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Freitag, 24. April 2020 | 20 Uhr

Katharina
Nicholas

Einen schönen, sonnigen Abend allerseits,

auf dem Weg zum Zahnarzt hat die Promenade in Münster an das Leben vor und nach Corona erinnert, das war ein wahnsinnig gutes Gefühl: An jedem Baum ein Gruß an das Klima. Da war sie wieder, diese Kreativität von Menschen mit Meinung, der Wunsch, die gemeinsame Welt zu verbessern. Wir mögen in Quarantäne, sozialer Distanz, Maskenfrust oder am Ende der Fahnenstange leben, aber unser Geist bleibt frei.

Wir wünschen euch einen schönen Abend und eine gute Nacht. 

Katharina und Nicholas
und das ganze Team von angstfrei.news

Noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Demo geht auch digital
Mit großer Unterstützung fand heute die große Netzdemonstration von Fridays for Future, Umweltschutzorganisationen, Gewerkschaften, der evangelische Kirche und politische Parteien wie den Grünen statt. Zum Livestream des Klimastreiks im Netz schalteten nach aktuellen Zählungen über 100.000 Personen ein. In Münster war die Promenade gesäumt mit kreativen Plakaten. Bei Instagram, Twitter und Facebook waren die Hashtags #NetzstreikFürsKlima und #FightEveryCrisis unter den meistgenutzten des Tages. Den ganzen Tag über zierte der riesige Slogan “FIGHT EVERY CRISIS” umgeben von über Tausend Protestschildern den Platz vor dem Bundestag in Berlin. 

Seit Wochen sind viele unserer Grundrechte für die gute Sache zeitlich begrenzt eingeschränkt. So frustrierend das für viele von uns ist und war zeigt diese Aktion, dass wir mit Kreativität und Nachdruck auch weiterhin für unsere Werte und Vorstellungen von der Welt einstehen dürfen, können und vielleicht sogar müssen. Die Demonstration zeigt ein Stück weit Normalität. Es gibt ein Leben neben, vor und nach Corona. Das hat die Aktion heute bewiesen. Und das ist eine ziemlich gute Nachricht.

Wie wichtig das REcht zu demonstrieren ist und wie schwer, dieses manchmal durchzusetzen, zeigt eine Reportage auf Zeit Campus online ( → hier lang).
DW online | Fridays for Future | dpa

Update | Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen:

Maskenpflicht in allen Bundesländern ab Montag
Nachdem die Bundesregierung vergangene Woche eine dringende Empfehlung für das Tragen von Masken ausgegeben hat, haben nun alle Bundesländer eine Pflicht in Geschäften und dem öffentlichen Nahverkehr eingeführt. Spätestens am kommenden Montag, den 27. April tritt diese in Kraft. In der Regel sei damit ein einfacher Mundschutz gemeint, ein Schal vor Nase und Mund wird in den meisten Fällen ebenfalls akzeptiert. Wo Bußgelder bei Verstößen drohen, hat die Tagesschau übersichtlich zusammengefasst. Drogerie- und Supermarktketten versprechen auf die Pflicht zu reagieren und planen, Einweg-, Plastik- oder Stoffmasken zum Verkauf anzubieten.
Tagesschau | Morgenpost (Masken kaufen) | dpa 

Robert-Koch-Institut warnt vor weiteren Entschärfungen
Nach ersten Lockerungen in der Coronavirus-Pandemie hat das Robert Koch-Institut (RKI) vor Nachlässigkeit gewarnt. Die aktuellen Erfolge in der Eindämmung der Epidemie sei den bisherigen Maßnahmen und deren Einhaltung zu verdanken. Derzeit wird die Reproduktionszahl weiterhin auf 0,9 geschätzt. Durchschnittlich steckt damit jede*r Infizierte einen anderen Menschen an. Lars Schaade, Vizepräsident des RKI mahnte nun: "Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden." Ziel sei, dass die Reproduktionszahl weiter sinke. 
→ dpa

Lockerungen treffen auf Zustimmung
Über die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger halten die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Lockerung der Corona-Maßnahmen insgesamt für richtig. Das berichtet eine Umfrage des ZDF-Politbarometers. 30 Prozent der Befragten hätten sich mehr Einschränkungen gewünscht, 13 Prozent mehr Lockerungen. Auch die Schrittweise Öffnung von Schulen hält knapp über die Hälfte (53%) der Teilnehmenden für richtig. 46% der Bürger*innen befürworten die Öffnung für einzelne Geschäfte. Laut einer Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen hält die deutliche Mehrheit (87%) die geltenden Ausgangsbeschränkungen weiterhin für angemessen. 
→ dpa

Gottesdienste finden vermehrt wieder statt
Immer mehr Bundesländer gehen eigene Wege in der Erlaubnis von Gottesdiensten. Neben NRW wollen auch Bayern, Thüringen und Brandenburg ab 4. Mai öffentliche Gottesdienste unter strengen Auflagen erlauben. In Sachsen werden seit dieser Woche bereits wieder Gottesdienste gefeiert. In allen Fällen sichern Kirchen und Religionsgemeinschaften dabei zu, die Vorkehrungen zu Schutz und Abstandseinhaltung vornehmen zu können. Die Beratungen von Bund und Ländern über ein einheitliches Konzept zur Lockerung der Corona-Auflagen für Gotteshäuser, die heute Nachmittag begonnen haben, dauern noch an.
→ dpa

Achtung Fehlinformation! Nikotin bleibt schädlich
In den vergangenen Tagen machte eine Studie die Runde, dass Rauchen vor Covid-19 schütze. Dabei handelt es sich um eine Fehlinterpretation. Die französische Studie, die diese Vermutung in den Raum stellte, bezog sich auf den statistischen Anteil von Rauchern unter Covid-19 Erkrankten. Dieser sei geringer als in der Normalbevölkerung. Sie erklärten dieses statistische Ungleichgewicht damit dass Nikotin das Andocken von Viren an die Zelle verhindere. Eine US-Amerkianische Studie zeigt hingegen, dass genau das Gegenteil der Fall sei: Nikotin erhöhe eher die Aufnahme von Viren in die Zelle.

Egal, welche Forschergruppe Recht hat, praktisch alle Mediziner*innen sind sich einig, dass Tabakrauchen ein zusätzliches Risiko bei Ovid-19 Erkrankungen darstellt. Daher gilt nach wie vor der Ratschlag mit dem Rauchen aufzuhören, um die Lunge im Falle einer Corona-Infektion (und darüber hinaus) zu schonen. → DW online

Donald Trump blamiert sich mit Wunderheilungs-Tipps
Ultraviolettes Licht oder eine Spritze mit Desinfektionsmittel - US-Präsident Donald Trump schlägt ungewöhnliche und zum Teil gefährliche Wunderheilungsmittel in der Behandlung von Covid-19 vor. Zur Injektion von Desinfektionsmittel twittert Trump "Dann sehe ich noch die Desinfektionsmittel, die das Virus in einer Minute ausknocken. Und es gibt einen Weg, mit dem wir so etwas in der Art machen können - durch eine Injektion nach innen oder fast durch so etwas wie eine Säuberung." Experten sind schockiert. So betont die Tagesschau: "Diese Mittel sind explizit und ausschließlich für die äußere Anwendung vorgesehen. Dabei sind Sicherheitsvorschriften streng einzuhalten -  aus gutem Grund: Viele Präparate enthalten gesundheitsschädliche, ätzende, hochgiftige oder krebserregende Substanzen (...)."

Dass Lichttherapie prinzipiell möglich ist, schließen Experten hingegen nicht aus. So schreibt die Tagesschau: "Mit starken Lichtquellen können Oberflächen desinfiziert werden. Auch kann man beobachten, dass sich bestimmte Viren bei starker Sonneneinstrahlung und höherer Luftfeuchtigkeit weniger ausbreiten." Gleichzeitig betonen die Autoren, dass es keinerlei wissenschaftliche Belege für diese These in Zusammenhang mit dem aktuellen Corona-Virus gebe. Eine Desinfektion von innen sei vollkommener Unsinn. 

Weltweit wird dieser Beitrag Trumps als ein weiterer brandgefährlicher Fehler gewertet. Erst kürzlich empfahl er in einem Tweet persönlich, Chloroquin und Azithromycin als Therapie gegen Covid-19 einzusetzen - Substanzen, die nachweislich auch negative Effekte haben können.
Tagesschau

Anmerkung der Redaktion: Diese Nachricht hätte auch unter “Dies und Das” stehen können. Da diese Fehlinformationen vom Staatsoberhaupt einer der mächtigsten Nationen der Welt gesendet und vertreten wurden, haben sie aber Nachrichtenwert. Insbesondere, weil sie die wahre Tragweite der Führungsfigur Donald Trump und ihrer Entscheidungen widerspiegeln. 

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 150.383 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 24.04.2020, 00:00 Uhr RKI), das sind 2.337 Personen mehr als am Tag zuvor. 

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 775.262 Menschen sind weltweit wieder genesen,das sind 25.602 mehr als am Vortag. Davon 106.800 in Deutschland (Stand 24.04.2020, 19:31 Uhr, Quelle: Worldometers). 

Tipps zum Abend

Auch heute Abend geht es im Tipp um Selbstwirksamkeit. Mir tut es derzeit wahnsinnig gut, Dinge zu tun. Sei es Aufgaben im Homeoffice abzuschließen, zu Backen oder zu Joggen - egal, hauptsache selbstwirksam sein, das Gefühl haben, ich kann auch etwas bewegen und Einfluss nehmen. So merke ich: Ich bin immer noch am Steuer. Und das tut gut. In diesem Sinne haben wir zwei Tipps für Euch, die dahingehend inspirieren mögen:

Dein Corona-Engagement!
Wir haben unser Engagement gefunden, indem wir mit einem mittlerweile stattlichen und ganz wundervollen Team diese Webseite gestalten, betreuen und füllen. 

Das Bundesministerium für Gesundheit hat nun eine Webseite ins Leben gerufen, auf der es einen Selbsttest gibt, welches Engagement zu einem passt und wo man selber anpacken kann. Zusätzlich werden zahlreiche Initiativen vorgestellt. Klickt euch doch mal durch - vielleicht findet ihr neben Homeoffice, Kinderbetreuung und Quarantäne-Querelen ja Zeit und neue Energie in einem Corona-Ehrenamt.
Zur Webseite zusammengegencorona.de

Verstehen lernen
An allen Orten forschen Menschen für Corona: an Impfstoffen, an Einstellungen, an Regelungen an Zahlen. Hier gibt es die Gelegenheit, etwas beizutragen: Die Universität Tübingen forscht zusammen mit Instituten aus der ganzen Welt zur psychischen Belastung der Corona-Situation. ZIel der Studie ist unter anderem herauszufinden, was tatsächlich hilft. Ein Wissen, das auch und gerade nach Corona hoch relevant wird. 

Das schreiben die Studienmacher*innen:
Weltweit verbreitet sich Corona, und weltweit wird geschlossen an dem Virus gearbeitet: Gemeinsam mit Forschungsgruppen in den USA, Frankreich, Spanien und Korea forscht die Universität Tübingen an den psychischen Auswirkungen des Social Distancing. Ziel ist es, herauszufinden, welche Gruppen der Bevölkerung am meisten und in welcher Form belastet sind um schon bald gezielt psychologische Hilfe für Betroffene bereitstellen zu können.

Und so könnt ihr teilnehmen:
Ihr möchtet bitte einen Fragebogen ausfüllen und einen freien Tagebucheintrag verfassen. Das ganze findet ihr unter folgendem Link: https://www.soscisurvey.de/wellbeingandisolation/?q=A1 (gerne teilen!)

Verantwortliche: PD Dr. Alexander Rapp, Anne Felsenheimer; Gesamtstudie ist unter der Leitung von Prof. Dr. Sohee Park der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, USA

Von Mensch zu Mensch

Man gewöhnt sich an alles. Oder? → Update von Nicholas
Irgendwie hat sich etwas verändert - ich bin mir nicht sicher, ob in mir oder vor allem um mich herum. Ich habe meine Routine in dieser verrückten Zeit: Aufstehen, Joggen, Duschen, Frühstücken, Homeoffice, Mittagspause, Homeoffice, nochmal rausgehen, telefonieren, Abendessen, Couch. Eine halbe Woche mit Balanceakt Kind. Das kostet immer noch Energie - aber irgendwie finde ich mich zurecht. Habe ich mich an die Ausnahmesituation gewöhnt? Und bin ich damit alleine?

Im Interview mit der Tagesschau erklärt Angstfroscher Borwin Bandelow “Es gibt in der Angstforschung eine Vier-Wochen-Regel: Kurz nach einem schweren Ereignis [...] herrscht stets eine Art Panikreaktion. Die Angst davor, selbst Opfer dieses schrecklichen Ereignisses zu werden, ist sehr hoch, teilweise ist sie sogar übertrieben hoch. Nach ungefähr vier Wochen beruhigt sich das wieder.” Oder anders: das Gehirn verlässt den Überlebensmodus mit Hamsterkäufen und anderen Überlebensstrategien und wechselt auf das rationale System. Ein bisschen haben wir eine Expositionstherapie hinter uns - wir wurden über einige Wochen der Angst vor Corona ausgesetzt und die meisten von uns haben gelernt, dass die Angst keine Konsequenzen in Form einer Ansteckung hat - nur dass es eine Faktenlage gibt, auf die wir Rücksicht nehmen müssen.

So ein bisschen Rationalität schützt offenbar die Seele. “Das Angstsystem überschätzt die Gefahr”, sagt Bandelow. Deswegen komme es jetzt auf den Mittelweg zwischen Panik und Übermut an. Ich finde, das klingt vernünftig und ich möchte mich nur zu gerne in diesen Weg einfinden. Man gewöhnt sich an alles. Oder?

Ein Blick in das Kommentarfeld zum Beitrag zeigt: Jain. Zu lesen ist ein Wettbewerb von “Jetzt-ist-aber-mal-gut!” gegen “das-geht-alles-viel-zu-schnell!” und “sie-haben-doch-alle-keine-Ahnung!”. Allen eins ist der Wunsch danach, sich richtig zu verhalten und die Situation korrekt zu überblicken. Wenn sich etwas verändert hat, dann das Gefühl, nicht mehr ausgeliefert zu sein oder sein zu wollen. So suchen wir uns verschiedene Strategien. Lässt man Verschwöhrungsszenarien, die man mit “alles nicht so schlimm” oder “sebst Schuld, die Menschheit hat es nicht anders verdient!” zusammenfassen kann, außen vor, so bleiben zumindest in dieser Kommentarspalte die folgenden: 

Zweifel an den Handlungen anderer: An den Entscheidenden, der Faktenlage, den Mitmenschen. Über bleibe ich, die*der es richtig macht und die Situation versteht. Wenn nur die anderen die Situation verstünden! Mein liebstes Beispiel aus den Kommentaren für Vorwürfe an die anderen, ist dieses:

Ein Nutzer beschreibt die Situation mit diesem Bild: “1. Man springt aus dem Flugzeug und fällt so schnell, dass der Aufprall tödlich enden würde 2. Man öffnet den Fallschirm 3. Der Fallschirm schneidet zwar etwas ein, aber bremst den Fall so stark ab, dass die Fallgeschwindigkeit unbedenklich geworden ist. Nun gibt es offenbar an genau diesem Punkt eine Menge Menschen, die daraus schließen: Da der unbequeme Fallschirm nun überflüssig geworden ist, kann ich ihn ja einfach abwerfen.”

Leichtmut, wie es dieser Kommentator überspitzt: “Ja was denn sonst, anfangs hat man uns ein wenig Angst eingejagt, damit man für das Thema sensibilisiert wird und nun geht es weiter, mit Respekt, keiner Angst (Aus einem ängstlichen Hintern, kam noch nie ein fröhlicher Furz).”

Rationalisieren der Lage: Das Auflisten von Argumenten und Fakten schafft einen Korridor, in dem wir uns zurechtfinden und sicher fühlen. Hier wird ein eigentlich guter Impuls - informiert zu sein - zu einem schwierigen Schutzschild, das zwar bei der Ausrichtung eigener Handlungen hilft, aber gleichzeitig eine Kontrollillusion ist. Unser Wissen ist begrenzt.  

Das Beharren auf die eigene Kontrolle: Wir kennen diese Forderung aus populistischen Szenarien - die Öffentlichkeit werde unterschätzt und ihr stünde die eigentliche Kontrolle zu, daher müssten entscheider sich 

Moralisieren: Das lässt sich am besten an einem Kommentar zusammenfassen: “Dabei ist Freiheit aber auch die Freiheit des anderen, bei der die eigene aufhört. Und der 80-jährige Risikopatient hat genauso ein Recht zu leben wie unser Egoist, der die Maskenpflicht für einen gravierenden Einschnitt in seine Freiheitsrechte hält.”

Ich entscheide mich heute für entwaffnendes Eingestehen des eigenen Unwissens: Ich weiß auch nicht, was richtig ist, daher entscheide ich von Moment zu Moment und gönne mir ab und an die Sicherheit von Routinen und ein Eis. Mal schauen, wie das morgen ist.

Also: habe ich mich an die Ausnahmesituation gewöhnt? Ich frage mich immernoch. Und dann frage ich Nicholas. Der sagt: “Klar gewöhnt man sich. Naja, was heißt gewöhnen. Angst wird nie normal. Also der Gedanke ist jetzt doch etwas komplizierter...” Ich würde meinen, dass wir heute Abend teil zwei dieses Gedankens an gleicher Stelle lesen werden - es bleibt spannend. 

Moment! Ich jetzt? Hab ich das gesagt?
Von wegen Gewöhnung und Gewohnheit und so? Es war nicht mein Morgen, ich war grummlig, ich muss das konkretisieren:
Natürlich gewöhnt man sich nie an die Angst. Die ist zwar in ihrer pathologischen Form gerne mal steter Begleiter und geht dann nie so richtig weg, generalisiert sich und sitzt tagein, tagaus auf der Schulter. Und ja, dann gewöhnt man sich zumindest an dieses klamme Gefühl. Man wundert sich nicht mehr und ab da wird’s gefährlich: Aus der Angst wird Schicksal, zumindest gefühlt. Und das sind ganz schön trübe Aussichten, das kann ich dir aber sagen! Die Ausnahmesituation wird dadurch nämlich nicht weniger ausnähmlich, vielmehr wird ein Leben ohne Sorge - ein gutes Leben - zur absolut unvorstellbaren Erzählung aus der eigenen Vergangenheit. Das Leben wird zur permanenten Ausnahme, sowohl in der Reflexion, als auch beim Blick auf Andere, sieht man dann, dass es “denen” irgendwie grundsätzlich “gut” geht. Oder zumindest allumfassend besser.

Genau deshalb sollte man sich nie an die Angst gewöhnen, es sei denn, sie wird zum zwingend notwendigen Werkzeug, um in großer Gefahr das Leben, wie das Überleben zu sichern. Und deswegen liegt irgendwo dazwischen die große Corona-Wahrheit:

Die Gefahr ist kontrollierbar. Ist sie wirklich. Die Zahlen der letzten Wochen zeigen uns, dass bloße Vernunft der größte Feind dieses ätzenden Virus’ ist und wir einiges dafür tun können, dass die Zeit bis zu einem Impfstoff oder einem wirksamen Medikament uns nicht Kopf und Kragen kostet. Hier sollten wir als insofern soweit ängstlich sein, dass uns nicht plötzlich der Übermut oder blanker Frust übermannen und wir uns und unsere Mitmenschen durch Dummheiten gefährden. Die Erkenntnis aber, dass genau diese Maßnahmen so einfach umzusetzen sind und auf keinen Fall ewig sein werden, sollte uns die Sorge nehmen, dass wir uns an den steten Erinnerer gewöhnen. Die Angst. Die brauchen wir nämlich nicht. Wir brauchen Geduld, Mitgefühl und Selbstfürsorge.

Was ist eigentlich mit der blöden Existenzangst, fragst du jetzt, liebe Katharina? Nun, das ist ein eigenes Thema. Eins, das der küngelige Künstlertyp hier viel zu gut kennt, Ich glaub, dazu erzähl ich beim nächsten “von Mensch zu Mensch”  was. Erinnerst du mich? Sicher tust du das!  

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

CORONA-MAT: Corona-Anti-Langeweile-Generator
Per Zufall spuckt die App des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) Quarantäne-Tipps gegen Langeweile, Einsamkeit, Angst und Beziehungsstress aus. Im Video auf LinkedIn könnt ihr Euch ansehen, was dahinter steckt. Lohnenswert! Noch mehr Engagements lest ihr im Tipp des Tages - ach, habt ihr bestimmt schon, oder?!

Wem glauben? (Und wo bleibe ich kritisch)
Ihr erinnert Euch vielleicht: Letzte Woche haben wir ein paar Tipps zum Verständnis und zur Bewertung von Quellen zusammengestellt. Meine Lieblingsyoutuberin Mai von Mailab hat die führenden Virologen mal auf ihre Glaubwürdigkeit geprüft. Sehenswert! → hier lang!

US-Wahnsinn aus erster Hand
Die US-Talker machen dieser Tage ihre Shows von zuhause aus. Raus kommt dabei ein wilder Ritt durch die US-Politik. Wer es noch aushält, findet hier interessante, reflektierte und trotz der Tragik lustige (“funny cause it’s true” und so) Einblicke in den Polit- und Gesellschaftsalltag auf der anderen Seite der Welt. Besonders ans Herz legen möchten wir Euch Stephen Colbert und seinen youtube-Channel.

So, damit ist Freitagabend. Fühlt sich an, wie Frühsommer - ich glaub, wir gehen jetzt noch eine Runde Spazieren. Habt’s schön! 

Bis zum nächsten Mal 

Katharina und Nicholas
(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.