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Sheldon, Leonard, Penny und Co.

Wie die Big-Bang-Theory mich durch meine Angststörung begleitete

28.07.2023 – Autorin: Melanie

Als das Leben stehenblieb

Im April 2018 stoppte mein Leben plötzlich – hatte ich Anfang des Jahres noch in den Vorlesungen meines ersten Studiensemesters gesessen und Zeit mit Freunden verbracht, so konnte ich eines Morgens das Haus nicht mehr verlassen. Herzrasen, Übelkeit, schlaflose Nächte und ein extremes Engegefühl im Hals überfielen mich. Anfangs dachte ich, ein etwas untypischer Infekt hat mich erwischt und ich bin in ein paar Tagen wieder fit. Während die Angst sich die Hände rieb und dachte „Guter Witz.“ Mithilfe meines Hausarztes wurde schnell klar, dass die Unterstützung einer Psychotherapie nötig ist, damit ich aus der dauerhaften Anspannung einen Weg finde und meinen Alltag wieder meistern kann – inklusive, das Haus einmal wieder ohne Panik verlassen zu können.

Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich meilenweit davon entfernt, ein normaler Mensch zu sein und am normalen, alltäglichen Leben teilzunehmen. Während der Sommer einkehrte, das neue Semester begann und alle um mich herum weiterlebten, blieb für mich alles in einem Zustand stehen, in dem ich selbst nicht ganz wusste, wie mir geschieht. Tagsüber war ich erschöpft und gleichzeitig voller Angst und Anspannung, nachts plagten mich Träume und Schlaflosigkeit.

Charaktere fast wie Freunde

Als ich eines Nachmittags wieder diverse Streaminganbieter durchsuchte nach einer Serie, welche mich nicht triggert, mir aber die Möglichkeit bietet, einen Moment von meinem Angstalltag abzuschalten, stieß ich auf „The Big Bang Theory“. Solche Serien hatte ich vorher noch nie geschaut, sie sprachen mich nicht an. Aufgrund meiner Langeweile zuhause gab ich einer Folge eine Chance – und ahnte nicht, dass mich die Serie noch heute begleitet und mein sicherer Hafen ist in Momenten, in denen die Angst über mich herfällt.

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Nach einigen Folgen hatte mich die Begeisterung gepackt – nicht unbedingt aufgrund der spannenden Handlung, aber der Humor gefiel mir. Besonders deshalb, weil einige der Charaktere selbst psychische Probleme haben, mit denen ich mich oft identifizieren konnte: Leonard, der unter Verlustängsten leidet, Sheldon, der mit Veränderungen nicht gut klarkommt, oder Howard, der nach eigenen Aussagen mit Hypochondrie zu tun hat. Plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr so einsam, auch wenn ich wusste, dass es sich um Persönlichkeiten handelt, die lediglich für die Serie geschaffen wurden. Ich rettete mich in den Humor der Figuren, schmunzelte des Öfteren und spürte eine angenehme Verbindung zu der Serie. Lag ich nachts mit Herzklopfen und von Übelkeit geplagt stundenlang wach, schaltete ich den Fernseher ein, ließ mich berieseln und schaffte es irgendwann, unter den Gesprächen der Hauptcharaktere wieder einzuschlafen.

Inzwischen habe ich die zwölf Staffeln bestimmt mehr als fünfmal durchgeschaut. Wann immer ich angespannt oder gestresst bin oder das Bedürfnis habe, einen Moment aus dem Alltag zu flüchten, schalte ich wieder und wieder diese Serie an. Die Folgen fühlen sich vertraut an, die Charaktere fast wie Freunde, die einem das Gefühl geben, nicht alleine zu sein – auch, wenn der Hauptaugenmerk der Serie nicht Themen rund um psychische Erkrankungen sind.

Mitlachen – und sich besser fühlen

Für mich besonders wertvoll ist der humorvolle Umgang mit den einzelnen psychischen Störungen. Meistens gestaltet es sich eher schwierig, einer Angsterkrankung etwas Positives, geschweige denn Humorvolles abzugewinnen. Doch in diesen Momenten konnte ich sogar über einige Aussagen mitlachen – während meine Ängste ziemlich genervt in der Ecke saßen und schmollten.

Ich glaube, in den sozialen Medien wird diese Liebe zu einer bestimmten Serie oft „Komfort-Serie“ genannt – und das trifft es für mich ziemlich gut. Mich hat die Serie durch alle Höhen und Tiefen begleitet und immer dafür gesorgt, dass ich mich ein wenig besser fühle. Natürlich handelt es sich hierbei um keinen therapeutischen Ansatz, aber in den Momenten, in denen mir einfach die Energie fehlte, der Angst aktiv zu begegnen, schaffte ich es wenigstens, alles etwas erträglicher zu machen und mich wohler zu fühlen. Und so habe ich gelernt – Humor kann auch in dunklen Stunden helfen. 😊