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Montag, 3. August 2020 | 8 Uhr

Wolfgang
Katharina

Einen ganz besonders schönen guten Morgen!

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber der erste Tag nach den Ferien ist immer aufregend: Ob neue Schulbücher, besonders lange Pläusche an der Kaffeemaschine im Büro oder unüberschaubar viele E-Mails im Postfach: Es geht neu los und alt bewährt weiter zugleich. Wir von angstfrei.news halten es ganz ähnlich. Wir haben die letzten zwei Wochen genutzt, um frisch aus dem Urlaub zu kommen - optisch ist es euch bestimmt schon aufgefallen.

Wie genau wir uns inhaltlich entwickelt haben, erklären wir euch heute in einer einmaligen Sonderkategorie am Anfang dieser Ausgabe. Aber dies sei schon hier verraten: Es gibt uns nun als @angstfrei.news auf Instagram und folgen dort unserem Motto

“Angst hat eine Stimme - Deine.”

Ansonsten freut Euch nebst Nachrichten und unserem Tipp auf eine Leseausgabe mit einem 360°, in dem wir im Doppelpack auf Reisen gehen: Erst nimmt uns Monika mit in ihren Tagesklinikaufenthalt in München, danach wechseln wir den Kontinent und folgen Wolfgang im “es war einmal” in ein surreales Kolumbien. 

Damit willkommen zurück und einen guten Wochenstart wünschen
Wolfgang, Katharina
und das ganze Team von angstfrei.news 

Gefällt euch, was ihr lest? Was würdet ihr anders machen? Teilt es mit uns im Feedback

Angst hat eine Stimme - Deine.

Unsere Seite hat nicht nur ein optisches Update bekommen, auch inhaltlich und strukturell haben wir uns einige Gedanken gemacht. Aber eins nach dem anderen:

Was bleibt?
Inhaltlich bleiben wir uns treu. Wir sind gestartet als Infoseite für unaufgeregte Nachrichten inmitten einer globalen Krise, das möchten wir in konzentrierter Form beibehalten. Als Herzstück dieser Rubrik bleibt die gute Nachricht erhalten und auch einen täglichen Tipp haben wir weiterhin für Euch. Getreu unserem Motto “Angst hat eine Stimme - Deine.” geben wir den Stimmen unserer Autor*innen Raum. Die Rubrik 360° ist unser Herzstück. Alle Texte werden nicht nur in den täglichen Ausgaben erscheinen, sondern auch noch einmal gesammelt am Wochenende, sodass ihr keinen Text verpasst, falls euch mal eine Ausgabe entgangen ist. 

Was ist neu?
Wir verändern unseren Veröffentlichungs-Turnus: Ab sofort haben wir Montag bis Freitag frische Ausgaben für Euch. Das Wochenende steht ganz im Zeichen der 360°-Rubrik: Wir fassen Euch alle Texte der Woche zusammen und geben Euch die Gelegenheit, das ganze Wochenende darin zu schmökern!

Wo findet ihr uns noch?
Wir haben einen Instagram-Account! Ihr findet tägliche Postings mit Sätzen aus unseren 360°-Texten, Perspektiven und Gedanken direkt aus dem Herzen des Menschseins. Folgt uns, schickt uns Tipps und Posting-Ideen und bleibt in Kontakt!

Deine Stimme.
Wir nehmen unser Motto ernst: Angst hat eine Stimme - Deine. Wir sind ein Team von Freiwilligen und schreiben über unsere Angst-, Lebens- und Alltagserfahrungen, ohne ein Richtig oder Falsch, oft mit Verstand und immer mit Herz. Es geht hier aber nicht nur um unsere Stimme - sondern auch um Deine! Wir freuen uns nicht nur auf Euren Instagram-Input, sondern auch über neue (Gast)Autor*innen in unserem Team. Schreibt uns eine Mail an angstfrei.news@gmail.com 

Gute Nachricht des Tages

Energie-Wenden
Coronazeit – Wendezeit? Oder Augen zu und durch, danach schleunigst zurück zur Routine? Viel Wasser fließt derzeit über die Mühlen der ersten Fraktion.

So kommt jetzt in die seit Jahren eher lustlos verhandelte Energiewende Bewegung. Tesla-CEO Elon Musk will Ernst machen mit seinen Plänen einer „Gigafactory“ zum Bau von Elektrofahrzeugen in den Kieferwäldern Brandenburgs. Der Innovator legte detaillierte Pläne vor, wonach hier pro Jahr eine halbe Million E-Mobile vom Band rollen könnten, beginnend 2021. Das wäre ein Schub für Deutschlands E-Mobilität, von seiner fossil-affinen Autoindustrie bisher eher verdrängt.

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech setzt, ergänzend hierzu, auf Künstliche Photosynthese. Das ist das Nachstellen der Energiegewinnung von Pflanzen mittels raffinierter großtechnologischer Verfahren. Die uns vertraute Solartechnik wäre nur der kleine Bruder davon. Selbst in Corona- und Sommerzeit treibt die Akademie das Thema, via Zoom, bundesweit ambitioniert voran. Technologisch sind die meisten Fragen geklärt. Nur für die Investitionen fehlt noch jemand vom Kaliber eines Elon Musk.

Schließlich zuckt auch durch einen betagten Dinosaurier frisches, möglicherweise grünes Leben. Der Traum der 1950er, unendlich viel Energie aus der Kernfusion zu gewinnen. Sie arbeitet mit der Verschmelzung, nicht Spaltung von Atomen. In Südfrankreich ging in diesen Tagen der international betriebene Versuchsreaktor ITER in ein weiteres vielversprechendes Stadion. Fusion ist weniger umstritten als Fission, mit weniger Risiken und radioaktivem Müll. Mit der Folge, dass selbst eingefleischte Grüne sich angesichts voranschreitender globaler Erwärmung sich für diese Energieoption zu erwärmen beginnen.
Morning Briefing
acatech
ITER Fusion Energy

Nachrichten-Update

Altmaier, Söder, RKI: Warnung vor Corona-Comeback
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder plädieren für drastischere Strafen und höhere Bußgelder bei Verstößen gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In den letzten Tagen sind die Neuinfektionen mit dem Virus in Deutschland stetig gestiegen. "Wir müssen damit rechnen, dass Corona mit voller Wucht wieder auf uns zukommt", sagte Söder am Wochenende verschiedenen Medien. Er befürchtet eine Situation wie im vergangenen März. Viele Menschen seien im Umgang mit der Gefahr viel zu locker geworden. Die zweite Welle sei "praktisch doch schon da", warnte Söder. "Sie schleicht durch Deutschland.“ Angesichts der Risiken lehnte er Fußballspiele vor Publikum weiterhin strikt ab.

Bereits während der letzten Woche hatte der Präsident des Robert-Koch-Instituts RKI, Lothar Wieler, die Bevölkerung vor sorglosem Verhalten gewarnt. Mit Blick auf global über 17 Millionen gemeldete Infektionen und fast 700.000 Todesfälle sagte Wieler: "Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie." Noch sei Deutschland glimpflich durch die Seuche gekommen mit ca. 206.000 Infektionsfällen und rund 9100 Covid-Toten. Angesichts steigender Zahlen erinnerte Wieler an die AHA-Regeln: Abstand von 1,50 Meter zu anderen halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske.
Handelsblatt
n-tv

Tests für Urlaubsheimkehrer
Urlaubsheimkehrer können sich seit Samstag kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Diese Woche soll eine Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten in Kraft treten, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an und unterstrich: „Das Virus macht keinen Urlaub.“
Welt

Maskenpflicht in Schulen verlangt
Die Sommerferien gehen zu Ende. Heute am Montag startet Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland ins neue Schuljahr. Hamburg folgt am Donnerstag, in der nächsten Woche geht es in Berlin, Brandenburg, NRW, Schleswig-Holstein los. Angesichts der weiteren Bedrohung durch die Coronaseuche und vielfach beengter räumlicher Verhältnisse hat sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek für eine generelle Maskenpflicht in Schulgebäuden ausgesprochen.
Tagesschau

WHO registriert weltweit neuen Rekord
Die Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnete am Wochenende einen neuen Rekord bei der Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Innerhalb eines Tages hätten sich weltweit 292.000 Menschen infiziert. Die meisten neuen Fällen gebe es in Nord-, Mittel- und Südamerika mit 172.000. In Brasilien wurden die meisten Fälle von allen Staaten gezählt (69.000). Danach folgen die USA (65.000). In den weltweiten Statistiken fällt auch Indien mit 55.000 neuen Infektionen auf. In Europa wurden 25.000 neue Infektionen gezählt, viele davon in Spanien mit 2800. Der aktuelle WHO Ticker (Stand 1. August) verzeichnet rund 17,6 Millionen bestätigte Infektionsfälle und rund 680.000 Todesfälle.
Süddeutsche
WHO

Impfstoff-Ticker
Weiterhin kein richtiger Durchbruch bei Impfstoffen. Die New York Times verfolgt die Entwicklungen mit einem „Vaccine Tracker“. Danach sind 140 Stoffe in vorklinischen Tests. 36 davon sind in Phase 1, 2, 3. Ein Impfstoff ist zugelassen, allerdings für „limitierte Verwendung“.
NYT

Jüngere leiden wirtschaftlich mehr als Ältere
Die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise spüren vor allem jüngere Menschen. Laut einer Umfrage berichtet fast ein Drittel (von 1000 Befragten) über finanzielle Einbußen bei sich oder in der Partnerschaft. Als Gründe werden Kurzarbeit oder Auftragsmangel angegeben. Ältere Menschen über 60 sind wirtschaftlich kaum betroffen.
DER SPIEGEL

Meinung: Zivilgesellschaft ignoriert
Während die Zustimmung zu Parteien abnimmt, gewinnen überparteilich organisierte zivilgesellschaftliche Organisation immer mehr Mitglieder. Diese demokratisch legitimierten Gruppen an Entscheidungen über die Bekämpfung der Corona-Krise zu beteiligen wäre ein Zugewinn an humanen Ressourcen. Deren Vertreterinnen und Vertreter seien von den politischen Entscheidungsträgern aber nicht ausreichend angehört worden. Zu diesem Urteil kommt eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie.
Greenpeace

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 3.773.875 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 03.08.2021 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 1.766 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 180.561.655 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 456.134 Personen mehr als gestern Früh. Davon 3.659.900 in Deutschland (Stand: 04.08.2021 05:27 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Zebras statt Einhörner
Maria Gross ist die Geschäftsführerin von Germantech. Das Unternehmen will die deutsche Wirtschaft mit Zebras bereichern. Das ist der Gegenentwurf zu den üblichen Einhörnern, die auf rasante Profitmaximierung setzen. Germantechs Leitlinie dagegen ist Gemeinnutz und Sozialverträglichkeit. In einem hörenswerten Podcast erklärt Maria Gross den Unterschied und warum Zebra-Firmen corona-resistenter sind:

„Corona ist Blitz, Donner und Sturm und in diesem Wirbel werden diejenigen Firmen überleben, die verstehen, dass Innovation nicht mehr schieres, quantitatives Wachstum ist ... Im Gegensatz zu den Einhörnern nennen wir diese Art von Unternehmen Zebras. Zebra-Unternehmen wollen nicht nur Geld verdienen oder nur die Gesellschaft verbessern. Sie wollen beides gleichwertig verbinden.“

→ Apple Podcasts

daz - die angst zeitschrift

360° - Von Mensch zu Mensch

"Dir einzugestehen, dass Du Hilfe brauchst, zeugt von Stärke“

Pro-aktiver Umgang mit Ängsten und Depressionen. Dies ist während der weiterhin anhaltenden Pandemie ein wichtiger Teil persönlicher Psychohygiene. Erfahrungsbericht über einen 8-wöchigen Aufenthalt in einer Münchner Tagesklinik. Teil 2, von Monika*.

Das Jahr 2019 hat mich gründlich durcheinander gewirbelt, privat und beruflich, ein ständiges Auf und Ab. Einige Entscheidungen, die längst überfällig waren, hatte ich aufgeschoben, verdrängt oder aus Angst nicht getroffen. Ich wurde immer bedrückter, trauriger und missmutiger. Eine lähmende Antrieblosigkeit kam hinzu, für mich einen sonst recht aktiven Menschen kaum auszuhalten. Ich hatte einfach zu nichts mehr Lust. Ich zog ich immer mehr zurück und traute mir nichts mehr zu. Ende 2019, am Tiefpunkt angekommen, wollte und konnte ich so nicht mehr weitermachen**.

Aber was tun? Das Leben radikal umkrempeln, fällige Entscheidungen endlich treffen, den Job hinschmeißen, dazu fehlte mir zu dem Zeitpunkt die Energie, der Mut und die Kraft. Eine Therapie beginnen, in eine Klinik gehen, an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, wie schon vor vielen Jahren bei der Münchener Angstselbsthilfe? Erst mal bin ich zu meiner Hausärztin gegangen, die eine mittelgradige Depression / Burnout diagnostiziert hat und mich dann zu einem Psychiater überwiesen hat. Ich musste schnellstmöglich raus aus dem Hamsterrad.

Die Suche nach einem Therapieplatz in einer Klinik begann, ich habe mich für eine Tages-Klinik entschieden, ein stationärer Aufenthalt kam für mich nicht in Frage, da ich meine stabilisierenden Aktivitäten, wie Chor, Yoga und Ehrenamt nicht so lange unterbrechen wollte. In München, wo ich lebe, gibt es diverse Tageskliniken. Ich besuchte im Dezember einen Informationsabend in der CIP Tagesklinik in Schwabing und fand das Konzept ansprechend. Behandelt werden in dieser Klinik Depressionen, Burnout und Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Ich habe mich dann noch in derselben Woche für einen Therapieplatz angemeldet. Man sagte mir, dass ich ca. 8 Wochen warten müsste. Wie konnte ich diese Zeit überbrücken, zumal es mir noch sehr schlecht ging. Glücklicherweise fand ich nach 2 Woche einen Platz in einer ambulanten Akuttherapie, so konnte ich die Wartezeit auf einen Platz in der Klinik überbrücken. Im Februar 2020 wurde die 2. CIP Tagesklinik in München Nymphenburg eröffnet. Ein Anruf im Januar, ob ich bei der ersten Gruppe im Februar dabei sein könnte, hat meine Wartezeit deutlich verkürzt.

Anfang Februar ging es dann los. Der erste Tag, ich war nervös, was würde mich erwarten, wie werden die Therapeuten, die anderen Gruppenteilnehmer sein? Im Laufe des ersten Tages sind dann alle angekommen, 6 Frauen, 2 Männer, verschiedenen Alters. Wir waren die einzige Gruppe. Es war alles noch etwas im Aufbau in der Klinik, wir hatten das ganze Gebäude sozusagen für uns. Im Laufe der folgenden Wochen, kamen dann immer neue Gruppen dazu und das Haus füllte sich.

Worin besteht das Konzept der CIP Tagesklinik?
Was haben wir gemacht in den 8 Wochen?

Das Konzept basiert auf der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DTB). Man versteht darunter eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie, die ursprünglich in den neunziger Jahren von Marsha M.Linehan zur Behandlung von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt wurde und viele therapeutische Methoden vereint, wie z.B. Mediation und Gestalttherapie. Die Therapie baut auf einer dialektischen Betrachtungsweise auf. Dies bedeutet, der Patient wird in seinem Verhalten angenommen wie er ist, gleichzeitig soll auch eine Veränderung des Verhaltens gefördert werden („Für und Wider“ statt „entweder/oder“). Soziales Kompetenztraining, Abbau von Vermeidungsverhalten, und der Aufbau einer positiveren Grundhaltung zu sich selbst, sollen (wieder) erlernt und eingeübt werden.

Ein wesentlicher Baustein der DBT ist das sogenannte Skills-Training. Es soll helfen in schwierigen Situationen, Fühlen und Denken zu verändern, somit innere Spannungszustände besser zu kontrollieren und Emotionen besser in den Griff zu bekommen. Hierbei konzentriert man sich auf die verschiedenen Ebenen des Erlebens: Gedanken – Gefühle – Körperempfindungen – Verhalten – Wirksamkeit – Emotionsregulierung – Stresstoleranz – Achtsamkeit.

In der Klinik gibt es feste Gruppen von ca. 8 Teilnehmern, die die ganze Zeitspanne zusammenbleiben und das Programm gemeinsam durchlaufen (außer die Einzeltherapiestunden). Die Dauer der Therapie bei Depression ist acht Wochen, bei Borderline meist 12 Wochen.

Das Programm umfasste folgende Therapien:

  • Einzeltherapie 2x pro Woche - Mit der Therapeutin, die einen während des gesamten Aufenthalts begleitet.
  • Skillsgruppe 1 - 2x pro Woche - Fertigkeiten trainieren (Krisenbewältigung, Selbstwertregulation, Umgang mit Gefühlen, soziale Kompetenz).                  
  • Basisgruppe, 1 - 2x pro Woche - Depressionsspezifische Psychoedukation und biographische Arbeit, wie zum Beispiel Bedürfnisse, Grundannahmen, Überlebensregeln, Emotionen. Auch Rollenspiele, wenn gewünscht.
  • Bezugsgruppe 1 - 2x pro Woche - Zur gegenseitigen Unterstützung, ohne Therapeut, eine Art Selbsthilfegruppe, in der sich die Gruppe austauscht und gegenseitig unterstützt. Sollten Konflikte auftreten, wird die Gruppe von der Basisgruppenleitung unterstützt.
  • Körpertherapie 1x pro Woche - Achtsamkeitsübungen, Meditation, Qi Gong.
  • Kunsttherapie 1x pro Woche - verschiedene Arbeitsmittel unter Anleitung ausprobieren, z.B. Arbeiten mit Ton, mit Aquarellfarben, Collagen, freies Malen.
  • Sporttherapie 2x pro Woche - Laufen, Gymnastik, wird je nach Fitnessstand der Teilnehmer angepasst.
  • Burnout Gruppe (optional) 1x pro Woche - Entstehung, Prävention und konkrete Übungen/Rollenspiele  aus dem individuellen Arbeitsalltag.
  • Psychoedukation meist 1x pro Woche - zu verschieden Themen, wie Ängste, Medikamente, Therapieformen etc.

Der Tag beginnt mit einer Morgenrunde mit Teilnehmern der anderen Gruppen, nach einem kurzen Blitzlicht und eine Mediation startet der Tag. Zwischen den einzelnen Stunden war genügend Zeit für Rückzug im hauseigenen Ruheraum oder für Spaziergänge im nahe gelegenen Park. Zu Beginn verpflichtet man sich schriftlich auf Alkohol und Drogen während des gesamten Aufenthaltes zu verzichten - Stichproben können vom hauseigenen Arzt genommen werden.

Meine Erfahrungen:
Was habe ich gelernt, was war gut, was war nicht so gut?

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Aufenthalt in der Klinik. Die Therapeuten waren ausnahmslos sehr nett, kompetent und der Umgang miteinander sehr wertschätzend. Wir haben viel Theorie über die Entstehung und Behandlung von Depression gelernt und das Erlernte dann auch versucht in Rollenspielen oder Übungen umzusetzen.

Die Gruppensitzungen waren am Anfang sehr anstrengend für mich, da ich noch sehr gefangen in Ängsten war und es mir schwerfiel, mich zu öffnen. Gleich in der ersten Woche hatte ich fast eine Panikattacke, was mich sehr verunsichert hat. Wie geht‘s weiter, was kommt da alles hoch?, habe ich mich gefragt. Halte ich die acht Wochen durch? Mit der Zeit wurde es besser. Ich bekam mehr Vertrauen in die Gruppe und konnte die Stunden aktiver für mich nutzen. Konflikte blieben nicht aus, was normal ist in so einer langen gemeinsamen Zeit.

Ein großer Vorteil gegenüber der reinen Einzeltherapie: Man bekommt Feedback nicht nur von den Therapeuten, sondern auch von der Gruppe. Dies empfand ich auch als sehr positiv in den Selbsthilfegruppen bei der Münchner Angsthilfe. Menschen in ähnlichen Lebenssituationen haben Verständnis für die eigene Situation und alle können voneinander lernen. Die Gruppendynamik trägt zur Genesung bei.

Gewünscht hätte ich mir mehr körperorientierte Therapien, mehr Kunst-oder Gestalttherapie, über das alleinige Reden passiert bei mir nicht viel – Gefühle werden nicht so sichtbar. Die Pausen zwischen den einzelnen Therapiestunden waren wir manchmal zu lange und – ach ja: Corona kam dann Mitte März auch noch dazu – Maßnahmen zur Abstandsregelung beim Essen und während der Therapien wurden getroffen, eine Maskenpflicht gab es bis dahin noch nicht.

Wunder sind nicht geschehen in diesen 8 Wochen, ich fühle mich jedoch stabiler. Ich habe Fortschritte gemacht, kann mich besser abgrenzen, habe Nein-Sagen geübt, manchmal auch unangenehme Situationen einfach ignoriert, ohne mich gleich hinein zu steigern. Die Symptome haben sich gebessert, aber ich muss dranbleiben, werde weiterhin achten auf ausreichend Bewegung, gute Ernährung, meine sozialen Kontakte pflegen. Insgesamt bin ich achtsamer geworden mit mir, sowohl privat wie auch in der Arbeit. Ich bin froh, den Klinikaufenthalt gemacht zu haben, für mich ein Baustein einer langen, wohl lebenslangen Übungsstrecke.

Was nehme ich mit?

Ich bin wie ich bin, mit allen Stärken und Schwächen, ich muss es nicht allen recht machen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, sich einzugestehen, dass man/frau Hilfe braucht. Es hat sich auf alle Fälle gelohnt.

→ DBT |→ CIP

*) Dieser Report war für die daz bestimmt. Wegen eines plötzlichen Förderstopps muss die Deutsche Angstzeitschrift im 25. Erscheinungsjahr bedauerlicherweise eingestellt werden. Die letzte Ausgabe mit einem Schwerpunkt rund um Corona sowie den best-of angstfrei.news ist bestellbar bei:
DASH/daz
**) Mensch zu Mensch 18.05.20

360° - Es war einmal ...

Unser garcia-marquesker Kühlschrank

Garcia-marquesk ist eine W. Chr. Goede-Wortschöpfung ©. Die Adjektivierung Gabriel Garcia Márquez‘. Wie kein anderer steht der Nobelpreisträger für Kolumbien, seinen Surrealismus und seine Magie, mit Geschichten grotesker Absurditäten und Paradoxien. Ist nur Kolumbien garcia-marquesk – der Rest der Welt vielleicht sogar garcia-marquesker?

8.30 Uhr in der Frühe. In Autoisolation versuchen wir uns auf unserer Finca 50 km entfernt von Medellín auf die Post-Hostel-Zeit* und neue Normalität einzurichten. Es gibt vieles zu richten, darunter Technisches. Seit unserer Ankunft schwächelte der Kühlschrank, heute morgen hat er zu brummen aufgehört. Darin alles lauwarm. Reparaturleute kommen und gehen. Unverrichteter Dinge. Hier muss was geschehen. Sofort! Der Verwalter geht unwillig an sein Handy. In Rekordzeit nach nur 15 Minuten erschallt von der Eingangspforte eine Motorradhupe. Ein Kühlschrankfachmann ist da und nimmt flugs die Elektronik des Geräts auseinander. In dem Moment kündigt sich ein seit langem überfälliger Mechaniker an. Der Verwalter zuckt hilflos die Achseln: „Wochenlang kommt keiner, plötzlich alle.“

Ist das garcia-marquesk?

Nein, Effizienz und Action, wenn man ein wenig Druck macht. Das machen wir Deutschen gerne. Aber aufgepasst! Damit verletzt man leicht Gefühle und Stolz der Einheimischen. Bei uns ist das Fell dicker gegenüber Druck. Mit dem Risiko, dass der so heißersehnte Handwerker auf stur schaltet und in Gänze abtaucht.

Kolumbien bleibt für viele ein ewiges Rätsel. Nicht nur wegen Pablo Escobar, dem Medellíner Al Capone, seit 27 Jahren tot, aber in Narkos Netflix-Serien lebendiger denn je. Allein der Blick über die Andenkordilleren, verhangen, erhaben, geheimnisvoll. Schweigende Zeugen einer turbulenten Vergangenheit. Ergebnis des Crashes von Erdplatten. Und der von Kulturen und Menschen.

Die Menschen, fast alle ausnahmslos freundlich. Aber was denken sie? Warum gibt es bei so viel Wärme so viel Blutvergießen? Konquista, Violencia, FARC ... Liebe, Ärger, Hass sind hier anders skaliert. Emotionen schlagen in alle Richtungen leicht hoch, enteilen rasch der Kontrolle. Vielleicht entschuldigen sich die Menschen deshalb so häufig. Um Konflikten im Keime bereits die Reißzähne zu ziehen.

Die Indigenen. Bei so viel Fröhlichkeit und Lockerheit der kreolischen Kolumbianer stechen die Überlebenden der Ureinwohner mit ernst-traurigen Gesichtern hervor. Wieviel Leid, Herabsetzung, historisches Unrecht haben sich in die Gesichter eingegraben? Eine Bevölkerung, die von Konquistadoren und Kolonisatoren regelrecht ausgelöscht worden ist. Deren Holocaust.

Garcia-marquesk?

Was könnten uns die indigenen Kulturen alles an Lebensweisheit verraten? Naturheil- und Naturkunde? Wie ihre so beeindruckenden Hochkulturen funktionierten? Die heute Überlebenden wissen es nicht mehr. Wir deshalb auch nicht. Unsere Quellen sind die der Spanier mit ihrem Blick auf die in ihrer Wahrnehmung gottlosen Untermenschen.

Die Fahrt zu den Küsten an Atlantik und Pazifik führt zu den Afro-Kolumbianern. Die wochenlangen Proteste der Afro-US-Amerikaner im Sommer 2020 haben uns die Augen geöffnet für die Schwarzen in den Amerikas. Die ehemaligen Sklaven aus Afrika werden bis heute schikaniert, diskriminiert, ermordet. Schwarz und Weiß bleiben, nicht nur farblich, Welten von Kontrasten und extremen Unrechts.

Gleichwohl, viele andere Völker waren nicht viel zartbesaiteter beim Unterwerfen anderer Völker. Inklusive die der Amerikas. Inka, Maya, Kariben, Chibchas. Pardon, liebe Karl May Fans, der gute Indianer ist ein Märchen.

Garcia-marquesk?

Kolumbien ist voller Märchen und Mythen. Rund um wilde Tiere, Verstorbene, die plötzlich als Wiedergänger erscheinen, als Geister, Gespenster, über den Himmel ziehen, um Mitternacht nach ihren vergrabenen Goldschätzen suchen. Garcia Marquez‘ Geschichten wimmeln davon. Die Quantenmechanik indes weiß: Alle Materie ist Energie und miteinander verbunden. Insofern gibt’s für das Garcia-Márquez’sche Zerfließen von Realität und Historie, Traditionen und Mythos eine starke wissenschaftliche Komponente.

Garcia-marquesk?

In San Jerónimo (kolumbianische Kleinstadt zwischen Medellín und Santa Fe de Antioquia) machen hahnebüchene Gerüchte die Runde. Sie könnten für einen garcia-marquesken Bürstenstrich taugen. Dass für jeden Corona-Toten die Regierung 30 Millionen Pesos zahle und dass jeder, der zum Arzt geht, sich automatisch infiziere.

Ungewissheiten und Ängste treiben kuriose Blüten in einer Landgemeinde. Menschen mit oft nur ein paar Jahren Schulbildung. Verschwörungstherorien sind Deutschland auch nicht fremd, selbst und besonders unter Forschern. Die renommierte Akademie Tutzing macht demnächst eine ganze Konferenz zu Verschwörung in der Wissenschaft.

Wenn der örtliche Schweißer beklagt, dass Autos vormals Jahrzehnte hielten, heute nur noch ein paar Jahre, weil viele Teile nicht mehr ersetzbar sind und dass er dahinter ein Komplott der Industrie vermute, ist das nicht unbedingt Verschwörung, sondern Realität – unsere ungeschminkte Konsum- und Wegwerfwirklichkeit. Ausplündern eines Planeten für fragwürdiges Wachstum und Bequemlichkeit.

Garcia-marquesk?

Unterdessen hält die Pandemie die Welt weiterhin im Klammergriff. Leichte Grippe? Genesene werden rückfällig. Impfstoffe sorgen vielleicht nur für ein paar Monate für Immunität. Nichts Genaues weiß man nicht nach sechs COVID-19 Monaten. Trotz aller Wissenschaft. Unheimlich. Wo kommt das Virus her? Wo geht’s hin? Was macht’s mit uns? Ein Präsident, der das Virus lange als Fake behandelte, worüber Zehntausende von Bürger*innen verstarben, erscheint neuerdings mit Gesichtsschutz in der Öffentlichkeit – und einer neuen Haarfarbe. Während eine digital-spätstalinistische Diktatur mauert, sich jeglicher Virusursachenforschung verschließt, internationale Abkommen mit Füßen tritt, Freiheit mit Panzern niederwalzt.

Ja, wie garcia-marquesk ist denn das? Was Meister Gabo daraus für Geschichten hätte schlagen können!

PS: Der Kühlschrank funktionierte wieder. Doch nach zwei Tagen kehrte er in den Schweigemodus zurück. Just als wir reklamieren wollten, sprang er wieder an. Mittlerweile ist er wieder verstummt. Doch garcia-marquesk?

*) Siehe angstfrei.news 1. Juni 2020, Corona Fallout
angstfrei.news 1. Juni

Dies & Das

"Fuck Rüstungswahn – mehr Wertschätzung für Sozialberufe“
Udo Lindenberg ist für viele das Gewissen der Nation. Für ihn ist Corona „‘ne scheißharte Erfahrung“ und eine Zäsur. Er setzt auf "mehr Solidarität und Schluss mit dem ewigen Ego und der mörderischen Konkurrenz". Er sei höchste Zeit für neue Wege. "Weltweiter Waffenstopp, Fuck den Rüstungswahn und dann die ganze Kohle nutzen, um endlich Hunger und Elend zu stoppen." Bei uns im Lande sei es höchste Zeit, Pflegekräften und sozialen Berufen mehr Wertschätzung für ihre wichtige Arbeit entgegenzubringen.
Berliner Morgenpost

Kosakenzipfel mit Zitronecremebällchen
Fünf Minuten mit diesem unvergesslichen Loriot-Klassiker. Entspannender als Ballermannferien. Vor allem: Vorsicht mit Urlaubsfreundschaften!
youtube

Ferienzeit = Mußezeit
Nutzen wir die andauernde Zeit der Corona-Entschleunigung. Nicht nur körperlich, auch geistig und für neue Ideen. „Die Muße ist die Mutter der Philosophie“, wusste Thomas Hobbes (1588-1679). Beim Starren von Löchern in die Luft kamen ihm bis heute wegweisende Prinzipien der Staatstheorie.
Wiki

Last but not least ...
... Schirmherr der Deutschen Angst-Hilfe DASH e.V., Musiker mit Passion (und Angst-Bestseller-Autor) Nicholas Müller ist on tour: Mit Open Air Konzerten in Trier am 15. August, in Essen am 22., in Hamburg am 26. August. DON’T MISS THIS ONE!
facebook Nicholas Müller

Nach der zweiwöchigen Sommerpause standen die heutigen Montags-News im Zeichen eines frischen Neustarts. Mit mutigen Aufbrüchen zu neuen Horizonten. Selbige, mit Freude und Experimentierlust daran, wünschen euch für diese erste Augustwoche Wolfgang, Katharina und die gesamte angstfrei-Redaktion.

(Wie bitte?! Ihr konntet sie nicht ganz lesen? Keine Sorge! Am Wochenende versammeln wir noch mal alle 360°-Texte, damit ihr sie euch ganz in Ruhe vornehmen könnt.)