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Dienstag, 2. Juni 2020 | 8 Uhr

Johannes

Guten Morgen ihr Lieben,

Nach dem langen Wochenende geht es heute mit dem weiter, was momentan als Alltag durchgeht.

Es zeichnet sich immer weiter ab, dass die Verbreitung von Covid-19 hauptsächlich durch sogenannte Superspreader-Events verläuft. Bundespräsident Steinmeier dankt Familien, nach Pfingsten gelten je nach Bundesland unterschiedliche Lockerungen und der Sohn des getöteten George Floyd bittet um Gewaltlosigkeit.

Im heutigen “Von Mensch zu Mensch” geht es um Identität und um die Frage, ob die Welt nun zum Verzweifeln oder zum Freuen ist.

Einen sonnigen Tag wünschen euch Johannes und das ganze Team von angstfrei.news!

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen (z.B. zum Tipp des Tages oder den neuen Kategorien) für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Wir können uns jetzt schon mal freuen

Glücks- und Motivationsforscherin Michaela Brohm-Badry von der Universität Trier erklärt bei Deutschlandfunk Nova, dass wir uns gerade jetzt auf die Zeit nach der Corona-Krise freuen sollten.

Die gute Nachricht dabei ist, dass es schon reicht, sich auf die zukünftigen schönen Sachen zu freuen, auch wenn diese noch gar nicht da sind. Denn durch Vorfreude tricksen wir unser Gehirn aus und holen die Glücksgefühle aus der Zukunft in die Gegenwart. Dabei werden Endorphine ausgeschüttet, die wir sonst nur im Moment des Erlebens spüren.

Wenn es mit der Vorfreude alleine nicht gut klappt, dann soll man sich mit positiven und motivierenden Menschen umgeben, denn Gefühle sind immer ansteckend.

Ich freue mich!

Deutschlandfunk Nova

Die Nachrichtenlage

Seuchenbekämpfung soll sich auf Superspreader konzentrieren
In einem Artikel der Tagesschau wird erläutert, dass vermutlich 20 Prozent der Infizierten ungefähr 80 Prozent der Infektionen anstoßen könnten. In der Betriebswirtschaft nennt man dieses häufig vorkommende Phänomen “Pareto-Prinzip”. Für die Seuchenbekämpfung bedeutet das, dass man sich vor allem auf die wenigen, aber wichtigen Masseninfektionen konzentrieren kann, um die Pandemie effektiv einzudämmen. Erfahrungen aus Japan zeigen, dass dies funktionieren kann. Dort gab es keine harten Lockdown-Maßnahmen. Kontaktpersonen bei Superspreading-Clustern wurden aber schnell isoliert. Ein ähnliches Verfahren empfiehlt der Virologe Christian Drosten für Deutschland.
Tagesschau | Zeit

Jeder Zweite würde sich gegen Corona impfen lassen
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge würde sich jeder zweite gegen das Corona-Virus impfen lassen, wenn es einen Impfstoff gäbe. Jeder Vierte wäre vielleicht dazu bereit. Ein Fünftel lehnt eine Impfung ab. Männer ließen sich eher impfen als Frauen. Der Tagesspiegel berichtet, dass es mehr als 150 Impfstoffkandidaten gibt und mahnt, Sicherheitsstandards trotz der gebotenen Eile nicht außer acht zu lassen.
BNN | Tagesspiegel

Bundespräsident Steinmeier dankt Familien
Bundespräsident Walter Steinmeier dankte in einem Fernsehinterview anlässlich des internationalen Kindertages bei Kindern und Eltern für das Durchhaltevermögen in der Corona-Krise. Er merkte an, dass Eltern ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind, der häufig vergessen wird.
Deutschlandfunk

Was ist nach Pfingsten in den verschiedenen Bundesländern erlaubt?
Die Abstands- und Hygienebestimmungen bleiben bestehen. Ebenso die Maskenpflicht im ÖPNV und im Handel. Dennoch haben die Bundesländer einige Lockerungen zugelassen. Welche das genau sind und welche Lockerungen in den einzelnen Bundesländern greifen hat listet der Spiegel in einem Artikel auf.
Der Spiegel

Die telefonische Krankschreibung läuft aus
Die mehrfach verlängerte telefonische Krankschreibung läuft nun endgültig aus. Die Sonderregelung, nach der man sich beispielsweise bei einer Erkältung nach telefonischer Rücksprache mit dem Artzt krankschreiben lassen konnte, gilt nun nicht mehr. Man muss sich ab jetzt wieder persönlich untersuchen lassen.
Tagesschau

Hunderte feiern Schlauchbootparty auf Berliner Landwehrkanal
Die Veranstaltung “Für die Kultur – Alle in einem Boot”, bei der auf die Situation der Clubs in Berlin aufmerksam gemacht wurde, lief etwas aus dem Ruder. Anscheinend kamen weit mehr Menschen zu der Veranstaltung als erwartet, was dazu führte, dass bis zu 1500 Menschen ohne den nötigen Abstand und Schutzmaßnahmen auf dem Wasser feierten.
Berliner Zeitung

Der Aufsichtsrat der Lufthansa nimmt die Staatshilfen an
Trotz der harten EU-Auflagen hat der Aufsichtsrat der Lufthansa dem Rettungspaket zugestimmt. Die Hauptversammlung muss der Entscheidung noch zustimmen.
ntv

Der Blick ins Ausland

Mehr als eine halbe Million Infizierte in Brasilien
Mehr als 500.000 Menschen sind in Brasilien mittlerweile positiv auf das Corona-Virus getestet. Nach den USA hat Brasilien die meisten Infektionen weltweit. Brasiliens Staatschef Bolsonaro hält Covid-19 weiterhin für eine leichte Grippe und lehnt Schutzmaßnahmen ab. Eine Reihe brasilianischer Bundesstaaten haben aber eigene Maßnahmen beschlossen.
Der Spiegel

Russland lockert die Ausgangssperren
Seit zwei Monaten gibt es in Europas größter Stadt Moskau strenge Ausgangssperren. Menschen dürfen jetzt an einzelnen Tagen mit Maske kzu Spaziergängen auf die Straße und zwischen fünf und neun Uhr morgens Sport treiben. Einkaufszentren und manche Dienstleister dürfen wieder öffnen. Russland hat außerhalb des Amerikanischen Kontinents die meisten Infizierten und viele Neuinfektionen.
FAZ

Quincy Mason Floyd bittet um friedlichen Protest
Der Sohn des nach einem brutalen Polizeieinsatzes gestorbenen George Floyd bedankt sich für die Solidarität, bittet die Demonstranten aber, auf Gewalt zu verzichten. In den USA kam es nach dem Vorfall zu teilweise gewalttätigen Protesten. Mehrere US-Städte haben daher eine Ausgangssperre verhängt.
Der Spiegel

Estland und Litauen öffnen die Grenzen weiter
Seit dem 1. Juni dürfen Menschen aus europäischen Ländern mit einer Infektionsrate von unter 15 Fällen pro 100.00 Einwohner ohne Quarantänepflicht wieder in die beiden Ostseestaaten einreisen. Gleichzeitig wurden Beschränkungen für öffentliche Veranstaltungen und gastronomische Betriebe gelockert.
Salzburger Nachrichten

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 181.815 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 01.06.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 333 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 2.886.794 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 32.364 Personen mehr als gestern Früh. Davon 165.900 in Deutschland (Stand: 01.06.2020 21:38 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Miteinander Reden ist toll

Es ist ein Trend, der in letzter Zeit immer häufig auszumachen ist: Die Welt wird in zwei Lager aufgeteilt, die sich nicht mehr miteinander auseinandersetzen, sondern nur noch bekämpfen. In den USA gibt es zum Beispiel hier die Republikaner und dort die Demokraten. Man redet nicht mehr miteinander, denn der jeweils andere ist automatisch der Böse. In Diskussionen auf Twitter wirkt es manchmal so, als wäre die jeweils andere Partei eine nicht-menschliche andere Spezies.

Aber auch bei uns ist es nicht anders. Impfgegner oder Verschwörungstheoretiker zum Beispiel auf der einen Seite und ihre Gegenspieler auf der anderen Seite. Viel miteinander gesprochen wird da nicht. Man kann das mit vielen Themen weiterspinnen: Veganismus, Feminismus - eigentlich allem, was auf “ismus” endet.

Auch bei den eigentlich gut gemeinten “Wir sind mehr”-Konzerten im letzten Jahr hatte ich den Eindruck, dass diese mehr Schaden als Nutzen brachten. Denn auch dort wurde wieder eine scharfe Grenze zwischen uns (den Guten) und denen (den Bösen) gezogen, ohne sich wirklich miteinander zu beschäftigen.

Eine scharfe Trennung führt nicht zur Verbesserung einer Situation, sondern zu ihrer Festigung. Daher ist mein Tipp des Tages:

Lasst uns miteinander reden und einander zuhören. Auch und vor allem, wenn die andere Meinung unerträglich ist. Vielleicht finden wir die Gründe für das Handeln der anderen und eine Lösung, mit der alle leben können.

Tipps, wie das konstruktiv gelingen kann, liefern unter anderen ze.tt und Zeit.de. Auf DiskutierMitMir.de kann man sinnvoll mit politisch anders denkenden diskutieren.

360° - Von Mensch zu Mensch

Ich bin dann mal wieder tot

von Johannes

Am Sonntag schrieb Nicholas an dieser Stelle darüber, dass er einmal pro Woche seinen Glauben an die Menschheit verliert. Er beschrieb, dass er nicht weiß, ob ihn der Tod oder die nicht zu verstehende Welt da draußen mehr ängstigt.

Ich kann Nicholas' Gedanken nachvollziehen, aber ich selbst sehe die Welt anders als er an diesen Tagen, an denen er zweifelt. Meiner Meinung nach ist die Welt wunderbar, schön und vielfältig. Diese Vielfalt enthält einige Sachen, die sehr schlimm sind. Aber unterm Strich ist die Welt der Hammer.

Die Probleme gehen erst los, wenn ich die Welt in Kategorien von gut und schlecht einteile. Die Welt ist, wie sie ist. Sie ist weder gut noch böse. Wenn mir etwas nicht passt, dann kann ich meinen Beitrag dazu leisten, dass es sich in die Richtung verändert, die ich mir wünsche.

Wenn man den Glauben an die Welt verliert, dann verliert man den Fokus auf die Wirklichkeit. Da draußen ist nicht die unverständliche Welt und auf der anderen Seite bin ich. Da ist nicht das Böse, das draußen und in der Zukunft lauert und auf der anderen Seite ich, der kleine, einzelne, verlorene Mensch.

Das ist alles ein und dasselbe. Ich bin ein Teil der Welt. Die Welt und ich, das ist eins. Am einfachsten ist das beim Essen zu sehen: Mein Körper besteht vollständig aus dem, was ich zu mir nehme. Genau so ist es mit meinem Wissen, meinen Gedanken und meinen Gefühlen. Ohne Input von außen wäre da gar nichts. Die Welt macht mich und ich mache die Welt. Und wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen innen und außen? Gibt es die überhaupt?

Wenn es ein Problem gibt, dann bin ich das Problem: Ich, ich, ich! Meine Erwartungen, meine Gefühle, meine Ansprüche, meine Gedanken, mein Wollen, meine Bewertungen. Ich will dies, ich will das. Dabei gibt es mich gar nicht. Zumindest nicht so, wie ich glaube, dass es mich gibt.

Wer bin ich denn? Das neugeborene Baby, das vor über 40 Jahren meinen Namen getragen hat? Der Grundschüler? Der Abiturient? Der Student? Sehen die etwa so aus wie ich? Denken die etwa das Gleiche wie ich? Leben die so, wie ich jetzt lebe? Haben die das gleiche soziale Umfeld wie ich? Sind die überhaupt noch da? Nein, nein und nein.

Was haben diese Menschen überhaupt mit mir gemeinsam? Wieso rede ich mir ein, dass ich das bin, obwohl es ganz offensichtlich nicht der Fall ist? Und der alte Mann, der in 40 Jahren meinem Namen tragen wird? Das bin sicher nicht ich, sondern jemand völlig anderes.

Der kleine Johannes mit der Schultüte existiert nicht mehr. Der spätpubertäre Typ, der in der Vorlesung sitzt: Er weilt nicht mehr unter uns. Alle dazwischen: Geschichte. Sind diese Personen, die ich sein soll, irgendwie erreichbarer als mein verstorbener Opa? Nein. Und der Witz dabei: "Ich" habe es überlebt.

Wenn man sich mal 2 Minuten hinsetzt und die Sache einfach nur beobachtet, dann kann man es sofort sehen: Man konstruiert sich ein "Ich" wo gar keines ist.

Ein Großteil des emotionalen Schmerzes, den man als Mensch erlebt, lässt sich darauf zurückführen. Fakt ist: Es gibt mich nicht. Im äußersten Fall lasse ich mich dazu hinreißen, eine Kontinuität in der Veränderung als "Ich" zu akzeptieren. Aber selbst das ist nicht immer gegeben. Manchmal gehen Änderungen sehr schnell. Und was ist mit den Menschen, die durch einen Unfall oder ähnliches ihre Erinnerungen verlieren?

Wenn ich an der Welt verzweifle, dann verzweifle ich an mir. Und das ist gar nicht nötig. Die Welt ist, wie sie ist. Die Welt und ich sind nicht nur beste Freunde, wir sind sogar eins. Auch du und ich. Auch wenn du dir gerade "Ja, aber…" denkst und dein Gehirn fleißig dabei ist, eine Trennung zwischen dir und der Welt zu konstruieren.

Deshalb verzweifle ich nicht an der Welt, sondern ich feiere sie! Grund genug dazu habe ich.

PS: Der Verfasser dieser Zeilen ist übrigens unmittelbar nach Fertigstellung des Artikels verstorben. Jemand anderes mit seinem Namen macht gerade etwas Anderes an anderer Stelle.

Und falls Du Dich fragst: Du musst nicht darum beten, dass es nach dem Tod weitergeht. Das ist nicht nötig, denn es passiert in jedem einzelnen Moment. Mal mehr und mal weniger offensichtlich. Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft. Gut-Böse. Ich-du-wir. Ich meine das gar nicht abstrakt, sondern völlig konkret. Es ist alles eins. Schau einfach hin.

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Einmal Verschwörungstheorie und wieder zurück
Auf Deutschlandfunk Nova berichtet der Akademiker Christopher Klein darüber, wie er in einer Krise bei der Suche nach Antworten Verschwörungsmythen auf den Leim ging. Wie sich dies auf sein soziales Leben auswirkte und wie er aus der Situation wieder herauskam, beschreibt er im Artikel.
Deutschlandfunk Nova

Die 17-Jahres-Zikaden sind wieder da
Alle 17 Jahre kommt es im Nordosten der USA zu einem Naturspektakel. Nach die Larven der Zikaden nach Eiablage 17 Jahre lang unter der Erde lebten, kommen sie nun massenhaft aus dem Boden hervor, um sich zu paaren und dann nach vier bis sechs Wochen zu sterben. Bis zu zwei Millionen Zikaden veranstalten auf einem halben Hektar Land ein lautstarkes Spektakel, bei dem erstaunlich wenig Schaden angerichtet wird.
Spektrum

Cannabis im Gottesdienst
Da wären manche Gotteshäuser voller als jetzt: Zu biblischen Zeiten hat man auch im Nahen Osten statt Weihrauch Cannabis zu religiösen Zwecken eingesetzt. Dieses wurde vermutlich extra für diesen Zweck importiert und diente wohl zur Berauschung bei religiösen Ritualen.
Deutschlandfunk Nova

Das war es auch schon für heute Morgen. In den USA wird heute übrigens der Mach-früher-Feierabend-Tag begangen. Vielleicht wäre das auch eine Option für Dich.

Passt gut auf euch auf und habt euch lieb! Einen guten Start in die kurze Woche wünschen Euch Johannes und das ganze Team von AngstFrei.news.

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Tagesschau (Ticker) | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.