Samstag, 9. Mai 2020 | 20 Uhr
Einen schönen guten Samstag Abend, allerseits!
Wir hoffen, ihr konntet den sonnigen Tag zufrieden und einigermaßen sorgenfrei verbringen. Jetzt wünschen wir euch ein gutes Restwochenende und hoffen, aus gegebenem Anlass und Blick auf die aktuellen Nachrichten, gerade euch nicht sagen zu müssen, dass das Gros an Verschwörungstheorien da draußen schon auf den allerersten Blick völlig hanebüchen ist. (Und der Rest dann auf den zweiten.)
Also, bleibt sauber und positiv, passt auf euch auf und lasst euch nix erzählen.
Wir wünschen euch was!
Nicholas & Katharina
und das ganze Angstfrei Team.
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Die gute Nachricht des Tages
(und eine zum Abend)
Italien: schon drei Tage sinkende Infektionszahlen
Über Wochen ist Italien jetzt schon das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land in Europa. Da ist es eine besonders gute Nachricht, dass das Land am dritten Tag in Folge weniger Virus-Fälle und auch weniger Verstorbene meldet. Dies ist ein Trend, der Hoffnung macht.
→ Tagesschau
Iren helfen Native Americans
Über eine GoFundME-Kampagne hat die irische Bevölkerung fast drei Millionen Dollar zur Unterstützung der Native Americans gesammelt. Damit soll den Stämmen der Navajo und Hopi vor allem Medizin zur Verfügung gestellt werden. Die Iren erwidern damit einen historischen Gefallen: vor 173 Jahren spendeten amerikanische Ureinwohner vom Stamm der Choctwaw 170 Dollar (rund 5000 Dollar nach heutigem Wert) zur Unterstützung in einer großen Hungersnot. Das Besondere damals: Die Spende erfolgte zu einer Zeit, als weiße Siedler*innen aus Europa die Ureinwohner*innen aus ihrem Lebensraum vertrieben, deportiert und misshandelt hatten. Heute sind die Native Americans eine besonders heftig von der Corona-Pandemie betroffene Bevölkerungsgruppe. Deswegen ist es ein besonders guter Zeitpunkt, sich der alten Geste zu erinnern und sie zu erneuern.
→ GoFundMe-Kampagne | New York Times
Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen
Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen
In mehreren Demonstrationen gingen deutschlandweit heute Menschen gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straßen. Schwerpunkte waren Stuttgart, München, Berlin und Frankfurt. Friedlich und unter weitestgehender Einhaltung der Abstandsregeln demonstrierten rund 10.000 Menschen auf den Stuttgarter Wasen. Es ist bereits die zweite Demonstration des Bündnisses "Querdenken", das im Rahmen der Corona-Krise an Zulauf gewinnt. In Berlin, wo es mehrere Demonstrationen gab, war es weniger friedlich. Da Abstandsregeln nicht eingehalten wurden und bspw. Auf dem Alexanderplatz deutlich zu viele Menschen versammelt waren, mussten 30 Menschen festgenommen werden.
Rund 3000 statt der zuvor angemeldeten 80 Personen kamen in München zusammen. Die Menschen wurden auch hier von der Überzeugung getrieben, dass die Infektionsbestimmungen ihrer Meinung nach zu strikt seien. Die Polizei entschied sich trotz der deutlichen Überschreitung der angemeldeten Teilnehmerzahl dafür, aus Gründen der Verhältnismäßigkeit die Demonstration laufen zu lassen, da die Menschen sich an die Regeln hielten. Auch in Frankfurt und Dortmund gab es unangemeldete Demonstrationen. In Frankfurt konnten rund 500 Menschen an einer nicht-angemeldeten Demonstration teilnehmen, die Stadt Dortmund untersagte hingegen die Zusammenkunft. Hintergrund hier war allerdings, dass es gesicherte Erkenntnisse darüber vorragend ass vom Verfassungsschutz beobachtete Rechtsextremisten versuchen werden, bereits angemeldete Demonstrationen zu unterwandern.", so die Polizei.
Insgesamt wächst die Sorge vor einer verborgenen Bewegung von Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern im Rahmen der aktuellen Demonstrationen. So sorgt sich Berlins Innensenator Andreas Geisel: "Das Gefährliche daran ist, dass diese Leute mit ihren kruden Thesen auch Menschen erreichen, die eigentlich fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehen", sagte der SPD-Politiker dem SPIEGEL: "Die lassen sich dann für die Verbreitung von Verschwörungstheorien instrumentalisieren."
→ dpa | Tagesschau
Coesfeld, Greiz, Steinburg: Die Obergrenze
Nachdem die Bundesregierung am Mittwoch dieser Woche, im Rahmen der weiteren Lockdown-Lockerungen, eine Obergrenze von 50 Infizierten pro 100.000 Einwohnern zur Aufrechterhaltung besagter Lockerungen für die Kreise und kreisfreien Städte beschlossen wurde (wir berichteten), sind Stand heute nur drei Kreise bundesweit davon betroffen: Coesfeld in NRW, Greiz in Thüringen und Steinburg in Schleswig Holstein.
Coesfeld liegt hierbei laut neuesten Zahlen des RKI mit 76 Infizierten pro 100.000 Einwohner weit über der Grenze, was Berichten zufolge hauptursächlich daran liege, dass sich im fleischverarbeitenden Betrieb “Westfleisch” über 180 Mitarbeiter mit dem Corona-Virus infiziert hätten. Derzeit werden die Adressen und Standorte der Betroffenen ermittelt. Viele der landesweit geplanten Lockerungen, wie etwa für Gaststätten und Geschäfte, wurden nun im Kreis Coesfeld um eine Woche verschoben. Im thüringischen Greiz hingegen wehrte sich zuletzt die Landrätin Martina Schweinsburg Berichten zufolge beständig gegen ein vorläufiges Aussetzen der neuen Regeln, Ministerpräsident Ramelow verurteilte dies scharf.
→ dpa | Spiegel | Tagesschau
Widerstand gegen geschlossene EU-Grenzen
In einem gemeinsamen Schreiben sprachen sich Mitglieder der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung für Grenzöffnungen - insbesondere zwischen Deutschland und Frankreich - aus. Auf beiden Seiten der Grenze sinken die Zahlen, daher könnten die Beschränkungen "nicht mehr mit Gesundheitsschutz begründet werden". Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sieht das ähnlich: "Der Virus überträgt sich von Mensch zu Mensch, nicht von Land zu Land", sagte er gestern in den Tagesthemen. Insbesondere in hochfrequentierten Grenzregionen wie zwischen Deutschland und Luxemburg sorgen die Grenzschließungen vermehrt für Unmut. NRW-Ministerpräsident Laschet ergänzt, sein Bundesland Nordrhein-Westfalen habe im Kampf gegen die Pandemie von vornherein grenzüberschreitend gearbeitet, dies sei wirkungsvoller gewesen. Laschet regt an, auch mit den den Regierungen der Niederlande, Belgiens und Österreich zu reden.
Die EU-Kommission möchte die weitreichenden Einreisebeschränkungen in die EU bis zum 15. Juni, also um weitere 30 Tage, verlängern. „Unser oberstes Ziel ist die Wiederherstellung eines voll funktionsfähigen Schengenraums der Freizügigkeit, sobald die Gesundheitslage dies zulässt“, sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson. Dann erst könnten die Beschränkungen an den Außengrenzen aufgehoben werden. Zur Eindämmung der Pandemie hatten sich Mitte März alle EU-Staaten außer Irland sowie die Nicht-EU-Staaten Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island darauf geeinigt, nicht zwingend notwendige Reisen in die EU zunächst einzuschränken.
→ rp-online | Tagesthemen (Asselborn) | ZDF (Schreiben)
Kitas in Hamburg und NRW öffnen wieder
Ab 18. Mai sind für Kinder in Hamburg, ab kommenden Donnerstag (zumindest schrittweise) bereits auch in NRW die Kitas wieder in Form eines eingeschränkten Regelbetriebes geöffnet. Zunächst dürfen Fünf- und Sechsjährige wieder zurück, am 8. Juni folgten dann auch viereinhalbjährige Kinder. Bis ende Juni sollten dann auch die Krippen wieder geöffnet sein, so Sozialsenatorin Melanie Leonhard.
Auch in NRW sollen Kindergärten und Kitas stufenweise öffnen. Bereits ab kommenden Donnerstag sollen Vorschulkinder mit besonderem Förderbedarf und Kinder ab zwei Jahren in der Tagespflege zurückkehren. Ab dem 28. Mai sollen alle Vorschulkinder wieder zurück in die Betreuung gehen. An zwei Tagen in der Woche sollen im Juni dann Einrichtungen für alle Kinder geöffnet werden. Familienminister Joachim Stamp kündigte an, dass es erst ab September wieder einen eingeschränkte Regelbetrieb geben werde. Gleichzeitig kündigte er eine großflächige Studie an: Mehrere Tausend Kinder sollten über einen bestimmten Zeitraum kontinuierlich auf das Coronavirus getestet werden.
→ dpa | Süddeutsche Zeitung
Aus aller Welt
Neues Testzentrum in Straßburg
Am Montag öffnet ein neues Corona-Testzentrum in Straßburg seine Tore. Bis zu 2.000 Menschen am Tag sollen hier getestet werden können. Im Louise-Weiss-Gebäude sollen sich Einwohner*innen aus dem Département Bas-Rhin und insbesondere aus Straßburg testen lassen können. Zugelassen sind jedoch nur Menschen ohne Symptome, die als Kontaktfälle identifiziert worden und eine eine ärztliche Verschreibung haben, können den Test nach Terminvereinbarung in Anspruch nehmen. Die Region Grand-Est an der Grenze zu Deutschland ist von der Coronavirus besonders heftig getroffen.
→ Tagesschau (Nachrichtenticker)
Militärparade in Weißrussland stößt auf Kritik
Mit einer großen Militärparade gedachte Weißrussland heute dem 75. Jahrestags des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland. Die Parade stieß auf große Kritik, da weder Abstands noch andere Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten wurden. Russland und die WHO kritisieren die Parade als unvernünftig. Russland verzichtete auf eine große Gedenkveranstaltung und werde diese zu einem späteren Zeitpunkt nachholen hieß es aus dem Kreml.
→ Tagesschau
China übt sich an Selbstkritik
China überrascht mit einem selbstkritischen Statement zum eigenen Gesundheitssystem in dem das Land Schwachstellen einräumt. Im Rahmend es Corona-Ausbruches habe man "Mängel in der Prävention großer Epidemien" gesehen, so der stellvertretende Leiter des nationalen Gesundheitsausschusses, Li Bin. Künftig würde man ein "zentralisiertes, einheitliches und effizientes" System aufbauen, mit dem schneller auf Krisen reagiert werden könne.
→ Tagesschau (Nachrichtenticker)
Little Richard verstorben
Für Gewöhnlich findet ihr hier nicht zwingend Neuigkeiten zum Tode Prominenter, bei Little Richard würde ich (Nicholas) heute gerne eine kleine Ausnahme machen. Einer der Erfinder des Rock ‘n’ Roll ist heute mit 87 Jahren von uns gegangen, das bestätigte sein Sohn Danny Penniman u.a. der New York Times und dem Rolling Stone Magazine. Little Richard, bürgerlich Richard Wayne Penniman, galt als Mitbegründer der Rockmusik und war Idol vieler anderer Musikgrößen. So zählte er u.a. Elvis Presley, Jerry Lee Lewis oder auch Buddy Holly zu seinen größten Fans. So long, Richard!
→ dpa | Spiegel | Tagesschau
Corona in Zahlen
In Deutschland sind 168.551 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 09.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.251 Personen mehr als am Tag zuvor.
Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.
Gesundheitsticker: 1.415.259 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 29.678 Personen mehr als heute Morgen. Davon 143.300 in Deutschland (Stand: 09.05.2020 16:59 Uhr, Quelle: Worldometers).
Tipps des Tages
Backen
Fragt man die online-Plattform Statista, so backt die Hälfte der Deutschen mindestens ab und zu, zwischen 18 und 19 Millionen Menschen der deutschen Bevölkerung regelmäßig (Stand 2018). In Corona-Zeiten dürften diese Zahlen deutlich höher liegen. Auf die Gefahr hin, dass es der ein oder die andere nicht mehr hören kann: Der heutige Tipp des Tages lautet: Back(t) mal was!
Ich (Katharina) habe immer schon gerne gebacken. In den letzten Wochen hat das wieder zugenommen und ganz unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt: Einmal war es das Triumph-Brot, da wir endlich Hefe bekommen haben, mehrfach war es eine gute Beschäftigung mit der Kurzen, ein anderes Mal war es Realitätsflucht in Form Crumble und morgen wird es ein Geburtstagskuchen in Regenbogenfarben.
Mich entspannt das Backen. Und es fasziniert mich. Die Chemie hinter dem Backen sorgt dafür, dass man das, was man zusammenfügt, nicht mehr auseinander bekommt. Sind die Zutaten erstmal vermengt, werden sie unwiederbringbar etwas Neues. Wo hat man das schon mal? So vieles verändert sich aller Nase lang - Kuchen bleibt, sobald er Kuchen wurde. Brot im Übrigen auch. Schön ist das - und im Idealfall schmeckt es auch noch 😉
Daher hier ein paar Tipps, was ihr in den nächsten Tagen mal zubereiten könnt:
Für mich: Müsliriegel
Die habe ich schon vor Corona gemacht: Müsliriegel aus einer zermatschten Banane, alles an Nüssen, was ich finden konnte, einigen Trockenpflaumen, -Feigen, -Datteln und was es sonst so gab, etwas Mehl, ein paar Esslöffel Honig und ggf. ein Ei, wenn ihr keine Veganer seid, zusammenvermengen, backen und fertig ist der Snack zum Denken, Wandern oder Naschen. LECKER!
→ Ein Beispielrezept
Weil's gerade alle machen: Sauerteig
Jede*r hat gefühlt grade einen. Wenn ihr mitmachen wollt:
→ hier lang!
Und danach könnt ihr dann das passende Brot dazu backen. Mein Tipp: Schüttet eine Packung Studentenfutter rein, dann habt ihr Müslibrot 🙂
→ hier lang
Für Kinder
Ich finde es eine wunderbare Beschäftigung, zusammen zu Backen (es muss nicht immer süß sein 😉 ). Wir hatten von “Einhorn-Kacke” (Bunte Baiser-Kekse), über Hefezopf, zu Spiralkeksen schon alles mögliche.
→ Hier findet ihr ganz viel Auswahl
Zum Verschenken oder Verschicken:
Zuletzt noch ein besonderer Tipp, um anderen eine Freude zu machen: Backt doch einfach mal Glückskekse! Das ist zwar ziemlich viel Arbeit, aber wenn ihr sie schön und sicher einpackt und Euren Freund*innen schickt, dann kommt sicher echte Freude an 🙂
→ Hier gibt es ein mögliches Rezept
Also: backt es an 😉
Viel Spaß und guten Appetit!
Von Mensch zu Mensch
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
Ich habe mir schon viele Songzitate unter meine Haut bringen lassen. Da, wo auch Platz für einen feschen Koikarpfen oder Dürers Betende Hände gewesen wäre, steht bei mir meist irgendwas Kluges. Zumindest etwas, das ich dafür halte, sonst würde ich’s mir ja nicht tätowieren lassen. Den wichtigsten Rat habe ich mir auf die Hände schreiben lassen, wo ich’s stets lesen und mantraartig wiederholen kann:
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
Ich besitze meine Angst, dann besitzt sie nicht mich. Das kommt aus einem Song von Peter Gabriel - Darkness heißt er, vom dramatisch unterschätzten Album „UP“. Er hat mich durch zehn schwere Wochen begleitet, in denen ich stationär meine Angststörung durch kognitive Verhaltenstherapie zu weiten Teilen ausgeschwitzt habe. Buchstäblich, denn spannender Weise hatte ich in dieser Zeit häufiger quälende Panikattacken, als zu irgendeiner anderen Zeit. Da braucht’s ne Menge Vertrauen in die behandelnden Therapeut*innen, wenn sie dir erzählen, dass ein Aufflammen vorm großen Löschen zu erwarten und irgendwie auch notwendig war. Da wurden Besitzansprüche geklärt und das unter teils kriegsähnlichen Bedingungen: Wer besitzt hier wen?
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
So, wie es der Plan war.
Und hey, er ist aufgegangen. Meine ganze Geschichte steht in diesem Song und ja, offensichtlich auch die vom alten Pitter. Und das, obwohl wir uns doch gar nicht kennen. Es mag daran liegen, dass Angst, so individuell sie auch ist, trotzdem ein so universelles Gefühl beschreibt. Sie ist Gegnerin und lebenserhaltender Instinkt gleichermaßen. Sie ist ein Zeichen vom Leben, das dir sagen will, dass es noch da ist. So richtig, mit allen Konsequenzen und aller Wucht: Das Leben ist so dermaßen da, dass der Gedanke es zu verlieren deine Grundfeste so richtig erschüttern kann. Es ist da und will da auch nicht weg, tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Und deswegen fürchtest du dich so. Weil’s was gibt, um das es sich zu fürchten lohnt.
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
So, wie du eben das Leben besitzt.
Peter Gabriel schreibt in der ersten Strophe darüber, dass er sich fürchtet „im Meer zu schwimmen, weil sich dunkle Formen unter ihm bewegen“ und auch, wenn ich niemals eine Angst kleinreden würde, bin ich mir sicher dass es ihm um etwas mehr, als die Angst vorm Wasser geht. Unser Alltag ist geprägt von Wellengang und gelegentlichen Schemen, die wir nicht genau erkennen und schon dreimal nicht adhoc dekodieren können. Und weil das so ist, wird das Stück Treibholz, dass uns gerade gestreift hat, gerne mal zum Weißen Hai fantasiert. Dieser Schauder ist nur allzu menschlich und hält uns in fiesen Zeiten lebendig, denn da draußen lauern wirklich Gefahren, aber so ungern ich das zum Teil der guten Nachricht machen möchte: Weltweit werden jährlich nur rund hundert Haiangriffe dokumentiert.
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
So, wie du dein gutes Wissen besitzt.
Viel sinnvoller, als das Wissen um die Folgen eines Haiangriffs ist nämlich das Wissen, dass die nur so selten passieren. Bleibt natürlich noch die Möglichkeit, sich am Treibholz einen Splitter in den Dicken Zeh zu ziehen und dann an einer Sepsis zu sterben. Machen wir uns nix vor, auch das ist sicherlich schon mal irgendwem passiert, aber das war dann irres Pech. Und wenn’s einen riesengroßen Fehler zu machen gibt, dann den, dass man jede Begebenheit zur Pechquelle stilisiert. Katastrophisierung nennt man das. Das stete Ausgehen vom Allerschlechtesten. Die Tatsache, dass wir’s zu diesem Punkt hier allesamt atmend und lebendig geschafft haben, widerlegt ja eigentlich die Theorie vom ständigen Schieflaufen. Natürlich sollte das nicht der einzige Anspruch an so ein Leben sein: Dass es irgendwie nicht ganz bescheuert läuft und im Idealfall ein paar Jährchen hält.
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
So, wie du die gute Aussicht besitzen kannst.
Ich finde Menschen müßig, die stets so tun, als wäre alles tutti und als wäre es absolut keine Option, dass hinter der nächsten Kurve eine Wand lauert. Ich glaube nämlich nicht, dass die das glauben. So doof werden die nicht sein, weil eben kein Leben ohne Ausflüge ins Unerfreuliche stattfindet. Das ist dem Menschen in seiner Existenz so zu eigen. Das Prinzip von Yin und Yang ist uns mit der Geburt in die darauffolgende Biographie geschrieben und daran können wir auch nichts ändern. Kein Wohlstand, keine Ausbildung, kein Wissen der Welt hat’s bisher geschafft Wände durchlässig zu machen. Woran wir aber was ändern können, ist die Art, wie wir auf sie warten: Nämlich mit der Hoffnung, dass wir’s schaffen zu bremsen oder drüber zu springen, zu klettern, ihr auszuweichen oder mit einer Beule davonzukommen. Die mögliche Härte der Wand ist kein vorauseilendes Wissen um die tatsächliche Härte oder die Fertigkeiten ihres Baumeisters. Also lasst uns Wände lernen, für die Aussicht dahinter.
I OWN MY FEAR, SO IT DOESN’T OWN ME
Bleibt gesund und denkt nicht zu viel an Haie, Splitter und Wände. Und hört mehr Peter Gabriel!
Nicholas
Dies und Das
Morgen ist Muttertag!
Auch wenn es ursprünglich ein eher kommerzieller Tag ist: Ich kenne keine Mutter, die sich nicht darüber freut, wenn man an sie denkt. Also: Auf! Auf!
«Drive-In» mit halbem Fahrrad
Zwei hungrige Männer aus Arnsberg haben die Corona-Regeln auf ihre eigene Weise ausgelegt. Vom Hunger überwältigt wollten die beiden 27 und 28 Jahre alten Männer nach Polizeiangaben in der Nacht zum Samstag eine Bestellung in einem Fast-Food-Restaurant in Neheim bei Arnsberg aufgeben. Dort wurden sie darauf hingewiesen, dass Burger zur Zeit nur am Drive-in-Schalter mit Fahrzeug bestellt werden dürften. Die beiden fröhlichen Zecher hätten daraufhin kurzerhand das Vorderrad eines abgestellten und verschlossenen Fahrrades abmontiert und seien mit dem restlichen Teil zum Schalter spaziert. Ihr Pech war, dass der Mitarbeiter dort sein zerlegtes Fahrrad wiedererkannte und die Polizei rief. Die beiden Männer müssen sich jetzt einem Verfahren stellen.
→ dpa
Wenn ihr Angst vor Verschwörungstheoretikern habt - schaut das hier an.
Wir haben schon viel über Verschwörungstheoretiker*innen berichtet und Euch Tipps an die Hand gegeben, wie damit umzugehen ist. Wir diskutieren auch viel in unserem Redaktionschannel, wie wir damit umgehen sollen. Das ist nämlich garnicht so leicht. Zuletzt haben sich auch immer mehr Prominente mit absurden und zum Teil trotzdem überzeugenden Thesen und Theorien zu Wort gemeldet und sogar Massenproteste ausgelöst. Medienfrau und Komikerin Sophie Paßmann hatte nun genug und veröffentlichte ihre Ansicht zu Verschwörungstheorien. Das Video machte die Runde in Mediendeutschland und wurde viel kommentiert. Schaut es Euch an - wir finden, es lohnt sich!
→ der mdr berichtet | hier das ganze Video
DANKE (Und nochmal 24 Stunden Zeit)
Über 600 Menschen haben an meiner Studie zu den Freiheitseinschränkungen in der Corona-Krise teilgenommen. Ich bin völlig überwältigt und dankbar. Bis morgen läuft die Studie noch. Wer sie noch nicht gemacht oder geteilt hat, ist herzlich eingeladen, das zu tun.
→ zur Studie
Und nun coucht mal schön in einen möglichst guten Sonntag, allerseits! Morgen werden euch die lieben Kolleginnen Stephi und Eva dann wieder bestens mit News versorgen.
Herzlichst
Katharina, Nicholas
und das Angstfrei Team.
(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)
Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.
Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.