angstfrei.news Feed abonnieren Teilen auf Facebook Teilen auf Twitter Teilen auf WhatsApp Teilen auf Xing Teilen auf Linkedin
« »

Freunde | 06. März 2021

Tina

Liebe Leser:innen,

„Freunde“ was wäre das Leben ohne sie? Freundschaften helfen uns über Durststrecken hinweg. Bei Liebeskummer, Umzügen oder in Lebenskrisen. Wir teilen unsere Erfahrungen mit ihnen und sind zur Stelle, wenn es drauf ankommt. Ich persönlich liebe Freundschaften, denn sie machen das Leben glücklicher. Allerdings müssen sie echt sein. Nicht alle Freundschaften halten ein Leben lang. Manche lösen sich nach kurzer Zeit wieder auf, weil die Verbindung nicht tief genug war, oder man sich in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt hat. Freundschaft beruht auf einer freiwilligen und persönlichen Beziehung. Sie wird durch gegenseitige Sympathie und Vertrauen aufgebaut. Wahre Freundschaft bedeutet auch, dass man sich gegenseitige Geheimnisse anvertraut. Ganz egal wie peinlich oder ernst diese sind.

Es gibt diesen Klassiker: „Zeige mir deine Freunde - und ich sage dir, wer du bist”. Dieser legendären Behauptung stimme ich zu hundert Prozent zu. Denn mit den Menschen, mit denen wir uns umgeben, entscheiden wir, was aus uns werden könnte. Seien wir ehrlich: Es gibt Menschen mit einem infektiösen Charakter: Sie bremsen uns aus, ziehen uns runter – weil sie es selbst nicht besser wissen oder nicht gönnen können. Und dann gibt es die anderen: Mutmacher, Ratgeber und Unterstützer ... wahre Freunde eben, „an“ und „mit“ denen man wachsen kann. Und deshalb sollten wir öfter auch mal danke zu unseren Freunden sagen, einfach nur, weil es sie gibt. Echte Freunde sind schwer zu finden. Deshalb sollte man die Menschen schätzen, die einen akzeptieren wie man ist. Denn Freundschaft ist keine Einbahnstraße. Man sollte nicht zu hohe Erwartungen und Forderungen stellen, sondern auch selbst schauen, dass man ein guter Freund ist. Denn schließlich besteht Freundschaft aus Geben und Nehmen.

Unsere neue Ausgabe hält wieder interessanten Lesestoff für euer Wochenende bereit. Tim informiert uns über die neuesten News, u.a. wann und wo ihr Corona Schnelltests kaufen könnt. Darüber hinaus findet ihr eine Übersicht vom Bund-Länder-Treffen, mit detaillierter Auflistung inzidenzabhängiger Öffnungsschritte. In unserer Rubrik Mensch zu Mensch geben unsere Autor:innen wieder spannende Einblicke in ihr Privatleben. Und lassen uns an ihrem Freundeskreis teilhaben. Anne ist fasziniert, wie lange Freundschaften halten können. Annika hat an einem Samstagabend bei Eierlikör im Schokobecher überraschenderweise das Video Calling mit Freunden für sich entdeckt. Tina lässt sich ihre Freundschaften nicht mehr von ihrer Angst verjagen. Und Katharina zeigt uns, wie liebevoll Selbstfürsorge sein kann. Selbstverständlich haben wir auch wieder einige Tipps für euch zusammengestellt, u.a ein Buchtipp von den Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis. Und in Dies und Das findet ihr herzergreifende Songs rund um das Thema Freundschaft.

Jetzt bleibt mir nur noch eines zu sagen, Euch ein wunderbares und sonniges Wochenende zu wünschen!

Tina und das Team von angstfrei.news

Ganz wichtig: Was meint ihr zum neuen Konzept und zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.

Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wenn Du Zeit, Lust und Interesse hast auch mal in unserer Redaktion mitzumischen, dann schreib uns gerne eine Nachricht auf Instagram oder eine kurze E-Mail an angstfrei.news@gmail.com. Wir würden uns mega über Dich freuen.

Die gute Nachricht der Woche

Schnelltest im Handel erhältlich
Seit Samstag (6.3.) bieten verschiedene Einzelhandelsketten Schnelltests für den Privatgebrauch an. Den Beginn macht der Discounter ALDI, es folgen die Drogerieketten Müller (8.3.) und Rossmann (17.3.). Zunächst soll die Abnahmemenge pro Konsument:in beschränkt sein.

Mitbewerber DM plant neben dem Angebot von Tests auch die Einrichtung von Schnelltest-Zentren. Beginnend in Baden-Württemberg soll das Konzept bundesweit ausgebaut werden. Entsprechende Anträge lägen bei Land und Bund bereits vor, das teilte die DM-Geschäftsführung in einem Pressetermin mit. Alle Einzelhändler:innen sind sich einig, dass das neue Angebot eine wichtige Unterstützung für die aktuellen Öffnungsprozesse ist.
Werben und Verkaufen

Schwarzbrot - Heal the world

Tim

Über alle Altersgruppen hinweg muss etwa jede:r Fünfte wegen COVID-19 ins Krankenhaus, fünf Prozent kommen auf die Intensivstation, etwa ein Prozent verstirbt. Doch wie wird COVID19 nach einem Jahr behandelt? Ein Überblick über Altbewährtes und neue Ideen.

Die schlechte Nachricht zuerst: Es gibt kein Heilmittel für COVID-19. Sämtliche Therapien zielen darauf, den Heilungsprozess des Körpers zu unterstützen - abnehmen können sie ihm diesen Kampf nicht. Denn anders als bei Bakterien, die einen eigenen Stoffwechsel haben und eigenständige Lebewesen mit einer Fülle von pharmakologischen Angriffszielen sind, sind Viren keine Lebewesen - sie brauchen den Stoffwechsel einer Wirtszelle. Diesen wiederum anzugreifen hat schwerwiegende Konsequenzen für den gesamten Organismus.

Zwar gibt es auch Medikamente für Viren. Diese verhindern aber typischerweise die Vermehrung der Viren - zum Beispiel bei HIV oder Herpes-Viren. Bereits befallene Zellen können aber nicht medikamentös geheilt werden, sondern müssen vom menschlichen Immunsystem abgetötet werden. Dennoch können Medikamente die Chance, dass der Körper die Viren bezwingen kann, entscheidend erhöhen. Ein Medikament, welches die Vermehrung von SARS-CoV-2 verhindern könnte ist Remdesivir:

Beat it - Remdesivir

Remdesivir ist ein Medikament, welches ursprünglich gegen Ebola und das Marburgfieber entwickelt wurde. Es ist das einzige zugelassene, antivirale COVID-19-Medikament, ein Nukleosidanalogon. Das bedeutet, wenn das Virus seine Erbsubstanz vermehrt wird, statt der normalen Nukleoside (Base mit einem Zuckerrest - Bausteine der Erbsubstanz) Remdesivir eingebaut - das sieht so ähnlich aus, ist aber instabiler, sodass die Kette der Erbsubstanz abbricht und die Vermehrung scheitert.

Leider bestätigten sich die ersten vielversprechenden Versuchen an Zellen und Tieren nicht in der Deutlichkeit beim Menschen. Mehrere Studien legen nahe, dass Remdesivir den Heilungsprozess beschleunigen könnte. Für das entscheidende Kriterium, ob es den Tod von Menschen signifikant häufiger verhindert als ein Placebo, gibt es bestenfalls uneinheitliche Daten. Gäbe es einen deutlichen Effekt für das Überleben einer COVID-19-Infektion, so wäre er mittlerweile erkannt worden. Remdesivir kann unterstützend gegeben werden, da es ein eher günstiges Nebenwirkungsprofil hat, ist aber ist wohl keine Wunderwaffe zur Kontrolle der Folgen der Pandemie.

Eine in der Fachwelt diskutierte Ursache für die enttäuschenden Ergebnisse könnte der Zeitpunkt der Gabe sein. Würde Remdesivir direkt bei oder vor der Infektion gegeben, könnte es diese eventuell deutlich abmildern. Diese prophylaktische Gabe ist nämlich in Tierversuchen erfolgt. Bei Menschen ist dies schwieriger - weil Humanversuche, wo Menschen bewusst mit einer Krankheit infiziert werden, ethisch nicht geboten und in den meisten Ländern verboten sind.

Es müssten also alternativ eine große Gruppen von Menschen über einen längeren Zeitraum Remdesivir erhalten, von denen einige zufällig durch die Pandemie so schwer mit COVID-19 infiziert werden, dass sie ins Krankenhaus müssen. Diese müssten dann im Verhältnis zur Kontrollgruppe weniger sterben, um die Wirksamkeit zu beweisen. Doch gegen die Idee, Remdesivir ins Trinkwasser zu schütten, sprechen die Nebenwirkungen, welche Millionen von Menschen quasi “unnütz” ertragen müssten und der Preis - eine Tagesdosis kostet etwa 400 Euro pro Patient:in. Ein quasi ausgeschlossenes Szenario. Doch wenn erfundene Medikamente nicht helfen, kann vielleicht das Blut von COVID-19-Überlebenden helfen?

Blood On The Dance Floor - Rekonvaleszenzplasma

Unser Immunsystem bildet als Reaktion auf jede Infektion einen Mix aus Antikörpern - so auch bei COVID-19. Aus den flüssigen Bestandteilen des Blutes, dem Plasma, können diese herausgefischt und akut kranken Menschen gegeben werden. Die Antikörper könnten im Körper des Kranken die gleiche Rolle übernehmen wie in dem Körper des COVID-19-Überlebenden, aus dem sie stammen. Das Konzept wird auch bei anderen Erkrankungen wie zum Beispiel Tollwut angewandt und heißt auch passive Immunisierung - denn ohne, dass das eigene Immunsystem etwas tut, wird ein Verteidigungsmechanismus des Immunsystems genutzt - Antikörper.

Leider sind auch hier die Ergebnisse bestenfalls uneinheitlich. Insbesondere hinsichtlich des entscheidenden Endpunktes Sterblichkeit konnten keine Vorteile gezeigt werden. Eine große Übersichtarbeit, die viele einzelne Studien zu dem Thema zusammenfasst, konnte kein klaren Vorteil erkennen.

Auch hier wird vermutet, dass der Zeitpunkt der Gabe ein Problem sein könnte. Rekonvaleszenzplasma mit einer hoher Menge an Antikörpern ist aber nur begrenzt verfügbar und kann schwerwiegende, allergische Nebenwirkungen haben. Deshalb kann es in Einzelfällen eingesetzt werden, ist aber keine Standardtherapie und wohl auch nicht das erhoffte Wundermittel.

Es gibt auch künstlich erzeugte monoklonale Antikörper, die in der Therapie gegen COVID-19 eingesetzt werden können. Monoklonal bedeutet, dass sie nicht ein Mix aus Antikörpern sind (wie ihn das menschliche Immunsystem erzeugt), sondern gegen exakt eine Stelle eines Virus-Proteins gerichtet sind. Hierzu zählen Bamlanivimab, Casirivimab und Imdevimab (das “mab” am Ende steht immer für monoclonal antibody, “vi” gegen Virus - der Rest ist Phantasie). Die US-Aufsichtsbehörder FDA hat eine Notfallzulassung für diese monoklonalen Antikörper erteilt. Doch auch sie haben einen sehr hohen Preis und eine umstrittene Wirksamkeit.

Vielleicht ist ein hoffnungsvoller Ansatzpunkt aber nicht die Bekämpfung des Virus, sondern eher die Verwüstung zu verhindern, die dieser Kampf im Körper anrichtet:

Dangerous - Dexamethason und IL6-Hemmer

Die Abwehrreaktionen des Körpers gegen COVID-19 sind massiv und können manchmal selbst mehr Schaden als Nutzen bringen. Daher ist ein weiterer Ansatzpunkt, das Immunsystem etwas zu dämpfen, damit es nicht über das Ziel hinausschießt. Das klappt zum Beispiel mit Dexamethason, ein Kortikosteroid, das auch bei anderen Gelegenheiten eingesetzt wird, um das Immunsystem zu bremsen. Tatsächlich scheinen schwere COVID-19-Fälle mit invasiver Beatmung von einer Dexamethason-Gabe zu profitieren: Es überlebten signifikant mehr Menschen nach 28 Tagen bei einer britischen Studie. Eine Meta-Studie bestätigte diese Ergebnisse. Mildere Fälle profitieren hingegen nicht.

Auch bei der Dexamethason wird das Zeitfenster wieder diskutiert, da zu Beginn der Erkrankung nicht ganz klar ist, ob es eine schwere Infektion ist oder nicht. Mittlerweile hat man aber zahlreiche Risikofaktoren ausgemacht, sodass dies ganz gut abschätzbar ist.

Bei einigen Patient:innen tritt ein sogenannter Zytokinsturm auf. Zytokin sind Teil des flüssigen Immunsystems und helfen erkrankte Zellen zu zerstören. Während so eines Zytokinsturms funktionieren Sie aber eher als Schrottflinte denn als Scharfschützengewehr. Um diese Wirkung abzumildern wurde ein Hemmer eines bestimmten Zytokins, Interleukin-6, welches eine zentrale Stellung einnimmt, gegeben. Dieser Hemmer heißt Tocilizumab. Er wird auch schon bei anderen Erkrankungen eingesetzt. Leider haben einige Studien bei COVID-19 keinen Überlebensvorteil feststellen können.

Ein häufiger auftretendes Problem bei schweren Infektionen und so auch bei COVID-19 sind Blutgerinnsel. Auch sie sind vermutlich Ausdruck des Kampfes gegen die Infektion. Glücklicherweise kann die Gerinnung im Körper mit zahlreichen Medikamenten beeinflusst werden, die als Antikoagulation zusammengefasst werden können. Eine Studie konnte die geringere Sterblichkeit von antikoagulierten COVID-19-Patient:innen.

Aber gibt es denn wirklich gar keine heilenden Medikamente bei COVID-19? Doch:

Best of Joy - Impfung als Heilung

Eine Studie der Universität von Washington befürchtet, dass 30% der klinisch behandelten COVID-19-Patient:inen krank bleiben. Sie berichten über Folgesymptome, von denen mindestens eines mehr als neun Monate anhielt. Das Phänomen ist unter dem Namen “Long COVID” bekannt. Hier scheinen tendenziell jüngere Menschen betroffen (vielleicht auch nur weil sie häufiger schwere Erkrankungen überleben). Nun gibt es erste Hinweise, dass die Impfung der Betroffenen zu einer deutlichen Besserung ihrer Symptome führt. Ob dies tatsächlich eine Heilung von “Long Covid” ist, ist aktuell noch nicht belegt.

Eine möglich Erklärung wäre, dass durch die Impfung Antikörper und T-Zellen produziert werden, die auch gut versteckte Virusreservoire (,die eine beständige Infektion verursachen) ausschalten kann. Solche Reservoire könnten zum Beispiel im Nervensystem sein, dass stark von dem Immunsystem abgegrenzt ist. Ein Erklärungsvorschlag, den Virologe Christian Drosten im Coronavirus-Update macht, bezieht sich auf die immunmodulatorische Wirkung der Impfung: Das Immunsystem selbst könnte die Symptome verursachen, wenn es immer wieder von vereinzelten Corona-Viren gereizt wird. Dieser Alarmzustand könnte sich mit der Impfung legen.

Aktuell laufen neben den oben erläuterten Pharmaka noch Studien mit zahlreichen anderen Medikamenten wie zum Beispiel mit Colchizin, Rheuma-Medikamenten oder Parasiten-Medikamenten. Alle diese Versuche zeigen bisher keinen klaren Nutzen. Deshalb ist die beste Heilung aktuell immer noch eine Ansteckung zu verhindern. Daher gilt auch weiterhin: Maske auf, Hände waschen, Abstand halten, physische Kontakte reduzieren, Warn-App nutzen, solidarisch bleiben und impfen lassen, wenn ihr dran seid.

In dieser Rubrik möchten wir etwas tiefer in die Nachrichtenlage der Woche einsteigen. Mal eher hintergründig, mal eher serviceorientiert recherchieren wir für euch selbst, statt wie im darunter folgenden Nachrichtenblock Nachrichten auszuwählen und in eine angstfreie Sprache zu übersetzen. Wir hoffen, es mundet euch.

Nachrichten

Inland

Bund-Länder-Treffen: verlängerte Ausgangsbeschränkungen mit Lockerungen
Bund und Länder haben den Shutdown bis 28. März verlängert - mit schon vorher beginnenden schrittweisen Öffnungen. So dürfen sich ab kommenden Montag (08.03.) im zweiten inzidenzunabhängigen Öffnungsschritt fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, wobei Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt werden. Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte dürfen bundesweit unter Auflagen öffnen. Außerdem dürfen körpernahe Dienstleistungen wieder angeboten werden sowie Fahr- und Flugschulen unterrichten (z.T. mit tagesaktuellem negativen Test).

Andere Bereiche des Handels und öffentlichen Lebens öffnen im dritten Öffnungsschritt, auch ab dem 8. März, mit inzidenzabhängig strengen Auflagen. Ab dem 08. März dürfen Einzelhändler:innen in Orten mit einem Inzidenzwert unter 50 mit Auflagen öffnen, ebenso wie Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten. Auch Außensport dürfen Einwohner:innen von Orten mit einem Inzidenzwert unter 50 treiben.

In Orten mit einem Inzidenzwert von 50-100 können höchstens fünf Personen aus zwei Haushalten draußen individualsportlich aktiv sein. Einzelhändler:innen dürfen in diesem Fall Terminshopping anbieten und in Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten sowie Gedenkstätten müssen Besucher:innen vorher einen Termin buchen und ihren Besuch dokumentieren.

Ab frühestens dem 22. März dürfen im vierten Öffnungsschritt kulturelle und gastronomische Einrichtungen wieder öffnen. In Orten mit einem Inzidenzwert von 50-100 müssen Gäste einen tagesaktuellen Schnell- oder Selbsttest vorweisen und in der Außengastronomie vorher einen Termin buchen. Kontaktsport ist vor dem 5. April nur außen und mit negativem Testergebnis möglich.

Im fünften Öffnungsschritt ab frühestens dem 5. April dürfen Menschen in Orten mit einem Inzidenzwert von unter 50 wieder Freizeitveranstaltungen draußen besuchen (max. 50 Teilnehmer:innen) sowie an Hallen-Kontaktsport mit tagesaktuellem negativen Schnell- oder Selbsttest teilnehmen. Einzelhändler:innen dürfen in diesem Öffnungsschritt ab einer Inzidenz von 50-100 unter Auflagen öffnen. In dieser Stufen dürfen sich Menschen wieder ohne negativen Selbst- oder Schnelltest sportlich betätigen (kontaktfrei innen und Kontaktsport außen).

Wenn an einem Ort der Inzidenzwert von 100 an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten wird, werden die Lockerungen zurückgenommen. Weiterhin wird empfohlen, Kontakte auf das Minimum zu beschränken und möglichst immer dieselben Menschen zu treffen (social bubble).

Die Bundeskanzlerin und die Länderchef:innen beraten wieder am 22. März über weitere Öffnungsschritte abhängig von Tests, Impfungen und Virusvarianten.
Tagesschau (neue Beschlüsse)
Tagesschau (Analyse der Beschlüsse)
Bundesregierung (neue Beschlüsse im Detail)
Spiegel

Neue Studie zu Homeoffice in Deutschland
Trotz Verordnung arbeiten nur ein Drittel der Arbeitnehmer:innen in Deutschland im Homeoffice. Dies ist Inhalt der neuesten ifo-Studie, wonach bei ca. 56% der Arbeitnehmer:innen Heimarbeit zumindest teilweise möglich wäre. Studienautor Jean-Victor Alipour führte Frankreich und Belgien als Beispiele für eine Homeoffice-Pflicht seitens der Arbeitnehmer:innen an, wo diese seit dem Winter 2020 besteht.

Heimarbeit ist laut Studienautor:innen erforderlich, um die Pandemie zu bekämpfen und Öffnungen zu ermöglichen. Sie schlagen eine Ausweitung der Homeoffice-Pflicht auf Arbeitnehmer:innen auch für Deutschland vor. Auch Belegungsobergrenzen für Büros sowie stärkere steuerliche Anreize für Heimarbeiter:innen seien denkbar.

Als Grund für die immernoch vorherrschende Präsenzarbeit nannte DGB-Chef Hoffmann, dass Unternehmen diese bevorzugten und daher Heimarbeit nicht ermöglichten oder sogar erschwerten. Der Arbeitsmediziner Nils Backhaus nannte zusätzlich die improvisierten Arbeitsplätze zuhause als Grund sowie die „räumliche und inhaltliche Vermischung von Privatleben und Beruf“, die als „sehr anstrengend erlebt“ werde.
Tagesschau
IFO.de (Studie als PDF zum Download)
Deutschlandfunk

Corona-Impfungen durch Hausärzte ab April
Niedergelassene Ärzte dürfen spätestens ab April Corona-Impfungen durchführen. Darauf haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Vertreter:innen der Landesregierungen geeinigt. Ein entsprechendes Konzept hierzu arbeiten die Gesundheitsminister:innen der Länder aus.

Ein wichtiger Punkt der Impfkampagne stellt die Finanzierung dar. Laut Gesundheitsministerium kosten eine Million Hausarzt-Impfungen ca. 20 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten für die Ausstellung eines Impfzeugnisses sowie für die Impfberatung. Aktuell werden ca. 170.000 Menschen pro Tag geimpft. Ziel des Gesundheitsministerium ist es, diese Zahl zu verdoppeln. Eine weitere Beschleunigung der Impfungen wird durch die Zulassung von AstraZeneca auch für über 65-Jährige erwartet.
DER SPIEGEL
Tagesschau

Ausland

Italien: Impfstoffausfuhr untersagt
Italien hat die Ausfuhr von einer Viertel Millionen Impfstoffdosen des Produzenten AstraZeneca nach Australien untersagt. Hintergrund sind die nicht eingehaltenen Liefervereinbarungen des Konzerns gegenüber der Europäischen Union. Damit ist erstmals eine Auslieferung von Corona-Impfstoff aus der EU untersagt worden. Die Entscheidung lag bei der italienischen Regierung, da die produzierende Fabrik innerhalb der Landesgrenzen liegt. Möglich wurde der Exportstopp durch die Ende Januar vereinbarte Exportkontrolle, die Konzerne verpflichtet, eine Ausfuhrgenehmigung einzuholen.

Die Reaktionen auf den Schritt sind gemischt. Vor allem die Sozialdemokraten im Europaparlament äußerten sich kritisch. Es ginge um "Zusammenarbeit statt Konfrontation", sagte der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD). Exportbeschränkungen sind besonders deswegen politisch strittig, da sie das Ziel gefährden, dass Pharmafirmen ihre Standorte in Europa weiter ausbauen. Außerdem hat die EU zugesagt, Lieferverpflichtungen gegenüber anderen Ländern zu halten.
Tagesschau

Österreich: Vorsichtige Öffnungen in Vorarlberg
Österreich plant regionale Lockerungen, zunächst im Bundesland Vorarlberg. Ab dem 15. März soll es im Vorarlberg zu vorsichtigen Öffnungen im Bereich Sport, Kultur und Gastronomie kommen, da die Sieben-Tage- Inzidenz vergleichsweise niedrig ist. Wie die Lockerungen genau aussehen, werden Bundes- und Landesregierung in den nächsten Tagen erarbeiten.

Bundeskanzler Sebastian Kurz stellt weitere Öffnungen für das gesamte Land in Aussicht. Zu Ostern soll Außengastronomie wieder möglich sein. Im April sollen Tourismus, Innengastronomie und Kulturveranstaltungen folgen. Die angestrebten Öffnungen bleiben abhängig vom Infektionsgeschehen.

Zuletzt sind die Infektionszahlen in Österreich gestiegen. Mehr Impfungen und Tests sollen die Öffnungsschritte absichern. Ab Montag (01.03.2021) kann jeder Sozialversicherte über 15 Jahre fünf kostenlose Selbsttests pro Monat in Apotheken erhalten. Unter anderem benötigt man für den Zugang zu Friseuren weiterhin einen, von Fachpersonal durchgeführten, Schnelltest.
Tagesschau
Tagesschau

Entwicklungsländer erhalten Corona-Impfstoffe durch ,,COVAX-Initiative‘‘
Ghana und die Elfenbeinküste haben als erste Länder Impfstoffe durch COVAX erhalten. Die Impfinitiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO), mehrerer Industrienationen, der EU und privater Organisationen will Ländern unabhängig von ihrer Kaufkraft Zugang zu Impfstoffen gegen das Corona-Virus ermöglichen. So will COVAX bis Ende 2021 etwa zwei Milliarden Impfstoffdosen verteilen - vor allem in Südamerika und Afrika.

Ghana und die Elfenbeinküste erhielten bereits etwas mehr als eine Million Impfdosen. Der ghanaische Präsident Akufo-Addo ließ sich daraufhin unter der Woche vor laufender Kamera impfen. Inzwischen haben schon andere Länder wie Kolumbien und Nigeria Impfstoffe durch COVAX erhalten. Zusätzlich spenden einige Länder, darunter auch Deutschland, Impfstoff, der nicht mehr benötigt wird, an COVAX.
Deutschlandfunk
VFA

Sport

DFB-Pokal-Spiel abgesagt: Acht COVID19-Fälle bei SSV Jahn Regensburg
Wegen acht Corona-Fällen bei SSV Jahn Regensburg wurde das DFB-Pokalspiel mit Werder Bremen abgesagt. Beim Zweitligisten sind Spieler und der Cheftrainer Mersad Selimbegovic mit dem Corona-Virus infiziert - in vier Fällen mit der britischen Variante B 1.1.7. Der gesamte Teamkader begab sich daraufhin in angeordnete Quarantäne.

Das Zweitliga-Spiel gegen den VfL Osnabrück wurde auf Mittwoch, den 14.04. verschoben. Das Spiel Jahn Regensburg gegen die SpVgg Greuther Fürth wird am Mittwoch, den 17.03. nachgeholt.
Tagesschau
Bundesliga

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).

angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.

Von Mensch zu Mensch

Tretroller und Detektivzentrale
Anne

Wenn ich für diese Rubrik schreibe, dann sprudelt manchmal der Text einfach aus mir heraus und ich wundere mich, was ich nachher auf dem Papier wieder finde und wo meine Gedanken herkommen, wo sie ihren Ursprung haben. Manchmal, gerade wenn die Themen so weitläufig interpretiert werden können wie das jetzige, dann nehme ich Blatt und Stift zu Hilfe.

Ich notiere dort wahllos Worte, die mir in den Sinn kommen, Mindmap nennt man das wohl. Dieses Mal stehen dort ein paar Namen, von Menschen die mir nahe sind, von meinen Freunden. Es stehen, wie sollte es anders sein, Songs darauf. Und Buch- und Serientitel. Ich wundere mich kurz über mich selbst. Was haben diese Menschen mit „Freunde“ von den Toten Hosen, „Benzin und Kartoffelchips“ von Kettcar, mit TKKG und den Pfefferkörnern zu tun.

Okay, die Pfefferkörner sind eine große Liebe meiner Tochter, sie kann die Serie zum X-ten mal schauen und bekommt nicht genug. Mein Sohn liebt die Toten Hosen und hört sie am liebsten in Dauerschleife. TKKG und Geschichten von Banden und Freundschaften habe ich als Kind geliebt und gelebt. Also, warum nicht hier einmal davon erzählen.

Ich habe zwei Freundinnen, die mich schon urlange begleiten. Meine Mutter war schon als Kind mit der Mutter meiner besten und längsten Freundin Elena befreundet. Und sie haben es geschafft, diese Freundschaft über die Zeit und die unterschiedlichen Wege, die sie im Leben eingeschlagen haben, zu tragen. Was als Kind für mich selbstverständlich war, weil ich nicht begriff und nicht begreifen konnte, dass unterschiedliche Wege und Biografien auch mal zu Brüchen in der Freundschaft führen, oder man sich schlicht und ergreifend aus den Augen verliert. Inzwischen bin ich beeindruckt, dass sie es schafften geschätzte 65 Jahre befreundet gewesen zu sein. Bis zum Ende.

Und auch wir Kinder sind immer noch Freundinnen, auch wenn unsere Freundschaft so manche Höhen und Tiefen durchlaufen hat.

Auf die Frage, wie lange wir uns schon kennen antworte Ich immer „Ich habe schon vor Elena, als Baby, in ihrem Bettchen geschlafen.“ Und das ist nichts als die Wahrheit. Sie war einfach schon immer da, obschon wir nie in denselben Kindergarten oder auf dieselbe Schule gingen. Wir haben unterschiedliche Musikgeschmäcker und sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Biografien, leben geografisch knapp 70 km voneinander entfernt. Wenn ich jetzt behaupten würde, dass dies nie eine Rolle gespielt hat, dann wäre es falsch.

Natürlich spielt es eine Rolle, den Kilometern und der Pandemie geschuldet haben wir uns vor anderthalb Jahren zuletzt gesehen. Das lässt schon mal Zweifel aufkommen, aber irgendwie haben wir es doch immer geschafft, wenn auch nicht räumlich, wieder zueinander zu finden. Zu viel was uns verbindet, zu viel was wir gemeinsam erlebt haben. Zu viele Geheimnisse, die nur sie kennt. Würde irgendetwas in meinem Leben passieren, egal ob gut oder schlecht, ich würde sie als erstes anrufen. In manchen Zeiten passiert allerdings nicht so viel im Leben, außer Alltag und darüber vergisst man das Anrufen schnell. Vielleicht sollte ich das gleich mal ändern. Oder doch zuerst diesen Text zuende schreiben? Ich will nicht den Faden verlieren und doch sind es doch gerade diese Periodisierungen, die häufig dazu führen, dass man das „Sich melden“ immer wieder verschiebt, auf einen Moment der Ruhe, der so selten vorhanden ist. Und schon sind wieder ein paar Wochen oder gar Monate ins Land gegangen. Ärgerlich.

Aber zurück zur Freundschaft, denn würde ich hier nur von meiner Freundschaft zu Elena erzählen, wäre dies nur die halbe Wahrheit. Ein wichtiger Mensch würde fehlen, in dieser Dreier-Kombo, Katharina.

Zurück zu TKKG, zu (Detektiv-)Geschichten, zu Geschichten von Banden und Freundschaft. Wer hat sie als Kind nicht geliebt? Ich kennen keinen. Wir hatten im Garten von Elenas Eltern ein kleines Gartenhäuschen für uns eingerichtet alsTreffpunkt, Zentrale und bester Platz, um ungelösten Fällen auf den Grund zu gehen. Nun gab es diese leider nicht, also haben wir uns die wildesten Geschichten über die Nachbarschaft ausgedacht und sind auf Holztretrollern durch den Garten gerast. Herrlich! Und eine dieser Nachbarn war eben Katharina, sie wollte mitspielen, wir waren zunächst mäßig begeistert, aber nun gut. So waren wir zu dritt.

Irgendwann war es gang und gäbe, dass ich Katharina nicht zu meinem Geburtstag einlud und sie mich nicht zu ihrem. Nicht aus bösem Willen, oder weil sie oder ich nicht willkommen waren, nein wir wusste ja eh, das Elena die andere mitbringen würde. Und wäre Katharina nicht mitgekommen, ich wäre enttäuscht gewesen, sie hätte gefehlt. Das war halt so. Inzwischen feiere ich eigentlich keine Geburtstage mehr, würde ich es tun, ich würde aber beide einladen. Man wird ja doch älter und auch Elena und Katharina wohnen nicht mehr Tür an Tür.

Diese zwei Menschen dürften so manche Irrwege und Verrennungen meiner Jugend mit erleben, verrannten sich das ein oder andere mal selbst, oder mit mir gemeinsam. Erster Kuss, erste Liebe (ja die Reihenfolge ist bewusst gewählt), erste enttäuschte Liebe, erster Korb, erstes Mal Disco, erstes Mal betrunken Fahrradfahren, erstes Mal alleine Silvester feiern inklusive erstes Mal zu viel Alkohol trinken und anschließendem erstem Mal versuchen die Spuren des Feierns zu beseitigen. Erstes Mal alleine in Urlaub fahren, erstes Mal alleine Berlin. Heiraten und Kinder, Pos an Fensterscheiben. Wie aufregend.

Leben, Liebe, Tod und so viele erste Male verbinden uns, dass diese Freundschaft die Zeit und die Kilometer überdauert und ich, in dem Wissen dass es arbeitsintensiv ist, hoffe, dass wir auch irgendwann auf 65 Jahre Freundschaft anstoßen können. Mädels, ich stell den Ramazzotti schon mal kalt. Ding ding ding….

Ob unsere Kinder diese Freundschaft fortführen können, bleibt ihnen überlassen. Freuen würde es mich aber schon.

Für alle erwähnten und unerwähnten Freundschaften an dieser Stelle, fühlt euch umarmt. Ich bin froh, dass es euch gibt!

Von traditionell zu virtuell
Annika

Ich geb’s zu, über die letzten Wochen und Monate habe ich hier an dieser Stelle ganz schön gemeckert. Über Corona, über Einschränkungen, die die Pandemie mit sich brachte, über Gefühle, die aus der Isolation resultierten. Und auch als ich das Thema dieser Ausgabe gesehen habe, kamen in mir zuerst sehr viele negative Assoziationen hoch. Super, Freunde. Freunde, die ich im letzten Jahr kaum oder nur unter hohen Einschränkungen sehen konnte. Freunde, die ich nicht so einfach in den Arm schließen konnte, wie ich es manchmal gewollt - und auch gebraucht - hätte. Freunde, mit denen das übliche Kaffeetrinken nicht so einfach zu realisieren war, wie in den Zeiten vor der Pandemie.

Ich habe sogar schon angefangen, einen solchen Mecker-Text zu schreiben. Und dann kam das vergangene Wochenende.

Wir haben ein liebes Pärchen in unserem Freundeskreis, mit denen so ziemlich jede Begegnung ein Gewinn ist. Kennt ihr solche Menschen? Diejenigen, mit denen ihr euch trefft und egal, wie schlecht es euch im Vornherein ging - der Abend wird auf jeden Fall gut? Die beiden sind solche Menschen. Und auch in diesem Zusammenhang könnte ich wieder anfangen zu meckern - wir verbringen nämlich eigentlich seit Jahren jeden Silvesterabend zusammen. Dieses Mal hat uns Corona scheinbar einen Strich durch die Rechnung gemacht - und ich war wahnsinnig niedergeschlagen deswegen. Irgendwie hat es sich nämlich so angefühlt, als würde das letzte bisschen, auf das ich mich in diesen Zeiten gefreut habe, nun nicht stattfinden können.

Aber wir haben eine Lösung gefunden: Videotelefonie sei Dank haben wir den Abend dann doch zusammen verbringen können. Und irgendwo zwischen Eierlikör im Schokobecher, dem gemeinsamen Musikhören und interessanten Trinkspielchen fühlte es sich auf einmal gar nicht mehr so an, als wären wir eigentlich 100 Kilometer voneinander entfernt. Die beiden saßen quasi neben uns auf der Couch und gemeinsam zählten wir dann auch die letzten Sekunden des alten Jahres herunter. Ich glaube, dieses besondere Silvester werde ich tatsächlich noch sehr lange in Erinnerung behalten.

Das einzig Blöde an Verabredungen mit den beiden ist, dass sie auch bei anderen Menschen sehr beliebt sind. In der Vergangenheit führte dieser Umstand leider oftmals dazu, dass wir gemeinsame Treffen sehr weit im Voraus planen mussten und uns dementsprechend relativ selten sehen konnten.

Und damit kommen wir zum vergangenen Wochenende. Videotelefonie liegt bei uns nämlich mittlerweile recht hoch im Kurs - und irgendwie hat man an den Samstagabenden momentan ja auch sonst nichts zu tun. Das führte dazu, dass wir uns in den letzten Wochen so oft gesehen haben, wie sonst in einem ganzen Jahr nicht. Nicht live und persönlich - aber irgendwie doch ganz nah und beieinander. Ohne Corona hätten wir diese Erfahrung wahrscheinlich nie gemacht.

Das heißt natürlich nicht, dass mir die persönlichen Treffen nicht fehlen - ganz im Gegenteil. Der Termin für das nächste Aufeinandertreffen - ganz ohne Handybildschirm zwischen uns - ist auch schon fest eingeplant (zumindest, wenn uns die Inzidenzwerte keinen Strich durch die Rechnung machen), aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir nun zusätzlich dazu eine neue Art der Treffen für uns gefunden haben: virtuell.

Ohne die Umstände, die unseren Horizont für die Definition eines „Treffens unter Freunden“ erweitert haben, wäre uns das wahrscheinlich verborgen geblieben. Auf jeden Fall allerdings wären unsere Samstagabende das eine oder andere Mal um einiges einsamer verlaufen - auch ohne Corona.

Kostbare Schätze
Tina

In unserem Leben lernen wir viele Menschen kennen. Auf manche hätte ich gerne verzichtet und andere wiederum hätte ich gerne länger in meinem Leben behalten.

Wenn man unter einer Angststörung leidet, sind Freundschaften ein eher schwieriges Unterfangen. In jungen Jahren habe ich wunderbare Freunde ziehen lassen, die ich von ganzem Herzen liebte. Ich habe sie von mir weggestoßen, weil ich zu feige war, meine Angststörung preiszugeben. Das Wort Angst brachte ich nicht über meine Lippen. Eher hätte ich mir die Zunge abgebissen. Ich schämte mich schrecklich für meine Angst. Denn mit ihr assoziierte ich Schwäche und psychischen Makel. Und in diesem Zustand sollten meine Freunde mich nicht sehen. Denn sie kannten mich als taffer, schlagfertiger und furchtloser Wirbelwind. Als Partyqueen, die sich in jedem Club und auf jeder Tanzfläche zu Hause fühlte. Die Art von Freundin, mit der man Pferde stehlen kann. Und zur Stelle war, wenn’s drauf ankam.

Doch plötzlich war alles anders. Aus der taffen Persönlichkeit, wurde eine traurige Gestalt, die sich plötzlich vor allem fürchtete. Ich schämte mich so abgrundtief für meine Angst und die Befürchtung ausgelacht zu werden, dass ich kein Wort darüber verlor. Durch meine Geheimhaltung nahm ich in Kauf, all meine Freundschaften zu verlieren. Stillschweigend zog ich mich mehr und mehr zurück, bis keiner mehr um meine Freundschaft kämpfte. Denn das taten diese liebevollen Menschen lange genug. Wieso konnte ich diese Scheuklappen aus Angst nicht herunternehmen?

Heute kann ich meine Feigheit nicht mehr nachvollziehen. Jetzt, mit zunehmender Reife, weiß ich, dass mich keiner von ihnen ausgelacht hätte. Gemeinsam hätten sie mich in dieser schwierigen Zeit unterstützt und wieder aufgerichtet.

Als keiner mehr nach mir fragte und ich tief in meiner Angst gefangen war, blieb ich eine ganze Weile ohne Freunde. Es gab keinen Platz für Freundschaften, denn die Angst nahm jeden Platz ein. Nur in der Musik fand ich ein wenig Ruhe. Die Songs versetzten mich in angstfreie Zeiten zurück und ich spürte, wie sehr ich jeden einzelnen meiner verlorenen Freunde vermisste.

Später, als ich dann meine Ängste im Griff hatte, baute ich mir einen neuen Freundeskreis auf. Jedoch ohne Versteckspiel. Zwar ging ich noch immer verhalten, mit meinem “Geheimnis” Angststörung um, doch ich traute mir die Verantwortung einer Freundschaft wieder zu. Denn auf Freunde wollte ich nicht länger verzichten. Ich finde, Freunde sind das Glück, das man sich selbst aussuchen darf. Mit der Zeit lernte ich, dass ich mich für meine Ängste nicht schämen muss und verleugne sie deshalb auch nicht mehr bzw. “ICH VERLEUGNE MICH NICHT MEHR”.

Ich unterscheide sorgfältig zwischen Freunde und Bekannte. Und es dauert eine ganze Weile, bis ich Vertrauen fasse. Aber genau diese Menschen sind es dann auch, die eine wahre Freundschaft ausmachen. Bei denen ich mich mental fallen lassen kann ohne jegliches Schamgefühl. Die mir Halt geben, wenn ich wieder mal an mir zweifle. Die an meiner Seite stehen, wenn ich im Alltag die ein oder andere angsteinflößende Situation meistern muss.

Genauso wichtig finde ich aber auch, dass man zurückgibt, was man bekommt. Denn ein aufrichtiger Freundeskreis, der aus Wertschätzung, Respekt, Vertrauen und Fürsorge besteht, ist keine Selbstverständlichkeit. Ich liebe jeden einzelnen in meinem Freundeskreis und ich will keinen von ihnen missen. Sie machen die Welt bunt, inspirieren, geben Kraft und machen Mut. Mit ihnen kann ich lachen, tanzen rumalbern, fachsimpeln und philosophieren. Aber vor allem darf jeder sein, wie er ist.

Wo du nur eine Spur gesehen hast
Katharina

Ich dachte, es wäre das Leichteste der Welt, über meine Freund:innen zu schreiben. Denn bei ihnen konzentriert sich gerade alles Gute in dieser, meiner, Welt. Und dann dachte ich an diesen Satz "Freunde sind die Familie, die man sich aussucht" – und das würde ich gleichzeitig unterschreiben wie erweitern wollen: Denn meine Familie ist gerade mein engster Freundeskreis und einige meiner Freund:innen sitzen zwischen meinen Geschwistern, Schwäger:innen und Eltern am Küchentisch meines innersten Kreises.

"Und doch bin ich alleine, wenn das Licht ausgeht", flüstert mein inneres Schwarz mir ins Herz und erinnert mich an die Fakten: Ich wohne allein, arbeite allein, versorge mich allein. Dank Corona hat das "Allein" zu allem Überfluss auch einen normativen Wert. Na toll. Und eh, dass ich mich versehe, dreh ich mich allein um die eigene Achse in meinem innersten Kern, weil der Platz dort, wo Freund:innen saßen, vom Wirbelsturm der selbstverordneten Einsamkeit leergepustet wurde.

Ich möchte keinen toxischen Positivismus predigen (hier ein guter PodCast dazu), also sagen "Hab dich nicht so! Es könnte schlimmer sein! Schau doch auf das Haben!" – es ist gut und wichtig, das eigene Alleinsein als solches anzunehmen, wenn man es fühlt. Denn es geht ja nicht dadurch weg, dass ich die Hände auf die Ohren presse und laut "LALALA!" rufe – im Gegenteil. Das eigene Geschrei wird von der Leere nur als Störgeräusch zurückgeworfen. Trotzdem habe ich festgestellt, dass es zwei Strategien gibt, die nach angemessener "ich-find-das-grade-blöd"-Zeit dabei helfen, sich nah zu fühlen:

(1) Mir hilft es, es mir selbst schön zu machen. Ich backe mir etwas, ich räume auf, ich zünde eine Kerze an. Ich koche gut und richte das Essen schön für mich an. Und dann setze ich mich mit mir selbst in den Sonnenspalt an meinem Fenster und danke mir für die gute Gesellschaft. Okay, Hand auf's Herz, natürlich ist es nicht immer so romantisch. Oft macht mich gerade das Schöne, das ich gerade nicht teilen kann, traurig – und doch ist es ein Geschenk von mir selbst an mich selbst. Und Geschenke bekommen wir dann doch gerne. Ich glaube, das "es-sich-schön-Machen" hätte noch viel mehr Potential, nämlich wenn ich es mir nicht nur von außen, sondern auch von innen schön machte. Mich als meine eigene Freundin behandelte, um einen Kalenderspruch zu zitieren. Dann würde ich nicht nur das Schöne in guter Gesellschaft genießen, sondern schlechten Gedanken auf die Finger hauen, sollten sie anders klingen als das, was ich meinen Freund:innen im Außen sagen würde. Ich teste das mal und halte Euch auf dem Laufenden.

(2) Manchmal muss ich mich zusammenreißen, die Menschen, die da sein wollen auch da sein zu lassen. Freund:innen rufen mich an, um zu hören, wie es mir geht, schlagen Telefonate oder digitale Spielerinnen vor, möchten spazieren gehen oder einfach nur quatschen. Es ist so viel Angebot für Nähe da, das ich regelmäßig ausschlage, weil ich mich im Alleinsein suhle oder weil ich mir einrede, ich müsste erst etwas schaffen, bis ich mir die Zeit für diese Nähe nehmen kann, denn das Alleinsein muss doch auch etwas bringen, oder weil ich mich einfach nicht mehr am Kopf haben kann und mich deswegen diesen wundervollen Menschen nicht antun will. Das ist ziemlich dumm (und ja, das würde ich einer Freundin auch sagen). Ich schraub beim Klettern ja auch nicht die Sicherungshaken aus der Wand, nur weil ich die Höhe nicht vergessen will oder ohnehin nicht daran glaube, dass ich es bis oben schaffe. Trotzdem ist es leichter gesagt als getan. Gerade dann, wenn das Alleinsein von innen kommt. Dann kann man es vielleicht auch nur von dort aus stillen – siehe (1). Auch hier: Ich halte euch auf dem Laufenden.

Natürlich verführen diese zwei Tipps dazu, aus dem Alleinsein eine Bagatelle zu machen. Es ist okay, sich so zu fühlen. Es ist okay, sich davon auch mal verschlucken zu lassen. Es ist okay, nicht alleine dort hinaus zu finden. Trotzdem lohnt es sich, nach ausgestreckten Händen zu greifen, sich auch mal anzulehnen oder festzustellen, dass man getragen wird, ohne dass man gefragt hätte. Das erinnert mich an diese Geschichte von Margaret Fishback Powers, wo eine Person mit Gott ihren Lebensweg wie Spuren am Strand betrachtet und dann feststellt, dass in den schwersten Zeiten des Lebens nur eine Spur zu sehen war. Die Person wirft Gott vor: "Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" und der sagt "Ich werde dich nie allein lassen […]. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.".

Was also aussieht oder sich anfühlt, wie Alleinsein, kann eine Zeit großen Halts sein.

Wenn das Jahr so war wie das letzte, kann man das schnell mal übersehen oder überfühlen. Das ist okay. Aber die Momente, wenn der Wirbelsturm durchgezogen ist, die Plätze am inneren Küchentisch wieder belegt sind, an denen man sich diesen wunderbaren Menschen bewusst ist, sollten wir nutzen, um danke zu sagen. Deswegen: Danke. An meine wundervolle Familie, die mir Freund:in und Schutzraum ist, an meine Freundinnen unterm Regenbogen (der ist nämlich schöner, je größer der Sturm), an meinen Katha-Zimmer-Heimathafen, an meine geistigen Freiheitsräume, meine kein-Blatt-vorm-Mund-Nehmer:innen und die zauberhaften Kleinen die mir immer wieder das Herz füllen und frischen Blick aufs Große schenken. Mit Euch laufe ich gerne durch den Sand, und wenn er dann mal im Getriebe landet weiß ich, dass wir das gemeinsam schon wieder hinbekommen. Ihr seid die Besten.

Tipps der Woche

Auch im Bereich der Freundschaften ist nicht alles immer rosarot. Könnt ihr euch noch erinnern, wann ihr das letzte Mal das Gefühl hattet, eine Freundschaft von euch stünde vor einer großen Herausforderung? Manchmal ist es ein neuer Mann an der Seite der besten Freundin, der plötzlich die Dynamik verändert oder es sind neue Lebensumstände, die uns das Gefühl geben können, dass wir uns von denjenigen, denen wir eben noch so nah waren, entfernen.

Die Autorinnen Susanne Fröhlich und Constanze Kleis haben daraus ein ganzes Buch werden lassen: In “Wenn ich dich nicht hätte - Freundinnen, eine geniale Liebe” erzählen sie von den Herausforderungen in (Frauen-)Freundschaften und davon, wie sie damit umgehen. Das Hörbuch, das von Susanne Fröhlich selbst eingelesen wurde, findet ihr zum Beispiel bei “Audible” oder “Spotify”. Nicht nur für weibliche* Hörer:innen geeignet!
Audible (mit Hörbuchbeschreibung)

Und weil es so schön ist, schicken wir euch gleich noch einen zweiten Hörtipp hinterher: Denn dass sich zwei Menschen nicht gleichen müssen, um befreundet sein zu können, beweisen die Comedians/Kabarettist:innen Ingmar Stadelmann und Idil Baydar im Rahmen ihres Podcasts “IIS”. Bereits seit mehreren Jahren treffen sich die beiden wöchentlich, um sich über aktuelle Geschehnisse in der Welt, politische Entwicklungen und persönliche Ansichten auszutauschen. Dabei wird kein Thema ausgelassen: mal wird es sehr ernst (zum Thema Antirassismus), mal skurril (zu Verschwörungstheorien), mal lustig (zum Beispiel wenn es um die Geliebte des Hundes von Stadelmann geht).

Spürbar ist jedoch eins immer sehr deutlich: der gegenseitige Respekt “zwischen dem Ossi und der Türkin” (frei nach dem Motto des Podcasts) und die Freundschaft, die beide verbindet. Ihr seid neugierig geworden? Dann hört doch mal rein. Den Podcast findet ihr auf (fast) allen gängigen Streamingportalen. Und falls ihr eher visuell, als auditiv veranlagt seid: Die aktuellen Folgen gibt es auch auf YouTube.
“IIS” auf YouTube

Dies und Das

Berlinale in Pandemiezeiten
Die diesjährige Berlinale findet in zwei Etappen statt--ohne roten Teppich, aber mit gewohnt hochkarätigen Filmen. Die erste Etappe ist digital und bedeutet, dass die Jurys Anfang März virtuell Preise vergeben. Die zweite ermöglicht es den Filmemachern, ihre Filme im Juni in Freiluftkinos unter Auflagen dem Publikum zu zeigen. Beiträge des Online-Events findet Ihr im untenstehenden Link auf Arte.
-> Berlinale auf Arte.tv

Freundschaft zum Anhören
Natürlich gibt es auch zum Thema Freundschaft einen riesigen Pool an musikalischen Stücken. Alle hier aufzulisten würde den Rahmen zwar komplett sprengen, aber wie schon in den letzten Ausgaben möchten wir euch auch heute nicht in die kommende Woche schicken, ohne euch eine kleine Auswahl ein paar passender Musikstücke an die Hand zu geben. Dabei sind dieses Mal echte Klassiker (Beatles & Queen), ein Soundtrack (Toy Story) und ein paar vielleicht eher unbekannte Fundstücke. Egal, ob ihr unsere Vorschläge allein oder mit euren Freunden anhören möchtet - wir wünschen euch dabei viel Spaß!
Die Toten Hosen: „Freunde“
Spice Girls: „Wannabe“
The Beatles: „With a little help from my friends“
Lizzo: „Good as hell“
Boys like girls: „The great escape“
Sarah Connor: „Insel“
Toy Story: „You’ve got a friend in me“
Rihanna: „Umbrella“
Queen: „You’re my best friend“
Bruno Mars: „Count on me“
Aura Dione: „Friends“
Bill Withers: „Lean on me“
Taylor Swift: „I’m only me when I’m with you“
Juli: „Wir beide“
Kettcar: “Benzin und Kartoffelchips”

Freundschaft zum Anschauen: Serien!
Als Serienguckerin auf “Abstand” von nicht virtuellen Freundschaftsmomenten hole ich mir gern etwas heile Welt und “authentische” Freundschaftsmomente in guten Serien. Zurzeit schaue ich gern “Friends”, aber es gibt noch so viel andere gute Serien wie z.B. die neuere Serie “Immer für Dich da” mit Katherine Heigl (Netflix). Das Portal Serienjunkies hat 25 Serien über Frauenfreundschaften zusammengefasst und rezensiert, und Moviepilot eher die actionlastigeren (Krimi-) Serien. Schaut mal vorbei (man muss trotzdem googlen, wo sie gestreamt werden). Aber ruft bitte trotzdem Eure “echten” Freund:innen ab und zu an.
Serienjunkies (25 Serien über Frauenfreundschaften)
Moviepilot (Serien über Freundschaft)

Und damit schicken wir euch nun in die kommende Woche. Ruft doch mal eure Freunde an, schreibt ihnen eine Karte oder einen Brief oder vielleicht auch eine liebe Sprachnachricht - wofür ihr euch aber auch entscheidet: Seid gut zu euch und habt euch lieb!

Und falls Ihr nun Lust bekommen habt, eigene Beiträge zu schreiben und uns in unserer Arbeit zu unterstützen, schreibt uns gerne unter angstfrei.news@gmail.com - wir freuen uns auf Euch!

Euer angstfrei.news Team

Kleine Erinnerung
Wir freuen uns sehr, wenn ihr dieses neue Format mit einem Extra-Feedback bedenkt, nur so können wir lernen. Vielen Dank!

Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen
Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.