In der Hypnotherapie wird der hypnotische Zustand Trance genannt. Trancen können spontan eintreten oder induziert werden. Wir alle kennen positive Trancezustände wie Tagträumen oder negative wie Angstzustände.
Das Online-Magazin der Deutschen Angst-Hilfe e.V. für Betroffene von Angststörungen
Christian Diokno/pexels.de
Hypnose ist eine differenzierte und wirksame Methode. Wie in jeder Art von Therapie ist auch in der Hypnotherapie die aktive Mitarbeit der Klienten unabdingbar. Meist wird mit dem Klienten eine auf ihn abgestimmte, passende Form von Selbsthypnose erarbeitet und eingeübt, die z.B. zur Entspannung, Problemlösungssuche oder Anregung der Kreativität eingesetzt werden kann. Hypnose soll in erster Linie die Selbstverantwortung und Selbstkontrolle der Klienten erhöhen.
26.05.2023 – Autorin: Susy Signer-Fischer
Angst begleitet die meisten Menschen während ihres ganzen Lebens. Dabei ändern sich die Angstauslöser je nach Entwicklungsphase, aktueller Situation, Zeitströmung, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Die Angst kann mehrheitlich real sein, wie beispielsweise Todesangst bei lebensbedrohender Krankheit, real verständlich wie große Angst, die Straße zu überqueren, wenn kürzlich eine bekannte Person bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, oder mehr im Menschen selbst begründet sein, so wie z. B. Angst vor Geistern beim Einschlafen.
Leidensdruck kann entstehen, wenn die innere und/oder äußere Sicherheit nicht mehr genügen, um die Angst auszugleichen. Sie kann die Person hindern, Tätigkeiten auszuführen, zu genießen, sich angemessen wohl zu fühlen. Angst und Sicherheit sollten in einem sinnvollen Gleichgewicht sein. Zu große Sicherheit kann sich z. B. so auf die Wahrnehmung auswirken, dass Gefahren nicht mehr gesehen werden, die Person deswegen sozial auffällig oder zu unflexibel wird. Zu große Angst dagegen kann bewirken, dass die Person zu wenig Boden unter den Füßen spürt und somit keine Lösungswege mehr erkennen kann. Man fühlt sich dann oft im Handeln eingeschränkt, was einen hindert, einzukaufen, mit Freunden im Restaurant zu essen, mit dem Flugzeug in die Ferien zu fahren.
Ein gewisses Maß an Angst bringt Spannung und Abenteuer. Da Angst außerdem eine wichtige Funktion hat, nämlich zu warnen und/oder Kräfte in einer gefährlichen Situation zu mobilisieren, geht es nicht darum, die Angst weg zu machen, sondern Angst und Sicherheit in ein sinnvolles Gleichgewicht zu bringen.
Hypnose ist eine differenzierte und wirksame Methode. Sie muss sorgfältig gelehrt und gelernt werden, was eine längere Ausbildungszeit zur Folge hat. Die meisten Fachpersonen, welche die Hypnotherapie anwenden, sind auch in anderen psychotherapeutischen Verfahren ausgebildet. Da Hypnose bei richtiger Anwendung sehr wirksam und effizient sein kann, ist es auch leicht möglich, diese Methode zu missbrauchen oder ungewollt damit Schaden anzurichten. Aus diesem Grund ist ein kontrolliertes, kompetentes, fachliches Handeln nötig, dies gilt insbesondere auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Jessica Ticozzelli/pexels.de
In der Hypnotherapie wird der hypnotische Zustand Trance genannt. Trancen können spontan eintreten oder induziert werden. Wir alle kennen positive Trancezustände wie Tagträumen oder negative wie Angstzustände.
Wie in jeder Art von Therapie ist auch in der Hypnotherapie die aktive Mitarbeit der Klienten unabdingbar. Meist wird mit dem Klienten eine auf ihn abgestimmte, passende Form von Selbsthypnose erarbeitet und eingeübt, die z.B. zur Entspannung, Problemlösungssuche oder Anregung der Kreativität eingesetzt werden kann. Manchmal haben die Klienten eine unrealistische Vorstellung von Hypnotherapie, wie dass „gezaubert“ wird, kein Mitarbeiten erforderlich ist, dass es schnell geht, das Problem in einer Sitzung gelöst wird, oder dass manipuliert, auf ungesunde Art beeinflusst wird. Darum wird die Therapieform heutzutage eher Mentale oder imaginative Methode genannt. Hypnose soll in erster Linie die Selbstverantwortung und Selbstkontrolle der Klienten erhöhen.
Die 55-jährige Frau Müller meldet sich, weil sie nicht mehr mit ihrem Mann in ein Wellnesshotel gehen kann, nicht mehr in unterschiedlichen Geschäften einkauft, allgemein nicht mehr im Beisein von anderen essen kann. Sie habe schon viele Therapien ausprobiert wie Gesprächspsychotherapie, Verhaltenstherapie. Jetzt möchte sie noch Hypnotherapie. Sie wird darüber orientiert, dass es sich meist um Selbsthypnose handelt, dass die Therapie Selbstverantwortung und Durchhaltewillen verlangt.
Der 23-jährige Herr Meier meldet sich, da er an Angst-Panikzuständen leidet, seit er in einer Prüfung saß und während der Prüfung merkte, dass er zu wenig gelernt hatte, seinen ersten Panikanfall erlitt und aus der Prüfung hinauslief. In der Folge erreichte er mit einem Arztzeugnis, dass er trotz des ersten Versuchs noch zwei Chancen bekam (bei den meisten universitären Prüfungen hat man zwei Chancen). Er meldet sich für Hypnotherapie, weil er davon ausgeht, dass Hypnotherapie schnell gehe, denn er unternimmt erst jetzt, relativ kurz vor der Prüfung etwas.
In der Hypnotherapie werden unterschiedliche Methoden angewendet. Ein wichtiger Bestandteil ist die Trance, bei der mit der Vorstellung gearbeitet wird.
In der Hypnotherapie wird der hypnotische Zustand Trance genannt und für therapeutische Zwecke gezielt eingesetzt. Trancen können spontan eintreten oder induziert werden. Wir alle kennen positive Trancezustände (wie Tagträumen) oder negative Trancezustände (wie Angstzustände). Entspannte Trancezustände sind meist positiv, angespannte Trancen können sowohl positiv (wie beim Tanzen und Joggen) als auch negativ (wie bei Angst und Verspannung) sein. Die Tiefe der Trance hat nichts mit ihrer Wirksamkeit zu tun, denn auch leichte Trancen können sehr wirksam sein. In der Hypnotherapie wird darauf geachtet, dass der Klient Trance- und Hier-und-Jetzt-Zustände, Vorstellungen und Realität unterscheidet und kontrolliert. Dies ist besonders wichtig bei negativen Trancen, wie sie beispielsweise nach Psychotraumatisierungen auftreten können.
Die Hypnotherapie ist eine Therapie- und Psychotherapieform, die kreative Elemente mit streng kognitiven Elementen verbindet. Sie ermöglicht der Psychotherapeutin oder dem Psychotherapeuten, gleichzeitig mehrere Wahrnehmungsebenen und Themen anzusprechen und zu behandeln. Konkretes Üben von imaginierten Verhaltensweisen kann in der Hypnose mit metaphorischen Elementen verbunden werden.
Zu viel Angst hat meist ein Gefühl von Hilflosigkeit zur Folge. Deshalb geht es darum, mehr Kontrolle, Einfluss, Selbstwirksamkeit zu gewinnen im Wissen, dass es keine absolute Sicherheit gibt.
Ryanniel Masucol/pexels,de
Außerdem ist es sinnvoll, sich zu überlegen, welche Bedeutung die Angst für die Person selbst oder für die Familie oder die Partnerschaft hat, wie beispielweise Angst vor Erbrechen statt Angst vor dem Jobwechsel bzw. Angst sich den Paarkonflikten zu stellen.
Wird eine Person wegen zu großer Angst in der Lebensqualität eingeschränkt, wie beispielsweise, dass sie nicht mehr gut schlafen kann, sollte zuerst abgeschätzt werden, wie groß wohl die Gefahr ist, dass etwas passiert (z.B. Einbrecher) und ob alles vernünftig Machbare (z.B. Wohnungstüre abschließen) gemacht wurde. Wenn ja, darf mit mentalen Methoden gearbeitet werden.
Außerdem ist es meist sinnvoll, sich zu überlegen, welche Bedeutung die Angst für die Person selbst hat (wie beispielweise Angst vor Erbrechen statt Angst vor dem Jobwechsel) oder für die Familie oder Partnerschaft (wie Angst sich den Paarkonflikten zu stellen) und je nachdem diese Lebensthemen anzupacken.
Frau Müller hat eine relativ betagte Mutter (der Vater ist schon vor ca. 10 Jahren gestorben), die sehr fit ist, aber wenig Sozialkontakte hat. Sie verlangt von ihrer Tochter, auf Abruf zu stehen, mit ihr Aktivitäten zu machen. Frau Müller gelingt es zu Beginn nicht, sich angemessen abzugrenzen. Außerdem hat sie zwei erwachsene Kinder, wobei der 21-jährige Sohn immer noch zu Hause wohnt und sich bedienen lässt. Mit Hinweis auf die Angst war es ihr möglich, sowohl der Mutter als auch dem Sohn gegenüber zu sagen, dass sie nicht alles, was von ihr erwartet wird, erfüllen kann (Bedeutung der Angst).
Herr Meier konnte im Laufe seiner Schulzeit eine Klasse überspringen. Er musste nie für sich lernen, verfügte über keine Lerntechniken, keine Erfahrung, etwas erarbeiten zu müssen und durchzuhalten. Er findet schnell etwas langweilig. Wegen der Angst musste er sich zu Beginn nicht den Themen stellen, wie etwas erarbeiten zu müssen, sich Lerntechniken anzueignen, durchzuhalten.
Ein Angst-Panikzustand ist eine Form von ungesunder Trance. Darum kann eine mentale Methode wirksam sein. So kann die ungesunde Trance in einen gesunden Trancezustand verwandelt werden.
Alle Ideen, Programme, Methoden können hilfreich sein, um heraus zu finden, was für die eigene Situation passt. Leider können selten Rezepte einfach so wirksam übernommen werden.
Meist braucht es viel Trainieren, Durchhaltewillen und Zuversicht. Ist ein Schritt zu groß, den Schritt halbieren bis er machbar ist. Erfolgt ein Rückschritt, an dieser Stelle wieder trainieren und weiter gehen.
Wann soll professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden? Wenn es gar nicht, zu wenig schnell, zu wenig wirksam gelingt, die Schritte zu bewältigen, um Lebensthemen anzugehen. Wenn sich Zwänge, depressive Verstimmung, gar suizidale Gedanken entwickeln, es der Person sehr schlecht geht.
Frau Müller meldet sich, da sie gerne wieder mit ihrem Mann auf Reisen gehen möchte und bemerkt, dass ihre Angst ihr dabei im Wege steht, ihr Mann langsam ungeduldig wird.
Herr Meier sieht, dass er die Prüfungsangst nicht selbstständig überwinden kann, er die Prüfung aber dieses Mal bestehen will.
Professionelle Unterstützung beinhaltet meist Folgendes (gilt für alle Therapiemethoden): Erfassung der gegenwärtigen Lebenssituation (inkl. Gesundheitszustand, Wohnen, Arbeit, Familie, soziales Umfeld und Kontakte, Tätigkeiten), der Lebensgeschichte, des Ziels, was schon mit welchem Erfolg getan wurde, welche Bedeutung die Angst wohl hat, wie hoch die Bereitschaft, die Motivation ist, selbst am Thema zu arbeiten. Natürlich geht dabei jede Fachperson anders vor.
Frau Müller setzt ihr langfristiges Ziel folgendermaßen: Sie will in 6 Monaten mit ihrem Mann für 10 Tage in ein Wellnesszentrum in Südtirol gehen, dabei auch das gute Essen im Restaurant genießen. Sie bewältigt anschließend viele Zwischenschritte, wie zuerst im nahegelegenen Geschäft einzukaufen, dann in weiter weg gelegenen Geschäften, mit einer Bekannten spazieren zu gehen, später im Restaurant zu essen. Dabei waren ihr die Selbsthypnose-Interventionen eine Hilfe wie mit einem Symbol Gelassenheit zu spüren, ungesunde in gesunde Gedanken zu verwandeln. Sie fand auch heraus, dass sie sich auf gesundere Art als durch Ängste gegenüber ihrer Mutter und Sohn abgrenzen möchte. Sie lernte, sich gegenüber ihrer Mutter und ihrem Sohn angemessen abzugrenzen. Sie hat trotz einigen Rückschlägen ihr Ziel erreicht und konnte nach Südtirol gehen und den Aufenthalt genießen.
Herr Meier fand heraus, dass er bis jetzt vom Leben und von sich selbst ein wenig „verwöhnt“ war. Für die Schule musste er nie etwas arbeiten, hatte auch nie gejobbt oder Freiwilligenarbeit wie Lagerleitung gemacht. Er konnte zu Hause wohnen, verfügte über genug Geld. Bis jetzt war es nie nötig gewesen, sich anzustrengen, durchzuhalten und er verfügte auch nicht über Lerntechniken. Er erweiterte sein ursprünglich gesetztes Ziel, die Prüfung zu bestehen, damit, selbstständiger zu werden, nach der Prüfung in eine WG zu ziehen, einen Brotjob anzunehmen. Er wurde weiterhin während des Studiums von seinen Eltern unterstützt. Er lernte durchzuhalten, während mehreren Stunden an der Arbeit zu sitzen. Außerdem machte er Schritte in Richtung Selbstständigkeit, etwas auch für andere tun wie selbst seine Wäsche zu waschen, für die Familie einmal in der Woche einzukaufen und zu kochen. Daneben trainierte er mittels der hypnotischen Interventionen, gelassen zu bleiben, indem er Probeprüfungen löste, in der Lerngruppe Prüfungssituationen durchspielte. Dabei waren ihm unter anderem die zwei bei Frau Müller beschriebenen mentalen Interventionen eine Hilfe, so dass er die Prüfung bestand.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Hypnotherapie sehr wirksam sein kann, den Prozess erleichtern und vertiefen kann, da meist bei Angst-Panik eine ungesunde Trance, also ein Trancezustand im Spiel ist. Darum kann es hilfreich sein zu lernen, wie die Tiefe und die Qualität der Trance beeinflusst werden können. Mitarbeit, Durchhalten und somit große Motivation ist eine wichtige Voraussetzung. Außerdem sollte man sich Gedanken machen über die Bedeutung der Angst, sei es für die Person selbst oder die Familie und die evtl. dahinterstehenden Themen angegangen werden.
Foto: privat
Fachpsychologin für Psychotherapie und Kinder- und Jugendpsychologie (FSP), arbeitet am Zentrum für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie (ZEPP) der Universität Basel und in freier Praxis in Bern (ZSB).
Sie ist auch in der Aus- und Weiterbildung von PsychotherapeutInnen, vor allem in Hypnotherapie, Familientherapie, systemischer Psychotherapie und Kinder-Psychotherapie tätig. Sie ist Past-Präsidentin und Gründungsmitglied der Gesellschaft für klinische Hypnose Schweiz (GHypS). 2016 erhielt sie den Daniel P. Kohen Preis für ihr herausragendes Lebenswerk, 2022 von der International Society of Hypnosis (ISH) den "Helen H. & John G. Watkins Award for Excellence in Teaching".
Spezialgebiete sind Lebenslaufberatung, Umgang mit schwierigen Lebenssituationen, Umgang mit traumatischen Ereignissen, Leistung in Sport, Arbeit, Schule und Konzentration.