Donnerstag, 27. August 2020 | 8 Uhr
Einen schönen guten Donnerstag,
wir laden Euch heute zu einem knackigen Nachrichtenüberblick für den für viele von uns langen Donnerstag ein und halten gleichzeitig einen Fuß in die Unendlichkeit. Klingt spannend? Dann wünschen wir eine schöne Lektüre!
Einen schönen Tag wünschen euch Katharina und das Team von angstfrei.news
Übrigens: Wir nehmen unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com.
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Die gute Nachricht des Tages
Bund bringt Öko-Staatsanleihe auf den Markt
Ab September gibt die Bundesregierung eine Anleihe zur Finanzierung von Öko-Projekten auf den Markt. Mit einem Mindestvolumen von vier Milliarden Euro und einer Laufzeit von zehn Jahren können Menschen in grüne Staatsschulden investieren. Und so funktioniert es: Der Bund verschuldet sich, indem er in konkrete Energie- und Umweltprojekte investiert. Investor*innen können dann mit den Staatsschulden handeln. Künftig soll es jährlich Anleihe-Pakete geben, die ausschließlich aus grünen Investitionen bestehen.
→ WDR Cosmo
→ Handelsblatt
Die Nachrichtenlage
Spahn will mehr Quarantäne-Kontrollen
Nachdem er das Ende der kostenlosen Corona-Test für Reiserückkehrende angekündigt hatte, fordert Gesundheitsminister Jens Spahn alternativ nun eine schärfere Kontrollpraxis, was die Quarantäne angeht. Die Quarantäne sei keine Bitte "sondern eine staatliche Anordnung.", so Spahn. Parallel verabschiedete das Bundeskabinett eine stärkere Digitalisierung der Kontrollen und der Einreiseprozesse - insbesondere aus Risikogebieten.
→ Tagesschau
Kurzarbeitergeld verlängert
Der Koalitionsausschuss einigte sich heute auf neue Bedingungen zum Kurzarbeitergeld. So soll dieses nun bis zu einem Zeitraum von zwei Jahren bezogen werden können, äußerstenfalls jedoch bis zum 31.12.2020. Darüber hinaus soll die Höhe des Kurzarbeitergeldes ab dem siebten Monat bei 80 Prozent des bisherigen Nettolohnes liegen. Betriebe können nun bis Ende 2021 Kurzarbeit beantragen. Diese Regelung soll auch Leiharbeitsfirmen einschließen.
Großkonzert auf Spätherbst verschoben
Das ursprünglich für den 4. September geplante Großkonzert in Düsseldorf mit bis zu 13 000 Zuschauern wird in den Spätherbst verschoben. Das teilte der Veranstalter am Mittwoch mit. Die Künstler*innen zeigten Verständnis, mahnten aber gleichzeitig die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen für das Überleben der Branche an. Hintergrund ist wohl, dass sich Landesregierung und Veranstalter nicht auf ein Konzept einigen konnten. Ministerpräsident Laschet begrüßt die Entscheidung.
→ dpa
→ Tagesschau
Reisewarnung verlängert
Die Bundesregierung hat die Reisewarnung für Tourist*innen wegen der Corona Pandemie für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union um zwei Wochen bis zum 14. September verlängert. Das wurde am Mittwoch in der Kabinettssitzung entschieden. Hintergrund ist das wachsende Infektionsgeschehen in den betroffenen Ländern
→ dpa
→ Tagesschau
Corona-Demos in Berlin abgelehnt
Die Berliner Behörden haben die für diesen Samstag geplante große Demonstration gegen die Corona-Politik und andere Aufzüge verboten. Bei dem zu erwartenden Teilnehmer*innenkreis sei mit Verstößen gegen die geltende Infektionsschutzverordnung zu rechnen, teilte Innensenator Andreas Geisel am Mittwoch mit.
→ dpa
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 237.936 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 27.08.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.507 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 16.885.478 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 10.139 Personen mehr als gestern Früh. Davon 214.233 in Deutschland (Stand: 27.08.2020 07:57 Uhr, Quelle: Worldometers).
Tipp des Tages
Reden hilft
Manchmal glauben wir, wir sind der einzige Mensch auf der Welt, dem es so geht, wie es uns nunmal geht. Oft hilft schon ein Gespräch, damit wir uns mit uns selbst nicht mehr so alleine fühlen. Aber nicht immer sind Familie oder Freunde die richtige Anlaufstelle. Expert*innen mit mehr Distanz und auch mehr Anonymität sind oft hilfreichere Gesprächspartner*innen. Ganz wichtig: das gilt nicht nur für Menschen, die eine psychische Krankheit diagnostiziert bekommen haben. Situationen, die für uns ganz persönlich Krisen sind (siehe das heutige Mensch zu Mensch), erleben wir alle.
Ich möchte Euch deswegen heute ein paar Hilfstelefone ans Herz legen und wenn ihr unter 25 Jahre alt seid, auch ein Angebot per Chat extra für Kinder- und Jugendliche.
krisenchat.de
"Der krisenchat.de ist ein bundesweites, ehrenamtliches und kostenloses Hilfsangebot für Kinder und junge Erwachsene in Not. Wir bieten Kindern und Jugendlichen professionelle Hilfe - jeden Tag, 24 Stunden, per WhatsApp. Wir antworten kurzfristig, professionell und empathisch auf eine Krisen-Nachricht. Der Chatkanal wird von ehrenamtlichen Krisenberater*innen betrieben. Alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland können sich melden. Wir weisen jedoch niemanden ab, für den dieser Kanal und unser Angebot der richtige Ort ist um über Probleme und Krisen zu sprechen."
→ Hier lang
BDP-Corona-Hotline
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP e.V.) bietet mit der Corona-Hotline eine besondere Form der psychologischen Beratung an. Realisiert wird diese durch den ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder des BDP. Die Hotline (0800 777 22 44) ist täglich von 08:00 bis 20:00 Uhr geschaltet. (Achtung: Es ist nicht bekannt, wie lange das Angebot noch läuft!)
→ Corona-Krisentelefon für alle Altersgruppen
Krisenhilfe der deutschen Depressionshilfe
Hier findet ihr eine Hotline, die ihr zu jedem Thema anrufen könnt. Überregional, anonym und jederzeit.
→ Überregionale Krisenhilfe für Erwachsene
360° - Von Mensch zu Mensch
Über die Unendlichkeit
von Katharina
Seit Weihnachten letztes Jahr trage ich auf meinem Unterarm neben zwei Pilgergrüßen ein kleines, fast schon unscheinbares Unendlichkeitszeichen. Meine Eltern waren ein bisschen schockiert, als ich ankündigte, dass ich mir als Weihnachtsgeschenk an mich selbst Tinte unter die Haut malen lasse, die dann für immer bleibt und dachten wohl an Piraten, Verbrecher oder Menschen, die niemals wieder einen bürgerlichen Beruf einnehmen würden - "hätten wir sie bloß nicht nach Berlin gelassen!" Mein großer Bruder schürte diese Ängste und kommentierte in gewohnt ironischem Duktus trocken: "Menschen mit Tattoos waren doch alle schon im Knast!" Nun, ich hatte weder vor, mein Leben wegzuwerfen noch Urlaub hinter schwedischen Gardinen zu machen. Was ich aber wollte, war mir eine von vielen Lektionen aus 2019 hinter die Löffel - mindestens aber auf den Arm schreiben, um sie nicht zu vergessen. Das habe ich auch meinen Eltern erklärt und zwar in etwa so:
Das Unendlichkeitszeichen (eine liegende Acht, für die, die es nicht vor Augen haben) steht für mich für drei wichtige Überzeugungen, Lektionen oder Weisheiten, an denen ich mich festhalten kann.
(1) Energie geht nicht verloren.
Es ist eines der grundlegenden physikalischen Gesetze: Energie bleibt. Sie verändert oft die Form, daher fällt es uns oft nicht auf, aber sie geht nicht verloren. Wenn wir Kraft aufwenden, wird sie zur Bewegung, wenn wir etwas anzünden, wird es zu Wärme und das Feuer zu Asche, Rauch und anderen chemischen Stoffen. Im Leben passiert das Gleiche: Wir geben an so viele Stellen und oft glauben wir, unsere Energie versickert - aber sie lebt immer in irgendetwas weiter. In Beziehungen, in Arbeitsergebnissen oder in Erkenntnissen. Ich finde das versöhnlich.
(2) Was hinunter geht, geht wieder rauf und umgekehrt.
Das Unendlichkeitszeichen zeichnet eine Linie, die unendlich auf und ab geht. Wir können uns darauf verlassen, dass das auch für das Leben gilt. Damit meine ich kein oberflächliches "alles wird gut" - ich sehe das eher als Einladung, darauf zu vertrauen, dass scheiß Phasen vorbei gehen und wir uns nicht zu sehr davon umwerfen lassen, wenn auch ein Hochgefühl vorbei geht. Beides kommt wieder, beides geht wieder. Ich finde, darin liegt eine große Ruhe.
(3) Wir sind in jedem Moment unendlich.
Denn ihre Werke folgen ihnen nach - das steht schon in der Bibel. Das heißt nichts anderes als: Unsere eigene Unendlichkeit beginnt in jeder Begegnung mit Anderen. Wir hinterlassen Spuren, die in anderen weiterwirken, die wieder Spuren hinterlassen. Es ist nicht egal was wir tun - wir sind unendlich in unseren Handlungen und in jeder Interaktion. Damit geht eine Verantwortung einher, aber auch das Versprechen, dass wir wertvoll sind, dass wir unendlich sind - manchmal vielleicht nicht für uns selbst, aber immer für andere. Wir sind ein "für immer" für alle, die wir berühren dürfen. Ich finde, das ist eine Stärkung jeden Tag mit offenem Herzen in die Welt zu gehen.
Stellt Euch jetzt mal das Gesicht meiner Eltern vor, als ich ihnen mit diesen mitunter schwermütig-pathetischen Worten die Tinte in meinem Arm erklärt habe: Große Worte, große Augen. Keine Spur mehr von weggeworfenen Leben und kein Wort mehr zu schwedischen Gardinen. Immerhin. Und jetzt: Unendlichkeit für alle!
Dies & Das
Und was machst Du so?
Auf Bento gibt es den kurzweiligen wie spannenden Job-Podcast “und was machst Du so?”. Hier werden interessante oder ungewöhnliche Jobs vorgestellt. Hört doch mal rein!
→ Zum Podcast
Black lives matter - noch immer.
Die Zeit der schwarzen Instagramfotos ist vorbei und die Bewegung für die Rechte und Gleichberechtigung Schwarzer geht mehr und mehr in der zweiten Corona-Welle und dem nahenden US-Wahlkampf unter. Das Thema ist aber immernoch aktuell! Daher hier ein Tipp, wie ihr dran bleiben könnt:
→ Nikeata Thompson im ZEIT Magazin
Bedingungsloses Grundeinkommen
Corona macht es vielen Arbeitnehmer*innen schwer - kein Wunder, dass die Debatte über das bedingungslose Grundeinkommen wieder aufflammt. Das öffentlich-rechtnliche Y-Kollektiv hat sich das Konzept und die Fragen darum mal näher angeschaut.
→ Zum Video (Youtube)
Das war’s auch schon wieder! Habt einen schönen Tag und freut Euch schonmal aufs Wochenende.
Herzliche Grüße von Katharina und dem angstfrei-Team.
Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.
Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.