Donnerstag, 26. März 2020 | 8 Uhr
Einen wunderschönen guten Morgen,
auch in Zeiten von Corona, wünschen Euch heute Birgit und Christian.
Eines unserer zentralen Ziele bei angstfrei.news ist, Menschen in diesen Zeiten im Umgang mit ihren Ängsten zu unterstützen. Aus 30 Jahren Erfahrung mit Angstselbsthilfegruppen in München wissen wir, das beste Mittel ist der offene und ehrliche Erfahrungsaustausch über seine Ängste. Anteilnahme. Feedback geben, wenn gewünscht. Der Austausch von alltagspraktischen Tipps und der Einbezug von Expertenwissen. Aber auch das Gespräch über wichtige Lebensthemen, die meist mehr und selten weniger direkt mit den Ängsten zu tun haben. Familie und Kinder, Beziehung und Sexualität, Arbeitswelt und finanzielle Absicherung, persönliche Interessen und Freizeitgestaltung. Alles Themen - in dieser Ausgabe - die zur Lebenszufriedenheit beitragen und die einen stabilen Rahmen geben können, um gut durch schwierige Zeiten zu kommen oder aus diesen heraus. Insbesondere ein verlässlicher, transparenter und solidarischer Rahmen, ist bei den Selbsthilfegruppen ein Schlüssel zum Erfolg. Insofern lässt uns die gute Nachricht des Tages, dass unser großer gesellschaftlicher Rahmen auch in der Krise funktioniert, hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
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Euer Team von angstfrei.news
Die gute Nachricht des Tages:
“Die Demokratie funktioniert auch in der Not”
In der Krise seien Menschen bereit, Opfer zu bringen und Einschränkungen zu akzeptieren. Voraussetzung sei aber auch, dass sie “darauf vertrauen können, dass der Staat sachlich, angemessen und vernünftig handelt” ist Stephan Detjen überzeugt. In seinem Kommentar für den Deutschlandfunk zur gestrigen Bundestagssitzung kommt er zu dem Schluss: “Das Parlament hat in beeindruckender und in Teilen der Sitzung menschlich bewegender Weise demonstriert, wie eine parlamentarische Demokratie auch in dieser nie zuvor dagewesenen Notlage funktionieren kann.”
Die gestrige Sitzung des Bundestages sei seiner Meinung nach von überragender Bedeutung gewesen. Entscheidend sei vor allen Dingen, dass die Regierung auch in der Not im Parlament ein kritisches Gegenüber habe. Sein Fazit: “Mancherorts haben die Bürger in diesen Tagen gute Gründe, sich zu fragen, ob sie sich mehr vor dem Virus oder vor ihren Regierungen fürchten müssen. Der Bundestag hat [...] bewiesen, dass es dazu in Deutschland keinen Anlass gibt.” Wenn das mal keine gute Nachricht ist!
→ Deutschlandfunk (Kommentar)
Update: Wichtige Entwicklungen seit gestern Abend
Weiteres Konjunkturpaket für die Zeit nach der Krise
Wenn die Corona-Krise überstanden ist, könnte die Bundesregierung weitere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft ergreifen. "Wir können uns gut vorstellen, dass es dann im späteren Verlauf des Jahres ein Konjunkturprogramm gibt, das dazu beiträgt, dass die Wirtschaft zusätzlich belebt wird", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz der ARD gestern Abend.
WHO rät zur Aufrechterhaltung der einschränkenden Maßnahmen
Die Weltgesundheitsorganisation warne davor, die strikten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu früh wieder aufzuheben, berichten u.a. der Deutschlandfunk und die Tagesschau. Das wurde unter anderem von US-Präsident Donald Trump gefordert, um die Wirtschaft bald wieder zu beleben.
“Das letzte, was Länder nun brauchen, ist, dass Schulen und Unternehmen öffnen, nur um dann wegen eines Wiederauflebens des Virus erneut zu schließen”
WHO-Chef Ghebreyesus
Der weitgehende Stillstand von Wirtschaft und Gesellschaft gebe Ländern ein Zeitfenster, sich besser auf die Bewältigung der Krise vorzubereiten. Er appellierte an alle Länder, die Zeit zu nutzen, um ihre Gesundheitskapazitäten auszubauen, mehr Tests zu produzieren und zusätzliche Kapazitäten für die Behandlung von Infizierten einzurichten.
→ Deutschlandfunk (WHO)
Hilfe für Eltern bei Verdienstausfall
Viele Familien, insbesondere mit kleinen Kindern, sind derzeit in Bedrängnis geraten. Die Schulen und Kitas haben zu, die Kinder sind zuhause. Etliche Eltern können zwar vom Arbeitgeber aus Homeoffice machen, müssen aber nebenher eben auch noch Homeschooling bzw. die Kinderbetreuung stemmen. Das ist für viele schlicht nicht möglich. Schnell sind die Überstunden aufgebraucht und die Nerven am Ende. Die gute Nachricht: Der Bundestag hat nun beschlossen, betroffene Eltern unter bestimmten Bedingungen finanziell zu unterstützen. Das heißt konkret, dass diejenigen, die wegen fehlender Kinderbetreuung zu Hause bleiben müssen und nicht arbeiten können, 67 Prozent des Nettoeinkommens erhalten sollen. “Es geht darum, den Verdienstausfall zu ersetzen, heißt es in der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes - gezahlt wird für maximal sechs Wochen und maximal 2016 Euro im Monat.”
→ Tagesschau (Hilfe für Eltern)
Schule Zuhause - im eigenen Tempo lernen
Die meisten Eltern und Schüler*innen werden wohl in den letzten Tagen zuhause Schule improvisiert haben (siehe oben). Viele Lehrerinnen und Lehrer versorgen die Eltern und/oder Schüler*innen mit dem entsprechenden Stoff dafür. In ZEIT ONLINE berichtet Reporter Henning Sußebach in der Serie "Aus einem anderen Land" über die Lehrerin Julia Halstenberg und ihre Erfahrungen mit Homeoffice. Frage man sie nach den Folgen, die all das haben könnte, falle immer wieder ein Wort: ‘Selbstwirksamkeit’. “Kinder, die keinen Auftritt vor der Klasse brauchen, blühten auf, sagt Halstenberg. Kinder, die morgens ihren Schlaf brauchen. Kinder, die ‘eine starke innere Fantasiewelt’ haben. ‘Auch Kinder, die in der Schule manchmal mächtig anecken.’ All sie können jetzt in ihrem eigenen Tempo lernen.”
Testen, testen, testen lautet die Devise in Island
Island geht laut Berichten des ORF “im Kampf gegen die Coronavirus-Krise einen eigenen Weg: Das 364.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Land setzt neben Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens vor allem auf großflächiges Testen. Dabei wesentlich: Getestet werden auch Personen ohne Symptome.” Die gute Nachricht: Laut einer im Magazin “Science” veröffentlichten Studie aus China, sei bei 80% der Neuansteckungen der Krankheitsverlauf so mild, dass er kaum bemerkt würde. Das Problem dabei: bei den Testungen aufgrund von Symptomen, wie sind in bevölkerungsreichen Ländern wie Deutschland aufgrund fehlender Testkapazitäten durchgeführt werden, wird deshalb ein Großteil der Infizierten nicht erkannt und diese merken es im Umkehrschluss aufgrund fehlender Symptome selber auch nicht. Sie könnten dann das Virus weiter verbreiten, wenn sie sich nicht trotzdem strikt an die “social distancing” Regeln halten. Deswegen #wirbleibenzuhause
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 31.554 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 25.3.2020, 00:00 Uhr RKI*), das sind 4.118 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum, diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 114.703 Menschen sind weltweit wieder genesen (Stand 5:41 Uhr). Das sind 1.546 mehr als gestern Abend.
Tipps des Tages
“Corona kann nicht weit springen!” Das Coronavirus für Kinder erklärt
Das Erklär-Video der Stadt Wien, verbreitet sich seit ein paar Tagen (im positiven Sinne) viral im Internet und wurde auch in Deutschland bereits millionenfach angesehen. Laut Berichten des ORF wird es auch von deutschen Schulen auf deren Websites geteilt.
→ Zum Erklär-Video auf Youtube
[Nebenbei: Für Erwachsene und insbesondere Freunde des österreichischen Humors, lohnt sich “Ganz Wien ist brav – Video mit ‘Kaiser’ Palfrader.” Einfache Message: bleibt zuhause! → Zum Kaiser auf Youtube]
Berlin(a)live bringt fast 500 Events zu Euch ins Wohnzimmer (oder Badezimmer oder…)
“Wie kommt Kultur an ein Publikum, wenn öffentliche Events abgesagt sind? Berlin (a)live ist der Ort, an dem in der Krise alles und alle zusammenkommen. Macht auf Livestreams aus eurem Atelier, Club, Konzerthaus oder Wohnzimmer aufmerksam und erreicht Menschen, die euch vom Sofa aus zuhören, zusehen und unterstützen. Stay safe. Stay tuned. Show solidarity.”
berlinalive
No more words needed!
→ Website von berlinalive
Von Mensch zu Mensch
Sexualität in Zeiten von Corona - wie geht das?
Mehrere Medien haben sich diesem Thema in den letzten Tagen angenommen. ZEIT Online hat den Corona-Survival-Guide für Ihre Beziehung: "Menschen brauchen Nähe und Halt, gerade in der Krise. Nur was ist mit Liebe und Sex, wenn uns ein Virus zwingt, daheim zu bleiben? Zeit für die richtigen Strategien…" → ZEIT ONLINE (Beziehung)
Das jetzt Magazin berichtet von einem Guide für sicheren Sex aus New York in Zeiten von Corona: Was du beim Sex beachten solltest, um dich nicht mit dem Virus anzustecken. → jetzt (Sex Guide)
Das Thema Kuscheln und Sex in Corona-Zeiten findet sich auch in der taz wieder: “Wegen des Coronavirus muss Körperkontakt reduziert werden. Das zwingt viele Menschen nun dazu, ihre Intimität neu zu organisieren.” Speziell für “queere” Familien sei das ein Problem. Ihr wisst nicht was queere Familien sind? Nachzulesen hier → taz (Ein Problem der queeren Familien)
Und auch die Deutsche Welle befürchtet einerseits eine Pause für die Libido, andererseits könnte für Paare das Homeoffice ein neuer Honeymoon sein… → Deutsche Welle
Dies und Das
Heute - Fundstücke aus dem jetzt Magazin:
„Wann immer Menschen uns mit dem Krankenwagen entdecken, gibt es Applaus“
Ein spanischer Sanitäter erzählt von der dramatischen Situation in Spanien, von der Zunahme von Ängsten und Panikattacken, aber auch von seiner Hoffnung und dem Rückhalt der Bevölkerung. “Die Leute sehen uns als Helden.” → Coronavirus in Spanien
„Vielleicht ist die Corona-Krise ja meine Chance, weniger zu kiffen?“
In der Kolumne erzählt Mia von ihrem Leben als Kifferin. Folge 23: Wie das Coronavirus Mias Konsum verändert. → jetzt (Kiffen)
Außerdem empfiehlt das jetzt Magazin unter dem Motto: “Man kann ja nicht immer nur Serien schauen” Bücher von jungen Autor*innen. Mit dabei: Marie Luise Lehners „Fliegenpilze aus Kork“, Cemile Sahins „Taxi“ und Johannes Böhmes „Das Unglück schreitet schnell“ → Alle Buchempfehlungen und -beschreibungen
Einen guten Start in den Tag wünschen Birgit und Christian. Wir sehen uns heute Abend um 20:00 Uhr wieder.
Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch.
(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)
Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | RKI Bewerbungen | Statista | Gesundheitsticker | ORF (Erklär-Video) | ORF (Island) | Stadt Wien | ZEIT ONLINE (Schule) | Deutsche Welle | taz | | jetzt | ZEIT ONLINE (Beziehung) | berlinalive | Tagesschau (Hilfe für Eltern) | ZEIT ONLINE (Serie "Aus einem anderen Land") | ARD