So ging das drei Jahre lang, bis ich doch eine neue Stelle fand. Aber dann kamen plötzlich die Zweifel, ob ich der neuen Situation, den neuen Anforderungen auch gewachsen sein würde. Diese Zweifel haben nochmals einen Angstschub ausgelöst. Wie wird die Zukunft, wenn ich versage? Und als es dann, nach einem Jahr, gerade anfing, besser zu werden, wurde ich wieder entlassen und die Ängste kamen massiv zurück. Es gab eine Situation, in der ich eine richtige Panikattacke hatte. Mein Arzt hat mir ein Medikament verschrieben, das ich seitdem nehme. Wahrscheinlich hat es mich vor weiteren Panikattacken bewahrt, aber die Ängste und die Unsicherheit blieben.
In dieser Situation habe ich beschlossen, eine Therapie zu machen, was mir sehr geholfen hat. Ich habe da gelernt, mit den Ängsten umzugehen. Eine Strategie ist es, sich immer klar zu machen, dass man die Zukunft sowieso nicht vorhersehen kann. Man kann Vermutungen anstellen, aber alles kann auch ganz anders laufen. Man sollte sich mehr auf das Heute konzentrieren und das Beste aus der Gegenwart machen statt über die Zukunft zu grübeln. Wichtig ist, sich alle Beispiele vor Augen zu führen, in denen es gut gelaufen ist, die Befürchtungen sich als unbegründet erwiesen. Eine zweite Strategie, aus der Gedankenspirale herauszukommen, ist die Beschäftigung mit anderen interessanten Tätigkeiten und Themen, die einen ablenken, etwa körperliche Aktivität oder mit anderen Leuten etwas unternehmen oder auch nur, sich in ein Buch zu vertiefen.
Es gelang mir schließlich, wieder eine Arbeit zu finden und mit Hilfe der Therapie die Ängste in den Griff zu bekommen. Heute ist meine Situation einigermaßen stabil, aber überwunden sind die Ängste keineswegs. Meine unmittelbare berufliche Zukunft macht mir nach wie vor Sorgen, weil ich das Gefühl habe, in meinem Beruf eher nicht zu den Topleuten zu gehören, sondern zu den weniger Guten. Ich merke z.B. im Gespräch mit anderen, dass die viel mehr Bescheid wissen. Ich denke auch, dass ich zu langsam arbeite, und vermutlich sind einige meiner früheren Beschäftigungen daran gescheitert. Jedenfalls ist mein Selbstbewusstsein in meinem Beruf nicht sehr groß. Und obwohl ich auch Anerkennung bekomme von meinen Vorgesetzten, reicht mir das noch nicht, um mich wirklich sicher zu fühlen.
Versagensängste schon in der Kindheit
Dieses fehlende Selbstbewusstsein schleppe ich schon seit meiner Kindheit mit mir herum. Ich war immer ein sehr schüchternes Kind, was vielleicht auch mit dem frühen Tod meiner Mutter zusammenhängt, so dass ich bei verschiedenen Leuten aufwuchs, bei der Tante, bei der neuen Freundin meines Vaters. Ich bin immer hin und her geschoben worden. Auch in der Schule habe ich zu den Stillen gehört, habe nicht viel gesagt. Außerdem hatte ich immer das Gefühl, dass die anderen sich über mich lustig machen, über meine Gesprächsbeiträge lachen. So hat sich bei mir der Gedanke verfestigt, was ich sage, taugt nichts, ist dumm und unintelligent.