angstfrei.news Feed abonnieren Teilen auf Facebook Teilen auf Twitter Teilen auf WhatsApp Teilen auf Xing Teilen auf Linkedin
« »

Donnerstag, 30. April 2020 | 20 Uhr

Nils
Annika

Einen schöne Walpurgisnacht wünschen wir euch,

auch wenn das Feuer dieses Jahr ausfällt und der Tanz in den Mai nur im Wohnzimmer stattfindet. Unabhängig davon, ob uns heute Nacht noch Hexen und Hexer zur Hilfe kommen haben wir für euch einige weltliche Nachrichten zusammengestellt. Der Fokus liegt dabei auf den Ergebnissen des Gesprächs von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsident*innen.

Einen schönen Start in den Mai wünschen euch Annika, Nils 
und das ganze Team von angstfrei.news

Noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachrichte des Tages

Psychohygiene
Die Techniker Krankenversicherung hat im Zuge der Corona- Krise eine dreiteilige Mini- Serie aufgenommen, in der sich die YouTuber ,,Spacefrogs“ mit einer Expertin für klinische Psychologie über die psychischen Folgen der Krise unterhalten und sich auch auf aktuelle wissenschaftliche Befunde und Studien, unter anderem von Brooks, S.K. et al. beziehen. Sehr informativ, mit gut recherchierten Fragen und Antworten und zahlreichen sehr hilfreichen Tipps, wie man mit Stress, Belastungen und Druck in der Zeit von Corona gesund umgehen kann.

Die Botschaft, die vermittelt wird: Achtet auf Eure psychische Gesundheit. Für uns alle ist all das Leben, wie es momentan stattfindet, eine neue Situation und jeder reagiert anders auf diese Gegebenheiten. Gerade deshalb haben jede Emotion, jedes Gefühl und jede Belastung ihre Existenzberechtigung und dürfen besprochen werden.

Und genau, wie wir schon mit dieser Botschaft in den Donnerstag gestartet sind, beenden wir ihn auch mit diesem Gedankenanstoß.              
→  Techniker Krankenkasse - Psychohygiene

Update | Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen

Schaltkonferenz: Weitere Lockerungen der Beschränkungen beschlossen
In einer heutigen Schaltkonferenz berieten sich die Ministerpräsident*innen der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über weitere Lockerungen der gegenwärtigen Beschränkungen. Einige Entscheidungen, unter anderem zu möglichen Schulöffnungen, wurden im Rahmen dessen vertagt; andere Bestimmungen, beispielsweise die bestehenden Kontaktbeschränkungen, wurden verlängert. Folgende Ergebnisse wurden im Rahmen der heutigen Pressekonferenz vorgestellt:

Kontaktbeschränkungen
Die aktuellen Kontaktbeschränkungen sollen bis mindestens 10.05.2020 bestehen bleiben. Die Länder wurden aufgefordert, bis zur nächsten Schaltkonferenz am 06.05.2020 entsprechende Konzepte für mögliche Lockerungen vorzulegen.

Schulöffnungen/Ausweitung der Kinderbetreuung
Die Entscheidung über weitere Schulöffnungen sowie die Ausweitung der Kinderbetreuung wurde auf den 06.05.2020 vertagt.

Gastronomie
Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu einer Öffnung gastronomischer Betriebe soll ebenfalls am 06.05.2020 getroffen werden.

Fußball/Vereinssport
Die Entscheidung über eine Wiederaufnahme der ausgesetzten Bundesliga und des Vereinssports wurde ebenfalls auf den 06.05.2020 vertagt. Dann sollen, nach Angaben der Bundeskanzlerin, “sehr klare Entscheidungen” darüber getroffen werden, unter welchen Bedingungen “bestimmte sportliche Betätigungen” wieder möglich sein sollen.

Museen/Zoos
Museen, Zoos und Ausstellungen sollen in allen Bundesländern unter Auflagen wieder öffnen dürfen. Die weiteren Entscheidungen über die Ausgestaltung dessen obliegen den jeweiligen Ländern.

Spielplätze 
Die bislang gesperrten Spielplätze sollen bundesweit wieder geöffnet und betreten werden dürfen. Ein bundeseinheitlicher Zeitpunkt für die Öffnung wurde jedoch nicht beschlossen.

Großveranstaltungen
Das Verbot von Großveranstaltungen sowie von Publikum im Rahmen von Fußballspielen bis 31.08.2020 soll weiterhin bestehen bleiben.

Gottesdienste
Unter bestimmten Abstands- und Hygieneregeln sollen Gottesdienstbesuche künftig wieder erlaubt sein. Auch besondere religiöse Feste wie Taufen, Beschneidungen oder Hochzeiten sowie Trauergottesdienste sollen in kleinem Kreis möglich sein.

Operationen
Krankenhäuser sollen angehalten werden, wieder mehr Kapazitäten für planbare Operationen vorzuhalten.
→ dpa

Corona bei Kindern: Studie dämpft Hoffnungen
Bisher ist wenig über das Risiko einer Erkrankung von Kindern mit Covid-19 bekannt. Es gab Mutmaßungen, dass diese sich weit seltener anstecken als Erwachsene. 

Nun wurden Corona-Tests von knapp 60.000 Patienten vom Virologen Christian Drosten und dem Mathematiker Terry Jones statistisch in Hinblick auf diese Fragestellung untersucht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Viruskonzentrationen in den Atemwegen von Kindern nicht wesentlich von der bei Erwachsenen unterschieden. Aus diesem Grund warnten die Wissenschaftler vor einer vorschnellen Wiederaufnahme des regulären Schul- und Kindergartenbetriebs.

Dafür, dass so wenig Laborwerte von Kindern vorlägen, gebe es verschiedene Gründe. So käme es bei ihnen meist nur zu milden Symptomen, weshalb sie seltener getestet würden.

Auch weitere Studien zu Corona bei Kindern wurden veröffentlicht: So hätten Schulschließungen nach einer Studie aus China zwar einen positiven Effekt, welcher zur Eindämmung der Pandemie aber nicht ausreiche. Nach einer Studie aus Bayreuth seien Kinder keine sogenannten “Superspreader”, also Virenschleudern, die besonders viele Menschen anstecken.
Tagesschau | PodCast Corona-Update

Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit: Zahlen angestiegen
Insgesamt wurden durch deutsche Unternehmen bis zum 26.04.2020 für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit betonte jedoch dazu: "Das heißt aber nicht, dass diese Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten werden". Das Ziel der Kurzarbeit liegt darin, Arbeitnehmer unter Zuhilfenahme staatlicher Unterstützung im Arbeitsverhältnis zu belassen und somit Entlassungen zu vermeiden.

Auch die Quote zur Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Vorjahr. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil äußerte sich dahingehend wie folgt: “Wir können zwar auch in unserem Land nicht jeden Arbeitsplatz garantieren, aber wir werden um jeden Job kämpfen”.
Tagesschau

Blick über die Grenze: Fußball
Als erste europäische Top-Liga hat die Ligue 1 in Frankreich die Saison als Folge der Corona-Pandemie abgebrochen. Der Mannschaft Paris Saint-Germain (Trainer Thomas Tuchel) wurde als Folge dessen der Meistertitel zugesprochen. Bereits vor zwei Tagen hatte der französische Premierminister Édouard Philippe in seiner Rede vor der Nationalversammlung eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs, der seit Mitte März ruhte, in dieser Saison für unmöglich erklärt.
→ dpa

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 159.119 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 30.04.2020, 00:00 Uhr RKI), das sind 1.478 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 1.030.716 Menschen sind weltweit wieder genesen,das sind 29.733 mehr als heute Morgen. Davon 123.500 in Deutschland (Stand 30.04.2020, 18:59 Uhr, Quelle: Worldometers). 

Tipp des Tages

Nutzt digitale Angebote – aber macht euch deshalb keinen Stress!
Seit Beginn der Corona-Maßnahmen im März sind digitale Angebote nur so aus dem Boden geschossen. Seien es gestreamte Konzerte oder Vorträge zu den verschiedensten Themen: das Angebot ist riesig. Dadurch, dass man örtlich nicht auf den Heimatort beschränkt ist, übersteigt die Auswahl dem, was einen sonst erreicht.

Gerade zu Beginn habe ich fast täglich an solchen Events teilgenommen, doch irgendwann stellte sich bei mir Stress ein. Von daher mein Tipp: Nehmt alles mit, wofür ihr die Lust und die Zeit habt. Spendet, wo ihr wollt und könnt, insbesondere der Kultursektor ist leider stark darauf angewiesen.

Aber: verliert beim bekannten Spruch „Alles kann, nichts muss“ den zweiten Teil nicht aus den Augen. Vielleicht verpasst man mal was, doch am Ende geht es um euch. Wenn es euch gerade zu viel ist, ist niemanden geholfen, wenn ihr euch zwingt, irgendwo dabei zu sein.

Euer Nils

Von Mensch zu Mensch

Konzerte-Blues statt Blues-Konzerte
Heute war kein guter Tag. Manchmal habe ich solche Tage einfach und meistens gibt es dafür noch nicht einmal einen bestimmten Grund. Dann sehe ich als bekennende Morgenmufflerin auf dem Weg zur Arbeit noch etwas grummeliger aus als sonst und nichts scheint mir so richtig zu gelingen. Abends falle ich dann ins Bett und bin erleichtert darüber, dass der Tag überstanden ist.

Heute war also kein guter Tag. Allerdings gab es dieses Mal einen Grund dafür, der schon vor dem morgendlichen Zähneputzen in Form einer E-Mail zu mir kam. Und während ich schon wieder ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich meine eigenen Vorsätze nicht befolgte und das Handy mal wieder vor der Zahnbürste in der Hand hielt, fing ich an zu lesen: eine E-Mail eines großen Online-Kartenhauses, das mich freundlich informierte, dass ein Konzert, das eigentlich für Juni 2020 geplant war und auf das ich mich monatelang freue, in das Jahr 2021 verschoben wird. 

Bevor ihr euch jetzt fragt, wie ich es geschafft habe, darüber so überrascht zu sein und die Vorgaben für Großveranstaltungen scheinbar zu ignorieren: keine Sorge, ich habe die letzten Wochen nicht mit Scheuklappen und Ohrenstöpseln verbracht (auch wenn mir manchmal danach war) und bin durch diese Information nicht aus allen Wolken gefallen. Ganz im Gegenteil: ich war mir sicher, dass sie kommen wird. Nur dass sie mich dann auch so hart treffen würde, war mir nicht bewusst.

Konzertbesuche sind für mich nicht nur eine angenehme Freizeitbeschäftigung – sie bedeuten für mich noch so viel mehr: Lebensfreude, Freiheit, Glück - und allem voran einen angstfreien Raum. Ich weiß durchaus, dass ich damit privilegiert bin und habe Freund*innen in meinem Umkreis, die nicht so sorglos auf große Veranstaltungen gehen können. Aber für mich sind sie einer der wenigen Orte, an denen ich es kurzzeitig schaffe, meine Gedanken auszuschalten. Mal kurz nicht grübeln, mal kurz nicht abwägen, mal kurz einfach ich sein dürfen. Mein persönlicher Ausgleich zum alltäglichen Leben. 

Musik ist seit meiner ersten erlebten Panikattacke mein Zufluchtsort, wenn die Angst mich wieder besuchen will. Lautes Singen hat mir schon manche Panikattacke vertrieben, noch bevor sie das Tor zu mir, meinen Gedanken und Gefühlen ganz durchschreiten konnte (ob sie vielleicht einfach vor den schiefen Tönen, die ich da so von mir gab, davon rannte, möchte ich an dieser Stelle bitte offen lassen…). In den Momenten, in denen ich auf einem Konzert bin, in der Menge stehe und die Band auf der Bühne anfängt zu spielen, gibt es für mich keine Angst. Es gibt nur die Musik.

Allein der Gedanke daran, dass mir dieses Gefühl in den nächsten Monaten fehlen wird, fühlt sich beklemmend an. Das ist wahnsinnig egoistisch, wenn man bedenkt, auf welch hohem Niveau ich hier meckere. Wenn man bedenkt, wie viele Künstler*innen um ihre Einnahmen und zum Teil ihre Existenz bangen müssen. Wenn man bedenkt, wie viele Arbeitsplätze damit verbunden in der Schwebe hängen. In Anbetracht dessen, wie gut es mir eigentlich geht, möchte ich nicht, dass diese Gedanken in mir eine Daseinsberechtigung haben. Trotzdem haben sie heute meinen Tag bestimmt. 

Ich habe Angst vor der Angst, die mich im Alltag begleitet und gegen die ich dann vielleicht kein Gegenmittel mehr habe. Angst davor, dass noch sehr viel Zeit vergehen wird, bis ich dieses befreiende Gefühl wieder spüren kann. Dazu die Ungewissheit darüber, wie die ersten Konzerte in der Zeit nach Corona ablaufen werden.

Ich will einfach nicht zulassen, dass diese Fragen und Gedanken mir die Freude auf die Konzerte, die da kommen werden, nehmen. Ich will nicht zulassen, dass mir ein Virus mein Mittel gegen die Angst nimmt. Also suche ich mir tagtäglich ein Ersatzgegenmittel, drehe die Musik zu Hause laut auf, verfolge dankbar Konzertlivestreams in sozialen Netzwerken und versuche mich in das Konzertgefühl, das mir so fehlt, hineinzudenken. Gerade eben hat es sogar einen kleinen Moment lang funktioniert. Und während ich hier so schreibe, kommt mir kurz der Gedanke, dass heute vielleicht doch kein so schlechter Tag war.

Es wird noch ein bisschen Übung benötigen, bis ich es schaffe, das „Konzertfeeling“ vollständig zu mir nach Hause zu transportieren. Vielleicht klappt es auch nie ganz oder es gelingt mir an einigen Tagen besser als an anderen. Das ist in Ordnung. Trotzdem glaube ich daran, dass es mit jedem Versuch besser und einfacher werden wird. Ich möchte mich an dem Gedanken festhalten, dass die nächsten Konzerte kommen werden (denn da bin ich mir sicher). Ich möchte mich auf die Gewissheit stützen, dass mein angstfreier Raum wiederkommen wird. Ich möchte die Vorfreude darauf in mir nutzen, die angstbesetzten Gedanken im Hier und Jetzt zu vertreiben. Und wenn ich dann endlich irgendwann wieder auf einem Konzert sein werde - spätestens im Juni 2021 -, in der Menge stehe und die Band auf der Bühne anfängt zu spielen, wird es wieder nur die Musik geben. 

Eure Annika

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Als Ergänzung zu den Literaturtipps heute Morgen: ein Serientipp zum morgigen Feiertag
Wie läuft eine digitale Paarberatung ab, wie funktionieren erste Dates über Videotelefonie und was ist das besondere an Online-Partys? Morgen, 01.05.2020, startet in der ZDF-Mediathek die neue Serie “Liebe. Jetzt!”, in der es um Liebe und Partnerschaft in Zeiten von Social Distancing, Home Office und Kontaktbeschränkungen gehen wird und die sich genau diesen Fragen stellt. Am 03.05.2020 soll die Serie dann auch auf ZDFneo laufen. Das Spannende dabei: Die Serie wurde ohne persönliche Kontakte inszeniert - die Regisseur*innen traten über Videokonferenz mit den Schauspieler*innen in Kontakt; Autor*innen und Produzent*innen arbeiteten aus dem Home Office.
Hier findet ihr nähere Informationen zu den einzelnen Episoden und den Sendeterminen

Ein kleiner Vorgeschmack
Morgen ist der erste Mai und ihr könnt euch neben einem (meist) arbeitsfreien Tag auch auf verschiedene Streams freuen, vor allem als Ersatz der traditionellen gewerkschaftlichen Demonstrationen. Schaut morgen früh ab 08:00 Uhr einfach in unsere Morgenausgabe, um einen Überblick über die Angebote zu erhalten.

Mit diesem Vorgeschmack wünschen euch noch eine schöne - und hoffentlich hexenfreie - Walpurgisnacht

Nils und Annika
(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | die Welt  Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.