Guten Morgen liebe Leser*innen,

hört ihr das? Das Kindergeschrei im Innenhof? Das quäken des Fernsehers des Nachbarns? Vielleicht sogar nur das Rauschen des Windes? Heute ist Welt-Zuhör-Tag - entsprechend sorgfältig solltet ihr heute mal drauf achten, welche Geräusche euch so den ganzen Tag umgeben. Der Tag wird anlässlich des Geburtstags von  Raymond Murray Schafer am 18. Juli 1933 begangen. Der Klangforscher und Komponist startete 1971 das World Soundscape Project und schuf mit seinem Werk The Tuning of the World von 1977 eines der maßgeblichen Standardwerke der akustischen Ökologie und Feldforschung. Außerdem konnte er wohl sehr gut zuhören. Hier könnt ihr ihm zuhören.

Außerdem möchten wir euch hoffentlich in angenehmer Geräuschkulisse mit den aktuellen Nachrichten über die COVID19-Pandemie versorgen - wie stets natürlich angstfrei.

Wir wünschen euch ein klangvolles Wochenende

wünschen euch Tim, Johannes
und das Team von angstfrei.news.

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen (z.B. zum Tipp des Tages oder den neuen Kategorien) für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Spendenläufer “Capitan Tom” zum Ritter geschlagen
Queen Elisabeth II. hat den hundertjährigen Weltkriegsveteran Tom Moore in Windsor zum Ritter geschlagen. Moore hatte mit einem Spendenlauf Geld für das britische Gesundheitssystem (NHS) gesammelt, um sich für die gute Behandlung durch dessen Mitarbeiter*innen zu bedanken. Ursprünglich hatte er mit 1000 Pfund gerechnet, letztendlich kamen knapp 33 Millionen Pfund (36 Millionen Euro) zusammen. Zudem hatte der auf einen Rollator angewiesene Moore mit seinem Runden im Garten viele andere Spendenläufe im Vereinigten Königreich angestoßen. Dass die britische Monarchin am Wochenende ihrer nun 25.000tägigen Regentschaft Moore persönlich zum Ritter schlug, gilt als große Ehre. Aufgrund ihres hohen Alters hatte die Queen sich während der Corona-Pandemie stark aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
→ FAZ

Die Nachrichtenlage

Deutscher Lehrerverband kritisiert Schulen-Hygienekonzept
Der Deutsche Lehrerverband hat das Hygienekonzept der Kultusministerkonferenz kritisiert. „Ich bin sehr skeptisch, ob die darin vorgesehenen Maßnahmen ausreichen beziehungsweise überhaupt umgesetzt werden können", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger in einem Interview am Freitag. „Mein Gefühl ist, dass derzeit nach dem Prinzip Hoffnung gehandelt wird, es werde schon nicht zu einer zweiten Welle kommen, wenn die Abstandsregel an Schulen fällt." Meidinger erwartet, dass jetzt nicht nur zeitnahe Mittel für die hygienischen Maßnahmen bereitgestellt werden, sondern auch aus dem Digitalpakt endlich flächendeckend Mittel zur Digitalisierung der Schulen genutzt werden können. 
→ rp-online.de 

DWD: 30 Prozent weniger Stickoxid-Belastung in Städten
Die Belastung in deutschen Großstädten mit Stickoxiden ist während der Ausgangsbeschränkungen durch die COVID19-Pandemie um 30 Prozent zurückgegangen. Dies zeigte eine Untersuchung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Zusammen mit dem Umweltbundesamt hatte der DWD die Schadstoffbelastung in den 48 Städte in Deutschland mit mehr als 100.000 Einwohner*innen im Zeitraum zwischen dem 23. März und 17. Mai mit Mittelwerten aus den Vorjahren verglichen. 

Es gebe aber mehr Einflussfaktoren als den Verkehr auf die Messungen: "Vor allem die beiden meteorologischen Parameter Wind und Temperatur beeinflussen die Konzentration der Stickoxide und damit der Luftqualität entscheidend", sagte DWD-Experte Christian Plaß-Dülmer.  "Die Krux war, dass allein aus den Konzentrationsverläufen der Lockdown-Effekt nicht herauslesbar war, da er durch die gleichzeitig sich umstellende Wetterlage quasi verschleiert wurde." So mussten die Daten um Windgeschwindigkeiten und Lufttemperaturen korrigiert werden, um den tatsächlichen Effekt der des zeitweise viel niedrigeren Verkehrsaufkommen zu ermitteln.
→ Zeit.de | Anlayse DWD

Corona-Informationsmaterial strapaziert Spahns Ministerial-Budget
Das Bundesgesundheitsministerium hat sein Budget für die Öffentlichkeitsarbeit mehr als verdreißigfacht: In vorherigen Jahren gab das Ministerium zwischen 0,9 und 1,3 Millionen Euro aus, in der ersten Jahreshälfte 2020 wurden bereits 31,4 Millionen Euro für Informationskampagnen der COVID19-Pandemie ausgegeben. Das Gesundheitsministerium räumte auf Anfrage des “Spiegel” ein, dass sie den Haushaltstopf “deutlich überschritten” hätten. Etwa die Hälfte des Geldes wurde in Printmedien investiert, gut acht Millionen in Plakate und 6,4 Millionen Euro in Fernsehwerbung. Etwa 1 Million Euro wurde für die Radiowerbung verwendet, 650.000 Euro bei Instagram und TikTok. 

Zentrale Botschaft der Kamapgne ist das “AHA”-Konzept zur Pandemiebekämpfung: Abstand, Händewaschen, Alltagsmaske. Das Gesundheitsministerium geht davon aus auch in der zweiten Jahreshälfte aufgrund von steigenden Infektionszahlen große Summen in die Öffentlichlichkeitsarbeit zu investieren. 
→ Spiegel

Ausland

Französische Regierung verschiebt Rentenreform
Die französische Regierung hat die für den Sommer geplante Rentenreform verschoben, um sich zunächst auf ein 100 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise zu konzentrieren. Frankreichs neuer Premierminister Jean Castex gab aber gestern bekannt, dass die Reform “beibehalten” werde. Präsident Macrons Reformpläne hatten vorgesehen, zahlreiche Vorteile von verschiedenen Berufen abzuschaffen und die Rentenversicherung zu vereinheitlichen. So wolle er mehr Gerechtigkeit schaffen. 

Das Reformvorhaben war von starken Protesten der Gewerkschaften begleitet worden, da diese längere Lebensarbeitszeiten und geringere Renten für ihre Mitglieder fürchten.  
→ RND 

Pisa-Studien 2020 wegen Pandemie verschoben
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die für 2021 geplanten Pisa-Tests wegen der COVID19-Pandemie um ein Jahr verschoben. Das gab die OECD am Freitag bekannt. Entsprechend verschieben sich auch die Auswertungszeiträume um ein Jahr. So ist mit den Ergebnissen des nächsten Pisa-Zyklus erst 2023 zu rechnen. Auch der darauffolgende Zyklus beginnt nicht wie geplant 2025, sondern um ein Jahr verschoben. 

Alle drei Jahre vergleicht die “Programme for International Student Assessment” (Programm zur internationalen Schülerbewertung)-Studie Fünfzehnjährige in den meisten OECD-Mitgliedsstaaten sowie einiger Partnerstaaten bezüglich ihrer alltags- und berufsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Ergebnisse haben typischerweise Einfluss auf die Bildungspolitik der Länder. 
→ Volksblatt.at / AP

EU-Gipfel zu Corona-Wiederaufbaufonds beginnt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Erwartungen an den gestern beginnenden EU-Gipfel zum Wiederaufbaufonds gedämpft: Zwar gängen alle „mit vollem Elan“ in das Treffen, die Meinungsunterschiede seien aber „noch sehr groß“. Laut Merkel, die gerade qua Amt auch Ratspräsidentin ist, sei ein Ergebnis bereits bei diesem Gipfel zwar für alle Europäer „wünschenswert“, aber man müsse auch „realistisch“ sein. „Es werden sehr schwere Verhandlungen.“ 

Kritik am geplanten 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds und dem mehrjährigen Finanzrahmen der EU über 1,1 Billionen Euro kommt von verschiedenen Seiten: Bereits im Vorfeld des Gipfel hatten die “sparsamen Vier” (Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark) die Größenordnung der Programms kritisiert. Kurz vor dem Gipfel zeigte osteuropäische Staatschefs mit den Vorschlägen unzufrieden: Tschechien Ministerpräsident Andrej Babis will die Rabatte für Nettozahler wie Deutschland abschaffen. Außerdem fordern er und sein bulgarischer Amtskollege Bojko Borissow eine andere Schwerpunktsetzung als den Green Deal für das Konjunkturpaket. Auch die Autoindustrie müsse geworden werden, sagte Babis zu Beginn des Gipfels in Brüssel. 
→ Handelsblatt 

Sport: Deutsche Schwimm-Meisterschaften für Ende Oktober geplant
Die Deutschen Schwimmmeisterschaften sollen zwischen dem 29. Oktober und 1. November in Berlin nachgeholt werden. Dies hat der Deutsche Schwimmverband gestern verkündet. Dabei soll auf Staffelwettkämpfe verzichtet werden, maximal 30 Sportler*innen sollen pro olympische Strecke und Disziplin antreten. Ob Zuschauer*innen in der Halle sein dürfen, soll bis zum 1. Oktober entschieden werden. 

  "Die deutschen Meisterschaften im Oktober sind für die Nationalmannschaft ein hervorragender zweiter Anlauf zu den Olympischen Spielen in Tokio", sagte Teamchef Bernd Berkhahn. "Die nachvollziehbare Sehnsucht nach hochkarätigen Wettkämpfen wird so bestens gestillt - und zwar ohne viel Reisestress im eigenen Land."
→ rbb24.de

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 200.843 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 17.07.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 583 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 8.397.665 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 113.405 Personen mehr als gestern Früh. Davon 186.900 in Deutschland (Stand: 17.07.2020 20:59 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Arte-Doku “Schlag die Trommel” über Gerhard Schröder
Gerhard Schröder war der letzte SPD-Kanzler und seitdem geht es mit seiner Partei stetig bergab. Vor wenigen Tagen hat Arte nun eine Doku über den “Genossen der Bosse” veröffentlicht. In Interviews mit zahlreichen Weggefährt*innen, politischen Gegner*innen und innerparteilicher Konkurrenz zeichnet die Doku Schröders Weg zur Macht und deren Verlust mit zahlreichen Anekdoten nach: Vom Fußballspieler “Acker” über den am Zaun rüttelnden Nachwuchspolitiker hin zu legendären Elefantenrunde mit Angela Merkel nach einem fulminanten Wahlkampf. “Schlag die Trommel” kommt dabei natürlich nicht ohne die wohlgefällige Kommentierung des Brioni-Kanzlers selbst aus. Die Doku nähert sich Schröder auf unterhaltsame Weise ohne ihn zu glorifizieren. Daher ein spannendes Stück Journalismus für alle Politikinteressierten ganz unabhängig von der eigenen Haltung zum Altkanzler. 
→ Arte-Doku “Schlag die Trommel” 

360° - Von Mensch zu Mensch

Eindeutig richtig
von Johannes

Wenn ich mir Diskussionen im Internet ansehe, dann fällt mir häufig auf, dass manche Menschen anscheinend erwarten, dass alles zu 100% eindeutig sein muss. Ist es nicht zu 100% eindeutig, dann wird es als falsch empfunden.

Zum Beispiel: Die Corona-App deckt nicht alle Eventualitäten ab und entspricht nicht meinen Erwartungen? Sie muss daher schlecht sein. Schutzmasken wurden anfangs nicht empfohlen, später aber schon? Dann stimmt wohl gar nichts. Greta Thunberg benimmt sich manchmal wie eine normale 16jährige und ist tatsächlich keine Heilige? Alles, was sie tut, muss daher falsch sein.

Von sich selbst weiß jeder, das er oder sie nicht perfekt ist. Wie kommt es, dass man es von anderen trotzdem erwartet, nur weil diese zum Beispiel eine prominente Position einnehmen?

Anscheinend gibt es mehrere Gründe dafür. Ein Grund scheint mir zu sein, dass ich mich moralisch nicht unterlegen fühlen muss, wenn ich die andere Person abwerte. Eine 16jährige verhält sich vernünftiger als ich? Das kann nicht sein. Also rege ich mich darüber auf, dass sie auch mal Plastiktüten verwendet oder mit dem Flugzeug fliegt. Dann tue ich so, als würde dieses persönliche Verhalten sämtliche Sachargumente aufheben. Ad-Homindem-Argument nennt man so eine Vorgehensweise übrigens.

Ein anderer Grund ist wohl der Wunsch nach Kontrolle. Zum Beispiel: Da ist ein Virus, das sich noch nicht verstehen lässt und noch unkontrollierbar verhält? Damit kann ich nicht umgehen, also stimmt das alles gar nicht. Die Weltwirtschaft nimmt durch die Schutzmaßnahmen schaden? Es betrifft mich selbst, also muss jemand Schuld daran sein. Und zwar diese dubiosen Eliten und Bill Gates sowieso. Wenn jemand schuld ist, dann kann ich die Person bestrafen und ich habe die Kontrolle.

Die Welt ist leider nicht eindeutig, sie ist kompliziert. Wissen verändert sich. Das ist für manche nicht auszuhalten, aber es ist, wie es ist. Je mehr wir den tatsächlichen Zustand der Welt leugnen, desto mehr schaden wir uns und anderen.

In der Regel sind Sachen komplex. Wenn man seinen Fleischkonsum zum Beispiel durch Soja ersetzt, dann unterstützt man damit auch die Abholzung der Regenwälder und den Transport der Waren über die halbe Welt. Wenn man ein Elektroauto fährt und dieses mit Kohlestrom betreibt, dann hat man nichts Gutes für die Umwelt getan. Die einfache Lösung gibt es leider nie.

Am besten, wir schauen, was wirklich Stand der Dinge ist und dann arbeiten wir gemeinsam daran. Dass es dabei zu unterschiedlichen Meinungen, Zielen und Vorgehensweisen kommt, ist normal und wichtig. Dann wird es zwar nicht genau so, wie ich mir das vorstelle, dafür aber ziemlich gut für alle.

Zusammen bekommen wir das hin.

When 'I' is replaced by 'We' even illness becomes wellness.
- Malcolm X

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Eine Angstgschichte
Der Angst vor Corona mit der Bewältigung einer anderen Angst begegnen. Das war die Strategie dieser ZEIT Autorin während der Corona-Krise. Sie lernte Radfahren und eignete sich ihre Welt nochmal ganz neu an. 
→ ZEITonline

Bindungsangst und Liebe
In Corona-Zeiten hat sich unsere Art in Beziehungen zu sein verändert - enger, weiter, neuer, anders: Die Veränderungen waren vielfältig. Menschen mit Bindungsangst erlebten in Quarantänesituationen besondere Herausforderungen. Was dahinter steckt und wie Liebe und Beziehung dennoch gelingt, hat Deutschlandfunk nova im PodCast “Eine Stunde Liebe” erklärt.
→ Deutschlandfunk nova

Verschwörungstheorien und Lebensweisheiten
Im “Mahlzeit-Podcast” von “Das Ding” ist Youtuberin Mai von MaiLab zu Gast. In einem lockeren Gespräch redet sie nicht nur über ihr Leben, sondern auch über Verschwörungstheorien und Kindererziehung. Das Potpourri ist ziemlich unterhaltsam.
→ zum Video 

Wir hoffen, dass eure Ohren nach diesen zahlreichen Infos nicht als zu sehr klingeln und im Kopf jetzt auch nicht nur Schröder-Zitate hängen bleiben. In jedem Fall wünschen wir euch ein wunderbares Wochenende 

Johannes, Tim
und das ganze Team von angstfrei.news.

Gerne hören wir über das Feedbackformular von euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.