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Freitag, 11. September 2020 | 8 Uhr

Annika

Guten Morgen ihr Lieben,

habt ihr euch heute Morgen dafür entschieden gleich aufzustehen oder doch zehn Minuten länger liegen zu bleiben? Gab es Kaffee oder Tee zum Frühstück? Tragt ihr die blaue Jeans oder doch die schwarze Stoffhose? Es gibt verschiedene Studien, die sich mit der Anzahl an Entscheidungen beschäftigen, die wir tagtäglich treffen - und die Zahlen variieren dabei von 20.000 bis zu 100.000 Entschlüssen (wow!). Manche davon fallen uns sehr leicht, wieder andere bemerken wir nicht einmal bewusst. Doch dann gibt es auch noch diejenigen, die uns Kopfzerbrechen bereiten. Um diese Krux soll es in der heutigen Ausgabe im Tipp des Tages und im „Von Mensch zu Mensch“-Beitrag gehen.

Außerdem dabei: Eine Zwischenbilanz zu Corona-Begrüßungsritualen und eine Ode an das selbstbewusste Auftreten in unserem „Dies & Das“ und natürlich, wie gewohnt, ein aktueller Nachrichtenüberblick.

Jetzt müsst ihr nur noch entscheiden, was ihr davon als Erstes lesen möchtet.

Viel Spaß beim Schmökern wünschen euch Annika und das gesamte Team von angstfrei.news.

Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine.
Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com.

Gefällt euch, was ihr lest? Was würdet ihr anders machen? Teilt es mit uns im Feedback.

Die Gute Nachricht des Tages

Pulitzer-Preis: Voraussetzungen angepasst
Die Verleihung des amerikanischen Pulitzer-Preises für herausstehende Werke im Journalismus, in der Literatur, Musik und dem Theater, wird für das Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie unter veränderten Voraussetzungen stattfinden. Da ein Großteil der Theater und Bühnen nicht bespielt werden konnten, können nun auch Stücke ausgezeichnet werden, deren Aufführungen gar nicht realisiert werden konnten oder deren Vorstellung als Alternative unter freiem Himmel oder sogar virtuell stattfinden musste. Dadurch soll die Arbeit der Autor*innen gewürdigt werden, die auch dann erbracht wurde, als es kein präsentes Publikum gab. Der Pulitzer-Preis ist ähnlich begehrt, wie die Auszeichnung mit dem „Oscar“ in der Filmbranche.
The Pulitzer Prizes (englisch)

Die Nachrichtenlage

Prognose: Weniger Steuereinnahmen für 2021
Die Corona-Pandemie wird sich voraussichtlich auch im kommenden Jahr finanziell niederschlagen. Wie Finanzminister Olaf Scholz (SPD) gestern mitteilte, werden dem Bund im Jahr 2021 19,6 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen zur Verfügung stehen, als dies zunächst vorgesehen war. Trotzdem äußerte er sich zuversichtlich und gab an, dass die Zahlen besser aussähen, als es in den vergangenen Monaten prognostiziert worden sei. Der wirtschaftliche Tiefpunkt sei überwunden.
WirtschaftsWoche

Bundesweiter Warntag: Lücken aufgedeckt
Zum gestrigen bundesweiten Warntag verlief die Verbreitung der Warnmeldungen nicht überall so, wie zuvor geplant. Besonders die Verteilung der Nachrichten über sogenannte Warn-Apps (z. B. „NINA“ und „KATWARN“) fand zum Teil erst eine halbe Stunde nach dem geplanten Alarm um 11 Uhr statt. Der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger, sagte dazu: „Erste Analysen haben ergeben, dass um 11 Uhr nicht nur zentral die Warnung ausgelöst worden ist, sondern viele andere angeschlossene Leitstellen ebenfalls eigenständig Warnungen ausgelöst haben, so dass es zu einer Überlastung des Systems gekommen ist. Dies muss für den nächsten Warntag noch viel deutlicher abgestimmt werden“. Außerdem sei bei der bundesweiten Aktion deutlich geworden, dass es an vielen Orten keine oder keine ausreichende Anzahl an Sirenen gebe, die einen Alarm weitergeben könnten. Das Bundesamt berief sich zusammenfassend auf den Nutzen des Warntages. Nur durch den Probealarm könnten solche Lücken entdeckt und geschlossen werden. Der bundesweite Warntag soll künftig jährlich am zweiten Donnerstag im September stattfinden, um unter anderem die Alarmverbreitung bei schweren Unwettern, Chemieunfällen oder Terroranschlägen zu erproben.
RP-Online | Deutschlandfunk | dpa

Kurzarbeitergeld: 2100 Hinweise auf Missbrauch
Seit Beginn der Pandemie wurden bei der Bundesagentur für Arbeit bislang 2100 Hinweise auf mögliche Missbrauchsfälle des Kurzarbeitergeldes eingereicht. Noch Ende Juli lag die Anzahl der Hinweise bei 900. Allen Hinweisen werde, nach Angaben einer Sprecherin der Bundesagentur, nachgegangen. Je nach Ausgestaltung der Hinweise werden diese unter anderem an das jeweilige Hauptzollamt (bezüglich Schwarzarbeit und Missachtung des Mindestlohnes) oder an strafrechtliche Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Rund 900.000 Unternehmen meldeten seit Beginn der Pandemie Kurzarbeit an.
WirtschaftsWoche

Moria: EU-Staaten sollen minderjährige Geflüchtete aufnehmen
Als Reaktion auf den Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria wurden nun erste Verhandlungen für die weitere Unterbringung der geflüchteten Menschen aufgenommen: Auf Initiative der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sollen die 400 unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten aus dem Lager von den einzelnen EU-Staaten aufgenommen werden. Die genaue Ausgestaltung der Aufnahmen in die einzelnen Länder sei zwar noch nicht geklärt, soll, nach Angaben der Bundeskanzlerin, jedoch schnellstmöglich erfolgen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) war zuvor in die Kritik geraten, da er den Angeboten mehrerer Länder und Kommunen, sofort Geflüchtete aufzunehmen, nicht entsprach, sondern darauf verwies, dass vor einer möglichen Aufnahme zunächst eine europäische Einigung gefunden werden müsse. Auch die Umstände im Flüchtlingslager Moria wurden in den letzten Monaten scharf kritisiert. So wurde dort zuletzt eine Anzahl an Geflüchteten untergebracht, die die Kapazität des Lagers um das Vierfache überstieg (zu Beginn der Pandemie sogar um das Sechsfache). Die hygienischen Bedingungen, die insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie in den Fokus rückten, waren mangelhaft.
Tagesschau | Deutschlandfunk | Spiegel | dpa

Facebook löscht Corona-Falschmeldungen
Im Zeitraum von April bis Juni 2020 wurden in den sozialen Medien Facebook und Instagram mehr als sieben Millionen Falschmeldungen gelöscht, die in einem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie standen. Dies umfasse, nach Angaben einer Facebook-Sprecherin, auch gesundheitsschädliche Aussagen: unter anderem die mögliche Heilung einer Infektion mit dem Coronavirus durch den Konsum von Bleichmitteln. Trotzdem gebe es auf den Netzwerken noch eine Vielzahl an falschen Meldungen, die noch nicht als solche markiert wurden. Inhalte, die von Politiker*innen geteilt werden, würden außerdem gar nicht erst überprüft werden, wie Facebook auf Anfrage der ARD-faktenfinder bestätigte.
Tagesschau

München: Auflagen für Demonstrant*innen
Die für morgen in München geplante Demonstration der Querdenken-Initiative gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus wird nicht, wie von der Initiative geplant, stattfinden. Das Münchner Kreisverwaltungsreferat untersagte den angemeldeten Demonstrationszug durch die Münchner Innenstadt und legte den Ort der Veranstaltung auf die Theresienwiese sowie die Maximalanzahl der Teilnehmer*innen auf 1000 Personen fest. Die anwesende Polizei soll die Demonstrant*innen dahingehend kontrollieren, dass Mindestabstände eingehalten und Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden. Gegen diese Entscheidung wurden seitens der Initiative bereits Eilanträge gegen die auferlegten Maßnahmen angekündigt. Weitere Demonstrationen gegen die Corona-Politik sind in Stuttgart und Konstanz geplant.
Südwest Presse Online

„Fridays for Future“-Großdemos starten wieder
Zum ersten Mal seit Beginn der Coronakrise soll am 25. September wieder eine Großkundgebung stattfinden. Die Demonstration soll in Hamburg und anlässlich des sechsten globalen Klimastreiks durchgeführt werden. Aufgrund der Pandemie soll das Programm jedoch reduzierter ausfallen, als es bei den vergangenen Großkundgebungen der Fall war. Außerdem sollen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus durchgesetzt werden: „Mit Abstand, Maske und jeder Menge Vorsicht machen wir deutlich: Die Erderhitzung muss aufhören“, teilte die „Fridays for Future“-Sprecherin, Dalila Nouame, mit.
Hamburger Morgenpost

Blick ins Ausland

USA: Trump verteidigt Vorgehen während der Coronakrise
Nachdem Inhalte des Buches „Fear“ von Bob Woodward, für das er zwischen Dezember 2019 und Juli 2020 mehrere Interviews mit dem US-Präsidenten Donald Trump führte, veröffentlicht wurden, äußerte sich dieser nun zu darin beschriebenen Inhalten. Den Interviews zufolge hatte Trump bereits im Februar von der Gefahr des Coronavirus gewusst, es aber im Rahmen öffentlicher Auftritte stets verharmlost. Im März äußerte er gegenüber Woodward: „Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es immer noch herunter, weil ich keine Panik erzeugen möchte“. Nun teilte er öffentlich mit, er habe durch sein Vorgehen eine Panik verhindern wollen. Es sei wichtig gewesen, der Situation so zu entgegnen, wie sie kam. Woodwards Buch beschrieb er als „weiteren politischen Anschlag“, dementierte die Inhalte jedoch nicht. Trump steht seit Beginn der Coronakrise unter der Kritik, zu leichtfertig mit den Auswirkungen der Pandemie umzugehen. Die USA verzeichnen momentan den höchsten globalen Wert an Todesfällen als Folge von Infektionen mit dem Coronavirus.
Tagesspiegel | Zeit Online | Deutschlandfunk

Mallorca: Wohnviertel in Palma abgeriegelt
Aufgrund eines Anstiegs der Infektionen mit dem Corona-Virus wurde nun ein Wohnviertel in Palma de Mallorca (Balearen) abgeriegelt. Die Einwohner des Arbeiterviertels Son Gotleu dürfen dieses ab heute nur noch für den Weg zur Arbeit, zur Schule, einer ärztlichen Behandlung oder für die Pflege bedürftiger Personen verlassen. Cafés und Geschäfte dürfen zwar zunächst geöffnet bleiben, müssen aber die Anzahl ihrer Plätze halbieren. Die Regelung gilt vorerst für zwei Wochen.
RP Online

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 256.850 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 11.09.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.484 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 20.352.913 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 10.127 Personen mehr als gestern Früh. Davon 233.300 in Deutschland (Stand: 11.09.2020 07:56 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Wer die Wahl hat … (Teil I)

Während der Recherche für diese Ausgabe bin ich auf eine Methode gestoßen, die ich vielleicht etwas früher benötigt hätte (näheres dazu könnt ihr im heutigen „Von Mensch zu Mensch“ lesen).

Ihr befindet euch momentan auch in der Situation, eine Entscheidung treffen zu müssen (und geht dem normalerweise genauso gern aus dem Weg, wie ich)? Vielleicht kann euch die sogenannte „WRAP-Methode“ dabei helfen. „WRAP“ steht bei diesem Prozess für die folgenden vier Schritte:

Beim ersten Schritt „Weiten der der Möglichkeiten“ (W) geht es um eine Erweiterung des Blickwinkels. Im Fokus sollen dabei nicht nur eine oder zwei Entscheidungsmöglichkeiten stehen, sondern zusätzlich weitere Optionen, die auf den ersten Blick noch nicht wahrgenommen wurden: „Welche Möglichkeiten gibt es noch?“.

Der zweite Schritt „Prüfen der Realität“ (R) geht zunächst von der Annahme aus, dass in erster Linie diejenigen Informationen zu einer Entscheidung führen, die zu den eigenen Vermutungen oder Ängsten passen. Da diese allerdings nicht immer realen Bedingungen entsprechen, umfasst der Abgleich der eigenen Erwartungen mit der Realität diesen Teilschritt des Modells: „Welche meiner Annahmen widersprechen sich? Welche von ihnen muss ich überprüfen?“.

Der dritte Bestandteil „Abstand gewinnen“ (A) beinhaltet einen weitreichenden Blick auf mögliche Konsequenzen der Entscheidung: „Wie werde ich mich nach Ablauf einer längeren Zeitspanne mit dieser Entscheidung fühlen?“

Der abschließende vierte Schritt „Problemen vorbeugen“ (P) umfasst die Zusammenstellung aller möglichen Probleme, die durch die Entscheidung entstehen können: „Was kann bei Entscheidung X schief gehen?“. Neben einem kritischen Hinterfragen dieser Probleme sollen dadurch Handlungskompetenzen für den Umgang mit diesen entwickelt werden, um angemessen mit Schwierigkeiten umgehen zu können und demnach einer möglichen Enttäuschung vorzubeugen.

Sicherlich wird euch diese Methode keine Entscheidung abnehmen können. Möglicherweise könnt ihr den Entscheidungsprozess für euch jedoch damit etwas einfacher gestalten. Viel Erfolg dabei!

Wirtschaftspsychologie Aktuell | Psychologie Heute

360° - Von Mensch zu Mensch

Wer die Wahl hat … (Teil II)

von Annika

Ich hasse Entscheidungen. Das fängt schon vor der Speisekarte im Restaurant an und zieht sich dann über die (viel zu große!) Auswahl der verschiedenen Serien auf einem Streamingportal hin zu lebensverändernden Entscheidungen.

Ich hasse Entscheidungen.

Obwohl - eigentlich stimmt das so gar nicht. Ich hasse sie nicht. Aber sie jagen mir eine Heidenangst ein. Angst davor, mit den Konsequenzen meiner Entscheidungen nicht leben zu können. Angst davor, sie irgendwann schmerzhaft zu bereuen. Angst davor, zu spät zu merken, dass eine andere Entscheidung besser für mich und mein Leben gewesen wäre.

Eine sehr liebe Freundin von mir sagte mir zu Beginn der Corona-Pandemie und mitten in einem Entscheidungsprozess, dass es vielleicht einfach gerade nicht der richtige Moment wäre, um einen Entschluss zu treffen. Dass es deshalb so schwer wäre, weil diese Zeiten sich sowieso schon so unsicher und verrückt anfühlen würden. In dieser Sache hatte sie Recht. Aber so gern ich das Problem auf Corona schieben würde - auch schon lange vor der Pandemie habe ich Entscheidungen am Liebsten so lange wie möglich vor mir hergeschoben.

Dummerweise stehe ich allerdings gerade vor einer Entscheidung, die sich nicht aufschieben lässt und leider geht es dabei auch nicht nur um das richtige Essen im Restaurant. Es geht um ein Angebot, das mein Leben verändern kann und ich bin mir nicht sicher, ob es sich dadurch zum Positiven oder zum Negativen wenden wird. Klingt theatralisch? Stimmt. Ist aber leider mein erster Gedanke dazu. Und dieser sorgt dafür, dass mir die Wahl nicht unbedingt leichter fällt.

Es hilft nichts. Treffen muss ich sie trotzdem.

Also versuche ich abzuwägen, Risiken und Nutzen abzuschätzen und irgendwo dazwischen auf mein Bauchgefühl zu hören. Letzteres funktioniert nicht wirklich gut. Mein Bauch ruft zwar ziemlich laut, aber ich habe Angst, auf ihn zu hören. Angst davor, dass mir das, was mein Bauch mir rät, langfristig nicht gut tut. Ein „richtig“ oder „falsch“ gibt es - wie so oft im Leben - sowieso nicht. Aber momentan kann ich noch nicht einmal einschätzen, was für mich persönlich zumindest „richtiger“ wäre.

Ich wünsche mir eine Kristallkugel, mit der ich einen Blick in die Zukunft werfen kann. Leider gibt es diese aber nur im Märchen und in Fantasiegeschichten und ich bin nun einmal weit entfernt davon, eine Fee oder Zauberin zu sein. Deshalb probiere ich es auf die rationale Art: Ich mache mir bewusst, dass es bei meiner Entscheidung nicht um Leben oder Tod geht. Ich versuche, etwas Distanz zu erreichen, um die Situation besser einschätzen zu können. Ich erstelle eine Pro- und Kontra-Liste. Ich grübele die halbe Nacht und wache morgens mit denselben unsicheren Gedanken auf, mit denen ich eingeschlafen bin.

Egal, was ich versuche. Nichts scheint mir zu helfen.

Also greife ich zu Plan B: Ich binde mein Umfeld ein, mit dem ich nun jedes Detail meines Dilemmas auseinander nehme. Ich äußere meine Hoffnungen, meine Ängste, meine Bedenken. Das kostet mich ein wahnsinniges Maß an Kraft und Überwindung, denn dafür muss ich mir bereits selbst eingestanden haben, dass ich allein zu keiner Lösung kommen werde. Aber während ich so über meine Gefühle und Gedanken spreche, wird mir Stück für Stück und Gespräch für Gespräch bewusster, welche mögliche Entscheidung sich für mich besser anfühlt.

Und so entscheide ich mich dann auch. Ich schlage eine möglicherweise lebensverändernde Chance aus. Zwar bin ich immer noch nicht überzeugt davon, dass ich diesen Entschluss nie bereuen werde (ziemlich sicher werde ich das an einem gewissen Punkt einmal tun). Aber dieses Mal werde ich auf mein Bauchgefühl hören. Weil es immer noch kein „richtig“ oder „falsch“ gibt. Aber weil mein Entschluss sich zumindest „richtiger“ anfühlt.

Vielleicht werde ich diesen Text in ein paar Monaten oder Jahren noch einmal lesen. Vielleicht habe ich bis dahin auch vergessen, wieso ich diesen Entschluss getroffen habe und bereue meine Entscheidung bereits. Aber dann werde ich lesen, dass ich mir die Wahl nicht leicht gemacht habe. Dass ich Nerven, Tränen und Kraft investiert habe, um zu dieser Entscheidung zu gelangen. Dass ich nicht in die Zukunft sehen und bereits jetzt erkennen kann, was mich weiterbringt. Dass ich auf meinen Bauch gehört habe. Und vielleicht bin ich dann etwas versöhnter mit mir und meiner Entscheidung. Vielleicht auch nicht. Vielleicht bin ich aber auch froh, mich so entschieden zu haben, weil dadurch eine andere Tür geöffnet wurde. Das sind sehr viele „vielleichts“, ich weiß. Mal wieder fehlt mir die Kristallkugel. Was die Zukunft für mich bereit hält? Wer weiß das schon.

daz - die angst zeitschrift

Dies & Das

Afrikanische Schweinepest in Brandenburg festgestellt
In einem Wildschweinkadaver nahe der deutsch-polnischen Grenze in Brandenburg wurde das Virus der sogenannten Afrikanischen Schweinepest nachgewiesen. Das Virus ist für Menschen und gängige Haustiere ungefährlich, bei Haus- und Wildschweinen endet die Infektion jedoch tödlich. In Polen gibt es bereits seit Längerem Fälle der Afrikanischen Schweinepest.
Deutschlandfunk

Corona-Check statt Handschlag
Kennt ihr dieses merkwürdig unbehagliche Gefühl, wenn ihr längst abgedrehte Fernsehserien oder -filme schaut und sich die Darsteller umarmen oder für heutige Verhältnisse viel zu nah beieinander stehen? Mittlerweile ist es kaum vorstellbar, dass es noch Anfang diesen Jahres irritierte Blicke geerntet hätte, wenn der klassische Handschlag zur Begrüßung abgelehnt worden wäre. Weshalb es vielleicht sogar Vorteile hätte, wenn die Corona-Begrüßungsrituale auch nach der Pandemie bestehen bleiben würden, könnt ihr (nicht immer ganz ernst gemeint) in der Kolumne „Meine Theorie“ nachlesen.
Jetzt

Der Weg durch die Krise
In seinem Buch „Zwanzig Leben“ beleuchtet der Psychologieprofessor Werner Greve den Umgang von zwanzig Menschen mit Krisen und belastenden Lebensabschnitten. Im Interview mit dem Magazin „Psychologie Heute“ erklärt er, welche Essenz er aus den Erzählungen seiner Gesprächspartner*innen ziehen konnte, was ein Baugerüst damit zu tun hat und wieso das Fühlen von Schmerz oder Trauer für ihn unvermeidbar zum Heilungsprozess dazu gehört.
Psychologie Heute

Keine falsche Bescheidenheit
Der Grat zwischen selbstbewusstem Auftreten und Arroganz scheint oftmals sehr schmal zu sein. Aus Angst, als arrogant und dadurch als unsympathisch wahrgenommen zu werden, neigen wir Menschen manchmal zu übertriebener Bescheidenheit. Wie der selbstbewusste Umgang mit eigenen Stärken aussehen kann, ohne dabei arrogant zu wirken, erzählt der Professor für Psychologie, Michael Dufner, im Podcast „Ab 21“.
Deutschlandfunk Nova

In diesem Sinne wünschen wir euch einen selbstbewussten und entscheidungsfreudigen letzten Tag vor dem Wochenende! Morgen findet ihr hier an dieser Stelle wieder unseren Wochenrückblick mit allen „360°“-Texten der Woche. Am Montag geht es dann wie gewohnt mit einer vollständig neuen und frischen Ausgabe weiter. Bis dahin: bleibt gesund und habt euch lieb!

Eure Annika und das gesamte Team von angstfrei.news

Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.