Einen schönen guten Morgen!

Wir haben heute, neben den aktuellen Nachrichten, noch ein wenig Küchentisch-Philosophie dabei, ein gutes Buch und zum Abschluss noch einen Kinoabend, oder zumindest etwas, das diesem möglichst nahe kommt. Aber starten wir doch wie immer mit einer guten Nachricht, mit der der Kaffee oder Tee doch gleich viel besser schmeckt.

Viel Spaß beim Lesen wünschen Euch Nils und Anne und das ganze Team von angstfrei.news

Und noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Erste deutsche Studie zu möglichen Corona-Impfstoff genehmigt

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat gestern die bundesweit ersten Tests für einen möglichen Corona-Impfstoff genehmigt. Der von der Firma Biontech aus Mainz entwickelte Wirkstoff gehört zur Gruppe der genbasierten Impfstoffe. Er enthält genetische Informationen des Erregers, mit deren Hilfe dem Körper vorgetäuscht wird, dass eine Infektion vorläge. Daraufhin kann das Immunsystem mit Hilfe dieser Informationen eine Immunantwort produzieren, welche im Fall einer tatsächlichen Infektion schützt.

In der ersten Stufe der Tests wird zunächst an 200 gesunden Freiwilligen die Verträglichkeit des Wirkstoffs getestet. Ob der Wirkstoff tatsächlich bei Menschen gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 hilft wird erst später getestet. Erste Prüfungen mit Tieren lassen allerdings hoffen. Doch auch bei Erfolg werde es aufgrund der strengen Zulassungsauflagen vermutlich bis mindestens nächstes Jahr dauern, bis ein Impfstoff zugelassen werde. Bei dem möglichen Impfstoff Tests handelt es sich erst um den fünften Wirkstoff weltweit, der in einer Studie überprüft wird.

Detaillierte Informationen findet Ihr in einem → Interview mit Klaus Cichutek vom PEI.

Quelle: → Tagesschau

Update: Wichtige Entwicklungen seit gestern Abend

EU-Gipfel
Morgen wird wieder eine Videokonferenz der Mitglieder des europäischen Rates stattfinden, um einen “gemeinsamen Fahrplan für die Erholung” bezüglich der Corona-Pandemie und ihren Folgen zu beraten.
→ Europäischer Rat

Weiterhin keine Urlaubsreisen
In einem Interview mit der ARD sagt Außenminister Heiko Maas (SPD), dass die aktuellen weltweiten Reisewarnungen erstmal bestehen bleibe, wie lange sei derzeit nicht abzusehen. Ein Urlaub in gewohnter Weise werde in diesem Sommer nicht möglich sein.
→ Tagesschau

Notstand in Spanien verlängert
Das Parlament verlängerte heute zum dritten mal, bis zum 9. Mai, den Notstand. Es soll aber ab mitte Mai auch zu langsamen, schrittweisen Lockerungen kommen.
→ Deutschlandfunk

Finanzielle Unterstützung für Moscheen gefordert
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, fordert eine staatliche finanzielle Unterstützung. Die meisten Moscheen finanzieren sich zum Großen Teil über die Kollekte. 30-50 Prozent dieser jährlichen Einnahmen verzeichnen sie während des Ramadans. Da zur Zeit die Moscheen geschlossen sind gibt es erhebliche Einnahmeverluste. Zum Ramadan, der heute beginnt, kann man Predigten im Netz verfolgen. Mazyek bittet die Menschen, sich an die Auflagen zu halten und das Fastenbrechen per Videokonferenz zu begehen . “Jeder Tag ohne persönliche Begegnung mit unseren liebsten Mitmenschen schmerzt uns, und gleichsam ist dieser Tag ein gewonnener Tag im Kampf gegen die Ausbreitung dieser Krankheit.”
→ DER SPIEGEL

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 145.694 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 22.04.2020, 22:19 Uhr RKI), das sind 2.237 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 716.731 Menschen sind weltweit wieder genesen,das sind 10.725 mehr als am Vortag. Davon 99.400 in Deutschland (Stand 22.04.2020, 23:48 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

„Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen (aber wissen sollten)“

Die Journalistin Alice Hasters beschäftigt sich in ihrem Buch mit den Auswirkungen und Ursprüngen von Rassismus. Auf die Frage nach ihrer Nationalität antwortet sie mittlerweile mit „halb deutsch, halb schwarz“, um anschließende Rückfragen soweit möglich zu vermeiden. Sie schreibt dabei sehr persönlich anhand ihrer eigenen Erfahrungen, gegliedert ist das Buch in die Abschnitte mit Alltag, Schule, Körper, Liebe und Familie. Aber auch einige Fakten, etwa zur Geschichte und Kultur kommen zur Sprache.

Vieles geht um vermeintliche sprachliche Kleinigkeiten, die einem als weiße Person gar nicht auffallen, die aber für Schwarze und Indigene Menschen verletzend sein können. So werde “Nicht-Weißen” manchmal das Gefühl vermittelt, nicht dazu zu gehören, ohne dass das so beabsichtigt ist. Rassismus sei leider in der Gesellschaft nach wie vor sehr präsent, da diese Denkmuster über Jahrhunderte verinnerlicht wurden. Auch wer rational ganz klar dagegen ist, sei nicht davor gefeit, sie unbewusst weiterzutragen.
Durch die Anlehnung an Alice Leben liest sich das Buch, gemessen an dem ersten Thema, recht leicht und bietet eine Möglichkeit, entweder über den kulturellen Tellerrand zu schauen oder auch eigene Erfahrungen besser zu verarbeiten. Es passt auch gut zu den Gedanken von Annes Tochter aus der heutigen Ausgabe „Von Mensch zu Mensch“.

→ Link zum Buch

Von Mensch zu Mensch

Küchentisch-Philosophie

Ich saß mit meiner Tochter in der Küche und wir unterhielten uns über Sprache, wie wichtig es ist sich präzise auszudrücken, wie wichtig die Wortwahl ist. Was Sprache alles schafft und bewegt. Wie mächtig sie sein kann. Nur ein einziges Wort macht manchmal den Unterschied zwischen Kränken und Bestärken. Wie Sprache den Diskurs verschieben kann, wie Sprache Minderheiten sichtbar macht und sie darstellt. Wir kamen darauf, weil meine Tochter in meinen Büchern gestöbert hatte und bei „Sprache und sein“ von Kübra Gümüsay hängen geblieben ist. Wahrlich kein Kinderbuch, aber jetzt mussten wir darüber sprechen. Was folgte war Küchentisch-Philosophie mit einer Neunjährigen. Wer das belächelt hat Kindern, egal welchen Alters, wohl nie richtig zugehört. Was meine Tochter am meisten bewegte war das Gendern. Das nicht schon immer gegendert wurde fand sie völlig absurd und unfair. “Wieso glaubt irgend so ein Idiot (mit Absicht nicht gegendert, weil war wahrscheinlich ein Mann), dass Männer besser sind als Frauen? Es sollte doch der Mensch im Fokus stehen, der Rest ist total egal.” Stimmt, kluges Kind. Ich klopfte mir innerlich kurz auf die Schulter, da ich anscheinend irgendwas richtig gemacht hatte in der Erziehung.

Und wie das so ist, kommt man bei solchen Gespräche von Hölzchen auf Stöckchen. Wir kamen irgendwann an den Punkt, an dem wir ein Experiment wagen wollten. Der Versuch durch die Sprache unsere Sicht auf die Dinge zu verändern, zumindest für den Tag wollten wir darauf achten. Ein kurzes Beispiel: Statt zu sagen dieses oder jenes ist schief gelaufen, zu sagen, dass es anders gelaufen ist. Anders, in diesem Fall, wertet die Situation nicht, stellt nur fest, dass es nicht ist wie geplant. Dieses Experiment führte dazu, dass das Bild, bei dem man sich „vermalt“ hatte, auf einmal nur anders war, als erdacht. Im ersten Moment fluchte meine Tochter zwar noch und wollte es eigentlich schon wegwerfen, ließ sich dann aber auf die Assoziation ihres Bruders ein und malte weiter. Plötzlich war auch das Gekritzel eines Dreijährigen viel mehr, Mensch konnte die verschiedensten Dinge darin sehen.

Vor lauter Malen und Interpretieren der Kunstwerke vergaßen wir glatt die Töpfe auf dem Herd. Verdammter Mist! Ja, Fluchen war weiterhin erlaubt und sollte es auch in jeder Situation sein, solange niemensch beleidigt wird! Die Kartoffeln waren seeehhhr weich, der Brokkoli hatte gänzlich an Form und Konsistenz eingebüßt. Zum Glück hatte ich die Falafeln noch nicht in die Pfanne geschmissen. Auch das Essen war dann etwas anders als geplant. Aber Kartoffelpüree mit Falafeln an Brokkolimus schmecken auch sehr gut.

Unser Sprach-Experiment führen wir weiter fort, ganz ohne Zwang und immer funktioniert es nicht. Muss es auch nicht, wir sind Menschen. Wir sind nicht perfekt und müssen es auch nicht sein. Doch diese Küchentisch-Philosophie hat uns nachhaltig Beeinflusst. Aber ohne Corona bedingte Langeweile und massenweise Zeit miteinander wäre es dazu nicht gekommen.

Danke Corona. (Muss Mensch ja auch mal sagen dürfen ;-))

Wer sich über manche Wörter wundert, niemensch zum Beispiel, meine Tochter ist seit dem Gespräch sehr korrekt, was gendern angeht.

Eure Anne

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Statt Kino
Schnappt euch euren Rechner und tut euch ein bisschen Kultur oder einen guten Film an. Aber nicht alleine, das haben wir alle ja dieser Tage schon all zu oft gemacht. Schaut gemeinsam watch2gether. Diese Idee hatte ein Freund, und so haben ich - Anne - und Freunde letzten Freitag zusammen "Vollehalle" mit Igor Levit geschaut. Danach ein wenig gequatscht und gelacht, via Videochat. Vor drei oder vier Wochen hätte ich das noch befremdlich gefunden, aber Freitag Abend fand ich es super. Wir haben gemeinsam getrennt etwas erlebt und konnten uns im Anschluss austauschen. Und falls das Internet den Film mal ruckeln lässt, im Kino steht auch schon jemensch auf und läuft durchs Bild, um sich ein neues Bier zu holen.
→ Watch2gether

Autokino
Für die Autobesitzer unter euch, gibt es auch die Möglichkeit ein Autokino zu besuchen. Diese erfreuen sich derzeit starker Beliebtheit, gibt es einem doch die Möglichkeit mit einer gewissen räumlichen Nähe zu anderen und doch unter Einhaltung aller Social Distancing-Maßnahmen den eigenen Wänden zu entfliehen und einen (hoffentlich) guten Film zu genießen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo zwischenzeitlich auch Autokinos von Schließungen betroffen waren, haben diese nun wieder geöffnet. Natürlich nur für - pro Auto - im selben Haushalt lebende Personen oder eine Kontaktperson. Getränke und Essen dürfen in Autokinos allerdings weiterhin nicht verkauft werden.
→ Geöffnete Autokinos

Bevor ihr euch jetzt das Kinoprogramm anschaut, holt euch doch nen Kaffee und philosophiert vielleicht ein wenig übers Menschsein.

Einen schönen Tag wünschen euch Nils und Anne

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | NDR | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.