Langeweile | 12. Juni 2021
Liebe Leser:innen,
wer kennt sie nicht, die Langeweile? Das Gefühl der Langeweile kann bisweilen so unbequem sein, dass selbst das bequemste Sofa ungemütlich wird, weil das auferlegte Nichtstun in einer stets produktiven und agilen Welt befremdlich auf uns wirkt. Und wie so oft ist der Schlüssel die Akzeptanz. Doch dies ist leichter gesagt als getan. Dabei kann die Langeweile Quelle für Kreativität und Fantasie sein, wenn wir ihr und uns den Raum geben.
Ein paar Tage nachdem ich, Anne, den Text für die Rubrik von Mensch zu Mensch geschrieben hatte, habe ich angefangen ein neues Buch zu lesen und musste sehr über den Zufall schmunzeln und dies nun mit euch teilen. Denn auf der ersten Seite des Romans “Hard Land” beschreibt Benedict Wells mit einem Satz, was ich versucht habe als Gefühl zu benennen und zu beschreiben. Gemessen an diesem einen Satz bin ich gnadenlos gescheitert. Aber man sollte sich auch nicht mit Berufsautor:innen vergleichen, das geht in der Regel schief. Aber der Satz um den es geht, und der so zufällig so passend ist, ist folgender:
“Es war der Anfang der Sommerferien, und von dem Berg an Langeweile, der vor mir aufragte, hatte ich noch nicht mal die Spitze abgetragen.” (Benedict Wells - Hard Land)
Was dieser Satz mit meinem Text zu tun hat, in dem es unter anderem auch noch um Kinder und das Er- und Verlernen im Umgang mit Langeweile geht, könnt ihr weiter unten nachlesen. Die Kehrseite der Medaille kommt von Katharina. Hartnäckig sträubt sie sich gegen Langeweile, was wir nebenbei gesagt aus dem Redaktionsteam, obschon wir uns nur digital kennen, dennoch sehr gut bezeugen können. Was aber beide Texte gemein haben ist die Erkenntniss, dass wir uns Langeweile von Zeit zu Zeit einfach mal gönnen sollten.
Neben den Nachrichten, die wir wie immer mit einer guten Nachricht einstimmen, haben wir im Schwarzbrot ein interessantes Interview für euch, welches Steffen mit der Leiterin des Krisen - und Ressourcenteams im Corona-Gemeinschaftskrankenhaus Trier geführt hat.
Außerdem haben wir euch natürlich ein paar Tipps gegen (und für) Langeweile zusammengesucht. Ja, ihr habt richtig gelesen, FÜR Langeweile. Und weil man hier in Köln sagt “nach zwei mal ist es Tradition” und wir mit guten Traditionen nicht brechen möchten, haben wir auch dieses Mal wieder den Soundtrack zur Ausgabe in unserer Playlist zusammengestellt. Wie immer findet ihr dort, frei assoziiert zum Thema, Songs, persönlich und handverlesen vom Redaktionsteam.
Wir haben für euch eine, hoffentlich nicht langweilige, sondern zeitweilige, unterhaltsame und anregende Ausgabe zusammengestellt. Ein schönes Wochenende, eine gute Woche und eine gute Zeit wünscht euch Anne
und das Team von angstfrei.news
Ganz wichtig: Was meint ihr zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.
Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com, oder über Instagram.
Die guten Nachrichten der Woche
Corona-Lage entspannt sich weiter
Deutschlandweit ist der Inzidenzwert weiter gesunken. Das Robert-Koch-Institut meldete Freitag (11. Juni) einen Inzidenzwert von durchschnittlich 18,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Dabei melden mehr als ein Viertel der Landkreise und kreisfreien Städte nur noch einen einstelligen Inzidenzwert. Vergangenen Sonntag (6. Juni) lag der durchschnittliche Inzidenzwert bundesweit noch bei 24,7, in der Woche zuvor bei 35,2.
Auch in den Kliniken ist diese positive Entwicklung spürbar. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meldete im Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Auf den Stationen ist deutliche Entspannung zu spüren“. Vergangene Woche (seit Sonntag, 6. Juni) wurden laut DIVI-Präsident Marx rund 2000 COVID-19-Patient:innen in Kliniken behandelt. Dieser Stand entsprach dem vom November 2020. Trotzdem seien die Intensivbetten weiter konstant ausgelastet, weil abgesagte Operationen jetzt nachgeholt würden.
Marx begründete die positive Entwicklung mit der Disziplin der Menschen, der Impfkampagne und der Bundesnotbremse. Er ermahnte die Menschen allerdings auch, vorsichtig zu bleiben, damit die Werte nicht zum Herbst wieder steigen.
→ Tagesschau
→ Tagesschau (Einstellige Inzidenzen)
→ ZDF (Corona-Zahlen und Infografiken)
Schwarzbrot: Psychologische Unterstützung durch ein Krisen- & Ressourcenteam auf einer Corona-Intensivstation
Im Folgenden spreche ich mit Anna Sequeira, leitende Dipl. Psychologin der Schmerz und Palliativmedizin des Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier, über Ihre Arbeit in einem Krisen- & Ressourcenteams auf einer Corona-Intensivstation. Die beiden großen Krankenhäuser der Stadt, das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier haben im März 2020 ein Corona-Gemeinschaftskrankenhaus eröffnet, um Corona-Patient:innen aus Trier und Umgebung an einem gemeinsam Standort zu behandeln. Frau Sequeira wurde vom Chefarzt Dr. Oliver Kunitz mit der Organisation des Krisen- und Ressourcenteams betraut.
angstfrei.news: Schönen guten Tag Frau Sequeira, vorab schon einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit angstfrei.news genommen haben. Was ist die Grundidee eines Krisen- und Ressourcenteams?
Sequeira: Mit dem Krisen- und Ressourcenteam haben wir eine Anlaufstelle zur Betreuung und Unterstützung von Corona-Patient*innen, ihren Angehörigen und auch für das Personal der Intensivstation des Corona-Gemeinschaftskrankenhauses geschaffen. Dabei bieten wir Hilfsmöglichkeiten in der Prävention, im Akutfall und auch in der Nachsorge an.
angstfrei.news: Wie sieht Ihr Team aus?
Sequeira: Wir sind insgesamt neun Leute. Meine Kolleg*innen arbeiten in verschiedenen Bereichen der beiden Krankenhäuser. Dazu gehören beispielsweise die Abteilung für Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik, die Palliativ- und Schmerzmedizin, die Kinder- und Jugendmedizin des Mutterhauses, sowie der Psychologische Dienst des Brüderkrankenhauses.
angstfrei.news: Wie gehen Sie vor, wenn jemand bei Ihnen Hilfe aufsucht?
Sequeira: Zunächst einmal geht es darum, sich einen möglichst umfassenden Eindruck von der aktuellen Situation des jeweiligen Menschen zu verschaffen. In welchem Maße wir dabei welche Art von Unterstützung leisten, hängt natürlich auch vom individuellen Befinden der Person ab. Schwere Verläufe einer Corona-Erkrankung, wie das Intensivteam sie auf einer Intensivstation miterleben mussten, bedeuten natürlich auch eine starke psychische Belastung für die Mitarbeiter:innen, aber besonders für die Patient:innen und ihr Umfeld. Diese Erfahrungen können auch eine posttraumatische Belastungsstörung auslösen. Wenn wir Symptome einer Belastungsreaktion, Ängsten, dissoziativen Zuständen oder einer PTBS erkennen oder deren Entwicklung für möglich halten, vereinbaren wir Folgetermine für Diagnostik oder eine weiterführende Behandlung. Hier gilt der Dank vor allem den psychologischen oder psychiatrischen Abteilungen beider Krankenhäuser, die uns von Anfang an die Möglichkeit einer Weiterbehandlung zugesichert haben.
angstfrei.news: Wie können Sie einer Person für den Moment in einem Akutfall helfen?
Sequeira: Hilfreich war die gemeinsame Expertise des Krisen- und Ressourcenteams. Der Austausch mit den zum Team gehörenden Kolleginnen der Traumaambulanz des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder und zusätzlich konnten wir in unserem Team auch auf die Expertise der Psychotherapeut*innen mit einer traumatherapeutischen Ausbildung aus dem Mutterhaus zurückgreifen. Grundsätzlich sollte bei einem akuten Belastungsfall darauf geachtet werden, belastende Erinnerungen oder Bilder nicht zu stark zu reaktivieren, wenn sich beispielsweise Angehörige von einem geliebten Menschen verabschieden mussten. In solchen Situationen geht es vor allen Dingen um Stabilisation und Halt. Akuttraumatherapeutische Interventionen wie beispielsweise Übungen zum Dissoziationsstopp oder Organisation sozialer Unterstützung, Beruhigung haben sich hierbei gut bewährt.
angstfrei.news: Welche weiteren Interventionsmöglichkeiten haben sich bei der Betreuung beziehungsweise Behandlung von Intensivpatientinnen und deren Angehörigen rückblickend als besonders hilfreich erwiesen?*
Sequeira: Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Intensivtagebüchern gemacht. Eine Kollegin aus dem Bereich der Pflege, Frau Annika Thies, hatte hier bereits vor längerer Zeit ein hervorragendes Exemplar erstellt. Tatsächlich werden Intensivtagebücher deutschlandweit noch gar nicht so lange eingesetzt. Zusätzlich haben wir uns mit einer weiteren Expertin auf diesem Gebiet ausgetauscht, Frau Dr. Deffner, Psychologin der Intensivstation des Uniklinikums Jena. Frau Dr. Deffner konnte in den letzten Jahren mit dem Einsatz von Intensivtagebüchern auf Ihrer Station sehr gute Erfolge erzielen. So konnten wir das bereits vorhandene Intensivtagebuch von Frau Thies mit dem von Frau Dr. Deffner kombinieren und auf unserer Intensivstation einsetzen.
angstfrei.news: Wie werden die Tagebücher dann geführt?
Sequeira: Das haben größtenteils die Angehörigen der Patientinnen übernommen. Sie wurden hierbei auch von uns und den Pflegekräften unterstützt, wenn beispielsweise Besuchsmöglichkeiten stark eingeschränkt waren. Es wurde unter anderem darüber geschrieben, welche Behandlungen stattgefunden haben oder bevorstanden, welche Fortschritte der Patient gemacht hat oder ob Besuch empfangen wurde. Es können auch ganz alltägliche Dinge, beispielsweise aus der medialen Berichterstattung, mitaufgenommen werden. Vor allem wenn Patientinnen längere Zeit nicht bei Bewusstsein sind und so vorübergehend ihre Selbstbestimmtheit verlieren, sind Intensivtagebücher ein wertvolles Instrument. Die Eintragungen können den Patient*innen später einen chronologischen Eindruck der Behandlungszeit geben, die oft als verloren gegangen empfunden wird.
angstfrei.news: Wie hat das Personal Ihr Unterstützungsangebot auf- beziehungsweise angenommen?
Sequeira: Die Rückmeldung war durchweg positiv, auch wenn unser Angebot nur in wenigen Fällen vom Personal wahrgenommen werden musste. Wir haben von allen Seiten eine sehr hohe Wertschätzung erfahren. Um besondere Diskretion zu gewährleisten, war auch immer ein Teammitglied auf unserem Diensthandy zu erreichen. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, unser Team per E-Mail zu kontaktieren. Insgesamt haben wir im Ressourcenteam jedoch größtenteils mit den Patientinnen und ihren Angehörigen zusammengearbeitet. Eine Intensivpsychologin aus unserem Team hat direkt auf der Intensivstation stützend wirken können. Allein die Möglichkeit, sich im Bedarfsfall anvertrauen zu können wurde von vielen Kolleginnen sehr positiv wahrgenommen. Daher haben wir unser Angebot im Laufe der Zeit für das Personal der Corona- Normalstation und der Intensivstation im Mutterhaus, auf denen keine an Corona erkrankten Patient*innen behandelt wurden, erweitert.
angstfrei.news: Wie haben Sie persönlich Ihre Tätigkeit während der Corona-Pandemie erlebt und was hat Ihnen dabei besonders geholfen?
Sequeira: Es war natürlich für uns alle eine sehr herausfordernde Zeit. Auch wenn in Trier und Umgebung die Inzidenzwerte im bundesweiten Vergleich eher niedrig waren, war eine allgemeine Ungewissheit immer wieder spürbar. Man wusste ja nie so wirklich wie sich das Ganze entwickelt. Aber damit saßen wir alle im selben Boot. Dadurch wurde natürlich der Zusammenhalt gestärkt. Für unsere Tätigkeit im Ressourcenteam haben wir von beiden Krankenhäusern von allen Seiten eine starke Unterstützung erhalten. Ich persönlich habe den Austausch im Team sowie die Kommunikation mit den verschiedenen Stellen beider Krankenhäuser als besonders wertvoll empfunden und unsere Arbeit dadurch als sehr sinnstiftend wahrgenommen.
angstfrei.news: Vielen Dank, dass Sie uns und unseren Leser:innen Einblicke in Ihre Arbeit gegeben haben.
Aufgrund der rückläufigen Belegung im Gemeinschaftskrankenhaus werden Covid-19-Intensivpatient:innen in Trier seit einigen Monaten wieder auf den jeweiligen Intensivstationen der beiden Krankenhäuser behandelt. Seitdem ist auch das Krisen- und Ressourcenteam von Frau Sequeira nicht mehr aktiv, kann aber jederzeit reaktiviert werden. Seit dem 1.12.2020 hat das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland eine Intensivpsychologin auf der Intensivstation im Team integriert.
Nachrichten
angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.
Ende der Impfpriorisierung und digitaler Impfpass
Alle Impfwilligen ab 16 Jahren können sich nun ohne Priorisierung impfen lassen. Die Bundesregierung erhofft sich durch den Bund-Länder-Beschluss, der seit vergangenem Montag (7. Juni) gilt, eine schnellere Durchimpfung der Bevölkerung gegen das SARS-CoV-2-Virus. Seitdem können sich auch nicht-priorisierte Impfwillige in Arztpraxen, Impfzentren und neuerdings bei Betriebsärzt:innen um einen Impftermin bemühen. Seit Ende Mai ist der Impfstoff von BioNTech/Pfizer auch für 12- bis 15-Jährige zugelassen.
Ein noch nicht verabschiedeter Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission sieht allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Impfempfehlung für diese Altersgruppe vor. Eine allgemeine Impfempfehlung für alle 12- bis 15-Jährigen scheint unwahrscheinlich.
Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Hausärzteverbands, dämpft derweil zu hohe Erwartungen auf einen baldigen Impftermin: “Letztlich ist der Impfstoff noch immer zu knapp für die hohe Nachfrage und wird auch weiterhin zu unzuverlässig geliefert “. Da in einigen Bundesländern die Prioritätengruppen noch nicht abgearbeitet sind, wird, je nach Bevölkerungszusammensetzung, zum Teil auch in den Impfzentren weiterhin nach Priorisierung geimpft.
Als weitere Neuerung bei den Impfungen startet kommendem Montag (14. Juni) bundesweit der digitale Coronaimpfpass. Auf dieses digitale Zertifikat hatten sich auch die EU-Länder und das EU-Parlament geeinigt, um Impfungen, Tests und überstandene COVID-19-Infektionen einfacher nachweisen zu können und Reisen zu erleichtern. Vollständig Geimpfte können sich bundesweit in vielen Apotheken nachträglich einen digitalen Impfpass erstellen lassen.
Seit vergangenem Freitag (11. Juni) sollten die digitalen Impfzertifikate durch Betreiber:innen von Impfzentren zur Verfügung gestellt werden können. Unklar ist bislang, wann die dazugehörige CovPass-App einsatzfähig ist. Demnächst kann die App im App Store und im Play Store kostenlos heruntergeladen werden. Das digitale Zertifikat gilt als Ergänzung des weiter verwendbaren Impfausweises in Papierform.
→ Tagesschau (Aufhebung der Priorisierung)
→ Tagesschau (Ärzt:innen besorgt)
→ Ärzteblatt (Start digitaler Impfnachweis)
→ Deutschlandfunk (Ende der Priorisierung)
StIKo: Eingeschränkte Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige
Die Ständige Impfkomission (StIKo) empfiehlt Corona-Impfungen für 12- bis 17-Jährige nur mit Einschränkungen: Minderjährigen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf wegen chronischer Erkrankungen wie Diabetes, chronischen Lungenerkrankungen oder starkem Übergewicht sollen geimpft werden. Zudem sollen alle 12- bis 17-Jährigen das Vakzin bekommen, wenn sie Kontaktperson von Risikopatient:innen sind, die selbst nicht geimpft werden können. Insgesamt gilt die Empfehlung für 11 % aller Menschen in dieser Altersgruppe in Deutschland. Alle übrigen Minderjährigen können sich "nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz" ebenfalls impfen lassen.
Die StIKo hat zwar keine Zweifel an der hohen Wirksamkeit des Impfstoffs bei Minderjährigen - kein geimpftes Kind erkrankte während der Zulassungsstudie an COVID-19. Allerdings ist die Studie mit nur 1130 geimpften Jugendlichen zu klein, um auch sehr seltene Nebenwirkungen zu entdecken. Demgegenüber steht das relativ geringe Risiko für Minderjährige, schwer an COVID-19 zu erkranken. Daher die eingeschränkte Empfehlung.
Seit Ende Mai ist der Impfstoff von BioNTech/Pfizer in der EU ab 12 Jahren zugelassen. In dieser Woche hat Moderna ebenfalls eine Zulassung ab 12 Jahren beantragt. Eine Entscheidung hierzu wird Anfang Juli erwartet.
→ Tagesschau.de
Gemischte Impfstoffe rufen wohl stärkere Immunreaktion hervor
Die Impfkombination AstraZeneca-BioNTech scheint eine stärkere Immunreaktion als andere Impfschemata hervorzurufen. Dies legen erste teilweise noch unbegutachtete Ergebnisse von Studien mit relativ wenigen Teilnehmer:innen nahe. Bereits im Mai hatte das spanische Gesundheitsinstitut Daten von knapp 700 Freiwillige veröffentlich, die zunächst mit AstraZeneca geimpft. 450 bekamen BioNTech als Zweitimpfung, die anderen AstraZeneca. Bei den gemischten Impfstoffen zeigten die Proband:innen eine deutlich stärkere Antikörperbildung.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch eine jüngst veröffentlichte Auswertung der Charite mit 340 Proband:innen, eine Studie der Uni des Saarlandes mit 250 Freiwilligen und eine Untersuchung der Uni Ulm mit 26 Impflingen. Im Saarland zeigte sich zudem das auch die Zahl der T-Zellen bei der gemischten Impfung am höchsten ist.
Antikörper sind ein wichtiger Teil des Immunsystems zur Abwehr von Krankheitserregern. Grundsätzlich bedeuten ab einer gewissen Schwelle von Antikörpern mehr Antikörper allerdings nicht unbedingt einen besseren Schutz von der Infektion. Bei einer Infektion bildet der Körper typischerweise in sehr kurzer Zeit sehr viele Antikörper. T-Zellen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Als T-Killer-Zellen zerstören sie direkt Erreger. Als T-Gedächtnis-Zellen helfen sie bei dem Erinnern an Antikörpern gegen bekannte Erreger.
→ Zeit.de
→ Tagesschau.de
G7 wollen eine Milliarde Impfdosen spenden
Sieben westliche Wirtschaftsnationen wollen eine Milliarde Impfdosen an Länder des globalen Südens spenden. US-Präsident Biden hatte der Afrikanischen Union und 92 ärmeren Ländern 500 Millionen Dosen angeboten und seine G7-Amtskolleg:innen aufgerufen, ebenfalls Dosen zu spenden. Sie sollen bis spätestens Juni nächsten Jahres geliefert und mithilfe der internationalen Impfstoffinitiative COVAX verteilt werden. Der britische Premierminister Johnson sagte ebenfalls zu 100 Millionen Dosen zu spenden. Deutschlands Beitrag hierzu ist noch offen. Zudem wollen die G7-Staaten die Impfstoffproduktion ausweiten. Eine eventuelle Aussetzung der Patente bleibt umstritten.
Ursprünglich war COVAX als weltweiter Einkaufs- und Verteilmechanismus von Impfstoffen für 180 Staaten angelegt worden. Dann begannen viele Industrienationen bilaterale Verträge mit den Impfstoffherstellern zu schließen, sodass trotz steigendem Budget COVAX quasi keine Impfstoffe kaufen oder verteilen konnte - die Industrienationen hatten schon im Dezember (Vor)Verträge über 7 Milliarden Dosen geschlossen obwohl sie nur 15% der Weltbevölkerung stellen. Von den bis März über COVAX verteilten 38 Millionen Dosen kamen 26 Millionen aus Indien.
Die G7-Gruppe besteht aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien und Japan.
→ Tagesschau.de
Moderna beantragt EU-Zulassung für Minderjährige
Der US-Pharmakonzern Moderna hat die Zulassung seines Corona-Impfstoffes für Jugendliche beantragt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft den Impfstoff nun und entscheidet über eine Zulassung für 12- bis 17-Jährige. Wie bei dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer erkrankte kein:e geimpfte:r Minderjährige:r in der Zulassungsstudie mit COVID-19. Der Impfstoff sei genauso sicher und verträglich wie bei Erwachsenen. Der Impfstoff von Moderna basiert, wie der von BioNTech/Pfizer, auf einem mRNA-Wirkstoff. BioNTech/Pfizer hat bereits die EU-Zulassung ab 12 Jahren erhalten.
→ Tagesschau
Lockerungen in zahlreichen Ländern
In vielen Ländern weltweit gibt es Lockerungen der COVID-19-Maßnahmen. So haben die USA ihre Reisewarnungen u.a. für Deutschland, Frankreich, Italien, Mexiko und Kanada gelockert. Für diese Länder gilt nicht mehr die höchste Warnstufe, weswegen Reisen in diese wieder möglich sind. Weiterhin gilt dennoch der Einreisestopp für Ausländer:innen etwa aus dem europäischen Schengen-Raum, Großbritannien, Indien oder China in die USA. Einreisen ist weiterhin nur mit Ausnahmegenehmigung möglich.
Indien kämpft zwar immer noch mit den Auswirkungen der Pandemie, kann aber seit vergangenem Samstag (5. Juni) wieder sinkende Neuinfektionen melden. Im Vergleich zu dem Anfang Mai erreichten Spitzenwert von 400.000 Neuinfektionen gingen die Werte laut Gesundheitsbehörden am vergangenen Samstag (5. Juni) auf 120.529 Fälle zurück. Deswegen traten seitdem in den Millionenstädten Neu-Delhi und Mumbai sowie in weiteren Regionen erste Lockerungen in Kraft: Märkte und Einkaufszentren, Kultur und Gastronomie dürfen wieder stufenweise öffnen; in manchen Regionen sind die Lockerungen jedoch abhängig von Infektionszahlen und der Verfügbarkeit von Krankenhausbetten sowie Sauerstoffzufuhr.
Seit vergangenem Montag (7. Juni) gelten auch Lockerungen innerhalb der EU. In Kroatien und Österreich reichte ein negativer Antigen-Test bereits vorher aus, um einreisen zu können. Nun erhalten auch Einreisende nach Spanien mittels eines Antigen-Tests eine Einreiseerlaubnis. Vorher war ein negativer PCR-Test nötig. Eine ebenfalls seitdem gültige Regelung sieht vor, dass Personen, die mindestens 14 Tage vor Reiseantritt vollständig geimpft oder vor nicht mehr als 180 Tagen von ihrer COVID-19-Erkrankung genesen sind, keinen Test für die Einreise benötigen.
Die britische Regierung wollte eigentlich ab dem 21. Juni alle gesetzlichen Restriktionen im Zusammenhang mit dem COVID-19-Virus aufheben. Allerdings rückt dies wegen der Ausbreitung der indischen Delta-Variante möglicherweise in weitere Ferne. Die Infektionszahlen sind leicht gestiegen, während die Klinikeinweisungen aber weitgehend konstant blieben. Zunächst wurde gewarnt, dass durch die Virusvariante mehr COVID-19-Patient:innen in Kliniken behandelt werden müssten. Diese Annahme konnte aber zumindest für vollständig Geimpfte entkräftet werden, da diese auch gegen die Delta-Variante vollständig geschützt sind. Die britische Regierung möchte im Verlauf der kommenden Woche eine Entscheidung dazu verkünden.
Auch in Deutschland wird wegen rückläufiger Infektionszahlen weiter gelockert. So hob die Bundesregierung Reisewarnungen für touristische Reisen in Corona-Risikogebiete ab dem 1. Juli auf. Reisewillige können nun wieder mehr als 100 Länder bereisen und werden künftig vom Auswärtigen Amt nur noch um „besondere Vorsicht” gebeten.
Indes verlängerte die Bundesregierung am vergangenen Freitag (11. Juni) die epidemische Lage. Damit kann sie Regelungen im Zusammenhang mit COVID-19 (z.B. zu Einreise, Impfungen und Tests) weiterhin auch ohne Zustimmung der Länderregierungen treffen. Als Grund nannten Union und SPD, dass die Pandemie eben noch nicht beendet sei und Gefahr durch Mutationen drohe.
→ Deutschlandfunk (USA)
→ Tagesschau (Indien)
→ Westfälischer Anzeiger (EU)
→ Tagesschau (Großbritannien)
→ Tagesschau (epidemische Lage)
→ Tagesschau (Reisewarnung fällt)
Sport - Olympia: Japanische Zuschauer:innen wohl doch erlaubt
Japanische Olympia-Fans könnten doch hautnah bei den Spielen in Tokio dabei sein: Die sinkenden Infektionszahlen und die steigende Impfquote könnten laut Organisator:innen zumindest etwas Jubel im Stadion möglich machen. Ausländische Zuschauer:innen sind weiterhin nicht erlaubt. Eine Entscheidung wird um den 20. Juni gefällt. Kritische Stimmen warnen, da ein Besuch der Olympischen Spiele nicht mit einem Fußball- oder Baseballspiel vergleichbar sei.
→ RAN
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).
Von Mensch zu Mensch
Das ist doch super!
Erzwungenes Nichtstun fühlt sich für die meisten von uns wohl eher unangenehm an. So wird Langeweile von den meisten wohl mit einem negativen Gefühl in Verbindung gebracht. Man fühlt sich unwohl, beim Rumsitzen, müsste man doch etwas tun, gäbe es doch so viel zu erledigen und zu erleben. Dies war aber nicht meine erste Assoziation mit dem Begriff. Denn auch wenn es etwas befremdlich klingen mag, finde ich Langeweile ganz hervorragend.
Wenn Kinder nichts mit sich anzufangen wissen und laut und genervt kundtun, dass sie Langeweile verspüren, antworte ich meistens “Das ist doch super!” und ernte verwunderte bis entsetzte Blicke. Denn ich empfinde Langeweile als ganz wunderbar und viel zu selten kann ich mich diesem Gefühl hingeben. Ich glaube, und dies ist nur meine persönliche Einschätzung, dass Momente der Langeweile die kKreativsten sind.
Unbewusst fängt das Hirn an zu arbeiten und auf einmal ist Raum für Ideen und Gedanken da, die sonst im Alltagsstress und den vielen, zum Großteil selbst verursachten, Ablenkungen durch, unter anderem, die Sozialen Medien, die uns vorgaukeln, immer produktiv und beschäftigt sein zu müssen, zusammenschrumpfen. Denn sich dem Nichtstun hinzugeben scheint gesellschaftlich nicht akzeptabel.
Schon Kinder haben einen durchgetakteten Kalender und Eltern planen Sport und Musikunterricht und Verabredungen. Nur um das klarzustellen, Sport oder vielmehr Bewegung und auch Musik finde ich durchaus wichtig, aber nehmen nicht diese gefüllten Kalender uns und unseren Kindern ein Stück Freiheit und Fantasie? Und laufen und toben und bewegen sich Kinder nicht sowieso aus purer Freude daran? Und auch Musik machen die Kleinen ganz selbstständig, schlagen mit dem Kochlöffel auf Töpfe, haben eine Freude daran, in Trillerpfeifen oder in Blockflöten zu pusten, oder bauen sich eigenen Instrumente und singen. Dass alles tun sie, wenn wir sie lassen.
Die Assoziationen, die bei dem Wort Langeweile in meinem Kopf aufploppen, stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit Kindheit, wodurch unser Umgang mit dem kindlichen Terminkalender und kindlicher Langeweile nur noch absurder erscheint. Denn es sind zuallererst die Sommerferien, die mir bei dem Thema in den Sinn kamen.
Eine Zeit, auf die man hin fieberte, jetzt, wenige Wochen vor Schuljahresende und dann waren sie da und man wollte erleben und leben und wusste zuallererst nicht, wo man anfangen sollte, vor allem dann, wenn die engsten Freunde schon in den Urlaub gefahren waren. Man gab sich dem Müßiggang hin, ohne dieses Wort zu kennen und es stellte sich Zufriedenheit ein und man war ganz in dem Moment, wollte man doch nichts von diesen kostbaren sechs Wochen vergeuden. Denn wie viele von uns von einer Kindheitsheldin gelernt hatten (hier sind wir bei meiner zweiten Assoziation) “Faul sein ist wunderschön” und beim schreiben des Textes habe ich Pippi Langstrumpf und das dazugehörige Lied im Ohr und ein Lied der Punkband Madsen, die genau meine Gedanken zu den Sommerferien in Text und Melodie gepackt haben. (Die Lieder packe ich unten in die Playlist).
“Faulsein ist wunderschön,
Denn die Arbeit hat noch Zeit.
Wenn die Sonne scheint
Und die Blumen blühn,
Ist die Welt so schön und weit.Faulsein ist wunderschön,
Liebe Mutter glaub' es mir.
Wenn ich wiederkomm',
Will ich fleißig sein,
Ja das versprech' ich Dir.”
“Faulsein ist wunderschön, liebe Mutter (Vater, Erzieher:in, Lehrer:in) glaub’ es mir…”. Ddieser Satz, sollte in jedem Kinderzimmer, an jeder Kita, an jeder (Grund-)Schule plakatiert werden und den Kindern gelehrt werden. Den Kindern sollte zur Geburt ein Schild, mit diesem Satz darauf geschenkt werden, damit sie, wann immer Eltern mit Verpflichtungen und Terminen und der Wichtigkeit von Fleiß und Optimierung ihres Nachwuchses winken, die Kinder ihnen eben dieses Schild entgegenstrecken können und für mehr Langeweile demonstrieren.
Ich höre hier schon die Gegenargumente. “Aber wenn den Kindern langweilig ist, dann machen sie nur Unfug, probieren Quatsch aus usw…” Aber genau das sollten sie tun, Kinder und auch wir Erwachsenen lernen auch durch Versuch und Irrtum. Und wenn ich ihnen und mir verwehre auch mal solch einen Unfug zu machen, wie durch Pfützen zu springen, nehme ich ihnen doch einen ganz wunderbaren Moment, der so viel mehr wert ist, als mit vier Jahren einen perfekte Schleife binden zu können.
Jetzt hat dieser Text eine gänzlich andere Richtung eingeschlagen, als gewollt und von mir gewünscht. Denn ich wollte diesmal nicht über Kinder schreiben und mich womöglich wieder über unser Schul-und Erziehungssystem, aufregen, sondern über die Langeweile von uns Erwachsenen schreiben. Aber jetzt wo ich darüber nachdenke, warum der Text diesen Weg eingeschlagen hat, finde ich diesen Weg genau richtig. Denn sich der Langeweile hinzugeben, ist doch einen Sache, die wir als Kind erlernen, oder erlernen sollten. Und auch wenn wir die Zeit nicht zurückdrehen können und noch einmal die wunderbare Langeweile unserer Kindheit erfahren können, um in jetztigen, unangenehmen Situationen der Langeweile, diese aus einem anderen Blickwinkel erfahren zu können: So können doch unsere Erinnerungen dafür ausreichen, wenn wir dies zulassen, wenn wir unser Recht auf Langeweile und Faulheit einfordern.
Irgendwas ist immer
Ich erinnere mich nicht mehr an den letzten Moment, an dem ich Langeweile hatte. Irgendwas ist immer: Das Schreiben an meiner Diss, ein liegengebliebener Gefallen für eine:n Freund:in, eine Aufgabe für ein Ehrenamt, die kurze Runde Sport, der Haushalt und ein x-beliebiges "mal eben", das sich klammheimlich auf meine To-Do-Liste geschlichen hat. Und so habe ich ein permanentes Grundrauschen, das mit Meer so gar nichts zu tun hat. Im Gegenteil: Sitze ich am Meer, rauschen meine Aufgaben. Rauschen meine Aufgaben, sehne ich mich nach Meer. Aber vielleicht bin ich auch einfach ein Fisch, der außerhalb des Meeres aus Aufgaben nicht bestehen kann. Denn wenn sie fehlen, weiß ich nicht, wohin ich schwimmen soll und bin von der Erkenntnis überfordert, vielleicht doch ein Mensch und kein Fisch zu sein.
Ganz Mensch liege ich aber gerade in der Bewegungslosigkeit eines Krankenhausbettes. Mein Kopf ein Delier – zwar rauschend aber kaum fähig, eine Aufgabe festzuhalten. Aber richtige Langeweile stellt sich trotzdem nicht ein. Genesung ist Arbeit. Schmerz ist Arbeit. Sorgen sind Arbeit. Selten ist mir das so bewusst wie gerade: Es sind nicht nur die Aufgaben und Vorsätze, die der Langeweile eine permanente Beschäftigung entgegen setzen. Auch die Seele verhindert Müßiggang, wenn sie zu voll ist.
Wenn wir uns permanent mit Aufgaben, Pflichten und Selbstvorsätzen beschäftigen, dann merken wir das nur nicht. Und wundern uns trotzdem, dass wir nicht zur Ruhe kommen, falls wir doch mal alles erledigt haben sollten. Die Seele rattert einfach weiter und weiter, und weiter, und weiter. Und je lauter sie rattert, desto mehr höre ich ihr zu, versuche sie zu ölen und zum Schweigen zu bringen – aber vielleicht würde mein Schweigen meiner Seele viel mehr bringen. Eine gesunde Portion Langeweile. Ohne Pflicht, ohne Ziel, ohne Rauschen. Das wäre so schön.
Aber braucht Langeweile Leere? Oder viel mehr Mut zum Nichts? Die Entscheidung für den Moment. Das Rauschen für eine Zeit zurück stellen und sich der Gegenwart hingeben. Bis sie vielleicht ein bisschen nervt. Bis wir uns fragen, was wir damit anfangen sollen und bis wir uns freuen, wieder ins Aufgabenmeer zu fallen. Dann fängt echte Langeweile an. Die Quelle der Vorfreude auf das nächste Tun und damit pure Energie, geboren aus gepflegtem Nichts.
Tipps der Woche
Gegen Langeweile: Ich bin dagegen
Ich, Anne, kann und will hier keine Tipps gegen aufkommende Langeweile verfassen. Wer mein Mensch zu Mensch gelesen hat, weiß warum. Vielmehr möchte ich für Akzeptanz werben, denn wenn wir es schaffen, das Gefühl der Langeweile anzunehmen und uns diesem hingeben, dann wird sich ein Gefühl der Zufriedenheit, welches wir ja ausgiebig in der vergangenen Ausgabe behandelt haben, einstellen. Dann schaffen wir uns unsere kleinen Sommerferien-Bullerbü-Momente im Alltag. Aber einen kleinen Tipp habe ich dann doch noch: Lesen, und ich meinen keine klugen und wohlgemeinten Ratgeber, das ist sicherlich auch nicht verkehrt, sondern Kinderbücher. Denn auch wir Erwachsenen können noch so viel von Pippi, Madita und Co lernen, oder wieder auffrischen. Die Bücher findet ihr in, womöglich, jeder Bücherei, oder
→ hier
Was hilft gegen Langeweile?
Wer schon alle Serien auf Netflix und Co. gesehen hat, wird vielleicht bei diesen Tipps fündig: Die Brigitte-Redaktion hat 13 Tipps zusammengestellt, von denen vielleicht der eine oder andere frischen Wind in öde Tage bringt. Von Brettspielen über das selbstgemachte Video, Fotoalbum oder Bullet Journal bis hin zu der Planung eines Kurztrips finden sich hier viele kreative Tipps. Besonders spannend finde ich (Miriam) die Bucket List, die ich sonst nur zu Silvester fülle („30 Orte, die ich auf jeden Fall bereisen will“) oder die Tipps für ein DIY-Projekt. Vielleicht kommt Ihr ja auf diese Weise sogar zu einem neuen Hobby…?
→ Brigitte
Dies und Das
Hilfe fürs Gesundheitswesen
Nein, leider geht es hier nicht um politische Unterstützung und fairere Löhne, aber dennoch um eine wichtige Hilfestellung für Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen. Der gemeinnützige Verein PSU Akut bietet kostenlos und anonym eine Helpline an. Dort können sich Betroffene, die in ihrem Arbeitsalltag Stress- und Belastungssituationen ausgesetzt sind und waren oder traumatisierende Ereignisse im Arbeitsalltag erlebt haben, beraten lassen. Die Abkürzung PSU steht für psychosoziale Unterstützung.
→ PSU Akut e.V.
Heureka
So heißt der Video-Podcast von Weltverbesserer, der sich allen möglichen und unmöglichen Themen von gesellschaftlicher Relevanz widmet, um die Welt ein klein wenig besser zu machen. Unter anderem gibt es eine Folge zum Thema Angst und Panikattacken. Dazu hat Moderator Tobias Schlegel mit Sascha Eigner und Nicholas Müller von Jupiter Jones gesprochen, aber auch mit Soziologieprofessor und Publizist Heinz Bude. Kann man mal reinhören.
→ Weltverbesserer
Eine langweilige Playlist
Oder eine Playlist zum Langweilen? Na hoffentlich nicht, ist der erste Gedanke. Aber mit Musik und dem passenden Soundtrack wird es doch eigentlich nie langweilig, oder? Wir haben Euch auf jeden Fall wieder ein paar Songs zusammengestellt, die wir persönlich mit dem Begriff in Verbindung bringen, die unsere Langeweile vertreiben oder die uns zufrieden in der Langeweile verweilen lassen:
→ Sir Simon - A Little Less Board
→ Pippi Langstrumpf - Faul sein ist wunderschön
→ Madsen - Sommerferien
→ Marteria-Kids
→ P!NK-Boring
→ Lisa Pac - Boring
→ The Brobecks - Boring
→ Die Ärzte - Langweilig
→ Otis Redding - (Sittin' On) The Dock Of The Bay
→ Billy Idol - Dancing with myself
Mit einem Zitat der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren aus ihrem Tagebuch, zu lesen in der Biografie “Ein Lebensbild” von Margareta Strömstedt (hier gehts zum Buch), möchten wir euch durch eine herrliche, vielleicht auch langweilige, Woche begleiten.
“Und dann muss man ja auch noch Zeit haben,
einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.” Astrid Lindgren
Kleine Erinnerung
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