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Freunde und Freundschaft | 25. September 2021

Tina

Liebe Leser:innen,

echte Freundschaften helfen uns, zu dem Menschen zu werden, der wir sind, zu uns zu stehen, uns zu entdecken. Was unsere Freunde über uns sagen, kann uns überraschen. Oft ist das etwas ganz anderes als das, was z.B. unsere Familie über uns sagt. Freunde verändern unser Selbstbild: Sie zeigen uns positive und wertvolle Züge, die vorher noch nicht hervorgehoben wurden.

Die in der Freundschaft liegenden Stärken machen es uns also möglich, unser Selbstbild zu erweitern.

Freundschaft ist wie Liebe. Sie kann genauso stark, leidenschaftlich, intensiv, dauerhaft, tief und intim sein wie Liebesbeziehungen. Der einzige Unterschied ist, dass es in einer Freundschaft keine Sexualität gibt. Ein Freund ist weder ein Partner noch ein Kumpel, sondern ein Mensch, mit dem wir etwas teilen, und zwar etwas ganz Besonderes, Tiefes, Authentisches und Persönliches.

Manchmal laufen Freundschaften auch aus, enden behutsam. Nicht unbedingt, weil man sich nicht mehr mag, sondern weil man sich in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt. Die Freundschaft bleibt somit in guter Erinnerung, während wiederum manche Freundschaften ein jähes Ende finden. Entweder weil sich jemand verraten fühlt, oder weil der oder die andere eine Seite von sich zeigt, die nicht zu den Werten des anderen passt.

Wahre Freunde haben Seltenheitswert. Sie sind handverlesen, es ist wie die Suche nach einem Diamanten.

Deshalb spiegelt sich Freundschaft in Respekt wieder. Die Achtung, Anerkennung und Wertschätzung füreinander muss von beiden Seiten gegeben sein.

Denn wie einst Heinz Rühmann so schön sang: Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste was es gibt auf der Welt.

Doch wie halten es unsere Autor:innen mit Freundschaft? Laura erzählt, wie sie trotz neuer Freundschaften, auch ihren alten Freundeskreis pflegt. Und Tina bringt in einem Songtext die Bedeutung von Freundschaft auf den Punkt.

Das Schwarzbrot führt diese Woche ein informatives Interview, indem es um die Wichtigkeit von Präsenzunterricht in der Corona-Pandemie für Schüler*innen geht.

Und auch in unseren Nachrichten bleibt die Pandemie ein Thema. U.a empfiehlt die STIKO eine Auffrischungsimpfung für Risikopatienten. Aber auch die Thematik der Radikalisierung der Querdenker, vor der die Polizeigewerkschaft rapide warnt, ist ein interessanter Lesestoff.

Natürlich haben wir wieder den ein oder anderen hilfreichen Tipp für euch und unsere Gute-Laune-Playlist wartet darauf, gehört zu werden.

Also schnappt euch euren Lieblingsmenschen und tanzt in ein schönes Wochenende.

Eure Tina und das Team von angstfrei.news

Ganz wichtig: Was meint ihr zum neuen Konzept und zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.

Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com, oder über Instagram.

Die guten Nachrichten der Woche

Impfstoff-Zulassung für unter 12-Jährige Anfang 2022 erwartet
Der Impfstoff von BioNTech und Pfizer erweist sich auch bei Kindern als sicher und wirksam. Das zeigen erste Studien der beiden Pharmaunternehmen, die vergangene Woche in Mainz vorgestellt wurden. Dabei wurde das Vakzin bei fast 2270 Fünf- bis Elfjährigen angewendet.

Die Kinder zeigten Antikörper, die vergleichbar mit früheren Studien bei 16-25-Jährigen sind. Auch Nebenwirkungen fielen vergleichbar gering aus. Das Unternehmen möchte nun die Zulassung beantragen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet mit einer Zulassung Anfang 2022.
Tagesschau.de

BioNTech-Team erhält Paul-Ehrlich-Preis
Die BioNtech Gründer:innen Özlem Türeci und Ugur Sahin erhalten gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Katalin Karikó den Paul-Ehrlich-Preis-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis für Grundlagenforschung. Insbesondere zeichnete die Stiftung "ihre Erforschung und Entwicklung von Messenger-RNA zu präventiven und therapeutischen Zwecken" aus. Mit dieser Technologie könne in Teilbereichen der Medizin ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, was die Gabe von Antigenen, therapeutisch wirksamen Proteinen sowie die interne Produktion in den Körperzellen von Patient:innen betrifft.

Nicht zuletzt wird mit dem Preis auch die "spektakulär schnelle" Entwicklung des hoch wirksamen Impfstoffes ausgezeichnet. Der Preis ist mit 120.000 Euro dotiert. In der Vergangenheit haben Preisträger:innen nach dem Paul-Ehrlich-Preis auch einen Medizin-Nobelpreis erhalten.
Spiegel.de

Schwarzbrot Interview: Über die Wichtigkeit von Präsenzunterricht für Schüler:innen

Steffen

Frau Moro ist Referendarin an einer Gesamtschule und unterrichtet Englisch und Erdkunde. Wieso das Tragen einer Maske das Unterrichtsgeschehen erschwert, welche familiären Probleme das Homeschooling offenbart hat und wie die Corona-Testpflicht angenommen wird, erfahrt im folgenden Interview.

angstfrei.news: Schönen guten Tag Frau Moro. Vielen Dank für Ihre Zeit für ein Interview mit angstfrei.news. Das neue Schuljahr hat vor kurzem begonnen; wie ist die derzeitige Lage an Ihrer Schule?

Moro: Die Situation hat sich mittlerweile ein wenig entspannt. Während der ersten beiden Wochen galt bei uns noch für alle die Maskenpflicht. Aufgrund der verringerten Inzidenz muss vorerst keine Maske mehr im Unterricht getragen werden. Das wirkt sich positiv auf den Unterricht aus.

angstfrei.news: Was genau wird durch das Wegfallen der Maske leichter?

Moro: Einige Schüler:innen bekamen durch die Maske schlechter Luft, klagten über Atemnot oder Übelkeit. Sie mussten dann während des Unterrichts häufiger ans Fenster, um frische Luft zu schnappen. Die Maske erschwert generell einfach das Sprechen, was vor allem im Englischunterricht deutlich wurde. Gerade bei fremden Vokabeln hilft das Beobachten der Lippenbewegungen, um die Aussprache richtig zu lernen. Es ist insgesamt einfach schöner, die komplette Mimik meiner Schüler:innen zu sehen anstatt nur die Augenpaare.

angstfrei.news: Welche Schwierigkeiten hat das Unterrichten während der Corona-Pandemie in den vergangenen anderthalb Jahren noch mit sich gebracht?

Moro: Da ich mich ja noch im Referendariat befinde, war es für mich schwer, überhaupt etwas zu planen. Man wusste ja nie so recht, wie viele Schüler:innen anwesend sein werden. Insgesamt gab es durch das ganze Hin und Her viel weniger Lernzuwachs bei den Schüler:innen. Zusätzlich verliert man durch das Homeschooling den persönlichen Kontakt und man hat viel weniger Einblicke in das, was sich zu Hause abspielt. So verfügen beispielsweise nicht alle Schüler:innen über eine Webcam und manche wollte diese, möglicherweise auch aus Scham, nicht anschließen.

angstfrei.news: In wie fern haben Sie dann überhaupt von möglichen familiären Problemen bei den Schüler:innen mitbekommen?

Moro: Das wurde dann schon sehr stark deutlich, als wieder Wechsel- beziehungsweise Präsenzunterricht möglich war. Manche Schüler wollten nach der Schule gar nicht mehr nach Hause, weil es dort so starke Probleme gab. Ein 17 Jahre alter Schüler kam einmal persönlich auf mich zu, um mir von seinen Schlafstörungen zu erzählen. Das war dann schon in einigen persönlichen Gesprächen sehr alarmierend.

angstfrei.news: Wie sind Sie persönlich mit der herausfordernden Situation zu Beginn Ihrer Lehrerlaufbahn umgegangen?

Moro: Natürlich habe ich so gut es geht versucht, für die allgemein angespannte und schwierige Lage Verständnis aufzubringen. Und das Ganze irgendwie mit einer gewissen Portion Leichtigkeit anzunehmen. Fairerweise wurde auch auf die sehr anspruchsvolle Lehr- und Lernsituation von meinen Ausbildungs- und Studienleiter:innen Rücksicht genommen. Mittlerweile ist der Unterricht ja auch dank der rückläufigen Corona-Fallzahlen wieder planbarer geworden.

angstfrei.news: Wie läuft das mit den Corona-Testungen bei Ihnen an der Schule ab?

Moro: Die Schüler:innen müssen sich zweimal die Woche, montags und mittwochs, testen lassen. Sie kommen dann 15 Minuten früher zur Schule, testen sich gegenseitig und zeigen danach das Testergebnis im Unterricht vor. Das gleiche gilt auch für ungeimpfte Lehrkräfte.

angstfrei.news: Wie wird die Testpflicht von den Schüler:innen aufgenommen?

Moro: Es gibt einige Eltern, die sich darüber beschweren. Viele gehen dann auch den direkten Weg über die Schulleitung. Eltern äußern unter anderem den Wunsch, ihre Kinder schon vorab zu Hause zu testen. Aber auch das dürfen wir aus Infektionschutzgründen derzeit nicht erlauben. Das führt natürlich insgesamt zu einem vergrößerten Kommunikationsaufwand.

angstfrei.news: Was wünschen Sie sich am meisten von der Politik für die Schule?

Moro: Dass die Digitalisierung endlich auch in den Schulen stattfindet. Wir haben immer noch Overheadprojektoren, schreiben auf Tafeln und haben kein durchgängiges Wlan. Die Klassen sind mit teilweise 30 Schüler:innen einfach zu groß. Hier war der Wechselunterricht mit einer halb so großen Klasse wesentlich angenehmer und effektiver.

Ich halte es auch nicht für sinnvoll, dass das Bildungsministerium momentan so stark darauf pocht, dass der verpasste Stoff schnellstmöglich aufgeholt wird. Das baut nur noch mehr Druck auf. Insgesamt sollten die Lehrpläne so umgestellt werden, dass es nicht zu viel ist und etwas hängen bleiben kann. Ich persönlich wünsche mir, dass die Schüler:innen stärker die Chance erhalten, Interessen geleitet zu lernen, wie beispielsweise nach der Montessori-Methode.

angstfrei.news: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch, Frau Moro!

Dieser Artikel ist Teil der losen Reihe von Basisinformationen zur COVID-19-Pandemie, in der wir etwas tiefer in die Nachrichtenlage der Woche einsteigen. Mal eher hintergründig, mal eher serviceorientiert recherchieren wir für euch selbst, statt wie im darunter folgenden Nachrichtenblock Nachrichten auszuwählen und in eine angstfreie Sprache zu übersetzen. Wir hoffen, es mundet euch.

Nachrichten

angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.

STIKO empfiehlt Auffrischungsimpfung für Risikopatient:innen
Die STIKO empfiehlt die Drittimpfung gegen COVID-19 für bestimmte Risikopatient:innen. Nach Begutachtung der Datenlage sei die Ständige Impfkomission (STIKO) zu dieser Entscheidung gekommen, erklärte STIKO-Vorsitzender Thomas Mertens. Zu den Risikogruppen zählen Menschen mit Immundefekten oder Erkrankungen, bei denen das Immunsystem medikamentös reguliert werde, etwa bei Rheuma oder nach einer Transplantation.

Eine generelle Empfehlung für bestimmte Altersgruppen gibt es bisher aber nicht. "Sollte sich herausstellen, dass es ab einem bestimmten Alter gehäuft zu Impfdurchbrüchen kommt, könnte es auch zu einer allgemeinen Impfempfehlung etwa ab 60, 70 oder 80 Jahren kommen", sagte STIKO-Mitglied Frank Zepp den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bereits drei Wochen vor der Empfehlung der STIKO konnten sich medizinisches Personal und Menschen ab 60 Jahren nach individueller ärztlicher Beratung zum dritten Mal impfen lassen.
Tagesschau.de

Ab November: Kein Lohnersatz für Ungeimpfte bei Corona-Quarantäne
Ab November erhalten die meisten Ungeimpften bei Verdienstausfällen wegen einer Corona-Quarantäne keinen Lohnersatz mehr. Darauf einigten sich die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern unter der Woche (22.09.).

Konkret betrifft der ausbleibende Lohnersatz ungeimpfte Kontaktpersonen von Corona-Infizierten, die sich aufgrund des Infektionsverdachts in Quarantäne begeben müssen. Für vollständig Geimpfte gelten die Quarantäne-Regeln meistens nicht. Bisher ist der Staat in diesem Fall für den Lohnersatz größtenteils aufgekommen. Unabhängig von Impfstatus ist der Arbeitgeber weiterhin zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, also auch bei einer Corona-Infektion, verpflichtet.
Tagesschau.de
BR

Polizeigewerkschaft warnt vor Radikalisierung der Corona-Regel-Gegner
Die Polizeigewerkschaft warnt vor einer Radikalisierung der Corona-Regel-Gegner. Mit dieser Warnung reagierte die Polizei auf den tödlichen Angriff auf einen 20-jährigen Tankstellen-Mitarbeiter in Idar-Oberstein am letzten Samstag (18.09.). Nachdem der Mitarbeiter einen 49-jährigen Kunden an die Maskenpflicht erinnert habe, soll dieser ihn in den Kopf geschossen haben. Nach seiner Festnahme bekannte der mutmaßliche Täter gegenüber den Ermittlern, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne. Er wollte mit seiner Tat ein Zeichen setzen. Laut Polizeigewerkschaft sei seit letztem Jahr eine zunehmende Radikalisierung von Gegnern der Corona-Regeln zu beobachten.
Tagesschau.de

UN-Vollversammlung: Afrikanische Staaten kritisieren Impfstoffverteilung
Bei der UN-Vollversammlung haben mehrere afrikanische Staaten die ungleiche Impfstoffverteilung kritisiert. Das Virus kenne weder Kontinente und Grenzen noch Nationalitäten oder sozialen Status, sagte der Präsident Tschads, Mahamat Idriss Déby Itno. Länder und Regionen mit nicht geimpfter Bevölkerung würden zu einer Quelle neuer Virusvarianten. Der angolanische Präsident João Lourenço sagte, die Ungleichheit zwischen Ländern mit Blick auf die Impfstoffverteilung sei schockierend. Manche Länder verabreichten bereits Auffrischungsimpfungen, "während in anderen, wie in Afrika, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung noch nicht einmal die erste Dosis erhalten hat". Der namibische Präsident Hage Geingob sprach in diesem Zusammenhang von "Impfstoff-Apartheid".

US-Präsident Biden hatte am Mittwoch (22.09) zu einem weiteren Impfstoffgipfel geladen. Die USA wollten den Ländern des globalen Südens weitere 500 Millionen Dosen zur Verfügung stellen. Biden hatte bereits im Juni 500 Millionen Dosen versprochen. Davon sind bisher etwa 160 Millionen Dosen ausgeliefert worden. Deutschland will bis Jahresende 100 Millionen Dosen Impfstoff gegen COVID-19 zur Verfügung stellen.
Tagesschau.de
Spiegel.de (Abo)
Spiegel.de (USA verdoppeln Impfspenden)

Firmendaten: Zweite Johnson&Johnson Dosis verbessert Impfschutz deutlich
Eine zweite Dosis Johnson&Johnson verbessert den Schutz vor COVID-19 deutlich. Das legen am Dienstag (21.09.) veröffentlichte Zwischenergebnisse einer Studie mit 30.000 Proband:innen nahe. Die Daten sind allerdings noch nicht von unabhängigen Forschenden begutachtet worden. Laut den Firmendaten steigt der Infektionsschutz von der ersten Dosis zur zweiten Dosis von 67% auf 94%. Zudem ließen sich keine schweren Krankheitsverläufe nach der Zweitimpfung feststellen. Je länger der Erstimpfung her ist, desto stärker scheint die zweite Dosis zu wirken.

Bisher wird der Impfstoff von Johnson&Johnson lediglich einmal verimpft - vor allem an Menschen, die schwer für die zweite Impfung zu erreichen sind - wie Wohnungslose oder bei mobilen Impfaktionen. In Deutschland wurden aktuell etwa 4,4 Mio. Dosen verimpft.
Spiegel.de

USA: Geimpfte Europäer:innen dürfen wieder einreisen
Ab November dürfen geimpfte Menschen aus der Europäischen Union und Großbritannien wieder in die USA einreisen. Vor der Einreise müssen dazu ein Impfnachweis sowie ein negativer Coronatest, der nicht älter als drei Tage sein darf, vorgelegt werden. Testregeln für ungeimpfte amerikanische Staatsbürger:innen werden unterdessen verschärft: Innerhalb eines Tages nach Rückkehr müssen diese sich nun testen lassen. Eine Quarantäne ist für Geimpfte nicht mehr vorgesehen.

Bis dato durften nur US-Bürger:innen, Besitzer:innen einer Greencard sowie deren Familie in die USA einreisen. Der aktuellen Entscheidung ging deutliches Werben seitens europäischer Diplomat:innen sowie immer lauter werdende Forderungen der Reisebranche voraus. Mit einer kurzen Unterbrechung Anfang dieses Jahres waren die Grenzen damit für insgesamt 18 Monate für Ausländer:innen geschlossen. Die neuen Reisemöglichkeiten quittierte der Aktienmarkt mit hohen Kursen von Flugunternehmen.
Spiegel.de

SPD-Gesundheitsexperte warnt vor vollen Stadien trotz 2G
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt vor vollen Fußballstadien mit Geimpften und Genesen. “Leider ist es auch unter 2G-Bedingungen im Moment noch nicht sinnvoll, die Stadien ganz zu füllen”, sagte Lauterbach der Nachrichtenagentur dpa. Er sehe vor allem die An- und Abreise problematisch. “Halb gefüllte Stadien sind kein Problem mit 2G.”

Anlass für Lauterbachs Warnung ist ein Hamburger Senatsbeschluss. So kann beispielsweise der Fußballzweitligist Hamburger SV das Volksparkstadion wieder voll mit Geimpften und Genesenen auslasten. Andere Fußballvereine nutzen mit der 3G-Regelung nur die Hälfte ihrer Stadionkapazität.
Spiegel.de

Von Mensch zu Mensch

Diesmal haben wir uns auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit unserem Wochenthema auseinandergesetzt. Was uns dabei alle eint, ist die Beschreibung dessen, was uns Freunde und Freundschaften bedeuten. Wie sie uns stärken und was eine gute Freundschaft für uns ausmacht. Tina hat sich dafür sogar an ein Gedicht gewagt. Wir beginnen jedoch erst einmal mit einem Text von Laura, die uns von vergangenen Freundschaften und aktuellen Freunden berichtet und erzählt, wie sich beide voneinander unterscheiden und weshalb sie auf unterschiedliche Weise wichtig für sie sind.

Auf euch, auf uns!
Laura

Mir fällt gleich ein Satz ein: „es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft.“ Diese und noch zahlreiche weitere Weisheiten zum Thema Freundschaft kommen mir in den Sinn. In meinem Beitrag zum Thema Macht, habe ich bereits schonmal Motive erwähnt, die oftmals hinter unserem Verhalten stecken. Hier gibt es neben dem Macht und Leistungsmotiv auch das Affiliationsmotiv, welches für die Kontaktsuche und Bindung zu anderen Menschen steht.

Letztlich sind wir Rudeltiere und brauchen ein soziales Umfeld zum Überleben. Wir brauchen soziale Kontakte zum Interagieren. Wir brauchen Menschen mit denen wir uns verbunden fühlen, auf die wir uns verlassen können, die das Leben mit einem teilen.

Für mich persönlich sind Freundschaften etwas sehr essentielles.

Sie geben mir Halt, sie geben mir Sicherheit, dass da immer jemand ist, wenn ich wen brauche und sie geben mir selbst auch das Gefühl gebraucht zu werden. Mit meinen Freund:innen kann ich Spaß haben, lachen und auch weinen. Sehr viele meiner Freund:innen kenne ich seit Kindheitstagen oder aus meiner Jugend und wir teilen einen langen gemeinsam Weg. Einige davon sind Familie, einige wurden zu dieser. Es wäre für mich unvorstellbar diese Menschen nicht mehr in meinem Leben zu wissen. Beispielsweise bin ich Patentante von den Kindern einer meiner besten Freundinnen die ich seit wir auf der Welt sind kenne, dass fühlt sich an wie Familie und das ist es auch.

Als ich vor ein paar Jahren aus meiner Heimat für mein Studium wegzog, da hatte ich richtiges Heimweh nach meinen Freund:innen. Nahezu jedes Wochenende fuhr ich zurück um mich mit ihnen zu treffen. Einerseits fehlten sie mir, andererseits hatte ich auch Angst etwas zu verpassen, dass ich ich plötzlich nicht mehr Teil von ihnen bin und dass sie mich womöglich vergessen.

Mit den Jahren wurden meine Besuche weniger und dennoch bemerke ich, ich bin nach wie vor ein Teil von ihnen, sie vergessen mich nicht und das Wiedersehen ist oftmals umso schöner. Wir sind Vertraute, es ist niemals fremd, ganz gleich wie lange wir uns nicht gesehen haben. Wir lachen zusammen, wir reden über ernste Themen und vor allem lieben wir uns auf diese freundschaftliche Art, die für mich auch Heilung bedeutet. Mein Herz geht auf, wenn ich mich mit meinen Freund:innen treffe und es tut weh, wenn ich sie wieder verlasse.

Ich bin ein offener Mensch, das war ich schon immer und auf andere Menschen zuzugehen und Freundschaften zu knüpfen fiel mir nie schwer.

So fand ich auch in der neuen Stadt in der ich nun lebe, Bekannte, Kommiliton:innen und Arbeitskolleg:innen die zu Freunden wurden. Darüber bin ich sehr froh und dankbar, denn ich brauche Menschen um mich herum, ich brauche Input, ich brauche Austausch, ich brauche das Vertrauen und die Gewissheit die schönen und auch weniger schönen Tage mit jemanden teilen zu können.

Wir leben in einem Zeitalter in dem Freundschaften zu pflegen durch Technik nicht mehr so schwer ist, wie es vielleicht einmal war. Meine Schwester und beste Freundin, lebt in einem anderen Land und dennoch sind wir so eng miteinander verbunden und stehen in täglichem Kontakt. Ähnlich ist es mit meinen Freund:innen in meiner Heimat. Sie sind da, wenn auch nicht vor Ort. Sie sind mein Fels in der Brandung und dort stehen sie fest, wenn ein Sturm aufkommt. Niemand kann uns die Erfahrungen die wir in unserem bisher jungem Leben machten nehmen, die Erinnerungen und diese Verbindung die bleibt, egal was kommt.

Ich bin sehr froh und dankbar über meine „neuen Freunde“ und dennoch vermisse ich meine „alten Freunde“ sehr. Ich wünschte, trotz aller digitalen Möglichkeiten, wir könnten uns spontan treffen, wenn es mir am Abend vielleicht mal nicht so gut geht, wenn die Woche anstrengend war, wenn ich Sorgen und Ängste habe und ich wünschte wir könnten uns spontan treffen, was essen gehen und zusammen lachen, wenn das Wetter schön ist und die Sonne scheint.

Hierzu fällt mir ein Song von Jasmine Thompson „Old Friends“ ein, der Refrain lautet:

I miss my old friends
`cause they know when I need them the most
I made some new friends and they cool friends
but they don’t know
What I do, what I got, who I’m and who I’m not,
I miss my old friends

Dieser Text beschreibt meine Gefühlslage ziemlich gut. Diese tiefe Verbindung und Vertrautheit die man über Jahre hat, die ist einzigartig und unersetzlich.

In Zeiten von Corona, in Zeiten des Lockdowns, seit 1,5 Jahren merke ich nun langsam wirklich wie sehr mir soziale Kontakte und meine Freundschaften fehlen. Manchmal, da kompensiere ich diese Lücke durch Serien. Ich liebe Serien in denen es um Freundesgruppen geht, hier bekomme ich das leichte Gefühl Teil einer vertrauten Gruppe zu sein, die mir so oft fehlt. Hierzu zählt vor allem die Serie Friends, diese 6 Menschen die sich täglich im Café treffen und Freud und Leid miteinander teilen. Neulich schaute ich The L Word und auch hier wünschte ich mir Teil dieses Freundeskreis zu sein. Hierbei stelle ich dann oft schmerzlich die Sehnsucht nach meinen Freund:innen fest.

Freundschaft ist wichtig, dabei spielt es keine Rolle, ob man 20 oder 3 gute Freund:innen hat, wichtig ist, dass man Freund:innen an seiner Seite hat, die mit einem gemeinsam durch dieses bunte und manchmal auch dunklerer Leben gehen.

Ich bin möchte mich bei all meinen Freund:innen bedanken. Danke, dafür dass ihr größte Zeit meines Lebens an meiner Seite seid. Danke für viele wilde und lustige Abenteuer, danke für tiefsinnige Gespräche, danke für eure Unterstützung in schwierigen Lebensphasen, danke dass ihr einfach seid wie ihr seid. Danke, dass ihr das Leben lebenswerter und bunter macht.

Auf euch, auf uns und auf noch viele weitere gemeinsame Jahre!

Nachdem Laura uns mitgenommen hat in ihre persönliche Freundes-Biografie und den Unterschied zwischen “alten” und “neuen” Freund:innen spürbar gemacht hat, übersetzt Tina diese Gefühle in Verse, die sich kunstvoll um den Wert der Freundschaft drehen.

Freunde
Tina

Wenn’s dir gut geht oder schlecht
Ob du Schuld hast oder Recht
Einfach da zu sein
Dafür sind Freunde da
Niemand fragt wieso? Warum?
Und kein Wort nimmt man sich krumm
Immer ehrlich sein
Dafür sind Freunde da
Freundschaft ist ein Band
Unsichtbar und stark zugleich
Ist wie eine Hand
Die ein Engel dir von Weitem reicht
Und den Weg dir zeigt
Dafür sind Freunde da
Wenn du nicht mehr weiter weißt
Weil dein Herz schon fast zerreißt
Sage, was dich quält
Dafür sind Freunde da
Aufeinander zählen
Und was immer kommt
Durch dick und dünn zusammen gehen
Und niemals fragen, nützt es wem
Dafür sind Freunde da

Aus der Poesie geht es nun in die Randbereiche der Freundschaft - oder doch mitten in ihr Zentrum? Annika teilt einen Text, der schon zu Jahresbeginn auf angstfrei.news veröffentlicht wurde. Ursprünglich ging es um Kontrolle und Sicherheit. Aber beide Konstrukte kommen ohne die nahen Menschen nicht aus, die sie möglich machen.

Von der (Un-)Sicherheit des Überlebens
Annika

Diesen Text habe ich für eine Ausgabe zum Anfang diesen Jahres geschrieben. Ursprünglich ging es dabei um Kontrolle, aber als ich das Thema der Woche gelesen habe, ist mir sofort wieder dieser eine Text eingefallen. Weil es dabei zwar nicht in erster Linie und offensichtlich um Freundschaft geht - aber irgendwie dann eben doch. Und deshalb habe ich mich dazu entschieden, ihn ein zweites Mal mit euch zu teilen.

Kontrolle - oder vielmehr der Verlust von Kontrolle - ist mein größter Trigger, wenn es um Angst geht. Ich kann mich noch nicht einmal genau daran erinnern, wann der Drang nach Kontrolle bei mir zum ersten Mal auftrat; irgendwie war ich gefühlt schon immer darauf bedacht, Gegebenheiten genau einschätzen - und kontrollieren - zu können. Nach einigen Situationen, in denen das Leben mir bewiesen hat, dass meine Illusion von Kontrolle tatsächlich nichts weiter ist als Wunschdenken, wurde das drängende Bedürfnis nach Kontrolle schlussendlich zu meinem ständigen Begleiter.

So. Und da stehe ich nun momentan. Ich weiß, dass Kontrollverlust mich triggert, ich weiß, dass anhaltende Kontrolle eine Illusion ist, ich weiß, dass ich lernen muss, Kontrollverlust anzunehmen. Und - vielleicht sogar die wichtigste Erkenntnis - ich weiß eigentlich auch, dass es entlasten kann, Kontrolle mal abzugeben. Was ich allerdings nicht weiß, ist, was ich nun mit diesen Erkenntnissen anstelle.

„I don't wanna lose control.
Nothing I can do anymore.
Tryin' every day when I hold my breath,
spinnin' out in space pressing on my chest.
I don't wanna lose control.“
(Zoe Wees: „Control“)

Obwohl. Ganz so schwarz-weiß, wie ich es gerade beschrieben habe, ist es gar nicht. Es gibt manchmal Momente, in denen ich mich zwar auch nicht darum reiße, Kontrolle abzugeben, aber in denen es mir trotzdem möglich ist. Und dann wiederum gibt es Situationen, in denen mich allein der Gedanke, keine Kontrolle mehr zu haben, innerlich zerreißt. In denen allein dieser Gedanke schon ausreicht, um die Panik in mir aufsteigen zu lassen und meine Welt in Schwindel und Angst zu tauchen. Klingt ziemlich dramatisch. Ich weiß, das war beabsichtigt. Es fühlt sich nämlich auch dramatisch an.

Es gab zwei Situationen in meinem Leben, in denen mir die Kontrolle so abrupt entrissen wurde, dass ich der festen Überzeugung war, dass ich nun sterben würde. Kein „ich-fühle-mich-innerlich-wie-tot“-Sterben. Ein wahrhaftiges Sterben. Mit Herzstillstand, Beerdigung und allem, was so dazu gehört. Und vielleicht sollte ich das auf einer Internetseite, auf der es um Angstfreiheit geht, so nicht aufschreiben. Aber wenn ich über meine Definition von Kontrolle erzählen soll, gehört das leider nun einmal dazu.

Seitdem vermittelt mir das Gefühl von Kontrolle gleichzeitig auch ein Gefühl von Sicherheit. Nämlich die Sicherheit, dass ich diese Situation, in der ich mich gerade befinde, überleben werde. Auch das klingt wieder dramatisch. Ich weiß. Und auch das war wieder beabsichtigt. Es beschreibt nämlich, warum mir Kontrolle so wichtig ist. Dass es mir nicht darum geht, Kontrolle über andere Menschen auszuüben, sondern mein eigenes Überleben sicher zu stellen.

Jetzt fehlt es allerdings noch an einer Erklärung, weshalb es mir in manchen Momenten trotzdem möglich ist, mal loszulassen. Kontrolle abzugeben. Die Erklärung ist sogar relativ simpel: Es liegt an den Menschen, die mich zu diesem Zeitpunkt umgeben. Mit einem kleinen Teil der mir nahestehenden Menschen kann ich mich in Situationen begeben, in denen das Gefühl zu sterben normalerweise wieder sehr präsent wäre. Sie halten es zwar nicht vollständig von mir ab, aber sie mindern es. Sie vermitteln mir das Gefühl von Sicherheit, das ich mir sonst von Kontrolle erhoffe - und ersetzen damit ein wenig mein Bedürfnis danach, die Gegebenheiten um mich herum zu jeder Zeit kontrollieren zu müssen. Sie lassen zu, dass ich mich - zumindest ein Stück weit - fallen lassen kann. Sie zeigen mir, dass es in meinem Leben auch sichere Hafen geben kann, die nichts mit Kontrolle zu tun haben.

Diese Momente sind leider ziemlich selten, aber sie sind da. Es liegt noch ein wirklich langer Weg vor mir, bis mir der Verlust von Kontrolle nicht mehr die Panik ins Herz treiben wird. Aber ich habe Glück. Ich gehe ihn nicht alleine. Ein kleiner ausgewählter Kreis meiner Lieben begleitet mich auf meiner Reise. Und mit jedem Mal, das ich ein Stück Kontrolle abgeben kann, baue ich mir einen neuen sicheren Hafen.

Don't know if you get it 'cause I can't express how thankful I am,
that you were always with me when it hurts,
I know that you'd understand.
[…]
I need you to know, I would never be this strong without you.
You've seen how I've grown,
you took all my doubts,
'cause you were home.

Zoe Wees: “Control” (YouTube)

Und von einer Wiederauflage zur nächsten - Katharina hat im März 2021 schon einmal über Freundschaft geschrieben und möchte auch diesen Text nochmal teilen. Denn es stimmt noch immer - manchmal ist uns der Wert unserer Liebsten sehr bewusst und doch bekommen wir es nicht so recht über die Lippen.

“Wo du nur eine Spur gesehen hast, habe ich dich getragen.”
Katharina

Ich dachte, es wäre das Leichteste der Welt, über meine Freund:innen zu schreiben. Denn bei ihnen konzentriert sich gerade alles Gute in dieser, meiner, Welt. Und dann dachte ich an diesen Satz "Freunde sind die Familie, die man sich aussucht" – und das würde ich gleichzeitig unterschreiben wie erweitern wollen: Denn meine Familie ist gerade mein engster Freundeskreis und einige meiner Freund:innen sitzen zwischen meinen Geschwistern, Schwäger:innen und Eltern am Küchentisch meines innersten Kreises.

"Und doch bin ich alleine, wenn das Licht ausgeht", flüstert mein inneres Schwarz mir ins Herz und erinnert mich an die Fakten: Ich wohne allein, arbeite allein, versorge mich allein. Dank Corona hat das "Allein" zu allem Überfluss auch einen normativen Wert. Na toll. Und eh, dass ich mich versehe, dreh ich mich allein um die eigene Achse in meinem innersten Kern, weil der Platz dort, wo Freund:innen saßen, vom Wirbelsturm der selbstverordneten Einsamkeit leergepustet wurde.

Ich möchte keine toxische Positivität predigen (hier ein guter PodCast dazu), also sagen "hab dich nicht so! Es könnte schlimmer sein! Schau doch auf das Haben!" – es ist gut und wichtig, das eigene Alleinsein als solches anzunehmen, wenn man es fühlt. Denn es geht ja nicht dadurch weg, dass ich die Hände auf die Ohren presse und laut "LALALA!" rufe – im Gegenteil. Das eigene Geschrei wird von der Leere nur als Störgeräusch zurückgeworfen. Trotzdem habe ich festgestellt, dass es zwei Strategien gibt, die nach angemessener "ich-find-das-grade-blöd"-Zeit dabei helfen, sich nah zu fühlen:

(1) Mir hilft es, es mir selbst schön zu machen. Ich backe mir etwas, ich räume auf, ich zünde eine Kerze an. Ich koche gut und richte das Essen schön für mich an. Und dann setze ich mich mit mir selbst in den Sonnenspalt an meinem Fenster und danke mir für die gute Gesellschaft. Ok, Hand auf's Herz, natürlich ist es nicht immer so romantisch. Oft macht mich gerade das Schöne, das ich gerade nicht teilen kann, traurig – und doch ist es ein Geschenk von mir selbst an mich selbst. Und Geschenke bekommen wir dann doch gerne. Ich glaube, das "es-sich-schön-Machen" hätte noch viel mehr Potential, nämlich wenn ich es mir nicht nur von außen, sondern auch von innen schön machte. Mich als meine eigene Freundin behandelte, um einen Kalenderspruch zu zitieren. Dann würde ich nicht nur das Schöne in guter Gesellschaft genießen, sondern schlechten Gedanken auf die Finger hauen, sollten sie anders klingen als das, was ich meinen Freund:innen im Außen sagen würde. Ich teste das mal und halte Euch auf dem Laufenden.

(2) Manchmal muss ich mich zusammenreißen, die Menschen, die da sein wollen auch da sein zu lassen. Freund:innen rufen mich an, um zu hören, wie es mir geht, schlagen Telefonate oder digitale Spielerinnen vor, möchten spazieren gehen oder einfach nur quatschen. Es ist so viel Angebot für Nähe da, das ich regelmäßig ausschlage, weil ich mich im Alleinsein suhle oder weil ich mir einrede, ich müsste erst etwas schaffen, bis ich mir die Zeit für diese Nähe nehmen kann, denn das Alleinsein muss doch auch etwas bringen, oder weil ich mich einfach nicht mehr am Kopf haben kann und mich deswegen diesen wundervollen Menschen nicht antun will. Das ist ziemlich dumm (und ja, das würde ich einer Freundin auch sagen). Ich schraub beim Klettern ja auch nicht die Sicherungshaken aus der Wand, nur weil ich die Höhe nicht vergessen will oder ohnehin nicht daran glaube, dass ich es bis oben schaffe. Trotzdem ist es leichter gesagt als getan. Gerade dann, wenn das Alleinsein von innen kommt. Dann kann man es vielleicht auch nur von dort aus stillen – siehe (1). Auch hier: Ich halte euch auf dem Laufenden.

Natürlich verführen diese zwei Tipps dazu, aus dem Alleinsein eine Bagatelle zu machen. Es ist ok, sich so zu fühlen. Es ist ok, sich davon auch mal verschlucken zu lassen. Es ist ok, nicht alleine dort hinaus zu finden. Trotzdem lohnt es sich, nach ausgestreckten Händen zu greifen, sich auch mal anzulehnen oder festzustellen, dass man getragen wird, ohne dass man gefragt hätte. Das erinnert mich an diese Geschichte von Margaret Fishback Powers, wo eine Person mit Gott ihren Lebensweg wie Spuren am Strand betrachtet und dann feststellt, dass in den schwersten Zeiten des Lebens nur eine Spur zu sehen war. Die Person wirft Gott vor: "Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" und der sagt "Ich werde dich nie allein lassen […]. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.".

Was also aussieht oder sich anfühlt, wie Alleinsein, kann eine Zeit großen Halts sein.

Wenn das Jahr so war wie das letzte, kann man das schnell mal übersehen oder überfühlen. Das ist ok. Aber die Momente, wenn der Wirbelsturm durchgezogen ist, die Plätze am inneren Küchentisch wieder belegt sind, an denen man sich diesen wunderbaren Menschen bewusst ist, sollten wir nutzen, um danke zu sagen. Deswegen: Danke. An meine wundervolle Familie, die mir Freund:in und Schutzraum ist, an meine Freundinnen unterm Regenbogen (der ist nämlich schöner, je größer der Sturm), an meinen Katha-Zimmer-Heimathafen, an meine geistigen Freiheitsräume, meine kein-Blatt-vorm-Mund-Nehmer:innen und die zauberhaften Kleinen die mir immer wieder das Herz füllen und frischen Blick aufs Große schenken. Mit Euch laufe ich gerne durch den Sand, und wenn er dann mal im Getriebe landet weiß ich, dass wir das gemeinsam schon wieder hinbekommen. Ihr seid die Besten.

Tipps der Woche

Tipps zum Freunde finden? Tipps zum Freundschaft pflegen? Tipps für Freundschaft mit sich selbst - das Feld an Ratschlägen ist groß. Wir haben mal ein paar davon für Euch zusammengestellt.

Briefbuch schreiben
Welche Tipps gibt man zu Freundschaft? Wie man einen Poesie-Album-Eintrag schreibt (“in allen vier Ecken soll Glück drin stecken”)? Vielleicht keine schlechte Idee - denn diese langfristigen Erinnerungsbücher sind mit Sozialen Medien und digitaler Gesellschaft ein wenig in Vergessenheit geraten. Was bleibt aktuell von unserer Alltagskommunikation? Nicht viel. Dabei ist das Schmökern in den alten Büchern wirklich etwas Wunderbares. Neben dem Poesiealbum gibt es auch die schöne Tradition des Briefbuches. Da steckt nichts anderes hinter, als ein Din-A5-Buch, in das man sich gegenseitig Briefe schreibt - quasi ein geteiltes Tagebuch. Wenn es voll ist, wandert es in ein Regal und ist Jahre später ein schöner Beleg für gemeinsame Zeit und geteilte Gedanken. Vielleicht habt ihr ja mal Lust, das auszuprobieren?

Guten Freunden gibt man ein …
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es. Dabei ist es – gerade für Freund:innen – oft gar nicht so leicht, eine Aufmerksamkeit zu finden, die sagt “du bist mir wichtig!” und doch irgendwie etwas Besonderes ist. Ein paar Tipps (alles tatsächlich verschenkte Geschenke 😉 ) haben wir für Euch zusammengestellt:
Elena Ferrante “Meine geniale Freundin” (Buch)
→ Ein überraschungs-Picknick im Park
Umarmungs-Ringe

Dies und Das

Freundschaft, die unter die Haut geht
Partner- und Freundschaftstattoos - nichts sorgt beim Thema Tätowierungen wohl mehr für gespaltene Meinungen. Aber was bewegt Menschen eigentlich dazu, sich ein solches stechen zu lassen? Ich (Annika) habe selbst ein Freundschaftstattoo. Ein guter Freund und ich haben uns beide ein Motiv von einem CD-Cover einer Band stechen lassen, die wir mögen. Die Idee entstand mehr oder weniger aus einer beschwipsten Silvesterlaune vor einigen Jahren heraus - aber sie blieb in unseren Köpfen. Für mich (und ich glaube auch für ihn) symbolisiert es aber nicht nur unsere Freundschaft, sondern auch einen Lebensabschnitt und ist eines meiner liebsten Tattoos. Ich bin also ziemlich happy damit. Was andere Menschen dazu bewogen hat, sich ein Partner- oder Freundschaftstattoo stechen zu lassen (und welche interessanten Geschichten dahinter stecken), könnt ihr unter folgendem Link nachlesen:
Jetzt.de

Von der Besonderheit der Freundschaft
Vielleicht habt ihr es auch schon einmal erlebt - das Auseinanderdriften von Freundschaften. In unserem Editorial haben wir es schon kurz angerissen - vielleicht sind es unterschiedliche Lebenswege oder einfach die Entwicklung verschiedener Interessen, die dazu führen, dass wir uns dem Menschen, dem wir vor kurzem noch so nahe standen, plötzlich fremd fühlen. Aber woran liegt das eigentlich und können wir etwas tun, um diese Entwicklung zu verhindern? Schließlich nehmen Freundschaften einen wichtigen Bestandteil in unserem sozialen Miteinander ein - für manche sind sie vielleicht sogar essenzieller, als eine romantische Beziehung. Aber wieso ist das eigentlich so? Was genau lässt Freundschaften zu den “besseren” Beziehungen werden? Beides könnt ihr unter folgenden Links genauer nachlesen und -hören:
Deutschlandfunk Nova (“Warum Freundschaften die besseren Beziehungen sind”)
Deutschlandfunk Nova (“Warum Freundschaften nicht ewig halten”)

Eine Playlist zur Freundschaft
Natürlich möchten wir euch auch in dieser Woche nicht ohne ein paar musikalische Highlights gehen lassen. Passend zu unserem Wochenthema geht es auch hier dieses Mal um Freundschaften. Dabei haben wir sowohl die großen Hymnen für euch herausgesucht, die ihr - mit dem Arm um eure:n Freund:in geschlungen - gemeinsam grölen könnt, aber auch die ganz stillen und leisen Danksagungen. Hört doch mal rein und lasst uns gerne wissen, welche Songs euch dabei am meisten aus der Seele sprechen. Viel Spaß dabei!
Aura Dione - Friends
Jasmine Thompson - Old Friends
Clara Louise - I Care
Queen - You’re my best friend & Friends will be friends
Die Toten Hosen - Altes Fieber
Spice Girls - Wannabe
Toy Story – You’ve got a friend in me

So - und damit entlassen wir euch nun erneut in die Woche. Vielleicht konnten wir euch ja motivieren, einem lieben Freund oder einer lieben Freundin eine nette Nachricht zu hinterlassen und der Person einfach mal mitzuteilen, wie froh ihr seid, dass sie in eurem Leben ist. Oder ihr verabredet euch zu einem gemeinsamen Wochenendspaziergang. Aber egal wie ihr die kommende Woche nun auch verleben möchtet - seid gut zu euch und habt euch lieb!

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Euer angstfrei.news Team

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