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Schwierigkeiten bei der Therapieplatzsuche

10 Tipps, welche Möglichkeiten du hast

In der aktuellen Zeit einen Platz bei einem Psychotherapeuten zur ambulanten Behandlung zu erhalten, ist nicht immer einfach. Plätze sind begrenzt, Wartelisten füllen sich oder es passt bei einer bereits begonnenen Therapie zwischenmenschlich einfach nicht – es gibt viele Gründe, weshalb psychisch Erkrankte nicht sofort die Hilfe erhalten, welche sie benötigen. Welche Möglichkeiten es alternativ gibt und wie die Suche nach einem Therapieplatz erleichtert werden kann, zeigen euch die folgenden 10 Tipps.

21.07.2022 – Christina Schmidt, Medizinmanagerin

1. Die psychotherapeutische Sprechstunde durch die Terminservicestelle nutzen

Die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung kann innerhalb von vier Wochen einen Termin bei einem psychologischen Psychotherapeuten mit Kassensitz (er darf also gesetzlich versicherte Personen behandeln) vermitteln. In dieser psychotherapeutischen Sprechstunde findet eine erste Beratung statt, es können wichtige Informationen gegeben und der individuelle Behandlungsbedarf geklärt werden.
Aber Vorsicht: Dieser Termin ist keine Garantie dafür, dass ihr in dieser Praxis auch einen festen Therapieplatz erhalten könnt. Leider sind hierfür die Kapazitäten oft nicht vorhanden. Außerdem handelt es sich in der Sprechstunde um einen fest zugeordneten Therapeuten, einen verbindlichen Termin, welcher auch in die Schul- oder Arbeitszeit fallen kann. Außerdem muss unter Umständen ein etwas weiterer Anfahrtsweg in Kauf genommen werden.

2. Bei akuten Krisen: Akutbehandlung möglich

Sollte eine akute Krise vorliegen, kann der Psychotherapeut aus der psychotherapeutischen Sprechstunde eine schriftliche Bescheinigung ausstellen mit der Empfehlung, dass eine Akutbehandlung nötig ist. In dieser sollst du entlastet und stabilisiert werden. Bis zu 12 Sitzungen mit je 50 Minuten Behandlungszeit sind dann ohne Beantragung bei der Krankenkasse möglich. Der Psychotherapeut muss deine Krankenversicherung lediglich über die Akutbehandlung informieren. Einen Termin zur Akutbehandlung erhältst du ebenfalls über die Terminservicestelle. Allerdings ist vor der Akutbehandlung oft ein Besuch beim Haus- oder Facharzt erforderlich, damit eine körperliche Erkrankung als Ursache für die Probleme ausgeschlossen werden kann.

3. Digitale Gesundheitsanwendungen zur Überbrückung nutzen

Bei den digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) handelt es sich um Medizinprodukte, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zertifiziert wurden und von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden. Ärzte und Psychotherapeuten können diese verordnen, um dich bei der Behandlung der Erkrankung zu unterstützen. Inzwischen sind auch einige Anwendungen auf dem Markt, welche auf Angststörungen spezialisiert sind. 
Hier kannst du dich über die unterschiedlichen Angebote informieren: https://diga.bfarm.de/de

4. Lass dich auf alle Wartelisten setzen

Viele Therapeuten führen eine Warteliste, um Patienten auf längere Sicht einen Platz anbieten zu können. Lass dich auf so viele Listen setzen wie möglich, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, schneller einen Platz zu erhalten.

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Warte nicht zu lange,

bis du dir Hilfe holst!

5. Webseiten und Tools zur Suche nach Therapeuten

Um die Suche zu erleichtern, gibt es einige hilfreiche Websites und Tools, welche Kontaktadressen von psychologischen Psychotherapeuten zur Verfügung stellen:

  • Therapie.de: Anhand verschiedener Kriterien und der Eingabe des eigenen Wohnortes werden psychologische Psychotherapeuten angezeigt und können direkt kontaktiert werden.
  • Kassenärztliche Vereinigungen: Auf der Website der Kassenärztlichen Vereinigung eures Bundeslandes könnt ihr ebenfalls Psychotherapeuten suchen.
  • Krankenkassen: Wenn du einen Therapeuten suchst, kannst du auch deine Krankenkasse kontaktieren. Diese haben oft eine Liste mit Psychotherapeuten, welche einen Kassensitz haben.
 
6. Warte nicht zu lange, bis du dir Hilfe holst

Sätze wie „Anderen geht es viel schlechter als mir“, „Ich habe keine Zeit für eine Therapie“, „So krank bin ich doch gar nicht“ kennen sicher einige von uns, auch, wenn professionelle Hilfe eigentlich schon dringend benötigt wird. Daher warte nicht zu lange, bis du dir Hilfe holst. Ein erster Ansprechpartner bei Symptomen einer psychischen Erkrankung kann der Hausarzt sein. Schließt dieser eine körperliche Erkrankung aus, solltest du nicht warten, dir therapeutische Unterstützung zu suchen. Denn du bist es wert, dass dir geholfen wird.

7. Hole dir Unterstützung bei der Suche

Die Suche nach einem Therapieplatz kann oft frustrierend, anstrengend und möglicherweise auch beängstigend sein. Der Weg ist oft steinig. Daher darfst du dir gerne auch Unterstützung bei Familie und Freunden suchen. Vielleicht können sie dir helfen, weitere Kontaktadressen herauszusuchen. Oder dir fällt aufgrund deiner Ängste das Telefonieren schwer? Möglicherweise können sie das Telefonat mit dir gemeinsam führen oder vorab einen Gesprächsleitfaden anlegen mit einer Zusammenfassung, was du sagen möchtest. 
Aber auch, wenn du länger auf einen Platz warten musst, ist es sehr wertvoll, durch nahestehende Personen Unterstützung zu erfahren und mit deinen Sorgen und Ängsten nicht allein zu sein.

8. Ambulanzen nutzen

Einige Institute haben Ambulanzen, in denen Psychologiestudenten nach ihrem Hochschulabschluss die mehrjährige Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten absolvieren können. Hier können sie unter Supervision durch erfahrene Therapeuten ihre eigenen Patienten behandeln. Oft ist aufgrund der hohen Anzahl von Therapeuten in Ausbildung dort die Wartezeit kürzer.

9. Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen

Beide ersetzen keine Psychotherapie, können aber eine Unterstützung bieten, während man auf einen Therapieplatz wartet (und nach Ende der Therapie). Selbsthilfegruppen für Angsterkrankungen könnt ihr über nakos.de oder über die Gruppensuche der Deutschen Angsthilfe finden.

10. Hilfe erhalten in Notfällen

Solltest du dich in einer akuten Krise befinden und benötigst sofort professionelle Hilfe, kannst du dich in Deutschland an folgende Nummern wenden:

  • Telefonseelsorge: 0800 1110111 oder 0800 1110222, alternativ auch per Mail oder Chat
  • Nummer gegen Kummer: Kinder und Jugendliche wählen die 116111, Eltern die 0800 1110550
  • Bei Situationen, in welchen du oder andere gefährdet sind, wählst du den Notruf 112 oder 110
  • U25 Deutschland sowie die Jugendnotmail beraten kostenlos per Mail