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Donnerstag, 3. September 2020 | 8 Uhr

Katharina

Einen schönen guten Donnerstag, ihr Lieben,

heute gibt es eine leichtfüßige Ausgabe, die Euch einlädt, es auch mal genug sein zu lassen und zur Abwechslung mal über den Markt zu schlendern (Welche Maßnahmen ihr in welchem Bundesland berücksichtigen müsst, könnt ihr hier nachlesen). Ansonsten gibt’s gute und andere Nachrichten und am Ende noch ein paar Freizeittipps im Dies und Das. 

Es wünschen viel Freude und einen schönen Tag
Katharina und Euer angstfrei.news-Team

Übrigens: Wir nehmen unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com.

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Die Gute Nachricht des Tages

Milliardenpaket für Krankenhäuser
Gestern hat das Bundeskabinett Hilfen in Milliardenhöhe für Krankenhäuser, Pflege und pflegende Angehörige beschlossen. Krankenhäuser bekommen ein Investitionspaket von rund vier Milliarden Euro - drei Milliarden Euro finanziert der Bund, weitere 1,3 Milliarden stellen die Länder. Der Fokus der Investitionen soll auf Notfallkapazitäten und digitale Infrastrukturen wie Patientenportale oder elektronische Dokumentationsprozesse liegen. Ziel sei eine schnelle Finanzierung, so Spahn. Deswegen können Länder schon jetzt Anträge stellen. Zusätzlich wird der bestehende Krankenhausstrukturfonds, der coronabedingte Rückgänge der Erlöse auffangen soll, bis 2014 verlängert. Auch der Rettungsschirm für die Pflege wird bis zum 31. März 2021 verlängert.

Auch pflegende Angehörige sollen vom Hilfspaket profitieren. Bis Ende Dezember können sie 20 Arbeitstage kurzfristig frei nehmen, wenn ein akuter Pflegefall auf Grund von Corona aufgetreten ist. Auch flexiblere Regelungen wie etwa eine kürzere Ankündigungsfrist der Familienpflegezeit werden bis 31. Dezember verlängert.
Tagesschau

Die Nachrichtenlage

Keine erneuten Besuchsverbote geplant
Für den Winter empfiehlt Bundesgesundheitsminister Spahn flexible Schutzmaßnahmen in Heimen, Schulen und Kitas. Um das Infektionsgeschehen weiterhin gut im Griff zu haben sei die Dialogbereitschaft aller gefragt. Erneute Besuchsverbote in Pflege- und Altenheimen schließt er aus. 
Tagesschau

Corona-Soforthilfen kommen an
Bis zum 31. Juli wurden bundesweit 13,4 Milliarden Euro an Bundesmitteln über die Länder an kleine Unternehmen und Soloselbstständige als Soforthilfen ausgezahlt. Bei weiteren rund 1,2 Milliarden Euro der den Ländern zugewiesenen Mittel stand zu diesem Zeitpunkt die Auszahlung noch aus. Auf Grund der weiterhin angespannten Lage fordert insbesondere die Kultur- und Veranstaltungsbranche weitere Hilfen.
→ dpa

Keine Maskenpflicht in NRW
Es wird auch weiterhin keine grundsätzliche Maskenpflicht bei Demonstrationen in NRW geben. Es könne aber im Einzelfall vom Ordnungsamt in Abstimmung mit der Polizei darüber entschieden werden. Der Berliner Senat hatte am Dienstag eine Maskenpflicht für Demonstrationen mit mehr als 100 Teilnehmern beschlossen.
→ dpa

Ganz Spanien ist Risikogebiet
Das bundeseigene Robert Koch-Institut veröffentlichte am Mittwoch eine aktualisierte Liste der Corona-Risikogebiete. Wegen der gestiegenen Zahl von Corona-Neuinfektionen hat die Bundesregierung auch die Kanarischen Inseln - und damit ganz Spanien - als Risikogebiet eingestuft. 
→ dpa

Fall Nawalny: Versuchter "Giftmord"
Nach Angaben der Charité - Universitätsmedizin Berlin wurde im Blut des Regierungskritikers Alexej Nawalny zweifelsfrei ein chemischer Nervenkampfstoff gefunden. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilt den Anschlag auf Nawalny deswegen als "Giftmord". Bundesaußenminister Heiko Maaß hat mit "deutlichen Worten" den russischen Botschafter einbestellt.
Tagesschau 

DFL fordert objektive Bewertung
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat von der Politik eine objektive Bewertung von Fußballspielen mit Zuschauern gefordert. Es sei falsch, angesichts der steigenden Infektionszahlen in Deutschland über volle Stadien zu diskutieren, das habe die Deutsche Fußball Liga aber auch nie gefordert, meinte Seifert. Gleichzeitig wolle man sich aber auch nicht mit Corona Parties in einen Topf werfen lassen. 

Trotz der Corona-Pandemie planen mehrere Fußball-Bundesligisten den Saisonstart mit von den jeweiligen Gesundheitsbehörden abgesegneten Konzepten vor Zuschauern. Die einzelnen Bundesländer handhaben das Thema jedoch unterschiedlich. Während Baden-Württemberg etwa kleinere Sportevents mit 500 Zuschauern zulässt, sind in Berlin seit Dienstag sogar 5000 Menschen bei Veranstaltungen im Freien zulässig. Laut einer Entscheidung der Ministerpräsidenten und des Kanzleramts soll es aber bis November keine Rückkehr noch größerer Zuschauergruppen nicht geben.
→ dpa

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 246.166 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.09.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.311 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 18.454.873 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 7.685 Personen mehr als gestern Früh. Davon 223.100 in Deutschland (Stand: 03.09.2020 07:44 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Geht mal wieder auf den Markt (mit Maske)

Es mag widersinnig klingen, wenn man an Corona denkt und Gruppen vermeiden möchte - aber ich möchte Euch trotzdem heute vorschlagen, auf den Markt zu gehen. Warum? Der Markt ist für mich - ähnlich wie der Wald - ein fraktales Durcheinander, das lädt wie beim Waldbaden (mehr zum Waldbaden findet ihr hier: ) dazu ein, dass sich unsere Aufmerksamkeit nicht festhalten kann und es deswegen auch nicht tut. So schweifen wir von Detail zu Detail und geben fest gefahrenen Gedanken die Chance, sich zu bewegen.

Zusätzlich lädt mich das bunte Chaos von leckerem Obst und Gemüse dazu ein, den Herbst kommen zu lassen und mir zur Verarbeitung des Sommer-Abschieds-Schmerzes neue oder alt bewährte Gerichte vorzunehmen. Vielleicht ist es ja Zeit für die erste Kürbissuppe oder Ihr habt Euch (wie ich - siehe 360°) einen Karton Feigen andrehen lassen und experimentiert mit der ersten Feigenmarmelade. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig! Und wer keine Lust hat, sich mit Kochen zu beschäftigen, der*die sei eingeladen, einfach mal wieder zu Flanieren. Auch schön.

Abschließend sei nochmal darauf hingewiesen:
Haltet Abstand, bittet auch andere dies zu tun und tragt Eure Maske. Der Markt ist draußen, oft entzerrt auf großen Flächen, da gibt es die Chance, einander aus dem Weg zu gehen und trotzdem mitten drin zu sein.  

Was ist erlaubt und was nicht?
Die Tagesschau hat dazu und zu den Maßnahmen der verschiedenen Bundesländer eine super Übersicht zusammengestellt.
zur Übersicht 

360° von Mensch zu Mensch

Mehr als genug ist zu viel
von Katharina

Der Markt in Neukölln ist ein buntes Gewühl aus Menschen, Masken und Marktständen. An jeder Ecke duftet es nach exotischem Essen, gewürzten Tees und ökologisch korrekten Backwaren, von allen Seiten wird man mit Angeboten beschallt und hätte ich nicht meine Lieblingsstände und jede Woche die Chance verpasste Angebote aufzuholen wäre ich einigermaßen überrollt von diesem Durcheinander. Aber so bin ich immer wieder bezaubert und fühle mich ein kleines Bisschen mehr Zuhause in meinem Kiez.

Nun war ich gerade auf eben diesem Markt um ein paar Früchte zu kaufen. Ich wusste, ich wollte etwas Besonderes, das sich gut auf einem liebevollen Frühstückstisch macht und hatte ein kleines Budget in der Tasche, das auch noch für einen Gözleme (einen salzigen, lecker gefüllten Brotfladen) reichen sollte. Ich schlenderte also von Stand zu Stand, schlängelte mich an meinen Mitmenschen vorbei, die es mit dem Abstand nichtmal aus Anstand versuchten und blieb an einem Angebot hängen: 5 Feigen - 2 Euro. Die lilafarbenen, zwiebelförmigen Exoten sahen außerordentlich schmackhaft aus und in meinem Kopf biss ich bereits hinein und... hatte meine Kaufentscheidung getroffen. Ich trat näher und der Verkäufer überschüttete mich in der gleichen Sekunde mit Werbebotschaften und alternativen Angeboten, dass meine Ohren nur so klingelten. Er deutete auf die Kiste Feigen vor ihm, die ein Schild mit der Aufschrift "5 Euro" trug, und sagte: "Nur für Dich mache ich ein super Angebot: Alle für nur 3 Euro!" und machte bereits Anstalten, die Früchte umzufüllen. Ich verglich beide Angebote und dachte "na den Verkaufstrick kenn ich doch aus meiner eigenen Forschung, da fall ich doch nicht drauf rein!" Doch ehe dass ich meinen Gedanken vollendet hatte, sagte mein Mund schon "Gerne!" - Na toll, da waren die Wohlstandsgesellschaft und mein innerer Schnäppchen-Neandertaler wohl schneller. 

Vier Avocados für zwei Euro und einen aus Geldnot runtergehandelten Gözleme später fand ich mich in meiner Küche wieder und schaute unschlüssig auf mein Kilo Feigen. Ich beschloss erstmal eine davon zu essen und freute mich: Was war die lecker! Ich griff zur zweiten, die so reif war, dass sie den nächsten Tag wahrscheinlich nicht mehr erleben würde. Bei einem schnellen Blick durch die Tüte sah ich, dass die zweite Feige eine ganze Familie reifer Früchte im Schlepptau hatte. Und ich wusste: Wenn ich nicht jetzt sofort etwas mit dem lila Kilo Frucht anfange, dann werde ich die Hälfte wohl morgen entsorgen müssen.

Das ist so oft so: Ich nehme mehr als genug ist und bin von dem Zuviel dann erschlagen. Dabei meine ich nicht zwingend Konsum - da habe ich mich eigentlich ganz gut im Griff - ich fühle mich in der Metapher ertappt. Ich könnte jetzt ausholen, wie ich immer mehr gebe, als ich müsste, mehr Aufgaben annehme, als ich sollte oder mehr von mir erwarte, als gesund ist. Aber dieses Mal meine ich wirklich das Nehmen, das Gute und Schöne, das (mir) zu viel sein kann. Manchmal ist es das heiße Bad, das für eine gewisse Zeit angenehm ist und mir dann den Kreislauf kostet und meine Haut schrumpelig macht. Manchmal ist es eine Verabredung, die zwar wunderschön ist, die aber irgendwann ein Ende braucht, weil ich schlicht zu erschöpft bin für mehr Interaktion. Manchmal ist es das Alleinsein, was mir bis zu einem bestimmten Punkt gut tut und dann Zuviel ist und Gesellschaft braucht.

Es ist garnicht so leicht sich zu erlauben, dass auch das, was uns eigentlich gut tut, was eigentlich wie ein 'gutes Angebot' aussieht, gerade vielleicht nicht das Richtige ist. Ich glaube, wir müssen keine Angst haben, auch ein gutes Angebot mal auszuschlagen. Wie auf meinem Marktplatz wird es wiederkommen, uns vielleicht sogar beim nächsten Mal ganz anders inspirieren. Das wäre doch schön! 

Ich habe übrigens die besten Feigen für's Frühstück rausgenommen und die restlichen zu einem leckeren Feigen-Balsamico-Jus verarbeitet, den ich heute Abend im Salatdressing und morgen in meiner mediterranen Mittagspfanne verarbeite. Da habe ich wohl grade nochmal die Kurve gekriegt...

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Milchersatzprodukt als Gesellschaftskritik 
Nachdem die beliebte Hafermilch-Firma Oatly Teile an den Großinvestor Blackstone verkauft hat, dessen CEO ein Trump-Unterstützer ist, hat das Image aller Milchersatzprodukte gelitten. Das Magazin von ZEIT online hat eine Gesellschaftskritik in Form eines Whatsapp-Chats abgeleitet. Unterhaltsam und relevant.
zum Artikel

Von New York auf's Land
Dank Corona hat suchen die Einwohner*innen von Big Apple nun Apfelbäume in Natura. Seit März sind zahlreiche New Yorker*innen auf's Land gezogen. Eine spannende Reportage dazu gibt es hier:
Zur Reportage 

Pina - tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren
Und zum Abschluss noch ein Filmtipp - am Besten für den Beamer auf der Wohnzimmerwand: Auf der ARD Mediathek findet ihr derzeit zahlreiche prämierte Filme. Darunter Wim Wenders Film Pina über die Choreografin Pina Bausch. Ihre Auffassung von Tanz sei Kunst mit dem Körper, so faszinierend wie unbegreiflich, so fantastisch wie puristisch, so authentisch wie unwirklich, so kraftvoll wie zärtlich, so imponierend wie berührend. Ihre Kunst - den Tanz - hat Wim Wenders mit seiner Kunst eingefangen - dem Film. Entstanden ist "Pina". Eine Oscar-nominierte Hommage, die ihr nun kostenlos schauen könnt. Und zwar hier:
Zum Film 

Das war’s! Habt einen schönen Tag.
Viele Grüße von Eurem angstfrei.news-Team 

Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.