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Mittwoch, 29. April 2020 | 20 Uhr

Marlon
Johannes

Einen schönen guten Abend wünschen euch Marlon und Johannes. Marlon ist heute Abend zum ersten Mal an einer Ausgabe beteiligt und beschreibt direkt eindrucksvoll in seinem “Von Mensch zu Mensch”, wie es ist, auch in anderen Zeiten eine Maske tragen zu müssen. Außerdem erinnert er daran, dass es jetzt auch Menschen gibt, die keine Maske tragen können.

“Das Unmögliche versuchen, um vielleicht das Mögliche zu erreichen.” Das hat sich Dieter Hallervorden in der Corona-Krise vorgenommen (mehr dazu weiter unten). Eine schöne Anregung, wie wir finden.

Viel Freude beim Lesen der Abend-Ausgabe!

Marlon und Johannes

Noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Noch zwei gute Nachrichten des Tages

Ein neuer Dorfladen mitten in der Corona-Krise
Silke Schröter hat es gewagt und mitten in der Corona-Krise Anfang April einen Dorfladen aufgemacht. Und das in einem 1.300-Seelendorf nördlich von Magdeburg. Der Laden läuft bisher und das ganze Dorf ist glücklich. Ein schönes Zeichen, dass es nicht nur halbwegs normal weiter geht, sondern dass man auch in diesen Zeiten noch etwas wagen kann.
Deutschlandfunk Kultur

Nationen helfen sich untereinander
Kuba hat zur Unterstützung im Kampf gegen das Coronavirus 217 Mediziner nach Südafrika geschickt. Die Ärzte, Wissenschaftler und Gesundheitsexperten seien in Südafrika angekommen, dem am stärksten von Covid-19 betroffenen Land Afrikas. Manche Länder nutzen solche Aktionen auch zu PR-Zwecken, aber dennoch wird Hilfe geleistet.

Kuba hat Mediziner und anderes Gesundheitspersonal schon in rund 60 Länder geschickt, um dort die Gesundheitssysteme zu unterstützen. Seit Jahren schickt Kuba Tausende Ärzte in alle Welt, um in Gesundheitskrisen, etwa der Ebola-Epidemie in Westafrika, Unterstützung zu leisten. 2017 wurde dies von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgezeichnet.
Deutsche Apotheker Zeitung

Update | Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen:

Bundeskabinett verlängert Reisewarnung, Altenpfleger erhalten Bonus
Die Bundesregierung hat ihre weltweite Warnung vor touristischen Reisen bis zum 14. Juni verlängert. Zudem brachten die Minister weitere Maßnahmen auf den Weg, um die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern. So sollen Beschäftigte in der Altenpflege als Ausgleich für die derzeit besonders hohe Belastung einen Gehaltsbonus von bis zu 1.500 Euro erhalten. Das Geld soll zu zwei Dritteln von den Pflegekassen und zu einem Drittel von Ländern und Arbeitgebern kommen.
Deutschlandfunk

Corona-App braucht noch Zeit
Die Corona-Apps aus anderen Ländern können in Deutschland aus Datenschutzgründen nicht verwendet werden. Die Regierung hat mit der Telekom und SAP jetzt zwei deutsche Firmen beauftragt, die App zu entwickeln. Einen Überblick über den Stand der Entwicklung und über die zu bewältigenden Hürden bei der App-Entwicklung liefert die Tagesschau. Im Spiegel erklärt Sascha Lobo, dass die App seiner Meinung nach nicht die Lösung ist, sondern nur eine Ergänzung sein kann.
Tagesschau.de | Der Spiegel

Warum Deutschland (bisher) so gut durch die Corona-Krise kommt
Man vergisst es leicht: International ist Deutschland im Vergleich bisher sehr gut durch die Krise gekommen. Das wird auch im Ausland bemerkt. Mögliche Gründe für das gute Abschneiden gibt es viele: Statistiken und Tests, Antikörperstudien, das Gesundheitssystem, Wirtschaftshilfen und die Mentalität der Gesellschaft.
Deutschlandfunk

Hilfen für unabhängige Orchester und Ensembles
Der Bund stellt ab sofort Hilfen von bis zu 5,4 Millionen Euro für freie Orchester und musikalische Ensembles zur Verfügung. Das Soforthilfeprogramm läuft bis Ende des Jahres 2020 und richtet sich an professionelle Orchester und Ensembles mit Sitz in Deutschland. Außerdem zahlen die vom Bund geförderten Kulturinstitutionen Künstlern bis zu 60 Prozent ihrer Gage als Ausfallhonorar bei der Absage einer Veranstaltung wegen der Pandemie.
Deutschlandfunk

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 157.641 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 29.04.2020, 16:40 Uhr RKI), das sind 1.304 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 975.927 Menschen sind weltweit wieder genesen,das sind 19.862 mehr als heute Morgen. Davon 120.400 in Deutschland (Stand 29.04.2020, 16:40 Uhr, Quelle: Worldometers). 

Tipp des Tages

Mit Selbstfürsorge durch die Krise
Langsam treten die ersten Lockerungen ein, aber die Kontaktverbote bleiben weiterhin bestehen und sowieso sollten wir eigentlich alle immer noch das Haus so wenig wie möglich verlassen. Das ist eine harte Zeit - besonders für Singles. 

Durch die ganzen Ablenkungen, die die Welt uns bietet, möchten wir uns oft nicht mit uns und unseren eigenen Problemen, Wünschen, Zielen, mit dem was uns vielleicht wirklich im Inneren beschäftigt, auseinandersetzen, weil das auch manchmal unangenehm und schmerzhaft ist.

Selbstfürsorge heißt das Stichwort. Zu sich selbst und nur zu sich selbst gut sein. Was nicht heißen muss, dass einen die Freundinnen und Freunde dabei nicht auch unterstützen können.
Podcast auf Deutschlandfunk Nova

Tipp für Schüler*innen und Eltern
Auf GeoGebra.org gibt es nun interaktive Matheaufgaben für alle Klassenstufen. Schaut mal rein!
geogebra.org

Was tun bei Langeweile?
Schaut doch mal nach der Musik, die in eurer Kindheit aktuell war. Ich (Marlon) habe mal spaßeshalber eine 2000-2010 Playlist durchgehört. Es ist manchmal ganz schön, längst vergessene Songs aus dem Radio wiederzufinden, teils sind da kleine Blüten drin, die auf die Alltagsplaylist wandern. Vielleicht findet ihr sogar erst jetzt Gefallen an Songs von früher. Und wenn man diese Songs mit gleichaltrigen Freund*innen teilt, ergeben sich oftmals lustige Telefonate oder Chats.

Von Mensch zu Mensch

Solidarität als Mode
Vor einigen Wochen hatte ich eine Begegnung. Ich ging über den Markt, als mich eine ältere Dame fragte, woher ich meine Maske hätte und ob das ein besonderes Modell sei. Sie ärgerte sich mit mir über die Tatsache, dass viele chronisch Erkrankte kaum noch an ihre gewohnten Filtermasken kommen, lobte die Farbe und erzählte von ihrer Bekannten, die Masken nähe.

Diese Begegnung habe ich noch so gut in Erinnerung, weil sie für mich sehr besonders war.

Für die Meisten von uns ist das Tragen von Masken ungewohnt, aber es gibt auch Menschen, für die das schon lange Alltag ist. Entweder durch die Arbeit in Kliniken, in der Industrie oder in wenigen Fällen als Privatperson wegen einer Erkrankung. Daher wird sie meist hinter verschlossenen Türen getragen und meiner Erfahrung nach erwarten eher wenige Menschen, sie außerhalb dieser Bereiche auch in ihrem privaten Alltag zu sehen. Diese Erwartung ist ein Teil meines Alltages, da ich schon von Kindheit an aufgrund einer Erkrankung immer wieder auf Masken angewiesen bin. Oft wurde ich deswegen ausgiebig angestarrt, manchmal haben sich Menschen demonstrativ im Bus von mir weggesetzt. Man hat teils richtig gesehen, wie es im Kopf der Menschen ratterte: „Wow krass, so einen habe ich zuletzt im Fernsehen bei so einer Spendengala gesehen! Aber wieso hat der Haare?“ „Der ist doch ansteckend, geh‘ da mal weg.“ „Diese Jugend von heute!“ „Hat er was zu verbergen? Wen will er ausrauben? Und warum liegt hier überhaupt Stroh rum?“ Das kurze Gespräch mit der Dame war die erste positive und vorurteilsfreie Reaktion, die ich je wegen meiner Maske bekommen habe.

Nun findet die Maske endlich ihren Weg aus diesem eng begrenzten Bereich und ist dabei, zwangsläufig zum Alltagsaccessoire zu werden. Viele Menschen nähen ehrenamtlich, tauschen sich über Schnittmuster und Stoffe aus, werden durch ihr Engagement und ihre Solidarität in einer schwierigen Zeit zu einer Community. Toll sind auch Solimasken, deren Verkaufserlöse an soziale Projekte gespendet werden. Inzwischen findet man sogar bei den einschlägigen bekannten Bekleidungshändlern Masken mit Motiven oder Mustern.

Masken tragen wird plötzlich als etwas Positives gesehen. Und das ist auch gut so. Ich freue mich, endlich nicht mehr der Einzige zu sein, es ist ein tolles Gefühl, dass das Starren abnimmt. 

Medizinische Hilfsmittel sind sowieso etwas stark Stigmabehaftetes, dem oft mit Ablehnung begegnet wird. Leider. Denn da hängt ein Rattenschwanz an Vorurteilen dran, über den unsere Gesellschaft eigentlich schon hinweg sein könnte. Hauptsache „gesund“ und möglichst nicht behindert wirken.Allerdings gibt es beispielsweise inzwischen viele Menschen ohne Seheinschränkungen, die Brillen als Modeaccessoire tragen. Brillen gelten als cool und „nerdy“. Vielleicht hat die Maske das Zeug dazu, die neue Brille zu werden? Seien wir mal ehrlich: Wer kann sich glitzernde Einhörner auf seine Brille drucken lassen? Da ist die Maske klar im Vorteil. Ich meine… EINHÖRNER!

Aber noch besser wäre es, wenn nicht nur lustige oder ausgefallene Motive die Maske als cool gelten ließen, sondern die Intention dahinter. Es wäre toll, wenn sich nach der Pandemie eine Kultur gegenseitiger Rücksichtnahme und Vorsicht etablieren würde. Wer krank ist, sucht sich zum Rausgehen eine oder zwei schicke Masken aus, wäscht sich ordentlich die Hände oder bleibt einfach zuhause. Total einfach. Theoretisch. Praktisch aber auch. Wiegesagt: Einhörner. Ist doch cool, oder? Ihr habt Einhörner im Gesicht, im Gegenzug bekomme ich dank eurer Achtsamkeit ein paar Lebensjährchen mehr und Sorgen weniger. Deal?

Aber auch diejenigen, die aufgrund von Traumatisierungen keine Masken tragen können, dürfen wir nicht vergessen und ich finde es wichtig, ihnen zuzuhören. Lasst diese Personen bitte auch nicht allein und habt Verständnis, dass Masken für Manche ein großes Hindernis sind. Dazu kommt, dass durch die Maskenpflicht auf Menschen mit Traumafolgen großer gesellschaftlicher Druck herrscht. Ich habe etwas Angst, dass die betroffenen Personen in der Maskenpflicht diejenigen sind, die schräg angesehen oder retraumatisiert werden und möchte mir nicht vorstellen, was das in Verbindung mit der Situation mit der psychischen Gesundheit der betroffenen Menschen macht.

Genug gepredigt und den Moralapostel gegeben. Kurz und knapp: Für mehr Einhornmasken und Aufmerksamkeit untereinander! Ein bisschen Glitzer wäre auch super.
Marlon

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Das Öde und das Dasein
Die Zeit ist gerade noch unfairer verteilt als sonst. Manche wissen gar nicht wo ihnen der Kopf steht zwischen Homeschooling und Homeoffice. Andere lernen ein oft nur noch peripher bekanntes Gefühl besser kennen: die Langeweile. Verrät Langeweile etwas darüber, wie wenig Sinn das Dasein hat oder, im Gegenteil, wie viel?
Hohe Luft

Lockdowns gab es früher häufiger
So besonders ist unsere aktuelle Situation gar nicht. Schaut man in die Geschichte, sieht man: Schon früher gab es zur Bekämpfung von Seuchen ähnlich wie heute Ausgangsbeschränkungen, Veranstaltungsabsagen und geschlossene Unis. Die Universität in Wien war seit 1400 bis ins 19. Jahrhundert im Schnitt alle 15 bis 20 Jahre wegen irgendeiner Seuche geschlossen.
Deutschlandfunk Nova

Dein Gehirn in Quarantäne (und wie man damit umgeht)
Es gibt eine Reihe von Gründen, wieso man sich derzeit unsicher und ängstlich fühlt. Die Funktionsweise des Gehirns hat erheblichen Anteil daran. Die Aufgabe des Gehirns ist es, den Körper zu schützen. Das funktioniert in der Regel durch Flucht, Angriff oder Totstellen. In der Quarantäne wählen die meisten Gehirne die letzte Option, die sich leider am schlechtesten anfühlt. Bedrohlich wirkende Nachrichten, soziale Isolation und unsichere Aussichten verstärken diese Gefühle. Als mögliche Hilfen nennen die Autoren: Den Nachrichtenkonsum begrenzen, telefonieren oder videochatten (nicht nur Text), nach draußen gehen, Bewegung, Struktur und Routine schaffen, sowie Hobbys, in denen man aufgeht.
InsightTimer (englisch)

Dieter Hallervorden will der Krise die Stirn bieten
„Ich wollte vielmehr eine Zwischenlösung anbieten, die den totalen Stillstand eben außer Kraft setzt und der Krise die Stirn bietet.“ Er wolle Beschäftigten wie Zuschauern ermöglichen, nicht mehr tatenlos im Nichtstun zu verharren. „Versuch macht klug“, sagt er – und: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, wobei der Gewinn schon allein darin liegt, sich nicht einfach zu ergeben. Ich möchte lieber das Unmögliche versuchen, um vielleicht das Mögliche zu erreichen.“
Deutschlandfunk Kultur

Berliner Zoo und Tierpark seit Montag offen
Der Berliner Zoo und Tierpark öffnen seit Montag wieder seine Tore für Besucher:innen. Zweimal am Tag wird nach einem onlinebasierten Ticketverkauf jeweils 2000 Menschen Einlass gewährt. Das Aquarium sowie Spielplätze und die Tierhäuser bleiben geschlossen.
rbb24.de

Das war es auch schon wieder für heute. Übrigens: Heute ist Welttag des Tanzes! Die ideale Gelegenheit, genau jetzt Kopfhörer aufzusetzen, gute Musik anzumachen und ausgelassen durch die Wohnung zu tanzen!

Passt gut auf euch auf und habt euch lieb!

Marlon und Johannes

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das  Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.