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Donnerstag, 14. Mai 2020 | 8 Uhr

Anne
Stephanie

Einen schönen guten Morgen,

und nachträglich alles Gute zum Geburtstag, Stevie Wonder. Der ist nämlich gestern 70 Jahre alt geworden. Wer gerne lauthals zu “Happy birthday” einstimmen möchte, nur zu! Im heutigen Dies und Das wartet Stevie Wonder schon auf euch.

Außerdem gibt es heute mal einen Tipp, der eigentlich keiner ist, obwohl streng genommen eigentlich schon. Ach, am Besten ihr lest selbst.

Auch wenn es mit großen Schritten auf das Wochenende zugeht, wünschen wir euch erstmal einen schönen Donnerstag,

Eure Anne, Stephanie
und das gesamte Team der angstfrei.news

Und wie immer freuen wir uns über Ideen, Anmerkungen und auch Wünsche im Feedbackformular.

Die gute Nachricht des Tages

Ausweitung der Testkapazität auch in Afrika
Wissenschaftler*innen im Senegal haben ein neues günstiges und schnelles Testkit entwickelt, welches innerhalb von 10 Minuten Ergebnisse anzeigen soll. Verfügbar sein wird es vermutlich ab Juni. Viele afrikanische Länder haben derzeit eine sehr beschränkte Testkapazität. Die bisher zur Verfügung stehenden Test sind teurer und die gesundheitliche Infrastruktur ist vor allem in ländlichen Gebieten schlecht. Laut WHO ist die geringe Testkapazität eines der größten Probleme im Kampf gegen das Virus. Zum Vergleich werden in Kenia zur Zeit 1000 Proben am Tag ausgewertet, in Deutschland hingegen 150.000 Test am Tag.
enorm

Wichtige Entwicklung seit gestern  Abend

Regierungsbefragung
Bei der gestrigen Regierungsbefragung stellte sich Angela Merkel (CDU) den Fragen der Abgeordneten. “Lassen sie uns mutig und wachsam sein.” Zu Beginn mahnte sie, wie sie es bei allen Reden der letzten Wochen tat, viel sei im Kampf gegen die Pandemie erreicht, viel werde noch getan. Das Erreichte dürfe aber nicht gefährdet werden. Außerdem weist sie darauf hin, dass Politik immer nur den Moment sehen könne. „Sonst wären wir Zukunftsvorherseher, und das maße ich mir nicht an.“ Was jedoch feststeht, wir berichteten gestern darüber, dass es zunächst die Tracing-App geben soll. Diese kommt voraussichtlich im Juni. Im zweiten Schritt soll dann ein Impfstoff folgen.

Die Linke schlägt der Kanzlerin ein unabhängiges Gremium vor, welches aus Pflegekräften, Gewerkschaften und Krankenhäusern bestehen könnte. Durch dieses solle die Regierung auf mögliche zukünftige Pandemien besser vorbereitet sein.

In der Regierungsbefragung wurden jedoch nicht nur Themen zur Corona Pandemie besprochen, es ging auch um den Hackerangriff 2015 auf den Bundestag. Vermutlich ist dieser auf den russischen Geheimdienst zurückzuführen. Außerdem brachte Nina Scheer (SPD), das Thema erneuerbare Energien zur Sprache, mit der Frage, wann der Solardeckel endlich falle.
ZDF

Strengere Regeln für Fleischverarbeitungsbetriebe
Nachdem es in mehreren deutschen Schlachthöfen zu vermehrten Corona Infektionen unter den Angestellten gekommen ist, stehen die dortigen Arbeitsbedingungen heftig in der Kritik. Arbeitsminister Heil machte sich für bundesweit verbindliche Kontrollquoten stark und kündigte zudem Konsequenzen für die betroffenen Betriebe an.
tagesschau

Reisebranche: TUI plant Stellenstreichungen
Aufgrund der starken Verluste in der Reisebranche durch die Corona Pandemie streicht der Reiseveranstalter TUI weltweit 8000 Arbeitsplätze. Weiterhin plant der Konzern, zur Wiederaufnahme des Reisebetriebs, einen 10 Punkte Plan um die Hygieneanforderungen zur Vermeidung von Infektionen zu erfüllen. So sollen Kunden unter anderem online einchecken können. Außerdem sollen Teilnehmerzahlen bei Sport und Freizeitevents verringert werden und Hotelzimmer mit speziellen Mitteln gereinigt werden.
NDR

Briten untersuchen Gene Erkrankter
In einer Studie wollen Wissenschaftler*innen der Universität von Edinburgh untersuchen, warum die Krankheitsverläufe bei Covid 19-Erkrankten so unterschiedlich sind. Bisher ist nicht bekannt, warum ein Teil der Erkrankten sehr milde Verläufe hat, andere Patienten wiederum intensivmedizinische Betreuung benötigen. Vermutet wird eine genetische Komponente. In der Studie wollen Forscher*innen das Erbgut von rund 20.000 Menschen die intensivmedizinisch betreut werden oder wurden, mit dem von rund 15.000 Menschen mit leichten Symptomen vergleichen. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock rief die Bevölkerung dazu auf an der Studie teilzunehmen. Es läuft zur Zeit schon eine Studie mit 2.000 Teilnehmern, aus der in den nächsten Wochen erste Ergebnisse erwartet werden. 
reuters

Massentests in Chinas Metropole Wuhan
Die Behörden in Wuhan möchte alle elf Millionen Einwohner der chinesischen Metropole auf das Corona Virus testen lassen. Der Grund dafür sind neue lokale Ausbrüche der Viruserkrankung, was vor allem an der prekären Wohnunterbringung der Arbeiter liege.
ZDF

Corona in Zahlen
171.306 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 13.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 798 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 1.659.791 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 25.422 Personen mehr als gestern Abend. Davon 148.700 in Deutschland (Stand: 14.05.2020 04:01 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

KEIN Tipp 
Normalerweise findet ihr an dieser Stelle unter anderem sehr persönliche Tipps, in denen wir euch weitergeben, was uns in unsteten Zeiten hilft um wieder zu sich zu finden, Ruhe zu finden. Mal findet ihr hier Kultur- und Streaming Tipps. Letzte Woche hatte Katharina euch Rezepte vorgeschlagen. Ihr seht, die Tipps sind so divers wie wir es sind. 

Doch manchmal weiß man vor lauter Tipps und Ratschlägen gar nicht wo man anfangen soll. Egal ob sie von unserer Seite oder aus dem Freundeskreis kommen, oder den sozialen Medien. Manchmal weiß man nicht welchem Ratschlag man zuerst nachkommen soll, wo doch alle gut und interessant klingen und auch alle gut gemeint sind.  

Für uns, für mich ist es immer eine Gratwanderung. Es ist nicht leicht hilfreiche Tipps, die einen in den wirren der Situation helfen, zu formulieren und trotzdem nicht auf den Zug der Selbstoptimierung aufzuspringen. Letzteres halte ich für wenig hilfreich. Und manchmal suggerieren, vor allem in Sozialen Medien, Tipps und Ratschläge einen perfektes Menschenbild, dem kein Mensch der Welt entspricht. 

Deswegen diesmal kein Tipp, obwohl auch dies eigentlich einer ist. 

Man muss diesen Tipps und Ratschlägen, egal von wem sie kommen, nicht immer und erst recht nicht immer sofort, nachkommen. Man kann. 

Man kann und man sollte aber auch mal „nein“ sagen, gerade wenn man das Gefühl hat, dass die Tipps und Ratschläge mehr Druck auf- , als Stress abbauen. Und der Selbstoptimierung darf man auch ruhig ein „Egal, ich lass das jetzt mal so!“ entgegnen.  

Von Mensch zu Mensch

Erkenntnisse übers sich aufregen
Heute war echt nicht mein Tag. Und das ist noch nett formuliert. Meistens merkt man das ja schon vor dem Aufstehen. Ich hatte gehofft, dass Kaffee das Ruder noch herumreißen kann. Kann er nicht. Muss er auch nicht. Während ich hier sitze um dies zu schreiben, würde ich gerne noch einen Kaffee aufsetzen, weil es dann so gut riecht. Geht nicht, er ist leer und ich zu faul mich aufs Rad zu schwingen, zu meinem Lieblingscafé zu fahren und dort neuen Kaffee (den Weltbesten der Welt, also meiner Welt) zu holen. 

Dorthin zu fahren, wäre auch nicht gut. Schon beim Gedanken überkommt mich eine Wehmut. Der Laden ist so klein, dass es ziemlich unmöglich ist 1,5m Abstand zu halten, das ließe höchstens 3 Gäste zu. Und ich weiß gar nicht ob sie immer noch nur „to go“ verkaufen.

Immer wenn mir diese Stadt zu laut, zu dreckig, zu voll und zu gammelig ist, dann flüchte ich an diesen Ort, der das genaue Gegenteil ist. Auch wenn sich die Gäste stapeln herrscht eine wunderbare Ruhe. Und immer ist ein Mensch da, mit dem man sich austauschen kann, der einen versteht. Man kennt sich zwar nicht, aber das ist egal. Man ist „der mit dem doppelten Espresso“ oder „die mit dem Haferlatte“. Das eint uns und gleicht uns, weil soziale Unterschiede und berufliche Stellung unwichtig sind. Man ist füreinander da, weil man ja schließlich gemeinsam hier ist. Das ist schön und das bräuchte ich jetzt. 

Ich rege mich furchtbar auf, über mich, weil ich mich aufrege. Über die Menschen, die für oder gegen Dinge und Maßnahmen demonstrieren, was ich nicht verstehe. Ich rege mich über Menschen auf, weil sie sich rücksichtslos verhalten. Darüber rege ich mich häufig auf, auch schon vor Corona, weil ich auch das schlichtweg nicht verstehe. 

Aber jetzt rege ich mich am meisten über mich selbst auf. Was ist an dieser Situation denn eigentlich so schlimm? Es gibt Schlimmeres. Es gibt Länder und Orte an denen es wesentlich schlimmer ist. 

Ich habe schon wesentlich Schlimmeres erlebt. Ich habe meine große Liebe verloren und meine Eltern und bekomme das Leben eigentlich ganz gut hin. Ich habe gelernt, dass der Moment zählt. “Wenn ich erst dies oder jenes erledigt habe, wenn ich diesen Punkt im Leben und auf der Karriereleiter erreicht habe, dann genieße ich das Leben mal so richtig, dann habe ich Zeit dafür.” - Was ein Quatsch!!!! Genau jetzt passiert das Leben und jetzt passieren so viele wunderbare kleine Dinge über die man sich freuen kann, die man genießen kann und sollte. Genau das hat mich das Leben, mit all dem Mist der passiert ist, gelehrt. Und ich dachte ich hätte es verstanden. Aber jetzt gerade merke ich wie es mir entgleitet. 

Viele machen Achtsamkeitskurse um das „im Moment sein“ zu erlernen, vielleicht sollte ich das auch mal machen, um die Perspektive wieder zurecht zu rücken. 

Ich rege mich mehr über Kleinigkeiten auf, als dass ich positive Momente bemerke,  annehme und genieße, mich freue. Ich rege mich darüber auf, wenn irgendwer etwas falsch macht, etwas kaputt geht, irgendwer seine Sachen nicht wegräumt und Krempel irgendwo rumliegen lässt. Jetzt werden viele sagen, dass es völlig in Ordnung ist, das man sich auch mal über sowas aufregt. Aber auch das ist totaler Quatsch. Ich kann mich doch nicht darüber aufregen, wenn jemand Fehler macht, wo ich doch selber immer wieder welche mache. Wir sind halt Menschen, wir haben Fehler und Macken, Ecken und Kanten und eigentlich ist es genau das, was uns ausmacht. Mein Mann ließ überall in der Wohnung, an absurdesten Stellen Kaffeetassen stehen. Was hab ich mich darüber aufgeregt, früher... Dann konnte ich sie wochenlang nicht wegräumen. Doch die Fehler und Macken wissen wir nur zu schätzen, wenn wir frisch verliebt sind, oder wenn es zu spät ist. Auch das hatte ich gelernt. Auch das entgleitet mir gerade. 

Wenn ich den Gedanken weiter spinne, dann ist es ja auch völlig in Ordnung, dass ich gerade das Erlernte mal nicht anwenden kann. Das heißt ja nicht, das man direkt alles der vergangenen Jahre verlernt hat. 

Dann ist es auch völlig in Ordnung sich mal aufzuregen, vielleicht auch weil man sich aufregen will. Das sind nun mal Facetten in uns und die dürfen auch gesehen werden, genauso wie Ängste, Trauer und Depressionen. Genau das macht uns aus, macht uns zu Menschen. Verletzlich und stark zugleich. Und genau das sind dann diese Facetten, vermeintliche Fehler oder Macken in die sich vielleicht mal irgendjemand verliebt und dann viel viel später mal vermisst.   

Mit dieser gewonnenen Erkenntnis werde ich mich vielleicht doch mal aufs Rad schwingen und neuen Kaffee besorgen. Vielleicht rege ich mich auf dem Weg noch über falsch parkende Autos, im Weg stehende Roller oder herumliegenden Abfall auf. Aber das ist schon okay. 

Eure Anne

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Happy Birthday → hier gehts zum Lied
Wie schon eingangs erwähnt feierte Stevie Wonder gestern seinen 70. Geburtstag und wir sagen Herzlichen Glückwunsch. Das Besondere und Einmalige an Stevie Wonder hat Deutschlandfunk Kultur so zusammengefasst “Stevie Wonder hatte alles: schiere Musikalität, sängerische Größe, verwinkelte Rhythmen, eingängige Melodien, er spielte einfühlsam alle möglichen Instrumente und war ein raffinierter Produzent. Er entwickelte eine völlig eigene Musiksprache: weich wie Butter, blue wie eine Gospelpredigt, süß wie Karamelcreme und funkig heiß wie ein Backofen.” Besser hätten wir es nicht ausdrücken können. 
Deutschlandfunk Kultur

Lust auf vegetarische Küche?
Falls ihr Fleischesser seit und aufgrund der Corona Infektionen in den Fleischverarbeitungsbetrieben Bedenken habt, dann wäre es ja vielleicht eine Möglichkeit  (vorübergehend) auf vegetarisch umzusteigen. Genügend vegetarische und auch vegane Rezeptideen findet ihr hier. Bon appetit!
Minzgruen

Rekord durch Corona-Maßnahmen
Am vergangenen Wochenende bat der Nabu NRW wieder Vögel vom heimischen Garten, Parks oder vom Balkonen aus zu zählen. „Viele mussten zuhause bleiben und haben sich mit ihrer heimischen Natur stärker auseinandergesetzt“ sagte der stellvertretende Vorsitzende Heinz Kowalski zu der Rekordteilnehmerzahl von 23.000 Menschen. Diese Zählten insgesamt 442.000 Vögel. (dpa)

Fassadenkino
Sonst kahle Hausfassaden werden jetzt in verschiedenen Städten als Leinwand genutzt. Nach dem Motto, wenn wir nicht ins Kino können, dann kommt das Kino zu uns. So läuft in Berliner Hinterhöfen zur Zeit immer Donnerstags und Samstags, am späten Abend in Hinterhöfen zum Beispiel der schwarz-weiß Film „the Artist“. Nachbarn können aus den Fenstern oder von Balkonen, oder unter Einbehaltung der Abstandsregel auch im Hof, gemeinsam Kino der besonderen Art genießen. Doch die Idee ist nicht gänzlich neu, auch die Italiener und Franzosen haben Hausfassaden als Leinwand zweckentfremdet.
Süddeutsche Zeitung

Einen schönen, unaufgeregten Tag wünschen Euch Anne, Stephani und das ganze Team von angstfrei.news

(Und: hört auf zu googeln – das machen wir für Euch.)

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker |  Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.