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Festhalten | 2. Oktober 2021

Katharina

Liebe Leser:innen,

kennt ihr das? Der letzte Urlaubstag soll bitte niemals enden, der erste Kuss möge bitte ewig dauern und die Tochter/der Sohn (oder auch man selbst) möge bitte für immer Kind bleiben. Gutes wollen wir festhalten, je schöner es ist. Und gemessen daran möchten wir eigentlich nicht ausschreiben, was wir in dieser Ausgabe mit Euch teilen:

Dieses ist die letzte reguläre Ausgabe von angstfrei.news. 

Kapazitäten sind ausgeschöpft, die Pandemie in einem Zustand angekommen, mit dem wir umgehen können, die DASH hat spannende neue Angebote und wir als Team von angstfrei.news haben gemeinschaftlich beschlossen, dass es zum Tag der seelischen Gesundheit nächste Woche Zeit ist, nach eineinhalb Jahren warmherzig Abschied zu nehmen von diesem Herzensprojekt.

Nächste Woche gibt es einen angemessenen Abschied und den offiziellen Start des großen angstfrei.news-Archivs, das ab kommender Woche an dieser Stelle zu finden ist. Bis es soweit ist, möchten wir mit dieser Ausgabe das Festhalten zelebrieren: Wir haben Euch noch einmal mit voller Kraft und ganzer Liebe für dieses Projekt Einblicke in unsere Seelen, Tipps und einen Nachrichtenüberblick zusammengestellt. Unser Soundtrack hat heute besonders viel Liebe abbekommen - gleiches gilt für unsere Tipps. Wir hoffen, ihr könnt wieder etwas davon mitnehmen.

Weil wir noch einmal die ganze Bandbreite unserer Redaktion in der Rubrik “Mensch zu Mensch” begrüßen, verzichten wir in dieser Woche auf das Schwarzbrot. Statt Hintergrund liefern wir Euch sozusagen die ganze Breite unseres seelischen Untergrunds. Dabei mäandern alle Texte dieser Ausgabe zwischen diesen Polen: Halten, bleiben, konservieren und loslassen, freigeben, hinter sich lassen. 

Anne macht den Anfang in vollem Bewusstsein, dass dieses die vorletzte Reihe an Texten aus der Rubrik Mensch zu Mensch ist. Sie nutzt die wunderbar herbstliche passende Metapher des Wechsels der Jahreszeiten. Auch Laura begegnet uns in ihrem Text irgendwo zwischen Loslassen und Festhalten. Sie hat einen ganz beweglichen Fixpunkt gewählt: Ihren inneren Kompass, der stabil am Kurs festhält und dennoch beweglich bleibt, sodass er hilft, von alten Glaubenssätzen abzukehren und doch am eigentlichen Kern festzuhalten. Dass uns manchmal auch der beste Kompass nicht die Sorge davor nehmen kann, den den Hafen zu verlassen, teilt Annika mit uns und bezieht sich dabei auf das Ende dieses Projektes. Und wie immer findet sie dafür wahnsinnig bewegende Worte. Tina denkt den Gedanken weiter und teilt mit uns, wo sie Festhalten als Akt des Mutes sieht, und wo zum eigenen Selbstschutz und Selbstwert das Loslassen die richtige Wahl ist.

Im letzten Text dieser Rubrik balancier auch ich irgendwo zwischen Loslassen und Festhalten und komme letztlich zu dem Schluss: Wer gekonnt loslässt, schafft Verbindungen, die für immer halten.

Aber so sehr wir über den Abschied schreiben, so wenig wollen wir loslassen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich alles noch ein letztes Mal ums Festhalten dreht. Wir wünschen Euch eine angenehme Lektüre und Enden dieses Editorial mit dem letzten Absatz von Annikas Text, der sprichwörtlich für diese ganze Ausgabe steht: „Ich möchte mich nicht davon verabschieden, „Von Mensch zu Mensch“-Beiträge zu verfassen. Ich möchte keinen letzten Schlusssatz schreiben. Vielleicht höre ich deshalb einfach mittendrin"

Katharina
und das Team von angstfrei.news   

Die gute Nachricht der Woche

Corona-Medikament scheint schwere Krankheitsverläufe zu reduzieren
Das Medikament Molnupiravir soll schwere Krankheitsverläufe von COVID-19-Infektionen deutlich reduzieren. Laut bisher nicht unabhängig begutachteten Firmendaten halbiert sich das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf oder Tod, wenn das Medikament innerhalb der ersten fünf Tage nach Symptombeginn eingenommen wird. Bei einer ersten klinischen Studie mit 775 Risikopatient:innen kamen nur gut sieben Prozent ins Krankenhaus oder verstarben, wenn sie mit Molnupiravir behandelt wurden. Bei der Placebo-Gruppe waren es 14 Prozent. Das Medikament hemmt ein Enzym, das das Virus zur Vermehrung benötigt. 

Folgende Punkte schränken diese gute Nachricht ein: 

  • größere und unabhängig begutachtete Studien sind notwendig, um den Effekt zu belegen
  • es besteht bisher keine Zulassung
  • das Medikament ist sehr teuer und entsprechend begrenzt kann der Einsatz erfolgen
  • es ist abschätzbar, welche Gruppe (Lebensalter, Geschlecht, Vorerkrankungen etc.) bei einer Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf hat, aber es kann nicht sicher für jedes Individuum vorausgesagt werden - entsprechend könnten damit Menschen behandelt werden, die es gar nicht brauchen bzw. andere es nicht bekommen, obwohl sie später einen schweren Verlauf haben
  • wenn Patient:innen sich bereits im Krankenhaus befinden, hat das Medikament keinen Effekt mehr
    tagesschau.de 

Nachrichten

angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammen fasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.

Mehrere Bundesländer lockern Corona-Beschränkungen
Ab Oktober haben mehrere Bundesländer Corona-Beschränkungen aufgehoben. Nordrhein-Westfalen hebt die Maskenpflicht im Freien auf und erhöht mögliches Publikum bei Sport-, Musik- und anderen Großveranstaltungen. Zudem findet in den Universitäten vermehrt Präsenzlehre statt, sofern die 3G-Regel eingehalten wird (geimpft, getestet, genesen). Bayern öffnet erstmals seit Beginn der Corona-Krise Clubs und Diskotheken. Unter Einhaltung der 3G-Regel* ist dort nun Feiern ohne Abstand und Maske möglich (*sofern der Test ein PCR-Test ist). Das Saarland hebt die Einschränkungen großflächig auf: Nahezu alle Einschränkungen werden aufgehoben, in geschlossenen Räumen – eingeschlossen Clubs und Universitäten – entfallen Masken und Abstandsregelungen. In Schulen entfällt die Maskenpflicht in Bayern, Berlin, Brandenburg, NRW und Baden-Württemberg (18.10.). Die Lockerungen stehen unterdessen in der Kritik, im Lichte der eher geringen Zahl an Impfungen und dem kommenden Herbst, eine neue Infektionswelle zu begünstigen. Auch das Feld Schule wird kontrovers diskutiert. Lehrer:innenverbände haben Sorge, dass es innerhalb der Schulen wieder vermehrt zu Ausbrüchen kommen könnte. 
tagesschau.de 

Pandemiemarker: Hospitalisierungsrate wird unterschätzt
Die Hospitalisierungsrate als Indikator für die Schwere der Corona-Pandemie scheint weniger belastbar als aktuell gedacht. Hintergrund ist die große Differenz zwischen dem vom Robert Koch-Institut (RKI) täglich ausgegebenen Wert und dem tatsächlichen Wert, der auch Nachmeldungen mit einbezieht. Dabei kommt zum Teil ein doppelt so hoher Wert raus als die offizielle Zahl des RKI. Hintergrund ist die nicht-tagesaktuelle Erfassung von neuen Krankenhausaufnahmen. Eine Anpassung des Wertes an die Verzerrung ist kaum möglich, da die Schwankungen variieren. Damit gerät der Leitindikator immer mehr in die Kritik wegen fehlender Belastbarkeit. Für den Herbst wird eine Unterschätzung der kommenden Coronawelle befürchtet. Als Lösung wird nun ein so genannter "Nowcast" vorgeschlagen, also ein statistisch korrigierter, tagesaktueller Wert, der auf einer Schätzung beruht. 
ndr.de

Youtube sperrt Kanäle mit Falschinformationen
YouTube löscht Videos, in denen Falschinformationen über Impfstoffe verbreitet werden und Kanäle von Impfgegner:innen. Die Videoplattform des Googlekonzens verschärft ihre Regeln und verbietet es, Falschinformationen über Impfstoffe zu verbreiten. Hierzu bezieht sie sich auf Impfstoffe, die von den örtlichen Gesundheitsbehörden und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als “sicher und wirksam” eingestuft werden, das betrifft auch Impfstoffe gegen Masern und Hepatitis B. 

Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen 130.000 Videos gelöscht. Kanäle, die sich nicht an die Richtlinien zur Berichterstattung halten, werden ebenfalls gelöscht. Neben Kanälen von Impfgegnern wurden auch die deutschen Kanäle des russischen Senders RT aufgrund von Falschinformationen gelöscht. Russland droht nun, Youtube zu blockieren und Maßnahmen gegen deutsche Medien zu verhängen. 
tagesschau.de 

Ohne Impfung: Knapp 600 United Airlines-Mitarbeiter:innen erhalten Kündigung

Knapp 600 Mitarbeiter:innen von United Airlines haben eine Kündigung erhalten, weil sie sich nicht gegen COVID-19 impfen lassen möchten und keine gesundheitliche oder religiöse Ausnahmegenehmigung dafür vorweisen können. "Dies war eine unglaublich schwierige Entscheidung, aber die Sicherheit unseres Teams hatte für uns immer oberste Priorität", teilten Unternehmenschef Scott Kirby und Präsident Brett Hart mit. 

Knapp die Hälfte haben sich mittlerweile doch impfen lassen - 320 von ihnen haben dafür noch bis zu einem offiziellen Kündigungsgespräch Zeit. United Airlines hatte - ebenso wie andere große US-Unternehmen - eine Impfpflicht für das eigene Personal angeordnet. Die Fluglinie beschäftigt gut 67.000 Menschen. 

Deutlich mehr Kündigungen drohen in englischen Pflegeheimen: Hier sind etwa 40.000 Beschäftigte noch nicht vollständig gegen COVID-19 geimpft. Das ist ab Mitte November aber verpflichtend. Schon jetzt herrscht in UK ähnlich wie in Deutschland ein Mangel an Pflegekräften.  
tagesschau.de 
spiegel.de (Pflegeheime in England)  

Schweden hebt Pandemie-Maßnahmen größtenteils auf
Aufgrund der hohen Impfquote hebt Schweden die meisten Corona Beschränkungen auf. 

Seit dem 29.September gibt es keine Teilnehmer:innenobergrenze bei Veranstaltungen und privaten Feiern. Die Empfehlung, im Homeoffice zu arbeiten, entfällt ebenso. In Schweden gab es bisher wenige Beschränkungen zum Schutz vor Corona-Infektionen. Das Land setzte vorwiegend auf Empfehlungen. Einige davon gelten weiterhin: Wer Krankheitssymptome zeigt, soll zu Hause bleiben und sich testen lassen. Wer keinen vollständigen Impfschutz hat, soll Menschenansammlungen und engen Kontakt zu Personen der Risikogruppe meiden. 

Die Lockerungen sind möglich, da 83% der über 16-Jährigen bereits eine Erstimpfung erhalten haben und 76% der schwedischen Bevölkerung vollständig geimpft sind. Zuvor haben schon die skandinavischen Nachbarländer Dänemark und Norwegen die meisten Schutzmaßnahmen aufgehoben.
spiegel.de 

Winterspiele in Peking: Keine ausländischen Zuschauer:innen 
Die olympischen Winterspiele in Peking im Februar 2022 finden ohne ausländische Zuschauer:innen statt. Das entschied das internationale olympische Komitee (IOC) auf Vorschlag der Organisator:innen. Einheimische Zuschauer:innen sollen hingegen zuschauen können. 

Auch für die Athlet:innen gelten strenge Corona-Maßnahmen: Ungeimpfte müssen für drei Wochen in Quarantäne, für alle Teilnehmer:innen wird eine geschlossene Blase aufgebaut, in der ein täglicher COVID-19-Test abgegeben werden muss. Gleiche Maßnahmen gelten auch für die paralympischen Winterspiele im März. Bereits zu den Sommerspielen in Tokio im August hatte es ähnliche Schutzmaßnahmen gegeben. 
zeit.de 

Von Mensch zu Mensch

Mit der großen Veränderung, die uns ins Haus steht, können wir einmal mehr das Festhalten nicht vom Loslassen trennen. So mäandern alle Texte dieser Ausgabe zwischen diesen Polen: Halten, bleiben, konservieren und loslassen, freigeben, hinter sich lassen. Anne macht den Anfang in vollem Bewusstsein, dass dieses die vorletzte Reihe an Texten aus der Rubrik Mensch zu Mensch ist. Sie nutzt die wunderbar herbstliche passende Metapher des Wechsels der Jahreszeiten. Aber lest selbst.

Schritte zwischen den Zeiten
Anne

Diese Tage, irgendwo zwischen Herbst und Spätsommer. Morgens ist es kühl, fast kalt, aber tagsüber hat die Sonne noch genügend Kraft, sodass Jacke und Schal überflüssig werden, zumindest für eine kurze Zeitspanne. Am späten Morgen, genau in der Zeit zwischen Jacke und T-Shirt, in der Zeit, in der man sich entscheiden muss, ein wenig zu frieren oder den Schritt zu verlangsamen, um in der Jacke nicht ins Schwitzen zu geraten, nachdem man nach wenigen Schritten schon den Schal abgelegt hat, muss ich ein paar Besorgungen erledigen. Da das Wetter ganz herrlich herbstlich ist, gehe ich zu fuß, statt wie üblich mit dem Rad zu fahren. Denn mit dem Rad ist man zu schnell und zu sehr auf den städtischen Verkehr konzentriert, um dieses Wetter und diesen Moment in genau dieser Jahreszeit, die eigentlich eher ein Schritt zwischen den Jahreszeiten ist, wie eine Türschwelle, man hat das einen Zimmer noch nicht verlassen, steht aber schon mit dem anderen Fuß im anderen Raum, zu genießen. Den Schritt durch die Jahreszeiten sollte man zu Fuß tätigen! Ich gehe am „langen Tisch“ vorbei, vorbei an Kastanienbäumen und ich kann nicht anders als eine aufzuheben. Ich muss immer eine der Kastanien aufheben, wie ein Kind immer einen besonders schönen Stein aufheben muss. Ich stecke die Kastanie in die Jackentasche und halte sie fest. Gibt es ein schöneres Gefühl als in diesem Schritt zwischen den Jahreszeiten eine feste und doch so zart anfühlende Kastanie in der Jackentasche zu haben? Und man glaubt, man könnte diesen Moment, dieses Gefühl mitsamt der Kastanie festhalten….

Aber so einfach ist das Festhalten nicht. Festhalten ist das Gegenteil von Loslassen und beides bedingt einander, beides ist notwendig. Stehen wir am Abgrund ist Festhalten notwendig, lebensnotwendig und unabdingbar! Stehen wir zu lange am Abgrund, verkrampfen wir im festhalten, werden bewegungslos und unsere Kräfte schwinden. Wenn in dieser Situation eine Hand sich helfend zu uns streckt, müssen wir sie nehmen, und genau dieses Zupacken, dieses die Hand, die Chance Ergreifen ist auch risikobehaftet, denn für einen kurzen Moment müssen wir loslassen, ehe wir uns wieder festhalten können. Aber wir wissen, dass es notwendig ist, das Loslassen, damit wir den Abgrund verlassen können. 

Die Situation am Abgrund ist natürlich ein plakatives Bild des Festhaltens. Ich bin mir dessen bewusst, ich habe es bewusst gewählt. Zum Glück stehen wir nicht tagtäglich am Abgrund, auch wenn ich mir gewiss bin, dass es Menschen gibt für die es sich über Zeiträume genau so anfühlt. Denen wünsche ich von Herzen, dass sie die Kraft haben sich festzuhalten und genug Kraft und den Mut haben loszulassen, wenn sich ihnen eine helfende Hand entgegenstreckt. 

Ich kann nur erahnen wie schwierig genau das ist, denn schon im Kleinen ist es so schwer loszulassen. Gerade wenn Herz und Hirn versuchen, einen Kompromiss auszuhandeln, weil Hirn weiß, dass es an der Zeit ist. Dass loslassen wichtig und richtig ist, weil das Festhalten zu viele Kräfte bindet und zu viele Ressourcen beansprucht, weil wir schon über Wochen im Zwiespalt des schlechten Gewissens versuchen, allen gerecht zuwenden und dabei selber zu kurz kommen. Das wissen wir, das sagt das Hirn sehr direkt und eindringlich und mit jedem Tag, von Woche zu Woche wird es schonungsloser im Darstellen der Wahrheit, weil das Herz so gut im Ausblenden und Schönreden ist. Weil das Herz so gerne festhält, wo es in seiner Muskelfunktion doch genau dieses immer wieder Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr tun muss, damit wir immer wieder Kastanien sammeln können auf dem Schritt zwischen Sommer und Herbst. Und obschon dieser Muskel dies so selbstverständlich tut, schmerzt unser Herz, wenn es loslassen muss, wie ein Muskel schmerzt, wenn wir ihn lange beansprucht haben und die Kontraktion endlich nachlassen darf. Eine Art Entspannungsschmerz, zumindest auf muskulärer Ebene. Wenn die Seele loslassen muss, weil das Hirn doch nun schon zum x-ten mal erklärt hat, dass es sein muss, dass es das Beste ist, dass es auch mittel- und langfristig uns selbst schützt, weil es unsere Ressourcen schützt, weil das Hirn uns mit dieser Entscheidung beschützt, also wenn die Seele, das Herz loslässt, dann schmerzt es und dann verkrampft sich der Körper, der Nacken, der Rücken, der Kiefer, die Hand, die um die Kastanie liegt, die diese fest hält. Dann wird das Festhalten an dieser Kastanie noch viel mehr als nur eine kindliche Macke und Spielerei. Dann wird sie zum Symbol, was wir uns erst eingestehen müssen und dann sitzen wir vielleicht in einem Café, mit dem Laptop, einem Buch neben sich, zum Beispiel Benedict Wells „Vom Ende der Einsamkeit“, auf dem eine Kastanie liegt, dann hören wir Sir Simon “How To Land A Plane” und Caspers “Alles war schön und nichts tat weh” über unsere Kopfhörer und fühlen uns ertappt in Zeilen wie “I’ve been never good at Goodbyes”  und dann schreiben wir solche Texte. Obwohl wir eigentlich lieber lesen wollen, um nicht zu schreiben, wir aber wissen, dass dieses Buch Tränen bedingt, erst recht wenn man es genau jetzt liest und es deswegen keine kluge Wahl war, genau dieses Buch jetzt einzupacken, es gäbe doch genügend andere. Dann schreiben wir solche Texte, weil wir ja eigentlich schon längst am vergangenen Montag beschlossen haben, dass wir loslassen müssen und werden. Wir, alle Redakteur:innen, und weil wir das Schreiben und das Loslassen so lange aufgeschoben haben, weil es ja, nun da es beschlossen ist, der vorletzte Text sein wird, den wir schreiben und wenn er geschrieben ist, dann ist es ja nur noch ein letzter Text, der bleibt, also aufschieben. Das Schreiben des vorletzten Textes aufschieben, damit wir uns ein wenig Zeit verschaffen können um loszulassen, oder um noch ein wenig länger festhalten zu dürfen, ehe wir den letzten Text schreiben müssen, den letzten Text schreiben können, den letzten Text schreiben dürfen. Wir können natürlich weiter schreiben, wer hindert uns daran, nur dieses Format müssen wir loslassen, schreiben aber kann man immer. Und festhalten bedeutet auch ein Verharren, man ist unflexibel, man verkrampft, man wird unbeweglich, weil Muskeln die Gelenke, den Körper eben nur durch das Spiel aus Kontraktion und Relaxation bewegen können. So sind festhalten und loslassen das Zusammenspiel, was uns als Menschen bewegt, uns weiterkommen lässt und Veränderungen erbringt, sie aber auch erst dadurch möglich werden. Und Veränderungen bedeuten Loslassen, was schwierig und schmerzhaft sein kann, was aber auch Neues ermöglicht. Den Schritt zwischen den Jahreszeiten, den müssen wir gehen, denn er passiert sowieso, wir können ihn aktiv machen und dabei Kastanien sammeln, die uns als Erinnerung auch in Herbst und Winter noch begleiten und an denen wir uns von Zeit zu Zeit festhalten können.  

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Irgendwo zwischen Loslassen und Festhalten begegnet uns auch Laura in ihrem Text. Sie hat einen ganz beweglichen Fixpunkt gewählt: Ihren inneren Kompass, der stabil am Kurs festhält und dennoch beweglich bleibt, sodass er hilft, von alten Glaubenssätzen abzukehren und doch am eigentlichen Kern festzuhalten. 

Mein Kompass  
Laura

Ich halte fest. Ich halte fest an alten Gewohnheiten, denn sie geben mir ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Ich halte fest an Erinnerungen, die mir Freude bescheren. Ich halte fest an dem Glauben, dass ich das, was ich mir vornehme, auch schaffe. Ich halte fest an Hoffnung und werde manchmal enttäuscht. 

Ich möchte daran glauben und festhalten, wenn mir Menschen etwas versprechen. Ich möchte mich darauf verlassen können, dass es stimmt und das sie ihr Bestes geben, um es zumindest zu versuchen. Ich möchte auch an den Konsequenzen festhalten, die ich ankündige, doch genau das fällt mir oftmals schwer. Wieso das so ist, versuche ich zu reflektieren…

Es fällt mir schwer, weil ich an alten Gewohnheiten festhalte, in denen ich mich oftmals nicht an die angekündigten Konsequenzen halte. Hier entsteht ein Konflikt, ein innerer Konflikt, der zu Stress und Gedankenspiralen führt. Es gibt meine innere Stimme, die mir sagt: „Halt dich an deine Konsequenzen, halt dich daran fest, was ich dir versuche mitzuteilen, denn ich weiß, was gut ist für dich, auch wenn es dir als schwer erscheint. Es ist schwer, weil wir es nicht wagen. Ist die Schwelle einmal überschritten, dann wird es nicht unbedingt leichter, aber irgendwann weniger schwer.“ Und es gibt meine alten Gewohnheiten und Glaubenssätze, die mir sagen: “Nein, halt an uns fest. Auf die Gefahr hin, dass du eine andere Person verletzt, halt dich zurück, stell dich hinten an, du trägst die Verantwortung dafür, dass es ihnen gut geht.“ Diese beiden Anteile führen Streit. Ähnlich wie zwei Teams beim Tauziehen, es geht hin und her. Ähnlich wie Kopf und Herz, die oftmals nicht in Einklang miteinander sind. 

Gedanken und Grenzen verschwimmen, es fühlt sich an wie kopfüber in eine große Welle reinzuspringen, in der man plötzlich die Orientierung verliert. Es macht mir Sorgen, es macht mir auch etwas Angst, aber ich will nicht länger festhalten an diesen alten Glaubenssätzen, die scheinbar gar nicht meiner inneren Stimme entsprechen. 

Ich bin froh, dass meine innere Stimme stärker wurde und sich nun auch mal wieder zu Wort meldet und mit diesen alten Glaubenssätzen in Konkurrenz tritt. Denn somit haben sie noch nicht gleich gewonnen. Vielleicht ist es ein Langstreckenlauf und ab und an wird er zum Kopf-an-Kopf-Rennen. Eigentlich mag ich Wettkämpfe, ich bin eine Wettkampfperson. Ich wünsche mir immer zu gewinnen. In diesem Fall steht meine innere Stimme stellvertretend für mich und ihr wünsche ich den Sieg. Ich wünsche, an den Konsequenzen festzuhalten, für mich und mein Wohlbefinden zu sorgen und die Verantwortung an die Menschen zurückzugeben, zu der sie auch gehört. Nicht ich bin dafür verantwortlich, dass es ihnen gut geht, sondern sie selbst. Ich bin dafür verantwortlich, dass es mir gut geht. Es ist meine Aufgabe, mich abzugrenzen und daran festzuhalten, was für mich das Beste ist. 

Es ist an der Zeit, alte und ungesunde Glaubenssätze loszulassen und an mir und meiner inneren Stimme festzuhalten. Ich halte mich an ihr fest, denn sie ist mein Kompass. 

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Manchmal kann man den besten Kompass haben – den Hafen zu verlassen ist dennoch eine Aufgabe voller Wagnis, die wir gerne aufschieben. So geht es Annika – wie vielen von uns – in Bezug auf dieses Projekt und wie immer findet sie dafür wahnsinnig bewegende Worte. 

Vom Festhalten und Loslassen
Annika

Vor einiger Zeit habe ich hier an dieser Stelle schon mal darüber geschrieben, dass ich nicht gut loslassen kann. Dass es mich beunruhigt, etwas gehen zu lassen, weil ich befürchte, meine Entscheidung hinterher zu bereuen. Weil ich Angst habe, etwas zu verpassen. Weil ich meinem Kontrollbedürfnis nicht vollständig nachkommen kann, wenn ich Gewohntes gehen lasse und neue Wege bestreite. 

Also drücke ich mich so gut es geht davor, eine Tür zu schließen. Ich tendiere dazu, Bekanntschaften nicht aktiv zu beenden, sondern auslaufen zu lassen. Ich lasse mir gedanklich immer eine kleine Hintertür offen, wenn ich etwas beende - weil ich mich scheinbar nur dann sicher fühle, wenn ich mir alle Optionen offen halte. Also halte ich jeden einzelnen Faden, der mich mit etwas Vergangenem verbindet, so fest in der Hand, dass sich meine Fingerknöchel weiß färben. 

Dieses Verhalten ist nicht gesund. Es bringt mich nicht weiter. Und jedes Mal, wenn ich versuche nach vorne zu gehen, halten mich die Fäden zurück. Sie halten mich an Dingen, die eigentlich schon längst nicht mehr Teil meines Lebens sind. 

Die Krux daran ist, dass ich mich dadurch nicht einmal vor den gefürchteten Abschieden bewahre. Im Gegenteil - ich ziehe sie künstlich in die Länge. Jedes Mal, wenn ich einen der Fäden besonders stark in meiner Hand spüre, erinnert er mich an das, was ich nicht los lassen will. An das, was schon längst nicht mehr zu mir gehört. An das, was ich bereits verloren habe. Ich reiße die Wunde immer wieder aufs Neue auf. Und irgendwann stehe ich in einer Blutlache und kann überhaupt nicht mehr zuordnen, welche Wunde denn nun besonders stark schmerzt.

Besonders schwer fällt mir das Loslassen, wenn mein Herz so sehr an dieser einen Sache oder Person hängt, aber meine rationalen Gedanken gute und nachvollziehbare Gründe dafür hervor bringen, weshalb Loslassen die beste Option wäre. In den letzten Tagen gab es eine solche Situation. Denn wir, die Redakteur:innen von angstfrei.news, haben die Entscheidung getroffen, dass diese Ausgabe die vorerst Vorletzte von angstfrei.news werden soll. Die Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben, sind allesamt gut durchdacht und nachvollziehbar. Es ist die beste Option, die wir wählen konnten. Und doch fiel sie wahnsinnig schwer. 

Der Gedanke, dass dieses Projekt, zu dem ich ursprünglich aus einer Laune hinzu gestoßen bin und welches mich - mit Unterbrechungen - nun seit eineinhalb Jahren begleitet, vorerst ein Ende findet, tut weh. Es schmerzt, nicht mehr in diesem Redaktionsteam tätig zu sein, in dem ich mich unterstützt, bestärkt und begleitet fühlte. Es wird ungewohnt sein, mir nicht wöchentlich Gedanken zu einem neuen „Von Mensch zu Mensch“-Beitrag machen zu müssen. 

Ich versuche, die Entscheidung sacken zu lassen. Drüber zu schlafen, mit einem rationaleren Blick darauf zu schauen. Und als ich am nächsten Tag in mich hinein fühle, muss ich mir eingestehen, dass ich sie immer noch für die beste Option halte.  

Loslassen ist ein Prozess. Es geschieht nicht auf Knopfdruck, nicht auf Kommando. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Trauerprozess, in dem es immer mal wieder kleine Rückfälle gibt, weil da plötzlich ein Geruch, ein Gefühl oder eine Erinnerung auftaucht, die uns zurück wirft. Und so wird es auch eine Weile dauern, bis ich den Faden, der mich mit angstfrei.news verbindet, zerschneiden kann. Vielleicht klappt es auch nie vollständig, wer weiß das schon. Aber ich wünsche mir, dass die schönen Erinnerungen irgendwann den Schmerz des Loslassens überdecken können. 

Loslassen ist schwer. Manchmal ist es mir sogar unmöglich. Ich möchte mich nicht davon verabschieden, „Von Mensch zu Mensch“-Beiträge zu verfassen. Ich möchte keinen letzten Schlusssatz schreiben. Vielleicht höre ich deshalb einfach mittendrin

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Loslassen ist ein Schritt aus der Komfortzone hinaus. Das wird in Annikas Text spürbar. Tina denkt den Gedanken weiter und teilt mit uns, wo sie Festhalten als Akt des Mutes sieht, und wo zum eigenen Selbstschutz und Selbstwert das Loslassen die richtige Wahl ist.

Nicht immer lohnenswert
Tina

„Festhalten“….mein erster Gedanke war, dass ich an nichts mehr festhalte. Das ich Menschen loslasse die nicht mehr zu mir bzw. zu meinen Werten passen. Und ich auch nicht mehr bereit bin mit aller Brachialgewalt Menschen davon zu überzeugen, dass ich hinter ihnen stehe. Auch will auch ich keine Überzeugungsarbeiten mehr leisten, zu beweisen, was für ein vertrauenswürdiger, ehrlicher und liebevoller Mensch ich doch bin. Nein, daran möchte ich nicht mehr festhalten. Entweder jemand weiß mich zu schätzen oder eben nicht. Ja, das war mein erster Gedanke. Doch festhalten beinhaltet nicht nur Freundschaften oder Partnerschaften. Es geht auch um Werte, die man besitzt. Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Liebe Verantwortung, Zuverlässigkeit, Treue usw. An diesen moralischen Werten will ich festhalten und ich hoffe, dass mir diese Werte niemals verloren gehen. Denn das ist es, was meine Persönlichkeit auszeichnet.

Der Mensch verändert sich nicht nur äußerlich mit den Jahren, auch innerlich findet ein Reifeprozess statt. Was ich noch vor fünf oder zehn Jahren festhielt, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Und ich bin wirklich eine treue Seele. Z.b. halte ich meinem Solarium schon seit 15 Jahren die Treue. Ich käme gar nicht auf die Idee, ein anderes auszuprobieren, warum auch, wenn ich doch zufrieden bin. Genauso geht's mir mit meinem Lieblings-Blumenladen, oder Lieblingsitaliener. Gut, ich denke das ist jetzt auch keine Seltenheit. So wird es vielen gehen. Aber wenn man das weiter ausbreitet und auf andere Lebenssituationen lenkt, dann steht man sich selbst im Weg. Denn damit kann man sich auch wertvolle Chancen verbauen, wenn man auf seiner unflexiblen Schiene weiterfährt, anstatt die festgefahrene Struktur aufzubrechen.

Ich finde festhalten kann mutig sein, es kann aber auch genauso gut Feigheit bedeuten. Gerade, wenn man sich richtig schön in seiner Komfortzone eingekuschelt hat. Es gibt so viele Lebensbereiche, in denen wir uns ehrlich hinterfragen sollten, ob festhalten noch eine Option ist. Hinzu kommt auch die eigene Wertfrage. Schätze ich mich selbst genug, um zu erlauben, dass andere mich respektlos behandeln dürfen? Und genau das ist es, was ich mit den Jahren gelernt habe. Ich achte inzwischen ganz genau darauf, welche Menschen ich in mein Leben lasse. Wer mein Vertrauen verdient und wer nicht.  

Und ganz wichtig: Wer mit mir die gleichen Werte teilt.     

Im letzten Text dieser Rubrik balanciert auch Katharina irgendwo zwischen Loslassen und Festhalten und kommt letztlich zu dem Schluss: Wer gekonnt loslässt, schafft Verbindungen, die für immer halten.

Loslassen ist das neue Festhalten
Katharina

Dranbleiben! Festhalten! Nicht aufgeben! Ich weiß nicht, wie es euch geht - aber ich bin mit der Erzählung groß geworden, dass es sich zu Kämpfen lohnt, dass es noch eine Lösung gibt, ich sie nur noch nicht gefunden habe und dass ich nur genug Energie geben muss, dann wird es schon werden. Vom Dorfkind zur Cosmopolitin – von der Tellerwäscherin zur Millionärin – plötzlich ist alles möglich. Die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg bin ich selber. So wird das Leben zum Balanceakt des Richtigmachens. Stehe ich stabil, ergibt sich ein Rausch an Leben, weht eine steife Brise entlang des Seils, das ich über den nächsten Abgrund geflochten habe, zwingt mich die Angst vorm Fallen auf meine Knie. Mit Glück rette ich mich über den Abgrund. Und wenn ich dann da so stehe, stelle ich fest, dass ich es auf der anderen Seite eigentlich viel schöner fand. Vom Fallen will ich hier gar nicht sprechen. 

Und doch bin ich so: Ich halte fest. Gerade dann, wenn ich an das Bild von der Sache in meinem Kopf glaube oder auch nur glauben will. In vergangenen Beziehungen ist mir das oft so gegangen. Mein heißes Gedächtnis erinnert erste Küsse, Liebesschwüre, gemeinsame Perspektiven und kleine Momente in einer Klarheit, dass mir davon noch heute schwindelig werden kann. Wenn diese Erinnerungsverliebtheit auf eine zarte Resthoffnung und vielleicht meine Angst allein zu sein fällt, setzt sie gefühlt unerschöpfliche Energie frei. Und mit der hänge ich mich rein und halte fest, bis mir die Arme taub werden oder jemand mir beim halten hilft. Und immer dachte ich im Nachgang in aller Klarheit über diesen Prozess aufrichtig verwirrt: "warum habe ich so lange festgehalten?"

Weil es mir nicht egal war. 

Diese simple Erkenntnis gibt mir Frieden, denn darin liegt der Kern meines Wesens verborgen: Verbundenheit ist mir wichtig. Deswegen pflege ich sie mit aller Liebe, die ich habe. Deswegen leide ich darunter, wenn ich dem mal wieder nicht gerecht werde – aber das ist eine andere Geschichte. Beiden gemein ist der Haken an meinem Verbundenheitsbegriff: In meiner Welt trage ich für die Verbundenheit die Verantwortung. Das heißt ich fürchte, dass wenn ich mich nicht für die Verbindung engagiere, einbringe und investiere, dann ist sie weg. Versteht mich nicht falsch, natürlich braucht Verbundenheit Engagement – aber eben das Engagement von beiden Seiten. Und das ist in meinem Kopf irgendwie nicht abgespeichert – weil es mir eben nicht egal ist. 

Aber es gibt Momente, da ist das nicht-Festhalten die viel wertschätzendere Form der Verbundenheit. Bei Kindern ist es das Flügge-werden-lassen, im Job ist es die Gelegenheit, weiterzukommen und manchmal ist ein liebevolles, achtsames und bewusstes Ende eine Form von Wertschätzung, die innerhalb der Beziehung (welcher auch immer) so einfach nicht mehr möglich war. Und ist das nicht auch eine Form der Verbundenheit? Die gemeinsamen Momente benennen, zelebrieren, konservieren, erinnern, abspeichern, wertschätzen und dann gemeinschaftlich einsortieren in das große Ganze dessen, was man im Leben erinnern möchte, einfach, weil es schön war? Wie viel weicher wäre dann die Erinnerung an das, was man einmal geliebt hat, wenn der Abschied nicht mit schlappen Armen und Einsamkeit, sondern mit Liebe und Wohlwollen verbunden ist? Ich finde das eine schöne Vorstellung. 

Mit dieser Vorstellung begehe ich auch das Ende von angstfrei.news. Wir sind aus ganz unterschiedlichen Gründen an ein ganz natürliches Ende dieses Projektes geraten, wie ihr im Editorial gelesen habt. Das ist in Ordnung. Wir haben sehr, sehr lange festgehalten, umstrukturiert, das Team erweitert, gestaltet. Auch das war wichtig und richtig. Jetzt ist es Zeit, dieses besondere Projekt in bedeutsame, liebevolle Erinnerungen zu archivieren. Und auch das ist gut so. 

Heißt das, die Verbundenheit vergeht? Nein. Angstfrei.news bleibt als Archiv, Option und als Gruppe wundervoller Menschen, die einander und viele andere durch eine Pandemie und darüber hinaus begleitet haben. Das verbindet weit über diese Webseite hinaus stärker, als es das Festhalten allein je geschafft hätte. 

Tipps der Woche

Festhalten - Loslassen
Festhalten und Loslassen, wie wir schon festgestellt haben, sind diese zwei Komponenten eng miteinander verknüpft. Was lohnt sich festzuhalten, wann sollten wir loslassen? Wir können keine Tipps zum Festhalten formulieren, ohne auch das Loslassen mitzudenken. Und zum Loslassen hatten wir bereits vor rund einem Jahr, am 07. November 2020, eine Ausgabe gestaltet, die wir euch an dieser Stelle auch nochmal ans Herz legen möchten. Dort findet ihr auch eine Reihe Tipps, ob zum materiellen Festhalten/Loslassen, oder dazu, wie wir innere Anspannung loslassen. 
Angstfrei.news - Loslassen 

Vom angenehmen und schmerzhaften Festhalten
So manche Formen des Festhaltens vermitteln uns Sicherheit und Routinen - sie lassen uns gut fühlen. Sie stärken uns in unserem Alltag - völlig egal, ob wir diese Kraft aus unserem Glauben, aus Meditation oder einfach aus unserer festen Morgenroutine ziehen. Im Gegensatz dazu gibt es allerdings auch Formen des Festhaltens, die uns schaden. Die uns länger in Situationen halten, als es uns gut tun würde. Besonders schwer wird es, wenn es sich um eine Person handelt, die wir festhalten wollen, obwohl wir eigentlich tief in unserem Inneren schon wissen, dass wir uns damit keinen Gefallen tun. Weshalb es uns in diesen Fällen helfen kann, wenn wir den Kontakt vollständig abbrechen und was für Ideen es gibt, positive Routinen in unseren Alltag zu integrieren, könnt ihr unter folgenden Links nachlesen:
Deutschlandfunk Nova (positive Routinen)
Deutschlandfunk Nova (Kontaktabbruch als Selbstschutz)

Dies und Das

Was wollt ihr festhalten?
Ja, Corona hat uns ordentlich gebeutelt. Aber - um es mal schön kitschig zu verpacken - vielleicht war ja tatsächlich auch nicht alles schlecht, was aus den Einschränkungen resultierte. Könnt ihr euch an solche Gedanken erinnern, wie “Ich wünsche mir, dass XX oder YY auch nach Corona noch so weiter läuft”? Ertappt ihr euch vielleicht auch manchmal selbst dabei, wie ihr jetzt schon wieder einer Form der Alltagshektik verfallen seid, nachdem ihr euch mitten im Lockdown noch geschworen habt, künftig alles ruhiger anzugehen? Dann kommt hier euer persönlicher Erinnerungsservice mit Dingen, die Menschen im Jahr 2020 als positiv empfunden haben - und die sie nachhaltig festhalten wollen:
jetzt.de

Eine Playlist zum Festhalten
Songs, die Halt geben, Songs, die wir mit schönen Momenten verbinden, mit Momenten, die wir festhalten und in Erinnerung behalten möchten, Songs, die wir einfach mit dem Wort “festhalten” in Verbindung bringen. Hier haben wir sie für Euch aufgelistet. Viel Spaß beim Durchhören. 
Sir Simon “How To Land A Plane”
Casper “ALLES WAR NEU UND NICHTS TAT WEH”
Clueso “Kein Bock zu geh’n”
Mozart Musical “Gold von den Sternen”
Wicked “For Good”
Alin Coen Band “Festhalten”
Tom Waits “Hold On”
Hurts “Stay”
James Morrison feat. Nelly Furtado “Broken Strings” 
Queen “Love of my life”
Bosse “Matrosen”

Nun ist auch diese, die vorletzte Ausgabe angstfrei.news zu ende. Wir haben alles, was wir mit dem Festhalten in Verbindung bringen, niedergeschrieben, Ihr habt das, was Euch interessiert gelesen und vielleicht noch ein wenig mehr. Danke dafür!  

Wenn ihr noch etwas teilen möchtet, oder etwas auf dem Herzen habt, schreibt uns gerne unter angstfrei.news@gmail.com - wir freuen uns auf Euch!

Euer angstfrei.news Team.

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