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Deutschland-Barometer Depression 2021

Jeder fünfte Beschäftigte ist schon einmal an Depression erkrankt

Der Deutschland-Barometer Depression untersucht jährlich die Einstellungen und Erfahrungen der deutschen Bevölkerung zum Thema Depression. Er wird durchgeführt von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Der im November 2021 erschienene 5. Bericht zum Themenschwerpunkt Depression und Arbeit zeigt auf, dass bei 20% der Berufstätigen schon einmal eine Depression diagnostiziert wurde. Doch was bedeutet das im Alltag? DAZ blickt auf die Studie.

Stiftung Deutsche Depressionshilfe – 09.11.2021

Volkskrankheit Depression betrifft die meisten Unternehmen

20% der Berufstätigen gaben an, dass bei ihnen schon einmal die Diagnose Depression gestellt worden sei. Weitere 19% der befragten Arbeitnehmer vermuten, schon einmal im Leben an Depression erkrankt gewesen zu sein – bisher jedoch ohne eine ärztliche Diagnose. Einen Suizid oder Suizidversuch eines Kollegen haben bereits 15% der Mitarbeiter erlebt. „Depression ist eine häufige und schwere Erkrankung. Statistisch gesehen gibt es in nahezu jedem Unternehmen depressiv erkrankte Mitarbeiter. Arbeitgeber können viel dazu beitragen, dass betroffene Beschäftigte rascher in eine professionelle Behandlung kommen. Dadurch können neben großem Leid auch Kosten vermieden werden. Unternehmen sollten deshalb dringend Basiswissen und auch Handlungskompetenz zu Depression und Suizidprävention aufbauen“, sagt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt.

Betroffene gehen im Job zurückhaltend mit Erkrankung um

Die Mehrheit der Beschäftigten mit Depression spricht am Arbeitsplatz nicht über die Erkrankung. Ein Drittel der Betroffenen geht hingegen offen im beruflichen Umfeld damit um – mit zumeist positiven Erfahrungen (70%). Jeder Vierte (26%) hatte allerdings das Gefühl, dass durch den offenen Umgang nicht mehr die eigene Leistung, sondern die Erkrankung im Vordergrund stand.

22% der an Depression erkrankten Mitarbeiter berichten von möglichen Anlaufstellen bei psychischen Problemen in ihrer Organisation (u.a. Betriebsarzt, Betriebliche Sozialberatung, Betriebsrat). 30% von ihnen haben derartige Hilfen wirklich in Anspruch genommen – 74 % davon mit guten Erfahrungen. „Menschen mit Depression sind im gesunden Zustand oft Leistungsträger in Unternehmen. Sie reagieren mit großer Dankbarkeit, wenn sie von Seiten des Unternehmens auf verständnisvolle und sachgerechte Reaktionen stoßen“, betont Hegerl. Schulungen von Personalverantwortlichen und Führungskräften und Informationen für alle Mitarbeiter tragen dazu bei, dass Betroffene rascher den Weg in eine professionelle Behandlung finden. Ein neuer Ansatz sind zudem Peer-Beratungen in Unternehmen. Hier bieten Mitarbeiter mit Depressionserfahrung niederschwellige Beratungen für Kollegen an – und das vertraulich z.B. am Telefon oder persönlich außerhalb des Betriebes.

Irrtum: Bevölkerung sieht Ursachen der Depression in Arbeitswelt

Das Deutschland-Barometer Depression zeigt auch, dass die Rolle der Arbeit für die Entstehung von depressiven Erkrankungen überschätzt und gleichzeitig die Bedeutung der Veranlagung unterschätzt wird. Als wichtigste Ursachen für Depression gelten bei den Bundesbürgern 

  • Belastungen am Arbeitsplatz (95%)
  • Konflikte im Job/mit Kollegen (93%)
  • und die dauerhafte Erreichbarkeit (83%).


Dies erklärt, warum 68% glauben, dass Urlaub bei Depression hilft. 63% der Bundesbürger gehen davon aus, dass ausruhen und viel schlafen die Depression lindert. „Das Gegenteil ist der Fall: Langer Schlaf verschlechtert bei den meisten die Depression. Schlafentzug ist dagegen ein etabliertes Behandlungsverfahren in Kliniken. Auch Urlaub lindert die Depression nicht, da die Erkrankung mitfährt.”

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HÄUFIG WIRD ÜBERFORDERUNG ALS URSACHE UND NICHT ALS FOLGE DER DEPRESSION ANGESEHEN.

Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe