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Roland Rosinus:
Angst-Quartett

rezensiert von Carolin Botond

03.03.2023 

Roland Rosinus legt nun nach den zwei Sachbüchern „Aus der Dunkelheit ans Licht“ und „Angst ist mehr als ein Gefühl“ seine Erzählung „AngstQuartett. Eine heilsame Begegnung mit der Angst“ vor. Er erzählt darin von seiner eigenen Angst, die für unterschiedliche Lebensphasen und verschiedene Anteile fiktiv mit symbolhaften Figuren besetzt wird und dadurch seiner Lebensgeschichte und -erfahrung einen interaktiven, dialogischen Charakter verleiht.

Unter ihnen Michael, der am Tag vor Beginn seiner psychosomatischen Reha in einem kleinen Bistro in Bad Pyrmont sitzt. Hier soll er nun endlich in einigen Wochen seine Angsterkrankung und sein Leben wieder „in den Griff“ bekommen, obwohl er diesen ominösen Griff am Leben eigentlich doch noch nie gesehen hat. So hofft er die Klinik schon bald wieder ohne Angstproblematik verlassen zu können. Zwei Passanten, Gabriel und Raphael, gesellen sich zu ihm. Das „engelsgleiche“ Trio stellt mit Erstaunen fest, dass sie etwas verbindet – ihre Angst. Sie tauschen sich über ihre damit gemachten Erfahrungen und daraus gewonnenen Erkenntnisse aus und lernen voneinander.

Raphael scheint der Erfahrenste unter ihnen zu sein, da er heute ein weitestgehend uneingeschränktes Leben führt. Er eröffnet ihnen einen völlig neuen Blickwinkel auf ihre Angst und nennt sie tatsächlich eine „Freundin“ oder „liebevolle und ehrliche Beraterin“, die nur unser „Bestes“ will. Sie begleitet uns unangenehm, aber fair, auf den richtigen Weg. Sie drängt uns dazu, einmal innezuhalten und ein neues, besseres und vielleicht auch gesünderes Leben für uns selbst zu gestalten, das unsere Bedürfnisse und Grenzen stärker berücksichtigt. Ob er damit vielleicht sogar recht hat?

Cloe, eine geheimnisvolle Frau, gesellt sich zu dem angeregt diskutierenden Trio hinzu und bildet somit das Schlusslicht des „AngstQuartetts“. Sie scheint eine viel beschäftigte und außerordentlich kluge Frau zu sein. Sie weiß viel von Ängsten und erklärt mithilfe des biblischen Gleichnisses vom Sämann, warum viele Betroffene sich bei ihrer persönlichen Angstbewältigung in einer Endlosschleife (Angstkreislauf) befinden und den Ausgang nicht finden. Als das Trio den Verdacht hegt, bei der Frau könnte es sich um die Angst selbst handeln, offenbart sie sich zustimmend. Sie erklärt, ihre Mission hier bereits erfüllt zu haben, und sie sei schon wieder von vielen anderen Menschen gerufen worden.

Ist sie womöglich gerade bei Dir? „Hab keine Angst“, vertraue einer weisen Dame, denn sie bleibt nur solange Du sie rufst und ihre Hilfe benötigst…

Roland Rosinus spielt in gewohnter Weise gekonnt mit der deutschen Sprache und ihren Redewendungen. Er zerpflückt sie in ironisch witziger und spitzfindiger Manier, polarisiert und regt somit zum Nach- und Überdenken „eingefleischter“ Gewohnheiten und Perspektiven an. Mit Zitaten von u. a. Søren Kierkegaard, Friedrich Nietzsche und Argon Avedias schmückt er sein gelungenes Werk und zeigt auch damit, zu welch kreativer und tiefgründiger Schaffenskraft seine „Freundin“ ihn bewegen konnte.

Danke Roland, für deine Ecken und Kanten bei spürbar warmen Herzen. Mögen sich noch viele weitere Betroffene und Nicht-Betroffene durch dich und dein Lebenswerk inspirieren lassen!