Katastrophisieren | 4. September 2021
Liebe Leser:innen,
als ich das Thema vorgeschlagen hatte, dachte ich daran, wie wir in unseren Leben unsere Sorgen aufblasen wie Gymnastikbälle, uns schnell in einem Netz von "das geht schief!"-Visionen verstricken oder mit voller Geschwindigkeit die Wenn-Dann-Kaskaden hinunter stürzen, die uns zielsicher in den schlimmsten aller Ausgänge stürzen. Und dann mache ich das Radio an, scrolle durch meinen Social Media Feed oder telefoniere mit Freund:innen, die die Flut getroffen hat. Benutzen wir den Begriff Katastrophe vielleicht zu leichtfertig für unser Leben?
Die Frage tut weh. Denn unsere Kaskaden und Abgründe sind für uns ganz persönlich oft richtig echte, fühlbare Katastrophen - und der Vergleich mit den Katastrophen da draußen weißt uns zusätzlich noch darauf hin, dass wir es doch eigentlich gut haben und das macht zusätzlich moralisch-normativen Stress. Irgendwo in der Mitte pendeln sich unsere Gefühle zum Begriff und Erleben von Katastrophen ein. Diese Ausgabe von angstfrei.news ist dafür ein gutes Beispiel: Wir legen ein Schwarzbrot aus dem Februar diesen Jahres auf, wo wir erklären, welche Bedürfnisse Verschwörungserzählungen befriedigen – unter anderem nämlich der Kontrolle über unser Gefühl der Katastrophe.
Auch die Mensch zu Mensch Texte mäandern durch die ganze Breitseite der Katastrophen: Anne fragt sich, woher der Drang kommt, lieber zu katastrophisieren als vom Besten auszugehen und fordert sich selbst mit einer 30-Tage-Challange heraus, statt vom Schlimmsten vom Guten auszugehen. Vielleicht ist das ja eine Idee für uns alle? Wer noch einen Grund braucht, es auszuprobieren, der liest Lauras Text. Sie macht spürbar, wie es sich anfühlt, von einer gefühlten Katastrophe in die nächste zu schlittern und warum es hilft, manchmal Ballast abzuwerfen. Katharina lädt uns im Anschluss auf ihr Minenfeld der Möglichkeiten ein. Mit Hilfe des Windows-Spiels Minesweeper erklärt sie, warum es ihr so schwer fällt, unvoreingenommen Neues zu beginnen und was die Katastrophe damit zu tun hat. Den Abschluss macht Tina mit einem Einblick darin, wie Katastrophe und Angst mit einander zusammenhängen und schließt mit Nachsicht: "Ich denke, es ist durchaus legitim, sich sein eigenes Kopfkino zu erlauben, solange man nicht darin sitzen bleibt."
Natürlich gibt es auch wieder einen Tipp und ein wenig Dies und Das. Genug Stoff, damit die nächste Woche keine Katastrophe wird! Und wenn es sich doch mal so anfühlt: Atmen, Rückbesinnen und achtsam hindurchfühlen.
viele Grüße und eine schöne Woche wünschen Katharina
und das Team von angstfei.news
Ganz wichtig: Was meint ihr zum neuen Konzept und zu dieser Ausgabe? Bitte gebt uns ein kurzes Feedback - das wäre hilfreich und sehr nett.
Übrigens nehmen wir unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Wir freuen uns über dich in unserem Team. Trau dich einfach und schreib uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com, oder über Instagram.
Die guten Nachrichten der Woche
Knapp 1 Milliarde an Corona-Hilfsgeldern freiwillig zurückerstattet
Kleinunternehmer haben rund 911 Millionen Euro der erhaltenen Corona-Soforthilfen zurückgezahlt. Darüber informierte das Bundeswirtschaftsministerium. Besonders hohe Rückzahlungen waren aus Bayern zu vermelden. Die Rückzahlungen waren eine freiwillige Entscheidung der Unternehmen. Insgesamt zahlte das Bundeswirtschaftsministerium bis Ende 2020 14,1 Milliarden Euro an gut 1,8 Millionen geschädigte Betriebe ausgezahlt. Damit konnten Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer:innen ihre wirtschaftliche Existenz während der Krise sichern.
→ Tagesschau
Erstes EU-Ziel erreicht: 70% geimpft (Drosten: reicht nicht, Kinderinfektionen)
70 Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Union (EU) sind vollständig immunisiert. Dieses Ziel hatte sich die EU bis Ende des Sommers gesetzt. Obwohl diese Zahl als Erfolg gewertet werden kann, müsse die Impquote unbedingt weiter gesteigert werden, um die Hosptialisierungsrate und einen erneut angespannten Herbst vorzubeugen, so die Europäische Kommission. Der Berliner Virologe Christian Drosten bekräftigt dieses Vorhaben. Testungen seien nur ein Behelfsmittel, so Drosten im Deutschlandfunk. DAmit die Pandemie unter Kontrolle sei, brauche es eine Impfquote von 85 Prozent bei unter-60-Jährigen und über 90 Prozent vollständig geimpfte Personen bei den ÜBer 60-Jährigen. Besondere Sorgen bereiten den Expert:innen Kinder und Jugendliche. Die Erkrankungen in dieser Altersgruppe nehmen stetig zu. Da man nicht wisse, wie sich eine Erkrankung auf den sich noch entwickelnden Organismus auswirke, sei es besonders wichtig, diese Altersgruppe zu schützen. Allerdings gäbe es noch keine hinreichenden Studien, die konkrete Aussagen über mögliche Langzeitfolgen treffen, so SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Um Schutz zu gewärleisten und Kitas wie Schulen geöffnet zu lassen, setzt die Politik auf regelmäßige Tests, feste Gruppen, Masken, Stoßlüften und mobile Lüfter.
→ Tagesschau
→ Deutschlandfunk (Drosten)
→ Deutschlandfunk (Lauterbach)
Schwarzbrot: Katastrophen & Verschwörungserzählungen
Wir alle sind nicht davor gefeit. Misstrauen, Halbwahrheiten oder der geschützte (weil private) Raum auf unserem Smartphone machen es wahrscheinlicher, dass wir in eine Glaubensspirale gelangen, die uns von katastrophisierenden Erzählungen überzeugt. Und: Einmal drin ist es gar nicht so leicht, wieder herauszufinden. Aber welchen Mehrwert haben diese Mythen für uns? Was wissen wir aus der Psychologie und Sozialwissenschaft über die Mechanismen hinter dem Glauben an sie? Und warum ist das alles ziemlich menschlich? Das lest ihr im zweiten Teil über Verschwörungserzählungen.
Letztlich befriedigt der Glaube an Verschwörungen Bedürfnisse, die wir alle in unterschiedlicher Art und Ausprägung haben. Einfach gesagt: Wir fühlen uns gerne sicher, wissen daher gerne Bescheid und möchten uns in einer Gruppe wohl und manchmal auch überlegen fühlen. Das dient dem Selbstwert und befriedigt unser inneres Herdentier. Aber der Reihe nach.
Teil 1: Ein Blick nach innen
Im ersten Abschnitt schauen wir uns die inneren, seelischen Gründe an und beleuchten vor allem, was es ist, das uns an den Erzählungen (aber auch an Fakten) gut tut.
(1) Kontrolle und Reduktion von Ängsten
Das Streben nach Sicherheit ist eines der grundlegenden menschlichen Bedürfnisse (siehe z.B. Maslow). Eine Strategie, die wir seit Menschengedenken dafür einsetzen, ist Kontrolle. Wir kennen das alle in unterschiedlichen Ausprägungen: Es tut gut, einen festen Ablaufplan zu haben, auf den wir uns in unserer täglichen Routine verlassen können. Wir wissen gerne, was uns erwartet, wenn wir etwas Neues beginnen. Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor, wenn wir ein wichtiges Gespräch haben. Natürlich kann dieses Streben auch Überhand gewinnen. Das zeigt sich dann zum Beispiel in Zwängen oder verändertem Essverhalten. Auch dieses Verhalten ist - in seiner Schädlichkeit - ein Versuch des:der Einzelnen, Kontrolle zurück(zu) gewinnen, oft nach traumatisierenden Erlebnissen.
Nun ist aber nicht jede:r, der:die an Verschwörungserzählungen glaubt, traumatisiert. Trotzdem gibt es Studien die belegen, dass das Gefühl verlorener Kontrolle den Glauben an Verschwörungserzählungen verstärkt. Die bekannteste Studie kommt aus dem Jahr 2008. Die US-amerikanischen Psychologen Jennifer A. Whitson und Adam D. Galinsky haben in der angesehenen wissenschaftlichen Zeitschrift "Science" ihren Aufsatz "Lacking Control Increases Illusory Pattern Perception" veröffentlicht (2008, Band 322, S. 115–117) und damit eine ganze Reihe an Folgeforschungen angeregt, die den Zusammenhang weiter bestärken.
Warum dieses Kontrollbedürfnis? Naja, es ist kompliziert.
In der aktuellen Krise ist die Frage scheinbar einfach beantwortet: wir haben es mit einer komplizierten Ausgangslage zu tun. Corona - die Krankheit, die Pandemie, die Schutzmaßnahmen, die Veränderungen der Gesellschaft - ist ein im Wortsinn un-fassbar komplexes Feld. Und als Gruppe machen wir es uns oft nicht gerade leichter, weiß Pia Lamberty, Mitautorin des Buches "Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen.". Denn wir tauschen uns häufiger über Großereignisse aus, als über schwierige persönliche Erfahrungen. Bei Großereignissen können wir uns sicher sein, dass auch das Gegenüber davon betroffen ist. Das schafft Nähe. Gemeinsam treffen wir uns in unserer Unsicherheit, die sich aus der Komplexität dieser Ereignisse nährt, und suchen nach einer möglichst einfachen Erklärung. Das macht es für alle leichter - kontrollierbarer. Lamberty sagt: "Es lindert das Ohnmachtsgefühl von 'Hier passiert gerade etwas, worauf ich keinen Einfluss nehmen kann’. Corona ist ein besonders gutes Beispiel dafür".
"Das Virus ist der Prototyp des kollektiven Kontrollverlustes." (Pia Lamberty)
Aber wie hängt das jetzt mit Verschwörungserzählungen zusammen? Das zeigt sich an zwei einfachen Prozessen:
(a) Wir möchten die Kontrolle zurück gewinnen. Wir wissen aus einer Studie, dass Versuchspersonen, denen gezielt ein Gefühl von Kontrollverlust verursacht wurde, eher zu Verschwörungsmythen neigten, als weniger verunsicherte Proband:innen. Die Erzählungen, so die Forschenden, dienten diesen Menschen als Strategie gegen Unsicherheit, Angst und Machtlosigkeit.
(b) Und da drin steckt schon der zweite Mechanismus: Unsicherheiten kompensieren. Katharina Nocun, die zweite Autorin des oben genannten Buches über Fake Facts, erklärt, dass Verschwörungserzählungen Unsichtbares greifbar machen können. Oft berufen sich diese Theorien auf vermeintliches Geheimwissen und nur jene, die dieses Geheimnis durchschaut haben, sehen, was wirklich passiert. Alle anderen sind blind für die Wahrheit. Als Effekt entsteht eine Art Machtempfinden durch ein gesteigertes Selbstwertgefühl, das die Unsicherheit aushebeln soll. Das Paradoxe dabei, so Sabine Riede im Interview mit Netzpolitik.org: „Wir merken, dass Leute anfälliger sind, die selber ängstlich sind“, sagt Sabine Riede. Das medial oft wahrnehmbare Selbstbewusstsein der Anhänger:innen von Verschwörungsmythen ist somit nicht Voraussetzung, sondern eher Ergebnis von Verschwörungsglauben.
“Ich glaub dir kein Wort!”
Ein weiterer Katalysator des gefühlten Kontrollverlustes, der zu Verschwörungsglauben führen kann, ist Misstrauen. Insbesondere gegenüber Entscheidenden ist dies ein zentraler Punkt. Denn es ist schwer, Verantwortung abzugeben, wenn wir den Eindruck haben, diese sei dort nicht gut aufgehoben. In einer globalen Pandemie, mit einer sich ständig weiterentwickelnden Wissenslage, gehören sich ändernde Meinungen von Entscheidenden zum Tagesgeschäft (man denke an die Debatte zum Maskentragen). Auch Fehlentscheidungen sind nicht unwahrscheinlich. Beides kann Verunsicherung bis hin zu Misstrauen auslösen und damit Verschwörungserzählungen begünstigen.
(2) Gemeinschaftsgefühl - Soziale Bedürfnisse
Der zweite große Erklärungsblock ist unsere Prägung als "Herdentiere". Der Zusammenschluss von Menschen zu Familien, Gemeinschaften oder Dörfern ist eine der Quellen größten zivilisatorischen und evolutionären Fortschrittes. Das ist tief in unserem kulturellen Gedächtnis eingeschrieben und hat uns von klein auf geprägt (Sozialisation). Auch hier lassen sich einige Gründe für den "Nutzen" von Verschwörungserzählungen ableiten:
(2a) Wir sehnen uns danach, dazuzugehören.
Wie oben beschrieben, sehen sich Verschwörungsgläubige oft als Teil einer exklusiven Wissenselite - einer kleinen Gruppe, die die große Weltmaskerade durchschaut. Das schafft eine klare Grenze nach außen und damit ein intensives Wir-Gefühl. In der digitalisierten und individualisierten Gegenwart einer sich rasant verändernden Welt kann das Nähe schaffen, die viele als verloren empfinden (Zygmund Baumann - Moderne // Richard Sennett der Flexible Mensch). Dazu kommt: Befinden wir uns einmal in einer Gruppe mit einer solchen sozialen Identität, setzen wir alles daran, diese aufrecht zu erhalten. Das schafft man durch ein klares Feindbild, das gepflegt wird (z.B. "die Eliten", oder "die links-grün-versifften…"). Wie schnell das geht, zeigt sich auch auf der anderen Seite. Denn auch dort gibt es feste Feindbilder über "die Impfgegner:innen" oder "die Coronaleugner:innen", die gepflegt werden und nur schwer aufzubrechen sind.
So fern und doch so nah
So zerstörerisch wie diese Dynamiken anmuten, so sehr sind sie für Zugehörige auch ein Quell der Nähe. Menschlich bauen wir Beziehungen zu Meinungsführer:innen oder Gleichgesinnten auf, aber auch digital entsteht Nähe: Denn vieles, was wir über die Medien aufnehmen, findet direkt in unserer Hand statt - auf unserem Handy. Wir lesen es im Bett, auf dem Klo, in unserem kleinen privaten Raum in der U-Bahn, der inmitten aller Welt nur uns gehört. Das hat einen Effekt auf das, was wir dort wahrnehmen.
“Wenn ich es Dir doch sage!”
Und auch Menschen, die uns ohnehin schon nahe waren, tragen dazu bei, dass Verschwörungserzählungen uns überzeugen und stützen können. Wir vertrauen den Menschen, die uns nahe sind - und nicht nur denen: Die Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg erinnert an das berühmte Milgram-Experiment, das plakativ zeigt, wie mächtig Gruppenzwang sein kann: Der US-Psychologe Stanley Milgram führte 1961 ein Experiment durch, in dem eine Person 60 Sekunden lang in den Himmel starrte, obwohl sich dort nichts und niemand befand. Erst machten nur wenige Passanten mit, aber je mehr stehen blieben, desto mehr Menschen kamen dazu und richteten ihren Blick gen Himmel. Mit diesem und vielen Folgeexperimenten konnte er zeigen, dass wir als wahr akzeptieren, was viele Menschen glauben. So ist es viel effektiver, wenn eine gute Freundin uns davon erzählt, dass sie mit Trotz auf ein Verbot ihrer Eltern reagiert hat, als wenn ich Euch jetzt sage, dahinter steckt (unter anderem) der Mechanismus der Reaktanz - ein motivationaler Effekt auf die Einschränkung von Freiheit.
(2b) “Ich weiß was!”
Der zweite soziale Mechanismus der greift, ist oben in der Beschreibung der Kompensation von Unsicherheiten schon angeklungen: Wir sind gerne einzigartig und wissen etwas, das andere nicht wissen. Es herrscht ein sensibles Gleichgewicht zwischen unserem Bedürfnis dazuzugehören ("need to belong") und unserem Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein ("need to be unique"), das uns in der Welt einen Platz gibt. In einer Welt voller Einzigartiger herauszustechen ist dabei oft gar nicht so einfach - es helfen neue Informationen, die wir vor allen anderen teilen. Denn wenn wir etwas wissen, das andere (noch) nicht wissen, dann markieren wir uns als "Insider" und bekommen einen Status zugesprochen. Auf den sozialen - zeitlich fließenden - Medien haben wir für diesen Vorsprung oft nicht viel Zeit, da gehe es nicht darum, lange über eine Information nachzudenken, weiß Prof. Katharina Kleinen-von Königslöw, die an der Universität Hamburg zu Falschinformationen und Meinungsblasen forscht. Hand auf's Herz: wer hat sich besonders beeilt, einen Screenshot vom neuen US-Präsidenten zu teilen, die neuesten Erkenntnisse zur Lieblingsband oder schlicht das brandheißeste Geheimnis des Freundeskreises? Es ist schon schön, der:die Erste zu sein, oder?
Ja, das tut gut.
Wir streben nach einer positiven Selbstwahrnehmung. Und wenn wir sie nicht (nur) in uns selbst finden, dann ist das Außen eine wichtige Quelle dafür. Wir betrachten unser Handeln und bewerten dann, ob wir mit uns zufrieden sind und so einzigartig, wie wir es uns wünschen (das ist bei jede:r anders stark ausgeprägt). Sozialpsychologin Pia Lamberty erklärt in einem Interview mit der Hertie Stiftung, dass Verschwörungsglaube dieses Bedürfnis befriedigen kann. Sie sagt, dass Menschen, die besonders selbstbewusst und lautstark ihre Thesen präsentieren, wahrscheinlich weniger über den Kontrollverlust, als über das Bedürfnis nach Einzigartigkeit motiviert wurden.
(3) Das Streben nach Verstehen
Der dritte und letzte innere Motivator für den Glauben an Verschwörungsmythen liegt in unseren epidemischen Bedürfnissen begraben. Epi-Was? Dahinter steht das Bedürfnis, zu verstehen, Muster und Strukturen zu erkennen und Sinn aus scheinbar unsortierten Informationen zu stricken. Bei Menschen, die an Verschwörungsmythen glauben, ist dieses Bedürfnis besonders ausgeprägt. Eine Studie der Psychologen Jan Willem van Prooijen, Karen M. Douglas und Clara De Inocencio aus dem Jahr 2017 zeigt das ganz besonders anschaulich: Versuchsteilnehmer:innen wurden abstrakte Gemälde gezeigt. Jene, die an Verschwörungen glaubten, sahen eher Muster, Strukturen oder verborgene Absichten - selbst, wenn diese nicht da waren - als jene die nicht daran glaubten.
Dahinter kann auch eine andere Verzerrung unserer Gedanken stecken: Wir schreiben einschneidenden Dingen, die in der Welt passieren - wie eine globale Pandemie - tendenziell bedeutsame Ursachen zu. So kann unser Gehirn die kognitive Dissonanz zwischen dem was passiert ist und dem, wie wir uns die Welt wünschen, besser verarbeiten. Forscher:innen zeigten das auch in einem Experiment: Versuchsteilnehmer:innen neigten dort eher dazu, den Tod eines fiktiven Staatsoberhauptes durch einen politischen Anschlag zu erklären, wenn in Folge des Todes ein Krieg ausgebrochen war. Eine Vergleichsgruppe, bei der der Tod keine dramatischen Folgen hatte, glaubte hingegen eher an eine natürliche Todesursache. Letztlich ist es genau das, was nach dem Tod von Elvis Presley passiert ist - Fans wollten es nicht wahrhaben und vermuteten einen größeren Grund, bis hin zum Anzweifeln des Todes selbst.
Teil 2: Verstärkende Faktoren
(1) Ich sehe was, was du auch siehst
Wer hat vor einem Jahr gewusst, wer oder was QAnon ist? Ich auch nicht. Heute sind sie in aller Munde und auf aller Bildschirmen und wir glauben, es gibt die Anhänger:innen überall. Das liegt vor allem an dem vermehrten Auftreten in den Medien - längst hat die ARD einen Info-Beitrag darüber gesendet, Youtuber:innen erklären, was dahinter steckt und auf den Bildern des Kapitol-Stürmens gingen die Flaggen um die Welt. Der US-Verschwörungs-Forscher Mike Rothschild hat die Gruppierung seit ihren ersten Tagen untersucht. Er sieht enge Überschneidungen in der Verbreitung von QAnon und Mythen, die sich um das Coronavirus ranken: „QAnon fand man zunächst in den schlimmsten Ecken des Internets. Aber dann stieß die Generation der Baby-Boomer darauf und teilte diese Inhalte auf Facebook.“
Was wir sehen ist da - was nicht, das nicht.
Laut der Theorie der Schweigespirale schaffen es vor allem die lauten Botschaften über die Oberfläche des Bewusstseins der Öffentlichkeit - sogar dann, wenn das nicht der Mehrheitsmeinung entspricht. Daher überschätzen wir beispielsweise die Bedeutung von Verschwörungserzählungen - und die Verschwörungserzählenden sich selbst. Das wiederum stärkt die Gruppenwahrnehmung. Wissenschaftler:innen sehen die Medienschaffenden hier in einer Verantwortung: sie müssten sensibilisiert sein, dass sie die Realität nicht verzerrt darstellen - sobald Maßnahmengegner:innen und Demonstrationen sehr präsent sind, erweckt das schnell einen falschen Eindruck. Und dazu kommt: Wiederholungen setzen diese Theorien fest. Deswegen gibt es hier auch keine Beispiele - wir möchten dem Ganzen nicht dienen.
Nicht nur der Umfang der Berichterstattung auch die Art und Weise hat einen Einfluss - grenzt sie ab und aus, erleben Menschen Widerstand. Gleiches gilt für die Zugänglichkeit für Fakten: Es geht in der Regel nicht darum, dass Menschen Fakten nicht verstehen - sie wollen viel mehr auf eine gewisse Art und Weise verstanden werden. Oder anders: Berichterstattung kann motivieren, sich mit den Fakten auseinander zu setzen oder aber dazu führen, dass Menschen noch tiefer in eine Verschwörungserzählung zurückweichen.
Hallo Echo!
Viele Vorwürfe bekommen auch große Medienkonzerne für ihre Algorithmen, die es wahrscheinlicher machen, dass wir Verschwörungserzählungen sehen, wenn wir uns einmal dafür interessiert haben. Aber das sind nicht die einzigen Fehlfunktionen: Auch Echokammern und Meinungsblasen, die wir uns selber schaffen, sind mitverantwortlich. Sie schaffen den heimatlichen Rahmen für Botschaften, die sich plötzlich ganz normal anfühlen, da sie ja irgendwie immer wieder vorkommen.
(2) Confirmation bias - das passt ja!
Egal, worum es geht: es ist doppelt so wahrscheinlich, dass wir uns Informationen suchen, die sich mit den eigenen Überzeugungen vereinbaren lassen. Dahinter steckt der "confirmation bias" (die Verzerrung durch Bestätigung) - ein sehr gut erforschter Mechanismus der besonders effizient Bestätigungsfehler verursacht, wenn es um politische Ansichten oder die eigenen Werte geht. Was nicht passt, fliegt raus. Dazu kommt, dass wir vor allem das glauben, was viele Menschen teilen - die Masse macht's (wahr). Das ist einer der wichtigsten Mechanismen und Gründe dafür, warum Anhänger:innen von Verschwörungsmythen oftmals mit Fakten nur schwer zu erreichen sind.
Zusammenfassung: Mehr Gefühl als Verstand
Also, was ist hängen geblieben? Der überwiegende Teil der Gründe, die uns zu Verschwörungsmythen leiten, liegt in uns und nicht im Außen. Ob diese Erzählungen bei uns ankommen, hängt davon ab, welche Gefühle und Bedürfnisse sie bei uns befriedigen. Das ist menschlich und gleichzeitig stellt das Wissen um diese Mechanismen eine Chance dar, sich selber zu hinterfragen und achtsam zu sein.
Aber was hilft denn nun?
- Studien zeigen: Warnungen vor Verschwörungsmythen und deren Gefahren hilft tatsächlich. Vor allem dann, wenn wir Menschen erreichen, bevor sie diesen Erzählungen folgen.
- Jede:r einzelne von uns kann außerdem bewusst auch kontraintuitiven Quellen folgen. Überlegt mal, was Eurem normalen Folge-Prinzip auf sozialen Medien widerspricht und folgt dieser Seite/Person/… Das geht auch außerhalb von digitalen Medien: Einfach mal eine andere Tageszeitung kaufen und eine andere Perspektive einnehmen.
- Daran schließt sich an: Sucht ganz aktiv nach Informationen, anstatt "nur" die Informationen anzunehmen, die euch angeboten werden. Ihr findet eine Information merkwürdig? Sucht nach einer zweiten oder dritten Quelle oder sprecht mit Menschen darüber.
- Im Umgang mit Menschen, die anderen Überzeugungen folgen, sollten wir nicht aufgeben zu sprechen, zuzuhören und (auch kritische) Fragen zu stellen.
Das Wichtigste in einer Zeit wie dieser ist allerdings Offenheit im Umgang mit der eigenen Unsicherheit. Das sagt auch Kommunikationswissenschaftlerin Monika Taddicken: "Ich bin immer wieder positiv überrascht, dass die Kommunikation von Unsicherheiten vertrauensfördernd sein kann."
Dieser Artikel ist Teil der losen Reihe von Basisinformationen zur COVID-19-Pandemie, in der wir etwas tiefer in die Nachrichtenlage der Woche einsteigen. Mal eher hintergründig, mal eher serviceorientiert recherchieren wir für euch selbst, statt wie im darunter folgenden Nachrichtenblock Nachrichten auszuwählen und in eine angstfreie Sprache zu übersetzen. Wir hoffen, es mundet euch.
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Nachrichten
angstfrei.news ist gestartet als ein Projekt, das unaufgeregt die Neuigkeiten des Tages - jetzt der Woche - zusammenfasst. Ihr habt uns bestärkt, dass dieser Service wichtig ist, daher bleiben wir ihm treu für all jene, denen die Flut an Nachrichten zu viel wird. Deswegen fassen wir hier für euch die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in der vergangenen Woche zusammen.
Debatte: Impfabfrage am Arbeitsplatz?
Die Bundesregierung diskutiert eine mögliche Abfrage des Impfstatus am Arbeitsplatz. Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) hatte die Debatte unter der Woche angestoßen. Mehrere Arbeitgeber sowie SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßten den Vorschlag. Allerdings gebe es für ein solches Vorgehen weder im Infektionsschutzgesetz noch im Arbeitsrecht derzeit eine rechtssichere Grundlage, so der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kerber (SPD). Auch Bundesarbeitsminister Heil (SPD) äußerte rechtliche Bedenken. Dennoch seien Impfabfragen in Bereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko, wie zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen, künftig denkbar, so Heil.
Unabhängig von der Debatte hat das Bundeskabinett am Mittwoch (01.09.) eine Arbeitsschutzverordnung erlassen. Demnach müssen Arbeitgeber den Mitarbeiter:innen weiterhin kostenlose Corona-Tests zur Verfügung stellen. Zusätzlich dürfen sich Beschäftigte auch während ihrer Arbeitszeit impfen lassen.
→ Deutschlandfunk
→ Tagesschau
Weniger Fokus auf Inzidenz: Bundeskabinett blickt stärker auf Hospitalisierung
Die Corona-bedingten Krankenhauseinweisungen bei der Pandemieeinschätzung wichtiger werden. Im Gegenzug soll die Zahl der Neuinfektionen in den Hintergrund treten. Die Bundesregierung billigte einen entsprechenden Vorschlag von Gesundheitsminister Spahn (CDU). "Bei hoher Impfquote wird die Inzidenz nicht überflüssig, aber sie verliert an Aussagekraft.", sagte Spahn der Funke Mediengruppe. "Je weniger Menschen wegen Covid im Krankenhaus behandelt werden müssen, desto mehr Freiheit ist möglich. " An diesem Leitsatz sollten die Länder künftig ihre Pandemiepolitik ausrichten.
Zusätzlich will Spahn auch andere Faktoren wie die Inzidenz in verschiedene Altersgruppen, die Zahl der Geimpften oder die Kapazitäten der Intensivbetten stärker beachten. Der Vorschlag der Bundesregierung wird nun über die Regierungsfraktion in den Bundestag eingebracht und dort voraussichtlich in der kommenden Woche beschlossen.
→ Tagesschau.de
Deutschlands größtes Impfzentrum schließt - andere folgen im September
Deutschlands größtes Impfzentrum hat nach 1,16 Millionen Impfungen planmäßig den Betrieb Ende August eingestellt. Die Hamburger Sozialbehörde erklärte, der Vertrag mit den Messehallen laufe aus, ein weiterer Betrieb wäre nicht mehr wirtschaftlich. "Alle, die sich dort impfen lassen wollten, haben das auch gemacht", sagte eine Sprecherin. Insgesamt hätte der Betrieb der vergangenen acht Monate 106 Millionen Euro gekostet - geteilt getragen von Bund und der Hansestadt. Bis zu 4400 Beschäftigte hatte das Impfzentrum darunter 900 Ärzt:innen.
Auch andere Bundesländer stellen den Betrieb ihrer Impfzentren ein. Ab Oktober sollen dann bundesweit nur noch in Praxen, Kliniken oder mit mobilen Impfteams geimpft werden.
→ NDR.de
Frühwarnzentrum für Pandemien in Berlin eingeweiht
Bundeskanzlerin Merkel und WHO-Chef Ghebreyesus haben in Berlin ein Frühwarnzentrum für Pandemien eröffnet. "Wir wollen besser gewappnet sein bei künftigen Epidemien und Pandemien", sagte Merkel. Berlin sei als Standort mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und der Charité bestens dafür geeignet. Im "WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence" analysieren Mitarbeiter:innen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zukünftig mit Hilfe künstlicher Intelligenz Daten über Tiergesundheit, Krankheiten, Bevölkerungsbewegungen Klimawandelfolgen und anderen pandemieauslösenden Faktoren. Durch die Früherkennung sollen Infektionskrankheiten besser bekämpft werden können.
Die Bundesregierung fördert das Zentrum mit 30 Millionen Euro. Das Zentrum soll mit der Charité, dem RKI aber auch dem Hasso-Plattner-Institut für Digital Engeneering kooperieren. Erster Direktor ist der in Deutschland geborene nigerianische Epidemiologe Chikwe Ihekweazu, der zurzeit die Gesundheitsbehörde Nigerias leitet.
→ DW.com
USA: Intensivbetten stark ausgelastet
Die nachlassende Impfbereitschaft in den USA sorgt für eine zunehmend angespannte Lage in den US-amerikanischen Krankenhäusern. Vor allem die südlichen Bundesstaaten berichten von immer weniger freien Intensivbetten und Materialknappheit. Im Gegensatz zur vergangenen Welle schlagen auch die Kinderkrankenhäuser Alarm. Aktuell müssen in den USA täglich etwa rund 11.500 Corona-Infizierte in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Geimpfte Patient:innen machen dabei nur zwischen 0,1 und fünf Prozent der Fälle aus. Das stützt auch eine aktuelle Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde, CDC, die die Tagesschau zitiert: "Die Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus zu müssen sei für Ungeimpfte 29 mal höher als für Geimpfte." Virologe Anthony Fauci mahnt erneut, dass nur die Impfung diese Dynamik noch ändern könne. Mangelndes Vertrauen in die Vakzine ist in den USA derzeit der wichtigste Grund, warum Amerikanerinnen an der Impfung zweifeln.
Zusätzlich wurde nun bekannt, dass seit März rund 15 Millionen Impfdosen in den USA entsorgt werden mussten. Grund sind nicht nur übrig gebliebene Dosen, sondern auch zerbrochene Ampullen, kaputte Gefrierschränke oder Fehler bei der Verdünnung. In den USA wurden bisher fast 371 Millionen Impfdosen verabreicht. Damit wurden 52 Prozent der Bevölkerung bis zum aktuellen Zeitpunkt vollständig geimpft.
→ Kurier
→ Tagesschau.de
WHO erwartet für Europa-Region bis Dezember 236.000 Corona-Tote
Die WHO rechnet bis Dezember mit 236.000 Corona-Toten in der Europa-Region. In der Region, die 53 Länder in Europa, dem Kaukasus und Zentralasien umfasst, sei die Zahl der Todesfälle allein in der vergangenen Woche um elf Prozent gestiegen, so der WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Die hier zugrunde liegende Modellierung wurde vom Institute for Health Metrics and Evaluation der Universität von Washington in Seattle errechnet.
Hintergrund für den Anstieg seien vor allem die hochansteckende Delta-Variante, Lockerungen der Corona-Maßnahmen in vielen Ländern und das erhöhte Reiseaufkommen über den Sommer, sagte Kluge. Besonders in den Ländern des Balkans, des Kaukasus und in Zentralasien sei ein steiler Anstieg der Neuinfektionen zu verzeichnen, so Kluge weiter.
Bislang starben laut WHO in den 53 Ländern der Region 1,3 Millionen Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung; 64 Millionen Corona-Fälle sind bestätigt.
→ Tagesschau.de
Impfdiskussion im Schweizer Fußball
Der Kapitän der Schweizer Fußballnationalmannschaft, Granit Xhaka, wurde am Mittwoch (01.09.) positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet. Xhaka ist zudem der einzige nicht geimpfte Spieler im Schweizer Kader und fehlt seiner Mannschaft nun in den kommenden WM-Qualifikationsspielen in den nächsten Tagen. Unmittelbar vor Bekanntwerden des positiven Corona-Tests von Xhaka hatte der Schweizerische Fußballverband eine Impfempfehlung an all seine 1.400 Vereine mit den mehr als 300.000 Mitglieder:innen ausgegeben. Die Infektion Xhaka’s heizt nun eine Debatte über Impfpflicht in der Schweiz an.
→ Web.de
→ Sportschau
Von Mensch zu Mensch
Die Mensch zu Mensch Texte mäandern durch die ganze Breitseite der Katastrophen. Den anfang macht Anne. Sie fragt sich, woher der Drang kommt, lieber zu katastrophisieren als vom Besten auszugehen und fordert sich selbst mit einer 30-Tage-Challange heraus, statt vom Schlimmsten vom Guten auszugehen. Vielleicht ist das ja eine Idee für uns alle?
Katastrophen-Challenge, aber anders
“Mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand!”….”Das wird schon nicht so schlimm werden!”…
Sätze wie diese hat wohl jede:r schon mal gehört und was hat’s gebracht? Nix. und obwohl wir wissen, dass diese Worte die (unnötigen) Sorgen nicht beschwichtigen, sagen wir sie doch auch selber hin und wieder. Aber warum? Und vor allem, warum neigen wir dazu, erstmal vom Schlechtesten auszugehen? Nicht immer, aber doch immer wieder, hier und da, der:die eine häufiger, der:die andere seltener.
Vielleicht sind es einfach Situationen, mit denen wir überfordert sind und Probleme, deren Lösung uns im ersten Moment unmöglich erscheint. Aber es sind auch die kleinen Dinge, vor denen wir zurückschrecken, deren nicht gelingen wir durchdenken und wahnsinnig kreativ werden, wenn es darum geht, was alles schief gehen kann. Warum das so ist? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht weil wir nicht scheitern wollen. Vielleicht weil es einfacher ist, schon vorher aufzugeben, in Anbetracht der Dinge, die alle schief gehen könnten.
Und allzu oft scheint es ja auch so, im nachhinein, als ob wir recht behalten. Wenn wir uns vorher ausdenken was warum, wieso, weshalb nicht klappen kann und es dann wirklich nicht klappt, ob ausden erdachten Gründen, oder anderen ist hierbei egal, dann stehen wir da und hören uns sagen “Hab ich’s doch geahnt…”. Ich glaube das nennt sich selbsterfüllende Prophezeiung.
Was aber ist so schwierig daran, den Spieß einmal um zu drehen, sich die schönen Dinge und Möglichkeiten auszudenken, um so Probleme und Situationen zu lösen? Weil es ja dennoch schief gehen könnte? Ja, könnte es, muss es ja aber nicht.
Auch hierauf habe ich keinen antwort, ich bin mir aber sicher, dass es diese von wissenschaftlicher Seite gibt. Ich werde an dieser Stelle jedoch nicht das Internet danach durchforsten. Ich entschließe mich zu einem Versuch. Neudeutsch heißt es wohl Challenge.
Challenge, 30 Tage versuchen die Katastrophen beiseite zu schieben und von von gutem Gelingen ausgehen. Puh, jetzt wo ich das schreibe scheint es doch unmöglich. Meist entstehen diese Gedanken ja so unbewusst und schleichen sich ganz von alleine ein und machen sich breit. Ratz fatz haben sie das Ruder übernommen und die guten “Das klappt schon”-Gedanken sind scheinbar chancenlos. Na toll, hier fängt es doch schon an mit dem katastrophisieren. Im Kleinen und baut sich zu immer Größerem aus. Aber ich habe es erkannt und in dem Erkennen, wie sich die kleine Kataströphchen so in Herz und Hirn schleichen, da kann ich mich ihnen direkt entgegenstellen und ihnen einhalt gebieten. NEIN, so läuft's die nächsten 30 Tage nicht, ihr nervigen kleinen Freund:innen!
Ich könnte jetzt natürlich denken, wenn es schon von Beginn an schon so mies läuft, dann wird das nix. Hat ja nicht mal ne Minute gehalten, der Entschluss. Kannst ja direkt wieder aufhören. Bringt ja nix. Ist eh viel zu anstrengend und du wirst nur über deinen eigenen Füße fallen, wenn dir deinen Gedanken wieder mal ein Bein stellen. Mach ich aber nicht. So schnell wird hier nicht aufgegeben. Ich ändere einfach das Regelwerk, ist ja schließlich meine Challenge. Also kleinere Kataströphchen dürfen aufkommen, müssen aber erkannt und des Platzes verwiesen werden. Hat ja in diesem fall schon mal geklappt.
Und wie es weiter geht? Keinen Ahnung. Ich bin von diesem kleinen Erfolg meinerseits auf jeden Fall schon mal ganz angetan. Und vielleicht ist es ja auch nur einen schlechte Angewohnheit gleich vom Schlimmsten auszugehen. Vielleicht können wir ja auch ein anderes, ein Umdenken erlernen, auf diesem Weg. Vielleicht braucht es nur Mut. Schon wieder braucht es Mut.
Na? Wer macht bei der Challenge mit? Wer noch einen Grund braucht, es auszuprobieren, der liest Lauras Text. Sie macht spürbar, wie es sich anfühlt, von einer gefühlten Katastrophe in die nächste zu schlittern und warum es hilft, manchmal Ballast abzuwerfen.
Ein Heißluftballon voller Freude
Na das kenne ich nur zu gut, dachte ich mir, als ich für das Wochenthema abstimmte.
Ein kleines Steinchen tritt einen größeren Stein, dieser stößt mehrere Felsen an, welche zu rollen beginnen und schon wird die Lawine aus Sorgen, Ängsten und Gedanken so groß, dass sie unvermeidlich in einer Katastrophe enden wird. So meine Fantasie.
Zum Glück nicht immer, aber auch nicht gerade sehr selten, folgt bei mir auf kleine, besorgte Gedanken eine riesige Katastrophe. Es fängt bei Kleinigkeiten an, wie einem freien Tisch in einem Restaurant oder einer Bar, wenn ich nicht rechtzeitig reservieren konnte, oder eine Reservierung erst gar nicht möglich ist. Da steigt mein Puls, das Blut schießt in den Kopf und die wilden Fantasien sind unaufhaltsam. Bekommen wir wohl einen Platz? Was ist, wenn wir keinen Platz mehr bekommen? An diesem Tag gehen sicherlich viele Menschen aus und gerade auch dort hin, weil es so beliebt ist. Das wäre schade, denn ich habe mich eigentlich so gefreut. Ach Mensch, wie schade es doch ist, dass sicher kein Platz mehr frei sein wird. Ich bin entmutigt, ich bin enttäuscht, aber nicht, weil sich diese Fantasie bereits bewahrheitet hätte, sondern weil sich mit meinen Gedankengängen auch schon das negative Gefühl einstellt.
Es besteht natürlich ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Platz bekommen, aber diese Ansicht scheint mein Gehirn nicht so attraktiv zu finden wie die der Katastrophe. In meinen Prüfungsphasen sind katastrophisierende Gedanken fast normal: Was, wenn ich es nicht schaffe, den gesamten Stoff bis zur Prüfung zu lernen? Dann werde ich womöglich eine schlechte Note schreiben, dann werde ich versagen, vermutlich und mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich durchfallen. Dann habe ich nur noch zwei Versuche, um diese Klausur zu schreiben, das schaffe ich niemals. Ich werde mein Studium abbrechen müssen. Schade, es ist doch mein Traum, und jetzt zerplatzt er. Diese Gedanken sind ganz real für mich, auch wenn mich meine bisherigen Erfahrungen stets vom Gegenteil überzeugt haben.
Diese Kraft der Gedanken, den schlimmsten Fall zu erwägen, dabei aber die gleichzeitige und oftmals viel höhere Wahrscheinlichkeit eines positiven Endes auszublenden, sorgt dafür, dass ich mich regelmäßig gestresst fühle. Heute habe ich noch gehört: Stress kommt nicht von außen, Stress kommt von innen, durch einen Konflikt in einem selbst.
Tja, da ist ziemlich viel Wahres dran.
Bekomme ich Besuch, oder fahren meine Geschwister oder meine Eltern mit dem Auto in den Urlaub oder kommen zu Besuch, oder fährt meine Freundin weiter weg, da hält die Angst, die Sorge vor der großen Katastrophe, ein schlimmer, vermutlich tödlicher Unfall meiner mir nahestehenden Menschen, den Heißluftballon mit Freude wie ein schwerer Sandsack am Boden. Er nimmt dem Ballon die Chance zu fliegen und so fühle ich mich oft gefangen in meinen katastrophisierenden Gedanken, die mich daran hindern, frei zu sein und zu fliegen, einfach loszulassen und zu sein. Gedanken die mich daran hindern, spontan zu sein, Sachen zu erleben und mich an gewissen Dingen zu erfreuen und in mich zu vertrauen.
Ich scheine zu glauben, dass, wenn ich die schlimmsten Szenarien bereits in meinen Gedanken durchgehe, ich dann vorbereiteter bin, falls diese eintreffen. Vermutlich als Schutz vor Verletzung. Doch ich weiß: Das ist nicht korrekt, meine Gedanken helfen mir nicht, weniger enttäuscht oder weniger traurig zu sein, falls sie wahr werden. Es ist nur so, dass ich diesen Schmerz zweimal durchlebe und das scheint doch irgendwie unnötig. Denn ich kann mit meinen Gedanken die Tatsachen nicht beeinflussen, Gefühle nicht vorwegnehmen und versuchen zu vermeiden.
Mich Trauer, Ablehnung oder Angst zu entziehen, das funktioniert nicht. Diese Gefühle und Energien sind da, sie wollen durchlebt werden, aber nicht in meiner gesponnenen Fantasie, sondern dann, wenn es Zeit für sie ist, wenn sie angemessen sind. Diese katastrophisierenden Gedanken nehmen mir diese Gefühle von morgen nicht ab, sie nehmen mir nur hier und jetzt meine Chancen.
So versuche ich den Ballast abzuwerfen und mit dem Ballon voller Freude ins Freie zu steigen und diesen Moment zu genießen.
Von der Leichtigkeit ohne Ballast nimmt uns Katharina mit auf den Boden des Minenfelds der Möglichkeiten. Mit Hilfe des Windows-Spiels Minesweeper erklärt sie, warum es ihr so schwer fällt, unvoreingenommen Neues zu beginnen und was die Katastrophe damit zu tun hat.
Referenzketten auf Minenfeldern
Mein Kopf funktioniert wie eine grenzenlose Partie Minesweeper*, die auch dann nicht neu startet, wenn ich aus Versehen auf eine Bombe geklickt habe oder meine, nun wirklich alle Flaggen gesetzt zu haben. Stattdessen öffnen sich mit jeder Begegnung, jeder Entscheidung und jedem Gedanken neue Felder, die ich in Freund:in und Feind:in, Potential und Gefahr oder Machen und Lassen einteile.
*Wer das Spiel nicht kennt: Auf alten Windows-Computern gab es dieses graue Minenfeld, in dem man die Aufgabe hatte, durch sinnvolles Kombinieren von kleinen Tipps in Form von Zahlen auf Kacheln, die Auskunft darüber gaben, auf wie vielen Nachbarfeldern Minen liegen, alle ungefährlichen Felder anzuklicken und verborgene Minen korrekt mit kleinen Fläggchen zu markieren. Neben logischem Kombinieren hat dieses Spiel scheinbar willkürlich freie Flächen freigelegt, wenn man wahllos auf eine Feldergruppe geklickt hat. So kam es vor, dass man auf ein Feld geklickt hat und im Bruchteil einer Sekunde plötzlich mit einer, gemessen an der Größe des Spielfeldes, gigantischen Freifläche konfrontiert war, die potentiell mit Minen gespickt war, denen es zu entgehen ging.
Manchmal habe ich den Eindruck, ich stolpere in meinem Leben von einer dieser Freiflächen zur nächsten; immer auf der Suche nach potentiellen Minen und immer vom hilflosen Versuch begleitet, auf Basis mangelnder, zum Teil nur aus meinen eigenen Ängsten und Erfahrungen zusammengereimten Fakten hoffnungsvoll rote Flaggen zu setzen, nur um dann doch auf die nächste Mine zu treten. Dabei ist ganz gleich, wie klug ich kombiniere oder ob der neue Möglichkeitenraum tatsächlich mit Minen übersät ist. Was, wenn es einfach nur eine neue Freifläche ist, auf der ich mich gestalterisch und lebensfroh austoben darf, weil sie sich mir einfach so beim Vorbeileben vor den Füßen auftat?
Doch anstatt so offen und dankbar an den neuen Raum heranzutreten, schaue ich nach Mustern alter Orte, mit denen ich mir meinen Kartierprozess zu erleichtern erhoffe. Immerhin muss ich dann nur Daumenmaß nehmen, weil ich mich auf alte Codierhilfen stütze und verlasse. Das spart Zeit und Kraft und vielleicht spart es mir auch die nächste Katastrophe. Immerhin gab es davon schon genug. Irgendwann ist es auch mal gut.
Doch so sehr mir die Schutzausrüstung auch Sicherheit gibt, so sehr schränkt mein Visier die Sicht für das wundervolle Panorama der Fläche und ihr Potential, sich gestalten zu lassen, ein – ganz davon abgesehen, dass es den meisten Flächen schlicht nicht gerecht wird, sie nur in Bomben, Flaggen und belanglose Leerräume zu unterteilen. Versteht mich nicht falsch, ich finde es klug und gut und gesund, Fundamente nicht auf Sand zu bauen, sein Zelt nicht im Dornbusch aufzuschlagen und das Strandlaken möglichst oberhalb der Flutkante auszubreiten – der Unterschied zu Bomben und Flaggen ist hier nur, dass ich Sand, Dornbusch und Flutkante an Fakten festmachen oder im Gespräch mit Einheimischen um mich herum erkennen kann. Vermutete Bomben bleiben bis zur Explosion ohnehin unsichtbar. Und die Fläche, unter der wir Bomben vermuten, bleiben für immer unbetreten, auch wenn die Bomben nur in unseren Köpfen sind. Wer weiß, was wir dabei verpassen?
Die besondere Herausforderung ist nun – mindestens – zweierlei: Zum einen möchte ich für die Fakten sensibel bleiben, die berechtigt(en) rote Flaggen in meinen Freiraum stellen und diese zwar kritisch hinterfragen, aber im Grunde als solche annehmen. Das macht die Gestaltung des Raumes für mich ganz persönlich genussvoller, weil sicherer. Zum Zweiten muss ich mich zusammenreißen bei der Bewertung dessen, was ich sehe. Es ist ja nicht so, dass ich nur Minen suche – nein, ich vermute, fürchte und plane gleich ganze Dominoeffekte ein: Wenn hier eine Mine liegt, dann fällt mit ihr dieser Hang in sich zusammen, der Baum, der dort steht, zerbricht, der Boden marodiert, das Haus darauf sackt in sich zusammen und bevor ich noch die Mine sinnvoll abgesteckt habe, sehe ich mich schon wieder plötzlich, aber glasklar ohne ein Dach über dem Kopf dastehen. Diese Referenzketten können im Übrigen auch ganz wundervoll sein und voller Hoffnungen strotzen – aber da auf einem Minenfeld in jeder Hoffnung auch ein potentieller Verlust liegt, macht es das nicht unbedingt leichter. Vielleicht sogar eher im Gegenteil. Hoffnungen sind ein zweischneidiges Schwert – aber das ist wohl Stoff für einen anderen Text.
Fakt ist: Auf Minen treten wir alle immer mal wieder. Anders als bei Minesweeper ist aber das Spiel dann nicht vorbei. Wir können aufräumen, den frei gewordenen Platz neu nutzen und finden unter dem Schutt ja vielleicht noch den ein oder anderen Schatz – manchmal muss es dafür ja auch einmal gehörig knallen. Auch wenn wir mal wieder so gar nicht darauf vorbereitet waren.
Vielleicht sollte ich am Ende dieser Gedankenwanderung die Minenfeld-Metapher an sich hinterfragen. Ein neuer Raum – ganz gleich ob in Form einer Entscheidung, eines Jobs oder einer Begegnung – ist erstmal einfach nur das: Ein Gestaltungsangebot, eine Freifläche. Vielleicht schauen wir uns den einfach mal mit interessierten und wachen Augen vorbehaltlos an, genießen das Panorama, die neuen Farben und Perspektiven, die Schluchten und Gipfel. Und dann machen wir was draus.
Ich finde, das klingt gut.
Es gibt ihn also, den Mittelweg zwischen Katastrophe und Zuversicht. Wie sich der aus den Augen und der Feder von jemandem anfühlt, die sich mit Angst auskennt, das lest ihr abschließend bei Tina.
Kopfkino
Vor Beginn meiner Angststörung kam das Wort „Katastrophe“ eher selten in meinem Wortschatz vor. Doch als die Angst sich immer weiter ausbreitete, umso mehr gewann das Wort „Katastrophe“ an Bedeutung. Das Wort bekam einen Stellenwert, ob ich wollte oder nicht. Wenn ich genauer darüber nachdenke, war es auch kein schleichender Prozess. Denn durch die Angst war das Gefühl einer Katastrophe wie auf Knopfdruck da.
Im Grunde genommen ist es nicht die Angst allein, die sich immer stärker aufbäumt. Es sind die Gedanken, die katastrophisieren. Die Gedanken lassen es zu, dass sich Angst meist zu einer Panikattacke aufbäumt. Denn Angst ist im Grunde ein harmloses Gefühl, zwar überaus unangenehm, jedoch ungefährlich. Doch umso mehr negative Gedanken zugelassen werden, umso mehr wird die Angst gepusht. Genauso verhält es sich mit der Angst vor der Angst. Anstatt zu denken „Lass die Angst doch ruhig kommen“ werden die Gedanken nur auf den einen Punkt gelegt: „Oh Gott, Oh Gott, was passiert, wenn die Angst kommt?” Unser Kopfkino ist nur noch damit beschäftigt, die schlimmsten Katastrophen abzuspielen. Und dabei bemerken wir gar nicht, dass wir mit unseren negativen Gedanken die Angst weiter wachsen lassen.
Aber es gibt ja auch viele andere Situationen, in denen man vom Schlimmsten ausgeht, anstatt erstmal Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Während ich gerade diesen Artikel schreibe, stellt sich mir die Frage - warum eigentlich? Warum haben wir immer die schrecklichsten Katastrophen vor Augen, wenn es um gewisse Menschen geht? Steckt in jedem von uns eine gewisse Ur-Angst? Oder ist diese Angst nur bei ausgewählten Menschen, die man tief in seinem Herzen trägt, vorhanden? Natürlich gibt es Verlustängste, das ist klar, aber warum entgleitet in Windeseile das rationale Denken? Vielleicht liegt es auch daran, wie viel Empathie jeder Mensch in sich trägt.
So lange ich denken kann, war ich schon immer eine Heulboje. Ich bin unglaublich nah am Wasser gebaut. Und es gab Zeiten, in denen ich darüber mega genervt war. Wobei ich glaube, oder mir einbilde, dass ich in den letzten Jahren ein bisschen härter geworden bin (oder auch nicht)…grins.
Ich kann mich noch gut erinnern, als mein Sohn auf Klassenfahrten ging. Gerade in der Grundschule war das für mich der reinste Horror. Wenn ich mit den anderen Müttern vor dem Bus stand und wir unsere Kinder verabschiedeten, war ich die einzige, bei der Tränen flossen. Als der Bus wegfuhr, fragten mich zwei Mütter, ob ich mit ihnen zum Sektfrühstück mitkommen wolle. Immerhin muss man die Zeit der sturmfreien Bude ja ausnutzen, fügten sie noch hinzu. Kopfschüttelnd sah ich beide mit meinen verheulten Augen an und verstand die Welt nicht mehr.
Oder als mein Sohn mit achtzehn seinen Führerschein bekommen hatte und direkt mit dem Auto samt meinen Eltern für zwei Wochen in die Berge fuhr. Mein Kopfkino war grauenvoll und unerbittlich. Mir war nicht bewusst, wie lange zwei Wochen sein können. Ich war erst wieder entspannt, als alle gesund und munter zu Hause waren.
Aber auch bei engen Freunden geht es mir so. Es gibt gewisse Lieblingsmenschen, die sofort zurückrufen, wenn sie sehen, dass ich angerufen habe, oder direkt antworten, wenn ich eine Nachricht schicke. Sollte es dann doch mal einige Zeit dauern, bis ich etwas höre oder lese, dann klingeln bei mir sofort die Alarmglocken. Ich glaube, es liegt tatsächlich daran, welche Priorität man einem Menschen einräumt. Umso größer der Stellenwert, umso ausladender sind die katastrophisierenden Gedanken um diese Person.
Ich denke, es ist durchaus legitim, sich sein eigenes Kopfkino zu erlauben, solange man nicht darin sitzen bleibt.
Tipps der Woche
Raus aus den Gedankenschleifen
Auch wenn wir glauben, die Katastrophen-Tirade hört garnicht mehr auf, sobald wir drin stecken, gibt es hilfreiche Tipps, mit denen es dennoch klappen kann. Edition F hat 5 ½ davon zusammengestellt. Dazu gehören, den Gedanken der Katastrophe zu Ende zu denken um ihr die Schwere zu nehmen, nach der inneren Wahrheit forschen – würde ich andere behandeln wie mich? –, mit positiven Bildern dagegen arbeiten, sich einen inneren Ratgeber:in anzutrainieren und den Mut aufbringen, sich der Angst zu stellen, wenn möglich. Und wie immer: Radikale Akzeptanz. Angst macht Angst – wenn wir können hilft es, diese Kette durch Annehmen des Gefühls zu durchbrechen.
→ Edition F
Wichtig: Wer sich tief und unwiederbringbar immer wieder mit Katastrophen beschäftigt und vor allem langfristig darunter leidet, der oder die darf und sollte sich schlichtweg professionelle Hilfe suchen.
→ Angstselbsthilfe
Wie war das mit Angst und Katastrophe?Der Verbund der Neurologen und Psychiater:innen im Netz hat zusammengesellt, was Angst mit Katastrophe zu tun hat. Heraus gekommen ist ein sehr lehrreicher Beitrag für Betroffene aber auch für Neulinge im Thema, die besser verstehen wollen, wie Angst und Katastrophe zusammenhängen.
→ Neurologen und Psychiater im Netz
Dies und Das
Das Reisen und die Angst
Gabi Finck hat eine Angststörung und Panikattacken. Da kann das Verlassen der eigenen vier Wände schon mal zu einer Herausforderung werden. Aber sie ist auch ein neugieriger, reiselustiger Mensch. Wie das zusammengeht und wie sie ihre erste große Reise erlebt hat, könnt Ihr in kurzer Form bei Deutschlandfunk Nova nachlesen, ausführlicher noch in ihrem Buch “Mit Mut im Herzen und Angst im Gepäck – Von der Freiheit, die Welt zu bereisen".
→ Deutschlandfunk Nova
→ Piper Verlag- Mit Mut im Herzen und Angst im Gepäck
Eine sonnige Woche wünscht Euch das Team der angstfrei.news
Kleine Erinnerung
Wir freuen uns sehr, wenn ihr dieses neue Format mit einem Extra-Feedback bedenkt, nur so können wir lernen. Vielen Dank! Und wer Lust hat, täglich von uns zu hören und mit uns in Kontakt zu treten, der kann uns auf Instagram finden, folgen und Nachrichten schicken.
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