angstfrei.news Feed abonnieren Teilen auf Facebook Teilen auf Twitter Teilen auf WhatsApp Teilen auf Xing Teilen auf Linkedin
« »

Samstag, 6. Juni 2020 | 8 Uhr

Marlon
Stephanie

Guten Morgen liebe Leser*innen,

herzlichen willkommen im Wochenendmodus. Wie wäre es mit einem gemütlichen Start in den Tag? Vielleicht mit einer leckeren Tasse Kaffee oder Tee, oder was auch immer ihr gern zum Frühstück trinkt und unserer aktuellen Ausgabe. Das aktuelle gemütliche Wetter lädt ja gerade dazu ein ausgiebig zu schmökern. Wie gewohnt erwartet euch zunächst eine Zusammenfassung des wichtigsten Nachrichten. Im heutigen 360 Grad berichtet Marlon sehr persönlich über “Stagnation” und warum ein Song mit dem gleichen Titel so wichtig für ihn ist. In seinem Interview steht ein (Angst) érfahrender Musiker im Rede und Antwort.

Also, ab auf die Couch. Decke drüber und schmökern 🙂

Einen schönen Samstag wünschen euch Marlon und Stephanie und das ganze Team von angstfrei.news!

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die guten Nachrichten des Tages

Fidschi ist Corona frei
Der pazifische Inselstaat Fidschi ist frei vom Coronavirus und Spanien hat seine Erkrankungswelle weitestgehend unter Kontrolle. Nach eigenen Angaben hat der 900000 Einwohner zählende Inselstaat im Südpazifik seit 45 Tagen keine aktiven Covid 19 Fälle mehr registriert. Auch die spanische Behörde für gesundheitliche Notfälle hat laut eigenen Angaben die aktuelle Coronawelle weitgehend unter Kontrolle. Die Zahlen der Neuinfektionen wäre stark rückläufig, auch die Zahl der Patienten die intensivmedizinisch betreut werden, sinke stetig. (Quelle: dpa)

Die Nachrichtenlage

EU-weite Reisefreiheit bis Ende Juni erwartet
Zum 15.Juni möchte Innenminister Seehofer die Grenzen zu den EU Ländern wieder öffnen. Bis Ende Juni soll diese Öffnung auch für den gesamten Schengen Raum gelten. Die EU-weite Reisefreiheit wäre so bis Ende Juni wieder hergestellt. Das Einreiseverbot aus Drittstaaten werde um 14 Tage bis zum 1.Juli verlängert. Ein Vorschlag zur Lösung dazu wird von der EU Kommission in der nächsten Woche erwartet. Tschechien hat bereits heute seine Grenzen für Reisende aus Deutschland, Österreich und Ungarn wieder geöffnet.
Tagesschau

Wiederaufnahme des regulären Betrieb an den Schulen
Schulministerin Yvonne Gebauer zieht eine positive Bilanz aus den ersten Schultagen. Sie möchte so schnell wie möglich in den Regelbetrieb der Schulen zurückkehren. Das Schulministerium hat für die Schulen Hygienestandards definiert, um Infektionsketten in den Schulen bestmöglichst zu verhindern. Zudem sollen auf Empfehlung des Robert Koch Instituts auch Lehrkräfte der Risikogruppe wieder Präsenzunterricht geben.

Die Nachfrage nach Notbetreuung steige immer mehr an, besonders an den Grundschulen.

Gebauer sagte ausserdem, das NRW aus dem Soforthilfepakets des Bundes 105 Millionen erhalten werde. Damit werden digitale Endgeräte für benachteiligte Kinder bezuschusst.

Die Rückkehr zum Regelbetrieb der Schulen sorgt für rege Diskussionen. Bundesbildungsministerin Karliczek warnt vor voreiligen Schritten bei der Rückkehr zum Regelbetrieb. Sie betont, dass unbedingt weiterhin auf ausreichend Gesundheitsschutz geachtet werden müsse, um verlässlichen Präsenzunterricht zu gestalten. Die Entscheidung wann genau die Schulen wieder ihren regulären Betrieb wieder aufnehmen, liegt bei den einzelnen Ländern. NRW plant für den 15.06.2020 die Wiederaufnahme des Unterrichts im normalen Klassenverband.
Tagesschau | → Tagesschau

Konjunkturpaket: Diskussionen über Mehrwertsteuer-Senkung
Das Konjunkturpaket ist beschlossen. Ein Teil dessen ist die Senkung der Mehrwertsteuer. Diese soll ab dem 1.Juli bis zum Jahresende von 19% auf 16% gesenkt werden. Ziel der Senkung ist das Schaffen von Kaufanreizen um damit eine Stärkung der durch die Corona Krise geschwächten Unternehmen zu erreichen. Dieser Plan erntet viel Zuspruch, allerdings sorgt besonders die Senkung der Mehrwertsteuer auch für Diskussionen. Ralf Mützenich, Fraktionsvorsitzende der SPD zog im Interview mit dem Deutschlandfunk eine Verlängerung der Senkung bis ins nächste Jahr in Erwägung. Ob diese Massnahme reiche werde sich erst im Laufe der kommenden Wochen zeigen. Ähnlich äußerte sich auch CDU Chef Markus Söder dazu. Bundeskanzlerin Merkel widerspricht diesen Äußerungen und betonte dass “wir uns längere Einnahmensausfälle gar nicht leisten können “ SPD Minister Scholz äußerte, dass gerade die Befristung der Mehrwertsteuer Senkung effektiv sei. Widerspruch gibt es von dem Vorsitzenden der sogenannten Wirtschaftsweisen Lars Feld. Dieser sagte, dass niedrige Preise nicht automatisch zu größerer Kauflust beim Kunden führen, denn diese sei aufgrund von Sorge um den Arbeitsplatz oder Kurzarbeit gedämpft.
Tagesschau

Weitere Lockerungen der Coronaschutz Massnahmen
Die einzelnen Bundesländer haben weitere Lockerungen der Corona Schutzmassnahmen beschlossen. Die Entscheidungen über Details der Lockerungen sind Ländersache. Einen detaillierten Überblick hat die Tagesschau zusammengetragen. Diesen findet ihr hier
Tagesschau

Neuinfektionen in Göttinger Hochhauskomplex
In einem Hochhauskomplex in Göttingen haben sich 120 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Stadt ordnete umfangreiche Massentests an, bis Sonntag sollen alle Bewohner des am stärksten betroffenen Wohnkomplex auf das Coronavirus getestet werden.
NDR

Infektionen bei Gottesdienstbesuchern in Mecklenburg Vorpommern
In Mecklenburg Vorpommern ist ein Priester der katholischen Kirche positiv auf das Corona Virus getestet worden. Er habe zudem sechs weitere Kontaktpersonen angesteckt. Diese wurden durch die Listen in denen sich die Gottesdienstbesucher eintragen müssen ermittelt. Das zuständige Gesundheitsamt ordnete umfangreiche Tests und Quarantänemaßnahmen an. (Quelle: dpa)

Demonstration vor der Semperoper in Dresden
Vor der Semperoper in Dresden machte die Veranstaltungsbranche mit einer Aktion auf ihre schwierige finanzielle Lage aufmerksam. “Ohne uns ist Stille” war das Motto dieser Aktion bei der 1000 leere Stühle auf den Theaterplatz gestellt wurden. An der Demonstration nahmen unterschiedliche Vertreter der Branche teil, sie alle sind wegen der Corona Krise unverschuldet in Not geraten. (Quelle: dpa)

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 183.678 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 06.06.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 407 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 3.361.447 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 109.839 Personen mehr als gestern Früh. Davon 168.900 in Deutschland (Stand: 06.06.2020 08:06 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Fuchskind
Neurodiversität und Nerdkram. Die perfekte Kombi! Daniela Schreiter alias Fuchskind ist Comiczeichnerin. Ihre Schwerpunktthemen sind aufgrund eigener Betroffenheit Neurodiversität und psychische Erkrankungen, Erklärcomics zu wissenschaftlichen Themen und Motive aus Videospielen. In ihren Büchern “Schattenspringer”, von denen es bisher 3 Ausgaben gibt, klärt sie über Autismus auf und hilft somit insbesondere jungen Menschen, sich selbst besser zu verstehen.
Fuchskind

360° - von Mensch zu Mensch

Stagnation

von Marlon

“Stagnation” -Ein großartiger Song von Love A. Aber auch eine unschöne Realität.

Beispielhaft dafür ist die Entstehung dieses Textes. Ich habe ein Vorhaben, aber die Umsetzung dauert ewig. Ich weiß, was ich sagen will, aber bekomme es nicht formuliert, weil es manchmal ziemlich anstrengend ist, Abstraktionen und Gedankenbilder in Worte umzusetzen. Während ich diesen Text schreibe, bin ich erschöpft und werde abgelenkt, weil mein Kater gerade auf dem Tisch sitzt, seine Nase in „unerlaubtes Territorium“ steckt und plötzlich genüsslich am Butterbrot meiner Mutter leckt. Trotzdem füllt sich der Text langsam mit Worten. Nicht so, wie ich es mir wünschen würde. Viel zu langsam. Aber es passiert etwas.

Das ist ein gutes Bild für das, was ich ansprechen möchte.

Ich habe oft das Gefühl, zu stagnieren. Wenn mein Leben nach dem altbekannten „Einen Schritt vor, Zwei zurück“ verläuft, bekommt man das Gefühl des Steckenbleibens, obwohl eigentlich trotzdem ganz viel Bewegung im Leben, der Entwicklung und dem Werdegang steckt. Aber warum fühlt es sich dann trotzdem so langsam und stillstehend an?

Heute wurde in der Abijahrgangsgruppe auf Whatsapp verkündet, dass fast alle das Abitur bestanden hätten, es wurde sich beglückwünscht und gefreut. Für sie geht es weiter. Ich hätte da auch gern mitgemacht, aber leider funktioniert das mit dem Abiturschreiben so schlecht, wenn man krankheitsbedingt seit sechs Monaten keine Schule mehr betreten hat.

Vor einem Jahr sah ich mich schon stolz das Abiturzeugnis entgegennehmen. Auf diesen Moment fieberte ich jahrelang hin. Ich habe es mir detailliert ausgemalt. Was ziehe ich an? Bloß nichts „Konservatives“. Ich will das Abitur als „ich“ empfangen. Nicht aufgebrezelt. Lockere Krawatte, ein Hemd, aber bloß kein Weißes. Oder eins meiner 12 Streifenshirts? Dazu die Lieblingshose und eine Anzugweste. Irgendwo einen Regenbogen ins Outfit einbauen. Vermutlich werde ich damit wie ein Musiker von 2000er Highschool Pop-Punkbands aussehen. Passiert.

Und dann ab Oktober ab zur Uni. Mit Schultüte, so wie ich einen Einhornrucksack als Substitutionsschultüte gefüllt mit Lieblingssachen aus meiner Kindheit (und auch heute noch… Pokemon!) zum Eintritt in die Oberstufe geschenkt bekommen habe. Ein eigenes richtiges Stethoskop, was ich bald brauchen werde. Gewisse blau-weiße Bücher, ein Amboss-Zugang und im Portemonnaie einen Studierendenausweis mit dem Logo meiner Traumuni. Und natürlich etwas Rebellion gegen die ganzen Einserschüler*innen aus gutem Elternhaus.

Naja. War erstmal nichts. Also – Nächste Runde. Kenne das ja schon. Nächstes Jahr funktioniert es dann hoffentlich. Darauf möchte ich mich jetzt vorbereiten, indem ich Literatur für das Deutschabitur lese, weitere Recherche für meine Facharbeit betreibe und mich irgendwie organisiert bekomme. Aber… ups. Ich muss mich ja irgendwie mal wieder von Neuem von Grund auf wieder in eine gewisse Alltagstauglichkeit zurück manövrieren, was allein durch Eigeninitiative ohne Krankengymnastik und Rehasperre durch Corona gar nicht so einfach ist. Es gab einen tollen Plan, aber davon kann nichts stattfinden. Schlechte Kombi.

Oft kommt mir aber einfach die Krankheit im Weg, ich bin dann sehr müde und zugleich froh, wenn ich Kleinigkeiten auf die Reihe bekomme. Das sind diese Tage, in denen die Spielekonsole die beste Freundin ist. Proaktive Realitätsflucht, wenn‘s scheiße läuft. Auch das muss sein, gibt aber ein schlechtes Gewissen, weil „Ich hätte doch … tun können/sollen/müssen“. Subjektive Zeitverschwendung, objektive absolute Notwendigkeit, sich auszuruhen.

Ich stagniere, aber darf mich gleichzeitig nicht komplett wahnsinnig machen und in Zukunftsängste verfallen. Das wirkt teilweise wie eine nahezu unlösbare Mammutaufgabe. Dann verfalle ich in destruktive Denkmuster alá „Was soll aus mir so werden?“ „Wann geht es endlich weiter?“ und mir wird klar, dass genau solche Denkmuster ein weiteres großes Hindernis sind, weil sie die Wirklichkeit verzerren – Ich würde völlig aus den Augen verlieren, wie ich es geschafft habe, dort zu stehen, wo ich gerade steckenbleibe und den Punkt an dem ich bin, zu würdigen.

Gleichzeitig vergesse ich zwischendrin immer mal wieder, dass ich die Stagnation in guten Phasen im Turbotempo immer wieder wettmache und es auch während es nicht so klappt, wie es sollte, trotzdem in kleinsten Schritten vorangeht. Ich vergesse den intensiven Aufwand und die Resilienz, die das Aufarbeiten des Stillstandes gefordert hat. Die ganzen Fähigkeiten, die ich habe, um in diesen Situationen klar zu kommen und mein Ding zu machen. Ich vergesse auch ganz gerne mal, dass gerade dieses Gefühl des unangenehmen Stillstandes bis hin zur Angst ein gesundes und gutes Zeichen dafür ist, motiviert zu sein.

Hätte ich keine Motivation mehr, wäre die Angst weg. Es ist ein Kreislauf, der im Optimalfall für mich nutzbar ist. Ist die Angst weg oder verdrängt, weil sie lähmt, erst dann habe ich ein Problem. Angst kann hilfreich sein. Es kommt auf die Balance an. So wie in besagtem Song von Love A besungen wird.
YouTube

daz - die angst zeitschrift

360° - im Gespräch

… mit Mar

MarLON interviewt MAR. Saukomisch eigentlich. Wir haben uns vor einigen Jahren über das Internet kennengelernt und sind in Kontakt gekommen, weil unser Musikgeschmäcker und Begeisterung sehr ähnlich sind. Es dauerte dementsprechend nicht lange, bis wir uns in einem kleinen Club auf einem Konzert der Flatliners und The Menzingers trafen. Stilecht mit einer Fahrt in einem Lastenaufzug neben Schallplatten - und Bierkisten. Davor schon haben wir uns über verschiedene Dinge unterhalten. Dieses “Gott und die Welt”-Ding. Ihr wisst schon. Mar hat nicht nur Ahnung von Musik, sondern auch eine Angststörung und spricht online über den Umgang damit.

Was sind deine wichtigsten Ressourcen im Umgang mit der Angst?

Ich glaube die wichtigste ist, wie im Bezug zu ALLEM, Musik. Oft auch Lieder, die Ängste, Depressionen usw thematisieren. Traurige Musik zieht mich nicht runter, wie oft von anderen vermutet wird. Sie gibt mir das Gefühl verstanden zu werden, mit meinen Sorgen nicht allein zu sein. Sie macht mir auch Mut. Es hilft zu wissen, dass andere auch strugglen, auch wenn ich wirklich niemandem eine Angststörung wünsche. 0/10 would not recommend. Und natürlich auch die Skills, die ich in der Verhaltenstherapie gelernt habe. Ich glaube, ich kann mittlerweile ganz gut analysieren, ob meine Angst in einer Situation berechtigt ist, oder ob sie ausschließlich von der Erkrankung ausgelöst wird. Das hilft mir sehr im Umgang mit meiner Angststörung.

Und auch, dass ich mich ihr regelmäßig stelle und mir sage: Jetzt erst recht!

Ich mache Dinge, die mir wichtig sind, auch wenn ich Angst habe. Ich lasse mich immer weniger von ihr aufhalten oder in meinen Entscheidungen beeinflussen.

Was war bisher dein schönstes Erfolgserlebnis dabei?

Uff, da gibt es tatsächlich viele. Aber ich glaube ein gutes Beispiel ist meine erste Konzertreise bei der ich ganz allein in einer fremden Stadt, in einer fremden Location mein erstes richtiges Konzert von Die Nerven besucht habe. Das war im November 2016. Vorher habe ich sie bei ihrem Auftritt beim Festival, was passenderweise auf den Namen "Angst macht keinen Lärm" hört, gesehen und war direkt sehr begeistert von der Energie. Ich hatte die Band ein paar Monate vorher durch Zufall in einer Playlist entdeckt.

Der zweite Song, den ich von ihnen gehört habe, war "Angst" und das ist bis heute einer der wichtigsten Songs für mich. Ich hab mich SO verstanden gefühlt. Deshalb wollte ich sie unbedingt noch einmal sehen. Und das hat, obwohl ichs damals noch nicht absehen konnte, mein Leben sehr stark beeinflusst. Konzerte und besonders Konzerte von Die Nerven sind für mich ein Zuhause, ein Safespace, ein Ort, an dem ich für ein paar Stunden einfach ALLES vergessen kann, was mich sonst belastet. Ich kann für ein paar Stunden komplett FREI sein. Mittlerweile fahre ich für Konzerte allein durchs ganze Land, habe viele liebe Menschen kennengelernt, fast in jeder Stadt eine Begleitung, und wenn nicht gehe ich halt einfach trotzdem. Weils mich glücklich macht.

Was hilft dir besonders jetzt, während des Ausfalls von Konzerten in dieser komischen Zeit nicht die Nerven zu verlieren?

Ich bin jetzt tatsächlich schon 12 Wochen zuhause, unterbrochen von ein paar wenigen Tagen im Büro. Das ist eine unfassbar lange Zeit. Gerade auch weil ich allein wohne und somit quasi außerhalb von Telegram & co keinen wirklichen Kontakt zu meinen Freund_innen habe. Ich höre viel Musik, lese Bücher und schreibe Postkarten an meine Freund_innen, unabhängig davon, ob sie in auch in Berlin oder am anderen Ende von Deutschland wohnen. Außerdem ist mein neuer Bass genau am Wochenende bevor ich mich in Isolation begeben habe, angekommen. Ich spiele und übe jeden Tag, bemerke meine Fortschritte und habe unfassbar viel Freude daran. Ich nehme ihn für 5 Minuten in die Hand und - ZACK - sind zwei Stunden vergangen. Das sind so Dinge, die mir Beschäftigung und Ablenkung bringen und die ich sehr genieße. Ich habe auch wieder angefangen Tagebuch zu schreiben um meine zum Teil sehr intensiven Gefühlen und Gedanken besser verarbeiten zu können und es hilft mir deutlich mehr, als ich erwartet hatte.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Briefe & Karten gegen die Einsamkeit zu versenden?

Angefangen hat es eigentlich damit, dass ich einer lieben Freundin eine Freude machen wollte, weil es ihr nicht gut ging. Also habe ich ihr einen Umschlag mit einer lieben Karte und ein paar Aufklebern geschickt. Sie hat sich unfassbar darüber gefreut. Eine andere Freundin hatte dann die Idee, wir könnten ja eine Brieffreundschaft starten, was wir dann auch gemacht haben. Wir schreiben uns sehr regelmäßig gegenseitig. Ich hab gemerkt, wieviel Spaß mir das macht. Das ist dann kontinuierlich so gewachsen.

Ich hab als Teenager vor Social Media viele Brieffreundschaften geführt. Mit einigen Leuten schreibe ich hin und her, andere haben nicht die Energie oder Kapazität zu antworten, was auch okay ist. Darum ging es mir auch gar nicht vorrangig. Mein Ziel war und ist vor allem Leuten, die mir am Herzen liegen, einfach eine kleine Freude zu machen. Etwas, dass ihnen in dieser Ausnahmesituation, in der wir uns befinden, den "Alltag" ein wenig erleichtert, ihnen vielleicht ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und sagt Hey, du bist nicht allein. Mittlerweile habe ich 100 Briefe & Karten verschickt.

Konnte Deine Schallplattensammlung in dieser Zeit auch ein exponentielles Wachstum verzeichnen?

Ich sag das so im Scherz, aber es stimmt schon: Mein Sozialleben verwelkt, während meine Plattensammlung wächst und gedeiht. Weil ich meine Musik ja generell auf Vinyl kaufe und auch weil ich natürlich Musiker_innen und Plattenläden in dieser Zeit im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützen möchte. Nicht nur wir leiden, weil wir viele Dinge nicht machen können, die sonst vielleicht selbstverständlich sind. Viele Menschen müssen gerade auch um ihre Existenz kämpfen.

Angefangen hat es damit, dass ich meine Sammlung der Band Isolation Berlin vervollständigt habe, das waren 4 Platten. Außerdem habe ich unter anderem auch neue Platten von Savages, Julien Baker, Florence + The Machine & Tocotronic in meiner Sammlung. Das ist ein schon eher überdurchschnittlicher Zuwachs ja, aber ich habe gerade auch viel Zeit mich aktiv mit Musik zu befassen und versuche das zu genießen.

Ich habe auch eine Playlist mit verschiedensten Songs zum Thema Angst zusammengetragen, ich hoffe sie gefällt und kann auch anderen eine kleine Stütze im Umgang mit ihren Ängsten sein.
Spotify

Dies und Das

Angst und Entwicklungsstörungen
Angststörungen sind oft eine Komorbidität, wenn eine Entwicklungsstörung vorliegt. Besonders Neurodiversitäten wie ADHS fallen darunter. Gerade im Erwachsenenalter kann es zu Vorurteilen kommen, da ADHS oft als Kinderkrankheit gesehen oder sogar dessen Existenz verleugnet wird. Dieser Artikel klärt differenziert auf.
Deutschlandfunk ADHS

Damit wünschen wir euch ein schönes Wochenfinale und eine positive Grundhaltung zum verregneten Wochenende: Es ist gut für die Natur und den Kuschelfaktor zu #stayathome-Zeiten.

Herzlichst Stephanie, Marlon und das ganze Team von angstfrei.news!

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker |
Tagesschau (Ticker) | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.