Einen wunderschönen guten Abend, Ihr Lieben!

Deutschland ist in der Corona-Pandemie derzeit das sicherste Land Europas! Aber der Erfolg, den wir bei der Bekämpfung des Corona-Virus errungen haben, ist fragil und darf jetzt keinesfalls aufs Spiel gesetzt werden. So vermittelte es heute Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung. In diese Richtung gehen auch die Warnungen des Virologen Christian Drosten und von Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Also bleiben wir in unserer Freizeit doch lieber noch ein bisschen länger zu Hause, anstatt uns ins Einkaufsgetümmel der gerade wieder eröffneten Geschäfte zu stürzen. Und damit Euch daheim auch ganz bestimmt nicht langweilig wird, haben wir wieder ein paar Tipps und Ideen zum Hören, Lesen und Nachdenken für Euch zusammengetragen.

Gemütliche Unterhaltung wünschen Euch Nils und Gabi und das ganze Team von angstfrei.news

Und wie immer freuen wir uns über Eure Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Erste deutsche Studie zu möglichen Corona-Impfstoff genehmigt

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat gestern die bundesweit ersten Tests für einen möglichen Corona-Impfstoff genehmigt. Der von der Firma Biontech aus Mainz entwickelte Wirkstoff gehört zur Gruppe der genbasierten Impfstoffe. Er enthält genetische Informationen des Erregers, mit deren Hilfe dem Körper vorgetäuscht wird, dass eine Infektion vorläge. Daraufhin kann das Immunsystem mit Hilfe dieser Informationen eine Immunantwort produzieren, welche im Fall einer tatsächlichen Infektion schützt.

In der ersten Stufe der Tests wird zunächst an 200 gesunden Freiwilligen die Verträglichkeit des Wirkstoffs getestet. Ob der Wirkstoff tatsächlich bei Menschen gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 hilft wird erst später getestet. Erste Prüfungen mit Tieren lassen allerdings hoffen. Doch auch bei Erfolg werde es aufgrund der strengen Zulassungsauflagen vermutlich bis mindestens nächstes Jahr dauern, bis ein Impfstoff zugelassen werde. Bei dem möglichen Impfstoff Tests handelt es sich erst um den fünften Wirkstoff weltweit, der in einer Studie überprüft wird.

Detaillierte Informationen findet Ihr in einem → Interview mit Klaus Cichutek vom PEI.

Quelle: → Tagesschau

Update: Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen

Merkels Regierungserklärung:”Wir bewegen uns auf dünnem Eis”

Deutschland stehe noch immer am Anfang der Corona-Pandemie, sagte Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung im Bundestag. Ganz deutlich kritisierte Merkel die Maßnahmen einiger Bundesländer zur Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen: „Ich sage Ihnen ganz offen: Ich trage die Beschlüsse, die Bund und Länder letzte Woche getroffen haben, aus voller Überzeugung mit. Doch ihre Umsetzung seither bereitet mir Sorgen.“ Und dann: „Sie wirkt für mich in Teilen sehr forsch, um nicht zu sagen: zu forsch.“

Die Kanzlerin appellierte daran, dass Vorsichtsmaßnahmen weiter notwendig seien, auch wenn es erste Hoffnung gebe: Die Ansteckungszahlen zeigen, „dass sie sich in die richtige Richtung entwickeln, zum Beispiel eine verlangsamte Infektionsgeschwindigkeit“. Das sei ein Zwischenerfolg, aber: „Dieses Zwischenergebnis ist zerbrechlich. Wir bewegen uns auf dünnem Eis, man kann auch sagen ‚auf dünnstem Eis‘.“
→ ZDF

Corona Hilfspaket

Der Koalitionsausschuss aus der Bundesregierung hat nach langer Diskussion weitere Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise getroffen. Die Kosten für die Maßnahmen werden sich im Milliardenbereich bewegen. Folgendes wurde beschlossen:

• Das Kurzarbeitergeld wird erhöht, allerdings nicht generell auf 80 Prozent. Das hatte die SPD gefordert. Ab dem vierten Monat erhalten Beschäftigte nun 70% ihres Nettoverdienstes als bzw. 77%, wenn sie Kinder haben. Ab dem siebten Monat wird dieser Betrag noch einmal auf 80 bzw. 87% erhöht.
• Arbeitnehmer in Kurzarbeit dürfen mit weiteren Tätigkeiten bis Ende des Jahres bis zur Höhe ihres regulieren Einkommens hinzuverdienen.
• Wer vor der Krise arbeitssuchend war und dessen Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 zwischen dem 1. Mai 2020 und Ende des Jahres endet, hat nun einen um drei Monate längeren Anspruch darauf.
• Vom 1. Juli bis zum 30. Juni 2021 wird die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie auf den ermäßigten Satz von 7% gesenkt. Damit soll den Betrieben geholfen werden, die aktuellen Einnahmeausfälle zu kompensieren.
• Der Bund wird Schulen und Schüler beim digitalen Unterricht zu Hause mit 500 Millionen Euro unterstützen. Diese sollen in ein Sofortausstattungsprogramm fließen, über das bedürftige Schüler einen Zuschuss von 150 Euro für die Anschaffung benötigter Geräte bekommen können. Auch die Ausstattung der Schulen für die Erstellung von Onlineangeboten soll gefördert werden.
• Kleine und mittelständische Unternehmen können Verluste aus dem Jahr 2020 mit gezahlten Steuern aus dem Jahr 2019 verrechnen. Dadurch können sie Geld zurückerhalten, um ihre Liquidität zu sichern.

→ Süddeutsche Zeitung
→ Tagesschau

Quarantäne in österreichischen Skiort aufgehoben

Der Skiort Ischgl in Österreich steht nach über einem Monat nun nicht mehr unter Quarantäne. Nun ist es wieder möglich, in den Ort hinein und herauszufahren. Damit kehrt wieder etwas Normalität ein. Wann der gewöhnliche Tourismus wieder anlaufen kann ist unklar. Der Ort steht als “Partyhochburg” in Verdacht, eine der europäischen Keimzellen der Verbreitung des Coronavirus in Europa zu sein.
→ n-tv

Was entscheidet der EU Gipfel zum Corona Virus?

Das Topthema auf dem EU-Gipfel: Wie können Finanzhilfen für die Mitgliedsstaaten in der Coronakrise konkret aussehen? Nach den Auseinandersetzungen um die notwendigen europäischen Antworten auf die Corona Krise in den letzten Wochen sind die Erwartungen an den anstehenden EU Gipfel verhalten.

Vielfältig sind jedoch die Warnungen, ohne ein Einlenken der wirtschaftlich starken Staaten wie Deutschland, den Niederlanden und Österreich werde die EU als Solidargemeinschaft ad absurdum geführt. „Jetzt ist nicht die Zeit für kleinliche Vorhaltungen. Deutschland geht es nur gut, wenn es auch den Nachbarn gut geht“, redete der Chef der deutschen Sozialdemokraten im Europaparlament, Jens Geier, der Kanzlerin vor dem Gipfeltreffen ins Gewissen. Es sei nun Zeit für „innovative und solidarische Finanzierungsmodelle“.

Verabschiedet wird wohl das von der Eurogruppe, den Finanzministern der Euroländer, vorgelegte Maßnahmenpaket, das Hilfen in Höhe von bis zu 500 Milliarden vorsieht. Einigkeit herrscht darüber, dass der tatsächliche finanzielle Bedarf zur Behebung der Schäden sehr viel höher ist. Genannt werden Summen von bis zu 1,5 Billionen Euro. Diskutiert werden sogenannte "Recovery Bonds" - gemeinsame Aufbauhilfen für besonders betroffene Länder. Was "gemeinsam" dabei bedeutet, ist noch unklar. Strittig ist, wie hoch diese Anleihen sein dürfen und auf welcher rechtlichen Grundlage sie erfolgen würden.
→ Tagesschau

Tendenz zum One-Stop-Shopping

Das schöne Wetter hat das Einkaufsverhalten in Deutschland verändert. In der Osterwoche waren im Lebensmitteleinzelhandel anstelle von Mehl, Nudeln und Toilettenpapier plötzlich Sonnenschutz, Eis und Biermischgetränke gefragt. Das geht aus der Liste der umsatzstärksten Produkte in Supermärkten, Discountern und Drogerieketten hervor, die Marktforscher IRI Woche für Woche im sogenannten Corona-Tracker abbildet. Die Deutschen scheinen den Lieferketten der Supermärkte wieder mehr zu vertrauen.
→ Welt

Corona in Zahlen: In Deutschland sind 148.046 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 23.04.2020, 00:00 Uhr RKI), das sind 2.352 Personen mehr als am Tag zuvor.

*Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz. *

Gesundheitsticker: 735.541 Menschen sind weltweit wieder genesen,das sind 18.810 mehr als am Vortag. Davon 103.300 in Deutschland (Stand 23.04.2020, 16:45 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

Zum Hören

Heute Morgen haben euch Anne und Nils ja schon zwei Kinovarianten vorgestellt: Einmal gemeinsam mit Freunden watch2gether schauen oder ein Autokino besuchen.

Heute Abend haben wir einen dritten Tipp zum Thema: Wie wäre es, ein bisschen mehr über die Entwicklung des Kinos zu erfahren? “Wie Hitchcock das Kino revolutionierte” ist der Titel einer Sendung von SWR2, die sich mit dem Regisseur der Angst und seiner Vorreiterrolle des Autoren-Kinos beschäftigt. Hitchcock wird dabei einerseits als Genie des klassischen Erzähl-Kinos beschrieben. Er gilt aber außerdem als Filmemacher, der auf einer zweiten Ebene die menschlichen Beziehungen und die Gesellschaft und vielleicht auch das Kino hinterfragte.
→ SWR2

Zum Nachdenken

Homeschooling ist nicht nur für Eltern eine Herausforderung. Auch für die Kinder erweist sich diese Art von Unterricht teilweise als äußerst frustrierend, vor allem dann, wenn die Lehrer*innen auch virtuell nicht wirklich präsent sind.

Natürlich gibt es erfindungsreiche Pädagoginnen, die sich allerhand einfallen lassen, um ihre Schülerinnen zu motivieren und die mit neuen Methoden dafür kämpfen, auch die Kinder aus schwächeren Schichten zu erreichen. Einige Lehrer*innen haben sich kreative Projekte gesucht wie beispielsweise Corona Tagebücher schreiben oder Theaterstücke entwerfen.

“Aber es gibt eben auch die anderen, die sich über Wochen tot stellen, kurz auftauchen und mit der Bazooka Aufgaben verteilen und dann wieder nicht mehr erreichbar sind” schreibt Judith Luig in ihrem Kommentar “Ruf mich an”. Sie wünscht sich von den Lehrkräften künftig keinesfalls Perfektion, aber etwas mehr Einsatz. Denn etwas mehr als “Danke für deine Aufgabe, kontrolliere sie doch selbst, mir ist das zuviel” sollte doch möglich sein, meint die Autorin abschließend.
→ Zeit

Von Mensch zu Mensch

Küchentisch-Philosophie

Ich saß mit meiner Tochter in der Küche und wir unterhielten uns über Sprache, wie wichtig es ist sich präzise auszudrücken, wie wichtig die Wortwahl ist. Was Sprache alles schafft und bewegt. Wie mächtig sie sein kann. Nur ein einziges Wort macht manchmal den Unterschied zwischen Kränken und Bestärken. Wie Sprache den Diskurs verschieben kann, wie Sprache Minderheiten sichtbar macht und sie darstellt. Wir kamen darauf, weil meine Tochter in meinen Büchern gestöbert hatte und bei „Sprache und sein“ von Kübra Gümüsay hängen geblieben ist. Wahrlich kein Kinderbuch, aber jetzt mussten wir darüber sprechen. Was folgte war Küchentisch-Philosophie mit einer Neunjährigen. Wer das belächelt hat Kindern, egal welchen Alters, wohl nie richtig zugehört. Was meine Tochter am meisten bewegte war das Gendern. Das nicht schon immer gegendert wurde fand sie völlig absurd und unfair. “Wieso glaubt irgend so ein Idiot (mit Absicht nicht gegendert, weil war wahrscheinlich ein Mann), dass Männer besser sind als Frauen? Es sollte doch der Mensch im Fokus stehen, der Rest ist total egal.” Stimmt, kluges Kind. Ich klopfte mir innerlich kurz auf die Schulter, da ich anscheinend irgendwas richtig gemacht hatte in der Erziehung.

Und wie das so ist, kommt man bei solchen Gespräche von Hölzchen auf Stöckchen. Wir kamen irgendwann an den Punkt, an dem wir ein Experiment wagen wollten. Der Versuch durch die Sprache unsere Sicht auf die Dinge zu verändern, zumindest für den Tag wollten wir darauf achten. Ein kurzes Beispiel: Statt zu sagen dieses oder jenes ist schief gelaufen, zu sagen, dass es anders gelaufen ist. Anders, in diesem Fall, wertet die Situation nicht, stellt nur fest, dass es nicht ist wie geplant. Dieses Experiment führte dazu, dass das Bild, bei dem man sich „vermalt“ hatte, auf einmal nur anders war, als erdacht. Im ersten Moment fluchte meine Tochter zwar noch und wollte es eigentlich schon wegwerfen, ließ sich dann aber auf die Assoziation ihres Bruders ein und malte weiter. Plötzlich war auch das Gekritzel eines Dreijährigen viel mehr, Mensch konnte die verschiedensten Dinge darin sehen.

Vor lauter Malen und Interpretieren der Kunstwerke vergaßen wir glatt die Töpfe auf dem Herd. Verdammter Mist! Ja, Fluchen war weiterhin erlaubt und sollte es auch in jeder Situation sein, solange niemensch beleidigt wird! Die Kartoffeln waren seeehhhr weich, der Brokkoli hatte gänzlich an Form und Konsistenz eingebüßt. Zum Glück hatte ich die Falafeln noch nicht in die Pfanne geschmissen. Auch das Essen war dann etwas anders als geplant. Aber Kartoffelpüree mit Falafeln an Brokkolimus schmecken auch sehr gut.

Unser Sprach-Experiment führen wir weiter fort, ganz ohne Zwang und immer funktioniert es nicht. Muss es auch nicht, wir sind Menschen. Wir sind nicht perfekt und müssen es auch nicht sein. Doch diese Küchentisch-Philosophie hat uns nachhaltig Beeinflusst. Aber ohne Corona bedingte Langeweile und massenweise Zeit miteinander wäre es dazu nicht gekommen.

Danke Corona. (Muss Mensch ja auch mal sagen dürfen ;-))

Wer sich über manche Wörter wundert, niemensch zum Beispiel, meine Tochter ist seit dem Gespräch sehr korrekt, was gendern angeht.

Eure Anne

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Corona-Wunder-Deutschland

Der Londoner Think-Tank “Deep Knowledge Group” hat ein viel beachtetes Ranking veröffentlicht: Deutschland ist in der Corona Zeit das sicherste Land Europas und das zweitsicherste der Welt. Wenn das keine gute Nachricht ist!

Deutschland hat laut dem Gesundheitsminister Jens Spahn die Lage von Anfang an sehr ernst genommen und das Gesundheitssystem ist in einem sehr guten Zustand. So wird zum Beispiel viel getestet, es gibt aktuell genügend freie Intensivbetten und die Sterberate ist auffallend gering. Trotzdem solle sich Deutschland nicht in falscher Sicherheit wähnen, lautet die Botschaft von Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Institus, denn die Lage ist noch fragil.
→ NZZ

Vorsicht bei der Lockerung der Corona-Beschränkungen!

Auch der Virologe Christian Drosten sagt, Deutschland zähle im internationalen Vergleich zu den erfolgreichsten Ländern bei der Pandemiebekämpfung. Aber er warnt gleichzeitig eindringlich davor, die bisherigen Erfolge bei der Corona-Eindämmung nicht zu verspielen. Er kritisiert, dass nun wieder komplette Shoppingmalls voller Menschen seien, weil die einzelnen Geschäfte darin kleiner als 800 Quadratmeter seien und meint dazu: “Wenn alle anfangen, sich die eigenen Interpretationsspielräume auszulegen ganz frei, dann starten an vielen Orten in Deutschland plötzlich neue Infektionsketten.” Drosten befürchtet, wir könnten dann in eine Situation kommen, “die wir nicht kontrollieren können, wenn wir nicht aufpassen”.
→ Welt

Einen schönen Abend und eine gute Nacht wünschen euch Gabi und Nils

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.