Nein | 20. Februar 2021
Liebe Leser:innen,
Beim Thema "Nein" fällt mir immer zuerst das "nicht-nein-sagen-können" ein. Gerade in einem Umfeld warmherziger, engagierter und empathischer Menschen ist das Thema ein Dauerbrenner. Nehmen wir mal diese Redaktion. Wir sind allesamt ehrenamtlich dabei und lieben, was wir tun. Warum dann auch nein sagen?
Gleichzeitig tanzen wir auch auf vielen Hochzeiten – Job, andere Ehrenämter, Familie – und das hat manchmal zur Folge, dass wir mindestens mal die Schuhe wechseln oder gar einer Hochzeit ganz fernbleiben müssen. Und dann kommt ein zerknirschtes schlechtes-Gewissen-nein, das wir direkt mit dem "nächstes-mal-mach-ich-dafür-aber-ja" verbinden. So richtig nein ist das also nicht. Und dann fehlt, was ein gesundes Nein mit sich bringt: Klarheit. Darüber, was man gerade leisten kann und will, darüber, wo jemand anders sich kümmern muss. Ein Nein kann also eine echte Hilfe sein! Wer hätte das gedacht?
Manchmal hat ein fehlendes “Nein” größere Konsequenzen als wir selber wahrnehmen möchten - manchmal kann es uns in Angst einweben und nachhaltige Spuren hinterlassen. Darüber schreibt Tina in ihrem Mensch zu Mensch.Für Annika war (und ist) das auch nicht die leichteste Aufgabe – bis ihr Hundekind in ihr Leben trat. Sie beschreibt plastisch, wie das kleine Fellbündel Liebe ihr dabei geholfen hat, sicherer zu werden, nein zu sagen, wenn wir nein meinen. Wie schwer das "einfach mal Neinsagen" ist obwohl, oder gerade weil es manchmal echt wichtig ist, erklärt uns Anne und nimmt uns dafür mit an den Küchentisch. Vom Küchentisch in den Gedankenmüll geht es bei Katharina. Sie beschreibt, warum ein "Nein" zum Kopfkino ein ziemlich deutliches "Ja" zu sich selbst sein kann.
Wir hätten da übrigens noch ein paar Ideen, wozu ihr, liebe Leser:innen ganz laut JA! sagen dürft: Zum Eintritt in unser Redaktionsteam! Ganz konkret suchen wir eine:n Instagramheld:in zur Unterstützung des social media Teams, eine:n Nachrichtenredakteur:in und eine:n Schwarzbrotbäcker:in. Natürlich könnt ihr auch Allrounder:in werden und wöchentlich das schreiben, was euch inspiriert. Schreibt uns einfach eine kurze E-Mail an angstfrei.news@gmail.com. Wir freuen uns (und sagen sicher nicht nein!).
Diese Ausgabe ist übrigens ein schönes Beispiel für die Vielfalt, die es hier so zu lesen und zu schreiben gibt: Im Schwarzbrot klärt Tim heute über die Fragezeichen in Bezug auf den AstraZeneca Impfstoff, in den Nachrichten machen wir startend in Deutschland eine Weltreise bevor wir euch mit den Tipps in Euren Leben abholen wollen. Im reichhaltigen dies & das haben wir ernstes, Schmunzeleinladungen und ein Ja zu uns selbst.
Damit wünschen wir Euch eine spannende Lektüre und hoffen, euch ein paar Inspirationen für gesundes Nein- und beherztes Ja-Sagen beschert zu haben.
Habt eine wunderbare Woche!
Katharina und das Team von angstfrei.news
Ganz wichtig: Was meint ihr zum neuen Konzept und zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.
Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com.
Die guten Nachrichten der Woche
Impfstoff unkomplizierter lagerbar
Die Lagerung von Impfdosen könnte leichter werden. Laut einer Analyse der Pharmafirmen Biontech/Pfizer ist ihr mRNA-basierter Impfstoff zwei Wochen lang bei Temperaturen zwischen minus 25 und minus 15 Grad lagerbar. Danach lässt es sich, einmal aufgebaut, noch bis zu fünf Tage bei Kühlschranktemperaturen lagern. Damit kann das Vakzin auch in gängigen pharmazeutischen Gefrier- und Kühlschränken gelagert werden. Dies erleichtert die Anwendung für Hausärzte und Impfzentren. Nach eigenen Angaben hat der Hersteller die neuen Konditionen bereits bei der US-Arzneimittelbehörde eingereicht. Im Laufe der kommenden Woche folgten die anderen Zulassungsbehörden.
Schwarzbrot: AstraZeneca - Impfstatus kompliziert
In dieser Rubrik möchten wir etwas tiefer in die Nachrichtenlage der Woche einsteigen. Mal eher hintergründig, mal eher serviceorientiert recherchieren wir für euch selbst, statt wie im darunter folgenden Nachrichtenblock Nachrichten auszuwählen und in eine angstfreie Sprache zu übersetzen. Wir hoffen, es mundet euch.
In einer früheren Version des Artikels stand, dass der Impfstoff nicht in den Zellkern gelangt. Das ist falsch. Wir haben den betreffenden Teil geändert und um einen erklärenden Absatz ergänzt. Wir bitten für den Fehler um Entschuldigung.
Der Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns AstraZeneca steht in Deutschland stark in der Kritik. Viele Menschen wollen damit nicht geimpft werden. Ist er tatsächlich unwirksam, nur für junge Menschen geeignet oder gar gefährlich? Wir ordnen ein.
Wie funktioniert der Impfstoff von AstraZeneca?
AstraZeneca hat in Zusammenarbeit mit der Uni Oxford einen Vektorbasierten Impfstoff entwickelt. Das ist ein relativ neues Konzept: Hier nutzt man ein ungefährliches Virus (im Fall von AstraZeneca ein ungefährliches Schnupfenvirus (Adenovirus)) als Vektor (also einen Transporter), um einen Teil der Erbsubstanz des eigentlichen Krankheitserregers (z.B. von SARS-CoV-2) in die Zellen des menschlichen Körpers zu bringen.
Anders als der BioNTech-Impfstoff muss der Vektor-Impfstoff aber in den Zellkern, um dort bestimmte Proteine des Zellkerns zu nutzen, um die DNA-Information in Messenger-RNA umzuschreiben. Aus der viralen Erbsubstanz werden dann einzelne Proteine des Krankheitserregers hergestellt. Diese Proteine erkennt unser Immunsystem als fremd und entwickelt dagegen Antikörper. Die Erbsubstanz des Virus wird schnell wieder abgebaut.
Das Risiko, dass virale DNA in die Erbsubstanz der menschlichen Zelle eingebaut wird liegt bei etwa 1:1 Million. Die Chance, dass es überhaupt in codierende Abschnitte der menschlichen DNA eingebaut wird, ist noch einmal deutlich geringer. Dass darauf eine mutierte Zelle entsteht, die wiederum nicht (wie die allermeisten mutierten Zellen) vom Immunsystem zerstört wird, ist wiederum sehr unwahrscheinlich. Erst wenn sich diese Zelle unkontrolliert teilen kann, entsteht eine Krebs-Erkrankung. Krebserkrankungen im Muskelgewebe sind wegen der geringen Teilungsrate und verhältnismäßig geringen Stoffwechselaktivität (zb. im Vergleich zur Leber) eher selten. Insgesamt besteht also ein theoretisches Risiko, dass durch die Impfung eine Krebserkrankung ausgelöst wird - aber der Sonnenschein auf dem Weg zum Impfzentrum, die Zigarette vor der Tür oder das Wurstbrötchen gelten auch als krebserregend (Langzeitrisiko bei Vektorimpfstoffen).
Neben AstraZeneca basiert auch der russische Impfstoff Sputnik V sowie Entwicklungen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) sowie des chinesischen Unternehmens Cansino auf dem Konzept. Der 2014 entwickelte Ebola-Impfstoff funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Das Konzept ist nicht ganz so neu wie das der mRNA-Impfstoffe von BioNTech oder Moderna.
Das verwendete Schnupfenvirus ist übrigens normalerweise nicht in Menschen, sondern in Schimpansen verbreitet. In weiten Teilen der Welt gibt es nämlich viele Menschen, die bereits Kontakt zu dem menschlichen Schnupfenvirus hatten - und deshalb den Vektor abwehren könnten, wodurch die Impfreaktion verschlechtert werden würde. Mit dem Schimpansen-Virus ist bisher nur ein geringer Anteil der Menschheit in Kontakt gekommen - außer in Afrika, wo dieser Impfstoff aus verschiedenen Gründen nicht so gut zu wirken scheint. Selbstverständlich ist das Virus so verändert, dass es nicht mehr krank macht und man keinen Schimpansen-Schnupfen bekommt.
Welche Vor- und Nachteile hat der Impfstoff?
Größter Vorteil des AstraZeneca-Impfstoffs ist seine im Vergleich zu anderen Vakzinen deutlich leichtere Lagerung bei Kühlschranktemperaturen. Dies ist möglich, weil nicht eine chemische Fetthülle (wie bei BioNTech) sondern ein lebensfähiges Virus die zu transportierende mRNA schützt. Das ist deutlich stabiler. Ein weiterer Vorteil ist der eher geringe Preis - zumindest bis Juni 2021 hat sich das Unternehmen bereit erklärt, den Impfstoff zum Produktionspreis zu verkaufen.
Nachteile des Vakzins sind die aufwendigere und langwierige Produktion. Zudem zeigten die Zulassungsstudien eine Wirksamkeit von 70% - weniger als bei den Impfstoffen der Firmen Moderna oder BioNTech. Bei der Virusvariante, die zuerst in Südafrika nachgewiesen wurde, verhinderte der Impfstoff nur wenige leichte oder moderate Erkrankungen.
Ist der Impfstoff wirklich weniger wirksam?
Jein - Kommt drauf an was man will: In quasi allen Zulassungsstudien zu Corona-Impfstoffen wird Wirksamkeit über das Verhältnis aller Erkrankten in der Studie zu den Erkrankten in der Kontrollgruppe definiert (wenn in einer Studie zehn Leute erkranken, davon einer den Impfstoff erhielt und neun Personen den Impfstoff nicht erhalten haben, hätte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 90 %). Als erkrankt gilt, wer unter einem oder mehreren typischen Symptomen (vor allem Fieber, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und/oder Geruchsverlust) leidet und im Rahmen eines PCR-Tests ein positives Ergebnis erhält.
Bei der aktuellen Pandemie ist aber nicht jede leichte oder moderate Erkrankung wichtig, sondern nur solche, die zu Hospitalisierungen und Tod führen. In diesem Aspekt unterscheiden sich die Impfstoffe kaum. Für den AstraZeneca-Impfstoff wurden Hospitalisierungen und Todesfälle ausschließlich in der Kontrollgruppe beobachtet. Für die südafrikanische Variante gilt das leider so nicht: Hier legen Daten nahe, dass die Wirksamkeit tatsächlich eingeschränkt sein könnte. Deshalb hat AstraZeneca bereits angekündigt, den Impfstoff anzupassen.
Das AstraZeneca-Vakzin ist also in jedem Fall wirksam darin, schwere oder tödliche Verläufe zu verhindern. Allerdings könnte es öfter als bei anderen Impfstoffen zu einer Infektion mit mildem Verlauf kommen.
Sollten über 65-Jährige den Impfstoff annehmen?
Anfang Februar gab es Meldungen, dass der Impfstoff bei über 65-Jährigen nur zu acht Prozent wirksam sei. Leider hatten sich die Journalisten (sic!) verlesen. Tatsächlich waren acht Prozent der Studienteilnehmer:innen über 65 Jahre alt - das hat natürlich überhaupt nichts mit der Wirksamkeit in dieser Altersgruppe zu tun.
Tatsächlich hatte am selben Tag die Ständige Impfkommission in Deutschland die Anwendung für unter 65-Jährige empfohlen. Aber nicht aufgrund geringerer Wirksamkeit in der älteren Altersgruppe, sondern weil bisher nach Meinung des Gremiums zu wenig Daten dafür vorlagen. Damit wird er vorerst in Deutschland nicht an diese Altersgruppe verimpft. Die Europäische Arzneimittelagentur und die Weltgesundheitsorganisation haben den Impfstoff ohne Einschränkungen empfohlen.
Mit welchen unerwünschten Wirkungen ist zu rechnen?
Es ist mit typischen Impfnebenwirkungen zu rechnen: Schmerz an der Einstichstelle, leichtes Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein - all das sind Anzeichen dafür, dass das Immunsystem der Geimpften tatsächlich reagiert und eine Abwehr aufbaut. Die Phase-III-Studie der Zulassung wurde für einige Tage unterbrochen, weil ein Proband eine transverse Myelitis, eine seltene neurologische Erkrankung entwickelte hatte. Es konnte aber kein Zusammenhang zur Impfung hergestellt werden. Bei den zahlreichen Impfungen im Rahmen der Impfkampagne im Vereinigten Königreich ist die Erkrankung nicht noch einmal aufgetreten.
Impfungen in Nordrhein-Westfalen wurden nicht wegen des Auftretens von Nebenwirkungen, sondern wegen einer hohe Ablehnungsquote des Impfstoffs ausgesetzt. Anders war die Lage in Niedersachsen, Frankreich und einigen Regionen Schwedens - hier gab es überraschend hohe Quoten bei den Impfnebenwirkungen - bis zu 25 % zeigen die oben genannten Symptome. In der Zulassungsstudie gab es nur Nebenwirkungsquoten von zehn Prozent. Die Impfungen sind mittlerweile wieder aufgenommen worden.
Der Impfstoff von AstraZeneca ist wie die anderen in der EU zugelassenen Impfstoffe sicher, verträglich und wirksam - sonst wäre er nicht zugelassen worden. Auch eine verringerte Wirksamkeit gegen neue Varianten ist besser als überhaupt kein Schutz. Die zur Verfügung stehenden Impfstoffe können zwar die individuelle Gefahr deutlich vermindern - es ist aber unklar, ob auch die Übertragung geringer ist. Deshalb gilt auch weiterhin: Maske auf, Hände waschen, Abstand halten, physische Kontakte reduzieren, Warn-App nutzen, solidarisch bleiben.
Dieser Artikel ist Teil der losen Reihe von Basisinformationen zur COVID-19-Pandemie. Es folgen Texte zur Akzeptanz von Maßnahmen und weitere Themen. Gern könnt ihr uns Feedback geben, welche Themen euch besonders interessieren.
Nachrichten
angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.
Inland
Corona-Lage: Infektionszahlen, Varianten, Schnelltests
Die Infektionszahlen mit dem Coronavirus sinken langsam, der Anteil der Virusvarianten steigt. In der Konsequenz setze sich der rückläufige Trend nicht mehr fort, so RKI-Chef Lothar Wieler im Lagebericht von Robert-Koch-Institut (RKI) und Bundesregierung am vergangenen Freitag, 19.2. So gehe die die 7-Tage-Inzidenz nicht mehr überall zurück. Verantwortlich dafür sei vor allem die britische Virusvariante B.1.1.7. Sie wirke wie ein Beschleuniger auf das Infektionsgeschehen. Deswegen mahnen Wieler, wie auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), zur Vorsicht in der Planung von Lockerungen der Beschränkungen. "Wir stehen an einem Wendepunkt", sagte Spahn.
Hoffnungen macht hingegen die Ankündigung des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte, Corona-Schnelltests bereits Anfang März zuzulassen. Auf Basis der aktuell vorliegenden Anträge gehe man davon aus, dass dies für die bis zu 30 verschiedenen Produkte möglich sei. Die Gurgel- oder Spucktests sollen zunächst schwerpunktmäßig in Kitas und Schulen eingesetzt, aber auch Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden. Spahn ist bei der Bewertung der Tests noch vorsichtig: Es komme auf die Verlässlichkeit der Tests an, um das Risiko für falsch-negative Ergebnisse möglichst zu minimieren.
Auch im Impfprozess gibt es Bewegung: Zur besseren Umsetzung der Impfstrategie und Koordination mit den Arzneimittelherstellern hat die Bundesregierung nun einen Sonderbeauftragten eingesetzt. Christoph Krupp, der bisherige Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, soll mehr Unternehmen zu Investitionen bewegen, Förderprogramme anstoßen und Reservekapazitäten für die nächste Pandemie aufbauen.
→ Robert-Koch-Institut (rki) Lagebericht, 19.2. → Tagesschau (Virusvarianten) → Spiegel ONLINE (Zahlen rki) → Tagesschau (Zahlen rki) → Tagesschau (Schnelltest) → Bundesamt für Arzneimittel (offizielle Seite)
Gastronomiebranche leidet unter Tourismus-Rückgang und verzögerten Staatshilfen
In der Gastronomie sind die Umsätze im letzten Jahr um fast 40 % zurückgegangen. Grund dafür sind laut Statistischem Bundesamt die coronabedingten Schließungen im Frühjahr und Winter 2020.
Nachdem die Umsätze im Gastgewerbe über zehn Jahre stets gewachsen sind, macht nun vor allem das Ausbleiben ausländischer Tourist:innen den Hotelbetreiber:innen zu schaffen. Die Zahl der Übernachtungen ist mit 302,3 Mio. auf den Stand von 1992 gesunken. Die Stimmung in der Branche bezeichnet die Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, als geprägt von „Verzweiflung und Existenzängsten“. Der Verband begründet die existenzbedrohenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Branche, neben dem Ausbleiben von Dienstreisen, auch mit dem späten Eintreffen der Staatshilfen.
Bundeswirtschaftsminister Altmaier (CDU) plant bis Juni 2021 weitere Milliardenhilfen für Betriebe und sichert eine schnellere Auszahlung zu. Zuletzt sorgten Programmierungs-Pannen sowie Streitigkeiten zwischen Bund und Ländern über die Zuständigkeit für die verzögerten Auszahlungen.
→ Tagesschau (Hotelbranche in Not)
→ Tagesschau (Warten auf Corona-Hilfen)
Erneute Grenzkontrollen in Tirol und Tschechien
An den Grenzen nach Tirol und Tschechien finden wieder Kontrollen statt. Seit letztem Sonntag (14. Februar) dürfen nur Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit bzw. Ausländer:innen mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis von Tirol und Tschechien aus nach Deutschland einreisen. Grund für die Kontrollen sind die sehr hohen Inzidenzwerte in beiden Nachbarländern sowie die dortige hohe Verbreitung von COVID-19-Virusvarianten. Die EU kritisierte die nicht abgestimmten Grenzkontrollen.
Für Einreisewillige gelten weiterhin die Einreise- und Quarantänebestimmungen vom 13. Januar.
Demnach ist eine digitale Einreiseanmeldung und ein maximal 48 Stunden alter negativer Corona-Test erforderlich. Pendler:innen müssen zusätzlich einen Arbeitsvertrag vorweisen. Außerdem sind Einreisende nach der Ankunft in Deutschland zu zehn Tagen häuslicher Quarantäne verpflichtet. Fünf Tage nach der Einreise ist eine Freitestung möglich. Die Einschränkungen gelten auch im Flug-, Bahn, Bus- und Schiffsverkehr.
Nachdem die Regelungen vor allem seitens der Berufspendler:innen auf Kritik stießen, hat das Bundesinnenministerium definiert, für welche Gruppen Ausnahmen gelten. Darunter sind z.B. Berufstätige in systemrelevanten Berufen, Angehörige der Kernfamilie und Menschen, die eine medizinische Behandlung benötigen oder bei denen Gefahr für Leib und Leben besteht.
→ Tagesschau (Grenzkontrollen in Kraft)
→ Tagesschau (FAQ: Wer darf noch einreisen?)
→ Bundesinnenministerium (Liste der Ausnahmefälle)
→ Tagesschau (Tschechien verlängert Notstand)
Ausland
Impferfolg in Großbritannien
Großbritanniens Impfkampagne ist erfolgreich. Dort sind bereits rund 15 Millionen Menschen geimpft worden. Das entspricht 90 % der Gruppe der über 70-Jährigen. Allen über 50-Jährigen soll bis April ein Impfangebot gemacht werden. Um möglichst vielen Menschen eine Erstimpfung zu ermöglichen, wird in Großbritannien die zweite Impfung nicht nach drei bis vier Wochen verabreicht, sondern erst nach rund drei Monaten.
In Großbritannien sinken die Infektionszahlen zwar, sind aber weiterhin hoch. Die bisher verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelten noch bis zum 8. März. Ab dann darf mit vorsichtigen Lockerungen gerechnet werden.
→ Tagesschau (Vorgehen der Impfkampagne)
→ Tagesschau (Zwischenfazit der Impfkampagne)
Niedrige Infektionszahlen in Indien
Seit Monaten sinken in Indien die Infektionszahlen mit dem COVID-19-Virus. Der Gesundheitsminister teilte auf einer Pressekonferenz mit, dass in 188 Bezirken des Landes innerhalb einer Woche keine neuen Fälle registriert worden seien. 76 Bezirke seien sogar schon seit vier Wochen frei von Neuinfektionen. Expert:innen sind die Gründe dafür noch nicht völlig klar. Eine mögliche Erklärung sind Kreuzimmunitäten, die sich durch in Indien verbreitete Krankheiten wie Cholera, Typhus oder Tuberkolose einstellen. Auch eine erfolgreiche Impfkampagne zählt zu möglichen Gründen des Erfolgs. Trotzdem bestehen nach wie vor Einschränkungen und Hygienevorschriften wie das Tragen einer Maske und die Einhaltung der Abstandsregeln.
→ Tagesschau (Erklärungen)
→ Tagesschau (Impfstrategie)
Schneller Impfstart in Südafrika durch Zulassungsstudie
In Südafrika haben Krankenpfleger:innen als erste in der Bevölkerung eine Corona-Impfung erhalten. Die 80.000 Impfdosen vom US-Pharmahersteller Johnson & Johnson, die erst tags zuvor geliefert wurden, sind somit sehr schnell verimpft worden. Grund für den schnellen Impfstart ist, dass das Vakzin im Rahmen einer Studie verabreicht wird, die der Impfkampagne vorgelagert ist. Zuvor wurde die mit dem Astra Zeneca-Vakzin geplante Impfkampagne gestoppt, weil sie gegen die südafrikanische Variante des COVID-19-Virus nur minimal wirksam ist.
Johnson & Johnson hat Ende 2020 eine offizielle Impfstoff-Zulassung beantragt, die allerdings frühestens Ende Februar bzw. im März 2021 erfolgen kann. Daher finden die Impfungen als Teil der Studie statt, um „die Impfung schneller ins Land zu bringen“, so eine Beschäftigte des Zentrums für Gesundheitsjournalismus. Studien haben die Wirksamkeit des Vakzins von Johnson & Johnson gegen die südafrikanische Variante des COVID-19-Virus bereits belegt.
→ Tagesschau (erste Impfungen)
→ Ärzteblatt (Vakzin von Johnson & Johnson)
Sport
Aussprache zwischen Lauterbach und Flick
Der SPD-Politiker Karl Lauterbach und Bayern Münchens Chef-Trainer Hansi Flick legten ihre Meinungsverschiedenheit bei. Beide trafen sich zu einem persönlichen Gespräch über die Situation des Fußballs in Pandemiezeiten. Zuvor hatte Karl Lauterbach öffentlich die Reise des FC Bayern München zur Club-WM nach Katar kritisiert. Flick konterte öffentlich, forderte mehr Perspektive von der Politik und lud zum Gespräch ein. Dieser Einladung war Lauterbach nun gefolgt.
→ Spiegel
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).
Von Mensch zu Mensch
Nein, eine Verneinung, eine Negativierung, eine Ablehnung, eine Abgrenzung eine Bestätigung unserer Selbst, hin zum Ja. All dies kann mit diesen vier Buchstaben transportiert werden, gefühlt werden, impliziert werden. Wie dies alles zusammenpasst könnt ihr auf vier unterschiedliche, vielfältige Art in den folgenden Texten herausfinden. Beginnend mit einer persönlichen Geschichte von Tina.
Mein persönliches „NEIN“
Als ich das Wochenthema gelesen hatte, kam mir sofort eine Geschichte in den Sinn, die ich vor etlichen Jahren erlebt hatte.
„Nein“ ist ein Wort das mir eher selten über die Lippen kommt. Sozusagen dosiert. Zwar bin ich auch keine Frau, die zu allem Ja und Amen sagt, aber ein „Ja“ auszusprechen, fällt mir doch wesentlich leichter, als ein „Nein“.
Ich finde ein ausgesprochenes „Ja“ oder „Nein“ sollte man verantworten können. Gegenüber sich und auch anderen. Gerade wenn es um die eigene Person geht, sollte man auf sein Innerstes hören und die vier Buchstaben überzeugend aussprechen. Auch wenn Andere deine Entscheidungen nicht verstehen. Denn in diesem Fall bedeutet ein „Nein“, ein aussagekräftiges “Ja“ zu sich selbst.
Als mein Sohn zwei Jahre alt war, hatte ich meine Angststörung sehr gut im Griff. Bis zu jenem Tag……
Als eine Freundin ihr Baby zur Welt brachte, war es ganz selbstverständlich einen Besuch im Krankenhaus abzustatten, um den kleinen Erdenbürger willkommen zu heißen. Mit meinem damaligen Partner und einer Freundin fuhren wir gut gelaunt ins Krankenhaus. Meine Happiness endete abrupt, als ich vor einer riesigen Drehtür stand. „Da gehe ich nicht durch“ platzte es sofort aus mir raus. „Auf gar keinen Fall gehe ich durch diese Drehtür“ wiederholte ich kopfschüttelnd, als ich in die fragenden Gesichter meines Partners und meiner Freundin blickte. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich spürte, wie sich meine gesamte Muskulatur verkrampfte. Beide redeten auf mich ein, dass ich dieses Hindernis schaffe, denn ich wollte doch schließlich auch das Baby sehen…..und und und…..
Ich spürte, wie sich alles in mir sträubte. Ich sagte „Nein, geht bitte alleine rein, ich warte draußen im Park, bis ihr wiederkommt“. Doch anstatt meine Meinung zu akzeptieren, wurden sämtliche Überredungskünste aufgeführt. Und schließlich ließ ich mich überreden. Großer Fehler! Als ich letztendlich allen Mut zusammen nahm und durch die beachtlich große Drehtür hindurch ging, war die Angst wie auf Knopfdruck da und ich fühlte mich eingesperrt. Zitternd und unsicher stand ich nun in der Lobby und ergriff sofort den Arm meines Partners um mich an ihm festzuhalten.
Die Entbindungsstation lag im dritten Stock. Meine Freundin fuhr mit dem Aufzug, während mein Partner und ich die Treppe benutzen. Noch immer raste mein Herz. Doch für mich gab es kein zurück mehr. Schließlich hatte ich es geschafft durch die Drehtür zu kommen. Eigentlich ein kleines Erfolgserlebnis. Jedoch rotierte in meinem Kopf nur ein Gedanke: Die Drehtür! Schließlich musste ich ja wieder rauskommen.
Dieser Gedanke war der Treibstoff für meine Angst. Doch damit nicht genug. Das Treppenhaus war außerirdisch. Jedes Stockwerk hatte ein Zwischenstock. Das war der absolute Horror. Unsympathischer kann ein Gebäude kaum sein. Ich dachte, wir kommen niemals oben an. Ich schimpfte wie ein Rohrspatz und ärgerte mich, dass ich mich überreden ließ.
Als wir endlich die Entbindungsstation erreicht hatten, hatte sich meine Angst zu einer schweren Panikattacke entwickelt. Ich schnappte völlig unkontrolliert nach Luft, zitterte am ganzen Körper und nahm nur noch meinen Partner wahr. Rundherum war alles ausgeblendet. Fluchtartig griff ich nach seiner Hand und sagte panisch, „Ich muss raus hier“, schnell! Ich stürmte die nicht enden wollenden Treppen wieder hinunter und hatte das Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen oder den Verstand zu verlieren. Die Angst ließ nicht von mir ab, denn die größte Hürde, stand mir ja noch bevor.
Jetzt nimmt die Geschichte eine kuriose Wendung…..
Als wir endlich die Lobby erreicht hatten und ich noch immer in meiner Panikattacke gefangen war, sagte plötzlich mein Partner, „Schau mal, neben der Drehtür ist ja auch eine normale Tür, die hatten wir völlig übersehen”. Das war der magische Satz, um meiner Panikattacke ein Ende zu setzen. Ich traute meinen Augen kaum. Tatsächlich war da eine normale Eingangstür. Meine Freiheit! Wie auf Knopfdruck, fiel die Angst samt meiner Anspannung von mir ab. So unerwartet, dass ich Mühe hatte, mich auf den Beinen zu halten.
Erschöpft setzte ich mich erst einmal auf eine der vielen Parkbänke, die vor dem Krankenhaus aufgestellt waren. Doch die Kuriosität sollte noch weiter gehen…. Denn nicht nur meine Freundin stand inzwischen draußen, auch die frischgebackene Mama genoss die Frühlingssonne auf der Parkbank. So gesehen war sie gar nicht auf ihrem Zimmer. Wir sind auf dem Hinweg schlichtweg aneinander vorbeigelaufen, ohne es zu merken.
Diese Panikattacke hatte tiefe Spuren hinterlassen. Wochenlang schaffte ich es nicht durch eine elektronische Tür zu gehen. Weder im Supermarkt noch in der Straßenbahn. Und das alles nur, weil ich nicht auf mein Gefühl hörte. Auf mein persönliches „NEIN“.
Diese Geschichte handelte von einem sehr persönlichen Nein. Einem Nein aus dem Bauch heraus und einem Ja zu sich selbst. Nun geht es weniger um das Nein zu sich, als das zu den Mitmenschen und wie sich dieses im Laufe der Lebenszeit für uns verändert.
Das Gegenteil von Ja
Brainstorming am Küchentisch. „Also ich finde, Nein ist ein ziemlich gutes Wort. Ja ich finde es sogar ganz hervorragend. Also wenn ich es sage. Wenn du es benutzt, dann …. Naja.“
Mit vier Sätzen eigentlich schon die ganze Krux, die wir mit diesem Wort in Verbindung bringen, zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Abgrenzung, Ausgrenzung, Ablehnung, Verbote. In erster Linie negativ assoziiert. Also für die Menschen, die nicht mehr mit und durch die Pubertät sich, ihren Ort in der Welt und ihren Weg finden wollen und sich von den Eltern emanzipieren müssen, wollen, dürfen. Denn genau in diesem Alter, getrieben durch Sturm und Drang, ist es doch ein ganz hervorragendes Wort und ein so wichtiges. Will Mensch sich doch von den Eltern, den Geschwistern, Klassenkamerad:innen und Freund:innen abgrenzen, seine Individualität entfalten und dennoch dazugehören. Ein Spagat, wir kennen es ja meistens selbst. Wer sich nicht erinnert, ein Blick in den inneren Rückspiegel hilft.
Brainstorming am Küchentisch, Teil zwei. „Nein, sagt man, wenn man etwas nicht will. Wenn ich nicht geärgert werden will, dann sag ich NEIN.“
Und auch diese Sätze finde ich ziemlich treffend. Je jünger die Kinder, desto einfacher die Wahrheit, aber deswegen nicht weniger wahr. Wieder wird durch das Wort eine Grenze gesetzt. Und es ist so unglaublich wichtig, dies zu lernen. Wir wissen, als Eltern oder Bezugsperson, wie wichtig diese Grenze ist und wie sie die Kinder schützen kann und soll. Doch wir müssen uns auch selber daran erinnern, dass diese Grenze akzeptiert wird und nicht durch Überredung und Bestechung verwässert.
Aber noch wichtiger in diesem kindlichen Nein scheint mir, dass diese Grenze nichts mit Ausgrenzung, oder Abgrenzung zu tun hat. Nach einem kurzen „Nein, ich möchte das nicht.“ kann einfach wieder gespielt werden, vorausgesetzt der:die Spielpartner:in akzeptiert die gesteckte Grenze. Und je klarer diese Grenzen artikuliert werden, desto leichter werden sie akzeptiert.
Auch in der Eltern-Kind-Beziehung. Zumindest beobachte ich dies bei mir selbst. Eiere ich mit Worten, weil ich verstehe, weshalb das Kind dieses oder jenes gerne möchte, ich aber dazu keine Lust, keine Geduld und oder keine Nerven habe, steppt über kurz oder lang der Bär und der Haussegen hängt schief. Sage ich einfach, „Nein, ich möchte das jetzt nicht.“, ist mehr oder weniger Ruhe. Es bedarf meistens noch nicht mal einer Erklärung. Okay, das mit der Ruhe ist knapp an der Wahrheit vorbei, die herrscht bekanntermaßen nur nachts, oder wenn Unsinn im Anmarsch ist.
Brainstorming am Küchentisch, Teil drei. Okay, dann bin ich jetzt wohl dran.
Puh. Nein, auf der einen Seite ein Wort, was ich gefühlte dutzende Mal am Tag sage, obwohl ich es gar nicht möchte. Obwohl mir ein Ja viel lieber wäre. Auf der anderen Seite, ein Wort, was ich teilweise zu selten sage. Vielleicht sollte ich die Anzahl der Neins über den Tag mal anders verteilen. Aber statt „Nein, ich möchte keinen Kaffee trinken gehen.“(Okay, doofes Beispiel zu Zeit, aber ihr wisst was ich meine.), sage ich häufiger, „Ich würde total gerne, aber ich schaffe es im Moment nicht. Termine, die Kinder….“ - Ausreden, oder besser vorgeschobene Gründe, in denen ein wahrer Kern liegt und die dem Wort Nein einen schöneren Anstrich verleihen sollen. Denn ein direkt ausgesprochenen Nein bedeutet ja nicht direkt, dass ich nicht gerne ja sagen würde.
Aber warum ist es so schwer einfach und ehrlich Nein zu sagen? Ich hatte doch eben noch festgestellt, dass im Umgang mit Kindern eine klare Kommunikation hilfreich ist und Konflikte minimiert. Wann ist Nein, in der Kommunikation unter Erwachsenen, zu einem Wort der Aus-/Abgrenzung und Ablehnung verkommen? Oder noch einen Schritt weiter gedacht, warum ist es so negativ besetzt, sich auch mal abzugrenzen? Woher kommt die Sorge, dass das Gegenüber sich abgelehnt fühlen könnte? Die Sorge, dass sich diese Abgrenzung auf uns überträgt und wir uns selber ausgrenzen, nicht mehr dazugehören und dabei noch Mitmenschen verletzen. Gerade in Bezug auf Menschen und Dinge, mit denen wir uns verbunden fühlen, sei es freundschaftlich, familiär oder beruflich.
Ist es die Sorge, dass diesen Nein wie eine Mauer im Raum steht, zwischen uns und den Menschen und Dingen, die uns so wichtig sind? Dabei dient dieses Nein doch auch uns zum Schutz, Schutz unserer Kapazitäten, Schutz vor Überforderung und Überanstrengung und so weiter. Eine genaue Analyse dieses Zusammenhangs würde vermutlich Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten ausfüllen, mindestens aber diesen Text und meine Kompetenz sprengen. Für mich steht fest, wir sollten nicht nur unseren Gebrauch des Wortes überdenken, sondern auch das Annehmen des Wortes. Es ist okay Nein zu sagen und das sollten wir akzeptieren. So muss ein Nein nicht zur Mauer erwachsen und kann dennoch eine Grenze setzen.
Vom Küchentisch geht es jetzt in den Kopf von Katharina. Sie beschreibt, warum ein "Nein" zum Kopfkino ein ziemlich deutliches "Ja" zu sich selbst sein kann und wie wichtig es ist, diese Haltung der Selbstbefürwortung in sich selbst zu verankern.
Nein zu Gedankenmüll
Als ich das Thema „Nein“ vorgeschlagen habe, hatte ich eigentlich gedacht, ich schreibe darüber, dass ich nicht nein sagen kann. Dass ich jede Aufgabe an mich ran ziehe aus all den selbstverstärkenden, altruistischen, ängstlichen oder Karriere bezogenen Gründen, die ich immer so habe und manchmal auch echt problematisch finde.
Und dann kam gestern.
Ich hatte ein intensives Gespräch mit einem Freund darüber, wie ich mit einer schwierigen Situation in meinem Leben gerade umgehe. Wir hatten schon ein ums andere Mal darüber gesprochen und uns dabei mehrfach im Kreis gedreht, aber gestern hatten wir plötzlich einen Plan für mich. Eine ganz klare Strategie: wenn A, dann B, wenn B nicht klappt, C, und falls es nie zu A kommt, dann wird’s halt D. Und dann sehen wir weiter. Das klang überzeugend und klug und gemessen daran, wie tief mir die Situation im Herzen sitzt, machbar. Ich hätte mir endlich eine Denkpause gönnen können, wo ich doch einen Fahrplan hatte. Stattdessen brach es aus mir heraus: „Ich hab so Angst, dass auch das schief geht. Das ist mir so schon so oft passiert. Was ist verkehrt an mir, dass ich es einfach nicht hinbekomme? Ich bin doch so beschenkt in meinem Leben und doch …“ Weiter kam ich nicht. Mein Freund schnitt mir das Wort ab:
„Hey! Jetzt lass’ dich nicht in deinen Gedankenmüll fallen!“
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich empört oder erschrocken sein sollte und schaute dabei wohl ziemlich fragwürdig aus der Wäsche. Mein Freund schenkte mir einen warmen aber bestimmten Blick: „Ich kann das ja alles verstehen. Aber jetzt ist erstmal jetzt. Und dann sehen wir gemeinsam weiter.“ Aber dazu musste ich erstmal meinen Gedankenschleifen Einhalt gebieten. Und das ist ein Nein, das mir vorher noch nie so bewusst geworden ist. „Nein“ sagen zu anderen ist allzu oft schon eine verdammt schwere Aufgabe –
„Nein“ zu sagen zu sich selbst kann ein Ding der Unmöglichkeit sein.
Zumindest dann, wenn es dem Selbstschutz dient. Ich bin sonst sehr gut im Nein sagen zu mir selbst - „Nein, jetzt wird nichts Süßes mehr gegessen!“, „Nein, du hast jetzt keine Zeit für einen Spaziergang!“, „Nein, du widersprichst jetzt mal besser nicht“, „Nein, das war sicher nicht nett gemeint.“, „Nein, das hast du nicht verdient.“ – ich könnte diese Liste endlos weiter schreiben. Ich baue mir ein Gebilde von Grenzen, in denen ich mich „richtig“ und damit irgendwie sicher fühle, ich habe hehre Ansprüche an mich, die ich nur mit einer gewissen Disziplin zu erreichen glaube.
Wenn ich diese Disziplin nur mal FÜR mich einsetzen würde.
Denn es wäre auch wertvoll, einmal ein wohlwollendes Nein mir gegenüber auszusprechen: „Nein, du lässt dich jetzt nicht in diesen Gedankenmüll fallen.“, „Nein, du zweifelst jetzt mal nicht an der Entscheidung, die du gerade getroffen hast.“, „Nein, es wird schon werden.“, „Nein, du bist völlig in Ordnung, wie du bist.“ Das sind alles Momente, in denen ein Nein Widerspruch ist. Widerspruch gegen eine schädliche Haltung, die wir gegenüber uns selbst vertreten. Ein Akt der Stärke gegen uns, damit wir wieder für uns sein können. Das klingt paradox, ist aber eigentlich nur der Weg dahin, dass wir häufiger beherzt ja zu uns sagen können.
Ein Nein gegen Gedankenmüll ist ein Ja zu uns selbst.
Das klingt wie ein Satz aus einem Selbsthilferatgeber vom Wühltisch. Aber diese bewusste Entscheidung, den schädlichen Gedanken und der unfairen und schlechten Haltung, die wir manchmal uns selbst gegenüber haben, entgegen zu treten ist der erste Schritt, um sich zu respektieren, anzunehmen und irgendwann vielleicht auch selbst zu lieben. Auch dann, wenn’s mal schwierig ist, wenn wir uns häufiger mal „Nein“ sagen müssen, um dem Ja näher zu kommen.
„Ganz egal, ob Du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur.“
Wie wichtig es ist, diese Haltung gegenüber mir selbst zu kultivieren, wie weit ich noch davon entfernt bin aber wie sehr ich mich gleichzeitig danach sehne, ist mir heute morgen klar geworden. Beim Laufen durch Zentimeter tiefen Eismatsch hing ich meinen Gedanken nach und rutschte auf ihnen genau so hin und her, wie auf dem Boden des Tempelhofer Feldes. Zuhause angekommen, kam mir eine Gratiszeitung in die Hände, auf der hinten drauf stand: „Und vergessen Sie nicht, Sie sind gewollt.“ – dieser simple Satz hat mich umgeworfen. Denn er steht genau zwischen Wunsch und Wirklichkeit und erinnert mich an meine eigene Verantwortung: Ich trage Verantwortung beim „nicht-Vergessen.“ Und wie auf Knopfdruck kam mir ein verlorenes Lied aus Kindersingschar-Zeiten ins Ohr, dessen Refrain nun auf einem Klebezettel an meiner Haustür klebt:
„Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur.
Ganz egal, ob Du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur.“
Egal ob nach innen oder nach außen - Nein-sagen müssen wir lernen. Für Annika war (und ist) das auch nicht die leichteste Aufgabe – bis ihr Hundekind in ihr Leben trat. Sie beschreibt plastisch, wie das kleine Fellbündel Liebe ihr dabei geholfen hat, sicherer zu werden, nein zu sagen, wenn sie nein meint.
Vom Einstehen für sich selbst
Ich kann nicht gut „nein“ sagen. Und eigentlich wäre damit schon alles gesagt und ich könnte den Text hier nach einem Satz beenden. Oder? Naja, ganz so einfach ist es dann vielleicht doch nicht.
Ich kann nicht gut „nein“ zu Anderen sagen. Zu mir selbst sage ich es oft. Sehr oft. Aber kaum wird mir im Job eine Zusatzaufgabe zugeteilt, für die ich keine Kapazitäten habe oder jemand bittet mich um Hilfe, wenn ich keine Zeit habe, höre ich meinen Mund „ja“ sagen. Am Besten noch in Verbindung mit den Worten „Gar kein Problem“ oder „Mache ich doch gerne“. Während mein Kopf und mein Bauch „nein“ rufen - mit drei dicken Ausrufezeichen. Das „nein“ sage ich dann allerdings nur zu mir selbst - und zu dem, was ich eigentlich stattdessen gerade geplant hatte.
Story of my life.
Es gibt allerdings einen Bereich, in dem ich es tatsächlich schaffe, anderen Menschen ein „nein“ entgegen zu setzen. Und ich entschuldige mich jetzt schon einmal bei allen unter euch, die genug von den Hunde-Texten haben - das hier wird wieder einer. Der Bereich, in dem ich es schaffe, betrifft nämlich das Hundekind.
Habt ihr schon mal versucht, mit einem Welpen ruhig durch die Straßen zu gehen? Klingt wahnsinnig idyllisch - das kleine Wesen kann gemütlich alles erschnüffeln, was ihm vor die Nase kommt und so nach und nach die Welt entdecken. Wenn… Tja. Wenn da nicht andere Menschen wären. Und versteht mich nicht falsch - ich finde Welpen selbst wahnsinnig niedlich. Und ganz uneingebildet würde ich behaupten, dass das Hundekind auch wirklich zuckersüß ist (meistens).
Aber nicht einmal zehn Meter am Stück gehen zu können, ohne mindestens einmal einem Menschen dabei zuzuschauen, wie er das Hundekind angrabbelt, ist nicht nur wahnsinnig anstrengend - es macht mich auch sauer. Schließlich fasse ich auch nicht jedes Menschenkind an und streichle ihm über den Kopf, nur weil es mir zufällig entgegen kommt. „Dummerweise“ gehört das Hundekind auch noch einer Rasse an, die andere Wesen grundsätzlich wahnsinnig toll und spannend findet - er selbst würde deshalb nie eine Grenze aufzeigen. Also bin ich gefragt. Die unsichere Person am anderen Ende der Leine, die eigentlich nicht „nein“ sagen kann.
Es hat auch ungefähr zwei Monate mit dem Hundekind gedauert und eine ziemlich distanzlose Begegnung benötigt, bis ich mich tatsächlich „nein“ sagen höre. Aber seit diesem Moment immer öfter. Mal nett und höflich („Es tut mir leid, aber wir üben gerade, dass sich der Hund an der Leine nicht auf andere Menschen stürzt“), mal vehement („Ich möchte nicht, dass sie plötzlich und ohne meine Erlaubnis meinen Hund anfassen“), je nach Situation und Gegenüber.
Und siehe da - mit jedem „nein“ werde ich ein bisschen sicherer. Weil ich spüre, dass die Welt nicht untergeht, weil ich einem anderen Menschen eine Grenze aufzeige - auch wenn er:sie mich vielleicht nicht verstehen kann. Die schlimmste Reaktion, die ich bisher erhalten habe, war Augenrollen und die Bemerkung, dass das Hundekind so wahrscheinlich asozial werden würde - und ganz ehrlich? Mit diesen Bemerkungen kann ich gut leben.
Und auch in der Erziehung des Hundekindes ist „nein“ ein wichtiger Bestandteil - ich bin sogar ziemlich überzeugt davon, dass es die ersten Wochen dachte, „nein“ wäre sein Name. Mittlerweile setzt zusätzlich die Pubertät ein und die Dehnbarkeit des „nein“ wird hier täglich ausgetestet. Konsequenz ist deshalb nicht weniger wichtig, als in der Erziehung eines Menschenkindes und siehe da - das Hundekind kuschelt sich trotzdem abends noch gern an mich an, auch wenn ich ihm am Tag immer wieder seine Grenzen aufzeigen musste. Die Welt geht tatsächlich nicht unter.
Und jetzt wartet ihr darauf, dass ich sage, dass ich mittlerweile ganz toll „nein“ zu anderen Menschen sagen kann - egal, in welcher Situation? Tut mir leid, da muss ich euch enttäuschen. Meine - noch ziemlich frische - Kompetenz, Grenzen aufzuzeigen, steckt noch in den Kinderschuhen. Ich bin immer noch oft in der Situation, dass mein Kopf und mein Bauch „nein“ schreien und ich mich „ja“ sagen höre. Weil ich andere Menschen nicht vor den Kopf stoßen möchte und mich stattdessen lieber selbst vor den Kopf stoße. Damit tue ich mir keinen Gefallen, das ist mir wohl bewusst. Aber auch das ist - wie so vieles - wohl ein Prozess.
Keine Ahnung, ob ich irgendwann auch mal „nein“ zur Zusatzaufgabe im Job sagen kann und so für mich einstehe, wie ich es auf der Straße für das Hundekind mache. Keine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis ich diesen Widerspruch zwischen dem, was ich fühle und dem, was ich sage auflösen kann. Aber mit jedem „nein“ wird es einfacher und je öfter ich Grenzen aufzeige, desto deutlicher kann ich sie spüren. Desto leichter fällt es mir, auf sie aufmerksam zu machen. Und desto häufiger merke ich wie gut es sich anfühlt, den eigenen Rücken zu stärken.
Tipps der Woche
Die Gefälligkeitsfalle: Wie schaffe ich es bloß, “Nein” zu sagen?
“Nein” sagen im Arbeitskontext, das ist gar nicht so leicht. Das Portal “Karrierebibel” hat Ursachen (Gefälligkeitsfalle) und Folgen des chronischen “Ja”-Sagens aufgelistet. Außerdem findet ihr dort Tipps und sogar Formulierungshilfen für Absagen. Besonders hilfreich finde ich die “Nein”-sage-Tipps für bestimmte Adressat:innen (Chef:innen, Kund:innen) und Dinge, die man nicht tun sollte (sich rechtfertigen/keinen Klartext reden). Sehr Karriere bezogen, aber insgesamt hilfreich.
→ Karrierebibel.de
“Nein” sagen will aber auch in anderen Bereichen gelernt sein. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, weshalb euch das “Nein” sagen so schwer fällt? Die Autorin Sonja Schneider Blümchen, die unter anderem als Coach tätig ist, beschreibt unterschiedliche “Ja-Sager-Typen”. Seid ihr eher “Jedermanns Liebling”, “Partylöwe” oder der:die “Unersetzliche”? Je nachdem, wo ihr euch einordnen würdet, gibt es verschiedene Strategien, um das deutliche “Nein” sagen zu erlernen.
Der erste Tipp dabei: Verschafft euch Zeit. Antwortet nicht sofort auf eine Anfrage, sondern bittet um ein Zeitpolster, in dem ihr die Möglichkeit habt, ganz in Ruhe abzuwägen, ob an dieser Stelle ein ausdrückliches “Ja” oder ein deutliches “Nein” angebracht ist.
Der zweite Tipp: Macht euch bewusst, was es euch kosten würde, “Ja” zu sagen. Vielleicht die wertvolle Zeit, in der ihr gemütlich ein Buch lesen wolltet, um die Woche ausklingen zu lassen? Kapazitäten im Job, die ihr benötigt, um Überstunden zu vermeiden?
Der dritte Tipp: Wägt Argumente ab und überlegt euch bereits als “Trockenübung” Antworten, die ihr geben könnt, wenn euch ein “Nein” zu drastisch erscheint. Manchmal reicht es vielleicht schon, empathisch auf euer Gegenüber einzugehen und deutlich zu machen, dass sein:ihr Hilfebedarf erkannt wurde - aber vielleicht fällt euch jemand anders ein, der diesen besser stillen könnte.
Der vierte Tipp: Erlaubt euch das “Nein”. Klingt komisch? Überlegt doch mal, welche inneren Glaubenssätze auftauchen, wenn ihr darüber nachdenkt, “Nein” zu sagen. Ihr macht euch unbeliebt? Niemand wird euch mehr mögen? In den (aller-)seltensten Fällen treffen diese Horrorszenarien ein. Also: Seid gut zu euch und erlaubt euch, Anfragen abzulehnen.
Der fünfte Tipp: Haltet das “Nein” aus. Tendiert nicht direkt im Anschluss dazu, es zu relativieren oder sogar zurück zu nehmen. Schneider Blümchen versichert, dass ihr dadurch sogar gestärkt aus diesen Situationen heraus gehen könnt.
Der sechste Tipp: Lobt euch selbst, wenn ihr “Nein” gesagt habt. Klopft euch ruhig mal auf die Schulter, das habt ihr gut gemacht!
Der siebte Tipp: Falls ihr doch “Ja” zu etwas gesagt habt, bei dem ein “Nein” angebrachter gewesen wäre - seid gnädig zu euch. Ärgert euch nicht über euch selbst, sondern nutzt die Situation als Lehrstunde. Was genau hat dazu geführt, dass ihr “Ja” gesagt habt? Welche Glaubenssätze haben euch einknicken lassen? Die Reflektion der Situation wird euch in künftigen Momenten helfen, bei einem “Nein” zu bleiben.
Und falls ihr das Ganze nun noch einmal ausführlicher lesen möchtet, geht es
→ hier zum Beitrag der Emotion
Viel Erfolg beim “Nein”-sagen-üben!
Dies und Das
Das “Ja” zu uns selbst
Nein zu sagen ist oftmals gar nicht so einfach, wie es im ersten Moment klingt. Der Coach und Autor Attila Albert ist allerdings überzeugt davon, dass wir alle in der Lage sind, es zu erlernen. “Ein Nein ist ein Ja zu dir selbst”, so Albert. Wie wir lernen können, “Ja” zu uns zu sagen, erzählt er im Podcast “Ab 21” von Deutschlandfunk Nova.
→ zum Podcast (DLF Nova)
Das Neinhorn
In einer Wochenausgabe über das “Nein”-sagen darf natürlich das “Neinhorn” von Marc-Uwe Kling nicht fehlen. Das Neinhorn ist genervt von seiner regenbogenbunten perfekten Einhorn-Welt mit Zuckerwatte-Glück. Es möchte was erleben und zieht los, um die weite Welt zu entdecken. Dort trifft es neue Freunde mit neuen Lieblingswörtern wie den NahUND und die KönigsDOCHter. Ein witziges, intelligentes und warmherziges Buch über Trotz für Groß und Klein - liebevoll illustriert von Astrid Henn.
Unter dem folgenden YouTube-Link findet Ihr ein Interview mit Volker Weidermann und Marc-Uwe Kling sowie eine Lesung aus dem Neinhorn vom Autor höchstselbst! Enjoy!
→ Deutschlandfunk Kultur (Nein-Horn-Rezension)
→ Marc-Uwe Kling liest Kinderbücher (ca. ab Minute 3:30)
“Detectorists” auf Arte
Hobbys wie Angeln, Kegeln und Joggen ausüben, das kann ja jeder. Da wir diese Woche “Nein” sagen üben, sagen wir “Nein” zu 0815-Hobbys! So gar nicht Mainstream-mäßig unterwegs sind da die Sondengänger, die mit ihrem Metalldetektor über die Felder streifen. Oft belächelt, doch meist voller Hoffnung auf einen guten Fund. Der BBC hat 2014 erstmals eine wunderbare Serie dazu ausgestrahlt: mit Staraufgebot (Mackenzie Crook, Toby Jones und Rachael Stirling), einer spannenden Story, schräg-sympathischen Charakteren und wunderbarem britischen Humor. Am schönsten finde ich die Ruhe, die diese Serie ausstrahlt durch die schöne Musik, die Naturaufnahmen und den tollen Theme-Song. Wer “The Straight Story” von David Lynch mag, kommt hier auf seine/ihre Kosten!
→ Detectorists auf Arte.tv
China: unzensierte Kommunikation auf “Clubhouse”
Chines:innen erleben seit vielen Jahren ein starkes „Nein“ zur freien Meinungsäußerung: die Zensur. In China sind die meisten US-amerikanischen Social-Media-Plattformen blockiert und sensible Themen werden schnell zensiert. Umso einzigartiger war es für einige Chines:innen mithilfe der App “Clubhouse”, zumindest für einige Tage, völlig frei über sensible Themen reden zu dürfen. “Clubhouse” ist eine audiobasierte Social-Network-App, in der innerhalb von verschiedenen Kanälen über Sprachnachrichten kommuniziert werden kann. Sie wird zur Zeit kontrovers diskutiert. Problematisch sind u.a. der lückenhafte Datenschutz, die Beschränkung auf Apple-User sowie die Tatsache, dass die Nutzung der App an eine Einladung durch andere Nutzer:innen gebunden ist.
→ Zeit.de/Campus
→ Heise.de (Clubhouse)
Das musikalische “Nein”
Und abschließend möchten wir euch auch in dieser Woche wieder einen thematischen Soundtrack vorstellen. Dieses Mal sagen die genannten Künstler:innen nämlich “Nein” - mal zu einer verflossenen Liebe, mal gegen jegliche Restriktionen, mal gegen Drogen und mal gegen politische Entwicklungen. Aber hört doch einfach mal selbst:
→ Foo Fighters: „Monkey Wrench“
→ No Doubt: „It’s my life“
→ Ringo Starr: „No no song“
→ Meghan Trainor: „No“
→ Robyn: „With every heartbeat“ & „Don’t fucking tell me what to do“
→ Pink Floyd: „Another brick in the wall“
→ Miley Cyrus: „Midnight Sky“
→ P!nk: „Dear Mr. President“
→ Beyonce: „Freedom“
Und mit diesem musikalischen Input verabschieden wir uns erneut von euch und entlassen euch in das Wochenende. Seid gut zu euch, traut euch, “Nein” zu sagen und habt euch lieb! Und falls ihr nun Lust bekommen habt, uns in unserer Arbeit zu unterstützen, schreibt uns gerne unter angstfrei.news@gmail.com - wir freuen uns auf euch!
Euer angstfrei.news Team
Kleine Erinnerung
Wir freuen uns sehr, wenn ihr dieses neue Format mit einem Extra-Feedback bedenkt, nur so können wir lernen. Vielen Dank!
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