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Samstag, 13. Juni 2020 | 8 Uhr

Sebastian
Tim

Guten Morgen Ihr Lieben,

das Wochenende steht in den Startlöchern und nach ein paar kühleren Tagen bekommen wir seit gestern mal wieder einen Vorgeschmack auf den Sommer! Wir hoffen, Ihr bekommt heute ein paar Sonnenstrahlen ab und verbringt einen schönen und entspannten Tag!

Zum Einstieg versorgen wir Euch wie immer morgens um acht mit den wichtigsten News seit gestern morgen. Im Tipp des Tages zeigen wir Euch, wie Ihr Euer Karma-Konto aufbessern könnt, im 360° geben wir Euch einen Ausblick auf ein mögliches Morgen und im Dies & Das dreht sich heute alles um (mögliche) Veränderungen unserer Kontakt- und Mobilitäts-Gewohnheiten.

Genießt die Sonne und tut Euch etwas Gutes!

Einen guten Start in den Tag wünschen Euch Sebastian, Tim und das ganze Team von angstfrei.news!

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Start-Up entwickelt App für Pflegekräfte
Wenn die Corona-Krise etwas Gutes hatte, dann, dass die hohen Belastungen unserer Pflegekräfte (und anderer Berufsgruppen) der Öffentlichkeit durch eine breite mediale Berichterstattung deutlicher als bislang vor Augen geführt wurden. Dies brachte ein Team von drei jungen Software-Entwicklern auf eine Idee. Ein großer Teil der täglichen Belastungen der Pfleger*innen entsteht durch Arbeiten, die eigentlich nichts mit der Betreuung von Patient*innen und Pflegebedürftigen zu tun haben. So gut wie jede Arbeitshandlung muss inzwischen dokumentiert werden – sei es für teaminterne Übergaben, die behandelnden Ärzt*innen, die Kostenträger oder zur eigenen rechtlichen Absicherung. Dies frisst einen großen Teil der eh schon knappen Zeit der Pflegekräfte. Das Startup „Voize“ hat dies erkannt und arbeitet nun an einer App, die den Aufwand um die Pflegedokumentation drastisch verkleinern könnte.

Mit der App können die Pflegekräfte ihre Dokumentation per Voicemail aufzeichnen. Eine künstliche Intelligenz macht aus der Voicemail dann einen Eintrag, der automatisch ins Pflegesystem der jeweiligen Einrichtung eingepflegt wird. Auch an die mangelnde Internetanbindung vor allem in ländlichen Bereichen und möglicherweise hohe Kosten für die Ausstattung der Einrichtungen mit WLAN haben die Entwickler dabei gedacht: „Voize“ funktioniert ihren Angaben zufolge auch ohne Anbindung ans Internet.

Aktuell bekommt das Start-up Geld von der gemeinnützigen Initiative "GesundZusammen", die neu gegründeten Unternehmen bei ihrer Entwicklung hilft. Die Initiative fördert Start-ups, die Ideen zur Bewältigung der Coronakrise beitragen. Unterstützt werden die jungen Entwickler mit 20.000 Euro. Darüber hinaus erhalten sie Hilfe von Mentoren und Experten.
Bento

Die Nachrichtenlage

Inland

Kabinett beschließt Konjunkturpaket
Die Bundesregierung hat formal mehrere Gesetze zur Wirtschaftsförderung beschlossen: Die Absenkung der Mehrwertsteuer, 300 Euro Kinderbonus und Überbrückungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen sind geplant. Das gesamte Konjunkturpaket umfasst Maßnahmen im Wert von 130 Milliarden Euro. "Wir wollen aus der Krise raus mit voller Kraft", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Wirtschaftsexperten erwarten sich ebenfalls einen positiven Effekt von dem Gesetzespaket: Laut einer Studien des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung könnte mit der Konjunkturspritze die erwartete Rezession milder als gedacht werden. Auch mit 200 000 weniger Arbeitslosen in diesem Jahr rechne das Institut.

Die Linksfraktion im Bundestag hingegen kritisierte das Vorhaben als unausgewogen: Das Ziel, die Konjunktur anzuschieben sei zwar absolut richtig und notwendig, sagte Fraktionschefin Amira Mohamed Ali. "Aber zu viele Menschen und Unternehmen, die dringend Hilfe benötigen, gehen weiterhin leer aus oder erhalten zu wenig. Das zeigt, Wumms allein reicht nicht." Die Gesetzentwürfen benötigen nun die Zustimmung von Bundestag und Bundesrat in einer Sondersitzung am 29. Juni.
Tagesschau

FDP fordert Aufhebung des Pandemie-Notfalls
Die Freien Demokraten im Bundestag haben aufgrund der sinkenden Infektionszahlen in Deutschland eine Aufhebung des Pandemie-Notfalls gefordert. "Wenn in sieben Bundesländern nur noch eine zweistellige Anzahl aktiver Corona-Fälle existiert, kann man eine bundesweite Notlage schwer begründen, mit der die Parlamentsrechte eingeschränkt werden", sagte der FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle dem "Spiegel". Der Bundestag solle schnellstmöglich darüber entscheiden. Ende März hatte der Bundestag hatte der Bundestag eine “epidemische Lage von nationaler Tragweite festgestellt. Dadurch konnte das Gesundheitsministerium zahlreiche Maßnahmen gegen die Pandemie ohne die Zustimmung des Bundesrates ergreifen.
Spiegel

Brandenburg hebt Kontaktbeschränkungen auf und kündigt Schultests an
In Brandenburg sind ab Montag die Kontaktbeschränkungen aufgehoben: Nun dürfen sich nicht mehr nur Mitglieder zweier Haushalte oder bis zu zehn Personen treffen, kündigte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag an. Die Abstands- und Hygieneregeln blieben aber bestehen. Zudem solle Maskenpflicht auf Krankenhäuser und Reisebusse erweitert werden.

Ab Montag können zudem wieder Veranstaltungen mit 1000 Teilnehmer_innen stattfinden, Gaststätten dürfen wieder unbegrenzt öffnen und es gibt keine Einschränkungen mehr bei Demonstrationen. Klubs und Diskotheken bleiben hingegen genauso aus Infektionsschutz geschlossen wie Bordelle und Saunen.

Ebenfalls am Freitag kündigte die brandenburgische Gesundheitsministerin Ursula Nonnenmacher (Grüne) freiwillige Corona-Tests in Schulen und Kitas für Lehrer und Erzieher an. Neben den zweiwöchigen Tests für das Personal sollen ein Prozent der Kinder als Stichprobe im gleichen Rhythmus untersucht werden.
rbb | → n-tv/dpa

Ausland

Türkei: Ende der Reisewarnung ersehnt bei steigenden Infektionszahlen
Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu (AKP) ist enttäuscht darüber, dass das Außenministerium die Reisewarnung für Staaten außerhalb Europas prinzipiell bis zum 31. August verlängern will. "Die wissenschaftlichen Gründe hinter der Entscheidung sind für uns nur schwer zu verstehen", sagt Cavusoglu im Interview mit dem "Spiegel". Alles sei vorbereitet für eine sichere Reise in die Türkei. Die von seinem Land ergriffenen Maßnahmen würden unter anderem vom TÜV Süd überprüft. Ankara erwarte, dass Deutschland die Reisewarnung "zum frühestmöglichen Zeitpunkt" aufhebe.

Gleichzeitig sind in der Türkei gestern erstmals über 1000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet worden. Insgesamt haben sich in dem Land bislang über 175.000 Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. 4778 Menschen seien verstorben.

Seit knapp zwei Wochen dürfen Restaurants, Cafés, Fitnessstudios, Parks, Strände und Museen wieder öffnen. Nicht immer werden dabei die notwendigen Hygieneregeln eingehalten. Gesundheitsminister Fahrettin Koca warnte, "der falsche Optimismus" ermögliche es dem Virus wieder, sich auszubreiten. Er forderte die Öffentlichkeit auf, Mundschutz zu tragen und sich an die Abstands- und Hygiene-Empfehlungen der Regierung zu halten.
Spiegel

Steigende Infektionszahlen in zahlreichen Ländern
In zahlreichen Ländern wurden (vor)gestern symbolische Zählmarken für die Corona-Pandemie gebrochen. Am schwierigsten stellt sich die Lage in Brasilien dar: Über 800.000 Infektionen wurden in dem Land nachgewiesen. Die stark steigende Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt zurzeit bei 30.000. 40.000 Menschen sind mit Corona in Brasilien verstorben. Viele Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt, da es an Tests mangelt. In den USA sind seit vorgestern mehr als zwei Millionen Infektionen festgestellt worden. Die Zahl wächst täglich um etwa 23.000. Über 114.000 Menschen sind in den USA mit COVID19 verstorben.

In Russland infizierten sich bis gestern mehr als 500.000 Menschen. Seit einigen Tagen wächst zumindest die Zahl der Neuinfektionen pro Tag (etwa 8500) nicht mehr. 6532 Menschen sind bislang mit COVID19 in Russland verstorben. Indien verzeichnete gestern über 300.000 Infektionen, 10.000 tägliche Neuinfektionen und 8498 Todesfälle. Seit Indien seine strikten Corona-Beschränkungen gelockert hat, steigt die Zahl der Infektionen deutlich an.

Auch auf dem afrikanischen Kontinent scheint sich das Virus weiter zu verbreiten: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählte in Afrika mehr als 200.000 nachgewiesene Corona-Fälle. Zudem seien mehr als 5600 Menschen gestorben, teilte die WHO mit. Südafrika sei mit 25 Prozent der Fälle am stärksten betroffen. Mehr als 70 Prozent der Todesfälle gebe es in nur fünf Ländern: Algerien, Ägypten, Nigeria, Südafrika und im Sudan.

Gute Nachrichten gibt es hingegen aus Australien: Hier hat es in der zurückliegenden Woche nur noch 38 Fälle gegeben, wobei mehr als die Hälfte davon auf aus Übersee zurückkehrende Reisende entfielen, sagt der oberste Gesundheitsberater der Regierung, Brendan Murphy. "Wir haben in vielen Landesteilen die Eliminierung des Coronavirus zum jetzigen Zeitpunkt effektiv erreicht." Ministerpräsident Scott Morrison kündigte vor einigen Tagen einen Drei-Stufen-Plan an, um die meisten Sperrmaßnahmen bis Juli aufzuheben.

Warum diese Zahlen? Die Aneinanderreihung der obigen Zahlen kann sicher Besorgnis oder Ängste auslösen. Eigentlich möchte wir ja möglichst gute und angstfreie Nachrichten zur Verfügung stellen. Gleichzeitig halten wir es für notwendig über den Stand der Pandemie in anderen Ländern der Welt zu informieren, insbesondere wenn die Lage im Vergleich zu Deutschland so unterschiedlich ist, um nicht den Eindruck zu erzeugen, dass die Pandemie vorbei wäre. Wichtig ist zudem, dass diese absoluten Zahlen Schwächen aufweisen (keine Relation zur Bevölkerungsgröße, Dunkelziffer, unterschiedliche Zählweisen). Dennoch haben wir sie an dieser Stelle einmal kompakt zusammengetragen, um ein umfassendes Bild zu zeichnen.
RND - Afrika | → Tagesschau - Russland | → Tagesschau - Brasilien | → Tagesschau - USA | → Tagesschau - Indien | → Zeit - Australien

UK: Britische Wirtschaft schrumpft um 20 Prozent
Aufgrund der Corona-Pandemie ist das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im April so stark eingebrochen wie nie zuvor: Im Vergleich zum März sank das BIP um 20,4 Prozent, wie das britische Statistikamt erklärte. Besonders betroffen seien neben dem Gastgewerbe die Autoindustrie und das Baubranche. "Ebenso wie viele andere Volkswirtschaften der Welt hat das Coronavirus schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Konjunktur", sagte Finanzminister Rishi Sunak (Torries). Die Maßnahmen der Regierung wie Zuschüsse, Darlehen und Steuersenkungen würden aber "Tausende von Unternehmen und Millionen von Arbeitsplätzen schützen", sagte der Minister. "So haben wir die besten Chancen, uns rasch zu erholen, sobald die Wirtschaft wieder Tritt fasst.”
F.A.Z.

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 185.674 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 12.06.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 258 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 3.916.489 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 84.789 Personen mehr als gestern Früh. Davon 171.600 in Deutschland (Stand: 12.06.2020 23:59 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

Ein Tipp für´s Karma: ShareTheMeal
ShareTheMeal ist eine Initiative des World Food Programms (WFP) der Vereinten Nationen. Das WFP erreicht jährlich in 83 Ländern mehr als 86 Millionen Menschen und unterstützt diese mit dringend benötigten Nahrungsmitteln. Dies ist heute nötiger denn je. Die Corona-Pandemie hat auch vor den Ärmsten nicht halt gemacht und verschärft die Notlage der Menschen in vielen Ländern der Welt dramatisch. Das WFP ist dabei zu 100% gemeinnützig finanziert. Deshalb gilt: Jede Spende zählt! Um das Spenden noch einfacher zu gestalten, hat das WFP 2015 die ShareTheMeal App entwickelt.

Spenden über die App unterstützen seitdem verschiedene Einsätze, vom Aufbau der Widerstandsfähigkeit von Kindern über Schul-Ernährungsprogramme bis zur Unterstützung mit Nahrungsmitteln in Notfallsituationen. Seit dem Start der App konnte so unter anderem den größten Hungerkrisen der Welt im Jemen, in Syrien und in Nigeria entgegengewirkt werden. Die Prinzipien von ShareTheMeal sind einfach: Die Initiative macht in jedem Moment transparent, was mit den Spenden passiert. Oberstes Ziel ist dabei Effizienz: 90% der Spenden kommen bei den Menschen an, nur 10% werden für Verwaltungskosten etc. verwendet. Und zu guter Letzt geschieht all dies unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit: Die Menschen erhalten Hilfen, um sich zukünftig selber zu ernähren. Gespendet werden kann per App (erhältlich im Appstore oder über Google Play) oder im Netz. Schon 40 Cent ernähren dabei ein Kind für einen Tag!
ShareTheMeal

360° - Prolog zu Morgen

Utopie von Sebastian

Uto·pie, die

/Utopié/

Substantiv, feminin

“Undurchführbar erscheinender Plan; Idee ohne reale Grundlage” (Duden)

Die Nacht war zu kurz. Viel zu kurz mal wieder. Es war aber auch verdammt viel los in den letzten Tagen. Und dann bin ich auch noch vor dem TV hängen geblieben. Auch mal wieder. Oliver Pocher moderierte auf dem Zweiten mit seiner dritten Frau ein “Menschen Spezial” zu den Ereignissen vor 10 Jahren und überzog mal wieder grenzenlos. Und die Hitze im nun fünften Jahrhundert-Frühling in Folge tat wohl auch ihr Übriges und brachte mich um den letzten Rest meines vielleicht noch möglichen Schlafs. Wie gesagt: Es war viel los. Und das nicht nur bei mir. Seit Wochen hagelt es Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und hier und da auch Proteste in Gedenken an die erste Corona-Epidemie vor 10 Jahren. 10 Jahre ist das schon her? Verdammt.

In den letzten 10 Jahren ist jedenfalls viel passiert. Es gibt wirklich wenig Gründe, die Krise von 2020 nostalgisch zu verklären. Dafür brachte das Virus zu viel Leid über die Menschen auf der ganzen Welt. Und doch muss man dem Ganzen im Nachhinein auch etwas positives abgewinnen: Covid-19 war auch ein Weckruf. Vielleicht genau der, der nötig war. Auf den ersten Blick ging es Deutschland zu Beginn von 2020 gut, keine Frage. Die Wirtschaft hatte Jahre des Wachstums hinter sich, die Arbeitslosenzahlen waren auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, die Kassen der Krankenversicherer waren mit Überschüssen prall gefüllt und die Steuern waren in den vorangegangenen Jahren nur so gesprudelt, so dass die schwarze Null kein Ding der Unmöglichkeit mehr war.

Aber die Fassade zeigte Risse. Die Schere zwischen den Gesellschaftsschichten ging wie auch in anderen Ländern immer weiter auseinander und das große Versprechen von sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit wurde nie so wirklich eingelöst. Das Gesundheitssystem war auf dem Rücken von viel zu wenigen und viel zu schlecht bezahlten Menschen gebaut worden und nun am Rande des Zusammenbruchs. Populistische Strömungen gewannen an Fahrt und spielten eine immer größere Rolle im politischen Alltag - Fremdenhass und Rassismus schienen wieder salonfähig. Das Thema Umwelt war durch Greta in aller Munde, schmeckte den Entscheidern aber offensichtlich viel zu bitter und wurde nur halbherzig verfolgt. Und die einstige Welt-Polizei ließ die Maske fallen und ergab sich mehr oder weniger wehrlos einem twitternden Irren. Zusammengefasst: Irgendwie ging es uns gut - aber irgendwie war die Welt auch ein Tollhaus geworden und befand sich auf einem gefährlichen Kurs. Und dann kam eben Corona. Und brachte vieles ins Wanken und weckte die Menschen auf. Seitdem ist viel passiert. Nicht nur Gutes gewiss, aber doch vieles.

Schon während der Krise begannen die Menschen endlich zu verstehen, wer denn wirklich systemrelevant war. Pfleger*innen, Erzieher*innen, Lehrer*innen, Ärzte, Mütter und Väter und viele mehr leisteten großartiges in dieser Zeit und bekamen dafür endlich die Aufmerksamkeit, die sie verdienten. Vom anfänglichen Applaus dafür konnten sie sich wenig kaufen. Aber das Bewusstsein dafür, wer unsere Gesellschaft denn eigentlich trägt und dass dies auch ordentlich entlohnt werden müsste war geschaffen. Bis davon auch spürbare Konsequenzen in der Gesellschaft ankamen, vergingen noch ein paar Jahre. Aber der Grundstein war gelegt. Besonders die Arbeit von Pfleger*innen und Erzieher*innen wurden in der Zeit nach Corona schrittweise aufgewertet und das gesamte Versorgungssystem in diesen Bereichen komplett überarbeitet. Die Gehälter in der Pflege stiegen - getragen durch die in den 2010ern eingefahrenen Überschüsse der Krankenkassen - endlich auf ein angemessenes Niveau. Dazu kam eine komplette Neustrukturierung der Versorgungslandschaft, die noch heute nicht abgeschlossen ist. Nach schwedischem Vorbild wurden Krankenhäuser zusammengelegt zu großen Polikliniken. Die Akutversorgung wurde mehr und mehr verlagert in den Bereich der Hausärzte, die besser ausgestattet wurden und speziell geschultes Pflegepersonal zur Seite gestellt bekamen, das viele ärztliche Aufgaben übernehmen konnte. So kamen letztlich weniger Patientinnen in den großen Kliniken an und die Arbeitsbelastung des Klinikpersonals sank spürbar. Und die Tätigkeit als Pflegerin wurde deutlich attraktiver. Der Fachkräftemangel des ersten und zweiten Jahrzehnts war nach ein paar Jahren Geschichte.

Auch die Erzieher*innen kamen in den Jahren nach Corona Schritt für Schritt deutlich besser weg. Möglich wurde dies durch unter anderem durch ein verändertes Steuersystem. Die Parteien der sozialen Mitte setzten sich unter dem Eindruck der Corona-Zeit bei den folgenden Bundestagswahlen durch. Folgen waren z.B. die Finanz-Transaktions-Steuer, eine Anhebung der Vermögens- und Erbschaftssteuer und vieles mehr. Unumstritten ist das alles bis heute nicht. Aber die Ergebnisse sprechen nach wie vor für sich. Erzieher*innen können heute von ihrem Gehalt gut leben und auch ihre Familie ernähren. Der Beruf wurde dadurch auch für viele Menschen wieder attraktiv. Zusätzlich wurde das Thema “Familie” neu gedacht. Attraktive Teilzeit-Modelle, Homeoffice-Angebote und erweiterte Betreuungsangebote waren die Folge und führten zu einer besseren Versorgung von Kindern - egal ob im häuslichen Umfeld, oder in entsprechenden Institutionen.

Ach ja - beim Thema Bildung machten wir nach Corona einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung. Nachdem der Digital-Pakt von 2019 zunächst zum Rohrkrepierer zu verkommen drohte, nahm das Thema durch die Schulschließungen von 2020 endlich neue Fahrt auf. Zu spät für die Corona-Krise, aber immerhin früh genug, damit die darauffolgende Schüler*innen-Generation davon profitieren konnte.

Und auch der Umweltschutz und das Klima profitierten irgendwie von Corona. Das hatte viele Gründe. Zunächst mal war die viel gelobte Prämie für Elektro-Fahrzeuge ein großer Schuss in den Ofen. Preise um die 20.000€ inklusive Prämie waren für die meisten nach wie vor utopisch. So stieg der Absatz an Elektro-Fahrzeugen zwar an, eingetauscht wurden aber überwiegend moderne Verbrenner. Millionen überalterte Fahrzeuge von all den Gering- und Mittel-Verdienern mit furchteinflößenden Emissionswerten fuhren noch jahrelang über unsere Straßen. Der Politik blieb dies nicht verborgen. Und so erhöhte sie den Druck auf die Autoindustrie, den Schwerpunkt endlich auf bezahlbare Klein- und Mittelklassewagen mit elektrischem Antrieb zu legen. Zeitgleich wurde die Entwicklung des Wasserstoff-Antriebs forciert und der ÖPNV und das Fahrradnetz sukzessive ausgebaut. In der Folge fahren heute mehr Fahrräder, Busse und Bahnen als je zuvor und auf den Straßen tummelt sich ein Mix aus sparsamen Verbrennern, bezahlbaren E-Autos und Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb.

Unsere Reisegewohnheiten änderten sich nach 2020 ebenfalls gravierend. Viele Menschen trauten sich in den nächsten zwei Jahren nicht, teure Flüge in ferne Länder zu buchen. Sie blieben entweder zuhause oder verlegten sich auf Reiseziele in der Nähe. So entwickelte sich mit den Jahren ein kompletter Wirtschaftszweig um das Thema nachhaltiges Reisen und die Zahl der Flüge pro Jahr entwickelte sich drastisch zurück. Heute scheint das Erreichen der Klima-Ziele alles in allem deutlich realistischer, als es das vor 10 Jahren tat.

Deutschland war natürlich nicht das einzige Land, indem sich nach Corona einges zu drehen begann. Vielen Nationen ging es danach ähnlich, wie uns. Nicht in allen Ländern waren die Veränderungen aber nur auf die Corona-Krise zurückzuführen. Mitten in die Pandemie platzte ein Ereignis, das vor allem in den USA ein politisches Erdbeben auslöste. Der gewaltsame Tod von George Floyd. Der Mord an Floyd führte zunächst zu Massenprotesten quer über die USA und den gesamten Globus. Rassismus wurde überall zum Thema gemacht, nicht nur in Amerika. Und im Gegensatz zu vielen anderen Ereignissen dieser Art verstummten die Proteste vor allem in den USA nicht irgendwann. Sie gewannen immer mehr an Fahrt und fokussierten sich zunehmend auf einen durch den dilettantischen Umgang mit der Corona-Krise stark geschwächten Präsidenten Trump.

Keiner kann sich so richtig erklären, wie er sich noch bis zur Wahl im November schleppen konnte - aber seine Tage als Präsident waren schließlich gezählt und der Demokrat Biden übernahm zumindest für 4 Jahre das Ruder. Das beruhigte die Proteste und führte endlich zu einem lange überfälligen und ehrlich geführten Diskurs über die jahrzehntelange Diskriminierung. Die Folgen sind langsam spürbar und man bekommt aus der Ferne das Gefühl, dass sich in der amerikanischen Gesellschaft etwas ändert. Und nicht nur dort. Auch hier bei uns ebbte die Diskussion über Alltagsrassismus, Diskriminierung und Ungleichbehandlung in jeglicher Form nicht mehr ab und so langsam aber sicher beginnt sie, Früchte zu tragen.

Ex-Präsident Trump steht übrigens aktuell in Washington vor Gericht. Präsidentin Obama hob gegen den Widerstand der letzten übrig gebliebenen republikanischen Hardliner seine Immunität auf und er muss sich für die Russland-Affäre im Zusammenhang mit seiner Wahl und für kürzlich aufgedeckte Steuervergehen in Milliardenhöhe verantworten. Wenn das mal keine Fake-News wert ist…

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Hat uns die Corona Krise zu Einzelgängern gemacht?
Morgens vor der Arbeit oder der Uni mit einem Freund Joggen, mit einer Freundin zum Sport oder mit den Besten auf einen Kaffee oder ein Bier in den Biergarten. Für viele Alltag – VOR der Corona Krise. Monatelang war all dies nicht möglich. So langsam aber sicher kehrt allerdings wieder Normalität ein. Vieles wird wieder möglich. Doch wie geht es uns damit? "Die Vorstellung, mich mit mehreren Leuten zu treffen, zur Arbeit zu gehen und wieder ins 'normale Leben' zu starten, macht mir Angst und überfordert mich." So antwortet Marie (Name im ursprünglichen Artikel geändert) auf diese Frage. Und offensichtlich geht es vielen so. Hat uns die Corona-Krise also zu Einzelgänger*innen gemacht? Mit dieser Frage beschäftigt sich Diplom-Psychologin Raffaella Dirks aktuell intensiv. Die Tatsache, dass viele in den letzten Monaten die Einsamkeit und Isolation sogar genossen und sich auch jetzt noch gut damit fühlen, ist laut Dirks kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil. Zeit alleine könne eben auch äußerst gesund und heilsam sein. Viele psychische Erkrankungen – wie beispielsweise auch Burn-Out oder Depressionen – entstünden eben auch, weil die Betroffenen keine Zeit hätten, sich mit sich selbst zu beschäftigen und zu spüren, was sie wirklich brauchen.

Vor der Corona-Epidemie hätten sich viele in Erklärungsnot gesehen, wenn sie mal Zeit für sich brauchten. Dies hat sich in der Krise geändert. "Wir haben aktuell keine Schuldgefühle, wenn wir uns einfach zurückziehen und uns mit uns selber beschäftigen", so Dirks. Zwar würden wir etwas grundlegendes wie unser Sozialleben nicht „verlernen“, doch bestünde durchaus die Möglichkeit, dass sich für die Zeit nach Corona etwas an unserem Verhalten ändert. Dies habe dann aber schlichtweg mit einer Neubewertung der Prioritäten zu tun. Hier liegt laut Dirks dann auch ein möglicher Benefit der Corona-Krise: Wenn wir uns selbst besser kennenlernen, unsere Prioritäten überdenken – und natürlich nicht alles davon wieder vergessen, sobald die Zeiten wieder hektischer werden.
Bento

Wie uns fehlender Körperkontakt verändert
Es ist nicht nur die soziale Interaktion von Angesicht zu Angesicht, die durch Corona auf ein Minimum reduziert wurde. Es ist vor allem auch der direkte, physische Kontakt. Und das hat Folgen. Denn: Berührungen sind für den Menschen überlebenswichtig. Der Haptik-Forscher Martin Grundwald glaubt, dass dies älteren Menschen tendenziell weniger zu schaffen macht. In seinen Augen hätten sich diese Menschen häufig schon über einen längeren Zeitraum an weniger soziale Kontakte und Kommunikation gewöhnt. Anders sehe das bei jüngeren Menschen aus, da diese sich in der Regel nicht seit Jahren an weniger Berührungen gewöhnen konnten. Durch die Corona-Pandemie kam das quasi über Nacht. Er vermutet deshalb, dass junge Menschen mit der Reduzierung auch körperlicher Kontakte weniger gut zurechtkommen. Der Preis für die Eindämmung der Corona-Epidemie sei deshalb hoch. Er meint dazu: „Wenn Sie unter einem eklatanten Körperberührungsmangel über Wochen oder Monate leiden, dann können sich depressive Symptome einstellen“. Doch es seien nicht nur die Berührungen anderer Menschen, die fehlen. Studien zeigen, dass wir uns täglich zwischen 400 und 800 Mal selbst berühren – häufig im Gesicht. Gerade dies wirke beruhigend und stressreduzierend. In Corona-Zeiten sei dies natürlich problematisch.
Deutschlandfunk Kultur

Wasserstoff: Deutschland will an die Weltspitze
Wasserstoff gilt vielen als Energieträger der Zukunft – vor allem, wenn er klimaneutral mit Wind- und Sonnenenergie hergestellt werden kann. Denn dann erzeugt er keinerlei Abgase, weder beim Verbrennen, noch bei der Produktion. 9 Milliarden Euro aus dem Konjunkturpaket sollen jetzt für die Umsetzung einer „Nationalen Wasserstoffstrategie“ genutzt werden. Das größte Problem beim Einsatz von Wasserstoff stellt momentan die Produktion dar. Die bisher existierenden Anlagen für die Wasserstoff-Produktion sind schlicht zu klein, um wirtschaftlich zu arbeiten. Niemand war deshalb bisher bereit, viel Geld zu investieren, um größere, wirtschaftlichere Wasserstoff-Anlagen zu bauen. Genau diese großen Industrieanlagen sollen nun mit den Milliarden der Wasserstoffstrategie gebaut werden. Ob Wasserstoff der Treibstoff der Zukunft im Bereich der privaten Mobilität sein wird, scheint fraglich. Zu sehr setzt die Automobilindustrie momentan auf Elektroautos. Vorteile würde Wasserstoff vor allem im LKW-Verkehr bringen, wo geringe Reichweiten der aktuell verfügbaren Akkus einen flächendeckenden Einsatz vor allem auf der Langstrecke kaum möglich machen. Auch in Bereichen der Industrie, die sehr energieintensiv sind (z.B. in der Stahlherstellung), könnte Wasserstoff helfen, die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Allerdings gebe es auch noch viele Hindernisse zu überwinden, so Wissenschaftsjournalist Frank Grotelüschen; So etwa notwendige Gesetzesänderungen oder die noch verhältnismäßig hohen Preise für die Produktion von Strom mittels regenerativer Energieträger. Dafür notwendig sei eine globale Strategie. Die Vision ist sei langfristig, den Wasserstoff in sonnigen Ländern herzustellen und nach Deutschland zu transportieren. Und dafür braucht es globale Strukturen, die erst einmal aufgebaut werden müssten.
Deutschlandfunk Nova

Corona schwächt den Nahverkehr
Der vom Bundesbildungsministerium in Auftrag gegebene Mobilitätsreport zeigt: Die Corona-Pandemie kostete den ÖPNV im Mai mehr als ein Drittel seiner Fahrgäste. Die meisten davon seien auf das Auto umgestiegen. Grund für den Umstieg sei im Wesentlichen die Angst vor einer Infektion mit Covid-19. Allerdings betreffe der Umstieg keineswegs alle Bevölkerungsschichten. Ins Auto steigen würden letztlich nur diejenigen, die es sich auch leisten könnten. Von den sogenannten 'oberen Zehntausend' fährt nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts infas aktuell so gut wie niemand mehr öffentlich. Die Forscher drängen deshalb auf eine Reform des ÖPNV. Nötig seien dabei vor allem „Initiativen in Richtung Schutz, Rücksicht, Abstand“. Dies ginge nur mit entsprechenden Investitionen – vor allem in die Qualität des Aufenthalts der Fahrgäste. Die Sorge der Forscher: Corona könnte zu einer grundlegenden Veränderung der Mobilitätsgewohnheiten geführt haben. Es seien im Mai insgesamt deutlich weniger Menschen zu Fuß unterwegs gewesen als normalerweise und die durchschnittlich zurückgelegten Strecken seien auch deutlich kürzer geworden. Ein positiver Aspekt lässt sich dennoch finden. Im Mai konnte ein historisches Hoch verzeichnet werden: 30% aller Wege seien zu Fuß zurückgelegt worden.
DER SPIEGEL

Damit wünschen wir euch einen schönen Samstag und einen wunderbares Wochenende. Beste Grüße von Sebastian und Tim und dem ganzen Team von angstfrei.news.

Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.