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Sonntag, 24. Mai 2020 | 08 Uhr

Anne

Guten Morgen,

wart ihr schon Brötchen holen? Kaffee aufgesetzt? Tisch gedeckt? Dann steht einem gemütlichen Sonntag ja nichts mehr im Wege. Falls ihr diesen auf dem Sofa verbringen wollt habe ich einen Filmtipp für euch. Im heutigen “von Mensch zu Mensch” geht es darum, wie wir Smalltalk umgestalten könnten, oder um die Kunst des Zuhörens. Klar, ein Nachrichten Update gibt es natürlich auch und ganz zum Schluss noch eine kleine Geburtstagsfeier.

Einen geschmeidigen Tag wünschen euch Anne und das ganze Team von angstfrei.news!

Und wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die guten Nachrichten des Tages

Hunde können Corvid 19 erschnüffeln
In einer Studie der Universität von Helsinki wurden ausgebildete Therapiehunde darauf trainiert den Corona-Erreger im Urin von Erkrankten zu erschnüffeln. Dies taten sie nach kurzer Zeit fast so zuverlässig wie ein gängiger PCR-Test. Sollte sich die Zuverlässigkeit der Spürnasen auch in klinischen Studien bestätigen, dann könnten künftig die Hunde an Orten mit großer Ansteckungsgefahr eingesetzt werden, z.B.bei Großveranstaltungen oder bei der Einreise an Flughäfen. Sollte eine Person nach Corvid-19 riechen, muss natürlich noch ein weiterer Test zur Bestätigung folgen. Außerdem könnten die Hunde auch darauf spezialisiert werden, das Virus auf Oberflächen zu finden. So könnten sie in Arztpraxen oder Alten-und Pflegeheimen zum Einsatz kommen, wenn diese aufgrund von Corona-Fällen geräumt werden mussten. Die Hunde können dann prüfen, ob diese sauber sind und wieder genutzt werden können. 

Geschulte Hundenasen können jetzt schon verschiedene andere Krankheiten erriechen, wie zum Beispiel Parkinson, verschiedene Krebsarten oder auch, wenn auch mit schlechtere Trefferquote, Malaria. Allerdings kann ein Hund immer nur auf einen krankheitsspezifischen Geruch geschult werden. 
Deutsche Welle

Entwicklungen seit gestern Abend

EU- Wiederaufbauplan
Nachdem letzte Woche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Vorschlag zum Wiederaufbau und zur Stärkung der EU- Wirtschaft machten, legten jetzt Österreich, Schweden, Dänemark und die Niederlande nach. Die vier Länder legten einen sparsameren Plan vor, in dem sie einmalige Notfallfonds befürworten und eine Nothilfe auf maximal zwei Jahre beschränken möchten. "Wir wollen eine zeitliche Befristung, damit es wirklich eine Corona-Soforthilfe ist und nicht zu einer Schuldenunion durch die Hintertür wird", so der österreichische Kanzler Sebastian Kurz. Außerdem betonten die Länder, dass sie einer Vergemeinschaftung der Schulden, sowie einer Erhöhung des EU-Budgets nicht zustimmen werden.
Tagesschau

Wirtschaftliche Folgen
Durch die  Corona-Krise sinken, nach Schätzung der deutschen Rentenversicherung, die Rücklagen der Rentenkassen um ca ein zehntel. Genaue Zahlen gebe es derzeit nicht, da die wirtschaftlichen Entwicklungen der nächsten Zeit noch zu unsicher sind. Die bisherige Schätzung beruht auf dem momentan erwarteten Rückgang des BIP von ca 6%, nach der Frühjahrsprojektion der Bundesregierung. 
ZDF

Demonstrationen in Deutschland
Gestern gingen in verschiedenen Städten wieder Menschen auf die Straße um gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu demonstrieren. Es waren laut Polizeiangaben jedoch deutlich weniger Teilnehmer, als von den jeweiligen Veranstaltern angemeldet. Die Kundgebungen verliefen weitgehend störungsfrei.
(dpa)

Blick über die Grenzen

USA- Einreise von Profisportlern
Trotz derzeitiger Reisebeschränkungen, will die USA ausländische Profisportler wieder einreisen lassen. Es soll eine Sondereinreiseerlaubnis für u.a. Sportler aus der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA, der Baseball-Liga MLB, der Eishockey-Liga NHL sowie für Golf- und Tennisprofis, die in den USA an Wettkämpfen teilnehmen, geben. „Professionelle Sportveranstaltungen bieten dringend benötigte wirtschaftliche Vorteile, sind aber ebenso wichtig für den Stolz der Gemeinschaft und die nationale Einheit“, erklärte US-Heimatschutzminister Chad Wolf. Die Amerikaner bräuchten ihren Sport. Es sei an der Zeit, professionelle Athleten wieder an die Arbeit zu bringen.
(dpa) 

Proteste in Spanien
Auch in Spanien protestieren Teile der Bevölkerung gegen die strengen Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Vor allem in den großen Städten schlossen sich viele Menschen zu Autokorsos zusammen um Druck auf Spaniens Regierung auszuüben. Die Maßnahmen in Spanien waren sehr streng und werden nun langsam gelockert. Langsamer als im ebenso von der Pandemie stark betroffenen Italien. So sollen in Spanien erst ab Juli die Grenzen geöffnet werden.  "Ab Juli wird der Empfang ausländischer Touristen unter sicheren Bedingungen wieder aufgenommen werden. … Wir werden garantieren, dass die Touristen keine Risiken eingehen werden und auch, dass sie keine Risiken für uns verursachen", so Ministerpräsident Pedro Sánchez in einer Rede an die Nation. 
Tagesschau

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 177.850 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 23.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 638 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 2.247.322 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 58.289 Personen mehr als gestern Abend. Davon 159.900 in Deutschland (Stand: 24.05.2020 04:09 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Filmtipp 
Heute möchte ich auf eine Netflix- Dokumentation hinweisen. Regisseurin Nadia Hallgren begleitete 2018 Michelle Obama auf ihrer Lesetour zur Autobiografie „Becoming“. Zu sehen ist ein Film der zeigt, wie sich Obama nach dem Auszug aus dem Weißem Haus, neue Wege suchen und sich neu definieren muss. Der Film blickte aber auch zurück auf die Herkunftsgeschichte.  

Ich persönlich finde, dass besonders in den Momenten, wenn man sich wundert was politische Akteure beschließen oder empfehlen, diese Doku über eine starke und empathische Persönlichkeit, ein schöner Gegenentwurf ist. 
Wenn ihr noch ein paar mehr Infos möchtet, dann gibt's die hier
Zur Doku geht's hier lang.

Und wer nicht gerne fernsieht, es gäbe da ja auch noch das Buch. 

Von Mensch zu Mensch

Smalltalk, oder von der Kunst des Zuhörens
In all meinen Gesprächen begegnet mir in letzter Zeit immer eine Frage „Wo führt das noch hin?“ Ich weiß es nicht. Aber je mehr ich drüber nachdenke desto sicherer bin ich mir. Wenn wir auf das Danach Einfluss nehmen wollen, dann müssen wir einfach mal anfangen und vorleben was wir uns erwünschen. Bei uns anfangen. Klar, das klingt erstmal sehr einfach und ist natürlich leicht gesagt. Aber wir wissen auch alle wie schwierig es dann doch in der Umsetzung ist, wenn man alte Muster durchbrechen will. Es ist eine Kraftanstrengung und die Gewohnheit flüstert einem zu, wie leicht und bequem man es doch haben könnte. 

Aber wie wäre es, wenn wir mit einer Kleinigkeit anfangen? Mit dem guten alten Smalltalk. Meist beginnt man mit der Frage: „Wie geht es dir?“. Wie wäre es, wenn wir uns mal die Zeit nehmen und diese Frage ehrlich beantworten und sie auch ehrlich stellen? Das ist schon wieder sowas, was furchtbar einfach klingt, aber dann doch so schwierig ist. Denkt nur mal zurück an Donnerstag und den Artikel von Annika, in dieser Rubrik. Sie beschrieb wie schwierig es ist über die eigenen Gefühle zu sprechen, statt sie hinter einer Fassade zu verstecken. 

Wenn ich mich nach dem Befinden erkundige und mein Gegenüber antwortet, brav und ganz konform mit „Gut“, entgegne ich in der letzten Zeit immer, dass ich auch Zeit für eine ehrliche und ausführliche Antwort habe. Denn uns allen ist doch klar, dass sich nur in den seltensten Fällen das menschliche Befinden in nur einem Wort ausdrücken lässt. Und wenn wir doch mal mit einem Wort eine ehrlich Auskunft über unseren Gemütszustand geben, dann ist dieses sehr wahrscheinlich eher „Scheiße“. Doch zurück zum Smalltalk. Das Gesicht des Gegenüber schwankt meistens zwischen erwischt, erschrocken, Erleichterung und Lachen. Meistens folgt ein langes intensives Gespräch, manchmal auch ein „du ich ruf dich die Tage mal an, das dauert ein bisschen länger, es ist halt alles was viel im Moment.“ 

Aber dieser kleine Selbstversuch geht weiter. Zu einem Gespräch gehören ja mindestens zwei Menschen. Also muss ich, wenn ich eine ehrliche Antwort erwarte, wohl oder übel auch selber ehrlich aussprechen was mich umtreibt. 

„Hallo Anne, wie geht es dir?“ Ich: „ Keine Ahnung. Das Corona-Hamsterrad hält mich ordentlich auf Trab, so richtig Zeit darüber nachzudenken hatte ich noch nicht. Die Wohnung sieht aus wie nach ner Hausdurchsuchung…“ Gegenüber: „ Ach ja kenn ich. Aber du bekommst das ja hin. Ich weiß nicht wie du das machst, aber du wuppst die Sachen ja immer mit einer Gelassenheit. Super. Bin ein wenig neidisch. Klasse wie du das machst! Tschüss dann, bis bald.“ 

Ich stehe etwas perplex da und wundere mich. Eigentlich war mein Satz noch gar nicht zu Ende. „Die Wohnung sieht aus wie nach ner Hausdurchsuchung, und mein Innerstes eigentlich auch.“ 

So, oder so ähnlich verlaufen die meisten Gespräche und ich wundere mich jedes Mal. Zum einen darüber, dass mein Gegenüber gar nicht richtig zuhört und zum anderen darüber was sie über mich denken.

Was haben die Leute für ein Bild von mir. Ich Frage eine Freundin und sie meint das wäre doch ein super Bild, was sie von dir haben. Es wäre doch toll als stark wahrgenommen zu werden. 

Aber das ist doch viel zu eindimensional. Kein Mensch ist immer nur stark und kein Mensch muss immer stark sein. Wir alle haben doch unsere Schwächen und müssen auch die Möglichkeit haben diese zeigen zu können. Fehlt uns die Möglichkeit dazu, werden wir uns wahrscheinlich nur darin versuchen die Erwartungen der Mitmenschen zu erfüllen und möglichst dem vorgezeichneten Bild zu entsprechen.

Gefühle darstellen und verbalisieren zu können ist also so ein wichtiger erster Schritt. Es braucht einen gesellschaftlichen Resonanzraum. Sonst gleicht es einem Maler, dessen Ausstellungen nicht besucht, dessen Bilder nicht angesehen werden. Oder einem Musiker, der alleine in einer riesigen Halle spielt. Oder einem Fußballbundesligaspiel, was in einem leeren Stadion stattfinden. (Entschuldigt den Fußballvergleich, aber das ist noch eine Sache die ich derzeit völlig absurd finde. Das hat nichts mit dem Fußball zu tun, wie ich ihn kennen und lieben gelernt habe. Aber das steht auf einem anderen Blatt.)

Wir sind soziale Wesen und möchten wahr- und angenommen werden. 

Also hört euren Mitmenschen zu! Nehmt euch die Zeit! 

Eure Anne 

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Dreaming
Billie Joe Armstrong, Frontmann der Band Green Day, hatte zu Anfang der Corona-Krise angefangen Coverversionen verschiedener Songs aufzunehmen. Jetzt hat die Band gemeinsam Blondes „Dreaming“ gecovert und einen Clip dazu erstellt, der uns von einer besseren Welt nach oder mit Corona träumen lässt. 
rolling stone-magazin
Hier geht's zum Musikvideo → youtube

Zweite Welle, was bedeutet das eigentlich
In den Nachrichten wird häufig darüber gesprochen, dass es eine so genannte Zweite Welle in der Corona-Pandemie geben könnte. Was die Wissenschaftler*innen damit genau meinen könnt ihr hier nachlesen.
Deutschlandfunk

Happy Birthday Bob Dylan
Heute feiert der Musiker seinen 79 Geburtstag, herzlichen Glückwunsch! 

Am 19. Juni erscheint auch tatsächlich ein neues Album Rough and Rowdy ways, auf das wir uns freuen können. Schon vor ein paar Wochen, mitten im Lockdown, kam ein fast 17 minütiges Stück namens Murder Most Foul raus, in dem es um das Attentat auf J.F. Kennedy geht. Mit einem weiteren, bereits veröffentlichten Lied I contain multitudes, geht es um verworrene Zeiten.

"Tell me, what's next? 
What shall we do?“

Fragen, die wir alle hin und wieder und momentan im Besonderen, kennen. Und wie so oft ist es gut zu wissen, das man damit nicht alleine steht.

Damit wünschen wir euch einen schönen Sonntag und möchten an der Stelle schon mal darauf hinweisen, dass es heute zum letzten Mal ein Abend-Update der angstfrei.news geben wird. Ab morgen, Montag, werden wir uns voll und ganz auf eine Ausgabe, die Morgenausgabe, konzentrieren.

Anne und das ganze Team von angstfrei.news. 

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.