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Dienstag, 16. Juni 2020 | 8 Uhr

Johannes

Guten Morgen Ihr Lieben,

heute haben wir für Euch eine Übersicht über den aktuellen Kenntnisstand zu Covid-19. Außerdem: Die Corona-App wird heute veröffentlicht, die Bundesregierung erwirbt Anteile an einem Impfstoffhersteller und vieles mehr.

Der Tipp des Tages ist heute völlig sinnlos und im heutigen “Von Mensch zu Mensch” spinnen wir einen Gedanken von vor zwei Wochen weiter.

Einen schönen Dienstag wünschen euch Johannes und das ganze Team von angstfrei.news!

Ihr habt Lob, Kritik oder Anregungen für uns? Schreibt uns Euer Feedback.

Die gute Nachricht des Tages

Menschen sind grundsätzlich gut
Ich habe es in vergangenen Ausgaben schon häufiger geschrieben: Menschen sind grundsätzlich gut! Manchmal sind wir verwirrt oder ängstlich und handeln dann entsprechend, aber unterm Strich wollen wir alle lieben und geliebt werden. Dass man bei aller Aufregung und aller Wut Mensch bleiben kann, zeigte jetzt der schwarze Aktivist Patrick Hutchinson. In London kam es zu einer Prügelei zwischen “Black Lives Matter”-Aktivisten und rechten Gegendemonstranten. Als einer der rechten Demonstranten verletzt zu Boden ging, trug Patrick Hutchinson den benommenen Mann in Sicherheit, obwohl er zur Gegenseite gehörte. Es bleibt dabei: Menschen sind gut!
Der Spiegel

Die Nachrichtenlage

Was bisher über Corona bekannt ist
Vor etwa einem halben Jahr wurde der erste Corona-Fall bekannt. Der Spiegel führt auf, was mittlerweile über die Krankheit in Erfahrung gebracht werden konnte.

  • Der Hauptübertragungsweg scheint die Tröpfcheninfektion zu sein. In der Luft schwebende Aerosole spielen ebenfalls eine Rolle. Daher reicht in geschlossenen Räumen der Mindestabstand von 1,5m nicht aus.
  • Die Infektionen finden anscheinend hauptsächlich durch wenige Personen statt, sogenannte Superspreader. Nicht alle Infizierten sind gleich ansteckend. Durch die Vermeidung von Superspreader-Events wie Großveranstaltungen kann die Pandemie vermutlich effektiv eingedämmt werden.
  • Kinder (unter 12 Jahren) tragen die gleiche Virusmenge wie Erwachsene, sind allerdings anscheinend weit weniger infektiös. Kinder scheinen daher bei der Verbreitung von Sars-CoV-2 keine große Rolle zu spielen.
  • Der Mund-Nasen-Schutz bringt weit mehr als anfänglich gedacht. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass konsequentes Tragen von Schutzmasken eine zweite Welle verhindern könnte. Es ist dabei wichtig, die Masken richtig zu tragen und zu reinigen.
  • Covid-19 hat viele verschiedene Symptome. 80% der Infizierten haben sehr milde bis gar keine Symptome. Bei den restlichen 20% können Kopf, Nase, Rachen, Lunge, Herz, Nieren, Magen, Darm und sogar die Zehen vom Virus befallen werden. Es kann zu bleibenden Schäden kommen. Häufige Symptome sind Geruchs- und Geschmacksverlust, Fieber, Husten, Halsschmerzen und andere Atemwegsbeschwerden.
  • Bei schweren Verläufen kann Covid-19 eine Lungenentzündung und/oder neurologische Erkrankungen auslösen. Das Risiko für Thrombosen steigt und das Herz-Kreislauf-System wird schwer belastet. Die Nieren können versagen und das Risiko für einen Herzinfarkt steigt.
  • Es dauert nach einem schweren Verlauf Wochen, bis die Patienten genesen. Über Langzeitschäden ist noch wenig bekannt.
  • Der Lockdown hat Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Neben Existenzängsten gab es einen Anstieg an Depressionen, Angstzuständen, Substanzmissbrauch und häuslicher Gewalt. Es betrifft nicht nur Menschen mit psychischen Erkrankungen, sondern die gesamte Bevölkerung. Vor allen Dingen junge Menschen leiden unter den Einschränkungen.

Bitte beachten: Wissen ist immer vorläufig und kann durch neue Erkenntnisse ersetzt werden. Das gilt besonders bei neuen Themen wie Covid-19.
Der Spiegel

Heute kommt die Corona-App
Die seit langem angekündigte Corona-App für Deutschland wird heute offiziell veröffentlicht. Im Vergleich zu anderen Tracing-Apps erhebt die deutsche Version wenig Daten, was mit ein Grund dafür ist, weshalb die Entwicklung so lange gedauert hat. Wer sich die App installiert, sollte diese auch für längere Zeit installiert lassen, auch wenn sich erst einmal über Wochen nichts tut. Denn ansonsten hilft die App nicht, falls es zu einem weiteren Ausbruch kommen sollte. Bei der FAZ kann man einen ersten Praxistest der App lesen. Die App kann hier heruntergeladen werden: → iOS Android
Süddeutsche | → FAZ

Die Bundesregierung erwirbt Anteile am Impfstoffhersteller CureVac
Über die Förderbank KfW will sich die Bundesregierung mit 300 Millionen Euro am biopharmazeutischen Unternehmen CureVac AG beteiligen. Die KfW wird damit einen Anteil von rund 23 Prozent an CureVac halten. CureVac entwickelt unter anderem einen Corona-Impfstoff.
FAZ

Der Shutdown hat kurzfristige und langfristige Effekte
Kurzfristig hat der Shutdown gewirkt und Millionen Leben gerettet. Zwei ökonomische Studien deuten jetzt an, dass die wirtschaftlichen Schäden sich ebenfalls negativ auf die Lebenserwartung auswirken. Nach den Berechnungen der Forschenden haben die Shutdown-Beschränkungen insgesamt etwa 557.000 Lebensjahre gewonnen (berücksichtigt man Vorerkrankungen, dann sind es mindestens 180.000 gewonnene Lebensjahre).

Eine Verringerung des Bruttoinlandsproduktes um 1% führe allerdings erfahrungsgemäß zu einer Verringerung der Lebenserwartung um fast einen Monat. Kommt es zur befürchteten schweren Rezession, dann sinkt dadurch die Lebenserwartung für jeden Einwohner um fünf Monate, was sich auf insgesamt mehr als 37 Millionen verlorene Lebensjahre addiert. Dies müsse bei der Gesamtbilanz der Pandemiebekämpfung berücksichtigt werden.
Welt

Herdenimmunität auf absehbare Zeit nicht möglich
Im Spiegel erklärt die Virologin Melanie Brinkmann, wieso auf absehbare Zeit ohne Impfstoff keine Grundimmunität bzw. Herdenimmunität gegen das Coronavirus aufgebaut werden kann. Bei den aktuellen Infektionszahlen würde es Jahrzehnte dauern, um einen solchen Effekt zu erzielen. Bewusste Infektionen seien derzeit nicht sinnvoll, weil die möglichen Folgeschäden von Covid-19 noch zu unbekannt sind und unklar ist, für wie lange eine natürlich erworbene Immunität schützt.
Der Spiegel

Bund nimmt Schulden in Höhe von 218,5 Milliarden Euro auf
Durch die verschiedenen Rettungspakete und Hilfsmaßnahmen belaufen sich die voraussichtlichen neuen Schulden des Bundes dieses Jahr auf 218,5 Milliarden Euro. Das ist ein Vielfaches dessen, was während der Finanzkrise 2007 aufgenommen wurde.
Tagesschau.de

FDA widerruft Genehmigung für Malaria-Medikament
Die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde der USA (FDA) hat die Ausnahmegenehmigung für das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen widerrufen. Eine Wirksamkeit sei Unwahrscheinlich, außerdem gebe es erhebliche Nebenwirkungen. Das Mittel wurde zeitweilige von US-Präsident Trump als Lösung präsentiert.
Aerzteblatt.de

Blick ins Ausland

Weitere Stadtviertel in Peking abgeriegelt
Seit es auf einem Großmarkt in Peking einen Ausbruch gab, gibt es in Peking immer mehr Corona-Fälle. Die chinesischen Behörden haben daher zehn weitere Stadtviertel unter Quarantäne gestellt.
ZEIT

Proteste gegen Bolsonaro
In Brasilien stirbt derzeit jede Minute ein Mensch mit Covid-19. Brasiliens Präsident Bolsonaro bezeichnet die Krankheit weiterhin als ‘kleine Grippe’. Brasilianische Fußballfans haben jetzt eine Protestaktion gegen den Präsidenten gestartet. In Brasilien betätigen sich Fanclubs schon länger auch politisch.
ZEIT

Corona in Zahlen
In Deutschland sind 186.461 Menschen als infiziert getestet worden (Stand: 15.06.2020 00:00 Uhr, Quelle: RKI), das sind 192 Personen mehr als am Tag zuvor.

Warum diese Zahlen? Wir zitieren hier die offiziellen Zahlen des RKI, diese werden einmal täglich – immer um Mitternacht – vom RKI aktualisiert und um 10 Uhr morgens online veröffentlicht. Und warum gibt es hier nicht mehr davon? Es ist wichtig, die aktuell angeratenen Verhaltensweisen zu befolgen, das wissen wir alle. Zahlen über Neuerkrankte helfen uns dabei nicht. Achtet aufeinander und haltet Distanz.

Gesundheitsticker: 4.186.558 Menschen sind weltweit wieder genesen, das sind 90.381 Personen mehr als gestern Früh. Davon 172.600 in Deutschland (Stand: 15.06.2020 22:47 Uhr, Quelle: Worldometers).

Tipp des Tages

Darauf habe ich jetzt Lust
Wenn ich mit meinen Aufgaben fertig bin, dann mache ich heute mal das, worauf ich Lust habe. Und zwar einfach nur so.

  • Nicht, weil ich denke, dass ich es tun muss.
  • Nicht, weil ich es für andere tue.
  • Nicht, weil ich jemanden damit beeindrucken möchte.
  • Nicht, weil ich mich damit irgendwie verbessern oder optimieren will.
  • Nicht, weil ich mir einen Vorteil dadurch erhoffe.
  • Nicht, weil es irgendjemand von mir erwartet.
  • Nicht, um irgendetwas zu erreichen.

Nö. Einfach nur so.

360° - Von Mensch zu Mensch

Grüß Gott!

von Johannes

Vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle über Identität geschrieben: Was ist das eigentlich, das ich als "Ich" bezeichne? Ich kam zu dem Schluss, dass es mich gar nicht gibt, zumindest nicht so, wie ich das glaube. Meine Kollegin Anne kommentierte das dann ein paar Tage später und heute möchte ich den Gedanken etwas weiterspinnen.

Was macht mich als Person aus? Vielleicht mein Körper? Wenn ich zum Friseur gehe und hinterher weniger Haare habe, dann bin das sicher immer noch ich, auch wenn Teile von mir beim Friseur im Müll liegen. Wenn ich ungeschickt mit der Kreissäge arbeite und mir dabei einen Finger abtrenne, dann bin ich hinterher auch immer noch ich. Aber wie viele Körperteile kann ich verlieren, bis ich nicht mehr ich bin? Eine Hand? Einen Arm? Ein Bein? Mein Körper scheint nicht das zu sein, was mich definiert.

Anne meinte, dass wir die Summe aus unseren Erlebnissen, Begegnungen und Gesprächen sind. Aber was ist, wenn ich einen Unfall habe und mich an nichts mehr erinnere? Bin ich dann immer noch ich? Ich bin ja noch da, aber die Erlebnisse, Begegnungen und Gespräche sind weg. Was ist, wenn ich schlafe und kein Bewusstsein habe? Was ist, wenn ich Medikamente oder Drogen zu mir nehme und mich daraufhin anders fühle oder verhalte? Bin das noch ich? Wer bin ich, wenn ich dement werde?

Das, was ich als "Ich" bezeichne, ändert sich ständig. Wenn ich schlafe, ist es sogar scheinbar weg.

Und wo ich gerade dabei bin: Kann ich überhaupt sicher sein, dass irgendetwas von dem, was ich wahrnehme, überhaupt existiert und nicht nur geträumt ist? Zum Beispiel andere Menschen oder Dinge? Kann ich sicher sein, dass das ganze tägliche Drama hier wirklich stattfindet und nicht nur fantasiert ist?

Darüber haben sich seit Jahrhunderten sehr kluge Menschen Gedanken gemacht und die Antwort ist: Nein, das kann ich nicht.

Und nun? Macht es überhaupt einen Unterschied? Du liest gerade diese Zeilen. Und das bedeutet, dass da auf jeden Fall etwas ist, denn sonst könnte der Vorgang des Lesens nicht stattfinden bzw. von irgendjemandem fantasiert werden.

Du kannst dir also auf jeden Fall sicher sein: "Du bist da!" Da du die Welt aber ausschließlich aus deiner Perspektive siehst, muss es richtig heißen: "Ich bin da!"

"Ich bin da!" ist die einzige Gewissheit, die wir zu 100% haben. Und "Ich bin da!" ist in den abrahamitischen Religionen der Name Gottes.

Zufall ist das nicht.

daz - die angst zeitschrift

Dies und Das

Habt euch lieb
Bei einem Notfall im Flugzeug ist es klar geregelt: Erst setzt man sich selbst die Maske auf, dann hilft man anderen. In Beziehungen läuft es ähnlich. Wer sich nicht selbst liebt, der hat es schwerer, in Beziehungen glücklich zu werden. Ein Podcast bei Deutschlandfunk Nova beschäftigt sich damit, wie das eigene Glück weniger abhängig von anderen werden kann und wie man sich selbst lieben kann.
Deutschlandfunk Nova

Wo jetzt Sommerurlaub möglich ist
Virologen raten zum Urlaub in Deutschland, aber auch in Europa kann man seit gestern theoretisch Urlaub machen. Der Deutschlandfunk zeigt auf, welche Regeln in welchen Ländern gelten. Da es unerwartet und spontan zu neuen Ausbrüchen kommen könnte, wird dazu geraten, Urlaub mit Vorsicht zu planen. Es wird keine Rückholaktionen aus dem Ausland geben. Die FAZ empfiehlt Reisen in die Vorstadt und die nähere Umgebung. Auf Mallorca läuft derweil ein Pilotprojekt mit geplanten 11.000 deutschen Urlaubern an.
Deutschlandfunk | → Deutschlandfunk | → FAZ | → Tagesschau.de

Es kommt nicht auf die Größe an
Obwohl sie sehr kleine Gehirne haben, sind Insekten häufig ziemlich schlau. Ameisen haben einen Sanitätsdienst für Verletzte, manche Insekten benutzen Werkzeuge, Honigbienen können einfache Matheaufgaben lösen. Die Natur ist ganz schön toll!
Deutschlandfunk Nova

Das war es auch schon wieder für heute. Macht heute vielleicht auch mal das, worauf ihr Lust habt, ohne einen Grund dafür zu brauchen und ohne euch dafür zu rechtfertigen.

Wir wünschen euch einen schönen Dienstag und freuen uns darauf, euch morgen wieder hier zu begrüßen.

Passt gut auf euch auf und habt euch lieb!

Viele Grüße von Johannes und dem ganzen Team von angstfrei.news

Gerne hören wir über das Feedbackformular von Euch. Ihr wollt unsere Arbeit unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaft bei der Deutschen Angst-Hilfe e.V.

Quellen
Corona in Zahlen (RKI) | Gesundheitsticker | Über die Landesregierung NRW sind wir außerdem an den dpa-Nachrichten-Ticker angebunden, den wir immer als Quelle verwenden, wenn wir (dpa) schreiben.