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Dienstag, 12. Mai 2020 | 8 Uhr

Felix
Anne

Guten Morgen ihr Lieben,

wir hoffen ihr seid gut in diese Woche gestartet. Vielleicht machen sich die seit dieser Woche geltenden Lockerungen in den verschiedenen Bundesländern schon in eurem Alltag bemerkbar. Vielleicht habt ihr Kinder, die diese Woche seit langem endlich wieder in die Schule dürfen, wenn auch nur für einen Tag. So sehr wir uns über diese Lockerungen freuen, sie bringen auch wieder unseren neu gefundene Alltag ein wenig durcheinander. Aber wir sind uns sicher, dass wir auch diesen Weg zusammen hinbekommen. Zuvor aber schnappt euch eine frischen Kaffee und die lest neuesten Entwicklungen.

Einen schönen Morgen wünschen euch Felix und Anne,
und das ganze Angstfrei Team.

Noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Spritzige Frühlingsboten
Vielleicht ist es der*m einen oder anderen schon aufgefallen, wenn er*sie doch mal das Haus verlassen hat… das Fehlen des Plätscherns auf vielen öffentlichen Plätzen und Parks. Wegen der Corona-Pandemie wurden dieses Jahr die Springbrunnen nicht wie üblich zu Beginn der frostfreien Zeit in Gang gesetzt. Für mich haben Brunnen und Wasserspiele eine unglaublich beruhigende Wirkung, zudem glaube ich, dass sie sich generell positiv aufs Stadtklima auswirken. Das war auch einer der Gründe, warum sie in der Zeit, in der die Stadt nicht unbedingt zum längeren Aufenthalt einladen sollte, noch ausgestellt waren.

Nun wird die Brunnensaison im Zuge der Lockerungen in vielen Städten in Gang gesetzt, oft schrittweise. Bedacht wird dabei, inwiefern die Brunnen ein Risiko darstellen würden, Mindestabstände zu ignorieren. Aber so langsam beginnt das große Plätschern und damit kehrt wieder ein bisschen mehr Vertrautes in diesen eher ungewöhnlichen Frühling zurück. Es plätschert unter anderem schon an Stellen in Berlin, in Leipzig, in München, Dresden, Düsseldorf und zahlreichen anderen Orten.

Zuletzt wurden unter anderem die Brunnen in Bochum angestellt, da sind es dieses Jahr sogar sieben funktionierende Wasserspiele mehr als 2019...

Vielleicht könnt ihr, wenn ihr beim nächsten Mal in der Stadt unterwegs seid, ja mal schauen, welche Brunnen, Fontänen, Wasserfälle und wasserbespritzte Skulpturen eure Stadt bevölkern.
 waz

Wichtige Entwicklungen seit gestern Abend

Bahn hofft auf Finanzhilfe
Durch den starken Rückgang im Fernverkehr von 90 % geht die DB von einem Verlust von bis zu 2 Milliarden Euro in diesem Jahr  aus. Aus diesem Grund verhandelt die Deutsche Bahn mit der Bundesregierung über eine Finanzhilfe. Da die Bahn verpflichtet ist eine Grundversorgung zu leisten, fahren 75 % der Züge wie gewohnt, allerdings mit einer wesentlich geringeren Auslastung. Somit haben sich die Einnahmen bei bleibenden Kosten massiv verringert. Und auch der Güterverkehr ging um 40% zurück. Diese Umsatzeinbußen haben auch Auswirkungen auf den Umbau des Verkehrssystems in Deutschland. Geplant war ein Ausbau des klimafreundlichen Bahnverkehrs durch höhere Taktung und neuere Züge. Stattdessen wird es aber zu Einsparungen u.a. bei Investitionen kommen.
Süddeutsche Zeitung

Kennzeichnungen in Sozialen Medien
Wie die Tagesschau berichtet, will Twitter um der Verbreitung falscher Informationen entgegenzuwirken, geprüfte Informationen mit einem Verweis auf vertrauenswürdige Quellen versehen. Tweets, durch die Menschen zu Schaden kommen könnten, weil sie zum Beispiel zu mehr Ansteckungen führen könnten, werden gelöscht. Facebook geht ähnlich vor. Hier werden bereits potenziell gefährliche, falsche Posts und Kommentare über das Coronavirus gelöscht und Nutzern nachträglich eine Warnung geschickt, wenn sie mit solchen Behauptungen in Berührung kamen. Bei YouTube werden Videos zu dem Thema mit einem Hinweis zu offiziellen Informationen versehen.
(Quelle Tagesschau) 

PR-Arbeit bei der Heinsberg-Studie war bekannt
Wie jetzt durch die Veröffentlichung einer Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag herauskam, wusste die Landesregierung schon seit Anfang April von der Zusammenarbeit der Wissenschaftler*innen mit der Berliner PR-Agentur “Storymachine”.

Dass die PR-Agentur die Wissenschaftler*innen bei der Veröffentlichung der Heinsberg-Studie begleitet und berät, war schon früh auf Kritik gestoßen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung, die die Studie mit 65.000 Euro finanziell unterstützt, hatte jedoch zuvor mehrfach betont, dass sie keine Kenntnisse bezüglich der Mitarbeit einer PR-Agentur gehabt habe. "Welche PR-Agentur da wie was macht, ob das begleitet wird, ob man Herrn Streeck dabei hilft, die Presseanfragen aus aller Welt koordiniert zu beantworten, das weiß ich nicht.“, so Laschet u.a. am 19.4. im Deutschlandfunk. Zudem bestünden deshalb auch keine Bedenken.
Focus

R- Zahl von RKI auf 1,07 geschätzt
Die Reproduktionszahl liegt seit dem Wochenende über dem kritischen Wert von 1,0. Das heißt, dass eine mit Sars-CoC2 infizierte Person mehr als eine weitere Person ansteckt. Es könne „weiterhin noch nicht bewertet werden, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt“, schrieb das RKI am Sonntag. An dem Tag wurde der Wert sogar auf 1,13 geschätzt. Am Montag wurde der Wert wieder leicht nach unten, auf 1,07 korrigiert.

Ob der steigende R-Wert in Zusammenhang mit den weitreichenden Lockerungen steht, kann auch noch nicht gesagt werden, da es im Schnitt 14 Tage dauert, eh sich Maßnahmen und Lockerungen in der Statistik bemerkbar machen.
Welt

EMA empfiehlt Remdesivir 
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA empfiehlt den Einsatz des noch nicht als Medikament zugelassenen Mittels Remdesivir des US-Unternehmens Gilead außerhalb klinischer Studien. Es könne bei Patienten angewandt werden, die nicht auf Beatmungsgeräte angewiesen seien, teilte die EMA mit.
→ Reuters

Coesfeld – Verschiebung der Lockerungen wegen Anstieg der Corona-Zahlen
Der Kreis Coesfeld in NRW wurde von den in NRW eingeführten Lockerungen ausgeschlossen. Grund ist, dass die Obergrenze für Neuinfektionen mit dem Coronavirus, die die Politik festgelegt hat, überschritten wurde. Die Lockerungen müssen hier deshalb erstmal verschoben werden, zunächst bis mindestens auf den 18. Mai. 

Laut Robert Koch-Institut lag die Zahl der Neuinfektionen in dem Kreis im Münsterland innerhalb einer Woche bei knapp 96 pro 100.000 Einwohner - und damit deutlich über der festgelegten Obergrenze von 50.

In den letzten Tagen wurde vermehrt getestet. Laut einem Sprecher des Kreises sind aktuell 805 Fälle gemeldet. Allein in einem Fleischbetrieb der Firma "Westfleisch" wurden 259 Mitarbeitende positiv getestet worden. 1011 Tests wurden in dem Betrieb durchgeführt, am Freitag war er geschlossen worden. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte daraufhin auch für andere Fleischbetriebe Massentests angeordnet. 

Kritik gibt es von Politik und Behörden an den schlechten Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen. Die oft osteuropäischen Angestellten leben oft auf engem Raum, auch auf der Arbeit werden Hygienestandards oft umgangen. 
→­Tagesschau

Betrug bei Corona-Masken aufgedeckt
Nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" (SZ) sollen zwei Männer aus Rheinland-Pfalz im größeren Rahmen unzureichende Atemschutzmasken mit gefälschten Zertifikaten verkauft haben. Die Masken wurden als sogenannte FFP2-Masken angeboten, entsprachen aber laut Staatsanwaltschaft Koblenz nicht dem versprochenen Schutzstandard.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigte, wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges zu ermitteln. Die beiden Männer wurden am 6. Mai festgenommen und befinden sich in Untersuchungshaft.

Bei Durchsuchungen sollen  in der letzten Woche insgesamt 11.000 Atemschutzmasken sichergestellt und 1,5 Millionen Euro eingefroren worden sein. Die Ermittlungen dauern noch an, da noch weiteres Beweismaterial gesichtet werden muss.
Tagesschau

Geld vom Bund: 750 Millionen für Corona-Impfstoff
Die Bundesregierung möchte die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs mit 750 Millionen Euro fördern. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek erklärte, es werde ein Sonderprogramm ins Leben gerufen, laut dem zwei Drittel des Geldes auf die Ausweitung von Studien, der Rest auf die spätere Sicherung der Produktion in Deutschland, entfielen. Die Förderung soll zusätzlich zu den bereits zugesagten internationalen Geldern geschehen. 

Im Zuge eines weltweites Bündnis zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffs hatte Deutschland letzte Woche 525 Millionen Euro zugesagt. Insgesamt kamen 7,4 Milliarden Euro an Spendenzusagen  zusammen. 

Nach Angaben des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VFA) gibt es weltweit inzwischen mindestens 121 Impfstoffprojekte.
Tagesschau

Blick über die Grenzen: Vorsichtige Lockerungen in zahlreichen Ländern
In vielen Ländern Europas und der Welt wurden zum Wochenstart die in der Corona-Krise verhängten Maßnahmen gelockert. Dabei waren auch Länder, die besonders stark von Corona betroffen sind. Unterschiede gab es zum Teil auch innerhalb der einzelnen Länder…

Spanien:
Das von der Pandemie stark getroffene Land geht bei der Lockerung regional unterschiedlich weit. In den ersten Regionen wie den Balearen oder im Baskenland beginnt bereits Phase 1 der Normalisierung, dort dürfen Hotels, Restaurants und Freiluftbars unter Einhaltung eines Hygienekonzepts das erste Mal seit dem 15. März wieder eröffnen. 

In anderen Regionen sind die Lockerungen vorsichtiger. In insgesamt zehn der 17 Regionen wurden die Maßnahmen entschärft, dort sind nun Treffen von bis zu zehn Personen erlaubt.
In den besonders gefährdeten Metropolen Madrid und Barcelona dagegen bleibt die strikten Ausgangssperren erhalten.

Frankreich:
Seit gestern dürfen die Menschen zum ersten Mal seit zwei Monaten ohne schriftliche Erlaubnis ihre Wohnung verlassen.
Im Gegenzug ist in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maskenpflicht in Kraft getreten. Geschäfte und Friseursalons dürfen wieder öffnen, Beschränkungen für Sport oder Spaziergänge fallen weg.
Weiterhin eine schriftliche Erlaubnis ist notwendig, wer weiter als 100km vom Wohnort reisen möchte. Gaststätten bleiben geschlossen. Schulen und Kitas öffnen schrittweise.

Großbritannien:
In Großbritannien hat Premierminister Johnson vorsichtige Lockerungen angekündigt. Menschen, denen es nicht möglich ist, im Home Office zu arbeiten, dürfen wieder zur Arbeit gehen. Auch ist ab Mittwoch körperliche Betätigung im Freien mit Menschen aus dem eigenen Hausstand unbegrenzt erlaubt, statt vormals einmal am Tag. Ebenfalls wieder möglich sind Reisen innerhalb Großbritanniens.
Friseure und Restaurants bleiben geschlossen.
Schottland, Wales und Nordirland kündigten dagegen an, ihren eigenen, strikteren Exit-Plan aus dem Lockdown vorzulegen.

Schweiz:
Die Schweiz hat seit dieser Woche recht umfangreiche Lockerungen bekannt gegeben. Unter Einhaltung von Abstandsregeln dürfen Geschäfte, Restaurants und Museen wieder öffnen. Auch die Schulen öffnen für viele Schüler*innen wieder. Masken sind im öffentlichen Nahverkehr empfohlen, aber nicht verpflichtend. Kinos, Schwimmbäder, Campingplätze oder Fitnesszentren sollen frühestens Anfang Juni ihren Dienst aufnehmen, es wird weiterhin zu Home Office geraten.

Dänemark:
Bereits Mitte April waren Grundschulen und Kitas wieder eröffnet worden, nun beginnt Phase 2 der Lockerungen. Seit gestern darf der gesamte Einzelhandel wieder öffnen.

Tschechien:
In Tschechien sind die Lockerungen verhältnismäßig weitreichend. Geschäfte in Einkaufszentren und Friseure dürfen öffnen, auch Museen, Galerien, Theater und Kinos können ihre Arbeit wieder aufnehmen. Wieder erlaubt wird der reguläre internationale Reiseverkehr per Bus, Bahn und Flugzeug, für Ausländer gilt aber weiterhin ein strenges Einreiseverbot.

Niederlande:
Für die Hälfte der Schüler*innen pro Tag geht die Grundschule wieder los. Auch Kitas, Bibliotheken, Friseure und Beauty-Salons dürfen wieder öffnen. Unter Einhaltung des Sicherheitsabstands von 1,5 Metern ist Sport im Freien wieder erlaubt.

Belgien:
Seit Montag dürfen in Belgien, unter Einbehaltung eines weitreichenden Hygieneplans alle Geschäfte wieder öffnen. Schon einen Tag vorher wurden die Kontaktbeschränkungen gelockert. Jeder Haushalt darf nun vier weitere Personen empfangen. Jedoch darf jede dieser Personen nur diesen einen Haushalt besuchen und es müssen immer die gleichen Personen sind.

Türkei:
Die türkische Regierung hat die Rückkehr zur Normalität eingeleitet. In neun von 25 Provinzen würden die Corona-Beschränkungen ganz aufgehoben. Präsident Erdogan appellierte aber an Bürger*innen, weiterhin Abstands- und Hygieneregeln zu beachten.

Um eine erneute Infektionswelle zu vermeiden, soll jedoch in Istanbul und anderen großen Städten des Landes kommendes Wochenende wieder eine Ausgangssperre gelten.

Russland:
In Russland, wo gerade erst eine Rekordzahl an Neuinfektionen gemeldet wurde, sind die dennoch angekündigten Lockerungen eher zurückhaltend. Ab heute soll der bezahlte Urlaub, der seit Ende März mehrere Wochen in Kraft war, beendet sein. Endgültig entscheiden sollen das die Gouverneure der Regionen.

Als Grund für die geplanten Lockerungen nannte Präsident Putin den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Stabilisierung der Wirtschaft.

Moskau kündigte bereits an, dass ab heute auf Baustellen und in Industriebetrieben wieder gearbeitet werden dürfe. Wer zur Arbeit muss, braucht eine Sondergenehmigung von der Stadt.

Putin sagte, andere Regionen könnten dem Beispiel Moskaus folgen. Geschäfte, die keine Lebensmittel verkaufen, Friseure, Autohäuser und die meisten anderen Dienstleistungsbetriebe sollen aber geschlossen bleiben. Menschen über 65 Jahre und mit chronischen Erkrankungen müssen weiter zu Hause bleiben.
→  Tagesschau (Russland)
→  Deutschlandfunk (Türkei)
→  Tagesschau (Europäisches Ausland)

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 169.575 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 11.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 357 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 1.527.496 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 14.797 Personen mehr als gestern Abend. Davon 145.617 in Deutschland (Stand: 12.05.2020 04:01 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

Urlaub vom Kopf - Genuss mit allen Sinnen
Urlaub ist wichtig. Pausen sind wichtig, das alles wissen wir, wisst ihr. Aber wie bekommt man es hin im Hier und Jetzt zu sein und den Kopf mal auszuschalten. 

Hier ein paar Ideen, die bei mir, Anne, gut funktionieren.

  • Musik: Das ist jetzt auch nichts Neues, aber funktioniert hervorragend. Ich habe sogar zwei Playlists für diesen Zweck. Eine, die ich höre, wenn ich spazieren gehe und mich im Park auf eine Bank oder noch lieber aufs Gras setze. Ich mache die Augen zu und halte die Nasenspitze in die Sonne. Nach ein paar Atemzügen werde ich merklich ruhiger und entspannter. Hierbei höre ich eine etwas wirre Mischung aus ruhigen Popsongs und Klassik. Klingt komisch, ist es auch, ist aber egal. Es funktioniert. Die zweite Playlist ist wahrscheinlich noch befremdlicher und die höre ich zu Hause. Aus den Kopfhörern dröhnt dann laute Gitarrenmusik. Irgendwas zwischen Punk und Rock und ich singe sehr laut, sehr schief und mehrstimmig mit. Liebe Nachbarn, es tut mir leid, aber manchmal muss es sein. Aber vielleicht habt ihr ja selber gerade Kopfhörer auf. Hoffentlich! 
  • Kochen: Ob ihr euer Lieblingsrezept kocht, oder das verstaubte Rezeptbuch ganz hinten aus dem Schrank holt und per Zufallsprinzip irgendeine Seite aufschlagt, ist egal. Wichtig ist nur. Schaltet das Handy aus oder stumm! Lasst euch nicht ablenken. Dann bedient das Kochen und Essen alle Sinne. Schon beim Kleinschneiden der Zutaten wird der Geruch freigesetzt und intensiviert sich beim Anbraten, zusammen mit dem „Anbratgeräusch“ lässt es einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Und lasst euch Zeit beim Essen. Zeit, Konsistenz und Geschmack mit der Zunge zu erfassen. Spürt wie dieser sich verändert während des Kauens. 
  • Es gibt aber auch noch so viele verschiedenen Möglichkeiten, wie z.B. barfuß zu  laufen, einfach ein paar bewusste Schritte über Gras oder Sand. Handarbeit wie z.B. stricken kann auch eine fast meditative Wirkung haben. Oder schaut mal in die Abendausgabe vom 2. April, dort hatte Gabi beschrieben, wie ein Strandurlaub in den eigenen vier Wänden funktionieren kann. 

Von Mensch zu Mensch

Von musikalischen Träumen und sinnlichem Kopfurlaub
Ich habe viele Jahre lang für mich und ein bisschen auch für meine Familie eine Mixtape-Reihe gemacht. Angefangen hat das mit einer CD, die mir mein Vater zum 13. Geburtstag geschenkt hatte, mit Liedern, von denen er wusste, dass ich sie im Radio gerne hörte. Ich hab mich damals sehr darüber gefreut, und fand toll, wie die Zusammenstellung in mir plötzlich so viele Erinnerungen ausgelöst und Gefühle geweckt hat, die irgendwo in mir drin schlummerten…

Daraufhin habe ich selbst angefangen, Lieder, die mir viel bedeuteten, zusammenzustellen. Ich hab die Reihe damals „The shit that‘s on the radio?“, genannt, nach einem Lied von Robbie Williams, von dem ich damals eine CD hatte. Natürlich mit Fragezeichen, denn die Antwort sollte ja sein, dass es eben nicht einfach „The shit that‘s on the radio“ war, sondern mein ganz eigenes Radio, auch wenn sich das zu der Zeit etwas überschnitt…

Das Zusammenstellen von Mixtapes wurde dann zu einer Tradition, bis Frühling letzten Jahres gab es 43 „Shits“, dazu Specials zu Weihnachten und allerlei Geburtstagen…

Letztes Jahr, als ich von Zuhause ausgezogen bin, bin ich dann erstmal endgültig auf Streaming umgestiegen und auch dort hat es mir unglaublich viel Freude gemacht, Playlisten zusammenzustellen und damit eine bestimmte Stimmung einzufassen, ein Gefühl oder eine Erinnerung. Ich könnte jetzt sehr viel beschreiben, was Musik für mich bedeutet, aber das mache ich wohl lieber ein anderes Mal, denn sie spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben. Das Wichtigste ist wahrscheinlich, dass sie mir immer Fluchtpunkte im Alltag bildet und Songs, Alben oder Playlisten eine Möglichkeit sind, in einem sicheren Rahmen verschiedene Gefühle (wieder)aufleben zu lassen, zuzulassen und mit ihnen, im geschützten Raum der vier oder fünf Minuten, zu experimentieren. In der Corona-Zeit, in der mir viele Tätigkeiten verwehrt bleiben, die mir sonst Kraft und Energie spenden, wie die für mich doch wirklich fast magischen Konzerterlebnisse, habe ich mich neulich daran getraut, meine mittlerweile etwas chaotisch vor sich hin dümpelnde CD-Sammlung zu sortieren. Dabei stieß ich auch auf alle möglichen „The shit that‘s on the radio“s aus insgesamt sieben Jahren, immer mit unterschiedlichen Covern versehen, darauf Geschichten, die mich zu der Zeit erheiterten, Insiderwitzen zwischen meiner Schwester und mir, Wortspielen (wie das etwas offensichtliche „Life is shit 27“ in einer nicht ganz so tollen Phase ;-)) oder einfach Leere, wenn diese in dem Moment des Entstehens dominierte… Und darauf natürlich der Soundtrack einer ganz bestimmten Zeit in meinem Leben, verknüpft mit den Gedanken, die ich dort hatte, den Entscheidungen, Sorgen und Freuden.

Manche CDs oder Tracklisten waren nicht mehr vollständig, da hat es mir unglaublich viel Spaß gemacht, sie zu rekonstruieren und in Zusammenarbeit zwischen meinen Erinnerungen und denen meines Computers zusammenzustellen, wie ich damals beim Erstellen der CDs gedacht habe und vor allem, welche Musik zusammen für mich ein geschlossenes Bild darstellt, was gar nicht mal so schwierig war… Interessant auch, dass ich immer sehr viel beim Erstellen der CDs nachgedacht habe, anfangs auch viel aus der Außensicht (Was würde Person X dazu sagen? Sind genügend Lieder darauf, mit denen ich nicht alleine bin?“), dann in einer Zeit genau anders herum (ja kein Mainstream, auch wenn sich das Lied genau richtig anhört und fühlt), aber auch immer in mir (welche Reihenfolge fühlt sich richtig an?)… und da habe ich gemerkt, was für eine große Rolle es für mich spielt, mit Musik auch meine eigenen Welten zu erschaffen, zu träumen und sich zu erinnern. Deshalb hab ich nun auch mein letztes noch vergessenes Jahr auf CD gepackt, genauer gesagt auf drei CDs, und dieses Mal hab ich umso mehr versucht, auf meine Gefühle zu hören. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber irgendwie hat es mir gut getan, diese Traumwelten nicht nur virtuell als Playlist auf dem Smartphone zu haben, sondern auch greifbar als CD, mit Cover, dieses Mal mit Fotos, die in dieser Zeit entstanden sind und die für mich unmittelbar mit den Liedern verknüpft sind. Neulich bin ich an einem sonnigen Morgen zur Therapie gefahren, und ich habe dabei die Song-Mischung gehört, die die Zeit vor genau einem Jahr einzufangen versucht.

Eine tolle Zeit, in der ich ein Berlin, ein wirklich tolles Praktikum mit tollen Leuten und toller Musik gemacht habe...

Der Geruch in der Luft war ähnlich, wie damals, der Sonnenschein auf der Haut auch irgendwie und doch war es heute ganz anders als vor einem Jahr.

Nicht nur, dass ich an einem anderen Ort bin, andere Dinge mache, sondern natürlich auch durch die ganzen Unsicherheiten und neuen Gedanken, die im Zuge von Corona entstehen.

Aber als ich so im Auto fuhr, die CD hörte und mir auch gar keine Gedanken machen musste, ob mich jemand beim Mitsingen beobachtet, war es so leicht plötzlich in vergangenen Gefühlswelten Urlaub zu machen, zu lachen, zu weinen, zu fühlen.

...und das alles dann irgendwie doch in einen ganz neuen Kontext setzen zu können.

Das war intensiv, aber auch wunderschön. Und da ich die CDs nun mit ein bisschen mehr Distanz erstellt habe, hat es sich auch noch freier angefühlt zurückzuschauen, weniger mit dem Druck zu überlegen, wie mein Leben jetzt gerade in Worte bzw. Songs gepackt werden müsste, obwohl mir auch das gerade Spaß macht (was wird für mich in ein paar Monaten der Soundtrack dieser seltsamen Monate sein? Was wird mir anders erscheinen als gerade jetzt? Was wird die Erinnerung verklären, verdrängen oder verstärken? Gerade höre ich auch schon wieder Musik, das gerade entdeckte tolle neue Album „Soldier On“ des kroatischen Singer-Songwriters Seed Holden, der mich etwas an Leonard Cohen erinnert)…

Durch die Musik konnte ich in eine andere Welt eintauchen, das kann auch eine ganz und gar fiktive sein, aber trotzdem sind darin meine Gedanken, meine Gefühle, nur irgendwie verpackt und ein bisschen durcheinandergeworfen.

Gerade jetzt, wo wir auch weniger reisen können, finde ich es toll die Chance zu haben, entweder kleine Reisen in die Vergangenheit zu unternehmen oder auch in den eigenen Kopf. Und sich zu erinnern und so eine andere Art Urlaub unternehmen zu können. Die Auslöser dafür können bei jedem Menschen anders sein. Neulich hat auch ein bestimmter Eistee, den ich lange nicht mehr getrunken habe, Urlaubsgefühle in mir ausgelöst oder man benutzt einen bestimmten Duft, man kann auch ein bisschen bewusst damit spielen, finde ich… Natürlich sind Sinneseindrücke auch oft genug mit negativen Assoziationen verbunden, aber gerade geht es mir eher darum, dass man auch toll bewusst mit den positiven von ihnen spielen kann. Und im Falle von Musik hat es zumindest für mich noch den tollen Special Effect, dass es mir hilft neue Gedanken zuzulassen, Gefühle sicherer und kontrollierter zu erleben und viel zu träumen. Vielleicht bekommt ihr ja auch mal Lust, ein bisschen Urlaub der Sinne zu machen.

Felix

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Heaven is a Halfpipe
Zumindest für den elfjährigen Gui Khury aus dem südbrasilianischen Curitiba. Auch dort sind die Schulen geschlossen und es gibt Ausgangsbeschränkungen. Dadurch hatte Gui viel Freizeit und hat diese genutzt, seine Fähigkeiten auf dem Skateboard weiter zu trainieren. Im Garten seiner Großmutter hat er eine eigene Halfpipe. Dort gelang ihm vergangenes Wochenende der Weltrekord, ein „1080“. Für alle nicht-Skateboarder, dabei dreht man sich auf dem Board dreimal um die eigene Achse, während eines Sprungs. Vor acht Jahren gelang zwar Tom Schaar erstmals ein „1080“, aber in einer Mega Rampe, also in einer Rampe, die viel mehr Höhe und Geschwindigkeit ermöglicht, als eine Halfpipe.

Der Weltrekord in einer Halfpipe war zuvor der „900“, den Tony Hawk 1999 bei den X-Games aufgestellt hatte. Nun hat ein Elfjähriger ihn in Omas Garten gebrochen. Gefilmt hat diesen Sprung sein Vater, zu sehen ist er hier Instagram
Und wie feiert man so einen Weltrekord? Natürlich mit Maccaroni mit Käse. 
Hier gehts zum passenden Soundtrack .
→ 
Süddeutsche

Eine Stunde Liebe
Dies ist ein Podcast von Deutschlandfunk Nova. In der aktuellen Folge geht es um Einsamkeit. Es gibt immer wieder Phasen im Leben, in denen man sich einsam fühlt und das ist völlig in Ordnung. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen fühlen sich natürlich viele Menschen zurzeit schneller und häufiger einsam. Doch was ist der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein? Im Podcast gibt es dazu eine Antwort, zudem findet man Erfahrungsberichte und eine psychologische Einordnung. 
DFL-Nova

“Egal was war, was bleibt, was kommt,
es bleibt ein Streifen am Horizont.
Der die Dunkelheit beendet hat
Und es ist Sommer in der Stadt.”

Thees Uhlmann - Sommer in der Stadt

Zum Abschluss nochmal ein wenig Musik.
Einen schönen Tag wünschen euch Felix und Anne 
und das Angstfrei Team.

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Tagesschau (Newsticker) | Reuters - Newsticker
Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.