pixabay/pexels.de

 

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Wie lassen sich die scheinbaren Gegensätze Angst und Humor miteinander verbinden? Und was hat eine Shampoo Flasche damit zu tun? Ein Perspektivwechsel der besonderen Art.

01.07.2023 – Autorin: Karin Bischof

Ein Gegensatz

Wie es mir im Studium beigebracht wurde, habe ich als Vorbereitung auf dieses Thema die Definition von Humor im Duden nachgeschlagen. Dort stand, Humor ist unter anderem eine gelassene Geisteshaltung und eine fröhliche Stimmung. Als ich das las, war ich kurz erschrocken. Gelassenheit und Fröhlichkeit sind das genaue Gegenteil dessen, was ich über die Angst sagen würde. Wie können da Angst und Humor zusammenkommen? Andererseits musste ich an die vielen skurrilen Situationen denken, in die mich die Angst getrieben hatte und über die ich mit meiner Mutter schon oft lachen konnte. Manchmal liegen Angst und Humor doch nah beieinander.

Ich konnte mich auch an das Gefühl erinnern, gleichzeitig lachen und weinen zu müssen. Ein Gefühl, sich zwar behütet, aber auch schrecklich verletzlich zu fühlen. Dieser Gegensatz ist vielleicht noch schwerer zu ertragen als die Angst selbst.

Ich habe gelernt, in schwierigen Situationen hilft ein Perspektivwechsel. Viele Dinge lassen sich auch von einer anderen Seite betrachten. So nimmt mir meine Angststörung zwar einiges weg, doch mit meiner Mutter manchmal darüber lachen zu können, ist ein großes Geschenk.

Zu diesem Gedanken fand ich im Internet dann diesen Satz: „Wenn dein Leben auf dem Kopf steht, denke an Shampoo Flaschen: Da kommt so auch mehr heraus!“ Das wirkt auf den ersten Blick genauso seltsam wie der Vergleich von Humor und Angst. Auf dem zweiten Blick liegt in diesem Satz aber auch ein interessanter Perspektivwechsel.

Das Bild mit der Shampoo Flasche

Da ich seit meiner Geburt chronisch krank bin, suche ich schon lange einen Weg, mit Krankheiten gelassener umzugehen. Eines Tages wurde mir bewusst, dass ich aufgrund meiner Erkrankungen zwar viele schlechte Erfahrungen machen musste, ich mich aber über die schönen Dinge viel mehr freuen konnte. Die schlechten Erfahrungen hatten mich gelehrt, wie besonders ein schönes Erlebnis ist und das ich es umso mehr genießen sollte. Ich weiß, es gibt diese Philosophie „Ohne Schmerz kein Glück“, doch soweit würde ich nicht gehen. Es ist vielmehr der Versuch, etwas Gutes im Schlechten zu finden oder anders ausgedrückt, der Versuch eines Perspektivwechsels.

Genau das versucht auch der Spruch über die Shampoo Flasche. Angst und schlechte Erlebnisse müssen uns nicht gefallen. Das ist utopisch und sollte niemand von uns verlangen. Doch sie erweitern unsere Perspektive und wenn wir es zulassen, kann das unser Leben voller machen. Genauso wie dieses besondere Lachen mit meiner Mutter, das ansonsten fehlen würde. Es lässt die Schrecken meiner Angststörung nicht verschwinden, aber es bereichert mein Leben. Wie so viele Dinge, die nur wegen oder trotz der Angst entstehen.