Samstag, 18. April 2020 | 20 Uhr
Einen wunderbaren guten Abend!
Was gibt’s denn heute zur Primetime? Irgendjemand Empfehlungen? Wir schon! Schaut mal weiter unten. Danach gibt’s die aktuellen Nachrichten zum Thema Corona, Sorte angstfrei. Hier geht’s also weiter wie gewohnt. Gut ist das!
Habt’s herrlich.
Katharina und Nicholas
Und noch ein paar Dinge, die ihr schon an dieser Stelle kennt: Abonniert doch den RSS-Feed für diese Seite und gebt uns Rückmeldung, ob es bei Euch klappt. Wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.
Die gute Nachricht zum Abend
Benefiz-Konzert zugunsten der WHO: One World: Together At Home
Nachdem sich die Welt über Donald Trumps Entscheidung, die Zahlungen an die WHO inmitten einer weltweiten Pandemie einzustellen, empört hat, reagiert nun die amerikanische Musik Elite. Auf Einladung von Lady Gaga, Global Citizen und der WHO selbst, findet heute Abend ab 20 Uhr ein weltweites Benefiz-Livestream-Spektakel statt. Angekündigt haben sich Stars wie die Rolling Stones, Elton John, Paul McCartney, Stevie Wonder, Taylor Swift, Alicia Keys, Jennifer Lopez, Usher, Pharrell Williams und Billie Eilish Die US-Late-Night-Größen Jimmy Fallon ("The Tonight Show"), Jimmy Kimmel ("Jimmy Kimmel Live!") und Stephen Colbert ("The Late Show") werden die Streamshow moderieren. Das erklärte Ziel: Die Welt mit Musik zusammenzubringen und zum Handeln gegen das Coronavirus inspirieren.
Lady Gaga, Global Citizen und die WHO laden zum virtuellen Benefizkonzert "One World: Together At Home" ein. Das Ziel: Die Welt mit Musik zusammenzubringen und zum Handeln gegen das Coronavirus inspirieren. Die Konzerte sind ab 20 Uhr per Livestream unter anderem auf Youtube, Twitter, Facebook und Instagram zu sehen. Und: Ihr braucht keine Angst haben, etwas zu verpassen: Das ganze läuft für geschlagene sechs Stunden! Wenn das nicht mal ein Spektakel für die gute Sache ist!
→ Hier berichtet der BR | Hier geht es zum Stream
Update: Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen
Covid-19 Medikament:
Studienlage positiv, noch keine Wirksamkeitsbelege
Lauf des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte ist die Zulassung eines Medikaments gegen Covid-19 noch in diesem Jahr möglich. Dazu gäbe es einige vielversprechende laufende Studien, so BfArM-Präsident Karl Broich. Er erwarte binnen weniger Wochen erste belastbare Daten aus Kliniken in Deutschland. Eine Zulassung in diesem Jahr sei nur möglich, wenn die laufenden Studien entsprechende gesicherte Belege lieferten. Broich betont: „Bisher haben wir für kein Arzneimittel ausreichende Wirksamkeitsbelege.“ Derzeit werden verschiedene Wirkstoffe geprüft, darunter Malaria-, Grippe und HIV-Medikamente.
Parallel arbeiten gerade zahlreiche Institute und Konzerte an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Virus. Diese Maßnahme wird als eigentlicher Wendepunkt der Pandemie verstanden, da erst so flächendeckend Ansteckung vermieden werden und der Schutz von Risikogruppen gewährleistet werden kann. Erste Versuche und klinische Studien sind gestartet. Das Paul-Ehrlich-Institut ist die erste Deutsche Einrichtung, die in Kürze mit der ersten klinischen Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten beginnt.
→ Deutschlandfunk
NRW: Kita-Notbetreuung für Alleinerziehende
Mehr Eltern sollen in der Corona-Krise Anspruch auf Notbetreuung für ihre jüngeren Kinder bekommen. NRW konkretisiert den Plan als erstes: Ab dem 27. April gelten die gestern beschlossenen Erweiterungen zu systemrelevanten Berufen sowie für Alleinerziehende.
In einem gemeinsamen Gespräch einigten sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und ihre Länderkolleg*innen darauf, die Notbetreuung bis zum 3. Mai 2020 neu zu regeln. Eine bundesweit einheitliche Regelung werde derzeit nicht angestrebt, die Bundesländer sollten im Rahmen ihrer landesspezifischen Notwendigkeiten und Gegebenheiten über die Notbetreuung entscheiden, sagte Giffey. Die Notbetreuung gibt es in der Regel ab dem Kita-Alter bis zur sechsten Klasse für Kinder von Eltern, die dringend an ihrem Arbeitsplatz gebraucht werden. Künftig sollen auch in anderen Bundesländern berufstätige Alleinerziehende in die Regelungen einbezogen werden. Wie genau das ausgestaltet wird, ist derzeit noch unklar.
→ dpa | WDR (NRW)
Kritik an Krankschreibungsregelung
Wie wir heute morgen bereits berichteten, müssen ab kommender Woche Arbeitnehmer*innen für Krankschreibungen bei leichten Atemwegsbeschwerden wieder zum Arzt gehen. “Die Ausnahmeregelung, nach der eine Arbeitsunfähigkeit auch ohne persönliches Erscheinen in einer Praxis attestiert werden konnte, wird nicht verlängert. Das beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen. Zur Begründung hieß es, die befristete Ausnahme habe angesichts der dynamischen Corona-Entwicklungen dazu gedient, Praxen zu entlasten und die Virus-Ausbreitung zu verringern. Diese Dynamik habe verlangsamt werden können.” schrieb der Deutschlandfunk dazu.
Diese Entscheidung stößt nun aber auf Kritik vonseiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, sowie einiger Politiker. So warnte beispielsweise die bayerische Gesundheitsministerin Huml vor einer Gefährdung für Ärzte, Praxispersonal und Patienten und die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Maria Klein-Schmeink forderte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf, den Beschluss “noch vor Montag außer Kraft zu setzen”.
→ Deutschlandfunk | Tagesschau (Kritik)
Hälfte der Bürger für eine Maskenpflicht
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Berliner "Tagesspiegel" ist fast die Hälfte der Deutschen für eine Maskenpflicht. 39,7 Prozent sind dagegen und 14,1 Prozent noch unentschieden. Das Thema wird derzeit kontrovers diskutiert.
Polizeigewerkschaften fordern eine Pflicht für einfache Gesichtsmasken deutschlandweit in Bussen, Bahnen und Geschäften. Sowohl die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) als auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisieren das unterschiedliche Vorgehen von Bundesländern und Kommunen. Neben Sachsen und Jena hat nun auch Wolfsburg eine Maskenpflicht eingeführt.
→ Tagesspiegel | dpa
New York: Zahlen verbessern sich merklich
Die Zahl der an einem Tag an Corona verstorbenen Personen im US-Bundesstaat New York ist auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Wochen gesunken. Auch die Lage in den Krankenhäusern hat sich etwas entspannt. Gouverneur Andrew Cuomo betonte, es seien deutlich mehr Tests notwendig, bevor an eine Öffnung der Wirtschaft in New York zu denken sei. Es gebe weiterhin Engpässe bei den Testverfahren. Cuomo fordert zusätzliche Unterstützung aus Washington für seinen schwer getroffenen Bundesstaat. Zuletzt hatte er sich einen heftigen Schlagabtausch mit Präsident Donald Trump geliefert.
→ dpa | Tagesschau
NRW nimmt mehrere hundert Flüchtlinge auf
Auch eine Corona-Nachricht, da das Elend der Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos durch die Gefahren der grassierenden Pandemie nur noch verstärkt wird:
Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) gab heute bekannt, dass Nordrhein-Westfalen als Aufnahmeland für eine zweite Evakuierung zur Verfügung stehe. Dem war der Beschluss der Bundesregierung vorausgegangen, 50 unbegleitete Minderjährige in Deutschland aufzunehmen. Selbiger Beschluss wurde von vielen Seiten kritisiert, da in Deutschland deutlich mehr Kapazitäten zum Schutz der auf Lesbos festsitzenden Menschen gegeben sind. 47 Minderjährige reisten im Laufe der Woche bereits via Hannover ein und sollen nach zweiwöchiger Quarantäne auf die Bundesländer verteilt werden. Laut Stamp wäre NRW “auf die Aufnahme auch mehrerer Hundert vorbereitet.”
→ dpa
Galeria Karstadt Kaufhof verliert erste Schließungs-Klagen
Oberverwaltungsgerichte in Berlin und in Greifswald haben Eilanträge gegen die Verordnungen zur Schließung von Warenhäusern wegen der Corona-Krise zurückgewiesen. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) nannte die Schließung im Hinblick auf den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung verhältnismäßig, da die Anordnung der Behörden durch das Infektionsschutzgesetzt gedeckt und mit dem Grundgesetz vereinbar wären.
Der Konzern begründete seine Klagen damit, dass die Schließung der Filialen "ein gravierender Einschnitt für das Tagesgeschäft und sämtliche Umsätze des Unternehmens" sei. Dies sei insbesondere kritisch zu sehen, da Möbelhäuser oder Autohändler wieder öffnen dürfen. Galeria Karstadt Kaufhof gilt ohnehin als wirtschaftlich angeschlagenen.
→ dpa | Tagesschau | AZ.: OVG 11 S 22/20 und OVG 11 S 23/20; 2 KM 333/20 OVG
Kreuzfahrtschiff kehrt heim
Abschließend noch eine gute Nachricht: Das seit Ende März nach Corona-Infektionen an Bord in Australien ankernde Kreuzfahrtschiff "Artania" ist auf dem Weg zurück nach Bremerhaven. Zuvor waren bereits 840 Passagiere und Besatzungsmitglieder per Flieger zurück nach Deutschland gebracht worden. Der Abschied war geprägt von Dankbarkeit seitens der Crew und des Reiseveranstalters Phoenix. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen war auf einem Transparent ein Herz zu sehen und dazu der Gruß "Thank you Fremantle". An Bord befinden sich nach Angaben des Reiseveranstalters noch gut 400 Menschen - hauptsächlich Crew-Mitglieder. Lediglich acht Passagiere entschieden sich für die Rückreise per Schiff.
→ dpa
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 137.439 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 18.04.2020, 08:00 Uhr RKI), das sind 3.609 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 585.838 Menschen sind weltweit wieder genesen, davon 85.400 in Deutschland (Stand 18.04.2020, 18:45 Uhr, Quelle: Worldometers).
Tipp des Tages
Nachrichten verstehen, Quellen bewerten, Fakten erkennen
Jede*r von uns versucht die Welt zu verstehen, um für das eigene Handeln, die eigene Sorge, die eigene Perspektive gute Entscheidungen zu treffen. In der aktuellen Gemengelage ist das oft alles andere als leicht. Wir begegnen Virologen und (selbsternannten) Experten aller Art, wir müssen Fakten von Vermutungen trennen und die Nachricht hinter der Emotionalisierung verstehen. Das kann ganz schön kompliziert sein. Die Schwierigkeit, sich in der Quellengemengelage “draußen” zurecht zu finden, war Grund, diese Webseite mitzugründen. Daher haben wir Euch heute ein paar Tipps zusammengestellt, die Euch helfen, im Dschungel der Inhalte jene auszuwählen, denen ihr trauen könnt.
- Wer hat’s gesagt?
Wir haben Meinungsfreiheit und das ist gut so. Jede*r darf sich äußern. Das heißt aber im Faktenfall nicht, dass auch jede*r wirklich etwas weiß. Stellt Euch daher immer die Frage der*die Expert*in qualifiziert, sich zu äußern? Ein Virologe weiß etwas über das Virus, vielleicht aber nicht über rechtliche Hintergründe von Einschränkungen. Ein Youtuber hat vielleicht eine Meinung und schon zu vielem etwas gesagt - vielleicht lasst ihr Ihn oder sie regelmäßig in Eure Wohnung und erfreut Euch an den Videos. Das erzeugt Vertrauen (sog. “parasoziale Beziehungen”), lasst Euch davon aber nicht verleiten, alles zu glauben, was gesagt wird. Bleibt aufmerksam für Fakten.
→ DIe Stunde der Youtube-Doktoren - Wo steht es (Welche Quellen werden verwendet)?
Grundsätzlich gilt, jeder kann sich mal irren. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit für gut recherchierte Nachrichten höher auf seiten des öffentlich-rechtlichen Medienbetriebs (tagesschau, Deutschlandfunk etc.) oder Zeitungen/Magazine, die Geld und Zeit für Recherche aufwenden (süddeutsche, FAZ, i.d.R. auch Spiegel etc.). Ideal sind natürlich Quellen aus erster Hand: Die Seite der Bundesregierung, des RKI oder ähnliches. - Wo steht es noch?
Wenn ihr euch bei den Quellen nicht sicher seid, vergleicht verschiedene Webseiten, denen ihr vertraut (s.o.). Wenn eine Information an mehreren Orten in der gleichen Form steht und von mehreren Experten (s.o. 😉 ) bestätigt wird, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie stimmt. - Wie wurde es gesagt? Achtung vor Aufmerksamkeitshascherei!
Nur weil eine Nachricht mit Emotionen gefärbt und in großen Weißen Buchstaben auf schwarzem Grund geschrieben steht, ist sie nicht wahr. Kraftworte, viele Adjektive (“Schrecklich”, “unfassbar”, “niedagewesen”), dramatische Satzkonstrukte verführen uns, Informationen Glauben zu schenken und mehr noch: Sie rufen in unserem Kopf ein Gefühle hervor, die eine eigene Wahrheit schaffen - auch wenn wir die Fakten richtig verstanden haben. So wird Angst und Sorge kreiert, ohne dass die Faktenlage das tatsächlich von uns fordert. Die Wahrheit ist meistens vorsichtig. Gerade Wissenschaftler*innen sind sehr sensibel mit Fakten. Sie betonen, wenn Fakten vage sind - das ist wertvoll und hilft, Informationen einzuordnen. Seid also aufmerksam für Wörter wie “vermuten” oder “nehmen an” - das ist manchmal verunsichernd, hilft aber, die Informationen einzuschätzen. - Ist die Information abschließend geklärt?
Wir befinden uns in einem Dschungel von Momentaufnahmen. Das wenigste wissen wir wirklich. Vieles ist im Prozess. Bleibt aufmerksam für abgeschlossene Fakten und laufende Prozesse (die Regierung hat verbindliche Entscheidungen zur Ladenöffnung getroffen, zur Betreuung der Kinder hat sie sich noch nicht abschließend positioniert | Immuntests werden durchgeführt, wir wissen aber noch nicht, wie diese ausgehen). - Was sagen die Zahlen wirklich?
Darüber könnte man eine Doktorarbeit schreiben. So viel für heute: Fragt euch immer, welche Zahlen in einen Zusammenhang gebracht werden. Bestes Beispiel: Es hilft nicht, Grippetote eines Winters mit den täglichen Todeszahlen von Corona zu vergleichen. Die eine Zahl umfasst einen längeren Zeitraum ohne scharfen Anfang- und Endpunkt, die anderen sind aus einem laufenden Prozess, wo das Ende noch nicht bekannt ist und noch wichtiger: die sich auf einen ganz anderen Zeitraum beziehen (einen Tag). - Wie werden Informationen zusammengestellt?
Noch schwieriger zu sortieren sind Manipulationen, wenn die eigentliche Nachricht richtig ist, die Zahlen stimmen und der*die Expert*in eine*r ist aber durch die Zusammenstellung der Informationen ein verzerrtes Bild entsteht. Will ich, dass ihr glaubt, es ist alles nicht so schlimm, dann schreibe ich von den sich verbessernden Zahlen, streue noch einen (falschen) Grippe Vergleich ein, zitiere Spahn mit seinem Optimismus und sage abschließend: Schaut mal, die Läden öffnen auch wieder. Klar, dass ihr dann denkt: alles wieder gut, Maske ab, raus in die Welt! Wichtig ist, dass wir auch schreiben: Es gibt eine Sterblichkeitsrate, Virologen warnen vor zu schneller Öffnung, um sprunghafte Anstiege zu vermeiden etc. - Autovervollständigung reflektieren! Vorsicht vor Verschwörungstheorien und Heilsversprechen
Dass Informationen in ihrer Zusammenstellung ein spezifisches Bild zeichnen, liegt an unserem Gehirn: Es freut sich, wenn es Informationen bekommt, die zu unserem Weltbild oder unseren Wünschen passen (die Wissenschaft nennt das “konsonante Informationen”). Nach einigen Wochen der Quarantäne möchten wir hören und lesen, dass es sich gelohnt hat, und wir zurück in den Alltag dürfen. Also neigen wir dazu genau diese Informationen zu suchen, die uns darin bestärken. Das funktioniert auch umgekehrt: Wer sich sorgt, der neigt dazu, diese Informationen zu bevorzugen. - Informationen herausfordern
Deswegen: Bleibt aufmerksam! Fordert Informationen heraus, die sich gut anfühlen, von denen ihr denkt “ich hab’s ja gleich gewusst!” Nutzt mal ganz bewusst Quellen, die ihr sonst vermieden hättet, ergänzt Euer Bild um Perspektiven.
Ihr fragt Euch, warum ihr mir, Katharina, Glauben schenken sollt? Gut so! Ich erkläre Euch gerne meinen Hintergrund, damit ihr einschätzen könnt, ob ich mich als “Expertin” gelten lasst: Ich bin Kommunikationswissenschaftlerin und Sozialpsychologin. Ich habe viele Jahre im Journalismus gearbeitet und bin derzeit in der Wissenschaft tätig. Quellenarbeit gehört zu meinem täglichen Brot. Außerdem habe ich folgende Quellen verwendet, um mein eigenes Nicht-Wissen auf solide Beine zu stellen:
→ Faktencheck von correctiv | Tagesschau Faktenfinder | Deutschlandfunk (Wissenschaftskommunikation)
Von Mensch zu Mensch
(Triggerwarnung. Aber mit Happy End!)
Pay what you otherwise wouldn’t -
Kunst darf doch was kosten, oder wie?
Werd bloß kein Musiker, haben sie gesagt. Das zahlt sich nicht aus, haben sie gesagt. Damit verdienste nix, haben sie gesagt. Hat mich alles nicht interessiert, ich hab’s trotzdem gemacht. Ich weiß nicht, was gewesen wäre, hätte mir jemand von 2020 erzählt.
Dabei waren auch die letzten Jahre schon einigermaßen haarig, um ehrlich zu sein. Der Streaming-Markt hat Einweg-Stars generiert und mit feudalem Saler in den Taschen wieder in die Bedeutungslosigkeit entlassen, Plattenverkäufe sind eingebrochen bis zu dem Punkt, an dem mich Teenager verständnislos belächeln, weil jedes irgendwie geartete physische Medium für sie so wirkt, als käme es aus dem Miozän und wäre höchstens noch ein dunkle Nische im Museum wert. Und weil das so ist, weil Musik irgendwie überall ist und noch überaller sogar, ist man bereit, alle anderthalb Songs Werbung für Pickel-Ex und Bahlsenprodukte zu ertragen, damit man nicht mal die 9,99€ monatlich für 80 Millionen Songs auf Spotify blechen muss, hat sich’s zwischenzeitlich echt so angefühlt, als hätte sie komplett ihren Wert verloren. Das wird jetzt hier kein vertrockneter Altherren-Rant auf die Hustensaftsüchtigen da draußen, die sich nen goldenen Pöter mit grenzdebilem Trap verdienen. Keine Kunstkritik per se, sondern vielmehr eine Eulogie auf den Beruf des Musikers, der ein irgendwie verhältnismäßig normales Gehalt verdient. So mit Mietwohnung und einmal im Jahr in den Urlaub und dem Kind zwischendurch mal ohne Hypothekenangst die zehn dringend benötigten T-Shirts bei H&M bestellen, weil es wieder gewachsen ist, als hätte es Steroide im Müsli. So’n ganz normales Leben halt. Die Mär erzählt vom Jetset mit Klinkervilla in den Hills und Wachleuten vor der Tür. Oder eben vom anderen Extrem: Das mit dem Hungerleiden als selbst gewähltem Elend und dem kreativen Potential darin. Verrückt ist beides irgendwie.
Es gibt aber auch noch eine Wahrheit dazwischen und in der Wahrheit brät gerade gut die Hälfte meines Freundeskreises - der haderlumpige Teil der Kunstschaffenden - und macht sich Gedanken über eine Zukunft, in der noch nicht mal mehr respiratorische Lungenleiden das größte Problem sind. Großveranstaltungen, was auch immer das heißen mag, sind bis Ende August im Orkus gelandet und somit stellt sich die Frage, was wir denn machen sollen. “Was sollen wir denn machen?!”, um das nochmal in aller Klarheit auszuformulieren. Die Frage lähmt gehörig und macht echt keinen Bock auf 2020, allem Positivismus zum Trotz. Keine Festivals, Tourneen nur im Land der Fragezeichen, Songwriting-Sessions im Fegefeuer aus pixeligen Zoom-Meetings und mit Demos vollgestopften Dropboxordnern, die schon seit Stunde X niemand mehr so richtig durchblickt. So macht das echt keinen Spaß, irgendwie. Dabei macht das doch solchen Spaß! Eigentlich.
Es ist zum Mäusemelken. Der gemeine Mäusemelker verdient in der Regel nur mehr, nämlich irgendwas.
Was hat er denn nur? Was schimpft er denn so? Er könnte auch irgendwas anderes machen! Könnte er doch wirklich! Es gibt so viele Jobs! Da muss man sich gar nicht schämen!
Vollkommen richtig. Würde ich auch nicht, hab ich nämlich alles schon gemacht: Ich hab weite Teile meines Erwachsenenlebens in Kneipen geackert, habe Erwachsene gewaschen, war der handwerklich untalentierteste Hausmeister in der Geschichte des Hauses und habe Gitarrenunterricht für Halbstarke gegeben. Und hey, das war alles voll ok und teilweise super und wenn das Ersparte weg ist, würde ich das auch sofort wieder tun. Keine Frage!
Aber so nen Traum sterben zu sehen, mit all der Realität konfrontiert zu sein, die Existenzangst mit sich bringt, wenn mal ein buckliges Jahr lang nix läuft, das macht schon echt mürbe und richtig traurig. Und irgendwie macht das auch gar nicht mehr so richtig alles Sinn.
Ok! Genug! Macht es doch!
Ich habe vorgestern einen Livestream gestartet, um Spenden für die Flüchtlingshilfe der Caritas zu sammeln. Weil allein der Gedanke an Lesbos, an die Schicksale dort und vor allem an die fatale Untätigkeit dieses Europas hier echt zum Heulen ist. Zum Verzweifeln ist das und ich muss nicht mal da sein und erleben, wie sich das anfühlt. Das nehme ich als größtes Privileg meiner westlichen Privilegiertenparty, die ich hier in Staythefuckhomehausen jeden Tag feiere. Und was soll ich sagen? Innerhalb anderthalb Stunden kamen über 1.000€ Spenden zusammen. Von Menschen gesendet, die an Endgeräten Knöpfchen drückten. Dabei war das gar kein Zwang: Es gab keinen Mindestbetrag als Voraussetzung, am Stream teilnehmen zu dürfen. Alles, was man brauchte, war ein Computer, ein Tablet oder ein Handy. Und Geduld und Nachsicht, wenn der Stream hakte. Oder ich hakte, wenn ich danebensang. “Ach! Ein Halbton unter Freunden!” hätte mein Kumpel Andy gesagt, hätte er zugesehen. Hat er ja vielleicht sogar!
Und das hat mir den Sinn erklärt. Es hat echte Hoffnung in die Menschen geweckt, hat gelebte Solidarität gezeigt und ein echtes Konzept für die Zukunft gewiesen: Gibt man den Menschen die Chance und die Option und dazu noch nen echt guten Grund zu zahlen, dann machen die das. Dann geschieht das mit einer Selbstverständlichkeit, die das Herz höher schlagen lässt. Verstehen wir uns nicht falsch: Ich glaube nicht, dass meine anderthalb Stunden herzlich hindilletantierte Unterhaltungsmusik der dringend benötigte Weckruf an die Empathie war. Die war bei all den schönen Menschen dort schon vorher da und ich hatte nur das große Glück, ihr Gastgeber an diesem Abend sein zu dürfen. Aber genau das ist der Punkt: Es gab einen Grund, sich zu treffen und gut und nett zueinander zu sein. Und der Grund war Musik. Und die gibt es nicht ohne Musiker. Und die hört keiner, wenn nicht die abertausend helfenden Hände im Hintergrund ihren Dienst tun. Und so lange haben wir alle einen Sinn. Und Sackzement, das fühlt sich gut an!
Optimismus geht so: Die Miete wird auch 2021 gezahlt. Wie, das finden wir noch raus.
Thank you for the Music.
Nicholas
Dies und Das
Weniger lahm, dank Lama!
Euren Videokonferenzen fehlt der nötige Pepp? Die lustigen Zoom-Hintergründe reichen nicht mehr? Kein Ding! Bei der “Sweet Farm” in Kalifornien könnt ihr im Rahmen des “Goat 2 Meeting” Lamas, Ziegen, Kühe, Schweine und andere Vierbeiner gegen Spende als Gäste in Eure Meetings buchen. Sweet Farm ist normalerweise eine Mischung aus Tierrettung und Streichelzoo, nun musste aufgrund ausbleibender Besucher eine kreative Lösung für die Finanzierung des Parks her. Wir spielen mit dem Gedanken, das Angebot bei der nächsten Redaktionssitzung in Anspruch zu nehmen. Solltet auch ihr darüber nachdenken, bedenkt bitte die Zeitverschiebung: Nichts ist unangenehmer, als eine unausgeschlafene, schlechtgelaunte Ziege, die sich nicht an die Schweigeregel im Videocall hält.
→ chip.de
Mit dieser grandiosen Idee verabschieden wir uns in den Samstagabend. Habt ein fabelhaftes Restwochenende und passt auf euch und jeden auf.
Beste Grüße aus Münster!
Katharina und Nicholas
(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)
Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.
Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.