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Freitag, 24. April 2020 | 8 Uhr

Katharina
Nicholas

Guten Morgen allerseits,

wir wünschen wohl geruht zu haben, auch in turbulenten Zeiten. Heute geht’s in vielen der Artikel um weitere Lockerungen und eine schrittweise Rückkehr in die Normalität. Nun ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass es noch keinen Impfstoff gibt und deswegen gilt es wohl, bei jeder Gelegenheit zu erinneren, wie wichtig es ist, dass wir auch weiterhin aufeinander aufpassen. Also, liebe Leser: Haltet auch weiter Abstand, steht euch im Supermarkt oder beim Frühlingsklamotten-Shopping nicht auf den Füßen und setzt euch im Park ein paar Meter auseinander. Nur so kommen wir uns als Menschen näher. 

Und dann, wie immer und auch in Zukunft, nach Corona: Bleibt gesund!

Katharina und Nicholas
und das ganze Team von angstfrei.news

Noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Berlin: Erste Spielplätze öffnen wieder
Wer in den vergangenen Tagen mit (s)einem Kind an einem verwaisten Spielplatz vorbei gekommen ist, auf dem das Spielen verboten ist, der kennt den Wert dieser Nachricht: Es gibt Hoffnung auf öffentliches Schaukeln, Klettern und Seilbahn-Fahren - zumindest in Berlin. Erst gestern hatte das Kinderhilfswerk gefordert, dass Kinder mehr Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten brauchen.

Seit Mitte März sind Spielplätze für die Kleinen und Großen tabu. In Berlin einigten sich nun die Bürgermeister*innen der Bezirke auf eine einheitliche Vorgehensweise zur Wiedereröffnung ab Donnerstag, dem 30. April. Und das sogar einstimmig! Natürlich gingen mit der Entscheidung für eine Öffnung auch Auflagen an Abstands- und Hygieneregeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie einher. "Wir appellieren an die Verantwortung der Berlinerinnen und Berliner sich selbst und anderen gegenüber", erklärte Cerstin Richter-Kotowski (CDU), Bürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf. Grundsätzlich gelte: Eltern sollten ihre kranken Kinder nicht auf die Spielplätze schicken und besonders dichte Situationen sollten vermieden werden. Dafür sollten die Ordnungsämter die Verantwortung tragen.

Ob jetzt auch andere Bundesländer die Spielplätze wieder öffnen, ist noch nicht bekannt. Die Dynamik der letzten Wochen macht aber Hoffnung, dass Familien nicht mehr allzu lange warten müssen. Immer unter der Bedingung, dass Eltern und Kinder verantwortungsvoll mit den Abstandsregeln umgehen. 
Tagesspiegel | rbb24 | Tagesschau

Update | Wichtige Entwicklungen seit gestern Abend:

Entscheidung über weitere Lockerungen am 6. Mai
Anders als bisher angekündigt werden Bund und Länder nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel erst am 6. Mai entscheiden, ob weitere Auflagen gegen die Ausbreitung des Coronavirus gelockert werden können. Hintergrund ist die Wiederöffnung kleinerer Geschäfte seit Montag. Da Auswirkung dieser Lockerung erst 14 Tage später deutlich werde, könne man erst dann über weitere Anpassung entscheiden.

Trotzdem werde es den zuvor angesetzten Beratungstermin mit den Ministerpräsidenten der Länder am 30. April wie geplant geben. Dort würden aber andere Fragen behandelt, so Merkel.
→ dpa

EU billigt Hilfspaket
Zum ersten Juni werden die umfangreichen Hilfen für Kurzarbeiter, Unternehmen und verschuldete Staaten zur Verfügung stehen. Der EU-Video-Gipfel hat das vor zwei Wochen vereinbarte Paket mit Kredithilfen von bis zu 540 Milliarden Euro gestern Abend gebilligt, schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach ihrer Teilnahme am Gipfel die Bedeutung eines so genannten Recovery-Fonds für den Wiederaufbau der Wirtschaft betont. Bis zum 6. Mai wird über die Gestaltung des Finanzmittels entschieden, so EU-Ratschef Charles Michel. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geht von einem Finanzbedarf in Billionenhöhe aus.Darüber wie genau die Finanzierung aufgestellt werden sollen gibt es derzeit noch keine Einigkeit, so Bundeskanzlerin Merkel. Mit Blick auf Deutschland zeigte sie sich aber überzeugt, dass die Bundesrepublik höhere Beiträge an die EU leisten müsse.
→ dpa

NRW: Gottesdienste ab Mai | Bundesweites Konzept in Arbeit
Ab Mai will NRW Gottesdienste und Versammlungen zur Religionsausübung wieder erlauben. Das entschied die Landesregierung gestern nach einem Gespräch mit Kirchenvertretern. Auf Basis der vorgelegten «umfassenden und präzisen» Konzepte sehe die Landesregierung die Möglichkeit, dass zeitnah Gottesdienste wieder unter Beteiligung von Gläubigen gefeiert werden können. Kirchen und Religionsgemeinschaften sichern demnach zu, die Vorkehrungen zur Abstandseinhaltung und zum Schutz bis 1. Mai vornehmen zu können. Mit dieser Entscheidung prescht das größte Bundesland vor:  Erst heute werden Bund und Länder über ein Konzept zur Lockerung der Corona-Auflagen für Gotteshäuser sprechen.
→ dpa

Wiederaufnahme der Bundesliga nur unter Kriterien
Im Falle einer Wiederaufnahme der Bundesliga müssen Spieler*innen und Organisator*innen einen Forderungskatalog erfüllen. "Der Spiegel" berichtet, das Papier des Bundesinnenmisnisteriums enthalte zwei Vorschläge, wie die Sicherheit trotz Corona gewährleistet werden könne. (1) Eine Quarantäne für "alle Spieler, Trainer, Betreuer, medizinisches Personal und weitere Personen, welche direkten Kontakt zu den Spielern haben müssen". (2) Ein "sportgerechter Mund-Nasen-Schutz" für Spieler*innen und Schiedsrichter*innen. Über die genauen Regeln werde zeitnah entschieden
→  dpa | Spiegel

USA verabschiedet zweites Konjunkturpaket
Die USA stellt weitere 484 Milliarden US-Dollar (446 Milliarden Euro) als Reaktion auf die Corona-Krise zur Verfügung. Das entschieden der US-Senat gestern Abend (Ortszeit) und das US-Repräsentantenhaus mit überwältigender Mehrheit. Dem Paket gingen tagelange schwierige Verhandlungen voraus. Die Hilfen sind vor allem für kleiner Unternehmen gedacht. Die Hilfsmaßnahmen ergänzen das erste Konjunkturprogramm, in dem Mitte März Hilfen in Höhe von rund 2,2 Billionen Dollar festgelegt wurden, um die wegen der Corona-Krise schwer geplagte US-Wirtschaft zu stützen.
Deutschlandfunk

Corona Hilfspaket (Wiederholung, weil es so wichtig ist)
Der Koalitionsausschuss aus der Bundesregierung hat nach langer Diskussion weitere Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise getroffen. Die Kosten für die Maßnahmen werden sich im Milliardenbereich bewegen. Folgendes wurde beschlossen:

  • Das Kurzarbeitergeld wird erhöht, allerdings nicht generell auf 80 Prozent. Das hatte die SPD gefordert. Ab dem vierten Monat erhalten Beschäftigte nun 70% ihres Nettoverdienstes als bzw. 77%, wenn sie Kinder haben. Ab dem siebten Monat wird dieser Betrag noch einmal auf 80 bzw. 87% erhöht.
  • Arbeitnehmer in Kurzarbeit dürfen mit weiteren Tätigkeiten bis Ende des Jahres bis zur Höhe ihres regulieren Einkommens hinzuverdienen.
  • Wer vor der Krise arbeitssuchend war und dessen Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 zwischen dem 1. Mai 2020 und Ende des Jahres endet, hat nun einen um drei Monate längeren Anspruch darauf.
  • Vom 1. Juli bis zum 30. Juni 2021 wird die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie auf den ermäßigten Satz von 7% gesenkt. Damit soll den Betrieben geholfen werden, die aktuellen Einnahmeausfälle zu kompensieren.
  • Der Bund wird Schulen und Schüler beim digitalen Unterricht zu Hause mit 500 Millionen Euro unterstützen. Diese sollen in ein Sofortausstattungsprogramm fließen, über das bedürftige Schüler einen Zuschuss von 150 Euro für die Anschaffung benötigter Geräte bekommen können. Auch die Ausstattung der Schulen für die Erstellung von Onlineangeboten soll gefördert werden.
  • Kleine und mittelständische Unternehmen können Verluste aus dem Jahr 2020 mit gezahlten Steuern aus dem Jahr 2019 verrechnen. Dadurch können sie Geld zurückerhalten, um ihre Liquidität zu sichern.

Süddeutsche Zeitung
Tagesschau

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 148.046 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 23.04.2020, 00:00 Uhr RKI), das sind 2.352 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 749.660 Menschen sind weltweit wieder genesen,das sind 14.119 mehr als am Vortag. Davon 106.800 in Deutschland (Stand 24.04.2020, 07:50 Uhr, Quelle: Worldometers). 

Tipps des Tages

Zwei ganz unterschiedliche Tipps warten heute auf Euch, die miteinander in Verbindung stehen, da ihr selber ins Handeln kommt. Mir tut es derzeit wahnsinnig gut, Dinge zu tun. Sei es Aufgaben im Homeoffice abzuschließen, zu Backen oder zu Joggen - egal, hauptsache selbstwirksam. So merke ich: Ich bin immer noch am Steuer. Und das tut gut. In diesem Sinne haben wir zwei Tipps für Euch, die dahingehend inspirieren:

Netzstreik für das Klima
Fridays for Future, Umweltschutzorganisationen, Gewerkschaften, die evangelische Kirche und politische Parteien wie die Grünen rufen zum großen Klimastreik im Netz auf. Gemeinsam möchten sie dem Protest von der Straße digitales Gehör verschaffen. 

So könnt ihr teilnehmen:
Jede*r ist eingeladen, kreative Demoschilder sichtbar in Fenstern, an Briefkästen, am Arbeitsplatz, im Baum vor der Haustür, im Ladeneingang oder wo sonst es gut sichtbar zu platzieren. Zusätzlich kann man sich auf der Internetseite von Fridays for future eintragen, um zu zeigen, dass man dabei ist. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Profilbilder zu generieren. Auch so kann man zeigen, dass man teilnimmt. Ganz wichtig dabei ist: Macht Fotos von Euren Aktionen und teilt sie in den Sozialen Medien unter den Hashtags #NetzstreikFürsKlima und #fighteverycrises. Nach Wunsch der Organisator*innen sollen möglichst viele Menschen dort auch ihre Klimaschutzforderungen posten. 

Außerdem wird es heute zwischen 12.30 und 14.30 einen Livestream auf YouTube geben (der auch im Anschluss noch verfügbar sein wird). Geplant sind Schalten zu Aktionen in verschiedenen Städten, mit Video-Diskussion von Wissenschaftlern und Politikern und auch mit Auftritten von Künstlern und Musikern. Einen spannenden Hintergrundbeitrag hat unsere Anne auf → DW online gefunden.

Wir möchten Euch ermutigen: Macht mit, wenn ihr hinter der Sache steht. Demonstrieren ist ein demokratisches Grundrecht und für viele, die für das Klima bereits im letzten Jahr engagiert waren, ein Stück weit Normalität. Es gibt ein Leben neben, vor und nach Corona. Und eine gesunde Welt ist dabei nach wie vor ein ganz wichtiger Bestandteil.
Fridays for Future 

Verstehen lernen
An allen Orten forschen Menschen für Corona: an Impfstoffen, an Einstellungen, an Regelungen an Zahlen. Hier gibt es die Gelegenheit, etwas beizutragen: Die Universität Tübingen forscht zusammen mit Instituten aus der ganzen Welt zur psychischen Belastung der Corona-Situation. ZIel der Studie ist unter anderem herauszufinden, was tatsächlich hilft. Ein Wissen, das auch und gerade nach Corona hoch relevant wird. 

Das schreiben die Studienmacher*innen:
Weltweit verbreitet sich Corona, und weltweit wird geschlossen an dem Virus gearbeitet: Gemeinsam mit Forschungsgruppen in den USA, Frankreich, Spanien und Korea forscht die Universität Tübingen an den psychischen Auswirkungen des Social Distancing. Ziel ist es, herauszufinden, welche Gruppen der Bevölkerung am meisten und in welcher Form belastet sind um schon bald gezielt psychologische Hilfe für Betroffene bereitstellen zu können.

Und so könnt ihr teilnehmen:
Ihr möchtet bitte einen Fragebogen ausfüllen und einen freien Tagebucheintrag verfassen. Das ganze findet ihr unter folgendem Link: https://www.soscisurvey.de/wellbeingandisolation/?q=A1 (gerne teilen!)

Verantwortliche: PD Dr. Alexander Rapp, Anne Felsenheimer; Gesamtstudie ist unter der Leitung von Prof. Dr. Sohee Park der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, USA

Von Mensch zu Mensch

Man gewöhnt sich an alles. Oder?
Wir haben am letzten Wochenende meine Schwester besucht. Wir waren im Rahmen unserer kleinen Fahrradtour praktisch fast da und dann schrieb sie, sie habe den Nachmittag kinderfrei. “Weniger Menschen - weniger Gefahr”, dachten wir und wenig später verbrachten wir einen wunderbar leichten Nachmittag in ihrem Garten. Auf Distanz, mit Händewaschen und nicht zu lange. Vor ein paar Tagen hätte ich das noch nicht gemacht - ich hätte zu viel Angst gehabt, etwas falsch zu machen. Aber irgendwie hat sich etwas verändert - ich bin mir nicht sicher, ob in mir oder vor allem um mich herum. Ich habe meine Routine in dieser verrückten Zeit: Aufstehen, Joggen, Duschen, Frühstücken, Homeoffice, Mittagspause, Homeoffice, nochmal rausgehen, telefonieren, Abendessen, Couch. Eine Halbe Woche mit Balanceakt Kind. Das kostet immer noch Energie - aber irgendwie finde ich mich zurecht. Habe ich mich an die Ausnahmesituation gewöhnt? Und bin ich damit alleine?

Im Interview mit der Tagesschau erklärt Angstfroscher Borwin Bandelow “Es gibt in der Angstforschung eine Vier-Wochen-Regel: Kurz nach einem schweren Ereignis [...] herrscht stets eine Art Panikreaktion. Die Angst davor, selbst Opfer dieses schrecklichen Ereignisses zu werden, ist sehr hoch, teilweise ist sie sogar übertrieben hoch. Nach ungefähr vier Wochen beruhigt sich das wieder.” Oder anders: das Gehirn verlässt den Überlebensmodus mit Hamsterkäufen und anderen Überlebensstrategien und wechselt auf das rationale System. Ein bisschen haben wir eine Expositionstherapie hinter uns - wir wurden über einige Wochen der Angst vor Corona ausgesetzt und die meisten von uns haben gelernt, dass die Angst keine Konsequenzen in Form einer Ansteckung hat - nur dass es eine Faktenlage gibt, auf die wir Rücksicht nehmen müssen.

So ein bisschen Rationalität schützt offenbar die Seele. “Das Angstsystem überschätzt die Gefahr”, sagt Bandelow. Deswegen komme es jetzt auf den Mittelweg zwischen Panik und Übermut an. Ich finde, das klingt vernünftig und ich möchte mich nur zu gerne in diesen Weg einfinden. Man gewöhnt sich an alles. Oder?

Ein Blick in das Kommentarfeld zum Beitrag zeigt: Jain. Zu lesen ist ein Wettbewerb von “Jetzt-ist-aber-mal-gut!” gegen “das-geht-alles-viel-zu-schnell!” und “sie-haben-doch-alle-keine-Ahnung!”. Allen eins ist der Wunsch danach, sich richtig zu verhalten und die Situation korrekt zu überblicken. Wenn sich etwas verändert hat, dann das Gefühl, nicht mehr ausgeliefert zu sein oder sein zu wollen. So suchen wir uns verschiedene Strategien. Lässt man Verschwöhrungsszenarien, die man mit “alles nicht so schlimm” oder “sebst Schuld, die Menschheit hat es nicht anders verdient!” zusammenfassen kann, außen vor, so bleiben zumindest in dieser Kommentarspalte die folgenden: 

Zweifel an den Handlungen anderer: An den Entscheidenden, der Faktenlage, den Mitmenschen. Über bleibe ich, die*der es richtig macht und die Situation versteht. Wenn nur die anderen die Situation verstünden! Mein liebstes Beispiel aus den Kommentaren für Vorwürfe an die anderen, ist dieses:

Ein Nutzer beschreibt die Situation mit diesem Bild: “1. Man springt aus dem Flugzeug und fällt so schnell, dass der Aufprall tödlich enden würde 2. Man öffnet den Fallschirm 3. Der Fallschirm schneidet zwar etwas ein, aber bremst den Fall so stark ab, dass die Fallgeschwindigkeit unbedenklich geworden ist. Nun gibt es offenbar an genau diesem Punkt eine Menge Menschen, die daraus schließen: Da der unbequeme Fallschirm nun überflüssig geworden ist, kann ich ihn ja einfach abwerfen.”

Leichtmut, wie es dieser Kommentator überspitzt: “Ja was denn sonst, anfangs hat man uns ein wenig Angst eingejagt, damit man für das Thema sensibilisiert wird und nun geht es weiter, mit Respekt, keiner Angst (Aus einem ängstlichen Hintern, kam noch nie ein fröhlicher Furz).”

Rationalisieren der Lage: Das Auflisten von Argumenten und Fakten schafft einen Korridor, in dem wir uns zurechtfinden und sicher fühlen. Hier wird ein eigentlich guter Impuls - informiert zu sein - zu einem schwierigen Schutzschild, das zwar bei der Ausrichtung eigener Handlungen hilft, aber gleichzeitig eine Kontrollillusion ist. Unser Wissen ist begrenzt.  

Das Beharren auf die eigene Kontrolle: Wir kennen diese Forderung aus populistischen Szenarien - die Öffentlichkeit werde unterschätzt und ihr stünde die eigentliche Kontrolle zu, daher müssten entscheider sich 

Moralisieren: Das lässt sich am besten an einem Kommentar zusammenfassen: “Dabei ist Freiheit aber auch die Freiheit des anderen, bei der die eigene aufhört. Und der 80-jährige Risikopatient hat genauso ein Recht zu leben wie unser Egoist, der die Maskenpflicht für einen gravierenden Einschnitt in seine Freiheitsrechte hält.”

Ich entscheide mich heute für entwaffnendes Eingestehen des eigenen Unwissens: Ich weiß auch nicht, was richtig ist, daher entscheide ich von Moment zu Moment und gönne mir ab und an die Sicherheit von Routinen und ein Eis. Mal schauen, wie das morgen ist.

Also: habe ich mich an die Ausnahmesituation gewöhnt? Ich frage mich immernoch. Und dann frage ich Nicholas. Der sagt: “Klar gewöhnt man sich. Naja, was heißt gewöhnen. Angst wird nie normal. Also der Gedanke ist jetzt doch etwas komplizierter...” Ich würde meinen, dass wir heute Abend teil zwei dieses Gedankens an gleicher Stelle lesen werden - es bleibt spannend. 

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Bücher sind lebenswichtig…
...scherzen Italienische Buchhändler*innen. Und das nicht ohne ein Quäntchen Ernst. Seit die Buchläden in Italien wieder öffnen dürfen, ist der Ansturm groß. Gut so!

Kino an Berliner Hausfassaden
Das Projekt "Window Flicks" organisiert in abwechselnden Innenhöfen ein Fassadenkino für Berliner*innen. Die Idee stammt von einem Architektur- und Kunstbüro. "Wir wollten, dass die Menschen zuhause bleiben. Und da können wir mit unseren Projektoren doch Kultur in die Höfe bringen", erklärte der Geschäftsführer Olaf Karkhoff. Mit dem Projekt wird eine Spendenkampagne für die Programmkinos der Hauptstadt unterstützt.

Damit wünschen wir Euch einen schönen Freitag, mit einem guten Buch, nem guten Film und vor allem der Erholung und der guten Energie, die ihr so sammeln könnt, für einen guten Start ins Wochenende! 

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.