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Samstag, 30. Mai 2020 | 8 Uhr

Stephanie
Annika

Guten Morgen ihr Lieben!

Einen herrlichen Start ins lange Wochenende! Hach, die Aussicht ist schön! 

Wie gewohnt haben wir euch heute wieder die wichtigsten Nachrichten zusammengefasst. Dabei freuen wir uns zunächst einmal über neue Essgewohnheiten, berichten zu Entwicklungen im Einzelhandel und klären dann die Frage, weshalb ihr mit überstürzten Reiseplänen ab Mitte Juni vielleicht doch noch etwas abwarten solltet. Dafür gibt es positive Neuigkeiten für alle Achterbahn-Liebhaber*innen und Adrenalin-Junkies unter euch. Haben wir etwas vergessen? Achja. An Donald Trump kommen wir auch heute (leider) nicht vorbei.

In den heutigen Tipps des Tages (jawohl - Mehrzahl) werden gleich mehrere eurer Sinne gefordert und im Text zu “Von Mensch zu Mensch” erklärt euch Stephanie, weshalb es heute fast keinen Beitrag zu dieser Kategorie gegeben hätte - und warum sie ihrer Angst ein kleines bisschen dankbar ist. In unserem 360-Grad-Beitrag schreibt sich Annika in Rage und im Dies & Das wartet zuerst eine kleine (reale) Gruselgeschichte und danach ein völlig neuer Blick auf unsere grauen Haare auf euch.

Ihr seht, es wartet wieder viel Lesestoff auf euch. Also bewaffnet euch mit eurem Morgenkaffee (oder -tee) und genießt die heutige Ausgabe!

Viel Spaß beim Lesen wünschen euch Stephanie, Annika und das ganze Team von angstfrei.news! 

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Wir essen gesünder
Wie die Tagesschau berichtete hat sich unser Essverhalten in Zeiten von Corona zum Positiven verändert. Unsere Mahlzeiten bereiten wir immer öfter selbst zu und essen öfter gemeinsam mit unserer Familie. Außerdem werden immer mehr regionale Produkte bevorzugt. Slow food ist in! In einem Fünfjahresvergleich hat sich zudem der Fleischkonsum deutlich reduziert. Gemüse und Obst sind demnach Spitzenreiter bei den Lebensmitteln.
Tagesschau

Die Entwicklungen seit gestern Morgen

Deutscher Einzelhandel verzeichnet Umsatzeinbußen - Onlinehandel boomt
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, erlitt der deutsche Einzelhandel im Monat April diesen Jahres die stärksten Umsatzeinbußen seit 13 Jahren. Im Vergleich zum Vormonat sei der Umsatz um 5,1 Prozent gesunken. Das Statistische Bundesamt begründete diese Entwicklung mit den Geschäftsschließungen aufgrund der Corona-Krise. Besonders stark von den Einbußen betroffen seien die Einzelhandelsbranchen Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren mit einem Umsatzrückgang in Höhe von mehr als 70 Prozent. Der Handelsverband HDE fordere als Konsequenz nunmehr finanzielle Überbrückungshilfen für den deutschen Einzelhandel. Dagegen profitierten Supermärkte und Lebensmittelhändler von der Krise - hier sei der Umsatz sogar gestiegen. Noch größer war die Umsatzsteigerung lediglich im Internet- und Versandhandel. 
Handelsblatt
→ Tagesschau (Ticker)

Lufthansa akzeptiert EU-Auflagen für finanzielle Unterstützung durch Bundesregierung
Nach mehreren Diskussionen über die von der EU-Kommission festgelegten Auflagen für Staatshilfen akzeptierte das Management der Lufthansa diese nun. Lufthansa müsse nun Start- und Landerechte in München und Frankfurt abgeben. Die Zustimmung des Aufsichtsrates stehe jedoch noch aus.
→ dpa

Staatliche Hilfen für Krankenhäuser nicht ausreichend
Einer Befragung von mehr als 600 Krankenhäusern zufolge, würden die bewilligten staatlichen Hilfen nicht ausreichen, um die finanziellen Ausfälle aufgrund der Corona-Pandemie aufzufangen. Dies teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit. Aufgrund der Vorgaben seien geplante Behandlungen und Operationen verschoben und Kapazitäten in den Intensivbereichen ausgebaut worden. Gegenwärtig erhalten Krankenhäuser gemäß Krankenhausentlastungsgesetz für frei gehaltene Betten eine Pauschale in Höhe von 560 Euro täglich. In 75 Prozent der Krankenhäusern reiche diese Pauschale nicht aus, um die Ausfälle zu decken. Auch die Pauschale für persönliche Schutzausrüstungen in Höhe von 50 Euro decke die Kosten in 90 Prozent der Krankenhäuser nicht vollständig. 
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)

Trotz geplanter Lockerung der Reisewarnung: erste Reiseveranstalter verlängern Flugstopp
Nachdem bereits der Reiseanbieter „Alltours“ seine Flugreisen bis zum 25.06.2020 absagte, folgte nun auch „Schauinsland-Reisen“ diesem Vorgehen und stornierte alle Flugreisen bis einschließlich 26.06.2020. Da die Bundesregierung bislang nicht bekannt gegeben habe, für welche Länder und zu welchen Bedingungen die globale Reisewarnung ab Mitte Juni aufgehoben werden solle, könne „Schauinsland-Reisen“ die Durchführung der Reisen bis zunächst Ende Juni 2020 nicht garantieren, teilte der Reiseveranstalter mit. Außerdem würden in vielen Zielgebieten unverändert behördliche Vorgaben und Einschränkungen bestehen, die unter Umständen auch die Sperrung relevanter Flugrouten beinhalten. Kunden, die von der Stornierung betroffen seien, könnten nun zwischen einem Gutschein oder der Rückerstattung des gezahlten Reisepreises wählen. 
→ Tagesschau (Ticker)

Bremerhaven: Corona-Infektionen in freikirchlicher Gemeinde
In einer freikirchlichen Pfingstgemeinde in Bremerhaven seien 49 Personen positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Unklar sei bisher, ob die Infizierungen im Rahmen eines Gottesdienstes stattfanden. Die Pfingstgemeinde habe angegeben, alle Hygieneauflagen eingehalten zu haben, so ein Sprecher der Stadt Bremerhaven. Der Bremerhavener Krisenstab sei nun mit der Ermittlung möglicher Kontaktpersonen der infizierten Personen beauftragt worden. Diese würden großzügig und unabhängig vom Auftreten möglicher Symptome auf das Virus getestet werden.
NDR

Investitionen in Produktion von Schutzmasken werden künftig stärker gefördert
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigte an, die Produktion von Schutzmasken künftig stärker fördern zu wollen. Dazu solle am kommenden Montag eine entsprechende Richtlinie in Kraft treten. Besonders gefördert werden sollen demnach Investitionen in Anlagen zur Herstellung von Schutzmasken mit bis zu 50 Prozent. Altmaier verspreche sich davon eine stärkere europäische Unabhängigkeit von Importwaren im Falle von Lieferengpässen.
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
→ Tagesschau (Ticker)

Warten auf Remdesivir
Laut Handelsblatt verzögert sich die Zulassung des Medikaments Remdesivir gegen Covid-19 auf dem europäischen Markt etwas. Der ursprünglich gegen Ebola entwickelte Wirkstoff wird allerdings jetzt schon in klinischen Studien deutscher Krankenhäuser getestet.
Handelsblatt

Automobilhersteller Renault: weltweiter Stellenabbau angekündigt
Der französische Automobilhersteller Renault plane, in den kommenden drei Jahren insgesamt 15.600 Stellen abzubauen, teilte Interimschefin Clotilde Delbos mit. Dadurch erhoffe sich Renault eine Einsparung in Höhe von zwei Milliarden Euro. Der Stellenabbau solle möglichst ohne Kündigungen der Mitarbeiter*innen erfolgen. Stattdessen sei geplant, diesen einen freiwilligen Wechsel des Arbeitsplatzes sowie interne Schulungen nahe zu legen oder Anreize für ein freiwilliges Ausscheiden zu setzen. Frei gewordene Stellen sollen außerdem nicht neu besetzt werden.
Spiegel

Trump: Zusammenarbeit zwischen USA und WHO werde eingestellt 
US-Präsident Donald Trump kündigte in einer gestrigen Pressekonferenz an, die Zusammenarbeit der USA mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzustellen. Die bisher der WHO zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel sollen nun an andere Gesundheitsprojekte verteilt werden. Er begründete dieses Vorgehen mit seiner Annahme, dass die WHO aus China kontrolliert werde.
→ dpa | ZEIT online

Rückflug für gestrandete Deutsche und Europäer*innen in Südafrika geplant
Nach Angaben des zuständigen Lufthansa-Regionalmanagers André Schulz plane die Lufthansa gegenwärtig für in Südafrika gestrandete Deutsche und Europäer*innen einen Rückflug am 08.06.2020. Starten solle die Maschine, die ihre Passagiere planmäßig nach Frankfurt am Main befördern werde, in Kapstadt. Rund 240.000 deutsche Personen hätten in den ersten Wochen der Pandemie bereits von der weltweiten Rückholaktion profitieren können, allerdings würden sich immer noch mehrere hundert Deutsche in Südafrika aufhalten. Betroffen seien davon in erster Linie Rentner*innen und Langzeit-Urlauber*innen.
RP Online

Der Europapark öffnet wieder
Deutschlands größter Freizeitpark eröffnet wieder - natürlich unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. Auch die Besucherzahlen sind streng limitiert; strömten sonst an gut besuchten Tagen bis zu 50.000 Besucher*innen in den Park, so wird die Zahl im Zuge der Corona Pandemie auf 10.000 Personen begrenzt. Zudem gilt die Mundschutzpflicht in allen Fahrgeschäften. Nach und nach sollen auch weitere Freizeitparks in Deutschland wieder öffnen. Die Corona-Krise hat die Branche stark getroffen und sie rechne mit weiteren Einbußen durch limitierte Besucher*innenzahlen und kostspielige Hygienekonzepte.
Tagesschau

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 180.458 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 29.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 741 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 2.661.163 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 78.159 Personen mehr als gestern Früh. Davon 164.100 in Deutschland (Stand: 30.05.2020 04:48 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp(s) des Tages

Auf die Ohren!

Passend zu der gestrigen guten Nachricht des Tages, in der es um Prominente ging, die Gute-Nacht-Geschichten vorlesen, beschäftigt sich der erste heutige Tipp des Tages ebenfalls mit einem Angebot für eure Ohren.

Arbeitsbedingt verbringe ich (Annika) nämlich mindestens zwei Stunden täglich im Auto. Die mehr oder weniger freie Zeit nutze ich dabei gern zum Hören von Hörbüchern. Da ich früher gern gelesen habe, aber mir mittlerweile meistens die nötige Ruhe dafür fehlt, ist es außerdem eine wunderbare Möglichkeit für mich geworden, neue Bücher kennen zu lernen (zumal wir das Lesen von Büchern während des Autofahrens nicht empfehlen… zumindest, wenn ihr selbst fahrt!).

Trotzdem bin ich erst jetzt darauf gestoßen, dass es online momentan kostenfreie Hörbücher zum Streamen gibt. Die Hörbuchplattform „Audible“ hat zum Beispiel einen Teil ihrer Inhalte zum kostenfreien Online-Streamen zur Verfügung gestellt. Unter anderem könnt ihr dort den ersten Teil der “Harry-Potter”-Reihe finden. Und ein Tipp für alle Mehrsprachigen unter uns: Das deutsche Angebot ist zwar (noch) begrenzt, „Audible“ bietet jedoch eine Vielzahl weiterer kostenfreier Hörbücher in anderen Sprachen (zum Beispiel Englisch) an.
“Audible” (deutsch) | “Audible” (alle Sprachen)

Auf dem Internetauftritt des SWR findet ihr außerdem eine Übersicht kostenfreier Hörbücher für Erwachsene und Kinder. Immer mal wieder reinschauen (und -hören) lohnt sich - das Angebot wird regelmäßig erweitert.
SWR (Kinder) | SWR (Erwachsene)

Auf die Augen!
Die letzten Wochen waren auch für die Filmindustrie (und Filmfans!) nicht einfach. Geschlossene Kinos, abgesagte oder verkürzte Filmfestspiele. Trotzdem möchte sich die Filmszene das Feiern nicht nehmen lassen. 

Deshalb gibt es seit gestern das erste globale Online-Filmfestival: Unter dem Motto “We are one” schlossen sich 21 Filmfestivals aus aller Welt zusammen und stellen ein buntes Programm zur Verfügung. Insgesamt werden 13 Weltpremieren und 31 Online-Premieren gezeigt. Ähnlich wie auch bei einem “richtigen” Festival gibt es festgelegte Zeiten, zu denen bestimmte Filme gezeigt werden. Ein Großteil der Filme soll aber nach der Online-Premiere auch weiter per Stream verfügbar sein. 

Das Ganze läuft noch bis einschließlich 07.06.2020, spielt sich komplett online ab und ist somit für jeden zugänglich und vor allem: komplett kostenfrei. Über einen Button auf der Seite könnt ihr allerdings für Covid-19-Hilfsmaßnahmen der WHO spenden. 
“We are one” Filmfestival

Hört und seht doch einfach mal rein! Wir wünschen euch viel Spaß dabei.

Von Mensch zu Mensch

Denkblockaden

von Stephanie

Ganz ehrlich? Ich weiß gar nicht was ich schreiben soll. Jetzt echt nicht. Vor mir und um mich herum liegen bestimmt 10 handschriftliche Versuche für ein Mensch zu Mensch. An Ideen und Themen mangelt es mir nicht, in meinem Kopf existiert eine große Auswahl an (Angst- ) und Alltagsgeschichten, die mit Sicherheit Berechtigung auf einen Platz in dieser Kategorie hier hätten. ABER, sie wollen einfach nicht raus. Nicht raus aus meinem Kopf und aufs Papier, zum Geier nochmal, sie wollen einfach nicht. Ich kann mich noch so sehr anstrengen, kein Wort fließt heraus. Es fühlt sich an, als würden sie feststecken. Und ich dachte das wäre einfacher. Viel einfacher. Tja falsch gedacht.

Und jetzt sitze ich hier und schreibe diese Zeilen und eigentlich wollte ich doch ganz andere Sachen schreiben. Über meinen Umgang mit der Angst. Über meine erste Panikattacke vor fast 15 Jahren. Über meine Panikstörung allgemein und über die ein oder andere Phobie. Über meinen Umgang mit Stress. Meinen Therapieerfahrungen. Meiner Genese. Über meinen Alltag als Mama, Ehefrau, Selbstständige, Haushälterin, Freundin und neuerdings auch Lehrerin und Erzieherin. Meine Geschichte und meine Erfahrungen teilen, damit jemand anders daraus vielleicht etwas Mut und Hoffnung schöpfen kann. Das alles wollte ich.

Wie ihr lesen könnt, ist meine Liste ziemlich lang. Wahrscheinlich viel zu lang. Jetzt fällt es mir auf, was wahrscheinlich offensichtlich ist. Ich habe mich verzettelt. Aber so richtig verzettelt. Ich bin überfordert und Überforderung führt bei mir und wahrscheinlich vielen anderen Menschen dazu, dass nicht mehr viel geht. Gedanken vermischen sich zu einem undefinierbaren Brei. In solchen Phasen Ordnung in mein immer aktives Gedankenkonstrukt zu bringen, ist schier unmöglich. Und was meist als nächstes passiert, liegt für mich mittlerweile auf der Hand. Und das Erwartete geschieht seit ein paar Tagen wieder: Die Angst meldet sich. Zunächst ganz leise. Leichter Schwindel, etwas Bauchschmerzen. Sie sendet mir (noch liebevoll) kleine Warnungen. Ich mache weiter, einerseits weil ich im Moment vieles einfach nicht ändern kann. Andererseits weil es eines meiner Verhaltensmuster ist, dass ich doch so viele Jahre gepflegt habe und in das ich in Belastungsphasen immer wieder hinein falle, weil mir die Kraft zum Gegenhalten fehlt. Also mache ich weiter. Ich merke es, ich nehme in den letzten Tagen deutlich war, das mein psychisches Immunsystem geschwächt ist. Und das ist der Nährboden für: Die Angst. Sie meldet sich etwas deutlicher. Ihre Symptome sind mir bekannt. Stärkerer Schwindel, trockener Mund, der wackelnde Boden, kalte Hände, ein Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen, die Sinne zum Zerbersten gespannt, ein Unwirklichkeitsgefühl, welches mich umgibt und dann kommt dieses Herzstolpern und der Glaube daran, jetzt und hier sterben zu müssen. Ich kenne das in- und auswendig und trotzdem erwischt sie mich meist eiskalt von hinten. Oft habe ich mich gefragt, WARUM? WARUM quält die Angst mich so? WARUM ich? WARUM??

Weil ich lange Zeit nicht hin hören konnte, nicht hin hören wollte und vielleicht auch nicht durfte. Früher durfte ich nicht schwach und verletzlich sein und später wollte ich es nicht sein.

Aber heute ist das anders. Heute kann ich schwach und verletzlich sein. Und es ist eine bewusste Entscheidung. Mittlerweile weiß ich, dass meine Verletzbarkeit, und die Fähigkeit diese auch zu zeigen, eine meiner größten Stärken ist. Und genau das hat mir die Angst beigebracht, sie ist mein Warnsignal, mein SOS in Seenot, meine innere 110 wenn ich mich mal wieder maßlos selbst überfordere. Sie warnt mich nicht vor äußeren Gefahren, sondern vor denen in meinem Inneren. Und das habe ich verstanden.

Und deswegen ziehe ich jetzt die Notbremse. Ich nehme mir Pausen. Lasse den Haushalt liegen und öffne eine Dosensuppe zum Mittagessen (die meine Kinder gewiss überleben werden), ich gehe in den Wald oder nehme ein Bad. Fahre mit meiner Familie übers Wochenende weg. Die Liste mit schönen Dingen, die mir gut tun, könnte ich noch erweitern. Ich weiß ziemlich genau was mir gut tut. Das wusste ich schon immer. Das Problem bestand eher darin, mir diese schönen Dinge zuzugestehen. Mir selbst die Erlaubnis zu geben diese Dinge zu tun. Sanft mit mir selbst zu sein.

Ich habe lange gebraucht, genau das zu lernen. Mir selbst Zeit und Raum zu geben. Auf mich und meine Empfindungen zu hören und als meine Wahrheit anzunehmen. Und vor allem, den Mut zu haben, danach zu handeln. Und genau aus diesem Grund bin ich meiner Angst dankbar. Danke Angst! Du hast mir genau das beigebracht, wenn auch mit dem Vorschlaghammer, aber der scheint wohl nötig gewesen zu sein.

Und weil ich das heute kann, endet dieser Text genau jetzt. Punkt. Schluss und Ende.

Eure Stephanie ( mit Kaffee in der Hand und Sonne im Gesicht)

Okay, noch ganz kurz: Ist ja doch noch ganz ordentlich geworden mein Text, oder nicht? Es ist nicht immer so wie es (in unserem Kopf zu sein) scheint!

daz - die angst zeitschrift

360 Grad “Was wäre, wenn…”

… das Geschlecht für die eigene finanzielle Situation keine Rolle mehr spielen würde?

von Annika

Anne fragte am Dienstag an dieser Stelle schon „Was wäre, wenn wir die Geschlechterfrage nicht mehr stellen würden?“. Und auch wenn ich jeden einzelnen ihrer Gedanken dazu vollkommen teile, stellen die Fragen nach dem Geschlecht und nach binären Zuordnungen gegenwärtig noch einen Großteil unserer gesellschaftlichen Ordnung dar. Also wollte ich Annes Gedanken weiterführen und darüber nachdenken, wie wir mit der Geschlechterfrage umgehen könnten - jetzt, wo sie ja nun schon einmal da ist. Und auch, wenn ich binäre Zuordnungen eigentlich nicht besonders leiden kann, wird es jetzt doch kurz einmal sehr binär.

Gestern las ich von einer Studie, die besagt, dass die Auswirkungen der Corona-Krise Ungleichheiten in wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten zwischen Männern und Frauen nicht nur offen legen, sondern sogar verstärken würden. Kein weit hergeholter Gedanke - bedenken wir doch nur einmal, wie viele Frauen (verglichen mit Männern) in prekären und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen tätig sind. Wie viele Frauen sind (verglichen mit Männern) vorrangig für Erziehungs- und Pflegeaufgaben innerhalb der Familie zuständig? Wie viele Männer fühlen sich (verglichen mit Frauen) allein dafür verantwortlich, die Karriereleiter schon deshalb aufsteigen zu müssen, um „der starke Versorger der Familie“ zu sein? Wie viele Frauen arbeiten (verglichen mit Männern) in Teilzeitbeschäftigung (und haben sie sich das wirklich selbst so ausgesucht?).

Und weil das noch nicht ausreicht: wie viele Frauen werden (verglichen mit ihren männlichen Kollegen) trotz gleicher Beschäftigung schlechter bezahlt? Wie viele Frauen sind im Alter (verglichen mit Männern) auf staatliche Unterstützung angewiesen, weil die eigene Rente nicht zum (Über-)Leben ausreicht?

Der sogenannte „Gender-Pay-Gap“, die Lücke zwischen den Gehältern von Frauen und Männern, ist leider real.

Insbesondere in Pflege- und Gesundheitsberufen herrschen Frauenquoten, von denen so manche Unternehmen träumen würden. Und gerade jetzt, in dieser gegenwärtigen verrückten Phase wird uns noch einmal deutlicher vor Augen geführt, wie wichtig gerade diese Berufsgruppen für das Bestehen unserer Gesellschaft sind. Und die gesellschaftliche Reaktion darauf? Tägliches Klatschen. Für all die Helfer*innen, die dafür sorgen, dass wir als Gesellschaft einigermaßen gut durch diese Zeit kommen. Versteht mich nicht falsch: Anerkennung ist super. Und ja, sie kann auch mal durch ein Klatschen verdeutlicht werden. Aber wenn wir mal ehrlich sind, sah insbesondere die Anfangszeit von Corona so aus, dass tagsüber die Supermarktregale leer gekauft wurden und abends dieselben Personen auf ihrem Balkon standen und klatschten - während so manche Krankenschwester (oder mancher Krankenpfleger) nach Schichtende vor dem leeren Supermarktregal stand. Und egal wie laut wir auch klatschen - es füllt keine Mägen.

Bis zum Vorschlag, eine finanzielle Prämie für diese Berufsgruppen einzuführen, vergingen mehrere Wochen. Manche Arbeitgeber weigern sich immer noch, diese Prämie auch zu zahlen. Eine Person aus meinem engen Umfeld arbeitet zum Beispiel in der häuslichen Alten- und Krankenpflege. Sie erhielt von ihrem Arbeitgeber die Aussage, dass die Prämie nicht gezahlt werden soll; stattdessen wurden ihr eine Blume und eine Tafel Schokolade überreicht. 

So. Und jetzt stellen wir uns doch mal kurz vor, die Autoindustrie oder die von Insolvenz bedrohten Flugunternehmen würden mit Blümchen und Süßigkeiten, statt finanziellen Förderungen abgespeist werden. Oder vielleicht könnte man für sie ja auch mal klatschen.

Stopp. Ich schreibe mich gerade in Rage. 

Dabei wollte ich mit diesem Text eigentlich einen hoffnungsvolleren Blick in die Zukunft werfen.

Nun gut. Mein Blick in die Zukunft ist tatsächlich hoffnungsvoll. Ich wünsche mir nämlich, dass wir aus der aktuellen Zeit lernen. 

Ich wünsche mir, dass wir Berufe und Tätigkeiten nach Corona anders werten und dies sich auch finanziell niederschlägt. Friseur*innen, Verkäufer*innen, Erzieher*innen, Pflegepersonal… All die Berufe, die wir jetzt als systemrelevant wahrnehmen - es sind in erster Linie Berufe der niedrigeren Gehaltsstufen.

Ich wünsche mir generell, dass Menschen - egal welchen Geschlechts - für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden. Dass es bei der Lohnstaffelung nicht auf das biologische Geschlecht, sondern einzig und allein auf Qualifikationen ankommt. Dass sich Menschen unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht freiwillig dafür entscheiden können, in Teilzeit zu arbeiten, um sich um Kindererziehung oder Pflegeaufgaben zu kümmern – und dass sie dadurch keine langfristigen finanziellen Nachteile fürchten müssen. Ich wünsche mir ein Wegrücken von den klassischen Rollenverteilungen. 

Große Träume. 

Zu groß? Wer weiß. Das hat sicherlich auch mal jemand über die Forderung nach einem allgemeinen Wahlrecht für Frauen gesagt. Vielleicht verändert Corona uns wirklich. Vielleicht ist das alles hier eine echte Chance, Verteilungen gesellschaftlich neu zu überdenken. Deshalb träume ich weiter. Und werde mich noch so lange in Rage denken, reden und schreiben, bis es keine Träume mehr sind.

Dies und Das

Indonesien: bei Regelverstoß droht „Spukhaus“
Andere Länder - andere Sitten. Wer dachte, die Strafen und Bußgelder im Falle von Verstößen gegen die Corona-Verordnungen in Deutschland seien streng, hat sich wohl noch nicht mit den Strafen in Indonesien beschäftigt. Dort werden Personen, die sich nicht an die Auflagen zur Eindämmung des Virus halten, in sogenannte „Spukhäuser“ gesperrt. Dabei handle es sich um leerstehende und der Vermutung nach verfluchte Häuser. Wahlweise werden sie auch gezwungen, in öffentlichen Gebäuden Putzdienste zu verrichten - bekleidet mit einer Weste, auf denen ihr Regelverstoß zu lesen sei. Wirklich nachvollziehen, ob die ans Mittelalter erinnernden Maßnahmen wirken, können wir leider nicht - in Indonesien herrsche eine der niedrigsten Testraten weltweit.
n-tv
→ Tagesschau (Ticker)

Spanien: Fußball gegen den Corona-Blues
Das Medienunternehmen Mediapro einigte sich mit dem spanischen Fußball-Ligaverband darauf, dass die im Juni erneut anlaufende spanische Fußball-Liga für Bewohner*innen von Seniorenheimen kostenfrei verfolgt werden kann. Eigentlich sei geplant gewesen, die Spiele lediglich auf Pay-TV-Sendern auszustrahlen. Nun sollen die Übertragungen für eine Abwechslung im Alltag der Seniorenheimbewohner*innen sorgen. In Spanien herrschen nun bereits seit drei Monaten strenge Besuchseinschränkungen in Altenpflege- und Senioreneinrichtungen.
Hamburger Morgenpost 

Pianist Igor Levit kündigt Klaviermarathon an
Der Pianist Igor Levit kündigte für den heutigen Samstag einen ganz besonderen Livestream an: Er wolle das Werk „Vexations“ (Erik Satie) spielen. So weit, so gut. Das Besondere daran: Das Klavierstück besteht aus 840 Wiederholungen einer Notenseite und ist demnach ganze 20 Stunden lang. Levit plant deshalb, die Übertragung bis zum Sonntagmittag aufrecht zu erhalten. Damit wolle er auf die Notlage von Musiker*innen aufgrund der Corona-Pandemie aufmerksam machen: „Diese Zeit, sie ist für uns Künstler brutal - körperlich, mental, emotional. Und deswegen, glaube ich, passt dieses Werk so gut: um die Aufmerksamkeit auf den Zustand zu richten, in dem wir uns befinden.“, so Levit gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zu verfolgen sein wird das Konzert ab 14 Uhr, unter anderem auf Levits Instagram- und Twitteraccount. 
Saarbrücker Zeitung
Igor Levit (Twitter)

Von grau zu bunt?
Auch wenn der „Granny-Hair-Trend“ (das absichtliche Färben der Haare in grau) noch nicht allzu weit zurückliegt, wird das Entdecken des ersten grauen Haares oftmals nicht als sonderlich positives Erlebnis wahrgenommen. Der Ausspruch „Davon bekomme ich noch graue Haare!“ kommt auch nicht von ungefähr - die Auswirkungen von Stress auf die frühzeitige Ergrauung des Haupthaares wurden bereits wissenschaftlich nachgewiesen. Neu ist jetzt allerdings, dass es wohl auch möglich sei, dem Haar wieder seine Naturfarbe zurück zu geben, indem Stress vermieden werde. Forscher*innen teilten auf dem Preprint-Server „bioRxiv“ mit, dass sie anhand von Untersuchungen mehrerer hundert Haare feststellen konnten, dass manche Haare nicht vollständig ergraut seien, sondern phasenweise immer noch die Naturhaarfarbe vorhanden sei. Mit den ergrauten Stellen hätten sie Zusammenhänge zu stressigen Lebensereignissen ziehen können. Nun soll dieser Effekt näher erforscht werden, um auf Grundlage dieser Erkenntnisse neue Haarfärbemittel zu entwickeln. Bestätigungen dieser Thesen seitens anderer Wissenschaftler*innen stünden jedoch noch aus.
Deutschlandfunk Nova

Und mit diesem positiven Ausblick schicken wir euch nun in das Pfingstwochenende. Egal ob ihr eure Lieben besucht oder selbst Besuch bekommt, ob ihr das schöne Wetter genießt oder euch einfach mal Zeit für euch nehmt - wir wünschen euch, dass ihr jeglichen Stress von euch abprallen lassen könnt. Lasst es euch gutgehen und habt euch lieb!

Eure Stephanie, Annika und das ganze Team von angstfrei.news!

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Tagesschau (Ticker) | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.