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Donnerstag, 25. Juni 2020 | 8 Uhr

Anne
Annika

Guten Morgen ihr Lieben,

heute ist der letzte Donnerstag im Juni und in den USA bedeutet dies: es ist “National Handshake Day” (Tag des Handschlags). Den Handschlag haben wir momentan jedoch schon fast verlernt. In unserem Dies & Das findet ihr daher heute ein paar Vorschläge zu alternativen Begrüßungsgesten in Corona-Zeiten.

In den Nachrichten haben wir natürlich die neuesten Entwicklungen in Gütersloh und Warendorf für euch zusammengefasst, aber es gibt auch einen Blick auf die Wirtschaftslage und darauf, was im Ausland zuletzt passiert ist. 

Im heutigen “Von Mensch zu Mensch” gibt uns Anne einen Einblick in ihre Zweifel und erzählt uns, weshalb diese manchmal nicht nur Schlechtes mit sich bringen. Außerdem lässt sie uns in ihrem Beitrag zum “Prolog zu Morgen” an einem ganz besonderen Gespräch mit ihrem Sohn teilhaben. Als besonderes Schmankerl findet ihr in der heutigen Ausgabe einen ausdrücklich empowernden Tipp des Tages.


Nun aber genug der vielen Einführungsworte - viel Spaß beim Stöbern wünschen euch Anne, Annika

und das ganze Team von angstfrei.news

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen (z.B. zum Tipp des Tages oder den neuen Kategorien) für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Finanzhilfen für ehrenamtliche Initiativen
Seit gestern können ehrenamtliche Organisationen und Initiativen Fördergelder beantragen. Das Soforthilfeprogramm „Ehrenamt stärken. Versorgung sichern“ hat insbesondere die ländlichen Gebiete im Blick und stellt fünf Millionen Euro Soforthilfe bereit. Unter anderem können diese beantragt werden, um Ausgaben für Schutzausrüstungen, Mieten von Fahrzeugen oder digitale Ausstattung zu bezuschussen. 

Zur Zeit nehmen besonders viele Bürger*innen ehrenamtliche Hilfe in Anspruch, weil sie zur Risikogruppe gehören oder auch, weil sie finanzielle Engpässe durch Verdienstausfälle haben. Dadurch erleben Einkaufshilfen, aber auch die Tafeln einen großen Zulauf, haben jedoch durch die Hygienevorschriften erhöhte Kosten. 

Der Zeitrahmen für die Bewerbung für Soforthilfen läuft noch bis zum 12. Juli. Das Online-Formular findet ihr über den Link der Bundesregierung.
Bundesregierung.de

Die Nachrichtenlage

Gütersloh/Warendorf: Schutzvorkehrungen zur Unterbrechung der Infektionsketten
Nachdem die Kontaktbeschränkungen in den Kreisen Gütersloh und Warendorf (Nordrhein-Westfalen) wieder verschärft wurden, arbeiten die Kreise nun weiter an einer Eindämmung der Infektionszahlen. Um die schnelle Durchführung von Massentests für Einwohner der beiden Kreise zu ermöglichen, wurde gestern in Gütersloh das erste Diagnosezentrum in Betrieb genommen. Aufgrund hoher Nachfrage waren dessen Kapazitäten jedoch bereits in den Mittagsstunden ausgelastet. Die Kreise haben bereits darauf reagiert und beschlossen, dass sich nun auch Personen ohne charakteristische Symptome bei ihren jeweiligen Hausärzt*innen testen lassen können, ohne dass dafür zusätzliche Kosten für sie anfallen. Außerdem sei die Inbetriebnahme weiterer Diagnosezentren nach Angaben des Gütersloher Landrats Sven-Georg Adenauer (CDU) vorgesehen. Adenauer teilte darüber hinaus mit, dass die Massentests unter der Bevölkerung außerhalb des betroffenen Schlachtbetriebes bislang keinen Anstieg der Infektionszahlen ergeben hätten. Ersten Resultaten zufolge gebe es keine positiven Testergebnisse. 

Der Bund unterstütze den Kreis Gütersloh nunmehr mit einer Lieferung an Schutzausrüstung. Insgesamt 20.000 Masken, 10.000 Kittel, 10.000 Handschuhe, 1.000 Schutzbrillen und 200 Liter Desinfektionsmittel wurden versandt. Geplant ist, dass dadurch 90 Einsatzkräfte über einen Zeitraum von drei Wochen ausgestattet werden.

Martin Exner, Hygiene-Experte vom Universitätsklinikum Bonn, untersucht nun im Auftrag des Kreises Gütersloh die gehäuften Infektionen im Fleischbetrieb Tönnies. Er vermute, dass die Lüftungssysteme innerhalb des Betriebes begünstigend auf die Infektionen gewirkt haben könnten.  

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kündigte an, bis zum Ende der Woche nähere Erkenntnisse über die Verbreitung des Corona-Virus bekannt geben zu wollen. Darüber hinaus kritisierte er die Bedingungen in der Fleischindustrie scharf. Das „System der industriellen Schlachtung“ habe aus seiner Sicht keine Zukunft mehr.

Das Land Niedersachsen erteilte für Personen aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf, die kein negatives Testergebnis vorlegen können, mittlerweile ein Beherbergungsverbot: "Das Land wird die bereits in Mecklenburg-Vorpommern und Bayern geltende Regelung im Tourismusbereich anwenden auf Menschen aus dem Bereich Gütersloh“, teilte Regierungssprecherin Anke Pörksen (SPD) gestern mit. Diese Vorgabe gilt zunächst bis zum 05.07.2020.
Tagesschau (Kontaktbeschränkungen) | Tagesschau (Untersuchungen bei “Tönnies) | NDR (Beherbergungsverbot) 
→ dpa

Weitere Infektionen in Fleischindustrie
Unter den Beschäftigten des Schlachtbetriebes in Wildeshausen (Niedersachsen) begannen gestern die Massentests, um das Ausmaß der Corona-Infektionen festzustellen. „Insgesamt gibt es dort bei 341 getesteten Personen 35 positive Covid-19-Fälle“, teilte Oldenburgs Kreissprecher Oliver Galeotti zum bisherigen Zwischenstand mit. Die Personen, die sich nachweislich infiziert haben, sowie deren unmittelbare Kontaktpersonen befänden sich bereits unter Quarantäne. 

Auch in einem weiteren Schlachtbetrieb in Essen (Landkreis Cloppenburg) sind drei Fälle von Corona-Infektionen bekannt geworden. Dort sollen sich nun ebenfalls alle 350 Angestellten einem Massentest unterziehen. Die Ergebnisse werden am Freitag erwartet.

Außerdem gibt es mehrere Fälle von Infizierungen in einer Dönerfleischproduktion in Moers bei Duisburg. Die 17 betroffenen Personen sowie deren unmittelbare Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne. Der Betrieb soll größtenteils geschlossen bleiben, bis die Testergebnisse der weiteren Angestellten vorliegen. Lediglich eine begrenzte Gruppe an symptomfreien Angestellten werde aktuell eingesetzt, um bereits angelieferte schnell verderbliche Waren zu verarbeiten, teilte der Kreis Wedel mit.
Kreiszeitung | NDR | Merkur | RP Online 

Corona-Infektionen auf „Sea-Watch“-Rettungsschiff
Auf einem Schiff der deutschen Hilfsorganisation „Sea-Watch“ wurden nach Einlaufen in den Hafen von Sizilien 28 Migrant*innen positiv auf das Corona-Virus getestet. Sie wurden zuvor von drei verschiedenen Booten gerettet. Da Migrant*innen von Rettungsschiffen gegenwärtig nach dem Einlaufen in einen italienischen Hafen generell für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt werden, wurden auch die betroffenen Migrant*innen auf dem Quarantäneschiff „Moby Zazà“ untergebracht. Obwohl bereits der Regionalpräsident Siziliens, Nello Musumeci, die positiven Testergebnisse bestätigte, teilte eine Sprecherin von „Sea-Watch“ auf Nachfrage mit, dass die Organisation noch nicht offiziell von den Behörden über die Infektionen informiert worden sei.
Welt

Unterstützung für Ausbildungsbetriebe und Kommunen
Die schon im Konjunkturpaket der Bundesregierung verankerte Hilfe für Kommunen und die finanzielle Unterstützung für Ausbildungsbetriebe wurde nun vom Kabinett beschlossen. So sollen die Kommunen, aufgrund von Einbußen, unter anderem in den Gewerbesteuereinnahmen, vom Bund mit 14 Milliarden Euro entlastet werden.
Des weiteren wurde eine Prämie für Ausbildungsbetriebe beschlossen. Diese Prämie soll Betrieben mit weniger als 249 Mitarbeiter*innen zugute kommen, die trotz Kurzarbeit oder Umsatzeinbußen ihre Auszubildenden behalten oder sogar neue anstellen. Sie erhalten dann 2.000, bzw 3.000 Euro pro Lehrling. Außerdem soll es Hilfen geben, wenn Lehrlingen Kurzarbeit erspart bleibt oder Unternehmen Lehrlinge aus insolventen Betrieben aufnehmen.
Tagesschau

Sachsen: Prüfungsnoten des Mathe-Abiturs werden angehoben
Nachdem sowohl Eltern und Schüler*innen, aber auch Lehrkräfte die Aufgaben aus dem Mathematik-Abitur in Sachsen bemängelt haben, reagierte nun das Sächsische Kultusministerium und stellte fest: Der Notendurchschnitt der schriftlichen Abiturprüfungen lag in diesem Jahr bei 3,1. Noch im Vorjahr lag er bei 2,5. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) teilte nun mit, dass alle Prüfungsnoten um einen Notenpunkt angehoben werden sollen. Er begründete diese Entscheidung damit, dass das Land Sachsen in diesem Jahr erstmals Aufgaben aus dem gemeinsamen Aufgabenpool der Bundesländer übernommen habe und die Schüler*innen aufgrund dessen mit ungewohnten Formulierungen konfrontiert gewesen seien. Da die neuen Anforderungen vom Ministerium im Vorfeld nicht ausreichend kommuniziert worden seien, sollen die Noten nun angeglichen werden.
Spiegel

Berlin-Marathon 2020 abgesagt
Der Berlin-Marathon wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Dies gaben die Veranstalter*innen des traditionellen Laufes nun offiziell bekannt. Jürgen Lock, Geschäftsführer von SCC Events, teilte dazu mit: "Die Eindämmungsverordnung gilt bis mindestens 24. Oktober. Wir haben geprüft, ob wir eventuell im November veranstalten können. Eine Machbarkeitsanalyse hat nun ergeben, dass mit der Teilnehmerzahl, den Witterungsverhältnissen, aber auch den Rahmenbedingungen, die in der Pandemie vorgeschrieben sind, eine Austragung nicht möglich wäre“. Bereits registrierte Teilnehmer*innen hätten nun die Möglichkeit, sich die Teilnahmegebühr entweder zurückerstatten zu lassen oder ihre Startnummer für den Berlin-Marathon 2021 zu behalten. Dieser sei für den 26.09.2021 vorgesehen. Offen sei jedoch, wie viele Plätze es dann noch für weitere potenzielle Teilnehmer*innen gebe, so Lock. Trotzdem sollen auch diese die Möglichkeit erhalten, sich online zu registrieren. Die Veranstalter*innen kündigten bereits an, unter dem Motto „#berlin42united - we cannot race, but we will stay united“ in diesem Jahr mehrere Aktionen für die Läufer*innen-Community anbieten zu wollen.
rbb24

Aus der Wirtschaft

Rezession erwartet
Der Internationale Währungsfond (IWF) rechnet in diesem Jahr mit einer wirtschaftlichen Rezession von 4,9 Prozent aufgrund der Corona-Pandemie. In seiner Prognose im April diesen Jahres rechnete man noch mit einem Wirtschaftsrückgang von rund 3 Prozent. Vor allem in Ländern, die stark von der Pandemie betroffen waren oder sind, wird ein stärkerer Rückgang von bis zu 13 Prozent erwartet; so unter anderem in Italien, Spanien und Frankreich. Die Prognose für Deutschland fällt positiver aus. Hier wird in diesem Jahr ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 7,8 Prozent erwartet und schon im nächsten Jahr wieder ein Wachstum von ca. 5,4 Prozent. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex, für den monatlich rund 9000 Unternehmen befragt werden, verzeichnet ein Plus. So steht er im Juni bei 86,2 Punkten im Vergleich zu 79,7 im Mai und noch 74,3 im April diesen Jahres. Viele Unternehmen, sowohl aus dem Handel als auch der Industrie, rechnen zwar immer noch mit einem schlechten Geschäftsjahr, sehen aber doch optimistischer in die Zukunft, als noch im Frühjahr.
Tagesschau  (IWF)  |  Frankfurter Allgemeine (ifo-Geschäftsklimaindex)

Lufthansa- Einigung auf Rettungspaket
Heute wird auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Lufthansa über das staatliche Rettungspaket von rund 9 Milliarden Euro abgestimmt. Diesem Paket beinhaltet unter anderem Kredite, aber auch eine staatliche Beteiligung des Bundes; sowohl direkt als auch indirekt. Dem müssen die Anteilseigner*innen des Konzerns mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Vergangene Woche hatte jedoch Heinz Hermann Thiele, der mit Anteilen in Höhe von 15,5 % einer der Großaktionäre ist, das ausgehandelte Rettungspaket kritisiert. Doch nachdem dieser gestern mitteilte, dass er für die Beschlussvorlage stimmen werde, ist eine Ablehnung des Rettungspaketes durch die Aktionärsversammlung sehr unwahrscheinlich.
Frankfurter Allgemeine Zeitung 

Blick ins Ausland

Österreich: Reisewarnung für NRW verhängt
Nach den punktuellen Anstiegen der Corona-Fallzahlen verhängte Österreich nun eine partielle Reisewarnung für Nordrhein-Westfalen. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz teilte nach einer Kabinettssitzung der Regierung mit, dass nun bis auf Weiteres die Reisewarnung der Stufe 5 für Österreicher*innen gelte. Das bedeutet, dass nicht nur vor Reisen nach Nordrhein-Westfalen gewarnt wird, sondern auch Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft aufgefordert werden, das Gebiet zu verlassen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kritisierte diese Entscheidung und bat Karl Nehammer, Bundesminister für Inneres der Republik Österreich, die Reisewarnung auf regionale Hotspots zu begrenzen und nicht auf gesamte Bundesländer auszuweiten.
Zeit Online | RP-Online

Schweiz: Regierung übernimmt Kosten für Corona-Tests
Nachdem Schweizer*innen, die sich auf eine Infektion mit dem Corona-Virus testen lassen wollten, bislang einen Zuzahlungsbeitrag dafür an ihre Krankenkassen zahlen mussten, teilte die Schweizer Regierung nun mit, mit sofortiger Wirkung bis Ende 2021 die Kosten für die Tests zu übernehmen. Die Gefahr, dass sich Personen trotz vorliegender Symptomatik aus Kostengründen nicht testen lassen würden, sei ansonsten zu groß, so die Regierung nach ihrer gestrigen Sitzung. Außerdem kann ab heute die Handy-App „SwissCovid“ zur Nachverfolgung von Infektionsketten heruntergeladen werden.
Neue Zürcher Zeitung

USA: „Korrespondenten-Dinner“ im Weißen Haus entfällt
Das alljährliche „Korrespondenten-Dinner“ im Weißen Haus (Washington, D.C.) entfällt in diesem Jahr. Die Zusammenkunft von Reporter*innen, Prominenten, Politiker*innen und Lobbyist*innen könne aufgrund der Pandemie nicht in ihrer üblichen Form stattfinden, in der sich die Teilnehmer*innen „bequem und sicher vergnügen können“, so die White House Correspondents’ Association. Das traditionelle Dinner ist nicht unumstritten: Die Nähe von Journalist*innen und deren Quellen wird als kritisch gewertet. US-Präsident Donald Trump boykottiert die Veranstaltung bereits seit mehreren Jahren. Er lehne es ab, mit einem Haufen „Fake-News-Liberaler“ in einem Raum „eingesperrt zu sein“, teilte er einst auf der Plattform „Twitter“ mit. 
Süddeutsche Zeitung

USA: New York Marathon entfällt
So wie der Berlin-Marathon findet auch der New York Marathon als Folge der Pandemie in diesem Jahr nicht statt. Die 50. Auflage des Laufes sei nun für November 2021 geplant, so der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio. Michael Capiraso, Präsident des Veranstalters „New York Road Runners“ teilte nach Bericht der Welt mit: „Die Absage des diesjährigen New York City Marathons ist für alle Beteiligten unglaublich enttäuschend, aber es war eindeutig der Kurs, den wir aus Sicht von Gesundheit und Sicherheit einschlagen mussten“. Alle bereits angemeldeten Teilnehmer*innen sollen bis zum 15.07.2020 informiert werden und könnten dann auch die bereits gezahlte Teilnahmegebühr zurückfordern, so Capiraso weiter.
Welt

Slowakische Präsidentin in Quarantäne
Aufgrund eines Kontakts mit einer Corona positiv getesteten Person begaben sich die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová und ihr Team gestern in präventive Quarantäne. Anstehende Termine wurden vorerst verschoben. Die Slowakei ist bisher eines der Länder mit vergleichsweise wenigen Infektionen und hatte schon früh Maßnahmen zur Eindämmung, unter anderem auch Grenzschließungen, veranlasst.
Kurier

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 191.449 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 24.06.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 587 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 5.178.999 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 132.727 Personen mehr als gestern Früh. Davon 176.300 in Deutschland (Stand: 25.06.2020 04:49 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

Podcast mit Igor Levit
In einer Folge des Podcasts “Deutschland 3000” spricht Eva Schulz mit dem Pianisten Igor Levit über das nötige Selbstbewusstsein, was es braucht, um auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen. Sein Tipp ist jedoch allgemeingültig und wichtig für jeden von uns, auch wenn wir im Alltag nicht auf Bühnen stehen. Deswegen möchte ich (Anne) dies hier an euch weitergeben. Ich fand diese Gedanken sehr inspirierend.

Ich zitiere sinngemäß: Man kann uns alles nehmen, aber was uns immer bleibt, was immer unser Eigenes und Innigstes bleibt, sind unsere Gedanken und Gefühle. Was in dir ist, gehört dir! Man kann sich ins Kleinfühlen hinein manipulieren lassen oder sich selbst hinein manipulieren. Aber das sollte niemand zulassen, weil deine Gefühle und Gedanken richtig sind, weil es deine sind. Auch wenn sie manchmal eventuell nicht klug, nicht konform sind.

Du bist richtig!!!

Das ganze Gespräch und wie Igor zu diesem Selbstbewusstsein und zu sich selbst gefunden hat, könnt ihr hier nachhören. 
Eine gute Stunde mit Igor Levit

360° - Von Mensch zu Mensch

Der Erfolg des Zweifels
von Anne

Wir haben hier schon oft vom Zweifel geschrieben. In manchen Texten ganz gerade heraus, häufig schwang er mit, begleitete den Text in dessen Unterstrom.

Was ist Zweifel überhaupt, ein Blick in Wikipedia: Zweifel ist ein Zustand, der Unentschiedenheit zwischen mehreren möglichen Annahmen, da entgegengesetzte oder unzureichende Gründe zu keinem sicheren Urteil oder einer Entscheidung führen können. Er wird auch als Unsicherheit in Bezug auf Vertrauen, Handeln, Entscheidungen, Glauben oder Behauptungen bzw. Vermutungen interpretiert.

Diesen Zustand kennen wir alle, keiner ist stets frei davon, ist sich immer seines Urteils sicher. Auch wenn wir dies vielleicht nicht gerne zugeben, weil wir so sozialisiert wurden, weil der Zweifel immer mit Schwäche verbunden zu sein scheint. Weil es uns beigebracht wurde, ob von den Eltern oder durch Konformitätsdruck der Mehrheitsgesellschaft.

Ich möchte dies gar nicht werten, nicht verurteilen. Aber wir sollten uns dessen gewahr sein.

Gerade in diesen schwierigen Zeiten überkommt uns der Zweifel ach so häufig. Ich verzweifle an den Menschen, die völlig bedenkenlos da draußen in engen Gruppen zusammen stehen. Ich verzweifle durch Bilder in den Nachrichten, die Szenen und Ausschreitungen ob in Stuttgart oder anderswo zeigen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass Verzweiflung eventuell, oder sogar sehr wahrscheinlich zu eben diesem Verhalten geführt hat.

Ich zweifle und verzweifle auch oft genug an mir selbst. Was tue ich eigentlich, wofür tue ich es und hat es überhaupt eine Wirksamkeit? Was macht mein Handeln, mein Tun aus in einer Welt mit rund 7,8 Milliarden Menschen.

Ich zweifle, ob ich meinen Kinder das mitgeben kann, was ich ihnen gerne mitgeben möchte. Ob ich sie wappnen kann, für diese manchmal zum verzweifelnde Welt. Ich zweifle daran, dass sie eine bessere, eine gute Zukunft haben. Frage mich, ob wir ihnen nicht eine viel zu chaotische Erde, Gesellschaft, Zukunft hinterlassen.

Aber wenn wir die Gründe unseres Zweifelns, unserer Verzweiflung einmal näher betrachten, dann steckt etwas hoffnungsvolles dahinter. Sehnsucht.

Nach dem Philosophen Jacob Böhme liegt die Sehnsucht, das “sich nach etwas sehnen”, in uns, in der gesamten Natur. Dieses Sehnen ist dynamischer und schöpferischer Antrieb.

Und wenn ich meine oben genannten Zweifel umformuliere, zeigen sie mir, was ich mir wünsche, was ich vermisse, was ich mir erhoffe.

Ich sehne mich nach Stabilität, nach Alltag, nach Sicherheit. Ich sehne mich nach einer solidarischen Gesellschaft, in der Diskriminierung nicht mehr stattfindet. Ich sehne mich nach einem System, in dem jeder von seinem Arbeitslohn gut leben kann und niemand Existenzsorgen erleiden muss. Ich sehne mich danach, dass jedem Mensch der Hilfe bedarf, Hilfe zuteil wird.

Ja das sind große Sehnsüchte und ich weiß dass sie im Großen nahezu utopisch sind. Daran könnte ich verzweifeln, tue ich aber nicht. Denn im Kleinen, im eigenen kleinen Kosmos kann ich daran mitwirken, dass sie ein Stück weit wahr werden.

Ich will hier ehrlich sein, für diesen Text, für diese Gedanken hatte ich Hilfe. Wie so oft führte die Musik mich hier her. Vielen Dank dafür, Tocotronic.
—> Im Zweifel für den Zweifel

daz - die angst zeitschrift

360° -  Prolog zu Morgen - im Gespräch

Ein Blick in die Geschichtsbücher
von Anne

Ich sitze am Küchentisch, wir haben einen Tag im Frühjahr 2030. Mein Sohn nimmt im Geschichtsunterricht, achte Klasse, gerade die Corona-Pandemie durch.

Hausaufgaben:
1) Interviewe deine Eltern, oder Großeltern zur Pandemie. Frage sie, wie sie die Zeit damals erlebt haben.

2) Überlegt und erinnert euch, wie ihr selber die Pandemie erlebt habt.

So sitzen wir hier zusammen und ich muss zurückblicken in die damals unsteten Zeiten und wir reden.

Mama, wie war das damals, als ja relativ plötzlich die Geschäfte geschlossen wurden und wir nach Möglichkeit zu Hause bleiben sollten?

Eine echte Ausgangssperre gab es ja nicht. Die ersten Wochen waren schon beängstigend. Die Stadt war menschenleer, wie sonst nur am Neujahrsmorgen, es herrschte viel Unsicherheit, weil damals dieses Virus ja völlig neu war. Bilder aus Italien waren schockierend. Zu Anfang herrschte auch eine große Solidarität. Die meisten hielten sich an die Ausgangsbeschränkungen, jüngere Nachbarn boten Älteren, der Risikogruppe Zugehörigen Einkaufshilfe an. Die Politiker*innen und Wissenschaftler*innen arbeiteten zusammen und klärten über das Vorgehen und die Gründe dessen auf. Aber es war auch anstrengend zusammen zu Hause. Du noch klein, deine große Schwester im Homeschooling. Ihr habt ständig gebacken und selber gekocht, da wart ihr wenigstens beschäftigt.

Und als die ersten Lockerungen in Kraft traten - das war doch sicherlich eine Erleichterung, oder? Ich weiß noch, wie froh ich war, als ich wieder auf den Spielplatz konnte!”

Die Lockerungen hatte ich sehr ambivalent wahrgenommen. Auf der einen Seite mit Erleichterung, wieder auf Spielplätze gehen zu können, aber es vergrößerte gleichzeitig die Unsicherheit. Wir wussten ja nicht, was passiert, wenn wieder mehr Menschen auf den Straßen und den Parks, den Spielplätzen sind. Was, wenn der R-Wert wieder steigt, gibt es dann einen zweiten Lockdown?

Ganz zentral begleitete mich auch die Frage: Was ist, wenn ich unwissentlich das Virus in mir trage, und es weiter gebe? Ich fühlte mich verantwortlich anderen gegenüber, vor allem älteren Menschen und Menschen der Risikogruppe…

Und wie hast du den darauf folgenden Wirtschaftseinbruch wahrgenommen?”

Damit war ja zu rechnen, weil die Wirtschaft in vielen Teilen auf globaler Ebene zum Stillstand kam, oder zumindest stark eingeschränkt war. Die Politik, sowohl auf deutscher Ebene, als auch auf EU-Ebene hatte sich auf die Fahnen geschrieben, die Rezession abzufedern und einen sozialverträglichen grünen Wandel zu gestalten. Auch wenn ich am Gelingen zweifelte, da die damals noch großen Wirtschaftszweige wie die Automobilbranche, die Fluggesellschaften, aber auch die Kohleindustrie eine große Lobby hatten.

Dennoch hoffte ich, dass wir die Krise als Chance nutzen um auch einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen. Dass wir nicht wieder ins alte Hamsterrad einsteigen. Du musst wissen, damals war eine 38 oder 40 Stunden Woche Standard. Damals gab es auch kein bedingungsloses Grundeinkommen und viele gerade in der Veranstaltungs-, und Kulturbranche hatten Existenzsorgen.

Wenn ich jetzt so zurückblicke gab es jedoch auch viele Momente, in denen ich zweifelte, dass uns dies gelingen würde.

Ich kann es nicht fassen, dass ihr mal 40 Stunden pro Woche arbeiten musstet, da bleibt ja kaum Zeit für Kinder, Freizeit oder Kreativität.

Wenn ich versuche an die Zeit zurück zu denken, dann erinnere ich mich gar nicht mehr an so vieles. Ich weiß aber, wie toll es war, endlich wieder in den Kindergarten zu dürfen.”

Oh ja, am Anfang waren noch nicht alle deine Freunde wieder da. Du durftest in die Notbetreuung, weil ich damals in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitete.

Ich erinnere mich auch noch daran, wie wir auf dem Spielplatz nicht mit fremden Kindern in die Nestschaukel durften. Und dass ich eine Zeitlang nur mit meiner Schwester spielen konnte. Das fand ich aber toll. Ich glaube, die Zeit hat uns ganz schön zusammen geschweißt. Und an diese nervigen Masken erinnere ich mich auch noch. Und wenn man die mal vergessen hatte, wenn wir spontan auf dem Weg vom Spielplatz nach Hause noch zum Bäcker wollten und nicht rein konnten. Völlig verrückt.”

Irgendwann wurden die Masken ja Schritt für Schritt abgeschafft, wer geimpft war, oder das Virus schon hatte, konnte wieder ohne Maske einkaufen gehen. Aber auch das führte zu Unruhen und man musste am Eingang immer einen „Corona-Ausweis“ einscannen, um das Geschäft unmaskiert betreten zu dürfen.

Das waren schon verrückte Zeiten, so rückblickend.”

Dies und Das

Mit dem “Ellenbogen-Bump” zur sozialen Interaktion
Mit Corona kamen mehrere Veränderungen für das soziale Miteinander auf uns zu. Angefangen bei der Begrüßung: Könnt ihr euch noch erinnern, wann ihr das letzte Mal jemandem zur Begrüßung die Hand geschüttelt habt? Auf dem Portal “jetzt” findet ihr passend dazu eine Aufstellung alternativer Begrüßungsgesten - vom klassischen Winken bis zum “Ellenbogen-Bump”, inklusive Bewertung nach dem “Eleganz-Faktor”. Was es mit der “verlegenen Salzsäule” auf sich hat und wieso ihr diese vielleicht sogar schon selbst eingenommen habt, ohne es zu wissen? Naja, schaut selbst.
jetzt

“Black lives matter” - und nun?
Dominik Lucha ist ein Student aus Berlin. Er lebt als nicht weißer Mensch in einem weißen Land. Nach Beginn der “Black lives matter”-Bewegung gründete er das Instagram-Projekt “Was ihr nicht seht”. Dort veröffentlicht er anonyme Beschreibungen von rassistischen Äußerungen und Situationen, die ihm zugesandt werden. Die Beiträge bewegen und machen wütend. Aber sie sollen dabei helfen, bisher Unsichtbares sichtbar werden zu lassen. Sie sollen zeigen, dass Rassismus ein gesellschaftliches Problem ist, das wir (leider) nicht allein durch das Posten schwarzer Vierecke auf unseren Profilen in den sozialen Medien angehen können. Rassismus sichtbar werden zu lassen, versucht auch der Sänger LOT mit seiner Musik. In seinem Lied “Wo komm ich her” thematisiert er seine Erfahrungen als nicht weißer Deutscher mit türkischen Wurzeln.
“Was ihr nicht seht” (Instagram)
LOT - “Wo komm ich her” (YouTube)

Social Sofafestival
Und wo wir gerade dabei sind, hier noch ein Streaming-Event was wir euch ans Herz legen möchten. Es ist schon das Dritte seiner Art, das “Socal Sofafestival”. Diesmal möchten die Initiator*innen ein Zeichen gegen Rassismus setzen und auf die problematische Flüchtlingssituation an den Grenzen der EU aufmerksam machen. Das Programm besteht aus verschieden Musiker*innen, außerdem wird es Gespräche geben, unter anderem mit Sea Watch, der Amadeu Antonio Stiftung und Weiteren. An diese Organisationen gehen unter anderem auch die gesammelten Spenden des Abends. 

Hier könnt ihr euch das Ganze ansehen:
Facebook - socialsofafestival
Instagram - socialsofafestival

Von der Arbeit zur Ausbeutung
Aufgrund der vermehrten Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie gerieten auch die dortigen Arbeitsbedingungen immer mehr in den Fokus - und damit in die Kritik. Weshalb das jedoch zu kurz gedacht ist und in welchen anderen Arbeitsfeldern ebenfalls prekäre Bedingungen herrschen, berichtet Professor Christoph Butterwegge, Armutsforscher an der Universität Köln, im Podcast auf Deutschlandfunk Nova.
Deutschlandfunk Nova

Zum Schluss, inspiriert durch den Podcast mit Igor Levit, möchten wir euch, lieben Leser*innen, einfach mal Danke sagen. Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt diese Nachrichten und persönlichen Texte zu lesen und unseren Gedanken eure Zeit schenkt. 

Fühlt euch heute gut und richtig in eurer Haut!

Einen schönen Tag wünschen euch Anne, Annika 
und das ganze Team von angstfrei.news!

Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.