angstfrei.news Feed abonnieren Teilen auf Facebook Teilen auf Twitter Teilen auf WhatsApp Teilen auf Xing Teilen auf Linkedin
« »

Freitag, 8. Mai 2020 | 8 Uhr

Anne
Annika

Einen schönen Start in den Freitag Morgen!

Wir haben euch eine kleine Übersicht über die unterschiedlichen Lockerungen der Bundesländer erstellt. Für das bevorstehende Wochenende haben wir ein paar digitale  Kulturtipps für euch und außerdem hat sich Annika Gedanken über die Schattenseiten der Selbstironie gemacht. Viel Spaß beim Lesen und einen guten Start ins Wochenende wünschen euch Anne, Annika
und das ganze Angstfrei Team.

Noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Zusätzliche Schutzausrüstung für medizinisches und pflegerisches Personal
Die Bundesregierung zieht Zwischenbilanz und teilt mit, dass nach dem im März getroffenen Beschluss, medizinisches und pflegerisches Personal bei der Beschaffung und Bereitstellung von Schutzausrüstung zu unterstützen, knapp 114 Millionen Schutzmasken zur Verfügung gestellt wurden. Zusätzlich wurde das Gesundheitswesen in Deutschland mit 46 Millionen Paar Handschuhen ausgestattet.

Verteilt wurden die Materialien über die Länder und Kassenärztlichen Vereinigungen an Kliniken, Arztpraxen, Alten- und Pflegeheime.
Bundesregierung

Wichtige Entwicklungen seit gestern Abend

Pressekonferenzen des Robert-Koch-Instituts eingestellt
Die zuletzt zweimal wöchentlich stattfindenden Pressekonferenzen des Robert-Koch-Instituts werden ab der kommenden Woche nicht mehr stattfinden. RKI-Vizepräsident Lars Schaade informierte dazu im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz. Da nun nicht mehr der Bund, sondern die einzelnen Bundesländer für die Entscheidungsfindungen zur Eindämmung des Virus verantwortlich seien, wären nunmehr die Landesbehörden erste Ansprechpartner. Anlassbedingt behalte sich das RKI jedoch die Durchführung weiterer Pressekonferenzen vor.
Tagesschau

Hier eine Übersicht über die Lockerungen der Bundesländer

Baden-Württemberg 

  • Unterricht startet mit den Abschlussklassen, ab 18.5. werden die 4. Klassen unterrichtet und ab 15.6. alle Jahrgänge, rotierend; Erwachsenenbildung startet ebenfalls wieder
  • Kitas öffnen wieder ab 18.5. aber mit höchstens 50% Auslastung
  • ab 30.5. dürfen Freizeitparks öffnen, sowie Schwimmbäder für den Schwimmunterricht
  • Besuchsverbot für Krankenhäuser, Altenheime- und Pflegeheime wieder gelockert
  • Sonnen-, Massage-, und Kosmetikstudios, sowie Piercing- und Tattoostudios dürfen ab 11.5. wieder öffnen
  • Geschäftsreisende dürfen wieder in Hotels etc. übernachten
  • Ab Pfingsten öffnen Hotels und Campingplätze für Touristen
  • Ab 18.5. Außengastronomie erlaubt
  • Ab 11.5. ist kontaktloser Outdoorsport erlaubt, z.B. Tennis und Leichtathletik, ab 18.5. öffnen Tanzschulen

Bayern

  • ab 11.5. startet der Unterricht für die Abschlussklassen, ab 18.5. folgen 1. Klasse, sowie 5. der Mittelschule und 5.und 6. der Gymnasien und Realschulen
  • bis 30.5. sollen wieder bis zu 50% der Kinder die Kitas besuchen 
  • ab 9.5. Besuch in Alten- und Pflegeheimen unter strengen Hygienemaßnahmen wieder möglich
  • Außengastronomie öffnet ab dem 18.5., der Innenbereich der Lokale darf ab dem 25.5. wieder geöffnet werden. 
  • ab 30.5. dürfen Hotels öffnen
  • ab 11.5. sind kontaktlose Einzelsportarten erlaubt, z.B. Tennis und Leichtathletik
  • Freizeiteinrichtungen wie Museen und Zoos öffnen am Montag
  • Fahrschulen dürfen ab Montag öffnen

Berlin

  • ab 11.5. werden die Schulen für die 1. Klasse, sowie die 5. und 7. Klasse wieder geöffnet
  • ab dem 15.5. dürfen Restaurants und Gaststätten sowohl im Innen-, als auch im Außenbereich wieder öffnen, bis 22 Uhr. Bars, Kneipen und Clubs bleiben bis auf weiteres geschlossen
  • ab 15.5. dürfen Sportvereine wieder im freien Trainieren
  • ab 11.5. dürfen Kosmetik- und Massagestudios wieder öffnen

Brandenburg

  • Unterrichtsbeginn für die Abschlussklassen
  • ab 9.5. öffnen Spielplätze
  • ab 15.5. soll Dauer- und Wohnmobil Camping wieder möglich sein, ab 25. Mai sollen Hotels und Ferienwohnungen wieder öffnen
  • ab 15.5. dürfen Restaurants, Cafés und Kneipen unter Auflagen wieder öffnen
  • Fußpflege- und Kosmetikstudios dürfen ab 11.5. wieder öffnen
  • ab 15.5. dürfen Sportvereine wieder trainieren, Wettkämpfe sind nicht erlaubt

Bremen

  • ab dem 18.5. sollen alle Schüler wieder unterrichtet werden, allerdings in kleineren Klassen und mit verändertem Stundenplan
  • ab 18.5. soll voraussichtlich die Gastronomie wieder öffnen dürfen
  • Friseure, Fußpflege und Nagelstudios dürfen wieder öffnen

Hamburg

  • erlaubt sind Individual-Sportarten im Freien und kontaktlose Einzelsportarten wie Leichtathletik, Tennis oder Golf
  • ab 18.5. darf öffnet die Gastronomie wieder, genauso wie Hotel etc. 
  • ab 12.5. sollen weitere Lockerungen beschlossen werden

Hessen

  • ab 18.5. Unterrichtsbeginn für die Viertklässler und Schülern an weiterführenden Schulen; ab 2.6. Unterrichtsbeginn für alle Grundschüler
  • bestimmte Fahrschulen, Musikschulen und Nachhilfeeinrichtungen dürfen öffnen
  • Friseure, Nagel- und Massagestudios dürfen wieder öffnen, genauso wie Hundesalons
  • medizinisch nicht notwendige Operationen dürfen wieder vorgenommen werden
  • Outdoorsport ist wieder erlaubt, wie Leichtathletik und Tennis
  • über weitere Lockerungen wird heute beraten

Mecklenburg-Vorpommern

  • die Abschlussklassen dürfen wieder unterrichtet werden
  • ab 11.5. dürfen Museen, Ausstellungen und Gedenkstätten wieder öffne
  • Kosmetik,- Massage- und Nagelstudios, sowie Sonnenstudios öffnen wieder genauso Physiotherapeuten und Logopäden 
  • Besitzer dürfen ihre angemeldeten Zweitwohnungen wieder besuchen
  • Personen aus Hochrisikogebieten in Deutschland dürfen auch nach dem 25.5. nicht einreisen → Nordkurier

Niedersachsen

  • ab dem 11.5. findet wieder Unterricht für die Zwölftklässler statt, ab dem 18.5. auch für die  Neunt-, Zehnt-, und Drittklässler; Berufsbildende Schulen, Fachoberschulen, Volkshochschulen und Musikschulen öffnen schrittweise wieder
  • das Sommersemester der Hochschulen findet digital statt
  • Kitas erweitern ihr Betreuungsangebot schrittweise, auch Tagesmütter-und Väter dürfen wieder Kinder betreuen. Ab 1.8. soll es wieder  Regelbetrieb geben
  • Freizeitsport unter Einhaltung der Abstandsregelung von 1,5 m ist erlaubt, z.B. Tennis
  • ab 11.5. öffnen Restaurants, Gaststätten und Biergärten wieder
  • Kosmetik- und Massagestudios öffnen wieder
  • Besitzer dürfen sich wieder dinieren Zweitwohnungen aufhalten, Campen ist wieder erlaubt und Ferienhäuser wieder gemietet werden

Nordrhein-Westfalen

  • ab 11.5. sollen alle Grundschüler wieder unterrichtet werden, ab dem 26.5. auch tageweise wieder die Schüler der weiterführenden Schulen 
  • Öffnung der Kitabetreuung und der Tagespflege wird noch in dieser Woche besprochen
  • ab 10.5. ist der Besuch von 2 Personen in  Alten-und Pflegeheimen wieder erlaubt
  • kleinere Konzerte unter freiem Himmel sind erlaubt
  • ab dem 11.5. dürfen Freizeitparks öffnen, ab dem 30.5. auch Kinos, Theater, Opern und Konzerthäusern unter strengen Auflagen
  • ab 11.5. dürfen Restaurant wieder öffnen, auch Ferienwohnungen-/häuser und Campingplätze dürfen wieder besucht werden, Hotels öffnen ab dem 21.5.
  • ab 30.5. sind Messen und Kongresse wieder erlaubt
  • Sportvereine dürfen wieder im Freien trainieren; ab dem 11.5. dürfen Fitnessstudios, Tanzschulen und Sporthallen wieder öffnen, sowie ab dem 20.5. Freibäder 
  • ab 30.5. ist jede Sportart und auch Wettkämpfe im Kinder,-Jugend- und Amateurbereich erlaubt

Rheinland-Pfalz

  • ab dem 25.5. beginnt der Unterricht für die 3., 5. und 6. Klassen, ab 8.6. auch für die übrigen Jahrgänge
  • ein Gast für Stunde pro Tag, je Bewohner in  Alten- und Pflegeheimen ist erlaubt
  • Kosmetik -und Nagelstudios und andere „körpernahe Dienstleistungen“ haben wieder geöffnet
  • ab 11.5. öffnen Museen und Galerien wieder
  • ab dem 13.5. darf die Gastronomie wieder öffnen, Hotels dürfen am 18.5. wieder öffnen; dann darf auch Fahrgastschifffahrt wieder stattfinden

Saarland

  • ab dem 11.5. Unterrichtsbeginn für die 11. und 12. Klassen, nach den Abi-Prüfungen folgen die Schüler der Einführungsphase, bei allen anderen Schülern bleibt es beim Homeschooling
  • Kosmetiker und Bildungsstätten öffnen wieder
  • spätestens ab dem 18.5. öffnen Restaurants und Kneipen wieder
  • kontaktfreier Sport im Freien, z.B. Tennis ist wieder erlaubt

Sachsen

  • bis zum 18.5. sollen Schulen und Kitas wieder komplett öffnen, Einzelheiten sollen im laufe des Tages folgen
  • ab dem 18.5. öffnen Musikschulen wieder
  • Theater, Konzerthallen und Kinos öffnen wieder ab dem 18.5. 
  • ab dem 15.5. darf Gastronomie wieder öffnen, genauso Hotels und Ferienwohnungen und auch Campingplätze
  • ab dem 18.5. soll die Teilnehmerzahl bei Kundgebungen nicht mehr beschränkt sein

Sachsen-Anhalt

  • die Schulen öffnen weiter schrittweise 
  • auch Volkshochschulen, Fahr- und Musikschulen öffnen wieder
  • ab dem 11.5. ist der Besuch von einer Person in Alten-und Pflegeheimen wieder erlaubt
  • Massage- und Fußpflegepraxen, sowie Nagelstudios dürfen wieder öffnen
  • ab dem 15.5. dürfen Ferien- und Wohnungen an Einheimische vermietet werden, Hotels für Touristen folgen
  • ab dem 22.5. öffnen Restaurants wieder

Schleswig-Holstein

  • ab dem 18.5. soll die Kitabetreuung 10 Kinder pro Gruppe umfassen, ab dem 1.6. soll dann eingeschränkter Regelbetrieb stattfinden
  • ab dem 18.5. öffnen Restaurants, Hotels und Ferienhäuser wieder, Besitzer dürfen ihre Zweitwohnungen wieder besuchen, Camping ist wieder erlaubt
  • kontaktlose Einzelsportarten, z.B. Tennis und Leichtathletik  sind wieder erlaubt, Indoorsport ist ab dem 18.5. wieder möglich
  • ab dem 18.5 sind Veranstaltungen „mit Sitzcharakter“ mit bis zu 50 Personen erlaubt
  • ab dem 18.5. öffnen auch Kinos und Spielhallen wieder

Thüringen

  • ab dem 11.5. werden die 4. Klassen wieder unterrichtet, seit dem 6.5. können alle Kinder wieder die Kita besuchen 
  • Freizeitsport ohne Körperkontakt im Freien ist wieder erlaubt
  • Musik- und Fahrschulen dürfen weder öffnen
  • Kosmetik- und Nagelstudios dürfen wieder öffnen
  • ab 15.5. öffnen Gaststätten , Hotels, und Campingplätze wieder, Ferienwohnungen dürfen wieder vermietet werden
  • Weimar erlaubt bereits die Öffnung der Außenbereiche von Restaurants
  • Theater und Konzerthäuser bleiben bis 31.8. geschlossen
    ZDF
Blick über die Grenze

Dänemark lockert Maßnahmen
Ab kommendem Montag darf der Einzelhandel wieder öffnen. Gastronomische Einrichtungen dürfen ihren Betrieb ab dem 18.05.2020 wieder aufnehmen, sind aber an strenge Richtlinien gebunden. Der Schulbetrieb soll nun auch für die Klassen sechs bis zehn anlaufen, nachdem die jüngeren Kinder bereits Mitte April in die Schulen und Kindergärten zurückkehren durften.
Süddeutsche Zeitung

Präsidentenwahl in Polen verschoben
Die für den kommenden Sonntag vorgesehene Präsidentenwahl in Polen wurde endgültig verschoben, ein neuer Wahltermin steht bislang noch aus. Zuvor hatte die nationalkonservative Partei “Recht und Gerechtigkeit” (PiS) gefordert, dass die Wahl am ursprünglich geplanten Termin mittels Briefwahl stattfinden solle.
FAZ

Frankreich beschließt Lockerungen ab 11.05.2020
Wie bereits durch Frankreichs Präsident Macron angekündigt, sollen ab dem 11.05.2020 erste Lockerungen in Frankreich stattfinden. Der Einzelhandel soll seinen Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Auch der Schulbetrieb solle langsam wieder anlaufen. Frankreichs Premier Édouard Philippe teilte gestern nach einer Regierungssitzung mit, dass das Land je nach Ausbreitung des Virus in grüne und rote Zonen eingeteilt werden solle. In den roten Zonen seien demnach strengere Regelungen und eine langsamere Durchsetzung der Lockerungen vorgesehen.
Redaktionsnetzwerk Deutschland

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 166.091 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 07.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.284 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 1.344.178 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 17.285 Personen mehr als gestern Abend. Davon 141.700 in Deutschland (Stand: 08.05.2020 04:56 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Gestern war Zeit für Kunst, heute nehmen wir uns Zeit für Kultur

Obwohl nach und nach immer mehr Lockerungen beschlossen werden, bleiben uns Besuche kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen zum großen Teil immer noch verwehrt. Die deutsche Kulturszene hat daher in den letzten Wochen begonnen, digitale Alternativen bereit zu stellen.

Während es eine Vielzahl kostenfreier Angebote gibt, die dafür sorgen, dass wir uns einen kulturellen Input ins heimische Wohnzimmer holen können, bleibt das Gefühl aus, den*die entsprechende*n Künstler*in auch finanziell durch den Kauf einer Eintrittskarte unterstützen zu können.

Unter der Initiative „Artists against Corona“ haben sich nun mehrere Künstler*innen aus den verschiedensten Bereichen bereit erklärt, einen Ausschnitt ihres Repertoires digital zur Verfügung zu stellen. Für die Aktion haben sie einen Teil ihrer Programme vor leerem Publikum gespielt und aufgenommen - auch für die Künstler*innen eine Ausnahmesituation. Comedian Ingmar Stadelmann beendet seinen Beitrag, in dem er ebenfalls vor leeren Theaterstühlen steht, beispielsweise mit den Worten „Ihr kommt doch wieder, oder? Ich bin ja hier“. 

Wenn ihr euch die Programmausschnitte ansehen wollt, könnt ihr euch vorab entscheiden, ob ihr dies kostenfrei tun wollt oder ob ihr im Vorfeld ein „virtuelles Ticket“ erwerben möchtet, dessen Einnahmen an die jeweiligen Künstler*innen gezahlt werden. Den Preis für das Ticket bestimmt ihr selbst, der Mindestpreis liegt bei einem Euro.

Zur Aktion „Artists against Corona“ gelangt ihr 
hier. 

Falls ihr doch lieber die durchgängig kostenfreien Varianten nutzen möchtet, um das anstehende Wochenende kulturell zu bereichern, findet ihr unter den folgenden Links mehrere Übersichten zu digitalen Angeboten und Veranstaltungen. Viel Spaß beim Stöbern!
3sat | Arte | Süddeutsche Zeitung | tip berlin | BKA-Theater


Von Mensch zu Mensch

Von Selbstironie zu Selbstwert

Es ist noch nicht lange her, als ich genau hier an dieser Stelle darüber geschrieben habe, welche Gefühle die geplanten und beschlossenen Lockerungen in mir auslösen - nämlich in erster Linie Unsicherheit, Zweifel, Angst. Und ich habe darüber geschrieben, dass ich zukünftig offener damit umgehen und meine Gefühle in Gesprächen nicht mehr verstecken möchte. 

Tja. Alles leichter gesagt, als getan. 

Nun, mit etwas Abstand, muss ich zugeben: Das mit der Offenheit hat teilweise sogar funktioniert. Allerdings habe ich dafür einen Weg gewählt, der mir aus der Vergangenheit wohl bekannt ist, aber mir bei näherer Betrachtung noch nie wirklich gut getan hat: Ich habe angefangen, Witze über meine Gefühle zu machen. Ich habe mich hinter einer Maske der Selbstironie versteckt. Und das erinnerte mich an so manche Gedanken, die ich vor einigen Jahren schon einmal hatte.

Das erste Mal mit den Auswirkungen von Selbstironie habe ich mich beschäftigt, als ich mir das Programm „Nanette“ von Hannah Gadsby ansah (Triggerwarnung, falls ihr euch dieses auch ansehen möchtet: es werden Formen sexualisierter Diskriminierung und Gewalt sowie physischer Gewalt thematisiert). Hannah Gadsby ist eine australische Schauspielerin und Comedian, die als homosexuelle und nichtbinäre - also nicht eindeutig als weiblich oder männlich gelesene - Person genau diese Themen in ihren Comedy-Programmen verarbeitete. 

Auch „Nanette“ beginnt als ein solch klassisches Programm. Im Laufe dessen wird den Zuschauenden allerdings bewusst, welche Aussage Hannah Gadsby damit eigentlich an das Publikum vermitteln möchte: Sie erzählt davon, dass es ihr nicht mehr möglich ist, weiter im Comedy-Bereich aufzutreten. Und sie erklärt ihre Gründe dafür. Mehrfach von verschiedensten Formen von Diskriminierung und Gewalt betroffen, fing sie bereits im Kindesalter an, ihre Form des „nicht Normalen“ mittels selbstironischem Humor zu thematisieren und nach Außen zu tragen. Sie fing an, Witze über ihr „Anderssein“ zu machen, erheiterte ihre Mitmenschen damit und stieß auf positive Rückmeldungen. So weit, so gut. Oder doch nicht? 

In „Nanette“ spricht sie sehr eindringlich darüber, dass ihre Form von selbstironischem Humor verhinderte, dass sie sich selbst akzeptieren und ihre als traumatisch erlebten Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen gut verarbeiten konnte. 

Hannah sagt in ihrem Programm Folgendes zum Thema Selbstironie: „Do you understand what self-deprecation means when it comes from somebody who already exists in the margins? It’s not humility. It’s humiliation.“ (Übersetzung: „Versteht ihr, was Selbstironie für Menschen bedeutet, die sowieso schon ausgegrenzt werden? Es ist nicht Demut. Es ist Demütigung.“)

Klar, Selbstironie an sich ist nicht das Problem. Ganz im Gegenteil: Wir nutzen sie vielleicht, um als sympathisch wahrgenommen zu werden oder um zu verhindern, dass wir überheblich wirken. Wir zeigen damit, dass wir uns selbst nicht ganz so ernst nehmen. Das klingt ja eigentlich nach positiven Absichten. Wieso ist es mir also dann so wichtig, diesen langen Text zu schreiben, wenn doch alles in Ordnung ist? 

Weil die Sache mit der Selbstironie ein schmaler Grat ist. Und ist dieser überschritten, wird sie schnell toxisch.

Als ich die ersten Male mit meiner Angst konfrontiert war, war es für die Personen aus meinem Umfeld schwer, damit umzugehen. So manches Mal erntete ich den ein oder anderen - gut gemeinten, aber leider doch unreflektierten oder spitzen - Kommentar: „Hör mal, aus den rationalen Gründen XYZ musst du doch keine Angst haben“ oder „Überwinde dich einfach“. Und auch wenn ich ihnen das im Nachhinein nicht vorwerfe, führten doch genau diese Äußerungen dazu, dass ich irgendwann anfing, mir einen Schutzmantel aus Humor zu bauen. Ich fing an, Witze über meine Gefühle zu machen, um sie auf irgendeine Art thematisieren zu können, die für mich keine negative Reaktion hervorrufen würde. Für einen Moment schien das auch zu funktionieren - auf einmal wurde ich nicht mehr mit sorgenden oder spitzen Äußerungen konfrontiert, sondern es wurde mit mir gelacht. Oder über mich?

Problematisch sind für mich nicht die Situationen, in denen ich mit einer Freundin zusammen sitze, ihr von meinen Ängsten erzählen und in denen wir gemeinsam lachen - ein bisschen aus Verzweiflung, ein bisschen aus geteiltem Leid, ein bisschen als „Kopf-zurecht-rücken“ und als meine persönliche Psychohygiene. Das sind Gespräche, die ich selbst mitgestalte, in denen ich mich fallen lassen und emotional öffnen kann. Und ich weiß, dass ich in diesen Gesprächen auch dann aufgefangen werde, wenn ich mich einmal nicht danach fühle, meine Gefühle in humorvolle Äußerungen zu verpacken.

Anders sieht das Ganze allerdings aus, wenn ich mich in Kreisen bewege, in denen ich genau dieses Sicherheitsgefühl nicht habe. Kreise, in denen ich den zugehörigen Personen nicht so sehr vertrauen kann. In diesen Gesprächen neige ich immer wieder dazu, meine Gefühle, Unsicherheiten und Ängste zu überspielen und in selbstironischem Humor zu verpacken. Ich baue damit eine Mauer um mich herum, um nicht zu stark berührt zu werden und vielleicht stattdessen den ein oder anderen Lacher zu kassieren, ohne dafür zu viel von mir preisgeben zu müssen. Ich versuche, für die Personen um mich herum eine positive Begegnung zu kreieren - ohne dabei selbst ein positives Gefühl zu empfinden.

Selbstironie setzt ihren Fokus auf vermeintliche Schwächen, anstatt sie in Stärken um zu bewerten. Ich arbeite immer noch daran, meinen Fokus nicht auf meine vermeintlichen Fehler zu setzen, sondern mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mich auszeichnen, definieren und zu der Person machen, die ich bin. Nicht meine Angst definiert mich, sondern meine Art, mit ihr umzugehen. Und ganz ohne Ironie kann ich sagen: Noch vor einiger Zeit hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals so offen darüber kommunizieren kann. 

Fazit des Ganzen: Das Gegenteil von Selbstironie ist nicht Überheblichkeit. Das Gegenteil von Selbstironie ist Selbstwert. 

Oder um es in Hannah Gadsbys Worten zu sagen: „I put myself down in order to speak, in order to seek permission to speak. And I simply will not do that anymore. Not to myself or anybody who identifies with me.“ (Übersetzung: “Ich werte mich selbst ab, um dadurch die Erlaubnis zu bekommen, zu sprechen. Und das werde ich nicht mehr tun. Ich werde das weder mir selbst, noch jeder anderen Person, die sich mit mir identifiziert, antun.“)

Eure Annika 

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Konversionstherapien an Minderjährigen und nicht einwilligungsfähigen Erwachsenen sollen verboten werden
Im Bundestag wurde gestern nicht nur über ein neues Infektionsschutzgesetz beraten, sondern auch ein Gesetzentwurf zum Verbot sogenannter Konversionstherapien - also Therapien zur “Heilung” von Homosexualität für Minderjährige und nicht einwilligungsfähige Erwachsene, die mittels Zwang, Drohung, Täuschung oder Irrtum dazu gedrängt wurden, beschlossen. Mit dem sogenannten “Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen” legte die Bundesregierung einen weiteren wichtigen Grundstein zum Schutz der sexuellen Selbstbestimmung. Die Zustimmung des Bundesrates steht noch aus.
Bundesregierung

Neue Superhelden
Es ist Zeit für neue Superhelden und eigentlich wissen wir alle längst wer diese sind. Es sind die Menschen, die in den sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind. In einem Bild hielt dies der Street-Art-Künstler Banksy fest. Er malte ein Kind, welches mit einer Superhelden-Puppe spielt, nur sieht diese Puppe nicht aus wie die typischen Marvel-Comic-Superhelden. Auf dem Bild ist eine Krankenpflegerin mit Cape und Maske dargestellt. Das Gemälde hinterließ Banksy, zusammen mit einem Zettel auf dem stand "Danke für alles, was Sie tun. Ich hoffe, dies erhellt den Ort ein wenig, auch wenn es nur schwarz und weiß ist."  im General Hospital in Southampton. 
Süddeutsche Zeitung

Diesem Dank möchten wir uns anschließen!

Mit diesem schönen Gedanken schicken wir euch heute in den Freitag. Habt einen schönen Tag, habt ein schönes Wochenende, habt euch lieb! Euch selbst und eure Mitmenschen!

Eure Anne und Annika

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker |  Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.