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Sonntag, 22. März | 20 Uhr

Nicholas
Katharina

Seid herzlichst gegrüßt, an diesem Sonntag Abend!

Weil heute Sonntag ist, möchten wir euch mit ein paar Gedanken begrüßen, bevor es in die Nachrichtenlage geht. Auch, wenn er sich überhaupt nicht wie ein Sonntag anfühlt. Oder eben die Wochentage nicht wie Wochtentage.

Inmitten all dieser Unroutine einen Weg zu finden, den man dann ohne Zweifel richtig nennen möchte, fällt sicherlich niemandem leicht. Alles neu: Tagesabläufe, Drinnenzeit, Medienkonsum, Arbeitsabläufe, ein Beisammensein mit den immerselben Menschen, Beschäftigungsnot, Langeweile und die große, omnipräsente Sorgenfalte Corona. Ausnahmezustand!

Nehmen wir uns das doch zu Herzen und machen mal ‘ne Ausnahme: Heute Abend lesen wir hier noch schnell die Nachrichten, damit sind schon mal Haken hinterm Medienkonsum, der Langeweile (es gibt nämlich Einiges zu berichten und berichtet zu bekommen) und auch mitten in der Sorgenfalte gesetzt. Und dann lassen wir die Woche ausklingen, wie wir’s immer um 20:15, zur Primetime gemacht haben und sind sanft zueinander und zu uns selbst: Mit unseren Lieben auf der Couch, ein paar Schnittchen und geschnittenen Äpfeln dazu und einem guten Buch oder einem kurzweiligen Film, der nicht vom Weltuntergang handelt. Darüber müssen wir nämlich nichts wissen, weil’s so weit nicht kommen wird. Nicht heute, nicht in einem Monat und voraussichtlich noch nicht mal in tausend Jahren. Mit der Aussicht lässt sich’s leben. Macht ihr mit? 

Doch vorher: Uns ist mehr als bewusst, dass es da draußen viele Menschen gibt, die gerade alleine in ihren vier Wänden sitzen und sich Ablenkung und Nähe wünschen. Ruft sie an, wünscht ihnen ein schönes Restwochenende, nehmt ihnen ein paar Minuten ihrer Sorge. Und dazu noch einen großen Dank an all die Systemrelevanten da draußen, an die Ärtze*innen, Pfleger*innen, die Menschen im Einzelhandel, die Zusteller*innen, die Helfer allerorten, you name it. Machen wir das zur neuen Routine: Lasst mal gut zueinander sein!

Habt’s gut!

Nicholas & Katharina

(Achso - habt ihr noch Feedback oder möchtet helfen? Hier klicken!)

Eine gute Nachricht zur Nacht und eine für den blauen Himmel am Morgen:  

Wart ihr dabei? Deutschland hat musiziert!  
Heute um 18 Uhr haben insbesondere im Süden Deutschlands viele Menschen ihre Fenster geöffnet und Freude schöner Götterfunken gesungen. Wir finden: Eine tolle Aktion für ein “persönliches” Miteinander. Vielleicht gibt es morgen ja die ersten Videos dazu?

Quarantäne für’s Klima
Verschiedenen Expertinnen und Experten zur Folge drückt das Virus unsere CO2-Emissionen. In China sehen einige Großstädte das erste Mal seit Jahren wieder blauen Himmel, weil der Smog ausbleibt. In anderen Städten sind vermehrt Tiere unterwegs, die derzeit nicht durch Autos und/oder Menschen gestört werden. Dazu die Berechnungen: “Für das laufende Jahr allerdings scheint es jetzt schon recht sicher, dass der CO2-Ausstoß im laufenden Jahr deutlich sinkt. Im vergangenen Jahr lag er Berechnungen des Umweltbundesamts (UBA) zufolge bei 805 Tonnen, das waren 35,7 Prozent weniger als 1990. Ziel sind 40 Prozent bis 2020, dafür müssten es nochmal gut 50 Millionen Tonnen weniger werden. Aus Sicht von Agora Energiewende wäre das je nach Entwicklung der Krise eher die Untergrenze - auch eine Minderung von 120 Millionen Tonnen zusätzlich wäre demnach denkbar. Das wären sogar 45 Prozent weniger als 1990.” Wir finden: das sind gute Nachrichten.

Update: Das sind die wichtigsten Entwicklungen seit heute Morgen, 8 Uhr

  • Bundesweites Kontaktverbot (keine Ausgangssperre)
    Nach ausführlichen Beratungen einigen sich Bund und Länder auf ein umfassendes, bundesweites Kontaktverbot, um die aktuelle Situation zu beruhigen. Im Grunde ändert sich für die meisten Bundesländer nicht viel im Vergleich zu den derzeitigen Regelungen. Neu ist vor allem, dass Treffen von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit verboten sind. Die Kernfamilie darf weiterhin zusammen bleiben. In Bayern, Teilen von Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen gelten schärfere Regelungen. 

    Diese Maßnahmen wurden bundesweit beschlossen:
    • Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die sozialen Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren
    • Mindestabstand im öffentlichen Raum von mindestens 1,50m
    • Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine oder mit einer weiteren Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet
    • Der Weg zur Arbeit, zur Notbetreuung, Teilnahme an erforderlichen Terminen, individueller Sport und Bewegung an der frischen Luft bleiben weiter möglich
    • Gruppen feiernder Menschen - auch im Privaten - sind inakzeptabel
    • Gastronomiebetriebe werden geschlossen, nur die Mitnahme von Speisen und Getränken ist gestattet
    • Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege werden geschlossen - Ausnahmen gelten nur für medizinisch notwendige Dienste
    • In allen Betrieben ist es wichtig, die Hygienevorschriften einzuhalten und wirksame Schutzmaßnahmen umzusetzen. Die Maßnahmen sollen eine Geltungsdauer von mindestens zwei Wochen haben.
  • Merkel vorsorglich in Quarantäne
    Da ein Arzt, der sie behandelt hatte positiv auf das Corona-Virus getestet wurde, ist Bundeskanzlerin Angela Merkel seit dem frühen Abend vorsorglich in häuslicher Quarantäne. Dazu Regierungssprecher Steffen Seibert:
    “Die Bundeskanzlerin wurde nach ihrem heutigen Presseauftritt davon unterrichtet, dass ein Arzt, der am Freitagnachmittag eine prophylaktische Pneumokokken-Impfung bei ihr vorgenommen hatte, mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Daraufhin hat die Bundeskanzlerin entschieden, sich unverzüglich in häusliche Quarantäne zu begeben. Sie wird sich in den nächsten Tagen regelmäßig testen lassen, weil ein Test jetzt noch nicht voll aussagekräftig wäre. Auch aus der häuslichen Quarantäne wird die Bundeskanzlerin ihren Dienstgeschäften nachgehen."
  • China kurbelt die Wirtschaft wieder an
    Es sieht danach aus, als habe China in der Corona-Krise das Schlimmste überstanden. Deswegen versucht die Regierung des wirtschaftlich am stärksten wachsenden Landes der Welt, die Wirtschaft wieder hochzufahren. Geschäfte öffnen wieder, Fabriken nehmen langsam ihre Produktion auf. Klar ist, dass die Wiederbelebung bei Einreiseverboten und den Spätfolgen der Krise eine Zeit dauern wird. In der Handelsmetropole Yiwu sind die Geschäftsleute jedoch optimistisch. 
  • Helfen intelligente Apps gegen die Pandemie?
    Über 43.000 Freiwillige haben sich zum #WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung gemeldet. Neben anderen Projekten arbeiten sie an digitalen Helfern gegen die Ausweitung der Krise, wie auch das RKI und andere Forschungseinrichtungen. Konkret sein ein globales Online-Register für Beatmungsgeräte, digitale Einkaufsdienste für Erkrankte und Menschen in Quarantäne oder elektronische Kulturangebote geplant, schreibt die Tagesschau. Zahlreich vertreten wären auch Ideen zur Nutzung von Bewegungs- und Gesundheitsdaten, um die Verbreitung des Virus nachzuvollziehen und einzudämmen. Forscher gehen davon aus, dass diese Strategien in Korea zu einer Eindämmung des Virus’ entscheidend beigetragen haben. Sie mahnen aber zugleich, dass diese Apps in puncto Datenschutz potentiell schwierig sind. Deswegen will Bundesgesundheitsminister Spahn die Verwendung von Bewegungsströmen vorerst nicht freigeben.
  • Hauptberuflich selbstwirksam: Das Robert-Koch-Institut stellt ein
    Seit einigen Tagen geht eine Stellenanzeige durch die sozialen Netze. Das RKI hat 500 für Unterstützungspersonal im Krisenmanagement geschaffen. Gesucht werden vor allem Studierende, die bereit sind, sich ein Freisemester zu nehmen. Zu den Aufgaben zählen die Suche von Kontaktpersonen und Datenmanagement zur Erfassung von Krankheitsdaten.  → Hier lang zur Bewerbung | Hier lang zur Ausschreibung.
  • Olympia soll stattfinden, Bach in Kritik
    Die Olympischen Spiele in Tokio sollen wie geplant im Sommer stattfinden. Das bleibt auch am Sonntag die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) um IOC-Präsident Thomas Bach. Er erklärte die Entscheidung bis dato mit dem komplexen Vorbereitungsaufwand und verwies auf die weltweiten, organisatorischen Vernetzungen. Trotzdem erntet er vermehrt Kritik und Unverständnis. Zuletzt hat auch der Amerikanische Leichtathletikverband angemahnt, die Spiele zu verschieben. Eine Entscheidung wird in den kommenden Wochen erwartet.
  • Corona in Zahlen
    In Deutschland sind 18.610 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 22.3.2020, 00:00 Uhr RKI*), das sind 1.948 Personen mehr als gestern. 

    Warum, diese Zahlen? Wie sind sie zu deuten? Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz. *Derzeit unterscheiden sich die Zahlen des RKI, auf die wir uns berufen von anderen Zahlen, die öffentlich zugänglich sind. Dazu erklärt das RKI: “Durch die Dateneingabe und Datenübermittlung entsteht von dem Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Falls bis zur Veröffentlichung durch das RKI ein Zeitverzug, sodass es Abweichungen hinsichtlich der Fallzahlen zu anderen Quellen geben kann. Am aktuellen Wochenende wurden nicht aus allen Ämtern Daten übermittelt, sodass der hier berichtete Anstieg der Fallzahlen nicht dem tatsächlichen Anstieg der Fallzahlen entspricht. Die Daten werden am Montag nachübermittelt und ab Dienstag [10 Uhr] auch in dieser Statistik verfügbar sein.”

Gesundheitsticker: 97.340 Menschen sind weltweit wieder genesen (Stand 18:49 Uhr). Das sind 1511 mehr als heute Morgen.

Unser Tipp zum Abend

Kindern die Krise erklären
Das Bundesgesundheitsministerium gibt Tipps, für Eltern

Die Unroutine, die Nicholas eingangs beschreibt, ist für die Kleinsten besonders kompliziert zu verstehen. Manchmal reagieren Kinder auch mit Bauchschmerzen, Aggression oder Anhänglichkeit auf die Fragen in ihrem Kopf: Warum darf man nicht auf den Spielplatz, obwohl man daran vorbei spazieren darf? Wieso muss man im Supermarkt so weit weg von der Kasse stehen, obwohl da so viel Platz ist? Wann sehe ich Oma endlich mal wieder? Zahlreiche Medien greifen das Thema grade auf und versuchen Eltern Tipps an die Hand zu geben, die Krise unseren Kindern zu vermitteln. Das Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht gleich ein ganzes PDF.

Die Expertinnen und Experten raten dazu, Kinder vor zu vielen und/oder verängstigenden Medienberichten zu schützen, ehrlich und liebevoll die Faktenlage zu erklären und vor allem gut zuzuhören und auf Fragen geduldig einzugehen. Im Quarantänefall - aber nicht nur dann! - sei es außerdem wichtig, eine Tagesstruktur zu bieten, auf genügend Bewegung zu achten und die digitalen Möglichkeiten für sozialen Kontakt zu nutzen. Für den Fall, dass eine Quarantäne besteht: Macht eine Art Adventskalender, auf dem die Tage abgestrichen werden, bis die Phase vorbei ist. Damit ist auch den Kindern die Abstrakte Zeit besser greifbar.

Grundsätzlich erinnern alle Ratgeber an zwei Dinge: Es ist in Ordnung, wenn wir nicht alles wissen oder beantworten können. Wir können immer für unsere Kleinen da sein und sie in der Sondersituation auffangen. Diese besondere Form der Nähe kann auch eine Chance für unsere Beziehungen sein.

Hier geht es zum Info-PDF.

Übrigens: Der Basketballverein ALBA Berlin bietet jeden Tag eine kindgerechte halbe Stunde Sport an. Macht Spaß und Sinn - probiert es doch mal aus! ( → hier geht’s zum Angebot). 

Dies und Das

Mind the Gap!

Nichts hilft uns so, wie eine positive Weltsicht. Gleichsam fällt uns oft nichts schwerer, als ebendiese. Mit folgendem Test der Schweden von Gapminder, die sich selbst als “Fact Tank” bezeichnen und die Welt mithilfe zuverlässiger Statistiken verständlicher machen wollen, könnt ihr eure eigene Sicht und euren Wissensstand zur Weltlage checken. Wir haben’s selber versucht und waren überrascht. Es ist längst nicht alles spitze, aber vieles auch lange nicht so schlimm, wie wir’s befürchten oder zu wissen glauben. Also, vertreibt euch doch die Zeit mit einem Stückchen Positivismus. ( → Hier lang zum Gapminder)

Und wenn ihr wirklich nicht mehr weiter wisst mit Eurer Langeweile (einige hatten sich im Feedback mehr Tipps gewünscht, was man konkret mit seiner Zeit anfangen kann): Das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat eine Zeitvertreib Maschine programmiert. Ausprobieren lohnt sich! ( → hier lang zum Generator)

Damit wünschen Euch Katharina und Nicholas einen schönen Sonntagabend!

(Und: hört auf zu Googlen – das machen wir für Euch.)

Quellen
Corona für’s Klima | Süddeutsche (Ausgangssperre) | Ausgangssperre Sachsen | Tagesschau (Insb. Maßnahmen) | Intelligente Apps (Tagesschau) | Tagesschau (Chinas Wirtschaft) | FAZ (Olympia) |  Bundesgesundheitsministerium | Corona in Zahlen (RKI) | Statista | Gesundheitsticker