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Mittwoch, 1. Juli 2020 | 8 Uhr

Anne

Guten Morgen ihr Lieben!

Schon wieder ist Mittwoch und die Woche zieht dahin. Ich habe heute einen etwas anderen Urlaubstipp für euch. Außerdem habe ich im Mensch zu Mensch versucht meine Gedanken zum Verstehen von Ängsten in Worte zu fassen, um so etwas mehr Verständnis aufzubauen. Was das mit Zügen zu tun hat, lest selber nach.

Einen schönen, entspannten Tag wünscht euch Anne und das ganze Team von angstfrei.news

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen (z.B. zum Tipp des Tages oder den neuen Kategorien) für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Nothilfen für den Sport
Für die 1. und 2. Liga des deutschen Basketball, Handball, Volleyball, Eishockey, sowie für die 1. bis 3. Fußballliga, sowohl im Frauen-, als auch im Männerbereich sollen Gelder vom Bund bereitgestellt werden. Insgesamt umfasst das Notfallpaket 200 Millionen Euro. Dieses Geld soll abhängig von den weggefallenen Zuschauereinnahmen für die Monate April bis Dezember, an die Clubs gehen. Diese erhalten dann rund 80% der Nettoerlöse, die sie in dem Zeitraum eigentlich gehabt hätten.

Vor allem für kleinere Clubs sind diese Gelder existenziell, da sonst vermehrt mit Insolvenzen zu rechnen wäre. Am Donnerstag soll dieses Hilfspaket im Bundestag verabschiedet werden. (dpa)

Die Nachrichtenlage

Länder gehen unterschiedliche Wege
In Sachen flächendeckende Corona-Tests gehen die Länder unterschiedliche Wege, so sieht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder(CSU) sein Land in einer Vorreiterrolle und hat Corona-Test für alle Bewohner beschlossen. Und auch Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) schließ diesen Weg langfristig nicht aus. Anders sehen es NRW Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der weiterhin nur dort großflächig testen möchte, wo schon vermehrt Infektionen aufgetreten sind, genau wie Baden- Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (die Grünen). Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht das Vorgehen Söders kritisch, da er befürchtet, dass es die Menschen in falsche Sicherheit wiegen könnte.

In Bayern gibt es noch weitere Änderungen, beziehungsweise Lockerungen. So soll dort bei Kulturveranstaltungen die Maskenpflicht aufgehoben werden. Auch in Hamburg gibt es Neuerungen, dort dürfen ab Mittwoch wieder Veranstaltungen mit bis zu 1000 Menschen im Freien, in Räumen von bis zu 650 Menschen stattfinden. In Hessen findet nach den Ferien wieder Präsenzunterricht in den üblichen Klassenverbänden statt. In Sachsen-Anhalt wird das Kontaktverbot wahrscheinlich durch eine Empfehlung ersetzt. Diese beinhaltet, sich nicht mit mehr als 10 Personen zu treffen. In NRW hingegen sollen die Kontaktbeschränkungen über den 15. Juli hinaus verlängert werden. Und mit Blick in den Herbst sprach sich Armin Laschet auch schon gegen die üblichen Veranstaltungen zum Karnevalsauftakt am 11.11. aus. Dies ist aber noch nicht beschlossen. (dpa)

Airbus baut Stellen ab
Aufgrund der starken Einschnitte im Luftverkehr durch die Corona-Pandemie ist der Flugzeugbauer Airbus in der Krise, wir berichteten. Nun will das Unternehmen weltweit 15.000 Stellen einsparen, davon rund 5100 in Deutschland. Man geht davon aus, dass sich erst im Zeitraum 2023 bis 2025 der Luftverkehr wieder auf einem Niveau wie vor Corona einpendeln werde. Dadurch werden die Luftfahrtunternehmen auch weniger in neue Maschinen investieren. Aus diesem Grund soll die Produktion um 40% verringert werden, durch langsamere Montage. So soll verhindert werden eine Endmontagelinie vollständig zu schließen. Die Gewerkschaft IG-Metall schlug eine gesamte Arbeitszeitverkürzung, wie sie auch bei VW praktiziert wird, vor.
Welt

Gütersloh verlängert Lockdown
Nachdem vergangenen Mittwoch für den Kreis Gütersloh ein Lockdown verordnet wurde, aufgrund der hohen Zahl an Coronainfiziereten in einem Schlachtbetrieb, (wir berichtetet) ist die Zahl der Neuinfektionen zwar rückläufig, dennoch wird der Lockdown um eine Woche verlängert. Mit 86 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 7 Tage liegt er immer noch über dem Grenzwert von 50. Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) bat um Geduld und Verständnis.
(dpa)

Mindestlohnerhöhung verabschiedet
Der Gesetzliche Mindestlohn soll auf 10,45 steigen. Allerdings, aufgrund der wirtschaftlichen Lage durch die Corona-Pandemie erstmal nur sachte von 9,35€ auf 9,50 im Januar 2021. Dann im Juli 2021 auf 9,60, im Januar 2022 auf 9,82 und schließlich im Juli 2022 auf 10,45€. Arbeitsminister Hubertus Heil strebt jedoch langfristig eine Erhöhung auf 12€ an.
Tagesschau | Tagesschau 20 Uhr

Schalke - Rücktritt von Tönnies
Clemens Tönnies gab gestern bekannt, das er sein Amt als Aufsichtsratschef des 1.FC Schalke mit sofortiger Wirkung niederlege. Als Grund dafür werden unter anderem die Proteste am Wochenende gegen ihn vermutet. Am Samstag fand eine Menschenkette mit rund 1000 Schalkefans statt, die befürchteten, dass der Ruf des Funktionärs auf den Verein abfärbe. In Tönnies fleischverarbeitenden Betrieben gab es eine hohe Zahl an Corona-Infizierten, welche auf die schlechten Arbeitsbedingungen dort zurückgeführt werden.
Süddeutsche Zeitung

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 194.259 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 30.06.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 498 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 5.734.776 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 66.108 Personen mehr als gestern Früh. Davon 179.100 in Deutschland (Stand: 30.06.2020 22:53 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Urlaub mal anders
Die Urlaubszeit steht vor der Tür, in ein paar Bundesländern haben die Sommerferien sogar schon begonnen. Doch die ursprüngliche Urlaubsplanung ist bei den meisten von uns wahrscheinlich etwas durcheinander geraten. Entspannung und raus aus dem was derzeit unser Alltag ist, ist auch in der jetzigen Situation wichtig um neue Kräfte zu tanken.

Aber vielleicht muss man dafür gar nicht in die Ferne schweifen. Vielleicht können wir die Zeit nutzen, um vor Ort einen z.B. kreativen Kurs zu besuchen. Meine Tochter besucht gerade täglich eine Kochschule. Dies brachte mich auf die Idee, warum machen wir als Erwachsene nicht auch mal einen wöchentlichen Kurs, erlernen neues und schöpfen aus der Kreativität Entspannung.

Ein Kochkurs hat natürlich noch den Vorteil, dass man für sich selbst nicht noch einkaufen muss, kochen und die eigenen Küche wieder aufräumen muss. Das hat man ja schon gemeinsam mit der Gruppe erledigt und kommt so neben dem kulinarischen auch noch in den Genuss des Gemeinschaftserlebnis.

Wer nicht gerne kocht, könnte auch andere Kurse, wie zum Beispiel den klassischen Töpferkurs besuchen. Aber auch ein Fotokurs oder Bildhauerkurs bieten sich an. Über die Vorzüge von handwerklichen, kreativen Beschäftigungen haben wir hier ja schon häufiger geschrieben, aber dies gemeinschaftlich anzugehen hilft dem inneren Schweinehund ein wenig auf die Sprünge.

Schaut euch doch einfach mal in eurem Ort um, es gibt sicherlich auch bei euch verschiedene Angebote mit einem guten Hygiene- und Abstandskonzept.

360° - Von Mensch zu Mensch

Von Verständnis und dunklen Zügen

von Anne

Wir Redakteur*innen hier sind in engem Austausch miteinander, geben Feedback zu Ausgaben, Anregungen und Tipps, in denen auch die eigenen Angsterfahrungen zur Sprache kommen und was einem gut tut, was nicht. Und in vielem findet man sich wieder, aber natürlich nicht in Allem. Denn die Erfahrungen, Gefühle und die Art damit umzugehen sind so unterschiedlich wie wir es sind.

Ich empfinde dies als große Bereicherung. Wenn Kollegen*innen ihre Angsterfahrungen mit mir und mit euch teilen, dann schafft es mir einen Einblick, dann verstehe ich jedes mal ein wenig mehr und kann so mehr Verständnis entwickeln. Auch wenn ich, egal wie viel Empathie ich aufzubringen vermag, als Mensch der bisher in geringem Maß Angst kennen lernte niemals ganz nachvollziehen kann, wie sich Angstpatienten fühlen. Ich möchte das Wort „normal“ hier ungern verwenden, denn was ist dies schon und wer definiert dieses „normal“.

Es ist wohl ein wenig so wie mit dem Kind und der heißen Herdplatte, man kann nur beschreiben wie es sich anfühlt diese zu berühren, den Schmerz, das Brennen, die Hitze, aber verstehen tut es das Kind erst, wenn es selber darauf gefasst hat.

In einem Gefühls- und Gedankenaustausch schrieb eine Kollegin: „Ich will nicht frustriert werden durch Berichte von Leuten, die es immer schaffen, die in allem das Positive sehen können, die schon gesiegt haben bevor sie richtig kämpfen mussten. Da würde ich mich dann nur als Versagerin fühlen.“

Und diese Sätze empfinde ich als universell für all die Momente in denen man sich schlecht fühlt. Momente in denen man ein gut gemeintes „Kopf hoch! Ist doch alles nicht so schlimm! Es hat doch auch sein Gutes! …“ nicht hören möchten, weil es uns zwar aufbauen soll, jedoch meist gegenteilig wirkt. Weil man das natürlich alles weiß, aber in dem Moment nicht fühlen kann.

Jeder von uns, wenn wir mal ehrlich sind, kennt Momente in denen man scheinbar in einem dunklen Zug durchs Leben rauscht. Das Leben an einem vorbei rauscht. Der Zug rauscht durch eine mondlose Nacht und Gewitterwolken schaffen es noch das letzte Sternenlicht auszulöschen.

Wir sind orientierungslos, tappen im Dunkeln, wissen nicht mehr wo die äußere Dunkelheit aufhört und unsere innere Dunkelheit anfängt, alles vermischt sich und macht Handlungsunfähig.

Für manche von uns sind diese Momente sehr kurz, für manche einen Tag, oder eine schlaflose Nacht und am nächsten Morgen geht es uns besser und die Dunkelheit scheint nicht mehr ganz so dicht. Manch einer sitzt über Wochen oder Monate in diesem Zug. Und wie soll man dort, in dieser Situation das Positive an Geschehnissen und Gefühlen erkennen, wenn man die eigenen Hand vor den Augen nicht sieht. Ich glaube das muss man auch gar nicht, nicht in diesen Momenten.

Aber wie da raus finden? Vielleicht tastet eine helfende Hand durch die Dunkelheit, findet uns und führt uns sachte aus diesem Dunkel. Und vielleicht ist ein Finger dieser Hand, das Wissen, dass es uns allen dann und wann mal so geht.

Mit jedem Schritt dort hinaus, schaffen wir es dann vielleicht auch wieder den Blick zu erweitern auf das Gute. Dann frustrieren uns Berichte von „Leuten die es geschafft haben“ vielleicht nicht mehr, sondern ermutigen uns weiter zu machen, weiter kämpfen.

Und auch wenn wir uns eventuell als Versager*in fühlen, dort in diesem dunklen Zug, wir sind es bestimmt nicht. Auch das werden wir erkennen, wenn wieder ein wenig Licht zu sehen ist.

daz - die angst zeitschrift

Dies & Das

Blick auf uns selbst
Einen interessanten Artikel zum Thema Selbst- und Fremdwahrnehmung hat das Wissenschaftsmagazin Quarks auf seinem Instagramkanal gepostet. Hier wird kurz, aber wie ich finde sehr schön erklärt wie wir unsere eigenen Erfolge und Misserfolge und die anderer wahrnehmen. Bei uns selbst führen wir unsere z.b. Lernerfolge auf uns selbst, auf unseren Fleiß etc, Misserfolge hingegen entschuldigen wir mit ungünstigen äußeren Gegebenheiten. Beim Blick auf andere verhält es sich meist andersherum. Deren Erfolg schieben wir meist auf Glückliche Umstände, Misserfolge halten wir hingegen für selbstverschuldet. Das alles ohne die genauen Umstände des anderen zu kennen. Diese Wahrnehmungsweise zu kennen hilft vielleicht anderen gegenüber mehr Verständnis und Empathie aufzubringen und auch uns selbst besser zu reflektieren.
Quarks - Instagram

Gesellschaftlicher Wandel
Der Soziologe Stefan Selke regt in einem Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur dazu an, diese momentane Situation zu nutzen, um einen gesellschaftlichen Wandel anzugehen. Wir sind alle aus unseren alten Lebensgewohnheiten gerissen worden, was zu Verunsicherung und Ängsten geführt hat und immer noch führt. Doch das biete auch die Chance die Frage „Wie wollen wir künftig zusammenleben?“ zu stellen und an der Umsetzung mitzuwirken.
„Zukunft lässt sich nicht einfach mechanisch durchplanen, sondern wächst organisch“, so Selke im Beitrag und so regt er an, an der Umsetzung mitzuwirken, statt an einem zurück zu einer Vor-Corona-Welt zu arbeiten. Auch wenn er die Sehnsucht nach Sicherheit und Normalität versteht erinnert er doch daran, dass es eine hundert prozentigen Sicherheit nicht gebe. Statt dessen sollten wir die, schon vor Corona vorhandenen Impulse weiterdenken.
Deutschlandfunk Kultur

Dazu kam mir folgendes Zitat aus Momo in den Sinn, welches ich für euch mal rausgesucht habe.

Es gibt manchmal im Lauf der Welt besondere Augenblicke (…), wo es sich ergibt, dass alle Dinge und Wesen, bis zu den fernsten Sternen hinauf, in ganz einmaliger Weise zusammenwirken, so dass etwas geschehen kann, was weder vorher noch nachher je möglich wäre. Leider verstehen die Menschen sich im allgemeinen nicht darauf, sie zu nützen, und so gehen die Sternstunden oft unbemerkt vorüber. Aber wenn es jemand gibt, der sie erkennt, dann geschehen große Dinge.

Michael Ende - Momo

Lasst uns zusammen diese unwirklichen Zeiten zu etwas machen, was wir später “Sternstunden” nennen können.

Mit diesen Gedanken im Gepäck wünschen euch einen schönen Mittwoch Anne und das ganze Team von angstfrei.news!

Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.