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Erinnern | 26. Juni 2021

Anne

Liebe Leser:innen,

erinnert ihr euch noch an den ersten schönen Sonnentag in diesem Jahr, als uns die Sonne zart verwöhnte? Erinnert ihr euch noch an den letzten Urlaub, den ihr hoffentlich in vollen Zügen genießen konntet und der die ersehnte Erholung mit sich brachte?

Oder blicken wir etwas weiter zurück, erinnert ihr euch noch an die erste Ausgabe angstfrei.news, die ihr gelesen habt? Ich erinnere mich auf jeden Fall noch an die erste Ausgabe, an der ich mitgearbeitet habe. Ich spüre noch, wie ich leicht nervös vor dem Rechner saß und gar nicht wusste, was ich nun schreiben sollte. Doch nach den ersten getippten Worten verflüchtigte sich diese Blockade wie von selbst und ich wunderte mich fast ein wenig über die Zeilen, die auf einmal auf meinem Monitor erschienen. Ich erinnere mich noch, wie ich kurze Zeit vorher eine E-Mail an Katharina schrieb, mit der ich mich anbot, hier mitzuarbeiten. Ich erinnere mich an meine gemischten Gefühle beim Schreiben der E-mail. Ein wenig Aufregung. Ein wenig “ ach egal, da melden sich so viele, da nehmen die alle anderen. Die sind nämlich alle besser im Texten als du”. Ein wenig Selbstzweifel und ein wenig überrascht sein, über meinen eigenen Mut, doch diese E-mail zu schreiben. Und noch größere Überraschung, als Katharina antwortete. Und wie schön ist es nun, rund eineinhalb Jahre später, zurück zu blicken und sich an all das zu erinnern und wenn auch ein wenig durch die rosa-rote Erinnerungsbrille verklärt, den Gefühlscocktail zu spüren, der damals in mir stattfand.

Aber nicht immer sind die Erinnerungen so gemischt, aber dennoch positiv konnotiert, wie bei meiner ersten Ausgabe angstfrei.news. Nicht immer sind die Gläser in unserer Brille rosa-rot. Manchmal sind sie auch im dunkelsten Grau getönt, mit einem Filter, der den vergangenen Augenblick zwar dunkel, aber dennoch überdeutlich verstärkt und schmerzhafte Momente unangenehm dunkel-grell erscheinen lässt.

In solche Momente nimmt uns Laura mit. Sie blickt zurück in ihre Schulzeit, in der es auch positive Momente und Pädagogen gab, aber auch solche, die ihr diese Zeit nachhaltig schwer machten. Dies zeigt auch, dass sich negative Erlebnisse so viel tiefer in unseren Erinnerungen festsetzen, als gute oder “neutrale” Momente. Mir scheint es, als bräuchte es ein aktives Erinnern, eine größere Eigeninitiative, um diese Bilder hervorzuholen. Aber vielleicht ist das auch nur mein persönliches Empfinden. Denn Tinas schöne Erinnerungen purzeln scheinbar via Tastatur auf den Monitor, aus ihr heraus. Wenngleich auch diese Erinnerungen, an zwei ihrer Hunde, getrübt sind, da sie sich von beiden bereits verabschieden musste. Ich habe für euch, in meinem Beitrag keine konkrete Erinnerung benannt, mich dafür aber an einem lyrischen Blick auf das Erinnern als solches versucht.

Unserer fleißiger Schwarzbrotbäcker pausiert diese Woche. Aber ein umfassender Nachrichtenüberblick wartet natürlich auf euch.

Eine schöne Woche, mit vielen positiven Erinnerungen und vielleicht einem neuen Blick auf die Dinge, die wir uns stets unter einem negativen Narrativ erzählt haben, wünscht euch

Anne R. und das Team von angstfrei.news

Euer Team von angstfrei.news

Ganz wichtig: Was meint ihr zum neuen Konzept und zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.

Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com, oder über Instagram.

Die gute Nachrichte der Woche

Die gute Nachricht: Europäische Wirtschaft wächst wieder
Das Wirtschaftswachstum der EU steigt auf den höchsten Stand seit 2006. Dies bestätigten Marktforscher:innen vergangenen Mittwoch (23. Juni) in London. Chris Williamson vom Dienstleister IHS Markit sprach von einem konjunkturellen Aufschwung der Eurozone, der an Breite gewinne und sich von der Industrie auf die Dienstleister ausweite. Der von Markit erhobene Einkaufsmanagerindex deute auf ein „beeindruckendes“ Wachstum im zweiten und sogar noch mehr im dritten Quartal hin. Wegen der sehr guten Auftragslage wird auch ein kräftiger Stellenaufbau vorausgesagt, allerdings steige auch die Marktmacht von Unternehmen. Für Verbraucher:innen kann dies zu höheren Preisen führen.

Bundesbank-Präsident Weidmann sagte Anfang Juni für 2021 für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 3,7% voraus. Als Gründe nannte er die Zurückdrängung der Corona-Pandemie durch Impfungen. „Schon in diesem Sommer könnte die Wirtschaft wieder das Vorkrisenniveau erreichen“, so Weidmann. 2020 erlebte die deutsche Wirtschaft die tiefste Rezession seit der globalen Finanzkrise von 2009.

Spiegel
Zeit
MDR

Nachrichten

angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.

Inland

Infektionsschutzgesetz: Einreisebeschränkungen nun auch ohne Notlage
Einreisebeschränkungen können künftig auch ohne epidemische Notlage in Deutschland gelten. Ein entsprechendes Gesetz beschloss der Bundestag am Donnerstag (24.06.). Stand jetzt gilt noch bis einschließlich diesen September die epidemische Lage für Deutschland. Einreisebeschränkungen können nach dem neuen Gesetz auch noch bis September 2022 erhalten bleiben. Gleichzeitig hat der Bund die Einreisebeschränkungen für die Menschen aus den meisten Drittstaaten gelockert. Für vollständig Geimpfte ist die Einreise somit wieder möglich. Dies gilt jedoch nicht für Reisende aus den sogenannten Virusvariantengebieten wie Großbritannien, Brasilien und Indien.
Tagesschau

RKI empfiehlt Maskenpflicht an Schulen bis 2022
RKI-Chef Wiehler empfiehlt Masken für Schüler:innen in Deutschland bis Frühjahr 2022. "Wir empfehlen, dass in Schulen weiter getestet und Mund-Nasen-Schutz getragen wird. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, das sollte bis zum nächsten Frühjahr so sein", sagte der Präsident der Robert-Koch-Institut (RKI) der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Zum einen wolle er das Infektionsgeschehen niedrig halten, weil auch Kinder schwer erkranken könnten. Und zum anderen sollen die Schulen offen bleiben.

Zudem erwartet Wieler grundsätzlich mehr Infektionen an Schulen. "Es werden vermehrt Fälle bei Kindern auftreten, schon jetzt sehen wir größere Ausbrüche der Delta-Variante in Schulen." Aktuell steigt der Anteil der Delta-Variante an dem insgesamt niedrigem Infektionsgeschehen.

Die Regelungen zur Maskenpflicht in Schulen werden durch die Bundesländer einzeln entschieden.
tagesschau.de

EU-Wiederaufbau Fond: Knapp 26 Milliarden Euro für Deutschland
Deutschland erhält knapp 26 Milliarden Euro aus dem europäischen Corona-Wiederaufbaufonds. Das teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Bundeskanzlerin Angela Merkel in der vergangenen Woche mit. Die erste Zahlung könnte bereits im Juli erfolgen, sofern die anderen EU-Staaten zustimmen. Das Geld will die Bundesregierung vor allem in die Digitalisierung und den Klimaschutz investieren. Damit wolle man Deutschland zukunftsfähiger machen, so Angela Merkel. Nachholbedarf gäbe es vor allem in der Verwaltung, der Bildung und im Gesundheitswesen.

Insgesamt stehen 750 Milliarden Euro zur Verfügungen, mit denen die Folgen der Pandemie in den Mitgliedsstaaten der EU bekämpft werden sollen. Die gemeinsame Investition diene auch der Zukunftsfähigkeit der EU, so von der Leyen: "Wir stellen damit Europa besser auf."
Tagesschau

Ausland

USA verpassen Impfziel knapp
Die US-amerikanische Impfkampagne bleibt leicht hinter den Erwartungen zurück. Bis zum Stichtag, dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli, werden nur 67 Prozent anstatt der eigentlich geplanten 70 Prozent aller Erwachsenen mindestens einmal geimpft sein. In der besonders anfälligen Risikogruppe von Menschen über 65 Jahren sind es bereits 87 Prozent. US-Präsident Joe Biden nennt die Impfkampagne seines Landes dennoch eine "Erfolgsgeschichte" und mahnt vor allem Jüngere, sich möglichst bald impfen zu lassen.

Die Altersgruppe von 18- bis 26-Jährigen zeigen eine besonders geringe Impfbereitschaft. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesstaaten: In Massachusetts im Nordosten der USA haben bereits mehr als 80 Prozent der Erwachsenen mindestens eine Dosis erhalten, wohingegen in Mississippi nur 45 Prozent der über 18-Jährigen mindestens einmal geimpft worden sind.

Sorgen macht dem Corona-Berater des US-Präsidenten, Anthony Fauci, außerdem die Verbreitung der neuen Delta-Variante des Virus. Diese mache bereits mehr als 20 Prozent der Fälle aus. Das sind doppelt so viele wie noch Anfang Juni.
Tagesschau

Israel: Ab sofort wieder Maskenpflicht in Innenräumen
In Israel gilt ab sofort erneut die Maskenpflicht in Innenräumen. Damit reagiert das israelische Gesundheitsministerium auf die zuletzt gestiegene Anzahl an Neuinfektionen. Zusätzlich dürfen weiterhin keine Touristen in das Land einreisen. Laut Nachman Asch, Chef der israelischen Corona-Taskforce, sei der Anstieg der Infektionen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Delta-Variante des Coronavirus zurückzuführen. Da in mehreren Schulen Infektionen verzeichnet wurden, empfiehlt Israels Regierung nun auch 12- bis 15-Jährigen eine Corona-Schutzimpfung.
Tagesschau
Tagesschau

EU genehmigt Johnson&Johnson-Impfstofffabrik in Italien
Die EU hat eine neue Produktionsstätte für das Vakzin von Johnson&Johnson im italienischen Anagni genehmigt. Dadurch soll die Versorgung innerhalb der EU verbessert werden. Laut der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wird der Impfstoff hier abgefüllt und verpackt. Die eigentliche Produktion läuft in den USA beziehungsweise im niederländischen Leiden.

Zuvor hatte Johnson & Johnson mitgeteilt, dass sie im zweite Quartal nicht die zugesicherte Impfstoffmenge liefern können. Ursächlich hierfür ist eine Produktionspanne in einer amerikanischen Fabrik. Wegen einer möglichen Kontamination musste Johnson & Johnson laut Medienberichten 60 Millionen Impfdosen vernichten.

Der US-Pharmakonzern hat sich verpflichtet, in diesem Jahr 200 Millionen Impfdosen an die EU zu liefern, von denen 55 Millionen bis Ende Juni erwartet wurden. Bisher wurden jedoch nur 15 Millionen Dosen geliefert.
spiegel.de
spiegel.de (Impfdosenvernichtung)

Sport

England lässt 60.000 Fans ins Stadion
Premier Johnson erlaubt 60.000 Fans zu den EM-Spielen. Das sind dreimal mehr als bei den vorigen Spielen. Vergangenen Dienstag (22. Juni) informierte die UEFA über diese neue Regelung, nach der das Stadion zu zwei Dritteln besetzt wird. Vorher hatte die UEFA damit gedroht, die wichtigsten Spiele an andere Spielorte in Ungarn oder Italien zu vergeben, wenn nicht mehr Zuschauer:innen zugelassen würden.

Die britische Regierung hatte wegen des starken Infektionsanstiegs durch die Delta-Variante vergangene Woche den letzten Öffnungsschritt um einen Monat verschoben. Johnson hatte aber sogenannte „event research programs“ schon vorher eingeplant, also Forschungsprojekte, unter die auch die besagten EM-Spiele fallen.

In Deutschland mehrt sich Kritik an der Entscheidung Großbritanniens. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach hält es für unvertretbar, dass in England Fußballspiele mit Zuschauern stattfinden. „Die Delta-Variante ist einfach zu gefährlich“, so der Politiker. Er sprach sich dafür aus, die Spiele in ein anderes europäisches Land zu verschieben. Auch Bundeskanzlerin Merkel (CDU) mahnte zur Vorsicht und Kanzleramtschef Braun (CDU) rät deutschen Fußballfans wegen der Delta-Variante von Fanreisen nach England ab.
FAZ
Tagesschau

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).

Von Mensch zu Mensch

Mit den Erinnerungen ist es ja so einen Sache. Mal sind es die kleinen Dinge, die sich fest in Herz und Hirn gepflanzt haben, die wenig besonderen. Häufig sind es Dinge und Erfahrungen aus unserer Kindheit und Jugend, die uns nachhaltig prägen. So auch bei Laura. Doch nicht immer sind diese Erinnerungen schön, nicht immer die Arbeit von Pädagogen pädagogisch wertvoll. 

Ich erinner mich… 
Laura

Ich möchte euch sagen: ich erinner mich. Wer damit gemeint ist ? Einige meiner damaligen Lehrer sind damit gemeint. Ich erinner mich an meine erste Woche auf der weiterführenden Schule, auf die ich mich freute, zu der ich mit einer gewissen Aufregung im Bauch ging, von der ich wusste: hier werde ich wohl die nächsten Jahre verbringen, wie cool. Dachte ich. Manches war cool und einige wenige Lehrer:innen auch. Meine Klassenlehrerin zum Beispiel, danke Frau Adam, dass Sie an mich glaubten. Doch woran ich mich vor allem noch ganz genau erinnere, ist mein Erdkundelehrer, vor dem alle Angst hatten, ich inbegriffen. Von nicht wertvollen pädagogischen Maßnahmen mal ganz abzusehen, war dieser Lehrer menschlich gesehen auch nicht unbedingt das, was man auf eine fünfte Klasse loslassen sollte. Er erklärte mir ziemlich bald, dass ich ein Fall für die Sonderschule sei und auf dem Gymnasium nichts zu suchen hätte. Das war also der erste Dämpfer den ich bekam, auf meiner neuen Schule, auf die ich mich ja eigentlich freute. So zog sich dieses Muster durch meine gesamte Schulzeit. Ich war nicht die Lieblingsmusterschülerin, denn ich war nicht angepasst. Ich sagte, wenn mir was nicht passte, ich wehrte mich, wenn ich ungerecht behandelt wurde oder setzte  mich für andere lautstark ein, wenn diese ungerecht behandelt wurden. Einige Lehrer, ich sage mal vorsichtig diejenigen, die selbst eine gefestigte Persönlichkeit hatten, kamen mit meiner Art klar. Ich meine, ich war ein Kind, man sollte meinen, die meisten erwachsenen Menschen, die in einem pädagogischen Bereich arbeiten, sollten mit Kindern unterschiedlichen Temperaments klar kommen. Fehlanzeige. 

Ich erinnere mich an eine Sportlehrerin in der Oberstufe, die mich scheinbar seit Tag eins auf dem Kicker hatte. Ich muss dazu sagen, Sport war in meinen jungen Jahren meine absolute Leidenschaft und seit ich denken kann mein absolutes Lieblingsfach. Aufgrund einer Knieoperation die mir im Nachgang auch noch sehr zu schaffen machte, durfte ich allerdings nicht jede Art von Sport betreiben. Das war für mich in meiner Freizeit schon schwierig, denn meine geliebten Hobbys musste ich aufgeben. Diese besagte Lehrerin mochte mich, obwohl ich gerne Sport machte und auch sportlich war, also aus einem mir nicht bekannten Grund einfach nicht. Für Leichtathletik hatte ich einen Attest und musste so keine langen Strecke laufen. Aus gutem Willen und um meiner Sportlehrerin diesen zu zeigen, bot ich an, den Coopertest dennoch mitzulaufen. Diese Lehrerin ließ mich, sowie einige andere, vor der Schule um 7 Uhr morgens den besagten Test laufen. Wegen eines Krampfs musste ich zwei drei Schritte gehen und lief dann die 45 Minuten jedoch weiter. Am nächsten Tag verkündete mir diese Lehrerin im Kiosk vor allen anderen Mitschüler:innen, dass ich 0 Punkte somit eine 6 bekommen hätte. Auf meine absolute Fassungslosigkeit gab sie zur Antwort, dass ich zwei Schritte gegangen sei und somit der Lauf natürlich ungültig sei. Das teilte mir die Lehrerin nicht in diesem Moment wo ich noch einige Zeit zu laufen hatte mit, sondern erst am nächsten Tag und das vor allen anderen. Für mich klar, aus reiner Schikane. Ich durfte aufgrund noch weiterer Ereignisse, die sich in diesem Sportunterricht zutrugen, den Kurs wechseln, dort lief es dann super. 

Aber ich erinnere mich. Ich erinnere mich daran, dass meine Leistungskurslehrerin bei meiner ersten Besprechen der Epochalnoten sagte, dass sie nicht erwartet habe, dass ich so nett bin und auch so gut mitarbeite, sie habe schließlich Horrostorys von mir im Lehrerzimmer gehört. Ich war froh und auch dankbar, dass mich diese Lehrerin, die ich auch sehr mochte, unabhängig von den Erzählungen der Sportlehrerin, fair behandelte. 

Ein ganz spezieller Gruß geht  jedoch an meinen Mathelehrer der Oberstufe Herr F. , ihm möchte ich zu gerne mitteilen, was ich bereits erreicht habe dass ich Fachwirtin für Versicherungen und Finanzen bin und dass ich Psychologie studiere, indem es sehr viel um Mathematik, vor allem Statistik geht. Herr F. meinte seinerzeit , vor der gesamten Klasse, darauf, dass ich ein Vorstellungsgespräch habe, dass das wohl nichts außer Brötchendesignerin in einer Bäckerei sein könnte, denn sonst könne ich ja nichts. Er echauffierte sich in unserer Abizeitung in einem Beitrag (zwar anonym- ich wusste jedoch ich war gemeint, denn diese Aussage zielte im Unterricht zu mir) dass eine Schülerin bei einer Hausaufgabe das gleiche Ergebnis aber einen anderen Rechenweg hatte und schrieb: Was wollte diese Schülerin damit erreichen ? Doch nur Aufmerksamkeit, seht alle her ich habe einen Stift der kann schreiben. O-Ton Herr F. in unserer Abizeitung. Nein, Herr F. ich wollte nicht bloß Aufmerksamkeit und schon gar nicht von Ihnen, denn die ist mir nach wie vor nichts wert. Ich wollte eine Erklärung dafür, wieso ich trotz eines anderen Rechenwegs das Ergebnis raushatte, was gewünscht war. Aber offensichtlich war dieser Mensch nicht in der Lage, dies a) zu verstehen und b) es mir zu erklären. Heute bin ich nicht mehr sauer auf Herr F., heute verstehe ich, dass dieser scheinbar erwachsene Mensch das Machtgefälle des Lehrerseins nutzte, um sich selbst zu demonstrieren, dass er mehr Wissen und mehr Macht hat, weil da tief in seinem Inneren wohl ein Loch ist, welches er zu stopfen versuchte.

 Meine Schulzeit war geprägt von einigen Lehrern, die mir vom ersten Tag an vermitteln wollten, ich sei unfähig, nicht schlau, clever und intelligent genug für das Gymnasium, ich sei insgesamt als Mensch auch nicht so gut wie ich war. Ich erinnere mich oft an all das, an all die Worte und all die Taten. Wenn ich während meiner Ausbildung eine Prüfung hatte, wenn ich heute Klausuren schreibe, da habe ich dieses Urgefühl in mir, dass ich es nicht schaffe, weil ich nicht gut genug bin. Das ist tief verankert und wurde in meiner Schulzeit gefestigt und verstärkt. Ich habe Angst vor Prüfungen, Angst, sie nicht zu bestehen, weil es mir in der Schule oftmals so erging. Seit ich aus dieser Schule jedoch raus bin und trotz allem Widerstand meinen Abschluss machte, seither habe ich keine Prüfung mehr nicht bestanden. 

Damals sagte ich oft, dass diese Schule der schnellste Weg in die „Klapse“ ist, heute kann ich sagen, es stimmt in gewisser Weise, denn ich werde bald als Psychologin und Psychotherapeutin in Ausbildung in einer Psychiatrie arbeiten, das war schon lange Zeit mein Wunsch, nur zu Schulzeiten glaubte ich nicht an mich und diesen Traum. 

Ich erinner mich auch an die Lehrer, die an mich glaubten, die mir zur Seite standen und mich auch unterstützten, ohne sie wäre es noch schwerer gewesen.

Leider jedoch, erinnere ich mich meist an die, die mir weis machen wollten, ich sei nicht gut so wie ich bin. Heute weiß ich, ich war und bin gut so wie ich bin. Ich lernte, meine Lehrer konnten mit Kindern die nicht angepasst waren, nicht umgehen. Manchmal, wenn ich mich an diese Zeit zurück erinner, da schmunzle ich und denke, ihr lagt falsch und vielleicht bekomme ich irgendwann einmal die Möglichkeit, euch das mitzuteilen. 

Nicht nur Laura, sondern auch Tina blickt zunächst in ihre Kindheit und erinnert sich an einen treuen Begleiter. Sie zeigt, wie eine Erinnerung schmerzhaft und dennoch schön sein kann und dass wir Zeit brauchen, um Momente zu verarbeiten, um eben dieses positive Erinnern zulassen zu können und auch um bereit zu sein, einen neuen treuen Begleiter in sein Leben und sein Herz zu lassen. 

Liebevolle Erinnerungen
Tina

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Tierliebe immer sehr groß geschrieben wurde. Ich liebe Tiere über alles. Schon als Kind und auch später, als ich längst ein Teenager war, habe ich jede streunende Katze mit nach Hause gebracht. Und erst, nachdem ich sie mit Milch versorgt hatte, durften sie wieder ihrer Wege gehen. Von meiner Familie wurde ich liebevoll “Katzenmama” genannt. Später hab ich meine große Liebe zu Hunden entdeckt. Diese empathischen Vierbeiner muss man einfach lieben. Große Hunde haben es mir besonders angetan, wobei mir natürlich auch bei kleinen Schnüffelschnäuzchen das Herz aufgeht.
Knapp 19 Jahre hatten meine Eltern einen Bobtail-Mischling namens Timmi. Er war Zucker, eine Seele von Hund. Als ich schwanger wurde, wich er mir nicht mehr von der Seite. Er wartete geduldig vor dem Badezimmer, wenn mich die Übelkeit überkam, und legte seinen Kopf auf meinen Schoß, wenn ich danach völlig erschöpft auf die Couch sank. Er folgte mir auf Schritt und Tritt. Als dann mein Sohn auf die Welt kam, ließ Timmi ihn keine Minute aus den Augen. Er legte sich vor das Bettchen meines Sohnes und bewachte seinen Schlaf. Timmi beobachtete ihn beim spielen und auch beim Spaziergang passte er auf, dass meinem Sohn nichts passierte. Timmi wurde knapp 19 Jahre alt. Ein sehr stolzes Alter für einen Hund. Meine Familie und ich trauerten sehr lange um dieses einmalige Familienmitglied. Denn das war Timmi: ein Familienmitglied. Und es vergingen Jahre, bis meine Eltern wieder bereit für einen neuen Hund waren.  

Doch mein Herz hing noch immer an Timmi. Und ich dachte, dass ich niemals einen anderen Hund mehr lieben könnte als ihn.

Doch dann kam Eddy! Eddy eroberte mein Herz im Sturm und stellte alle zuvor da gewesenen Tiere in den Schatten. Er war mein König der Löwen. Mein Bodyguard, der meinte, er müsse mich vor allem und jeden beschützen. Eddy war eine Mischung aus Collie und Golden- Retriever. Wunderschön! Sein langes Fell glänzte wie Seide, sein Gesicht war zum Verlieben und seine Augen zum Dahinschmelzen. Ich war sofort schockverliebt. Eddy und ich hatten eine ganz besondere Beziehung. Unser gegenseitiges Vertrauen war unerschütterlich. Mit ihm habe ich soviel Abenteuer erlebt, dass es für ein Buch reichen würde. Ein Erlebnis blieb mir ganz besonders in Erinnerung:

Eddy und ich waren gemütlich in den Feldern spazieren, bis wir vor einem Garten Halt machten. Ein Filmteam drehte in dem verwilderten Fleckchen Erde einen Krimi. Sämtliche Requisiten lagen herum und ein großes, langes Buffet mit Fingerfood war aufgebaut. Mein Eddy lief ohne Leine. Und bevor ich mich versah, war er im Garten verschwunden. “Oh oh… “, dachte ich nur. Da hörte ich auch schon das cholerische Gebrüll des Regisseurs, was denn der Hund im Bild zu suchen hätte. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht lautstark einen Lachflash zu bekommen. Leise rief ich: „Eddy, kommst du hier her!“. Doch er hustete mir einen. In dem Garten war es viel interessanter. Erneut schrie der Regisseur und fragte, wem der Hund gehöre. “Ach du liebe Zeit”, dachte ich. Regisseure schaffen es ja tatsächlich nicht, einen Satz in normaler Tonlage herauszubringen. Sie benehmen sich wahrhaftig so gestört, wie sie im Fernsehen immer dargestellt werden. Als ich gerade in den Garten hineingehen wollte, um meinen vierbeinigen Filmstar rauszuholen, kam mir schon hektisch die Assistentin entgegen und fragte, ob das mein Hund wäre und dass er den Dreh störe. Schon wieder musste ich mir das Lachen verkneifen. Plötzlich kam Eddy wie eine Rakete aus dem Garten geschossen, schaute mich an, rannte an mir vorbei und sprang über das komplette Buffet. „Na Mahlzeit.“ Ich sah mich um, ob irgendwer das gesehen hatte. Denn aus dem Buffet wurde nach diesem
Sprung eine haarige Angelegenheit. Doch keiner hatte Notiz davon genommen. Glück gehabt! Eddy kam zu mir und sah mich mit seinen wunderschönen Augen an, als wollte er sagen: “So, jetzt können wir gehen.” Wieder hörte ich den Regisseur schreien, dass der Feldweg jetzt abgesperrt werde. „Na das fällt ihm ja früh ein.“ Die Assistentin kuschte sofort und sperrte hinter uns ab.

Eddy ist 2016 gestorben. Und noch immer vergeht kein Tag an dem ich nicht an ihn denke.

-Mein König der Löwen- 

Von diesen konkreten Momenten weg, an die sich Laura und Tina für uns erinnert haben, geht es in den folgenden Zeilen auch um das Erinnern an sich. Ein Plädoyee für das Erinnern, auch wenn es zuweilen schmerzhaft ist.

Ein Erinnermich
Anne

Nur ein Moment, schon sind sie da,
Bilder tun sich auf,
Gefühle, Gerüche, Berührung, was sie war,
Die Erinnerung zieht ihren Lauf.

Meist ist der Blick verklärt,
ein wenig wundergeschönt,
doch wenn ein schlechter Rückblick in uns gärt,
einer, der uns nicht versöhnt…

Ein Bild voller Schmerzen,
Ein Bild was uns missfällt,
Möchten wir es gerne ausmerzen,
Wenn es ein inneres Beinchen stellt.

Am liebsten vergessen, für immer löschen,
Den Schmerz nicht wieder durchleben
Lieber das Schöne beschönen,
Und sich den guten Erinnerungen hingeben.

Ein Erinnermich, ein zärtlicher Gedanke,
Jeder Moment, jeder Schmerz, jedes Glück war wichtig,
Bau dir in Herz und Hirn keine Schranke,
Das alles macht Dich zu Dir und so bist du richtig.

Schreib alles auf, halt alles fest!
Teil es mit deiner Welt
Es ist so viel wertvoller, als der materialistische Rest.

Tipps der Woche

Gesundes Erinnern: Dankbarkeitstagebuch
Fernab von Selbstoptimierung und moralisierendem „Uuns geht’s doch gut!“ kann ein Dankbarkeitstagebuch sehr wohltuend sein. So berichtet die Bloggerin Elisa Zunder davon, dass sie kleinen Dingen mehr Wertschätzung entgegenbringt und sich dadurch ihre innere Einstellung nachhaltig geändert hat. Mehr Erinnerungen an die schönen Momente erhöhen die Achtsamkeit und können Studien zufolge körperliche und seelische Symptome mindern. Ein Dankbarkeitstagebuch kann ganz klassisch analog in einem Notizbuch oder digital per App (beispielsweise “Gratus” oder, “Presently”) geführt werden. Heilsam wirkt auch, täglich ein kleines Dankbarkeitsritual daraus zu machen und immer zur selben Zeit kurz z.B. drei Punkte auszuschreiben, für die wir dankbar sind. Probiert es einfach aus!
Elisazunder: Anleitung und Nutzen vom Dankbarkeitstagebuch
Dankbarkeitstagebuch.de : den Fokus lenken
Spektrum der Wissenschaft: Sei dankbar (mit Studien)

Kollektives Gedächtnis
Nicht nur wir, jede:r für sich als Einzelperson, erinnern uns an Geschehenes, es gibt zusätzlich auch ein sogenanntes kollektives Gedächtnis. Denn auch wir als Gesellschaft erleben, verarbeiten und speichern Ereignisse, wie zum Beispiel die derzeitige Pandemie. Und genauso wie wir, jede:r einzelne von uns, versuchen können, Geschehenes zu verdrängen und sich eben nicht zu erinnern, genauso kann eine Gesellschaft sich daran versuchen. In beiden Fällen ist dieser Weg jedoch der schlechtere, weil wir uns so nicht mit dem Geschehene auseinandersetzten. Uns Raum zum Verarbeiten zu lassen ist wichtig, genauso aber das Narrativ, unter dem wir Erinnerungen abspeichern, und die Art, wie wir Erlebtes erzählen. In Bezug auf die so genannte vergessene Pandemie, die Spanische Grippe, und die derzeitige Corona-Pandemie empfiehlt Friedensforscherin Cora Bieß, wie wir auf unser Erinnern, unser kollektives Gedächtnis einwirken können.
Deutschlandfunk Nova

Dies und Das

Einladung zum Erinnern: Gedenktage
Der “Kleine Kalender” listet für jedes Jahr monatsweise Gedenk- und Aktionstage auf, um die Erinnerung an wichtige historische Ereignisse wachzuhalten. Im Sommer gibt es u.a. noch den Christopher Street Day (28. Juni), den internationalen Nelson-Mandela-Tag (18. Juli) und den Hiroshima-Gedenktag (6. August). In der Auflistung finden sich auch Links, die ausführlicher über die Hintergründe der Gedenktage informieren und sogar Buchtipps enthalten.
Kleiner Kalender

Playlist über (und für) das Erinnern
Musik schafft es immer wieder, etwas aus unserem inneren Fotoalbum hervorzuholen und uns Momente in Erinnerung zu rufen. Ihr kennt es sicherlich, ein Song und schon schwelgt Ihr mit Freund:innen in Erinnerungen, an diesen einen Urlaub, an dieses eine Konzert, vielleicht auch nur an den Abend gemeinsam am Küchentisch. Hier findet Ihr unsere persönlichen Lieder rund ums Erinnern:
Mayday Parade - Kids of Summer
Metallica - The Memory remains
Netsky - Memory Lane
Fury in the Slaughterhouse - 1995
Island - Do You Remember The Times
Frank Turner - The Way I Tend To Be
Herrenmagazin - Erinnern
Thees Uhlmann - Stromkastengeschichten
Revolverheld - Das kann uns keiner nehmen
Die Toten Hosen - Nur zu Besuch
Enno Bunger - Konfetti
Enno Bunger - Abspann

Damit wäre schon wieder eine Ausgabe agstfrei.news geschafft. Wir wünschen Euch eine gute Woche. Und falls Ihr euch positiv an uns und diese Ausgabe (und natürlich auch an vergangene) erinnert, empfehlt uns doch gerne weiter. 

Und falls Ihr nun Lust bekommen habt, eigene Beiträge zu schreiben und uns in unserer Arbeit zu unterstützen. Schreibt uns gerne unter angstfrei.news@gmail.com - wir freuen uns auf Euch!

Euer angstfrei.news Team.

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Kleine Erinnerung
Wir freuen uns sehr, wenn ihr dieses neue Format mit einem Extra-Feedback bedenkt, nur so können wir lernen. Vielen Dank! Und wer Lust hat, täglich von uns zu hören und mit uns in Kontakt zu treten, der kann uns auf Instagram finden, folgen und Nachrichten schicken.

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