnert uns daran: Alles ist organisch miteinander vernetzt. Es hilft nicht, nur die Schuld bei den Machthungrigen, Skrupellosen und Gleichgültigen zu suchen. Es hilft nicht, nur die Mittellosen, Unterdrückten und Ängstlichen in Schutz zu nehmen. Es geht um ein tieferes Erkennen der Dysbalancen in uns und um uns, um ein neues Ausbalancieren – und das fängt bei mir selbst an. Und es geht um das Fördern echter innerer Stärke, um Augenhöhe und die Suche nach einem gemeinsamen Sinn auf unserer kleinen Kugel im All.

Auch mich berühren immer wieder die aktuellen Sorgen in dieser „verrückten“ Zeit. Aber – vielleicht seltsam – ich muss öfter lächeln als zuvor. Und ich freue mich über alle, die mir ein Lächeln (aus Abstand) draußen im Alltag zurückschenken. Ich wünsche allen eine sich wandelnde Zeit, in der all die weitschauenden, zukunftsweisenden Impulse, die gesetzt wurden, konkret wirksam werden. Um sie von der „Alternative“ zum „Mainstream“ werden zu lassen, braucht es schon noch einen langen Atem. Aber habt Mut, es ist an der Zeit.

Ilona Schmuck, KONSENS Kommunikation

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Ende des Anfangs
Winston Churchill, britischer Premier (1940-45, 1951-55) und Literaturnobelpreisträger (1953) litt sein Leben lang unter Depressionen. Sie verliehen ihm Kampfgeist und großen Realismus, wovon auch viele seiner geschliffenen Zitate zeugen. Auf die nervöse weltweite Debatte und Spekulation über den Verlauf der Corona-Infektions-Kurve und die Hoffnung auf Abflachung passt Churchills Ausspruch:

„Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning.“

→ Brainyquote

Erfolgreiches Scheitern eines Mondflugs
Das wohl berühmteste Zitat der Raumfahrtgeschichte sind die „It's one small step for a man“-Worte von Neil Armstrong, als er als erster Mensch den Mond betrat. Danach folgt „Houston, we've had a problem here“ – Houston, wir hatten hier ein Problem. Gesagt wurde es am 14. April 1970 um kurz nach vier Uhr Mitteleuropäischer Zeit von Jack Swigert an Bord der Mission Apollo 13. Eine Paradebeispiel, welche Potenziale in krisenhaften Entwicklungen stecken.
→ Deutschlandfunk

Arbeiten in virtuellen Teams
Herausforderung jetzt für Viele: ein Schnellkurs auf 10 Seiten
→ Renn-Netzwerk

Bis zum Ende der Zeit
Der Physiker Brian Greene auf der Reise durchs Universum, wo aus Unordnung laufend neue Ordnung und Leben entsteht – ein Lesetipp.
→ Randomhouse

Damit wünschen Wolfgang und Markus Euch allen einen entspannten Osterausklang, eine geruhsame Nacht und sagen Ciao & Good-bye – und klickt morgen zu den allerneuesten angstfrei.news wieder rein, merci!

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.