Freitag, 25. September 2020 | 8 Uhr
Hallo ihr Lieben!
Wie bitte? Schon wieder Wochenende? Das ging schnell! Heute haben wir einen knackigen Nachrichtenüberblick von Markus, einen Corona-Nerd-Wissen Tipp und eine Reise in die Vergangenenheit im Mensch zu Mensch. Wir hoffen, Euch damit in ein schönes Wochenende zu geleiten!
Katharina, Markus und das Team von angstfrei.news
Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine.
Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com.
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Die gute Nachricht
Hoch wirksame Antikörper entdeckt
Ein Berliner Forscher*innen-Team hat mindestens drei "hochwirksame" Antikörper gegen das Coronavirus entdeckt, das teilten die Berliner Universitätsklinik Charité gestern mit. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen haben die Wissenschaftler*innen damit den Grundstein für eine so genannte passive Impfung gelegt. Die Antikörper könnten dabei künftig verabreicht werden, um sofortigen Schutz zu bieten - egal ob im Vorfeld oder sogar bei bereits Erkrankten.
Insgesamt 600 verschiedene Antikörper aus dem Blut von (ehemals) an Corona erkrankten Menschen wurden im Rahmen der Studie untersucht. Die künstlich nachgebildeten, besonders wirksamen Antikörper wurden bereits an Hamstern getestet und zeigten Wirksamkeit.
Die Nachrichtenlage
Maskenpflicht: Mehr Kontrollen in Bus und Bahn
Fahrgäste in Bus und Bahn müssen sich auf eine stärkere Kontrolle der Maskenpflicht einstellen. Von Oktober an soll es regionale, überregionale und bundesweite Schwerpunktkontrollen an bestimmten Tagen geben. Darauf haben sich Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen sowie Bundespolizei, Verkehrsunternehmen und Gewerkschaften verständigt.
→ Deutschlandfunk
Wie sinnvoll ist die Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen?
Die seit heute in der Altstadt von München geltende Maskenpflicht trifft beim Präsident des Städtetags, Jung, auf Verständnis. Berlins Regierender Bürgermeister Müller ist dagegen skeptisch.
→ Deutschlandfunk
Bundeskanzlerin Merkel: "Pandemiebedingte Einschränkungen gut begründen"
Bundeskanzlerin Merkel hat für ein transparentes Vorgehen in der Corona-Krise geworben.
→ Deutschlandfunk
Covid-19 - Reisewarnung für weitere EU-Regionen
Das Auswärtige Amt hat weitere Städte und Regionen in Europa zu Corona-Risikogebieten erklärt. Demnach warnt die Bundesregierung vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die französischen Provinzen Bretagne, Normandie und das Loiretal. Auch Lissabon, Kopenhagen und Dublin stehen auf der Liste, ebenso Gebiete in den Nachbarländern Dänemark, Tschechien, Frankreich, Österreich und den Niederlanden.
→ Deutschlandfunk
Covid-19 - Wie lange sich das Coronavirus auf Oberflächen hält
Kann ich mich mit dem Coronavirus infizieren, wenn ich im Supermarkt einen Einkaufswagen oder die Türklinke im Büro anfasse? Diese Fragen stellen sich seit Ausbruch der Pandemie viele Menschen. Endgültige Antworten gibt es noch nicht, aber die Bedeutung sogenannter Schmierinfektionen wird von Experten mittlerweile geringer als bisher vermutet eingestuft.
→ Deutschlandfunk
Österreichs Kanzler Kurz gegen erneute Grenzschließungen wegen Corona
Österreichs Bundeskanzler Kurz dringt darauf, auch bei steigenden Corona-Infektionszahlen die Grenzen innerhalb Europas nicht wieder völlig zu schließen.
→ Deutschlandfunk
Ärztevertreter halten Warn-App für unwirksam
Ärztevertreter halten die Warn-App im Kampf gegen die Corona-Pandemie in Deutschland für nahezu wirkungslos.
→ Deutschlandfunk
"Housing first" - Bremen startet Pilotprojekt für Obdachlose
Um Wohnungslosen ein festes Dach über dem Kopf zu vermitteln, startet das Bundesland Bremen ein Pilotprojekt "Housing first" (Zuerst eine Wohnung).
→ Deutschlandfunk
Kryptowährungen - EU-Kommission will Regulierung voranbringen
Die Europäischen Kommission plant Gesetzesvorschläge zur Regulierung von Kryptowährungen.
→ Deutschlandfunk
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).
Tipp des Tages
Werde Corona-Test-Expert*in
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich verliere bei den ganzen unterschiedlichen Tests und Teststrategien irgendwie gerade den Überblick. Ich weiß, es gibt PCR-Tests und Antikörper-Tests und irgendwer hat was mit Speichel untersucht. Aber da hört es auch schon auf.
Für, die denen es geht wie mir - die das Ganze nämlich besser verstehen wollen - haben wir ein paar Quellen, die die Tests, ihre Verlässlichkeit und Nützlichkeit erklären:
- Der Spiegel - Übersicht über Tests
- Spektrum legt den Fokus auf Schnelltests - Was können sie (nicht)?
- Der NDR-Podcast (Folge 57) bietet 90 Minuten 100% wissenschaftliche Auseinandersetzung mit allen Testmöglichkeiten, die es so gibt und erklärt auch, warum Urinproben im Labor schwerer zu händeln sind als Rörchen (Kleiner Tipp: Sie sind sehr viel größer)
- Wer wird eigentlich getestet? Das RKI hat die nationale Teststrategie veröffentlicht
360° | Mensch zu Mensch
Die Macht der Orte
von Katharina
Am vergangenen Wochenende war ich auf Zeitreise. So richtig stilecht mit dem Zug. Morgens, halb sieben, stieg ich in Berlin ein und zwei Stunden später in einer meiner schönsten Vergangenheiten wieder aus. Es war ein frischer Herbstmorgen, der Himmel goldblau und die silbrige Morgensonne versprach einen zartwarmen Tag. Mit dem Schritt aus dem Zug begann das Zeit-Kaleidoskop sich zu drehen. Im Augenwinkel, auf der anderen Seite des schildkrötenförmigen Bahnsteigfensters sah ich mich selbst, wie ich verkatert realisierte, dass mein Zug ein Gleisbett entfernt auf mich wartete. Wie ich dann ungeschickt und unter dem Gelächter meiner Reisebegleitung mein Weihnachtsgepäck an mich raffte und mit dem hektischen Piepsen der sich schließenden Tür im Ohr gerade noch pünktlich die Heimreise in die erste Weinhachtspause meines Studierendenlebens antrat. Wie viel damals noch vor mir lag und wie sehr ich mich schon angekommen fühlte.
Das Gefühl - oder die Erinnerung? - dass dieser Ort einmal Zuhause war, wuchs mit jeder Ecke, die ich nahm, mit jedem Geschäft, das noch die gleichen Fahnen ins Fenster hing wie vor all den Jahren, mit jedem Schleichweg, der sich so wunderbar vertraut zwischen Wasser und Fachwerkbauten durch die Winkelgassen der Stadt zog. Ich war wie elektrisiert. Ich bestaunte das schönste Haus der Stadt, in dessen Dach ich für eine Zeit mein eigenes nannte und wurde übergossen von den rotgoldenen Sonnenuntergängen, die die winkelige Maisonettewohnung so verzaubert in den Himmel hoben. Kurz schloss ich die Augen und versuchte mich an diesen ganz besonderen Geruch nach neu, Waschmittel und… Vertrautheit zu erinnern, der mich jedes mal überkam, wenn ich die Tür öffnete. Ich bekam ihn nicht zu greifen. Ich atmete die kühle Morgenluft ein und flanierte weiter. Rechts das Café mit der Kuchenflatrate, links die Bar, in der ich für fünf Euro die Stunde nächtelang Wein und Geschichten servierte, bevor ich mit qualmenden Füßen mein Trinkgeld zählte, während ich mit meinen Kolleg*innen über das Leben philosophierte.
Als ich auf dem Domplatz ankam, wo sich gleich zwei Kirchenschiffe über die Morgensonne erhoben, hatte die Erinnerung die Gegenwart überholt. Wie glücklich ich gewesen war. Und wie stolz, dass ich hier leben durfte. Das war ganz und gar meins. Nach Abi und Ausland und Insel und Fabrikarbeit war das der erste Ort, den ich abseits meines Elternhauses ganz und gar Zuhause nannte - spätestens dann, als ich in meiner 11-Quadratmeterwohnung meinen ganz eigenen Ort hatte. Es war der Ort, an dem das Größte Auseinanderbrechen gehalten wurde von Freundschaft und der Zuversicht auf dem richtigen Weg zu sein, obwohl ich keine Ahnung hatte, wo ich hinging. Ich wollte dieses übermächtige Gefühl mit jenen teilen, die mich seit damals begleiten, drückte die Aufnahmetaste meines Handys und redete einfach drauf los. "Wisst ihr, wo ich gerade bin?! Hier haben wir doch dieses Theaterstück aufgeführt, dort haben wir mit all unseren Eltern zu Abend gegessen…" plapperte ich und merkte erst garnicht, wie der Kloß in meinem Hals immer dicker wurde. "Ihr fehlt mir so. Das alles hier fehlt mir so.", sagte ich und konnte die Tränen kaum zurück halten. Wo kam das denn jetzt her? Wunderte ich mich und beendete meine Nachricht, um mit mir und dem Gefühl allein zu sein.
Das Vermissen hatte die Erinnerungen durchsetzt. Die gegenwärtige Sehnsucht nach Ordnung, Zugehörigkeit und Zeit, die es mir erlaubt herauszufinden, was ich wirklich will, traf auf diese Vergangenheit, in der ich all das hatte und wieder verlor, einfach weil es das natürliche Ende einer Lebensphase war. Ich lief an dem Eiscafé vorbei, an dem wir uns verabschiedeten, als die erste von uns wegzog und der Schmerz fühlte sich an, als sähe ich uns im selben Moment dabei zu. Ich tastete nach dem Topf mit Zuckerguss, der noch vor wenigen Minuten alles so wunderbar süß überzogen hatte und Griff ins Leere - in die gleiche Leere, durch die ich seit Monaten fiel, ohne zu wissen, ob ich Angst vor dem Aufprall haben oder mich freuen sollte, endlich wieder festen Boden unter mir zu haben. Warum hatte ich nach all der Zeit nicht geschafft, wieder so ein tiefes Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit mit einem Ort herzustellen? Mit den Menschen, die mich dort umgaben? Immer hatte sich vorhersehbar oder plötzlich alles wieder geändert. In den seltensten Fällen war das meine Entscheidung gewesen. Und nun stehe ich an diesem wundervollen Ort, voll mit glitzernden Erinnerungen und sehe nichts als die Fehlbarkeit meiner Gegenwart.
Gucke ich durch ein Kaleidoskop, das nichts anderes ist als ein kaputtes Fernglas?
Ich glaube nicht. Ich glaube, der Rückblick darf schillern und bunt sein. Rückblick ist reziprok. Wenn wir achtsam darin baden, dann verrät er uns etwas über das, was uns wichtig ist. Und das wiederum hilft bei den kommenden Entscheidungen. Und vielleicht ist der Blick ins Marmeladeglas der Erinnerung auch eine Lektion in Dankbarkeit - für das, was war, aber auch für das, was ist. Eine Einladung zur Achtsamkeit so zu sagen. Was macht mich heute so glücklich, dass ich es irgendwann einmal vermissen werde?
Auf dem Rückweg durch den Bahnhof sah ich später den Obststand, an dem ich für fünf Euro die Stunde morgens zwischen vier und neun vorm unbezahlten Praktikum mein Leben finanzierte. Ich schlenderte vorbei. Also das vermisse ich nicht. Auch schön.
Dies und Das
Alles nur Placebo - oder?
Meine Lieblings-Youtuberin Mai Thi Nguyen hat ein spannendes Video über den Placebo-Effekt veröffentlicht. Ich finde, das ist sehr lehrreich und erklärt ein weiteres Bisschen, wie wir eigentlich funktionieren
→ Zum Video
Wiesnhendl für Zuhause
Bald ist Oktober - nur das Fest findet nicht statt. Vielleicht können jene, die es vermissen, sich einfach ein “perfektes” Wiesenhendl kochen! Die Süddeutsche verspricht ein Rezept, das schmeckt.
→ Zum Artikel
Habt ein schönes Wochenende!
Euer angstfrei.news-Team
Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.
Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.