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Sonntag, 17. Mai 2020 | 20 Uhr

Katharina
Pauline

Guten Abend liebe Leser*innen,

wir hoffen, dass ihr an diesem Sonntagabend an einem schönen Ort seid, den ihr Zuhause nennen könnt oder einfach an einem Ort an dem ihr euch wohlfühlt. 

In unserem Mensch zu Mensch wird die Problematik des Zuhause-Sein und die Frage was überhaupt ein Zuhause ist und wie es ein Zuhause wird von Katharina noch einmal aufgegriffen.Im Dies und das haben wir heute Abend eine bunte Mischung mit Informationen zum Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, zum ESC und zu vereinheitlichen Währungen. Klingt vielleicht nicht nach einem roten, aber dafür nach einem bunten Faden.

Wir hoffen ihr habt noch einen entspannten Ausklang des Wochenendes und morgen einen guten Start in die nächste Woche Katharina, Pauline
und das gesamte angstfrei.news-Team!

Und wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Studie besagt, dass Corona-Maßnahmen wirken
Ein Göttinger Forschungsteam um Physikerin Viola Preisemann hat anhand einer Studie herausgefunden, dass die in Deutschland veranlassten Corona-Vorsichtsmaßnahmen Wirkung zeig(t)en. Das Team verweist außerdem auf drei Modelle möglicher Szenarien, die nach den Lockerungen vom 11.5. auftreten können. Dies wurde anhand einer Software ausgewertet, die die Ausbreitung des Virus simulieren kann. Die Simulation gibt in Prozent an, inwiefern welche Maßnahme eine weitere Verbreitung verringern kann. Dabei wurde deutlich, dass besonders die Beschränkungen des Kontaktes untereinander den größten Beitrag zur Eindämmung des Virus leisteten und ebenfalls der Zeitpunkt der Beschränkungen eine große Rolle spielt.
Die gute Nachricht dabei? Die Einschränkungen waren sinnvoll. Wir haben unsere Leben nicht umsonst um- und darauf eingestellt. Gerade in Zeiten der Verunsicherung durch Demonstrationen und eine (scheinbar) gekippte öffentliche Meinung tun die Ergebnisse der Studie gut. Übrigens: noch immer befürworten je nach Erhebung zwischen 56 und 66 Prozent die Maßnahmen, die die Regierung festgelegt hat (FAZ).
Spiegel Abstract zur Studie

Wichtige Entwicklungen seit heute Morgen

Konzept für Kino- und Theateröffnung beschlossen
Kultusminister*innen von Bund und Ländern haben einen schrittweisen Plan zur Öffnung von Kinos und Theater erarbeitet. Dieser wird nun Angela Merkel und den Regierungschef*innen vorgestellt. In dem Konzept wird sich für "eine planvolle Öffnung weiterer kultureller Einrichtungen und Aktivitäten" ausgesprochen. Individuellen Entscheidungen und Lösungen sollen dabei hohe Bedeutungen zugesprochen werden. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit Veranstaltungen ins Freie zu verlegen oder Stuhlreihen freizulassen. 
Tagesschau

Bareiß hält Reisen ins europäische Ausland im Sommer für möglich 
Der Tourismusbeauftragter der Bundesregierung Thomas Bareiß hält es für realistisch, dass die Reisewarnung nach dem 14. Juni aufgehoben werden könnte. Über die genaue Umsetzung muss weiter diskutiert werden. Der CDU-Politiker sieht es als Ziel, dass alle europäischen Länder wieder bereist werden dürfen. Er sagt im Interview mit der Stuttgarter Zeitung "Die Chancen stehen gut, dass wir unsere Sommerferien nicht nur im Inland, sondern auch im europäischen Ausland verbringen können."  

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas plant, dass es ab dem 15. Juni keine Reisewarnungen mehr geben soll. Dazu berät er sich morgen in einer Videokonferenz mit seinen Kolleg*innen aus Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien. Ziel sei eine einheitliche Strategie, so Maas. Denkbar sei, dass es anstatt Reisewarnungen Hinweise gebe, mit denen Reisende das Risiko selber abschätzen könnten. Gleichzeitig gab Maas zu bedenken, dass viele Fragen hinsichtlich Transport und Unterbringung von Urlauber*innen noch nicht geklärt seien.
Deutschlandfunk (Bareiß) | Bericht aus Berlin (Maas)

Corona-Häufung in Flüchtlingsheim
Trotz Abstands- und Hygieneregeln ist es in einem Flüchtlingsheim in Nordrhein-Westfalen offenbar zu einer größeren Zahl Corona-Infizierter gekommen. Laut einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers sind mehr als 100 Menschen positiv auf das Virus getestet worden. Als Reaktion sollen nun alle 500 Bewohnende getestet werden. Horst Becker, Landtagsabgeordneter des Kreises Lohmar von Bündnis 90 Die Grünen, fordert nun, alle Unterkünfte für Geflüchtete zu testen. Es zeige sich nun, dass dies zu spät passiert sei. 

Auch in einer 9. Klasse im bayrischen Bad Brückenau wird eine größere Zahl infizierter Schüler*innen befürchtet, nachdem ein Schüler als infiziert gemeldet wurde. Das zuständige Gesundheitsamt hat die gesamte Klasse und fünf Lehrer in Quarantäne geschickt. Damit die Chancen im Bundesland gleich bleiben, werden nun alle neunten Klassen der Mittelschule ausschließlich per Homeschooling unterrichtet.
BR | Kölner Stadtanzeiger

Blick ins Ausland

Die Ibiza-Affäre jährt sich
Vor einem Jahr sorgte die Affäre um ein Video mit FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache für Aufsehen. Das heutige Datum nehmen verschieden Medien zum Anlass danach zu Fragen, was die Affäre mit unserem Nachbarland gemacht hat.
Zur Erinnerung: Am 17.05.2019 wurde im Spiegel und in der Süddeutschen ein skandalöses Video vom ehemaligen FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache veröffentlicht. Das Video zeigt ihn und den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Johann Gudenus auf Ibiza, unter Alkoholeinfluss stehend, im Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte. Sie sagt in den Videoausschnitten, dass sie Geld in die Kronen-Zeitschrift investieren möchte. Es wird ihrerseits mehrmals angedeutet, dass es sich um Schwarzgeld handeln könnte. Strache stellt in diesem Zuge Vorteile in Aussicht, wenn unterstützende Inhalte in der Zeitschrift zugunsten der FPÖ veröffentlicht werden.

Bereits einen Tag später erklärte Strache seinen Rücktritt und die Koalition mit ÖVP wurde seitens Bundeskanzler Sebastian Kurz aufgelöst. Nach dem Koalitionsende wird gegen die Minderheitsregierung Sebastian Kurzs ein Misstrauenvotum durchgeführt. Daraufhin finden im Januar 2020 Neuwahlen statt. Bei diesen erfuhr die FPÖ eine starke Niederlage. Seit der Affäre hat sich Strache gänzlich aus der Politik zurückgezogen.
Tagesschau
Tagesschau FAQ  Österreich-Krise

Ende des Lockdown in Neuseeland
Nach 7 Wochen Lockdown kehrt Australien zur Normalität zurück. Das Coronavirus wird sogar als besiegt betitelt, es gab seit Mittwoch nur einen bestätigten Fall. Die Regierungschefin Jacinda Ardern hatte einen der strengsten Lockdowns der Welt veranlasst. Durch Transparenz und Teamgeist, wie die Tagesschau schreibt, hat sie dafür sogar einen starken Rückhalt aus der Bevölkerung bekommen. Diese befürwortete die strengen Maßnahmen sogar, es gab kaum Kritik am Vorgehen und nun folgen Stimmen des Lobs für die Entscheidungen. Geschäfte dürfen von nun an wieder öffnen und Menschen sich frei bewegen. 
Tagesschau

In Italien dürfen wieder Museen öffnen
Ab Montag ist es den Museen in Italien wieder erlaubt unter Auflagen ihre Türen zu öffnen und so den Besucher*innen ein ganz neues Kunsterlebnis zu ermöglichen, so beispielsweise im Uffizien in Florenz. Dort soll ein besonderer Fokus auf dem neuen Umgang mit der Kunst erprobt werden. Das neue Konzept beinhaltet, nur Zulassung der Hälfte der normalen Besucher*innen und zusätzliche Bänke im Museum. Ziel ist es, lange vor den Bildern zu verweilen und den Massentourismus dadurch zu verlangsamen, um eine ganz andere Atmosphäre erzeugen zu können. Auch ihr digitales Angebot hat Uffizien in der Corona-Krise ausgebaut , was allen einen Einblick in ihre Kunstwerke geben kann. Dies ist auch weiterhin verfügbar.
Tagesschau 

Wiedereröffnung der Schulen in Israel 
In Israel dürfen unter hohen Hygieneauflagen alle Schulen wieder öffnen, nur in besonders betroffenen Gebieten kann die Öffnung noch nicht durchgeführt werden. Der Beschluss ist durch den weiteren Rückgang der Coronainfektionen gefällt worden. Ab der 4. Klassenstufe gilt eine Maskenpflicht, Eltern müssen Gesundheits-Erklärungen unterschreiben und täglich Fiebermessungen durchführen.
Tagesschau 

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 174.355 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 17.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 583 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 1.842.896 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 30.732 Personen mehr als heute Morgen. Davon 153.400 in Deutschland (Stand: 17.05.2020 16:59 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipps des Tages

Zuhause - mach's Dir schön (und) harmonisch
Im Von Mensch zu Mensch geht es heute um die Frage nach dem Zuhause und am Rande auch darum, wie es sich durch Corona verändert hat. Wir haben ein paar Hintergründe zum Corona-Zuhause für Euch zusammengestellt, die immer auch mit der Einladung einhergehen, die Gestaltung selbst in die Hand zu nehmen! Außerdem haben wir zwei Tipps die sich mit jenen beschäftigen, denen das Zuhause(Gefühl) weniger selbstverständlich ist.

Ausmisten ist gut für die Seele
Wenn es euch geht wie mir, dann hattet ihr in den letzten Wochen genug mit allem anderen zu tun und habt wahrscheinlich eher versucht, einer Grundordnung gerecht zu werden, als etwas an Eurem Zuhause zu tun. Gestern habe ich es endlich geschafft, ein bisschen durch meinen Kleiderschrank zu gehen. Ich bin neun Wochen mit zwei Hosen, vier T-Shirts und zwei Pullis ausgekommen. Ich brauche das alles garnicht. Ein gutes Gefühl! Wer auf einen Trend aufspringen möchte, der mistet nach Marie Condo (→ Hier wird erklärt, warum Aufräumen auch der Psyche hilft.), ansonsten gilt die alte Regel: Was Du länger als eine Saison oder ein Jahr oder eine von Dir gewählte Zeit nicht gebraucht oder vermisst hat, kann weg. Im Idealfall findest du nachhaltige Wege dafür: Die Kleidertafel (die z.T. wegen Corona grade nichts annimmt!), Kleinanzeigen oder Kleidertausch-Apps wie "Kleiderkreisel". Viel Spaß beim Loslassen!

Sich auf der Pelle hocken
Paarbeziehungen mit oder ohne Familie können sich zu Corona-Zeiten ganz schön verändern: Einige erleben einen Rückzug in die neue Innerlichkeit und einen zweiten Frühling, für andere ist die Gemengelage aus Enge, Homeoffice und Pflichten vor allem anstrengend. Wir haben zwei Links für Euch, die Euch helfen, Beziehungen zu Corona-Zeit zu verstehen und euch so weniger allein zu fühlen und euch ein paar Tipps an die Hand geben, wie ihr nachsichtig und konstruktiv miteinander umgeht.
Deutschlandfunk 
Liebesleben (Überblick) 

Menschen ohne Zuhause helfen
Obdachlose sind besonders von der Pandemie betroffen, da sie keinen Haushalt haben, in den sie sich zurück ziehen können. Das ist ein großes Problem, dessen sich immer mehr Kommunen bewusst werden (siehe Berlin --> Gute Nachricht). Das ist gut und wichtig - reicht aber oft noch nicht aus. Schaut doch mal in Eurer Stadt, wo es einen zu-Verschenken-Zaun gibt, oder ob ihr vielleicht mehr Kleingeld als sonst in der Tasche habt, oder ob es eine Organisation gibt, die ihr fördern könnt. Wenn das nicht Eure Optionen sind, dann probiert es mit dem aktiven Wahrnehmen dieser Menschen. Sie sind auch da. Und die Straße ist ihr Zuhause. (Gerade) dort sollten wir ihnen respektvoll und wohlwollend begegnen.

Wenn die eigene Familie dich nicht akzeptiert:
Starkes Interview mit trans Frau Jenner
Jenner ist mit 16 Jahren von zuhause ausgezogen, da sie vor 8 Jahren als vermeintlich schwuler Junge und nun als erwachsene Frau von ihrer Familie nicht akzeptiert wird. In dem Interview erzählt sie, wo sie die Hilfe bekam, die sie so dringend gebraucht hat, wie sie in dieser Situation erwachsen geworden ist und dass man auch nach der Erfahrung, aufgrund von religiösen Motiven nicht als die Person, die man ist, respektiert und geachtet zu werden, Religion nicht pauschal verurteilen darf.
Protect trans kids! Lasst sie sicher, geliebt und behütet aufwachsen, zu sich selber finden, um selbstbewusste, psychisch gesunde Erwachsene zu werden! Das Geschlecht ist ganz egal, das Wichtige ist die Achtung der Selbstverwirklichung und der Identität der Person. Niemand hat sich für sein Sein zu rechtfertigen. Habt ihr Menschen in eurem Umfeld, die homosexuell, transgeschlechtlich oder queer sind und die Coronazeit mit einer queerfeindlichen Familie verbringen müssen? Meldet euch bei ihnen, bietet an, ihnen zuzuhören, lenkt sie ab und seid für sie da.
AufKlo Interview

Von Mensch zu Mensch

Die Sache mit dem Zuhause
von Katharina

Die Meisten von uns verbringen gerade die meiste Zeit Zuhause. Für viele ist das ein ganz klarer Ort: Dort, wo sie mit ihre*r Parter*in leben, dort, wo die Familie wohnt, dort, wo das eigene Bett steht, der Kleiderschrank oder wo sich das WLAN von alleine verbindet. 

Für andere von uns ist Zuhause ein flüssigerer Begriff: Vielleicht nennen wir unser Elternhaus Zuhause und gleichzeitig unser WG-Zimmer. Vielleicht haben wir eine Wohnung unter der Woche und eine am Wochenende oder vielleicht geht es einigen von Euch wie mir und ihr nennt einen Menschen euer Zuhause und seid in der Konsequenz etwas überfordert, was den dazugehörigen Ort angeht. Das ist gerade jetzt, wo wir mehr als je zuvor an einen Haushalt gebunden sind, eine Frage, die es zu lösen gilt.

Mich beschäftigt das Thema schon länger. Eigentlich bereits seit dem Auszug aus meinem Elternhaus – nach Lateinamerika habe ich eine Insel, eine Oststadt, eine Europastadt und eine Bundeshauptstadt mein Zuhause genannt. Und immer gab es parallel noch ein anderes Zuhause: Das meiner Eltern, das meines Partners, das, was ich gerade verlassen hatte. Und parallel dazu sprach ich, wann immer ich weg war, von der Heimat – dem Landstrich mit seinen kulturellen Eigenheiten, der mich, mein Wertesystem und mein Radfahrerherz geprägt hat. Es stellte sich eine Verwirrung ein, die ich dachte mich geklärt zu haben und die mich jetzt wieder einholt: Wo bin ich Zuhause? 

Donnerstagnachmittag habe ich mich in den Zug gesetzt und bin von meinem Corona-Wahlzuhause in Münster, nach Berlin in meine Wohnung gefahren. Ich lebte neun Wochen aus einem Handgepäckkoffer, der für einen Frühmärztrip nach London gepackt war, richtete mein Büro erst auf der Fensterbank, dann im Schlafzimmer und zuletzt in einem eigenen Büroraum am Wasser ein und purzelte herzvoran in einen neuen (Familien)Alltag mit allem, was dazu gehört. Als die ersten Lockerungen kamen dachte ich mir, "es ist Zeit, mal wieder nach Berlin zu fahren." Das Zuhause in der Hauptstadt hatte ich mir gerade erst aufgebaut und ganz nach meinen Bedürfnissen gestaltet. Ich mag meinen Ort hier in Berlin und die Leute auf der Straße und diese verrückte Stadt. Doch als ich Donnerstag im Zug saß dachte ich nur: "Was mache ich hier eigentlich?!" Denn es war klar, so richtig nach Hause fahre ich nicht - den ein Teil von mir blieb in Münster. Hab ich also mehrere Zuhause(s) (oder Zuhäuser?)?

Ich habe das Thema vor sieben Jahren in meiner Masterarbeit verarbeitet. Ich habe Leitfadeninterviews geführt, Gruppendiskussionen veranstaltet und eine Statistische Wortanalyse gemacht. Das Ergebnis: Unser Konzept von Zuhause lässt sich grob in drei Typen unterteilen: das Prägungszuhause als Ort des Lernens und Aufwachsens, das Entwicklungszuhause als dynamische Form der Selbstverortung unter Einbezug und Abgrenzung der eigenen Herkunft und das Stabilitätszuhause als Ortskonzept des wieder-Ankommens. Zuhause ist dabei ein Gegenwartsbegriff. Das heißt, alle Typen sind Zustände, die immer jetzt stattfinden, entdeckt, aktiv gelebt und verstanden werden. Ein Ergebnis war auch: nicht jede*r erlebt die Zuhausetypen in der gleichen Reihenfolge oder überhaupt alle drei.

Was lerne ich also jetzt von mir selbst? Mit meinem Zuhause-Menschen möchte ich ein Stabilitätszuhause aufbauen. Das wusste ich schon ganz früh und das hat sich nicht verändert. Im Gegenteil: Corona trägt die Verantwortung dafür, dass wir das in null Komma nix zwischen Paarromantik, Pandemie und Patchwork hochgezogen haben. Und im Lichte des Chaos' um uns herum haben wir das ziemlich gut gemacht, finde ich. Aber wir sind unserer Zeit einfach ein bisschen voraus und für ein "echtes" Stabilitätszuhause fehlen auch einige Kriterien, wie eine gemeinsame Wohnung oder ein Kleiderschrank größer als ein Handgepäckskoffer. Deswegen quengelt auf meinem anderen Ohr das Entwicklungszuhause: "Wir sind noch nicht fertig miteinander!"

Und ich? Ich stehe in der Mitte und frage mich noch immer, wo ich hingehöre. Meine Freundin sagt: "Du bist ja in einer Umbruchphase und in einer solchen ist es doch auch spannend, die Verheißungen verschiedener Orte auch als konkret greifbare Optionen zu haben. Klar, das muss man aushalten. Aber vielleicht schafft man das ganz gut, wenn man vor allem gegenwartsorientiert unterwegs ist, ohne jeweils allzu viel darüber nachzudenken, wie es nun an den jeweils anderen Orten wäre." Ich finde, das klingt klug. 

Dem Vermissen hilft das nicht.
Aber vielleicht ist das auch eine gute Nachricht.

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Ersatzveranstaltungen für den ESC
Für eine der erfolgreichste Unterhaltungsshows im deutschen Fernsehen, den Eurovision-Song-Contest fanden am gestrigen Abend zwei konkurrierende deutsche Ersatzwettbewerbe in Köln und Hamburg statt. Der reguläre ESC fiel in diesem Jahr wegen der Corona-Krise aus und hätte normalerweise in Rotterdam stattgefunden. 

Einige europäische Länder traten dabei in den beiden Shows gegeneinander an. Es gewann für Spanien Nico Santes in der Show von ProSieben und in der ARD Show für Litauen die Band The Roop mit dem Song “On fire”. 

Für Deutschland trat einmal außer Wertung der deutsche Kandidat Ben Dolic bei der ARD und bei der Prosieben Show überraschenderweise Helge Schneider innerhalb der Wertung an. Helge Schneiders Auftritt wurde bis zur Show geheim gehalten. Trotzdem konnte er das Rennen mit seinem Song „Forever at home, forever alone, für immer im Haus” passend zur Corona-Krise, nicht für sich entscheiden.

Auch andere Länder haben Ersatzveranstaltungen für den ESC geplant und durchgeführt, so zum Beispiel die Niederlande im Hilversum bei Amsterdam, was ebenfalls in der ARD gesendet wurde. Es ging viel um ein weiteres europäisches Miteinander, auch in einer schwierigen Zeit, in der manche Grenzen manchmal wieder bestehen.
Die Shows sind in den Mediatheken der Sender weiterhin verfügbar.
ZDF | →  Tagesspiegel  | →  Prosieben  | → ARD - Deutsches Finale | → ARD - Niederlande Finale

Eine gemeinsame deutsche Währung 
Am 18.05.1990, also fast vor genau 30 Jahren, nachdem in Deutschland bereits die Mauer gefallen ist, doch noch bevor Deutsche Einheit beschlossen wurde, fand bereits eine Währungsreform statt. Die Ost-Mark wurde in dieser Zeit zur D-Mark. Für geschichtsinteressierte Leser*innen ist vor Kurzem ein Podcast über dieses Thema erschienen, der die Probleme und die positiven Aspekte dieses schwierigen Unterfangens berücksichtigt. Darin erklärt der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel die Hintergründe und erläutert weshalb welche Entscheidungen getroffen worden sind. Wer also Interesse an einer Zeitreise 30 Jahre zurück hat, kann sich mit den Worten in das Deutschland 1990 zurückversetzt fühlen.
Deutschlandfunk Nova

Anlässlich des “IDAHOBIT”
(Internationaler Tag gegen Homo - Bi -, Trans*- und Inter*-Feindlichkeit)

YouTubekanal Neurotransmissions
Wer gut Englisch versteht und ein Faible für alles, was mit Psychologie und Neurowissenschaften zutun hat, kommt bei diesem YouTubechannel voll auf seine*ihre Kosten. Auch verschiedene psychische Erkrankungen und Neurodiversitäten werden in ihren Videos anschaulich gemacht, ohne allzu sehr zu pathologisieren. Lieblingsbeispiel: The Neuroscience of Autism Bonuspunkte für alle, die Katzen mögen. In folgendem Video wird Behaviourismus anhand des Trainings der eigenen Hauskatzen erklärt.
I Train My Cats With Psychology

50 Jahre Berliner Sonntagsclub
In dieser bereits 7 jahre alten Dokumentation wird erzählt, wie der bei queeren Berliner*innen jeglicher Altersgruppen bekannte Sonntagsclub entstanden ist. Die Geschichte erinnert an queere Vergangenheit, die damaligen Schwierigkeiten und lässt wichtige Zeitzeug*innen zu Wort kommen.
Sonntagsclub Dokumentation

Landespsychotherapeutenkammer Rheinland Pfalz positioniert sich gegen Diskriminierung
Wusstet ihr, dass trans Personen sich sehr intensiven psychologischen Begutachtungen unterziehen müssen, um ihren Namen und Personenstand zu ändern? Wusstet ihr, dass das Verfahren für trans Personen sehr teuer ist? Kennt ihr die Hürden und langwierigen psychologischen - und medizinischen Untersuchungen, die trans Personen über sich ergehen lassen müssen, um sich körperlich ihrem richtigen Geschlecht angleichen zu lassen? Die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz hat sich zu der gängigen Praxis positioniert.
LPK-RLP Positionierung

Mit diesem vielfältigen Themen am Sonntag wünschen wir Euch noch einen wunderschönen Abend. 
(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Tagesschau (Ticker) | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.