Rachel Claire/pexels.de

Corona: Psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen bleibt hoch

Ergebnisse der dritten COPSY-Studie

Trotz geöffneter Schulen und zugänglicher Freizeitangebote ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich durch die Corona-Pandemie psychisch belastet fühlen, weiterhin hoch. Zwar haben sich das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen leicht verbessert, jedoch leiden noch immer mehr Kinder und Jugendliche unter psychischen Auffälligkeiten als vor der Pandemie. Das ist das Ergebnis der dritten Befragungsrunde der COPSY-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).

09.02.2022 – Universitätsklinik Hamburg Eppendorf

Über die Studie

In der COPSY-Studie untersuchen die UKE-Forschenden die Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Sie haben dafür von Mitte September bis Mitte Oktober 2021 mehr als 1100 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 – 17 Jahren und mehr als 1600 Eltern mittels Online-Fragebogen befragt. Im Februar 2022 wurden die Ergebnisse vorgestellt. Es handelt sich dabei um die dritte Befragung nach der ersten vom Mai/Juni 2020 und der zweiten vom Dezember 2020/Januar2021. Die COPSY-Studie ist die erste Längsschnittstudie (d.h. Verlaufsstudie) bundesweit.

Die Ergebnisse im Überblick

Leiterin der COPSY-Studie ist Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE. Zu den Ergebnissen der aktuellen Befragung sagt sie: „Nach einer langen Phase der Belastung zu Beginn der Pandemie haben sich die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen im Herbst 2021 leicht verbessert. Die Zahlen sind im Vergleich zu präpandemischen Daten zwar immer noch hoch, wir wissen aber auch, dass nicht alle Kinder, die belastet sind, mit einer Angststörung oder Depression reagieren. Die meisten Kinder und Jugendlichen werden die Krise vermutlich gut überstehen. Das gilt vor allem für jene aus stabilen Familienverhältnissen. Familie ist und bleibt eine der wichtigsten Ressourcen, um gut durch die Pandemie zu kommen. Wir merken in der dritten Befragung aber auch, dass das Ende der strikten Kontaktbeschränkungen, die Öffnung der Schulen sowie der Sport- und Freizeitangebote zum psychischen Wohlbefinden und zur Steigerung der Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen beitragen“.

Quelle: Universitäsklinikum Hamburg-Eppendorf/ Pressestelle

Belastungen: Ängstlichkeit, Depression und Stress

Wenn sich auch die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen wieder etwas verbessert hat, fühlen sich immer noch acht von zehn Kindern und Jugendlichen durch die Corona-Pandemie belastet. Das Belastungserleben hatte im Pandemieverlauf zunächst zugenommen und sich nun in der dritten Befragung auf hohem Niveau stabilisiert.

Auch die psychischen Auffälligkeiten sind leicht zurückgegangen. So wiesen etwas weniger Kinder psychische Auffälligkeiten wie Ängstlichkeit und depressive Symptome auf als bei den ersten beiden Befragungen. Es waren aber immer noch etwa zehn Prozentpunkte mehr als vor der Pandemie. Auch psychosomatische Stresssymptome wie Gereiztheit, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit treten im Vergleich zu vor der Pandemie weiterhin deutlich häufiger auf und Kopf- und Bauchschmerzen haben sogar noch einmal leicht zugenommen. 

Quelle: Universitäsklinikum Hamburg-Eppendorf/ Pressestelle

Familie und Schule

In der dritten Befragung berichten die Kinder und Jugendlichen über weniger Streit in der Familie, über weniger schulische Probleme und ein besseres Verhältnis zu ihren Freund:innen im Vergleich zu den Befragungen davor. Schüler:innen, die sich selbst gut strukturieren und planen können, kommen mit den durch die Pandemie veränderten schulischen Anforderungen besser klar. Dennoch bleiben Belastungen in Familie und Schule weiterhin deutlich höher als vor der Pandemie. Trotz geöffneter Schulen erlebt rund die Hälfte der Kinder und Jugendlichen Schule und Lernen weiterhin als anstrengender im Vergleich zu vor Corona.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin

Prof. Dr. Ulrike Ravers-Sieberer

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)