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Dienstag, 31. März | 20 Uhr

Nicholas
Katharina

N’abend!

Wie Jimmy Kimmel heute in seiner im Wohnzimmer aufgezeichneten Late Night Show sagte: Welcome everybody! It’s Wednesday, March the 130th…
Aber jetzt bitte trotzdem nicht lagerkollern! Hier sind die Nachrichten des Tages und es sind tatsächlich ein paar von der richtig guten Sorte dabei! Zum Beispiel, dass die Curve sich flattet. (Sagt man doch so?!) Sanft zwar, aber merklich! 

Jetzt habt einen guten, ausreichend informierten Abend!
Nicholas & Katharina und das ganze Team von angstfrei.news

Und noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht zur Nacht:  

Studie: Maßnahmen retteten 59.000 Menschen das Leben
Einer Studie des Imperial College London zufolge wurden bereits 59.000 Menschen europaweit durch die Einhaltung von Maßnahmen wie Quarantäne für Infizierte, die Schließung von Schulen und Universitäten, Versammlungsverbote, soziale Distanzierung und Ausgangssperren das Leben gerettet. Die Studie bezieht dabei elf europäische Länder mit ein, unter anderem auch die D/A/CH-Staaten und Italien. Die Wissenschaftler berufen sich auf eine eigene Schätzung, bei der sich mittlerweile zwischen sieben und 43 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Grundlage hierfür ist, dass viele Infizierte keine oder nur sehr milde Symptome aufweisen und demnach auch nicht erfasst werden. Zudem würden viele Infektionen nicht erkannt, aufgrund begrenzter Testmöglichkeiten.

Warum wir hier gleich in der ersten Nachricht mit Studien und Schätzungen hantieren? Weil sich eines deutlich zeigt: Was wir hier tun, so schwer es uns fällt und so anstrengend es oft sein mag: Es hilft! Jede Zahl dieser Tage ist nur Schätzung und wo wir uns täglich mit neuen Fallzahlen umtreiben, die nur getestete Menschen einbeziehen und somit auch nur sehr bedingt repräsentativ sind, können wir uns auch ruhig einmal über das freuen, was es hier zu lesen gibt. In den weiteren Nachrichten findet ihr auch offizielle Zahlen, zum Beispiel aus NRW, die bestätigen, dass die Kurve gerade merklich flacher wird. Bleiben wir also am Ball und schützen und weiter gegenseitig! Mehr im ORF

Update: Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen 

Vorerst keine Maskenpflicht
Die Bundesregierung spricht sich vorerst gegen eine generelle Maskenpflicht in Deutschland aus. Wichtiger sei es, die Ausrüstung von Beschäftigten in medizinischen Berufen zu gewährleisten. Einige Kommunen haben sich trotzdem für eine Pflicht zum Tragen von Mund-Nase-Schutz entschieden. In Jena, einem Zentrum der Epidemie in Thüringen, soll ab kommender Woche das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in Supermärkten und im Nahverkehr zur Pflicht werden. Gleiches planen der thüringische Landkreis Nordhausen oder das hessische Hanau. Experten sind indes uneins über die tatsächliche Wirkung von Masken. Einschätzungen reichen von "Symbolpolitik" (Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen) bis zur Einschätzung, immerhin würden Tröpfchen zurück gehalten werden (RKI) oder in Kombination mit anderen Maßnahmen sei dies sinnvoll (Alexander Kekulé). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will angesichts der Corona-Krise indes die Produktion von Schutzmasken in Deutschland vorantreiben. (dpa)

Weniger Fälle auch in NRW
Heute Morgen berichteten wir bereits, dass Markus Söder (CSU) aus Bayern verlauten ließ, dass die Zahl der Neuansteckungen rückläufig sei. Ähnlich Erfreuliches erreicht uns nun auch aus Nordrhein-Westfalen: Ministerpräsident Laschet zufolge verdoppele sich die Zahl der Neuinfizierten in NRW derzeit nur alle 8,9 Tage. Konkret bedeute dies, dass bereits am dritten Tag in Folge weniger als 1.000 Infektionen hinzu kamen. An den Maßnahmen sei dennoch auf jeden Fall festzuhalten, um die Kurve weiter abzuflachen, so Laschet. (dpa)

Wirtschaftsweisen machen Hoffnung
Kleines v, großes V oder doch großes U? In ihrer Analyse zur Wirtschaftslage in und vor allem nach Corona-Zeiten verfasste der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (im Volksmund “die Wirtschaftsweisen”) ein über 100-seitiges Positionspapier. Darin steht: So schlimm, wie befürchtet, wird es nicht - wir sind nicht in einem Kriegsszenario und das ist schonmal gut. Klar ist trotzdem: Ein wirtschaftlicher Schaden wird spürbar sein. Da die Datenlage auf Grund der laufenden Entwicklungen unklar ist, stellen die Expertinnen und Experten drei mögliche Szenarien auf: 

  • Das wahrscheinlichste Szenario ist das sogenannte Basisszenario. Demnach folgt das BIP (Bruttoinlandsprodukt - also die wirtschaftliche Leistung des Landes) einen Verlauf in Form eines kleinen v.  Demnach erleben wir nun einen kleinen, aber spürbaren Einbruch. Über den Sommer werde sich die Lage dann, ähnlich wie in China, wieder normalisieren. Für 2020 würde das BIP dann um 2,8 Prozent abfallen, im Folgejahr könnte das BIP dann wieder deutlicher wachsen.
  • Das zweite Szenario denkt den Risikofall durch, in dem es zu Produktionsstillegungen kommt oder die Maßnahmen länger dauern, als derzeit geplant. Hier verläuft das BIP in Form eines großen V. Im zweiten Quartal würde die Wirtschaftsleistung um zehn Prozent unter dem derzeitigen Niveau liegen, insgesamt würde das BIP im Laufenden Jahr um deutlich spürbare 5,4 Prozent fallen. Im Folgejahr wäre dann wieder mit einem deutlichen Wachstum zu rechnen.
  • Im unwahrscheinlichsten Szenario - also der Beibehaltung der einschränkenden Maßnahmen über den Sommer hinaus - gehen die Wirtschaftsweisen von einem U-Verlauf des BIP aus. Dies würde eine längere Phase wirtschaftlichen Negativwachstums bedeuten. In der Konsequenz würde es zu Insolvenzen und Investitionszurückhaltung kommen, die auch über das laufende Jahr hinaus das Wirtschaftswachstum eindämmten. 

Das wahrscheinlichste Szenario sei jenes mit dem kleinsten wirtschaftlichen Schaden, sagen die Expertinnen und Experten. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es zu diesem glimpflichen Ausgang kommt, raten die Wirtschaftsweisen zu fünf Kernmaßnahmen: Dem Schutz der Gesundheit, einer klaren Kommunikation (um Unsicherheiten zu vermeiden und wirtschaftliche Sicherheit zu geben), den Erhalt der Kapazitäten (also Maßnahmen, um Arbeitgeber/innen und Unternehmen mit Geld und flexiblen Handlungsoptionen auszustatten), die Stabilisierung der Einkommen (Zuschüsse, Steuererleichterungen etc.) sowie der Nutzung der Zeit während der Einschränkung (z.B. für Weiterbildung, Baumaßnahmen oder Digitalisierung.)
→ Hier geht es zum ganzen Bericht (der ist überraschend gut verständlich 😉 )

Absage der Bayreuther Festspiele
Wie viele andere Großveranstaltungen wurden in dieser Stunde die Bayreuther Festspiele 2020 abgesagt. Damit werden sich auch die anderen Festival Jahrgänge verschoben, so die Organisatorinnen und Organisatoren. (dpa)

Keine Osterbesuche in Pflegeheimen
Bundesgesundheitsminister Spahn und andere Spitzenpolitiker mahnten nach angaben der dpa erneut, auf Osterbesuche bei Angehörigen in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen zu verzichten. Zuletzt kam es hier zu vermehrten Todesfällen. Um Risikogruppen zu schützen, sie ein Kontaktverbot besonders wichtig. Statt eines persönlichen Besuches ermutigt beispielsweise NRW-Ministerpräsident Laschet, die Großeltern mit einem Ständchen am Fenster zu überraschen - oder auch anders herum, wie es die FDP Politikerin Strack-Zimmermann aus NRW gemacht hat. (dpa | Welt)

Städte- und Gemeindebund fordert einheitliche Bußgeldregelungen
Der Präsident des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg, Oliver Hermann, schlägt bundesweit einheitliche Bußgeld-Regeln vor. „Es wäre gut, wenn bald die angekündigte bundeseinheitliche Regelung in Kraft tritt“, sagte Hermann der Deutschen Presseagentur dpa. Derzeit unterscheiden sich die Strafbeträge noch von Land zu Land. (dpa)

Verstöße gegen Corona-Regelungen - das kostet es
NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg haben ihre Bußgeldkataloge um Strafen für den Verstoß gegen die Corona-Regelungen erweitert.  Trifft man sich mit mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit kostet das zwischen 150 (Bayern) und 250 Euro (Baden-Württemberg). In NRW wird unterschieden, ob man mit mehr als 2 Menschen Picknickt (250 Euro) oder lediglich zusammensteht oder läuft (200 Euro). In Baden-Württemberg können kleine Versammlungen zwischen zwei und fünf Menschen je nach Art (z.B. so genannte Corona-Partys) mit bis zu 1.000 Euro geahndet werden. Wer sich über das Besuchsverbot in Altenheimen oder Krankenhäusern hinwegsetzt, muss mit Bußgeldern von 200 (NRW) bis 500 Euro (Bayern) rechnen. Ist der Besuch erkrankt, werden bis zu 2.000 Euro fällig (Baden-Württemberg). Wer das Einfuhrverbot in Sperrzonen missachtet, muss mit 250 bis 1.000 Euro Strafe rechnen. Diejenigen, die lediglich ihre Pendlerbescheinigung vergessen haben, können mit 100 bis 500 Euro Ordnungsgeld rechnen. 2000 bis 5000 Euro zahlen Betreiber von Bars, Fitnessstudios oder anderen Betrieben, die derzeit nicht öffnen dürfen, wenn sie sich über die Beschränkungen hinwegsetzen. Grundsätzlich gelten alle Bußgelder für den Erstverstoß. Bei wiederholtem Verstoß steigen die Strafen.

Die zwanzig besten Projekte im Hackerton geehrt
Gestern Abend kürte Dorothee Bär die zwanzig besten Projekte aus dem weltweit größten Hackathon #WirVsVirus, der vom 22. bis 24. März stattfand. Aus über 1500 Projektideen von mehr als 28.000 Freiwilligen kürte die Bundesregierung die zwanzig vielversprechendsten Konzepte. Diese qualifizieren sich direkt für finanzielle und strukturelle Hilfen zur Umsetzung ihrer Projekte. Weitere 100 bis 150 Projekte, die sich bis zum 2. April bewerben, haben die Chance auf Finanzierung. Es entstanden Ideen aus den Bereichen “Gesundheit”, “Ernährung und Versorgung”, “Verwaltung, Digitalisierung, Daten und Recht”, “Wirtschaft, Arbeit, Bildung und Forschung” sowie “Fürsorge”. Die Zeit stellt einige Gewinner-Projekte vor:

Das Gewinnerprojekt Small Business Hero ist beispielsweise eine Plattform, auf der lokale Geschäfte online ihre Waren anbieten und verkaufen können, damit sie weiterhin Umsätze machen und überleben können. Remedy Match soll ein Marktplatz werden, auf dem etwa Restaurants ihre überschüssigen Einmalhandschuhe an medizinische Institutionen spenden können sollen, Freiwillige können sich für den Transport der Sachspenden melden. Meinegemeinde.digital soll Menschen ein digitales Gemeindeleben ermöglichen, mit Bibelkunde und verschlüsselter Chatfunktion für die Seelsorge. Manche Probleme wurden auch von mehreren Gruppen bearbeitet, etwa die Frage danach, wie man über Smartphones herausfinden kann, ob man sich in der Nähe von Infizierten befand, ohne gleich den Datenschutz über Bord zu werfen.

ZEIT online

Hackathon | Zeit online (Hackathon) | Preisverleihung Hackerton

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 61.913 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 31.3.2020, 19:40 Uhr RKI), das sind 4615 Personen mehr als am Tag zuvor. Auch wenn die Zahlen weiter steigen, deutet sich eine langsame Abflachung des Wachstums an. Hoffen wir, dass es so weiter geht!

Warum, diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 
160.140 Menschen sind weltweit wieder genesen, davon 9.211 in Deutschland (Stand 19:35 Uhr). Das sind weltweit 9251 Menschen mehr als gestern Abend.

Tipps des Tages: 

Die Begegnung mit dem inneren Schweinehund
Ok, ich verstehe es ja auch. Ich bin heute um kurz vor 6 aufgestanden, um die News zu  machen, bin danach brav ins Homeoffice und immer noch nicht fertig mit meiner Liste an Aufgaben für den Tag. Trotzdem war ich heute mit Nicholas eine Runde Radfahren und habe die Nacht mit einer Runde Yoga abgeschüttelt. Und ich kann Euch sagen: danach war’s besser. 

Denn: Ich (Katharina) weiß nicht, wie es Euch geht, aber die aktuelle Situation hat ernüchternde Auswirkungen auf meine Bewegung. Normalerweise fahre ich überall mit dem Rad hin – und in Berlin kommen da so einige Kilometer zusammen! – ich gehe einmal die Woche mit einer Freundin und ein weiteres Mal alleine ins Fitnessstudio und ich jogge für mein Leben gern auf dem Tempelhofer Feld den Stress aus mir raus.

Nun ist das in einer kleinen Dachwohnung, in der man zu zweit und manchmal zu dritt wohnt gerade gar nicht so leicht. Deswegen braucht es Strategien! Ich beginne meinen Tag an fünf Tagen in der Woche (immer dann, wenn ich nicht für Angstfrei schreibe 😉 ) sehr früh mit einer Runde Joggen. Es sind kaum Menschen unterwegs, und die, die man trifft achten wie ich auf Abstand – was übrigens immer wieder zu lustigen Situationen und sozialem Kontakt über die Distanz führt. Ich hatte also mein Bisschen Sonnenlicht und starte den Tag mit Luft und Licht. Und das fühlt sich großartig an! Nun ist Laufen ja nicht für jede oder jeden was. Alternativen sind ein Spaziergang oder auch eine kleine Runde mit dem Rad. Statt als Morgenritual ist das auch eine super MIttagspause im Homeoffice. Ein Freund aus San Francisco schrieb letztens, dass er bei einer solchen Runde durch die Stadt ganz neue Ecken kennengelernt hat. Wenn das nichts ist.

Nebst frischer Luft gibt es tolle digitale Möglichkeiten, sich fit zu halten. Das hier sind unsere Tipps:

  • Yoga
    Der englischsprachige Yoga-Youtube-Channel “Yoga with Adriene” hat 30-Tagesprogramme für ganz unterschiedliche Level an Erfahrung. Das aktuellste hatte das Thema “Home”, das ist doch eine passende Reise 😉 Wer lieber auf Deutsch unterwegs sein möchte, der schaut vielleicht mal bei Mandy Morrison vorbei. Viele Yogastudios bieten auch online-Programme an, mit denen man die lokalen Anbieter unterstützen kann. Hört Euch doch mal um.
  • 7 Minutes
    Hierbei handelt es sich um eine kostenlose App (in der einfachen Variante, man kann natürlich auch Premium buchen), die einem 7-Minuten Workouts anbietet, die man mit Dingen macht, die man zuhause hat. Eine gute Option für Einsteiger/innen und/oder Bewegungsmuffel. Hier die Links zur Apple-App und zum Google Playstore.
  • Für Kinder
    Auch und grade die Kleinen freuen sich über gezieltes Zappeln. Die meisten von uns kennen mittlerweile die tägliche Sportstunde von Alba Berlin ( → Hier lang). Auch der Leipziger Handballverein SC DHfK Leipzig bietet unter dem Hashtag #GemeinsamVorbildSein eine tägliche Sportstunde an. ( → Hier lang). Schaut doch auch mal auf der Webseite von eltern.de vorbei, hier hat die Redaktion verschiedene Videos (Youtube) für die Kleinen zusammengetragen. 
  • Treppensteigen
    Das ist kein Witz. Ich wohne gerade im Dachgeschoss eines Altbaus. Die Treppen drei, fünf, zehn oder fünfzehn mal hoch und runter ist ein ausgewachsenes Cardio-Training für zwischendurch. Wenn ihr dann die Stufen unterschiedlich nehmt (einmal geht ihr mit gebeugten Knien, einmal dehnt ihr die Wade bei jedem Schritt, einmal nehmt ihr Zwei Stufen auf einmal…), dann könnt ihr ein stattliches Training vollziehen, ohne auch nur auf die Straße zu gehen. Übrigens: wer weniger Stockwerke hat, der nimmt die Treppe einfach entsprechend öfter 😉

Noch ist der Tag nicht vorbei - also: Auf! Auf!

Von Mensch zu Mensch

Was werden wir gelacht haben!

Stellt euch mal vor, wie wir uns erinnern werden! Wir werden uns erinnern an eine Zeit, in der - neben den wahrlich großen Allgegenwärtigkeiten dieser Tage, wie Sorge um Gesundheit und Kapital - vor allem eine Sache uns umtrieb und um den Schlaf brachte: Klopapier, verdammt! Das weiße Gold. Das sanfte Kissen, auf dem wir in unsteten Zeiten ruhen, wenn alles andere zusammenfällt und nichts mehr sicher ist. Stuhlgang ist immer und darauf wollen wir doch vorbereitet sein!

Eine Theorie besagt, dass der Mensch gerade in derart neuen und ungewissen Zeiten gerne dazu tendiert wenigsten das zu kontrollieren, was in seiner/ihrer Macht liegt. Da wir nun eben alle wissen, dass wir - je nach Verdauung mal seltener mal häufiger - Häufchen müssen, legt uns das den Impuls nahe, dafür vorzusorgen. Wenigstens eine Funktion, in der es keine Variablen geben soll. Und irgendwie schneidet unser Gewissen das auch alles noch mit und findet’s ok, weil die ganzen Witzchen über den wunden Pöter vom rauen, aus der Zeitung gerissenen Substitut eben nur Witzchen sind, irgendwie. Und wer auch immer im Auftrag der englischen Stadt Redding den Clip zusammengeschustert hat, in dem in einem Labor-Becherglas das Auflöseverhalten von Kackwatte (hochauflösend!) im Vergleichen zum gemeinen Küchenkrepp (katastrophal konsistent!) demonstriert wird, um die Bevölkerung davon abzuhalten, weiter wie die Verrückten alles im Pott runter zu spülen, was nicht bei drei auf’m Baum war, wird auch geschmunzelt und somit ein paar gute Minuten gehabt haben. Erklär den Beruf mal deinen Großeltern! Die haben doch schließlich die elf Semester Studium mitfinanziert!
Selbst der schon fast manisch vor sich hin kichernde Gabelstaplerfahrer aus den Niederlanden, der in einem Video quer durch eine Halle mit geschätzt elf Millionen Gebinden des Wickelzellstoffs fährt und konstatiert, dass Engpässe ganz sicher nicht stattfinden würden, beruhigt uns nicht. Wir kaufen Klopapier! Immer noch! Wo geht das alles hin? Ist doch Noro und mir hat einfach keiner bescheid gesagt? Spannend!

Ich war heute morgen kurz im Drogeriemarkt, Küchenreiniger kaufen. Meinem Konsumbedürfnis nachgeben, weil ich irgendwie doch sonst auch immer irgendwas gekauft hab, der Kühlschrank aber schon Oberkante Unterlippe voll war und ich nicht weiter Teil der tausendsten Bezos-Milliarde werden wollte. Ich hab eh ein Tinnefproblem. Und so stand ich da, gedankenverloren, mit Abstand von mindestens zwei Metern in jede Richtung und meine Augen streiften in Fettschrift bedruckte orangefarbene Zettel mit einigen Ausrufezeichen.

“LIEBE KUNDEN! ES WIRD KEINEN TOILETTENPAPIER-ENGPASS IN DEUTSCHLAND GEBEN! BITTE BLEIBEN SIE VERNÜNFTIG! BLEIBEN SIE DOCH UM HIMMELS WILLEN VERNÜNFTIG! WAS IST DENN MIT IHNEN LOS?”

So stand das da. Zumindest sinngemäß. Die wackeren Damen und Herren aus der Hygieneabteilung waren noch nicht zur Kapitulation bereit und appellierten an den gesunden Menschenverstand. Ich wiederum fand eine merkwürdige Ruhe beim Blick auf die leeren Regale:

Ich hab mir vorgestellt, wie schön das wird, wenn das hier alles vorbei ist und wir uns zu ausgiebigen Umarmungsparties mit unseren Freunden treffen und erst mal alle aus Prinzip aus einer Limoflasche trinken. Und wie wir uns dann unterhalten werden über alles, was nicht schwer ist, weil wir das dringende Bedürfnis haben, uns vor lauter Lachen aus Versehen gegenseitig anzuspucken. Vielleicht finden wir sogar wieder kindliche Freude darin, uns gegenseitig mit Popeln anzuschnipsen, wir werden sehen. In meiner Phantasie werden wir dann jedenfalls unsere Smartphones zücken und Fotos von unseren Kellern und Voratsräumen zeigen, bis zur Decke voll gestapelt mit Rollen, die wir alle Zeit unseres Lebens nicht mehr - mit Verlaub - wegscheißen können werden. Und die ganz Coolen werden weiter ganz cool sein und erzählen, wie sie’s immer gewusst haben und sowieso ganz cool geblieben sind und immer erst beim letzten Blatt der letzten Rolle zum Supermarkt schlenderten, nicht rannten! So wird das sein.

Und dann wird’s eben nicht mehr nur die Zeit gewesen sein, in der wir alle Sorge und Angst um alles mögliche hatten, sondern auch die Zeit, in der wir absurd viel Klopapier gekauft haben und der einzige Grund war, der uns einfiel, dass wir nun mal auch nur Menschen sind und irgendeine Sicherheit brauchten. Wie ok wird das denn? 

Was werden wir gelacht haben! 

Nicholas

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Und als Souvenir: Eine Rolle Klopapier!
Wie’s in unserer Rubrik “Von Mensch zu Mensch” heute so schön besprochen wird: Wir werden lachen und uns an das Jahr des Klopapiers erinnern! Der vierlagige Irrsinn treibt immer seltsamere Blüten. So sahen sich die Wirtschaftsbetriebe Duisburg nun gezwungen, die Toiletten auf den städtischen Friedhöfen nur noch zu bestimmten Zeiten zu öffnen, nämlich zu Beerdigungen. Der Grund: In den letzten Wochen wurden die wirklich absolut stillsten Örtchen überhaupt - Friedhofstoiletten halt - nämlich immer wieder nicht nur zur Erleichterung genutzt, sondern neben Flüssigseife, auch um das scheinbar höchste Gut dieser merkwürdigen Tage erleichtert: Dem Klopapier. In einem Interview mit der “WAZ” sagte Reinhold Adrian, Geschäftsbereichsleiter für Friedhöfe bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg, dazu: “Das haben wir vorher so nicht erlebt!” Wir auch nicht! (dpa).

Ein kleiner Ausblick auf Morgen (Mittwoch, 1. April)
Nicholas spielt morgen Abend ein digitales Livekonzert im Rahmen der Spendenaktion von “Rettet die Popkultur RLP”, die es sich zum Auftrag gemacht haben, die durch wegbrechende Gagen und Engagements entstandenen Schäden direkt bei den jeweiligen Künstlern zu kompensieren. Das wird ne bunte Tüte aus eigenen Songs und ans Herz gewachsenen Liedern von Lieblingskünstlern → www.rettetdiepopkultur.de

Direkter Link zum Stream:

https://www.youtube.com/watch?v=ltfi047ur3U&feature=youtu.be

Damit einen wundervollen Abend allerseits!

Katharina & Nicholas

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch.

(Und: hört auf zu googlen – das machen wir für Euch.)

Quellen
polizei NRW (Bußgeldkatalog NRW) | rbb24 (Bußgeldkatalog Berlin) | SWR (Bußgeldkatalog) |  LR (Bußgeld Brandenburg) | Tagesschau Liveblog | Spiegel (Pyramiden) | Tagesschau (Zahl der Neuinfizierten sinkt) | Tagesschau (USA hilft Italien) || Tagesschau (Italien) |  Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Bundesregierung Podcast | Bundesregierung Infoseite Corona | Spiegel (Wirtschaftsweisen) Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.