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Donnerstag, 28. Mai 2020 | 8 Uhr

Marlon
Anne

Guten Morgen Liebe Leser*innen,

Es geht mit großen Schritten auf die Sommerferien zu, Zeugnisse werden geschrieben. Deswegen haben wir uns für die heutige Ausgabe mit dem Thema Schule und (Leistungs-)Druck und den damit zum Teil einhergehenden Versagensängsten auseinandergesetzt. Zum einen könnt ihr, bei von Mensch zu Mensch Marlons persönlichen Blick aus seiner sehr speziellen Situation lesen, zum anderen haben wir versucht in 360° die Thematik aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. In den Nachrichten steht die außerordentliche Plenarsitzung der EU-Kommission im Fokus und vieles weitere.

Einen gelassenen und entspannten Tag in der Hektik des Alltags wünschen euch Marlon und Anne und das ganze Team von angstfrei.news! 

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Asterix-Zeichnungen für guten Zweck 
Vier Originalzeichnungen des im März verstorbenen Asterix-Zeichners Albert Uderzo wurden in Paris versteigert. Die Zeichnungen aus den Bänden „ Asterix und Maestria“ und „Obelix auf Kreuzfahrt“ erzielten einen Erlös von 390.000 Euro, so das Auktionshaus Artcurial. Der Erlös aus der Auktion soll, auf Wunsch von Uderzos Frau und seiner Tochter an eine Stiftung gehen, die Pariser Krankenhäuser und medizinisches Personal unterstützt. Sie möchten auf diese Weise ihren Dank zum Ausdruck bringen, für die Arbeit des Personals in der Corona Pandemie.
Spiegel 

Die Entwicklungen seit gestern Morgen

Next Generation Europe
In der gestrigen außerplanmäßigen Plenarsitzung der EU-Kommission stellte Ursula von der Leyen ihren Vorschlag für ein Konjunkturprogramm vor. Dieses sieht ein Hilfspaket, mit dem Namen Next Generation Europe, von 750 Milliarden Euro vor. Kein Land in der EU könne die Krise alleine lösen, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Vorstellung des Plans vor dem Europaparlament in Brüssel. "Das ist Europas Moment". Die Corona-Krise erfordere heute Investitionen in beispiellosem Ausmaß. "Aber wir müssen das so angehen, dass die nächste Generation morgen davon profitiert." Sie sprach von einem "entscheidenden Moment“, so die Tagesschau. 

Die Hilfsgelder sollen sich aufteilen in, 500 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuwendungen und 250 Milliarden Euro in Form von Krediten. Finanziert werden soll das Ganze durch Anleihenkredite am Kapitalmarkt, welche gemeinsam über den EU-Haushalt bis 2058 abbezahlt werden sollen.

Der gesamte Haushalt für den Zeitraum 2021 bis 2027 soll 1,1 Billionen Euro betragen.  Auflage für die Gelder soll sein, dass sie dazu beitragen, dass die EU klimaneutral, digital und sozial werde. Einen großen Anteil, von 300 Milliarden Euro, sollen die von der Corona-Krise stark betroffenen Länder Italien und Spanien erhalten.

Diesen Plänen müssen alle 27 Mitgliedsstaaten zustimmen, was voraussichtlich längere Debatten mit sich ziehen wird. Zuvor hatten schon Deutschland und Frankreich ein Wiederaufbauprogramm von 500 Milliarden Euro vorgeschlagen. Österreich, Dänemark, die Niederlande und Schweden hingegen lehnen ein Programm, was gemeinsame Schulden beinhaltet, ab und wollen nur Kredite an Mitgliedsstaaten vergeben.
Tagesschau

Ost-Ministerpräsidentenkonferenz
Die sechs ostdeutschen Ministerpräsidenten trafen sich zu einer gemeinsamen Videokonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie erwarten Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung auf Grund der wirtschaftlichen Struktur der Länder. Es ging aber auch um die Lockerungen in Thüringen. Merkel sagt, die Bürger hätten schon bisher "sehr eigenverantwortlich" gehandelt, indem sie die Regeln befolgt hätten, so die Süddeutsche Zeitung. Nun sei "die Pandemie eingedämmt", so die Kanzlerin. "Aber das Virus ist noch da." Auch wenn es sinnvoll sei, dass die Länder stärker in ihrer Zuständigkeit Entscheidungen träfen, sei es ihr "schon wichtig, dass wir in grundsätzlichen Fragen eine Übereinstimmung haben". Für sie, sagt Merkel in erklärter Abgrenzung zu Ramelow, sei der Mindestabstand noch immer verpflichtend. Das habe etwas mit Rücksichtnahme zu tun - und damit, Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Süddeutsche Zeitung

Frankfurter Buchmesse
Trotz der Corona Pandemie soll die Frankfurter Buchmesse vom 14.10.-18.10.2020 stattfinden, teils direkt vor Ort auf dem Gelände der Messe Frankfurt, teils virtuell. Es sei ein umfassendes Gesundheits- und Hygienemanagement geplant, heißt es. Diesjähriger Ehrengast sei das Land Kanada. Das komplette Programm der Messe soll Ende Juni bekanntgegeben werden. 
Spiegel

Lufthansa- Rettungspaket vertagt
Der Aufsichtsrat der Lufthansa hat die Entscheidung über die Annahme des 9 Milliarden Euro großen Rettungspaketes vertagt. Es ist mit Auflagen der EU zurechnen, wie zum Beispiel die Überprüfung der Start- und Landerechte an verschiedenen Flughäfen. Die möglichen Folgen und Alternativen möchte das Unternehmen zuerst abwägen. Möglich wäre ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, ein sogenanntes Schutzschirmverfahren. 
ZDF

Unterstützung für Busunternehmer
Um auf ihre wirtschaftliche Notlage aufmerksam zu machen demonstrierten gestern in Berlin Busunternehmer aus ganz Deutschland. Sie fordern finanzielle Unterstützung und einheitliche Regelungen im In- und Ausland. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CDU) möchte der Branche mit 170 Millionen Euro helfen. Diese sollen Teil des Konjunkturprogramms sein, über welches nächste Woche von der Koalition verhandelt wird. 
Tagesschau

Blick über die Grenzen

USA- infizierte im Gesundheitswesen
Laut US- Gesundheitsbehörde CDC haben sich zehntausende Beschäftigte im Gesundheitswesen mit Covid19-Infiziert. Zuvor haben sich Ärzt*innen und Pflegepersonal über die unzureichend Ausstattung mit Schutzausrüstungen beklagt. 
Deutschlandfunk

Schweiz lockert Beschränkungen
Aufgrund geringer Neuinfektionszahlen lockert die Schweiz weiterhin ihre Beschränkungen. Ab Samstag seien Zusammentreffen von mehr als 5 Personen unter Einhaltung der Distanz und Hygieneregelungen erlaubt. Zudem wird geplant, ab dem 6. Juli wieder die Reisefreiheit in andere Schengenstaaten herzustellen. (dpa)

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 179.364 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 27.05.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 362 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – veröffentlicht und um 10 Uhr morgens online bereitgestellt. Das bedeutet für unsere Webseite, dass ihr immer Abends aktuelle Zahlen bei uns abrufen könnt. Und warum gibt es hier nicht mehr davon?  Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 2.498.730 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 67.978 Personen mehr als heute Morgen. Davon 162.800 in Deutschland (Stand: 28.05.2020 04:33 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Metal! Durch ein Facebookvideo wurde ich vor zwei Jahren auf die Band Bloodywood aufmerksam. Sie machen indischen Metal. Die Songs sind eine Mischung aus Rap, Metal und indischer Musik. Letztes Jahr hatte ich das Vergnügen, sie live zu sehen. Nicht nur die Musik und Stimmung waren klasse, nach dem Konzert hatte ich die Möglichkeit, eine Gruppe sympathischer Menschen kennenzulernen, die definitiv das Herz am rechten Fleck haben. Das verlinkte Video führt zu einem Song, der sich mit mentaler Gesundheit wie Angst und depressiven Erkrankungen befasst. Während des Konzerts sprachen die Bandmitglieder über diese Thematik und machten klar, dass sie selber direkt und indirekt von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Sie, die kräftigen 1,90 Kerle, die uns als Publikum mit ordentlichem Metal zum Schwitzen brachten. Auch, wenn dieser Gedanke totaler stereotyper Quatsch ist, ist es als junger Mann eine sehr kraftvolle Erfahrung, diese Menschen auf der Bühne über mentale Erkrankungen sprechen zu hören. Mir machte es mal wieder klar, dass in diesem Bereich teilweise Vorbilder fehlen, die einen guten Umgang mit psychischen Erkrankungen vorleben. Bloodywood hat übrigens im Zuge des Songs 60 Menschen eine kostenfreie Onlineberatungsstunde bei einem dafür eingerichteten psychologischen Beratungsinstitut ermöglicht, da gerade in Indien diesbezüglich eine schlechte Versorgungslage herrscht.
Jee Veerey - Bloodywood
Wer einfach einen guten Song zum Abfeiern braucht, hier entlang - Ari Ari - Bloodywood

Von Mensch zu Mensch

Von Marlon

Ich würde als Erstes gerne etwas über meinen ganz normalen Alltag erzählen. Ich bin momentan Abiturient. 13. Klasse. Das schon eine ganze Weile, aber auch ziemlich gern, weil ich das Lernen ziemlich gut finde. Aktuell bin ich seit Ende November nicht schulfähig, ich muss mich mal wieder selbst zusammenbauen. Im August starte ich wieder und möchte, nachdem ich endlich das Abitur geschafft und eine riesengroße, feuchtfröhliche Abiparty überlebt habe, Medizin oder Psychologie studieren. Mich faszinieren diese Fächer und ich möchte meine Zeit damit verbringen, mir so viel Wissen in diesen Bereichen wie möglich anzueignen. Was möchte ich mal werden? Davon habe ich auch eine Vorstellung, aber ich denke bisher nur in Teiletappen, weil ich nie weiß, ob, wann und wie stark es mich mal wieder aus der Bahn wirft. Ich lebe mit einer schweren Erkrankung und gelte als palliativ. Woah. Was für’n Plottwist! Das heißt aber keinesfalls, keine Zukunft zu haben. Für diese Zukunft musste ich viele Jahre ziemlich hart arbeiten und Stress aushalten. Here we go.


Irgendwann, an einem warmen Tag im Sommer fiel mir auf, dass etwas in meinem Körper komplett durcheinander geraten sein muss. Es folgten ein monatelanger Ärzt*innenmarathon und falsche Relativierungen, bis es zum großen "Oh, Scheiße" kam und ich mich einige Monate später so entkräftet wie verkabelt in einem Krankenhaus wiederfand. Zu dem Zeitpunkt wusste ich, dass Einiges nun anders laufen wird, als ich es gewohnt war. Dass das nun allerdings für viele Jahre mein Normalzustand sein wird, war aber weder mir, noch dem behandelnden Team klar. Damit stellte sich nebenbei plötzlich auch die große Frage, was, wenn ich denn eine Zukunft habe, aus dieser wird. Mir war schon als Kind klar, dass ich im medizinischen Bereich arbeiten möchte. Etwas Anderes als das Abitur kam für mich nicht in Frage. 

In den ersten Wochen im Krankenhaus kam eine klinikeigene Lehrerin zu mir ans Bett. Es kamen ein paar Anrufe meiner damaligen Klassenlehrerin und soweit ich mich erinnern kann, auch ein wenig Lernmaterial. Leider hat diese Klassenlehrerin allerdings innerhalb kurzer Zeit die Schule gewechselt. Dazu wurde es bereits innerhalb der ersten Monate im Krankenhaus mit der klinikinternen Lehrerin sehr schwierig, was sich leider durch die weiteren Jahre zog. Der Unterricht mit ihr war unangenehm. Ich empfand sie als aufdringlich. Sie hatte in den ersten Monaten immer wieder übergriffige Fragen gestellt und als es mir immer schlechter ging, nicht respektiert, dass ich nicht immer in der Lage war, mich während der anstrengenden Therapien aus Medikamenten, vielen Operationen und damit einhergehenden starken Schmerzen auf den Unterricht zu konzentrieren. Jedes Mal, wenn es mir nicht gut ging und ich im Moment keinen Unterricht machen konnte und wollte, wurde mir eine Verweigerungshaltung unterstellt, was bei mir sehr viel Stress auslöste. Das Sahnehäubchen war noch eine Empfehlung, mich auf eine Sonderschule für kranke und körperbehinderte Kinder zu stecken. So kam es, dass ich dann auch schon, wenn sie nur in der Tür stand, innerlich mit den Augen rollte und meine Lust aufs Lernen ungefähr so groß wurde, wie die Libido eines frisch kastrierten Labradors. Ein Teufelskreis.


Der Kontakt zur Heimatschule war nur noch sehr brüchig. Einige Male konnte ich dort ein paar Stunden verbringen, aber das kann man an einer Hand abzählen. In den kurzen Phasen, in denen ich zuhause sein konnte und etwas Zeit war, zumindest ein bisschen nicht-krankheitsbezogene Dinge zu denken, kümmerte sich meine Mutter darum, mir Hausunterricht zu organisieren. Nur leider wurde der Antrag vom Senat abgewiegelt, indem mir eine Lehrerin, die ursprünglich Erstklässler*innen betreut, zugewiesen wurde und bereits am Telefon gestand, mich gar nicht unterrichten zu können. Danach verlief es im Sande.

Später fand meine Mutter einen Artikel über krebskranke Kinder, die durch eine Webcam den Unterricht verfolgen konnten. Das schlug sie in meiner damaligen Schule vor, aber es wurde von seiten der Schule abgelehnt. 


Nach 3 1/2 Jahren Krankheit von denen ich die meiste Zeit in der Klinik verbrachte, wurde ich in die klinikeigene Schule eingeschult. Mir wurde versprochen, dass ich dort Versäumtes aufholen würde und "schulisch rehabilitiert" würde. Aber nichts des Versprochenen passierte. Der Unterricht war nicht auf dem Niveau meiner Klassenstufe, ich bekam Machtmissbrauch der Erwachsenen gegenüber den Kindern mit und mein Zeugnis bestand aus Sternchennoten, die mir den Übergang auf ein Gymnasium verbaut hätten. Auch extra für mich vorgemerkte Förderstunden zum Aufholen der Inhalte im Hassfach Mathe wurden von Seiten eines Lehrers als Raucherpause genutzt. Ich betonte in dieser Schule immer wieder, dass ich das Abitur machen möchte. Ich wollte zu dem Zeitpunkt Anästhesist werden. Es wurde ignoriert. Ein Kompromiss von Seiten der Schule war, dass ich wie ein Gasthörer in den Hauptfächern an einer von ihnen ausgewählten Schule teilnehmen “dürfe”. Nicht mit mir. Bloß weg da.

Nach großer, langer und ermüdender Suche fanden meine Mutter und ich wenigstens eine Schule, die mich aufnahm. Sie war zwar am Stadtrand, aber was soll's. Hauptsache gleichberechtigte Bildungschancen und raus aus dieser Institution. Das wurde mir dann allerdings von Seiten der Sonderschule auch erschwert, da sie die Herausgabe meiner Umschulungskarte anscheinend willentlich bis aufs Letzte hinausgezögert und nur auf Druck hin ausgehändigt hat.

Auf der neuen Schule hatte ich bis zum nächsten gesundheitlichen Crash eine wunderbare Zeit und das erste Mal so etwas wie eine Klassengemeinschaft. Irgendwie habe ich alles, obwohl mir zu dem Zeitpunkt bereits zwei Schuljahre fehlten, ich oft fehlte und zu meiner Behandlung jeden Monat ein kleiner Eingriff in Vollnarkose und intensive Schmerztherapie mit Fentanyl gehörte, gut hinbekommen und ansehnliche Noten erzielt. Mir ging es sogar so gut, dass ich ein Schülerpraktikum machen konnte und tatsächlich in die Anästhesie außerhalb der Patientensicht reinschnuppern konnte. Obendrauf bekam ich ein Stipendium, das sich an begabte Schüler*innen richtet, das mich auch heute noch bis zum Abitur fördert und mir sehr hilft.


Leider musste ich nach dem darauf folgenden gesundheitlichen Zusammenbruch zwei Jahre zurückgestellt werden, was eine neue Klasse samt Lehrkräften für mich bedeutete. Nun wurde die Erkrankung auch von außen sichtbar, da ich von nun an mit einer Dauerinfusion und einem Rollstuhl ausgestattet wurde. Plötzlich entwickelte sich das Umfeld, in dem ich gern war, zu einem Umfeld, in dem ich auf eine Rolle als "der Behinderte" reduziert wurde, selbst von Lehrkräften, die mich bereits kannten. Da es eine Gesamtschule ist, findet der Unterricht differenziert auf verschiedenen Bildungsniveaus, sogenannten G, E und F-Kursen statt. Ich war in allen Fächern in den E-Kursen, die ganz normaler Gymnasialunterricht sind und von denen eine Mindestanzahl von 3 Kursen eine Voraussetzung für den Übergang in die Oberstufe ist. Bei schlechten Noten steigt man ab, aber das war bei mir nie ein Thema. Nach meiner Rückkehr wurde ich von der sogenannten "Inklusionsbeauftragten" der Schule allerdings gegen meinen Willen in Kurse des Hauptschulniveaus eingeteilt, vorgeblich "zu meinem Besten" und "ich könne ja aufsteigen bei guten Noten". Mir blieben zwei E-Kurse, da das die Voraussetzung für die Zulassung zum Mittelschulabschluss ist. Natürlich stieg ich zum Halbjahr auf, hatte aber das Gefühl, dass das nicht gern gesehen war. Das führte auch beinahe dazu, dass ich mich mit meinem Halbjahreszeugnis nicht zur gymnasialen Oberstufe an einer neuen Schule anmelden konnte. Es fehlte dadurch, dass der Kursaufstieg nicht im Zeugnis vermerkt wurde, der Hinweis, dass ich vermutlich in die Oberstufe versetzt werde. Ohne hätten sie mich nicht annehmen dürfen. Dies wurde erst nach ganz großem Theater, das bis zum Direktor ging, geändert. Insgesamt wurde mir permanent, mehr oder weniger direkt, suggeriert, dass ich nicht in die höhere Bildung gehöre. Erstaunlich war auch, dass einige Lehrkräfte mir schlechtere Noten gaben. Man sah einen deutlichen Split. Ich hatte vier Einsen auf dem Zeugnis, aber zwei Lehrkräfte konnten sich maximal zu einer 3 auf dem Zeugnis hinreißen lassen. Ganz egal, wie gut ich in ihren Tests abschnitt. Komischerweise habe ich mir selber vorgegaukelt, dass ich mich trotz allem an der Schule wohlfühlen würde. Das lag vermutlich einfach an zwei Jungs, mit denen ich mich angefreundet hatte und am guten Geschichtsunterricht. Insgesamt kann man aber sagen, dass ich permanent unter Druck gesetzt wurde, weil ich immer schlechter gemacht wurde, als ich bin, mir nichts zugetraut wurde und ich immer in der Angst lebte, ob der Übergang in die Oberstufe klappt.

Aber auch diese Zeit fand zum Glück ein Ende. So kam ich auf meine jetzige Schule, auf der ich mich wirklich pudelwohl fühle, weil dort ein positives, zugewandtes Klima herrscht und alle willkommen sind. Ich habe Ansprechpersonen, die sich für mich einsetzen, damit ich die gleichen Chancen wie meine chronisch gesunden Mitschüler*innen habe.


Es könnte perfekt sein, nur leider kommt mir meine Krankheit oft dazwischen. Das ist oft sehr ärgerlich. Nun sind die menschengemachten Hindernisse weg, aber es kommt etwas dazwischen, das ich nicht ändern kann. Ich fehle sehr oft und musste schon so manches Mal bis zu zwei Monate an Unterrichtsstoff innerhalb weniger Stunden eines Nachmittages aufholen. Mein Alltag besteht, wenn ich zur Schule gehe, aus den Schulstunden, die ich an dem jeweiligen Tag mitmache, Heimfahrt durch einen Fahrdienst und viel Erholung danach. Manchmal kommen noch Termine hinzu. Und wenn irgendwer aus meinen Kursen mal wieder erkältet zur Schule kommt, liege ich wenige Tage später selber flach. Und das dann mehrere Wochen. Oft kann ich dadurch das Lernpensum, das sich durch das Fehlen anstaut, nicht verteilen, sondern muss alles auf einmal vor einer Klausur lernen. Meistens muss ich Mitschüler*innen hinterherrennen, um irgendwie mitzubekommen, was während der verpassten Stunden besprochen wurde und kann mich darauf nicht immer verlassen. Insgesamt ist es, wenn man nicht da ist so, dass man unsichtbar wird. "Aus den Augen, aus dem Sinn" sagt man ja so schön.
Manche Lehrkräfte senden mir aber Materialien via Mail, wenn ich darum bitte. Auch bei 2-monatigen Rehaaufenthalten erhielt ich Aufgaben und sogar Klausurersatzleistungen, die ich selbstständig dort erarbeiten konnte. Trotzdem ist das Meiste Eigeninitiative, da ich anders als gesunde Schüler*innen die Inhalte nicht direkt durch Unterricht vorgetragen bekommen, sondern zu den Themen selber recherchieren muss. Das ist zwar zeitaufwändig und anstrengend, auf der einen Seite hilft es allerdings auch beim Lernen, da ich wissen muss, was zum Gesuchten passt. Auf der anderen Seite verzettele ich mich aber auch leider oft und habe Hintergrundwissen, das ich nicht brauche und kann mich kaum aufs Wesentliche fokussieren. Es erfordert eine Menge Selbstdisziplin. Diese Art des Lernens ist leider auch sehr teuer, da ich teils (E) Bücher ergänzend brauche und jederzeit auf einen zuverlässigen, für mich gut bedienbaren Laptop und funktionierendes Internet angewiesen bin. Ohne mein Stipendium wäre ich in der Hinsicht aufgeschmissen und bin mir bewusst, wie privilegiert mich diese Extrahilfe macht. Meine Oberstufenleitung ist sehr offen für Ideen, wie man einen Nachteilsausgleich gestalten kann. Dank eines tollen Lehrers, der mich immer in meiner Rehaklinik unterrichtet, wurden wir über weitere, teils sehr unkonventionelle Möglichkeiten beraten.

Das ist alles toll. Aber mir stehen trotz alledem Hindernisse im Weg. Eins bin ich selber. Ich stehe trotz jeder Erleichterung unter Druck. Ich habe oft das Gefühl, ich müsste mehr lernen und "fleißiger" sein, weil ich mich oft sehr lange nach der Schule ausruhen muss. Immer hängt in meinem Kopf ein "Ich müsste doch noch..." oder "In x Tagen ist ....". Und das raubt auch wiederum Energie, die ich für meinen Alltag brauche. Und es ist eigentlich auch völlig irrational, da meine Noten mit Ausnahme von Mathematik immer wieder weit über dem Klassendurchschnitt liegen. Es ist so'n Marlonding, alles zu zerdenken, ich muss mir meine Erfolge vermutlich ein bisschen mehr ins Gedächtnis rufen.
Mir würde es viel abnehmen, wenn es von vornherein ein sogenanntes Moodle gäbe, in dem einfach alle Unterrichtsinhalte gespeichert werden, sodass alle von zuhause aus darauf Zugriff haben. Oder eine Webcam im digitalisierten Klassenzimmer. Das wäre nicht nur durch eine Kamera, sondern auch durch Tablets mit Skype und Zoom gut machbar. Sie sind portabel und Internet gibt es eh' an meiner Schule. So gäbe es auch keine Sonderlösung nur für mich, sondern etwas, von dem alle profitieren. Toll wäre eine Begleitung, die mir hilft, das Lernen zu strukturieren. Ich hätte dann nicht immer das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Leider war sowas bisher nicht möglich. Bis jetzt, zur Coronazeit, in der man überall irgendwas von Zoommeetings, Onlineunterricht und Moodles liest. Es werden generell plötzlich Dinge möglich, die meiner Mutter und mir in der Vergangenheit als "zu großer Aufwand" benannt wurden. Es werden gut strukturierte Moodles mit Arbeitsmaterialien aufgebaut, Unterricht findet online durch verschiedene Dienste statt. Es wurde in Rekordzeit die Coronaschool ins Leben gerufen, die Studierende als schulische Unterstützer*innen an Schüler*innen vermittelt. Obendrauf werden kostenpflichtige Lernplattformen frei zugänglich. 

Und das ist alles toll und macht mich glücklich, weil ich sehe, dass es ja doch irgendwie geht. Aber es hinterlässt auch einen bitteren Geschmack. Jetzt betrifft es die Mehrheit, plötzlich müssen alle verstehen, wie es ist, wenn man bildungstechnisch Nachteile erfährt. Allerdings ist das aber auch noch nicht vergleichbar mit der Situation von Schüler*innen mit jahrelangen schweren Krankheiten.

In so kurzer Zeit wurde so viel erreicht. Warum nicht schon vorher? Warum leben wir immer noch in einer Gesellschaft, in der man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss, um derartige Möglichkeiten zu bekommen, anstatt auf Unterstützung zählen zu können, die für alle Menschen in derartigen Lagen zugänglich ist?

Es gibt immer wieder Menschen, die in Situationen geraten, wie ich sie erlebe, aber von denen höre ich kaum etwas. Ich kenne auch keine einzige Dokumentation, die das thematisiert. Wenn über kranke Menschen berichtet wird, insbesondere über Junge, dann ist ist die maximale Botschaft "Es ist alles so schlimm". Aber nunmal werden auch dank der modernen Medizin viele kranke Kinder erwachsen und stehen dann vor großen Schwierigkeiten, wenn während der Schulzeit versäumt wurde, ihnen eine angemessene Bildung zu ermöglichen. Mal ganz abgesehen von kranken Auszubildenen und Studierenden. Und Einigen wird es jetzt gerade so gehen, wie mir noch vor ein paar Jahren. Ohne verständnisvolle Schule. Ohne Stipendium. Ich wünsche mir dahingehend Sichtbarkeit.
Lasst uns diese Pandemie nutzen, um an diesen Personenkreis zu denken und zu überlegen, wie man solche neu geschaffenen Strukturen nutzen kann, um ihnen diesen Teil des Alltages angenehmer zu machen, gesellschaftliche Teilhabe wirklich zu ermöglichen und Chancengleichheit ernsthaft anzustreben.

daz - die angst zeitschrift

360 Grad “Was wäre, wenn…”

Wie schon angekündigt versuchen wir das Thema Leistungsdruck näher zu beleuchten. Hierzu möchte ich Gedanken aus dem Gespräch mit einer Lehrerin einfließen lassen. Außerdem haben wir ein Gespräch, welches Marlon mit einer Grundschülerin geführt hat. Den Chatverlauf geben wir euch hier eins zu eins wieder. Lediglich die Rechtschreibfehler und das was die Autokorrektur zum Teil daraus gemacht hat, haben wir korrigiert. 

In der Schule meiner Tochter ist eine Diskussion um die Benotung entbrannt. Wie soll dieses Schuljahr benotet werden? Es gibt Stimmen von Seiten der Eltern, die normale klassische Schulnoten fordern. Ich persönlich halte nicht viel von Schulnoten, kann doch eine Zahl nie das Erlernte in Gänze erfassen. Sie schaffen lediglich eine bessere Vergleichbarkeit, erhöhen aber genau dadurch zum Teil den Druck indem sie Raum für einen Konkurrenzkampf schaffen. Auch wenn Noten für die Lehrer*innen weniger Arbeit bedeuten, als die Leistungsübersicht in Textform, so würden Lehrer*innen meistens auch die Textform bevorzugen. Was sagt eine 3 denn schon aus, außer dass die Leistung befriedigend ist. Eine schriftliche Beurteilung ist jedoch viel komplexer und konstruktiver, da genauer beschrieben ist, wo die Kinder Schwächen haben und was sie schon sehr gut können. Außerdem muss so ein Text immer wohlwollend formuliert werden, eine 4 oder 5 kann das nicht sein. Und denken wir das mal weiter und überlegen, was das mit uns macht. Wie es sich anfühlt. Wohlwollende, konstruktive Kritik oder ein kurzes “du bist nur gut/ausreichend/ungenügend”. Natürlich steht auf dem Zeugnis nicht “Du bist…”, aber es fühlt sich für die Kinder wahrscheinlich schnell so an, denn auch den Unterschied zwischen sachlicher- und emotionaler Kommunikationsebene muss man lernen. Doch dieser Leistungsdruck ist nicht nur dem Schulsystem zu schulden, nicht nur der Benotung oder des Konkurrenzkampfes unter Mitschüler*innen, auch Eltern tragen einiges dazu bei. Vielleicht sollten wir öfter und gerade jetzt, wo durch Homeschooling der größte Teil der Verantwortung auf uns lastet, mal Fünfe gerade sein lassen und Vertrauen in die Fähigkeiten der Kinder haben. So, wie sie es irgendwann mal gelernt haben zu krabbeln und zu laufen, aus eigenem Drang heraus, so werden sie auch irgendwann lernen zu lernen. Und wir, Eltern, Großeltern, Erzieher*innen, Lehrer*innen, etc dürfen begleiten und unterstützen. 

Dass es diesen Leistungsdruck und damit einhergehende Versagensängste gibt, hat übrigens auch news4teachers recherchiert.

Um die Thematik auch aus Schülersicht zu beleuchten, hier nun der angekündigte Chatverlauf. Marlon hat sich mit der Tochter einer Bekannten dazu ausgetauscht:

Antonia  16:47 Uhr
Wie geht es dir? Ich war heute in der Notbetreuung.

Marlon  16:48 Uhr
Hey, mir geht es ganz in Ordnung, also weder gut, noch schlecht. Wir hatten gerade Mittagessen, außer Schreiben, Pokemon und Animal Crossing spielen habe ich heute noch nichts gemacht.

In die wievielte Klasse gehst du und wie geht es dir in der Schule?

Antonia  16:53 Uhr
Ich gehe in die Vierte :erröten:. Es ist toll und mir geht es gut. 

Marlon  16:55 Uhr
Ich in die Dreizehnte. :lächeln: Das bedeutet für dich jetzt, dass du ab August an eine Oberschule musst, oder? Bei mir war das in der Fünften freiwillig und wir mussten erst in der Sechsten auf die Oberschule

Antonia  16:58 Uhr
Ja, genau. Ich gehe nach den Sommerferien auf eine integrative Gesamtschule. Ich bin auch schon ein bisschen aufgeregt, wegen der neuen Schule.

16:59 Uhr
Wie war dein Schulwechsel?

Marlon  17:09 Uhr
Ich war auf 5 verschiedenen Schulen und es war jedes Mal aufregend, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. In der Grundschule habe ich leider nicht so gute Erfahrungen mit anderen Kindern und Lehrkräften gemacht. Darum hatte ich immer Angst, dass es wieder so wird wie vorher. Meist aber unbegründet. Mein vierter Wechsel war toll, weil ich in eine Musikklasse kam und schon immer Schlagzeug spielen lernen wollte. Das kann ich jetzt, wenn auch nicht durch die Schule, sondern weil ichs mir beigebracht habe. Und in dem Jahr hatte ich eine Klasse, die eine richtige Gemeinschaft war. Auf meinen letzten Schulwechsel hatte ich mich hingegen aber sehr gefreut, weil ich lange dafür kämpfen musste, in die gymnasiale Oberstufe zu kommen und ich damit ein wichtiges Etappenziel erreicht habe. Meine jetzige Schule ist echt toll, wir haben sehr nette Lehrkräfte, das Klima ist richtig angenehm und ich fühle mich sehr wohl. In der elften Klasse waren wir übrigens noch wie ihr jetzt noch seid, eine Klasse (ab der 12. kommt man in "Kurse") und habe dort zwei Freundinnen gehabt, mit denen ich ziemlich viele witzige Dinge gemacht habe.

Antonia  17:16 Uhr
Ich finde es toll das meine jetzige Klasse so gut zusammenhält und die meisten Lehrer*innen sind auch sehr nett. :erröten: Deswegen habe ich auch etwas Sorge vor dem Schulwechsel. Ich finde es toll, dass du in eine Musikklasse gekommen bist. Musik finde ich selber super. Ich spiele Geige. Gibt es ein Fach in der Schule, was du besonders magst, oder wovor du Angst hast?

Marlon  17:20 Uhr
Das klingt richtig gut! :leichtes_lächeln: Ich mag Psychologie am liebsten und habe auch Spaß am Bio Leistungskurs. Was mir schon immer Angst macht, ist Mathe. Ich tue mich damit sehr schwer, obwohl Vieles, was man da lernt echt nützlich sein kann. Und wie sieht das bei dir aus?

Antonia  17:23 Uhr
Mathe ist für mich auch ein Problem. Aber wie gehst du damit um? Ich kann manchmal vor Angst die Hausaufgaben nicht machen.

Marlon  17:26 Uhr
So geht es mir auch und ich muss mich immer sehr überwinden, da mit dem Arbeiten anzufangen. Und wenn ich es dann mal geschafft habe und Dinge gelernt habe, dann kann ich sie nicht mehr in den Klausuren oder im Unterricht im Gehirn abrufen oder komme durch Kleinigkeiten durcheinander bei Aufgaben

17:27 Uhr
Ich habe quasi Black-Outs und sitze dann die ganzen 90 Minuten über der Klausur und komme kaum voran

17:28 Uhr
Einen richtigen Umgang damit habe ich nicht gefunden. ich überlege im Moment, was der Grund für meine Probleme sein kann. Wie gehst du damit um?

Antonia  17:29 Uhr
Was, 90 Minuten Mathearbeit:der_schrei:? Ich hab keine Ahnung.

Marlon  17:31 Uhr
Ja :lächeln: Das sind Klausuren. Aber in anderen Fächern ist das gar nicht so schlimm, dass die so lange dauern, mir machen die in anderen Fächern wie Bio ziemlich Spaß. Man muss nicht mehr wie in der Grundschule verschiedene Aufgaben lösen, sondern man muss so ein bisschen um die Ecke denken und lernt sogar während manchen Klausuren etwas Neues. ich mag das viel mehr als normale Klassenarbeiten von früher.

Antonia  17:33 Uhr
Hast du sorge wegen deinem Zeugnis? Das ist doch jetzt dein letztes, oder?

Marlon  17:33 Uhr
Da fällt mir ein, dass ich auch abseits von Mathe Prüfungsangst habe. Auch, wenn ich wirklich gut in einem Thema bin, habe ich oft so eine geistige Leere, wenn ich das Klausurblatt vor mir habe und brauche erstmal etwas Zeit, um das zu überwinden

17:34 Uhr
Nein. in Mathe habe ich zwar immer einen Ausreißer, aber dafür habe ich andere sehr gute Noten. In der 11. Klasse war es zB. so, dass ich überall 1, 2+ und eine einzige 3 hatte, aber dafür eine 5- in Mathe. Mein Durchschnitt war 1,9. Das fand ich dann schon wieder irgendwie lustig.

Antonia  17:36 Uhr
Ich wollte dich grade nach deinen Noten fragen

Marlon  17:38 Uhr

:lächeln:

Antonia  17:39 Uhr
Ich mag Noten  nicht so gern:stirnrunzeln_weiß:

Marlon  17:40 Uhr
Was denkst du über Noten? Ich finde das System auch blöd.

Antonia  17:40 Uhr
Ich finde es doof, das andere Schüler dann mit ihren besseren Noten angeben. Eigentlich ist es mir egal welche Note man hat.

17:43 Uhr
Ich finde Texte zur Bewertung besser. Damit kann man auch was anfangen und weiß was man noch üben muss.

Marlon  17:43 Uhr
Stimmt! Setzt dich das manchmal unter Druck, wenn andere damit angeben?

17:45 Uhr
Ich finde auch, dass Noten gar nicht die wirkliche Leistung des Menschen zeigen. Den Lehrkräften bleibt ja verborgen, wie viel Arbeit und Fleiß die Person da reinsteckt, um die Leistung zu erbringen, die die Lehrkraft dann in der Schule sieht.

Antonia  17:45 Uhr
ja manchmal:verwirrt:.

Marlon  17:46 Uhr
Hast du da schon etwas gegen gemacht, z.B. mit deiner Mutter drüber geredet?

Antonia  17:49 Uhr
Ja häufig.  :nachdenklich::leichtes_stirnrunzeln:
Ich hoffe das es auf der nun Schule besser ist.:erhobene_hände:

Marlon  18:00 Uhr
Ich auch!

18:01 Uhr
Ich denke mir auch gerade, dass es eigentlich sehr schade ist, wenn jemand es überhaupt nötig hat, sich nur wegen Noten so aufzuspielen. Es gibt doch so viel Wichtigeres

Antonia  18:09 Uhr
Da hast du Recht! Es gibt aber auch in der Schule viele Dinge die man nicht lernt, z.B. Obdachlosen helfen, kochen und meine Mutter sagt Steuererklärung.

18:10 Uhr
Ich hoffe das auch vielleicht durch Corona sich etwas ändert. Wo sich eh ganz viel ändern muss. Und ich hoffe auch das bald nicht mehr so viel Auto gefahren wird. Hat damit aber jetzt gar nichts zu tuen.

Marlon  18:11 Uhr
ohja! Ich hatte Ethik, aber das ist auch nicht so zielführend in der Hinsicht. Und es kommt auch immer auf die Lehrperson an, wie der Unterricht aussieht. Was ich mal gemacht habe, war einen Workshop über queeres Leben zu organisieren, weil in einer Whatsappgruppe ekliges homofeindliches Zeug geschrieben wurde. Das war cool, dass ich das machen durfte

18:11 Uhr
Ja, Klimaschutz in Erdkunde wäre toll!

18:12 Uhr
Und in Sport würde ich mir wünschen, einerseits nicht benotet zu werden und andererseits ohne Zwang Sportarten kennenzulernen. Nicht nur die "Typischen", sondern auch mal nen Rollibasketballworkshop oder Skaten, was man auch mit ganz vielen Dingen machen kann. Halt sowas, das Spaß an Bewegung vermittelt.

Antonia  18:15 Uhr
Ich finde es gut das du dich dafür eingesetzt hast, das es egal ist wen man liebt und auch welches Geschlecht man hat.
Und so einen Sportunterricht finde ich auch gut.
Da muss die Schule noch einiges dazulernen.
Ich muss jetzt leider essen. Danke für das tolle Gespräch, bis bald.

Liebe Grüße
Antonia

Marlon  18:16 Uhr
Guten Appetit! :leichtes_lächeln: Danke dir für den schönen Chat!

Fazit: Wir sind uns einig, dass sich etwas ändern sollte und dass man unter Druck nicht gut / nicht lernen kann. Wo gerade zu Anfang der Pandemie und des Lockdowns so viel von Entschleunigung gesprochen wurde, sollten wir dabei auch die  Schüler*innen mitdenken. 

Dies und Das

Generationenkonflikt
Das bento-Magazin hat in einem Interview mit Matthias Fifa von der Universität Erlangen-Nürnberg einen Blick auf die Sorgen der Verschiedene Generationen geworfen. Es geht darum, dass ältere Menschen in erster Linie Sorgen vor dem Virus haben, jüngere vor den Folgen, die die Coronakrise auf ihre Zukunft hat. Es geht um die Wirtschaft und beruflichen Aussichten, um Existenzängste, um Freiheit, um die Weitergabe von Gesundheitsdaten und Solidarität.  

Ein lesenswertes Interview, was vielleicht jeder Generation hilft die Sorgen der jeweils anderen ein wenig nachvollziehen zu können.
bento

Schüler sein in Armut
Jeremias Thiel lebte als Kind in einem problematischen familiären Umfeld. Mit 11 Jahren wendete er sich selbstständig ans Jugendamt, um von ihnen in Obhut genommen zu werden. In dem Beitrag erzählt er, wie er vom Jugendhilfekind zum Elitestudenten wurde und kritisiert sehr eindrücklich bestehende Strukturen, die Kindern in solchen Notlagen nicht immer eine angemessene Bildung ermöglichen.
RBB Zibb


Online- und Telefonhilfe

Druck rausnehmen und die Dinge gelassen zu nehmen ist manchmal gar nicht so einfach. Die Belastungen dieser Tage sind gerade für Familien groß und dies kann zu Konflikten führen. Wer Hilfe und Unterstützung braucht - wir haben euch eine kurze Liste mit Kontakt- und Anlaufstellen zusammengestellt. 

  • Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter NRW hat unter der 0201 - 827 74-799 eine Krisen-Hotline für Alleinerziehende eingerichtet und bietet darüber psycho-soziale Beratung.
  • Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP e.V.) bietet einen anonymen und kostenlosen Beratungsservice an. Die sogenannte BDP-Corona-Hotline ist täglich von 8 bis 20 Uhr unter der Nummer 0800 - 777 22 44 geschaltet. Hier stehen ehrenamtliche Mitglieder des BDP mit Rat zur Seite.
  • Das Elterntelefon des Kinderschutzbundes unter der Nummer 0800 - 111 0 550. Die Beratung findet hier von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr sowie zusätzlich Dienstag und Donnerstag bis 19 Uhr statt.
  • Die Nummer gegen Kummer, für Kinder und Jugendliche ist eine gesonderte Hotline des Kinderschutzbundes – die Nummer gegen Kummer. Die 116111 ist von Montag bis Samstag von 14 bis 20 Uhr erreichbar.
  • Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) bietet professionelle Beratungsangebote über das Internet an. Die Online-Beratung ist wie die Beratung in den Erziehungs- und Familienberatungsstellen kostenfrei. Auf bke-jugendberatung.de können sich Jugendliche mit ihren Sorgen und Nöten einloggen. Für Eltern mit Fragen und Problemen zur Erziehung ist die Website bke-elternberatung.de die richtige Adresse im Netz.

Und jetzt, holt euch nen Kaffee und chillt ne Runde, einen entspannten Tag wünschen

Marlon, Anne

und das ganze Team von angstfrei.news!

Ideen, Anmerkungen, Wünsche? Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | ZDF liveticker | Krankenkassen.de (dpa) | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.